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HV-Bericht EM.TV & Merchandising AG - Man verspricht sich viel von den Merchandisingrechten bei der WM 2006

Die EM.TV & Merchandising AG lud am 31.7.2002 zu ihrer ordentlichen Hauptversammlung in das ICM der Münchener Messe ein. Kurz nach 10 Uhr eröffnete der Vorsitzende des Aufsichtsrats, Dr. Bernd Thiemann, die Veranstaltung und begrüßte die anwesenden Aktionäre und Gäste, unter ihnen auch Dietmar Stanka von GSC Research, sowie den vollzählig anwesenden Vorstand und Aufsichtsrat. Nach der Erledigung der üblichen Formalien übergab Dr. Thiemann das Wort an den Vorstand.


Bericht des Vorstands



Werner E. Klatten erklärte in seinen einführenden Worten, dass die Aufgabe, aus EM.TV ein rentables und zukunftsträchtiges Unternehmen zu machen, schwieriger ist, als er vor einem Jahr dachte. Obwohl er schon viele Sanierungen geleitet habe, sei dies ohne Zweifel die härteste. Weiterhin sei sie die komplexeste, die aufwändigste und diejenige, die am wenigsten aus dem Lehrbuch abzuleiten ist. Dies liege vor allem daran, dass die Sanierung und Neuausrichtung in einem sehr widrigen konjunkturellen Marktumfeld stattfindet. Trotz aller Probleme zeigte sich Herr Klatten überzeugt, das vor einem Jahr proklamierte Ziel erreichen zu können.



Dieser Optimismus leitet sich, so Herr Klatten weiter, aus einer Bestandsaufnahme der vergangenen 12 Monate ab. Das Feld der Beteiligungen wurde zumindest in der zweiten Ebene bereinigt, und die Risiken der Bewertung des Filmvermögens wurden im Jahresabschluss 2001 bewältigt. Das operative Kerngeschäft war durch die Unsicherheiten über die Zukunft des Unternehmens stark in Mitleidenschaft gezogen. Heute ist EM.TV wieder sichtbar erfolgreich, was unter anderem der Erwerb der europäischen Merchandisingrechte für die Fußball-WM 2006 und die Vermarktung des Boxkampfes Lennox Lewis gegen Mike Tyson beweisen. Die Transparenz gegenüber den Aktionären wurde nachhaltig verbessert, die Strukturen bei EM.TV deutlich schlanker und schlagkräftiger gestaltet, und nicht zuletzt haben engagierte Mitarbeiter mit viel Elan zu diesen Erfolgen beigetragen.



Weiter erläuterte der Vorstandsvorsitzende und Großaktionär die allgemein bekannten Krisen und Probleme der Medienbranche, aber auch die Bilanzierungsskandale großer Unternehmen und die fehlende Bereitschaft der Banken, gerade Medienunternehmen neues Eigenkapital zu geben. Auch der Ausbau der technischen Medieninfrastruktur in Deutschland kommt nur schleppend voran. Dies zeige die gescheiterte Übernahme des Kabelnetzes der Deutschen Telekom durch Liberty Media.



Zwei Ereignisse haben die Restrukturierung von EM.TV maßgeblich verzögert. Zum einen war dies der 11. September, der den Verkaufsprozess für die Tochter Jim Henson Company zunächst zum Stillstand brachte, mittlerweile aber wieder in Gang gekommen ist, und zum anderen die Krise und der nachfolgende Zusammenbruch der Kirch-Gruppe.



Diese negativen Einflüsse wirkten sich logischerweise auch auf die Kursentwicklung der Aktie aus. Die Performance vom 23. Juli 2001-23 Juli 2002 zeigte einen Rückgang des Kurses um rund 46 Prozent, womit die Aktie etwas schlechter als wichtige Vergleichsindizes abschnitt. Wichtige Mitbewerber schlossen allerdings noch schlechter ab. So verlor TV Loonland 89 Prozent, RTV Family Entertainment 88 Prozent und BKN International 93 Prozent. Das aktuelle Kursniveau von einem Euro bedeutet, dass der Markt das Unternehmen momentan mit rund 150 Mio. Euro bewertet. Das ist deutlich weniger als das per 31. März 2002 zu Buche stehende Eigenkapital und ebenfalls deutlich weniger als die Buchwerte der wichtigsten Beteiligungen.



