Am 29. Juni 2006 hielt die GESCO AG im Hotel Frankfurter Hof in Frankfurt am Main ihre Analystenkonferenz für das Geschäftsjahr 2005/2006 ab. Die beiden Vorstände Dr. Hans-Gert Mayrose und Robert Spartmann hatten den anwesenden Analysten, unter denen sich auch Thorsten Renner von GSC Research befand, wieder hervorragende Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr mitgebracht.
Bericht des Vorstands
Dr. Mayrose erläuterte zu Beginn seiner Ausführungen kurz das Geschäftsmodell der GESCO AG. Zu deren Investmentphilosophie gehören der Erwerb und die Weiterentwicklung mittelständischer Industrieunternehmen und nicht der Verkauf der Beteiligungen. In der Regel erfolgt die Übernahme von 100 Prozent der Anteile, und zwar meist im Rahmen von Nachfolgeregelungen. Die GESCO setzt dann einen neuen Geschäftsführer ein, was auch zu den Kernkompetenzen des Unternehmens gehört. Dieser Geschäftsführer beteiligt sich dann meist ebenfalls mit 20 Prozent am Unternehmen, muss aber für seine Anteile die marktüblichen Preise zahlen.
Die Rendite will die GESCO über Erträge aus dem operativen Geschäft generieren und nicht durch den Verkauf der Beteiligungen. Bei den Akquisitionen konzentriert sich die Gesellschaft auf die Bereiche Werkzeug-/Maschinenbau und Kunststofftechnik. Interessant sind für die GESCO dabei wirtschaftlich gesunde Nischenanbieter mit einem jährlichen Umsatz ab 10 Mio. EUR, betonte Dr. Mayrose. Zudem sollte das Unternehmen eine adäquate Eigenkapitalausstattung aufweisen. Der wichtigste Bereich ist das Segment Werkzeug- und Maschinenbau mit einem Umsatz- und EBITDA-Anteil von knapp über 80 Prozent. Allerdings ist diese Aufteilung nicht strategisch gewollt, sondern resultiert aus dem Angebot am Markt, so Dr. Mayrose.
Im Jahre 1989 von fünf Privatpersonen gegründet, ging die Gesellschaft 1998 an die Börse. Derzeit weist das Unternehmen 2,749 Millionen Aktien auf, die sich alle im Free Float befinden. Laut Dr. Mayrose wurden mit den Highlights des Geschäftsjahres 2005/2006 zusammenfassend ausgedrückt Rekorde gebrochen: Dömer gekauft, Kapital erhöht und Dividende gesteigert. Nachdem die deutsche Volkswirtschaft in 2005 nur ein Wachstum von 0,9 Prozent verzeichnete, konnte sich die GESCO-Gruppe wieder deutlich besser entwickeln, was zu einer zweimaligen Anhebung der Planzahlen führte. Zum hervorragenden Wachstum haben auch Materialpreiserhöhungen und eine stellenweise Sonderkonjunktur beigetragen. Wie Dr. Mayrose berichtete, resultierte daraus ein Umsatzzuwachs von 22 Prozent und ein Ergebnisanstieg von 50 Prozent.
Im August 2005 erfolgte die Akquisition der Dömer-Gruppe, die mit 80 Mitarbeitern einen Umsatz von über 10 Mio. EUR erzielte. Dr. Mayrose sah bei dieser Gesellschaft ein attraktives Entwicklungspotenzial, da das Unternehmen bisher überhaupt keinen aktiven Vertrieb verfolgt hatte. Darüber hinaus wurde im September 2005 eine Kapitalerhöhung um knapp 10 Prozent auf 7,147 Mio. EUR durchgeführt. Durch die Ausgabe von 249.000 neuen Aktien flossen der GESCO rund 6,7 Mio. EUR neue Mittel zu, die für den Erwerb der Dömer-Gruppe und weitere Akquisitionen vorgesehen waren. Wie Dr. Mayrose erklärte, war die Kapitalerhöhung, die bei Institutionellen in Deutschland und der Schweiz platziert wurde, mehrfach überzeichnet. Mit einem Kurszuwachs von 65 Prozent entwickelte sich die GESCO-Aktie im letzten Jahr besser als der SDAX, und mit einer Rekorddividende von 1,25 EUR je Aktie sollen die Aktionäre angemessen am Erfolg beteiligt werden.
