WKN:
A1K020
ISIN:
DE000A1K0201
Straße, Haus-Nr.:
Johannisberg 7,
D-42103 Wuppertal, Deutschland
Telefon:
+49 (0)202 / 24820 - 0

Internet: www.gesco.de

IR Ansprechpartner:
Herr Peter Alex
[email protected]
+49 (0)202 / 24820 - 18
Interview Dr. Eric Bernhard (Vorstandsvorsitzender der GESCO AG) - "Beim Ergebnis bestehen dabei gute Chancen, den oberen Rand der prognostizierten Bandbreite zu erreichen."
Jüngst hat die GESCO AG ihre Zahlen für das erste Quartal 2017/2018 (01.04.- 30.06.) vorgelegt. Der Berichtszeitraum umfasst operativ die Monate Januar bis März der Tochtergesellschaften. Der Auftragseingang legte um erfreuliche 21,3 Prozent auf 148,7 (Vorjahr: 122,5) Mio. Euro zu. Die Erlöse erhöhten sich ebenfalls kräftig um 17,5 Prozent auf 133,4 (113,6) Mio. Euro. Auch bereinigt um die erstmals in die Gewinn- und Verlustrechnung einfließende Pickhardt & Gerlach-Gruppe (PGW) belief sich der Anstieg beim Auftragseingang immer noch auf 13,0 Prozent und der Umsatzzuwachs auf 9,3 Prozent.

Die aus der höheren Auslastung resultierenden Skaleneffekte ließen das EBITDA überproportional um knapp zwei Drittel auf 17,5 (10,6) Mio. Euro vorankommen. Die Abschreibungen nahmen aufgrund der planmäßigen Abschreibungen auf Kaufpreisallokationen im Zusammenhang mit der PGW-Übernahme auf 6,6 (5,1) Mio. Euro zu. Dennoch konnte das EBIT von 5,4 auf 10,9 Mio. Euro mehr als verdoppelt werden. Bei einer um einen Prozentpunkt auf 36,5 (35,5) Prozent gestiegenen Steuerquote und erhöhten Anteilen Dritter wies GESCO schließlich beim Periodengewinn ein kräftiges Plus von fast 110 Prozent auf 5,6 (2,7) Mio. Euro aus. Aufgrund der Ende März vollzogenen 10-prozentigen Kapitalerhöhung kletterte das Ergebnis je Aktie leicht unterproportional auf 0,52 (0,27) Euro.

Über das laufende Geschäftsjahr 2017/2018 sowie die weiteren Perspektiven des Unternehmens sprach Alexander Langhorst von GSC Research mit dem Vorstandsvorsitzenden Dr. Eric Bernhard.



Dr. Bernhard: „Beim Ergebnis bestehen dabei gute Chancen, den oberen Rand der prognostizierten Bandbreite zu erreichen.


GSC Research:
Ganz aktuell haben Sie die Zahlen für das erste Quartal im laufenden Geschäftsjahr 2017/18 (30.03.) vorgelegt. Hand aufs Herz, wie zufrieden sind Sie mit den Ergebnissen?

Dr. Bernhard: Der Start ins laufende Jahr ist lebhaft verlaufen und insbesondere mit der Verdopplung beim Quartalsergebnis haben wir einen sehr guten Wert erzielt. Dies verdanken wir sowohl ersten Ergebnisbeiträgen unserer im letzten Jahr verabschiedeten Portfoliostrategie 2022 als auch einer positiveren Geschäftstätigkeit in der Investitionsgüterindustrie. Bei aller Freude über die gute Geschäftsentwicklung muss aber beachtet werden, dass man den Verlauf des ersten Quartals nicht linear aufs Gesamtjahr hochrechnen kann. Grund hierfür ist eine erwartungsgemäß etwas nachlassende Dynamik bei einigen Tochtergesellschaften in der zweiten Jahreshälfte.

GSC Research: Lassen Sie uns kurz einen Blick zurückwerfen auf die im Februar bekanntgegebene Veräußerungsabsicht bei der Tochtergesellschaft Protomaster, die in den letzten Jahren immer wieder Sorgen bereitet hat. Eine solche Verkaufsankündigung ist doch eher ungewöhnlich für GESCO. Nach welchen Kriterien treffen Sie eine solche Entscheidung?