Die Aktionärsstruktur hat sich wie angekündigt verändert. So wurden von der WKB Beteiligungsgesellschaft mbH 36,2 Millionen Aktien von dem früheren Vorstandsvorsitzenden Thomas Haffa erworben. Dies entspricht momentan einem Stimmenanteil von 24,8 Prozent, die Familie Haffa hält noch 17,5 Prozent, und fast 58 Prozent befinden sich im Streubesitz.



Im weiteren Verlauf seiner Rede kam Herr Klatten auf die Veränderungen bei der Beteiligung an der Formel 1 zu sprechen. Durch den Weiterverkauf des Großteils dieser Anteile konnten die erheblichen finanziellen Belastungen aus dem Engagement vollständig zurückgeführt werden. Allerdings war EM.TV dabei gezwungen, die eigenen Formel 1-Anteile als Sicherheit an die das Engagement der Kirch-Beteiligung finanzierenden Banken zu verpfänden. Obwohl viel Kritik wegen dieser Verpfändung laut wurde, konnte EM.TV zum damaligen Zeitpunkt vor der Insolvenz gerettet werden.



Ein weiterer wichtiger Schritt zur Entschuldung des EM.TV-Konzerns war der Verkauf der 8,2prozentigen Beteiligung an dem Medienunternehmen Crown Media Holdings im Juli 2001, der einen Erlös von 103 Mio. US-$ brachte, der wiederum zur Tilgung von Bankverbindlichkeiten und zu Zinszahlungen eingesetzt wurde.



Bereits im ersten Halbjahr 2001 wurde mit der Bereinigung des Beteiligungsportfolios begonnen. Für die zweite Beteiligungsebene konnte dieser Prozess zum Jahreswechsel nahezu abgeschlossen werden. Konsequent trennte man sich von Engagements, die keine strategische Bedeutung für das Unternehmen hatten und die die Umsatz- und Ertragserwartungen nicht erfüllt haben. Eine Lösung wird nach wie vor für die Tele München Gruppe, Jim Henson Company und Constantin gesucht.



Im Anschluss erläuterte Rainer Hüther das operative Geschäft des Unternehmens. Die beiden großen Bereiche Content und Vertrieb sind direkt dem Vorstand unterstellt und integraler Bestandteil der medialen Wertschöpfungskette. Innerhalb von EM.TV hat der Bereich Content die Aufgaben, die Rechtebibliothek zu pflegen und zu optimieren, Programme und andere Rechte auf dem Markt einzukaufen und neue Programme zusammen mit den Koproduktionspartnern zu produzieren.



Die Marketingabteilung bereitet die Programme und Produkte für den Vertrieb auf, dieser wiederum vermarktet die Rechte an den TV-Inhalten weltweit an Free-TV- und Pay-TV-Sender. Die Merchandisingrechte an den Labels und Charakteren verkauft man europaweit an eine Vielzahl von Lizenznehmern.



Die Lage im Markt ist durch ein erhebliches Überangebot gekennzeichnet. Durchweg alle TV-Sender haben ihre Programmausgaben gekürzt, somit trifft man als Rechtehändler auf ein deutlich erhöhtes Angebot, welches den Verfall der Lizenzpreise zur Folge hat. Um diesem entgegenzuwirken, hat man bei EM.TV reagiert. Durch die niedrigen Preise am Markt kann man günstig Programme einkaufen und mit der bestehenden Library verknüpfen. Weiter wurde die Zahl der Koproduktionen drastisch reduziert; so waren im Mai 2001 noch 16 Zeichentrickserien in der Produktion, Ende 2001 waren es gerade noch vier.



