Unlängst legte die im SDAX notierte GESCO AG ihr Zahlenwerk für das abgelaufene Geschäftsjahr 2012/2013 (31.03.) vor. Trotz einer gewissen Beruhigung im zweiten Halbjahr verlief das Geschäft bei den meisten Unternehmen der Gruppe weiterhin auf einem recht hohen Niveau. Durch den Zukauf von drei Unternehmen konnte das bestehende Portfolio weiter ausgebaut werden, von einer Beteiligung hat man sich im Berichtsjahr getrennt.
Mit 439,4 Mio. Euro bewegte sich der Auftragseingang annähernd auf dem Niveau des Vorjahres, der Konzernumsatz kletterte um 6,0 Prozent auf 440,4 (Vj. 415,4) Mio. Euro. Bei einem EBIT von 37,3 (39,1) Mio. Euro konnte ein Konzernergebnis nach Anteilen Dritter in Höhe von 20,9 (22,5) Mio. Euro erwirtschaftet werden, dies entspricht einem Ergebnis je Aktie von 6,30 (7.40) Euro. Hierbei ist die im Vorjahr geringere gewichtete Aktienzahl zu beachten. Die Aktionäre sollen in Form einer Dividende in Höhe von 2,50 Euro nach der Rekorddividende von 2,90 Euro im Vorjahr am Unternehmenserfolg beteiligt werden.
Über das abgelaufene Geschäftsjahr, den Ausblick für 2013/2014 sowie die weiteren Perspektiven des Unternehmens sprach Alexander Langhorst von GSC Research mit den beiden Vorstandsmitgliedern Dr. Hans-Gert Mayrose und Robert Spartmann.
Dr. Mayrose: “2013/2014 wird ein Übergangs- und Investitionsjahr”.
GSC Research: Herr Dr. Mayrose Sie haben jüngst die Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr 2012/2013 (31.03.) vorgelegt. Wie zufrieden sind Sie mit dem Erreichten?
Dr. Mayrose: Mit den vorgelegten Zahlen haben wir unsere Prognose für 2012/2013 leicht übertroffen, und das drittbeste Ergebnis in der Geschichte der GESCO AG erwirtschaftet. Dass es nach dem Rekordjahr 2011/2012 zu einem gewissen Rückgang insbesondere beim Ergebnis kommen wird. haben wir erwartet. Insofern sind wir mit dem Geschäftsjahresverlauf nicht unzufrieden.
GSC Research: Auffallend beim Blick auf die Zahlen ist insbesondere der Ergebnisrückgang im Jahresvergleich. Was sind hier die Hintergründe?
Dr. Mayrose: Auf der Ergebnisseite haben sich in 2012/2013 verschiedene Effekte niedergeschlagen. Zum einen müssen wir bedenken, dass wir es in 2011/2012 mit einem außergewöhnlich starken Marktumfeld zu tun hatten und hier der Wunsch der Kunden nach der Belieferung teilweise so stark gewesen ist, dass preisliche Erwägungen eine eher sekundäre Rolle gespielt haben. Durch die eingetretene konjunkturelle Beruhigung hat sich die Margensituation im Vergleich zum Vorjahr wieder normalisiert, da bei den Kunden das Kostenbewusstsein wieder in den Vordergrund getreten ist. Weitere Effekte waren gestiegene sonstige betriebliche Aufwendungen sowie eine gestiegene Personalaufwandsquote.
Spartmann: Zudem ist zu beachten das im Zahlenwerk 2011/2012 ein positiver Einmaleffekt in Höhe von rund 0,7 Mio. Euro enthalten war, der sich im laufenden Geschäftsjahr so nicht wiederholt hat.
GSC Research: Inwieweit machen sich auf der Ergebnisseite auch die getätigten Zukäufe in 2012/2013 bemerkbar?