Dr. Bernhard: Wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht und, wie Sie wissen, haben wir in den vergangenen Jahren auch verschiedene Maßnahmen ergriffen, um Protomaster operativ wieder auf die Spur zu helfen. Leider hat sich gezeigt, dass die Maßnahmen nicht so greifen wie erhofft. Daher hatten wir bereits gegen Ende des letzten Geschäftsjahres entschieden, Protomaster zum Verkauf zu stellen. Aktuell befinden wir uns mit etwa einer Hand voll potenzieller Investoren in Gesprächen. Eine Prognose, wann und wie diese zu einem Abschluss kommen, wäre jedoch verfrüht.

GSC Research: Bestehen für den Fall einer Veräußerung denn noch "Risiken in der Bilanz"?

Dr. Bernhard: Nach gegenwärtiger Einschätzung sehen wir diese nicht. Mit der Bekanntgabe der Veräußerungsabsicht haben wir entsprechende bilanzielle Vorsorge getroffen.

GSC Research: Sehen Sie nicht das Risiko, dass Abgaben aus dem Portfolio auch Zweifel bei potenziellen Verkäufern an der Langfristigkeit der GESCO-Absichten wecken könnten?

Dr. Bernhard: Sicherlich ist es immer ein erklärungsbedürftiger Vorgang, wenn ein Unternehmen wie GESCO sich von einer Beteiligung trennt. Aber auch im Fall Protomaster sind wir ja unserem langfristigen Ansatz treu geblieben und haben vieles versucht, um die Tochtergesellschaft im GESCO-Verbund zukunftsfähig aufzustellen. Letztlich gehört es immer zum unternehmerischen Handeln, dass Entwicklungen auch einmal gegen einen laufen und man sich dann doch von einem Unternehmen trennen muss. Diese Einschätzung wird übrigens auch im Markt geteilt, wie uns das Feedback und die Reaktionen von Investoren, aber auch von Unternehmern zeigen, mit denen wir im Gespräch sind.

GSC Research:
Sie haben zu Beginn des Jahres 2017 die Übernahme der Pickhardt & Gerlach-Gruppe bekanntgegeben. Was ist aus Ihrer Sicht besonders spannend an diesem Portfolioneuzugang?

Dr. Bernhard: Bei Pickhardt & Gerlach handelt es sich um eine klassische Nachfolgethematik. Operativ ist das Unternehmen europaweit führend in der Veredelung von Bandstahl und verfügt über eine breit diversifizierte Kundenbasis in verschiedenen Branchen. Damit haben wir unser Segment Ressourcen-Technologie um einen echten Hidden Champion erweitert, der das Portfolio stärkt und robuster macht, zumal das Unternehmen in den letzten Jahren eine recht geringe Konjunkturanfälligkeit gezeigt hat.

GSC Research: Welche Chancen der Weiterentwicklung sehen Sie für Pickhardt & Gerlach als Unternehmen der GESCO-Gruppe?

Dr. Bernhard:
Mit einem Jahresumsatz von 30 Mio. Euro ist Pickhardt & Gerlach eine größere Tochtergesellschaft, bei der noch weitere Chancen für organisches Wachstum und für eine weitere Internationalisierung des Geschäfts bestehen. Zudem erwarten wir noch positive Effekte aus der Einbindung in die GESCO-Gruppe und dem Transfer von bestimmtem Know-how im kaufmännischen und organisatorischen Bereich. Wie bei Akquisitionen üblich, steuert Pickhardt & Gerlach in den ersten ein bis zwei Jahren nach dem Erwerb jedoch nur einen kleinen Teil seiner Ertragskraft zum Konzernergebnis bei, weil die planmäßigen Abschreibungen der aus der Kaufpreisallokation resultierenden Konsolidierungsmehrwerte das Konzernergebnis belasten.

GSC Research: Mit der Dörrenberg-Gruppe ist GESCO schon recht stark im Bereich Stahl vertreten. Sehen Sie hier keine Risiken durch eine zu hohe Gewichtung?

Dr. Bernhard: Grundsätzlich liegen Sie mit Ihrer Einschätzung richtig und die Tochtergesellschaft Dörrenberg ist umsatzseitig das größte Unternehmen im Portfolio. Allerdings täuscht der Eindruck etwas, da Dörrenberg letztlich in vier unterschiedlichen Geschäftsbereichen tätig ist und diese auch theoretisch als einzelne Tochtergesellschaften geführt werden könnten. Auch entwickeln sich die vier Geschäftsfelder bei Dörrenberg jeweils unabhängig voneinander, so dass schon in dieser Tochter ein gewisser Ausgleich von Zyklen stattfindet.