Es wird im Bereich Content der Grundsatz einer strengen Auswahl von Neuproduktionen beibehalten. Höchsten vier Zeichentrickserien sollen pro Jahr produziert bzw. eingekauft werden. Bei Koproduktionen und Einkäufen müssen mindestens 80 Prozent der Kosten durch Vorabverkäufe gedeckt sein, bevor grünes Licht für die Produktion gegeben wird. Mit Hilfe von Marktforschungsinstituten soll weiter herausgefiltert werden, welche Trends im Markt für Kinder-, Jugend- und Familienunterhaltung existieren, damit von vornherein das Risiko minimiert werden kann.



Im Bereich TV-Sales strebt man nach wie vor den Abschluss mehrjähriger Volumenverträge an, wie EM-TV sie z.B. mit ProSiebenSat.1 oder dem ZDF besitzt. Weiterhin verstärkt man massiv die Internationalisierung des Geschäfts. Die Vermarktungskompetenz zeigte sich bei dem Boxkampf Lewis gegen Tyson, woraus EM.TV insgesamt 15 Mio. US-$ Lizenzumsätze generieren konnte. EM.TV hat damit bewiesen, dass die notwendige Öffnung für neue Zielgruppen und Genres ein erfolgversprechender Weg bei der Vermarktung von TV-Rechten ist.



Im Segment Merchandising konnten große Erfolge bei den Pokémon-Figuren und dem Produkt "Shakin‘ Elvis" erzielt werden. EM.TV wird sich zu einer Full-Service-Merchandising-Agentur entwickeln und dabei die gesamte Wertschöpfungskette in diesem Bereich abdecken.
Ein wichtiger Schritt in die Zukunft von EM-TV war der Erwerb der europäischen Merchandisingvermarktungsrechte der Fußball-WM 2006 in Deutschland. Mit Handelsketten wurden bereits jetzt Kontakte aufgenommen, um möglicherweise schon in diesem Jahr mit innovativen Produkten auf den Markt zu kommen. Das Interesse des Handels ist schon jetzt enorm. Herr Hüther wies ausdrücklich darauf hin, dass für dieses Paket kein strategischer Preis bezahlt wurde, sondern dass auf Basis strenger betriebswirtschaftlicher Kalkulation ein Angebot abgeben wurde.



Ein immer größeres Potenzial weist der Markt für Home Entertainment auf. Um die Vertriebswege zu stärken, wird daher die EM.TV Home Entertainment GmbH gegründet. Dort sollen DVD‘s vermarktet werden. Zweitens möchte man stärker als bisher Printprodukte nutzen, und drittens hat sich der Online-Markt spürbar weiterentwickelt. Zunehmend werden hier Bewegtbilder angeboten, womit sich für EM-TV ein neuer Vertriebsweg eröffnet, um den umfangreichen Content im Bereich Kinder- und Jugendunterhaltung zu verbreiten.



Werner E. Klatten stellte nach der Rede seines Vorstandskollegen den Jahresabschluss 2001 und die Geschäftsentwicklung von EM.TV im ersten Quartal des laufenden Jahres dar. Anfangs wies er darauf hin, dass die Vergleichbarkeit der Konzernzahlen wie schon im Vorjahr auch im Jahr 2001 nicht gegeben ist. Dies liegt in erster Linie an der Beteiligung an der Formel 1, die gleich mit drei unterschiedlichen Konsolidierungsmaßnahmen in das Berichtsjahr 2001 einfloss.



Bis Ende März waren die Anteile an der SLEC Holdings und an der Zwischengesellschaft Speed Investments weiterhin mit einer Quote von 50 Prozent berücksichtigt. Seinerzeit hielt EM.TV 100 Prozent an der Speed und damit 50 Prozent an der SLEC. Von Ende März bis Ende August wurden die Anteile zu 100 Prozent konsolidiert. Seit Anfang September 2001 wird die Formel 1 bei EM.TV nur noch als Finanzbeteiligung geführt. Anlass für die erneute Änderung der Konsolidierungsmethode war die Aufstockung des Anteils der Kirch-Beteiligung an der Speed auf 77,7 Prozent. EM.TV hält seitdem 22,3 Prozent an der Zwischengesellschaft Speed und durchgerechnet 16,7 Prozent an der SLEC.