Spartmann: Bei unseren Zukäufen verfolgen wir bei GESCO seit jeher eine eher konservative Bilanzpolitik. Es ist erklärte Strategie des Unternehmens, den Goodwill in der Bilanz möglichst gering zu halten und ein gesundes Verhältnis zwischen Fremd- und Eigenkapital vorzuweisen. So beläuft sich der Goodwill auch nach den Akquisitionen auf lediglich 7,4 Prozent des Eigenkapitals – was für eine Gesellschaft unserer Struktur einen sehr niedrigen Wert darstellt.
Aufgrund der Effekte der Erstkonsolidierung steuern die neu erworbenen Unternehmen in den ersten beiden Jahren nach dem Erwerb noch nicht ihren vollen Ergebnisbeitrag zum Konzernergebnis bei. In dieser Phase befinden wir uns aktuell.
GSC Research: Können Sie unseren Lesern ein Gefühl dafür vermitteln, ab wann die neu hinzugekommen Unternehmen voll zum Ergebnis beitragen?
Spartmann: Das wird im Wesentlichen ab dem kommenden Geschäftsjahr 2014/2015 der Fall sein.
GSC Research: Danke für die Erläuterung dieses Effekts. Bleiben wir beim Thema Akquisitionen. Nach einer längeren Pause haben Sie in den vergangenen Monaten mit gleich vier Übernahmen doch “kräftig zugeschlagen”. Geht es in diesem Tempo jetzt weiter?
Dr. Mayrose: Nein, sicherlich werden Sie in den kommenden Monaten nicht noch einmal vier Übernahmen sehen. Wenngleich wir nach wie vor mit potenziellen Akquisitionsobjekten in Gesprächen sind und auch weiterhin Angebote hereinkommen, dürfte sich die Akquisitionstätigkeit in den nächsten Monaten doch wieder deutlich verlangsamen. Die zuletzt recht hohe Zahl an Übernahmen hat aus unserer Sicht im Wesentlichen zwei Ursachen. Zum einen war die konjunkturelle Entwicklung hilfreich: Verkaufswillige Unternehmer konnten mit den Jahresabschlüssen 2010 und 2011 zwei gute Jahre vorweisen, und der allgemeine konjunkturelle Ausblick war Anfang 2012 weder zu euphorisch noch zu negativ. Vor diesem Hintergrund waren die Preisvorstellungen von Käufer und Verkäufer eher in Einklang zu bringen. Zum anderen waren unter den erworbenen Unternehmen auch solche, mit denen wir bereits vor der 2009er Krise im Gespräch waren. Man hat also nicht bei Null angefangen.
GSC Research: Jüngst war von der Deutschen Beteiligungs AG zu vernehmen, dass man sich dort künftig auch mit Restrukturierungsfällen beschäftigen will, da am Markt die Nachfolgethemen nicht in ausreichender Zahl verfügbar sind. Ist dies auch eine Alternative für GESCO ?
Dr. Mayrose: Auch wenn sich das Umfeld für mittelständische M&A-Transaktionen in den vergangenen Monaten beruhigt hat, stehen doch weiterhin Unternehmen im Rahmen von Nachfolgethemen zum Verkauf. Sicherlich ist es so, dass ab einer bestimmten Unternehmensgröße die Zahl der potenziellen Erwerber steigt und auch Private Equity Häuser hier aktiver geworden sind. Die GESCO AG ist definitiv keine Sanierungsgesellschaft.
GSC Research: In der Vergangenheit war es immer erklärte Strategie von GESCO pro Jahr zwischen einem und drei Unternehmen hinzuzukaufen. Wollen Sie dies auch in der Zukunft so fortsetzen?
Dr. Mayrose: Diese Frage kann ich mit einem klaren “Ja” beantworten. An dieser Zielsetzung halten wir im Grundsatz weiterhin fest. Der Erwerb von vier Unternehmen innerhalb weniger Monate war sicher ein Sonderfall. Dabei hatten wir zudem den großen Vorteil, dass bei keinem dieser Zukäufe eine akute Nachfolgeregelung auf der Geschäftsführungsebene zu lösen war, da in allen Fällen mindestens einer der Geschäftsführer weiter mit an Bord bleibt.
