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HV-Bericht GESCO AG - Neues Motto "Substanz mit Fantasie"
Bei der GESCO AG handelt es sich um eine klassische Beteiligungsgesellschaft für mittelständische Unternehmen. Schwerpunktmäßig ist die GESCO AG bei Unternehmen der Metall und Kunststoff verarbeitenden Industrie engagiert. Für größeres Medienecho hat zuletzt die Meldung gesorgt, dass sich die Gesellschaft künftig auch an Unternehmen aus dem Bereich der Neuen Technologien beteiligen will. Von der diesjährigen Hauptversammlung der GESCO AG am 31. August 2000 in der Stadthalle am Johannisberg in Wuppertal-Elberfeld berichtet Alexander Langhorst für GSC Research.

Der Aufsichtsratsvorsitzende Möllerfriedrich eröffnete die Hauptversammlung und begrüßte die etwa 300 erschienenen Aktionäre, Gäste und Pressevertreter. Nach Erledigung der Formalien erteilte er dann dem Vorstandsvorsitzenden Willi Back das Wort.


Bericht des Vorstands

Nach der Begrüßung der Aktionäre informierte der Vorstandsvorsitzende die Hauptversammlung zunächst über die personellen Veränderungen im GESCO-Team. Nachfolger von Vorstand Füting, der zum 31.12.2000 in den Ruhestand gehen wird, soll der Wirtschaftsprüfer Herr Spartmann werden. Seit dem 1. Februar 2000 ist Dr. Mayrose als Generalbevollmächtigter bei der GESCO AG (und Vorstand der Tochtergesellschaft GESCO Technology AG) tätig. Herr Vollbrecht zeichnet seit dem 1. Januar 2000 für die gesamte Öffentlichkeitsarbeit der Gesellschaft verantwortlich.

(Anm.: In Anbetracht des sehr ausführlichen Vorstandsvortrags werden im Bericht nur die wesentlichen Entwicklungen wiedergegeben. Der sehr ausführliche und detaillierte Bericht kann auf der Homepage der Gesellschaft abgerufen werden und wird jedem Interessierten zur Lektüre empfohlen.)

In dem konjunkturell eher verhaltenen Umfeld des Jahres 1999 steigerte GESCO den Konzernumsatz um 15,4 Prozent auf 391,7 Mio. DM (Vj.: 339,4 Mio. DM). Das Ergebnis vor Abschreibungen, Finanzergebnis und Ertragssteuern (EBITDA) erhöhte sich im Berichtszeitraum überproportional um 20,2 Prozent von 28,5 auf 34,3 Mio. DM. Bedauerlicherweise lag die Steuerquote mit 42,4 Prozent deutlich über dem Vorjahreswert von 32,6 Prozent.

Der Konzern-Jahresüberschuss konnte mit 10,1 Mio. DM fast an das letztjährige Rekordergebnis von 10,7 Mio. DM anknüpfen. Das DVFA/SG-Ergebnis je Aktie erreichte 3,65 DM (Vj.: 3,78 DM). Damit konnten die eigenen Prognosen deutlich übertroffen werden. Insgesamt waren im abgelaufenen Geschäftsjahr 1.816 Mitarbeiter (Vj.: 1.471) im Gesamtkonzern beschäftigt.

Die Verzinsung des betriebsnotwendigen Kapitals (Return on Capital Employed - ROCE), welche die Gesellschaft als maßgebliche Kennzahl für die Profitabilität des Portfolios ansieht, stieg von 12,5 Prozent auf 14,4 Prozent und konnte damit eine neue Bestmarke erreichen, so der Vorstand weiter. Insgesamt wurden im abgelaufenen Geschäftsjahr 28,3 Mio. DM in den Unternehmen der Gruppe in die Zukunftssicherung und den Ausbau von Marktanteilen investiert.