Darüber hinaus gilt es zu beachten, so Herr Klatten weiter, dass die übrigen Vermögenswerte des Konzerns entsprechend der Höhe der Gesellschaftsanteile von EM.TV konsolidiert wurden: Jim Henson Company mit 100 Prozent, Junior.TV mit 50 Prozent und die Tele München Gruppe mit 45 Prozent.



Insgesamt beliefen sich im Jahr 2001 die Sonderabschreibungen auf immaterielle Vermögenswerte des Anlagevermögens und auf Finanzanlagen des Konzerns auf 227 Mio. Euro. Davon entfielen allein 138 Mio. Euro auf die Neubewertung des Filmvermögens des Joint Ventures Junior.TV. Bei der Jim Henson Company trug man den veränderten Rahmenbedingungen mit einer Sonderabschreibung von 50 Mio. Euro Rechnung. Die Anteile an Constantin wurden angesichts der negativen Kursentwicklung um 19 Mio. Euro niedriger bewertet.



Der Umsatz lag im vergangenen Geschäftsjahr bei 722 Mio. Euro und damit um knapp 10 Prozent höher als im Vorjahr. Das EBITDA betrug 286 Mio. Euro. Nach allen bereits erwähnten Abschreibungen ergab sich dadurch ein Konzernergebnis der gewöhnlichen Geschäftstätigkeit in Höhe von minus 330 Mio. Euro. Das Ergebnis pro Aktie nach IAS verbesserte sich von minus 9,81 Euro auf minus 2,60 Euro. Das Eigenkapital erreichte ein Summe von rund 466 Mio. Euro, was einer Eigenkapitalquote in Höhe von 36 Prozent entspricht.



Angesichts der Insolvenz der Kirch Beteiligungs GmbH & Co. KG und der offensichtlichen Aktivitäten der Formel 1-Banken wurde wiederholt die Frage gestellt, so Herr Klatten weiter, wann der Wert von 204 Mio. Euro der Formel 1-Beteiligung auf Null abgeschrieben wird. Dazu ist zu sagen, dass noch keine Vollstreckungshandlung stattgefunden hat. An dem Vorsatz, die Zukunft der Formel 1 zu sichern und dadurch mittelfristig einen Mittelzufluss zu generieren, hat sich nichts geändert. Spätestens dann, wenn eine Vollstreckungsverhandlung stattfindet, wird man alle rechtlichen Schritte dagegen unternehmen.



Die Veräußerung der Formel 1-Anteile muss nach den Gesetzen der Kanalinsel Jersey erfolgen. Laut Presseveröffentlichungen nannte der Vorstandsvorsitzende der Bayerischen Landesbank, Werner Schmidt, für die SLEC einen Wert von 4 bis 5 Mrd. Euro. Dieser Bewertung schließt man sich voll inhaltlich an. Somit liegt der Erlös für die Anteile deutlich höher über dem heutigen bilanziellen Ansatz, und dieser wird auch laufend, d.h. quartalsweise überprüft.



Herr Klatten betonte weiter, man werde alles unternehmen, um einen signifikanten Mittelzufluss zu erzielen. Wenn sich allerdings die Umstände ändern, wird man gegebenenfalls auch eine Abschreibung auf Null vornehmen.



Positiv war im vergangenen Jahr ein operativer Cashflow in Höhe von 55 Mio. Euro. Die Restzahlung aus dem Junior.TV-Kredit wird zum Jahresende 2002 in Höhe von 64 Miio. Euro fällig. Dies erfordert, aufgrund der gegenwärtigen Liquiditätssituation, den Verkauf oder Teilverkauf der Jim Henson Company.Die wesentlichen Aspekte des Jahresabschlusses 2001 waren, so Herr Klatten in einer kurzen Zusammenfassung, dass man durch umfangreiche Wertberichtigungen die bilanzielle Basis für die Rückkehr zur Profitabilität gelegt hat. Trotz der neuerlichen Fehlbeträge in AG und Konzern besitzt man solide Eigenkapitalquoten und einen positiven operativen Cashflow, und last but not least konnte die Verschuldung konsequent abgebaut werden.