Auch wenn wir uns natürlich damit befassen, welche Gewichtungen einzelne Tochtergesellschaften oder Segmente haben, gibt es bei uns keine angestrebten Größengrenzen. Sicherlich wird man von Zeit zu Zeit sehen müssen, ob die Strukturierung noch zur Gesamtgröße des Portfolios passt. Entscheidend ist für uns aber, dass die Tochtergesellschaften strategisch passen und über entsprechende Wachstumspotenziale verfügen. Die Frage, ob damit ein Segment möglicherweise ein gewisses Übergewicht bekommt, ist für uns – und ich denke das sehen auch die Investoren so – dann eher zweitrangig.

GSC Research: Im vergangenen Geschäftsjahr 2016/17 ist die Pickhardt & Gerlach-Übernahme die einzige Akquisition gewesen. Es ist immer wieder zu hören, dass die geforderten Preise von der Verkäuferseite zu hoch ausfallen. Wie stellt sich die Situation für GESCO hier dar?

Dr. Bernhard:
Der Markt für Unternehmen ist nach wie vor ein Verkäufermarkt. Die Zinsen sind anhaltend niedrig, und es drängen immer mehr potenzielle Investoren auf den Markt, was zusätzlich die Preise nach oben treibt. Diese Effekte zeigen sich insbesondere bei Transaktionen, die über Auktionsverfahren abgewickelt werden. Dort werden zum Teil schon sehr sportliche Multiples aufgerufen.

GSC Research:
Wie gelingt es Ihnen, interessante Targets zu vernünftigen Preisen im Markt aufzuspüren und wie setzen Sie sich dabei gegen Mitbewerber durch?

Dr. Bernhard: GESCO setzt weiterhin auf das vorhandene Netzwerk und auch den direkten Kontakt zu Unternehmern. Im vergangenen Jahr haben wir unser Vorgehen um einen neuen proaktiven Ansatz ergänzt. Dabei identifizieren wir Unternehmen anhand klar definierter Kriterien, recherchieren ihre mögliche Passgenauigkeit zu unseren Segmenten, ihre Historie und mögliche Zukunftspotenziale und sprechen sie aktiv an. Das Echo ist ausgesprochen positiv, der neue Ansatz hat bereits zu einer Reihe von Erstkontakten geführt. Auf diese Weise haben wir einen sehr frühen Zugang zu potenziellen zukünftigen Zielunternehmen. Und der Verkauf seines Unternehmens ist zumeist ein sehr emotionales Thema für den potenziellen Veräußerer, hier punkten wir auch mit unserer auf Langfristigkeit und kontinuierliche Weiterentwicklung der Töchter ausgerichteten Strategie.

GSC Research: In den vergangenen Monaten waren viele geopolitische Störfaktoren zu verzeichnen. Wie wirken sich diese denn in harten Zahlen bei Ihren Portfoliounternehmen aus?

Dr. Bernhard:
Zweifelsohne könnte die Meldungslage in den Nachrichten besser aussehen. Naturgemäß führt dies auch zu gewissen Unsicherheiten bei den Kunden, aber die Vertriebsarbeit der vergangenen Monate führte zu erfreulichen Auftragseingängen. Positiv ist auch, dass die Auftragsreichweiten bei einigen Tochtergesellschaften inzwischen wieder rund ein Jahr betragen, was für eine robuste Nachfrage nach den Produkten unserer Unternehmen spricht.

GSC Research: Wie zufrieden sind Sie mit der Entwicklung Ihrer einzelnen Segmente im jetzt laufenden Jahr?

Dr. Bernhard: Die drei Segmente Produktionsprozess-Technologie, Ressourcen-Technologie sowie Gesundheits- und Infrastruktur-Technologie konnten zweistellige Zuwächse beim Auftragseingang generieren. Lediglich im Segment Mobilitäts-Technologie waren noch rückläufige Kennzahlen zu verzeichnen; die Teilelieferung in die Serie entwickelte sich dynamisch, während das Geschäft im Großwerkzeugbau im ersten Quartal noch verhalten war. Für das Gesamtjahr erwarten wir in diesem Segment wie auch in den Segmenten Produktionsprozess-Technologie und Ressourcen-Technologie eine Ergebnissteigerung gegenüber dem Vorjahr. Lediglich beim Segment Gesundheits- und Infrastruktur-Technologie erwarten wir eine stabile Ergebnisentwicklung, weil dort Aufwände für Erweiterungsprojekte ergebniswirksam werden.

GSC Research: Wie entwickelt sich aktuell das Geschäft?