Wesentliche Änderungen im Beteiligungskreis ergaben sich aus dem Erwerb der renommierten Paul Beier GmbH Werkzeug- und Maschinenbau & Co. KG in Kassel zum 1.4.1999 sowie dem Verkauf der 51 Prozent-Beteiligung an der ELBA Bürosysteme GmbH in Wuppertal zum 1.1.2000 mit deutlich positivem Saldo.

Als strategische Ergänzung zum angestammten Geschäftsfeld soll der Bereich Neue Technologien konsequent ausgebaut werden. Diese Verbindung zwischen der Old und der New Economy stehe unter dem Motto „Substanz mit Fantasie“. Die Beteiligungen werden von der neu gegründeten GESCO Technology AG, einer 100prozentigen Tochtergesellschaft der GESCO AG, gehalten. Als Vorstände der neuen Gesellschaft sind Willi Back und Dr.-Ing. Hans-Gert Mayrose tätig.

Dr.-Ing. Mayrose, war vor seiner Tätigkeit bei der GESCO AG am Fraunhofer-Institut für Produktionstechnik in Aachen in der Forschung tätig und promovierte parallel dazu an der RWTH Aachen. Er verfügt über eine langjährige Führungserfahrung in internationalen Unternehmen und war zuletzt als General Manager bei einem Zulieferunternehmen der Halbleiterindustrie beschäftigt, berichtete der Vorstandsvorsitzende.

Als erste Beteiligung im Bereich Neue Technologien wurden im Juni 2000 insgesamt 16 Prozent an der Siegener Silicon Vision AG erworben. Die Gesellschaft ist in der Entwicklung und Herstellung hoch innovativer Bildsensoren tätig. Das zweite Engagement ist die Essener Planet ID GmbH, an der GESCO Technology im August 2000 einen Anteil von 40 Prozent erworben hat. Die Planet ID GmbH ist ein junger Nischenanbieter im Bereich der Transpondertechnik (kontaktlose Datenübertragung). Eine weitere Beteiligung sei das Engagement an einer von der Frankfurter Equinet-Gruppe initiierten Venture Capital KG. Wichtiger als die reine Finanzbeteiligung sei die strategische Partnerschaft mit dieser auf Start-Up‘s spezialisierten Venture Capital-Gesellschaft.

Im Geschäftsfeld der Neuen Technologien geht man nach Aussage von Vorstandschef Back in der Regel Minderheitsbeteiligungen ein, beteiligt weitere strategische Partner und hat bereits zum Investitionszeitpunkt den Exit im Visier. Bei entsprechenden Voraussetzungen sollen diese Beteiligungen an die Börse gebracht werden. Mit ersten Exits sei in zwei bis drei Jahren zu rechnen.

Neben dem Ausbau der Neuen Technologien wird die Gesellschaft aber auch ihr erfolgreiches angestammtes Geschäftsfeld industrieller Basistechnologien weiter ausbauen. Dabei werde man sich auf die beiden Segmente Werkzeug- und Maschinenbau sowie Kunststofftechnik konzentrieren. Anders als im neuen Geschäftsfeld werden diese Unternehmen in der Regel zu 100 Prozent im Rahmen von Nachfolgeregelungen übernommen. Diese Investitionen erfolgen ohne einen konkreten Exittermin auf lange Sicht. Die Schwerpunkte der Akquisitionen lägen auf ertragsstarken Unternehmen, die in ihren jeweiligen Märkten Spitzenpositionen einnehmen.


Allgemeine Aussprache

Dr. Pluta, Geschäftsführer der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), dankte dem Vorstand für den äußerst detaillierten und informativen Vortrag. Insbesondere die vielen Informationen bis hin zur Höhe der Vorstandsvergütungen oder der Anteilsbesitz von Vorstandsmitgliedern und Aufsichtsräten hätten ihn sehr gefreut, so Dr. Pluta weiter. Das Konzept „Substanz mit Fantasie“ sei sehr gut, und er könne überhaupt nicht nachvollziehen, warum der Kapitalmarkt die Bemühungen der Gesellschaft so wenig honoriere.