Im ersten Quartal hat sich auf vergleichbarer, bereinigter Basis die operative Ergebnissituation deutlich verbessert. Ein besseres EBIT in Höhe von minus 14,6 Mio. Euro (Vj.: 32,5 Mio. Euro) ist aufzuweisen, die Kosten in der AG sind erheblich gesenkt worden (78 Prozent), somit zeigten die ergriffenen Sparmaßnahmen erhebliche Wirkungen.



Ein finanzwirtschaftlicher Ausblick, so Herr Klatten weiter, ist weiterhin schwierig. Angestrebt wird, dass man im Jahr 2004 auf Jahresbasis erstmals wieder ein positives Ergebnis vor Zinsen und Steuern (EBIT) im Konzern ausweisen kann. Das strategische Ziel ist, EM.TV zu einem führenden, unabhängigen und international tätigen Programmhaus für junge Zielgruppen zu machen.



Die Stärke des Unternehmens liegt in der Kinder- und Jugendunterhaltung. Die FIFA hat EM.TV als Merchandisingunternehmen für die europäischen Rechte der WM 2006 auserkoren. Man verfügt über eine der größten Programmbibliotheken für Kinder- und Jugendunterhaltung weltweit mit 26.000 halbstündigen Programmen, davon allein etwa 22.000 Stunden unter der Dachmarke Junior. EM.TV verfügt über die bekannten werthaltigen Assets (Jim Henson, Tele München und Constantin). Zusammenfassend könne man sagen, EM.TV hat die operative Trendwende geschafft und ist wieder erfolgreich im Markt aktiv.



Nachgedacht wird über eine eventuelle Namensänderung, allerdings wird es keinen Schnellschuss geben. Im Hinblick auf den Verkauf oder die Aufnahme eines strategischen Partners durch einen Teilverkauf von Jim Henson meinte Herr Klatten, er sei zuversichtlich, in den nächsten Wochen über eine gute Lösung berichten zu können. Bezüglich der Tele München Gruppe geht er davon aus, dass sich diese zu einem attraktiven Investment entwickeln kann. Im Zusammenhang mit Constantin äußerte sich Herr Klatten, man plane momentan keinen Verkauf, wäge aber dennoch den strategischen Nutzen ab, ob dieser die damit verbundene Kapitalbindung rechtfertigt.



Die Aufstockung der 50prozentigen Beteiligung an der Junior.TV wird seit Monaten offen kommuniziert. Durch die Insolvenz des Mitgesellschafters KirchMedia haben sich neue Chancen ergeben. Dies soll auch zeigen, dass man nicht nur Desinvestments im Auge hat. Wie im Fall Junior.TV kann man durch maßvolle Akquisitionen die Kerngeschäfte stärken.



Zum Schluss erklärte Herr Klatten, bei der derzeit stattfindenden Neuordnung der Medienbranche nehme man an der Konsolidierung teil oder aber man werde konsolidiert. Die EM.TV wird sich aktiv an dem Konsolidierungsprozess beteiligen und ihre Unabhängigkeit sichern. Damit wird man gestärkt aus dem gegenwärtig ablaufenden Prozess in der Medienbranche hervorgehen.



Zum Schluss bat Herr Klatten um weitere Unterstützung für seine Arbeit und für das Unternehmen.


Allgemeine Diskussion



Die Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) war mit Klaus Schneider vertreten. Angesichts der enormen Altlasten erübrigt sich ein Eingehen auf die Zahlen des abgelaufenen Geschäftsjahres, so Herr Schneider in seinen einführenden Worten. Er widersprach allerdings dem Aufsichtsratsvorsitzenden, dass die wesentliche Arbeit erledigt ist, und er wies auf den Schlusssatz des Abschlussprüfers hin, der da lautet, dass die Aufrechterhaltung der Liquidität voraussetzt, dass der beabsichtigte Verkauf von Beteiligungen im laufenden Jahr planmäßig umgesetzt werden kann.