Dr. Bernhard: Mit den Zahlen zum ersten Quartal haben wir auch bereits die Auftragseingangs- und Umsatzentwicklung der Tochtergesellschaften für die Monate April bis Juni 2017 gemeldet. Der positive Jahresauftakt hat sich weiter fortgesetzt. Während der Auftragseingang mit rund 128 Mio. Euro auf dem Niveau des Vorjahres von 127,8 Mio. Euro lag, konnten die Umsätze deutlich auf etwa 131 (115,1) Mio. Euro zulegen.

GSC Research:
Kommen wir zum Ausblick auf das jetzt laufende Jahr 2017/18. Worauf dürfen sich Ihre Investoren einstellen?

Dr. Bernhard: Die anlässlich unserer Bilanzpressekonferenz am 29. Juni 2017 abgegebene Prognose möchte ich ausdrücklich bestätigen. Auf der Umsatzseite gehen wir von einer Bandbreite zwischen 510 und 530 Mio. Euro aus. Der Konzernjahresüberschuss nach Anteilen Dritter soll zwischen 17 und 18 Mio. Euro liegen. Beim Ergebnis bestehen dabei gute Chancen, den oberen Rand der prognostizierten Bandbreite zu erreichen.

GSC Research:
An der Börse wird ja bekanntermaßen die Zukunft gehandelt, daher interessieren besonders die mittelfristigen Wachstumsperspektiven von GESCO. Wo sehen Sie das Unternehmen auf Sicht von fünf Jahren bei Umsatz und Ergebnis?

Dr. Bernhard:
Mit unserer im vergangenen Jahr aufgesetzten Portfolio-Strategie 2022 haben wir auf die seit 2012/13 etwas verloren gegangene Dynamik reagiert. Ziel unserer Strategie war es, die GESCO-Gruppe wieder nachhaltig auf den Weg des profitablen Wachstums zurückzuführen. Eine Umsatzgrößenordnung haben wir nicht definiert, da neben organischem Wachstum auch bis zu drei Hidden Champions pro Jahr erworben werden sollen. Beim Ergebnis wollen wir auf Konzernebene ein EBIT von 8 Prozent nachhaltig erreichen. Die hierzu notwendigen Maßnahmen in den Beteiligungen haben wir nicht nur identifiziert – sie sind vielmehr schon längst in Umsetzung.

GSC Research: Aus Investorensicht erfreulich ist der Umstand, dass die GESCO-Aktie auf Basis der für das vergangene Geschäftsjahr vorgeschlagenen Dividende von 0,35 Euro immer noch eine anständige Rendite von 1,3 Prozent bietet. Sehen Sie in der Zukunft noch Luft nach oben bei der Ausschüttungsquote?

Dr. Bernhard: Seit vielen Jahren verfolgen wir unsere Dividendenpolitik, rund 40 Prozent des operativ erwirtschafteten Konzernergebnisses an die Aktionäre auszuschütten. Auch unser aktueller Dividendenvorschlag für die Hauptversammlung am 31. August 2017 orientiert sich an diesem Wert. Unter Beibehaltung unserer langjährigen Dividendenpolitik ergibt sich aus unserer aktuellen Prognose für das Geschäftsjahr in der Tat das Potenzial für eine deutliche Steigerung des Dividendenvorschlags an die Hauptversammlung im nächsten Jahr.

GSC Research: Positiv bewerten Investoren in der Regel ja auch Aktiensplits, so wie GESCO diesen im Verhältnis 1:3 (d.h. aus einer alten sind drei neue GESCO-Aktien geworden) kurz vor Jahresende 2016 umgesetzt hat. Können Sie nach etwa einem halben Jahr nach Umsetzung schon ein erstes Fazit ziehen, wie dieser Schritt bei den Investoren angekommen ist?

Dr. Bernhard:
In der Vergangenheit sind wir immer wieder von Investoren angesprochen worden, dass die Aktie bei Kursen von über 60 Euro „zu schwer“ sei. Ausgehend davon haben wir dann im vergangenen Jahr den Split vorgeschlagen und kurz vor Jahresende 2016 auch börsentechnisch umgesetzt. Positiv ist festzustellen, dass die Umsätze in der Aktie in Euro im ersten Quartal 2017 um rund 75 Prozent höher lagen als im vierten Quartal 2016. Ob das aber jetzt allein am Aktiensplit liegt oder aber auch Effekte wie die Kapitalerhöhung im März 2017 und die insgesamt wieder gestiegene Zuversicht der Investoren für die GESCO-Aktie hier eine Rolle spielen, ist für uns nicht ersichtlich.

GSC Research:
Herr Dr. Bernhard, vielen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg.



Veröffentlichungsdatum: 30.08.2017 - 14:45
Redakteur: ala
© 1998-2024 by GSC Research GmbH Impressum Datenschutz