Herr Spartmann erläuterte dann eingehender die Zahlen des vergangenen Geschäftsjahres, das einen Umsatzanstieg von 21,9 Prozent auf 234,3 Mio. EUR brachte. Das EBIT verbesserte sich sogar um 50,2 Prozent auf 18,8 Mio. EUR. Aufgrund eines schwächeren Finanzergebnisses erhöhte sich das Ergebnis vor Steuern nur um 44,4 Prozent auf 17,1 Mio. EUR, beim Ergebnis nach Steuern ergab sich ein Zuwachs von 43,4 Prozent auf 10,0 Mio. EUR. Nach Abzug der Anteile der beteiligten Geschäftsführer erwirtschaftete die GESCO ein Konzernergebnis von 9,3 Mio. EUR entsprechend einem Ergebnis je Aktie von 3,39 EUR.
Die Bilanzsumme legte durch den Dömer-Erwerb und die Ausweitung der Geschäftstätigkeit um 20,2 Prozent auf 174,4 Mio. EUR zu. Die Eigenkapitalquote kletterte um 11,8 Prozentpunkte auf 32,3 Prozent, und auch die Eigenkapitalrendite vor Steuern stieg auf 30,4 Prozent. Im Zuge der Dömer-Übernahme, aber auch durch internes Wachstum, erhöhte sich die Mitarbeiterzahl zum Jahresende um knapp 10 Prozent auf 1.329, so Herr Spartmann.
Bedeutendster Umsatzbringer im Konzern ist weiterhin Deutschland mit einem Anteil von 73,6 Prozent, gefolgt von Europa mit 16,4 Prozent und dem sonstigen Ausland mit 10,0 Prozent. Erfreulich entwickelte sich laut Herrn Spartmann das Verhältnis der Netto-Finanzschulden zum EBITDA, das sich von 2,2 auf nur noch 1,5 verringerte. Insgesamt lag die GESCO mit den abgelieferten Zahlen in 2005 deutlich über den Planungen, und nachdem eigentlich mit einem schwächeren zweiten Halbjahr gerechnet worden war, mussten dann die Prognosen zweimal angehoben werden. Mit der vorgeschlagenen Dividende von 1,25 EUR je Aktie würde das GESCO-Papier eine Dividendenrendite von rund 4 Prozent bieten. Herr Spartmann betonte noch einmal, dass sich die Aktie besser als die Vergleichsindizes entwickelt hat. Aufgrund der hervorragenden Entwicklung konnte erstmals die Grenze von 100 Mio. EUR bei der Marktkapitalisierung überschritten werden.
Für das laufende Geschäftsjahr prognostizierte Herr Spartmann einen Umsatz- und Ergebnisanstieg von 5 Prozent, wobei mögliche Akquisitionen in der Planung nicht enthalten sind. Der Vorstand zeigte sich auch sehr überzeugt, die Ziele erreichen zu können, da sich das volkswirtschaftliche Umfeld weiter aufhellt, der Auftragseingang leicht über dem Umsatz liegt und das Management ständig neue Akquisitionsmöglichkeiten prüft. So soll bei einem Umsatz von 245 Mio. EUR ein Konzernergebnis von 9,8 Mio. EUR entsprechend 3,56 EUR je Aktie erwirtschaftet werden. Auch wenn bei der GESCO "die Bäume sicherlich nicht in den Himmel wachsen", bietet das Unternehmen eine nachhaltige Dividendenpolitik, und die sorgfältige Auswahl der Beteiligungen sichert der Gesellschaft auch einen langfristigen Erfolg, betonte Herr Spartmann zum Ende seiner Ausführungen.