Bezüglich der Beteiligung an Junior.TV regte Herr Schneider eine Prüfung an, ob damals nicht zu viel bezahlt worden ist. Auf die Frage des SdK-Sprechers, ob es diesbezügliche Überlegungen gibt, erwiderte Herr Klatten, die Lage sei hier eindeutig. Die Hauptversammlung hat 1999 diesem Kauf zugestimmt, und eine weitere Prüfung hat ergeben, dass der Kaufpreis in seiner Höhe gerechtfertigt war.



Als Nächstes stellte Herr Schneider die Bedienung der im Jahr 2005 fälligen Wandelschuldverschreibung in Frage, worauf Herr Klatten erklärte, dass man nicht unter Zeitdruck steht, dass man aber daran arbeitet.



Danach meinte Daniela Bergdolt von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), man treffe sich heute bei EM.TV nach dem Jahre Null, und die Gesellschaft sei immer noch in der Krise. Zu Herrn Klatten persönlich sagte sie, sie nehme ihn in die Pflicht, dass EM.TV wieder erfolgreich wird. Die Liquidität sei gerade mal bis zum Ende des Jahres gesichert.



Hinsichtlich des Verkaufs von Jim Henson fragte Frau Bergdolt, warum dieser noch nicht erfolgt ist und wie hoch der Verkaufserlös sein wird. Nach Angaben von Herrn Klatten stockte der Verkauf wegen der Ereignisse um den 11. September, und momentan ist man mit mehreren von ihm nicht genannten angelsächsischen Firmen in Verhandlung. Die Höhe des Erlöses bezeichnete er mit plus/minus 150 Mio. Euro.



Des Weiteren wollte Frau Bergdolt wissen, warum man nicht früher bei den Rechten der Verpfändung der Formel 1 reagiert hat, und sie fragte nach eventuellen Schadenersatzansprüchen gegen den früheren Vorstand. Hierauf erwiderte Herr Klatten, man habe selbstverständlich alle Dokumentationen diesbezüglich geprüft. Bis dato gab es keine Erkenntnisse, dass man rechtliche Schritte hätte einleiten können.



Auch Frau Bergdolt erwähnte die hohen Zahlungen für die Junior.TV, und sie wollte wissen, wie viel man für die restlichen 50 Prozent zahlen muss. Herr Klatten betonte in seiner Antwort, dass die Verhandlungen sehr konstruktiv laufen, und er äußerte die Erwartung, dass man bereits in den nächsten Wochen mehr Details vermelden kann. Zahlen nannte Herr Klatten zwar keine, aber er verwies darauf, dass man keine Finanzierung von dritter Seite benötigen wird.



Im Zusammenhang mit der Insolvenz der KirchMedia erkundigte sich die DSW-Sprecherin, was diese für die EM.TV bedeutet und ob hier Risiken oder sogar Chancen bestehen. Zudem verlangte sie die klare Einsicht in sämtliche Verträge mit Kirch. Eine Chance, so Herr Klatten, ist die Aufstockung der Anteile an Junior.TV zu einem niedrigeren Preis, als wenn Kirch nicht Insolvenz angemeldet hätte. Risiken bestehen eindeutig aus der Verpfändung der Formel 1 und weiterhin aus den Verträgen mit Premiere, die durchaus in Nichterfüllung enden können.



Dann verlangte Frau Bergdolt Aufklärung über den häufigen Wechsel im Ressort des Finanzvorstands. Bei beiden ehemaligen Vorstände (Rickmeyer und Schwarz), so der Aufsichtsrat, gab es jeweils einvernehmliche Vereinbarungen, und es wurden keine Abfindungen bezahlt. Auf die Frage, wie die Verhandlungen mit den Finanzbehörden stehen wegen der Steuerrückzahlung aus dem Jahr 1999, resultierend aus 200 Mio. DM Umsatz mit dem Sender SAT.1, antwortete Herr Klatten nur, momentan finde eine Betriebsprüfung statt, die diesem Sachverhalt auf den Grund geht.



Für den Erwerb der Merchandisingrechte der WM 2006 hat man laut Herrn Hüther keinen strategischen Preis bezahlt. Selbstverständlich wurden sämtliche betriebswirtschaftlichen Erwägungen für einen sinnvollen Profit beachtet. Zahlen nannte Herr Hüther allerdings nicht, die Finanzierung ist durch eine Bankbürgschaft einer großen deutschen Bank gesichert.