GSC Research: Bei aktuell 17 Beteiligungen stellt sich natürlich die Frage, wie viele weitere Übernahmen Sie in Ihrer derzeitigen Struktur noch umsetzen können, bevor auch auf Ebene der Holding eine Ausweitung der vorhandenen Kapazitäten erforderlich wird.
Dr. Mayrose: Insgesamt sind wir auf Ebene der Holding sehr schlank aufgestellt. Aktuell haben wir uns dort mit einem Mitarbeiter verstärkt, der sich um unsere Beteiligungen kümmert. In der aktuellen Struktur können wir nach unserer Einschätzung 23 bis 25 Unternehmen betreuen. Zu den dann folgenden Schritten gibt es schon Überlegungen und Ansätze, aber noch haben wir einen gewissen Weg bis dorthin zu gehen.
GSC Research: Kommen wir von den Investitionen in neue Unternehmen zu den Investitionen in das bestehende Portfolio. Hier haben Sie für das laufende Geschäftsjahr ein Rekordvolumen von 30 Mio. Euro vorgesehen. Was sind die Hintergründe hierfür?
Spartmann: Wir wollen das laufende Jahr 2013/2014 nutzen, um die GESCO-Gruppe für die Zukunft und die sich bietenden Wachstumschancen optimal aufzustellen. Daher werden wir in diesem Jahr bei einer Reihe von Tochtergesellschaften in zusätzliche Raum- und Maschinenkapazitäten investieren und uns auf weiteres Wachstum einstellen. Wir sehen dies als strategische Weichenstellungen, die unabhängig von der aktuellen konjunkturellen Situation im laufenden Geschäftsjahr durchgeführt werden.
GSC Research: Können Sie unseren Lesern noch eine etwas konkretere Vorstellung über die geplanten Maßnahmen vermitteln?
Spartmann: Sehr gerne. Unser geplantes Investitionsbudget verteilt sich etwa hälftig auf die üblichen Ersatz- und Optimierungsinvestitionen, die in ähnlicher Weise eigentlich in jedem Jahr vorgenommen werden. Die zweite Hälfte entfällt auf strategische Investitionen mit mittel- und langfristigem Charakter. Konkret handelt es sich dabei um den Erwerb bzw. die Errichtung zusätzlicher Immobilien und Maschinen zur Ausweitung der bestehenden Kapazitäten. Den Schwerpunkt dieser strategischen Investitionen bilden dabei unsere Tochtergesellschaften Werkzeugbau Laichingen-Gruppe, MAE Maschinen und Apparatebau Erkrath GmbH, Astro Plast Kunststofftechnik & Co. KG, Dörrenberg Edelstahl GmbH sowie die Frank Walz- und Schmiedetechnik GmbH.
GSC Research: Ein Volumen von 30 Mio. Euro ist natürlich ein Wort, angesichts eines Liquiditätsbestandes von rund 36 Mio. Euro per Ende März 2013. Wie wollen Sie die Investitionen finanzieren und ist dann überhaupt noch Spielraum für Zukäufe vorhanden?
Spartmann: Bei unseren Investitionen spielt selbstverständlich die Aufnahme von Fremdkapital auch eine Rolle, und gerade im Immobilienbereich sind die Konditionen derzeit äußerst attraktiv.
Spielraum für weitere Zukäufe ist sicherlich vorhanden. Die letzten Akquisitionen haben wir komplett aus eigenem Cash bezahlt und noch keine Akquisitionsfinanzierung in Anspruch genommen. Je nach Umfang, in dem wir unser Investitionsprogramm fremd finanzieren, haben wir auch noch die Möglichkeit, die letzten drei Zukäufe nachträglich über den Einsatz von Fremdkapital zu finanzieren. Sie sehen also: Unser Spielraum ist nach wie vor komfortabel.