Allgemeine Diskussion
Die erste Frage drehte sich dann auch gleich um mögliche Akquisitionen, und anschließend erkundigte sich ein Analyst nach möglichen Auswirkungen der Mehrwertsteuererhöhung in 2007. Nach Aussage von Dr. Mayrose gibt es eine Menge interessanter Unternehmen, die zum Kauf angeboten werden, und der Vorstand der GESCO befindet sich hier auch in konkreten Gesprächen. Da die angebotenen Unternehmen aber oft einen Verkauf des Lebenswerks des Anbietenden darstellen, ist es in diesem Bereich immer schwierig, eine Prognose abzugeben. Der Vorstand zeigte sich aber zuversichtlich, im laufenden Jahr eine Akquisition tätigen zu können, zumal die Zielsetzung ein bis drei neue Akquisitionen pro Jahr lautet. Dabei erhält die GESCO im Jahr etwa 100 bis 120 Angebote, von denen etwa 20 genauer angesehen werden, und bei zehn wird dann eine genauere Prüfung durchgeführt. Aus diesem Kreis resultieren dann auch die angestrebten Akquisitionen. Durch die Anhebung der Mehrwertsteuer in 2007 sah Herr Spartmann keine direkten Auswirkungen auf das Geschäft, welche Auswirkungen die Erhöhung aber indirekt auf die Nachfrage haben wird, müsse abgewartet werden.
Ein Teilnehmer erbat noch einmal nähere Ausführungen zum prognostizierten Ergebnisanstieg im laufenden Geschäftsjahr. Wie Dr. Mayrose hierauf ausführte, verzeichnete die GESCO im letzten Jahr durch Sonderkonjunkturen einen rasanten Ergebnisanstieg, und durch ein Nachlassen der Sonderkonjunktur ist eher ein rückläufiges Ergebnis zu erwarten. Da sich aber bei fast allen Unternehmen auf breiter Front eine Belebung einstellt, wird dies den vorgenannten Effekt überkompensieren und zu einem Ergebnisanstieg führen, wobei Dr. Mayrose die Prognose für das laufende Jahr wieder als gewohnt konservativ einschätzte. Dies bestätige auch der Verlauf des ersten Quartals des laufenden Geschäftsjahres. Während in den Bereichen mit Sonderkonjunktur im laufenden Jahr durchaus Umsatz- und Preisrückgänge hinzunehmen waren, ergaben sich bei anderen Tochtergesellschaften deutliche Steigerungen bei Umsatz und Auftragseingang.
Weitere Fragen betrafen die geplanten Investitionen und die Entwicklung beim Gewerbepark Bautzen. Wie Dr. Mayrose betonte, wird vor allem auch bei einem guten Geschäftsverlauf ausreichend in die Unternehmen investiert, damit diese gerüstet sind, um auch in Zukunft hervorragende Ergebnisse zu erwirtschaften. Das Geschäft beim Gewerbepark Bautzen läuft weiterhin sehr erfolgreich, auch wenn die Beteiligungsquote von 40 Prozent für die GESCO eher untypisch ist, weshalb Dr. Mayrose durchaus die Möglichkeit in Betracht zog, diese Beteiligung in Zukunft zu veräußern.
Fazit und eigene Meinung
Die GESCO AG hat im abgelaufenen Geschäftsjahr sogar ihre zweimal angehobenen Prognosen übertroffen und ein Ergebnis je Aktie von 3,39 EUR erwirtschaftet. Somit weist das Papier auf dem aktuellen Kursniveau auf Basis der Zahlen des vergangenen Jahres gerade einmal ein KGV von 11 auf. Für das laufende Jahr ist darüber hinaus mit einer weiteren Umsatz- und Ergebnissteigerung zu rechnen, wobei die angekündigten 5 Prozent wieder als recht konservativ anzusehen sind. Zudem beinhalten diese Zahlen noch keine Akquisitionen, die die Führung der GESCO auch im Geschäftsjahr 2006/2007 anstrebt.
Vor diesem Hintergrund ist bei vorsichtiger Schätzung unsererseits durchaus mit einem 10-prozentigen Ergebnisanstieg zu rechnen, womit die Aktie allerhöchstens noch ein KGV von 10 bei einer Dividendenrendite von annähernd 4 Prozent aufweisen würde. Damit dürfte die GESCO zu den attraktiven Investitionsmöglichkeiten im Nebenwertebereich zählen.
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