Dann wollte Frau Bergdolt noch genauere Planzahlen für das Jahr 2002 erfahren. Herr Klatten bat in seiner Antwort um Verständnis, dass er darüber nichts aussagen werde. Man habe zwar Planzahlen, da die EM.TV aber ein Sanierungsfall ist, werde darüber keine Auskunft erteilt. Bezüglich der Gegenanträge mutmaßte Frau Bergdolt, dass die Gesellschaft auf Zeit spielt, aber selbst wenn die Entlastung noch Jahre verschoben werden sollte, werde sie nichts vergessen, und sollte einmal die Entlastung der Brüder Haffa anstehen, werde sie mit einem klaren Nein votieren.



Direkt an Herr Klatten gewandt wollte sie wissen, warum diese Entscheidung so verzögert wird und warum sich dieser nicht distanziert und die Ära abschließt. Herr Klatten äußerte sich daraufhin zu dieser Thematik sehr zurückhaltend und bat um Verständnis für diese Verzögerung. Zum Schluss wandte sich Frau Bergdolt an den Notar und erklärte, sie stellte jetzt und hier den Antrag, dass heute über die Entlastung der alten Vorstände entschieden wird.



Die Beiträge weiterer Redner brachten dann keine neuen Erkenntnisse, so dass an dieser Stelle auf die Wiedergabe verzichtet sei.


Abstimmungen



Bei einer Präsenz von 51 Prozent wurden die Vorstände Werner E. Klatten und Rainer Hüther mit 85,5 Prozent entlastet (TOP 2 a), und die Vertagung der Entlastung der übrigen Vorstandsmitglieder auf die nächste ordentliche Hauptversammlung (TOP 2 b) sowie die Entlastung des Finanzvorstands (TOP 2 c) wurden mit großer Mehrheit beschlossen. Die Aufsichtsratsmitglieder Dr. Bernd Thiemann, Prof. Dr. h.c. Roland Berger und Dr. Ralph Wollburg wurden mit 92,6 Prozent entlastet (TOP 3 a), und die Vertagung der Entlastung der übrigen Aufsichtsratsmitglieder auf die nächste ordentliche Hauptversammlung (TOP 3 b) wurde wiederum mit großer Mehrheit beschlossen.



Die PricewaterhouseCoopers, München, wurde zum Abschlussprüfer gewählt (TOP 4), und sowohl die Vertagung der Entlastung der übrigen Vorstandsmitglieder (TOP 5 a) als auch die Vertagung der Entlastung der übrigen Aufsichtsratsmitglieder (TOP 5 b) für das Geschäftsjahr 1. Januar 2000 bis 31. Dezember 2000, auf die nächste ordentliche Hauptversammlung wurde nahezu einstimmig genehmigt.



Die DSW stellte zu den Tagesordnungspunkten 2 b, 3 b und 5 Gegenanträge, denen sich die SdK anschloss.


Fazit und eigene Meinung



Die EM.TV Merchandising AG hat viele Wechselbäder erlebt. Aber auch die Aktionäre hatten einiges Leid zu ertragen. Wer allerdings von Anfang an investiert war, hat immer noch einen Gewinn von etwa 300 Prozent. Ein interessantes Geschäft kann durch die europäischen Merchandisingrechte der WM 2006 entstehen. Da nicht erst im WM-Jahr mit der Vermarktung der Produkte begonnen wird, sollten sich über kurz oder lang erste Erfolge einstellen.



Die Formel 1-Geschichte ist mit vielen Fragezeichen versehen. Hier irgendeine Äußerung oder Meinung abzugeben, wäre reine Spekulation. Der Verkauf der Anteile an Jim Henson scheint praktisch unter Dach und Fach. Dies wäre wichtig, um weitere Liquidität zu generieren.


Kontaktadresse



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Betastraße 11
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Veröffentlichungsdatum: 01.08.2002 - 00:08
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