GSC Research: Noch kurz zur Aktionärsstruktur von GESCO und dem geplanten Wechsel im Aufsichtsrat anlässlich der diesjährigen Hauptversammlung. Widerspricht die Wahl von Herrn Heimöller in den Aufsichtsrat nicht seinem bisher eher als passiv wahrgenommenen Engagement?
Dr. Mayrose: Diesen Widerspruch sehen wir nicht. Herr Heimöller hat bereits in seiner Vorstellung auf unserer Hauptversammlung im Jahre 2011 erklärt, dass er sich ein weitergehendes Engagement auch im Kontrollgremium unseres Unternehmens zu einem späteren Zeitpunkt vorstellen kann.
Wir haben jetzt die Situation, dass mit unserem früheren langjährigen Vorstand Herrn Back sowie mit Herrn Rosenthal zwei langjährige Aufsichtsratsmitglieder erklärt haben, bei der nächsten turnusmäßigen Wahl 2015 aus Altersgründen nicht mehr zur Verfügung zu stehen. Um hier keinen allzu großen Umbruch zu bekommen erfolgt der Generationswechsel in zwei Schritten. Für die Nachfolge von Herrn Back, der im Aufsichtsrat die unternehmerische Komponente verkörpert, ist Herr Heimöller angesichts seiner eigenen unternehmerischen Aktivitäten der “natürliche” Nachfolger.
GSC Research: Kommen wir zum Schluss noch zur Prognose für das laufende Jahr. Hier rechnen Sie mit einem insgesamt eher schwierigen und unsicheren Umfeld. Auf welchen Annahmen basiert Ihre Prognose?
Spartmann: Wie in jedem Jahr veröffentlichen wir anlässlich unserer Bilanzpressekonferenz auch den Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr. Die Planung basiert auf den Planungen unserer Tochtergesellschaften und den allgemeinen Markterwartungen in den von uns bearbeiteten Geschäftsfeldern und Zielbranchen. Derzeit gehen die Marktforschungsinstitute von einer anhaltenden Rezession im Euro-Raum und deutlichen Bremsspuren im Automotive-Sektor aus. Diese Einschätzungen teilen wir und können diese auch aus der eigenen Erfahrung bei unseren Beteiligungen bestätigen. Im Bereich der Investitionsgüter gibt es auch weiterhin Nachfrage, aber Auftragserteilungen erfolgen nur zögerlich. Auch setzt sich der Trend zu immer kurzfristigerem Orderverhalten der Kunden fort, was in punkto Planbarkeit und Prognosen zu erhöhter Unsicherheit führt.
Dr. Mayrose: Ausgehend hiervon erwarten wir für das laufende Jahr einen Konzernumsatz innerhalb einer Range von 435 bis 450 Mio. Euro, beim Konzernjahresüberschuss nach Anteilen Dritter liegt unsere Prognosebandbreite zwischen 18,5 und 20,5 Mio. Euro. Die unter dem Vorjahr liegende Ergebnisentwicklung spiegelt zum einen das schwieriger werdende konjunkturelle Umfeld wider und zum anderen den noch nicht vollen Ergebnisbeitrag aus den im Vorjahr erworbenen Gesellschaften.
GSC Research: Können Sie uns auch schon etwas zur Dividende im kommenden Jahr verraten?
Dr. Mayrose: Für eine konkrete Zahl ist es noch viel zu früh. Die Basis für den Dividendenvorschlag bildet shließlich immer das Jahresergebnis des beendeten Geschäftsjahres. Dabei wollen wir auch künftig an unserer bekannt aktionärsfreundlichen Ausschüttungspolitik festhalten. Angestrebt wird auch künftig eine Ausschüttungsquote von rund 40 Prozent des operativ erwirtschafteten Konzernjahresüberschusses nach Anteilen Dritter.
GSC Research: Herr Dr. Mayrose, Herr Spartmann vielen Dank für dieses Gespräch und weiterhin viel Erfolg.
Veröffentlichungsdatum:
12.08.2013
-
06:37
Redakteur:
ala