Gewisses Steigerungspotenzial sah der DSW-Vertreter in der Ausschüttungssumme, die nur insgesamt ein Drittel des Jahresergebnisses ausmache. Die DSW strebe im Interesse der Anleger möglichst eine Ausschüttung in Höhe von 50 Prozent des Ergebnisses an. Auf der anderen Seite stimme jedoch die hohe Eigenkapitalverzinsung (14,4 Prozent), so dass die nicht ausgeschüttete Dividende in der Gesellschaft wohl gewinnbringender angelegt wurde, als es einem freien Aktionär möglich gewesen wäre.

Auf die Frage, ob eine Kapitalerhöhung angedacht werde, erklärte Vorstand Back, dass derzeit noch genügend Geld in der Kriegskasse vorhanden sei. Mittelfristig müsse man jedoch einmal darüber nachdenken. Überdies sei ja auch eine Publikumsöffnung der GESCO Technology AG denkbar. In diesem Falle würden die GESCO Aktionäre selbstverständlich bei der Zuteilung bevorzugt behandelt.

Im Zusammenhang mit der GESCO Technology AG forderte Dr. Pluta, dass über diese Zwischenholding ebenfalls sehr ausführlich im Geschäftsbericht und auf der Hauptversammlung berichtet wird. Vorstand Back erklärte dazu, dass die GESCO Technology AG gegründet wurde, um eine klare Trennung zwischen den klassischen Geschäftsfeldern und den Neuen Technologien zu gewährleisten. Diese strikte Trennung trage in hohem Maße zur Transparenz und Übersichtlichkeit bei, so Vorstandschef Back weiter.

Die Frage von Dr. Pluta, ob das klassische Geschäft ebenfalls weiter vorangetrieben werde und GESCO auch die Internationalisierung der Tochtergesellschaften aktiv unterstütze, bejahte der Vorstand. Derzeit werden bei einer Reihe von Tochterunternehmen umfangreiche Investitionen durchgeführt. Bei der Überlegung einer Fremdakquisition oder einer sinnvollen Investition bei einer der Konzerngesellschaften werde man immer der zweiten Variante den Vorrang einräumen.

Auf Nachfrage bezifferte Vorstand Füting die Belastungen aus den wirtschaftlichen Problemen bei der Beteiligungsunternehmung Steiner-Gruppe auf etwa 1 Mio. DM beim Ergebnis, in der Bilanz ist diese Beteiligung nach den erforderlich gewordenen Firmenwertabschreibungen noch mit 1,05 Mio. DM angesetzt.

Frau Czebulla von der Schutzgemeinschaft der Kleinaktionäre (SdK) kritisierte die Höhe der prozentualen Angaben beim Aktienrückkaufprogramm. So halte sie die Grenze von 30 Prozent unter bzw. über dem festgelegten Mittelkurs für zu weit gefasst, und sie forderte, hier die üblichen 10 oder 15 Prozent zu beschließen. Nach einigen Diskussionen erklärte der Vorstand, man wolle die in der Tagesordnung stehenden 30 Prozent unter der Maßgabe beschließen, dass der Vorstand gleichzeitig erklärt, nur maximal eine Bandbreite von 15 Prozent auszunutzen.

Des Weiteren schlug Vorstand Back der SdK sowie der DSW vor, bis zur nächsten Hauptversammlung gemeinsam einen von allen Seiten zustimmungsfähigen Beschlussvorschlag zu dieser Thematik zu erarbeiten. Frau Czebulla bedauerte, diesen Kritikpunkt vorbringen zu müssen, da bei der GESCO doch sonst alles in bester Ordnung sei. In Anbetracht der hervor ragenden und offenen Informationspolitik und Investor Relations-Arbeit habe sie jedoch keine plausible Erklärung für das niedrige Kursniveau der Aktie.

Aktionär Grunert lobte das hervor ragende Management und die Erfüllung aller bisher getroffenen Erwartungen im Hinblick auf das Ergebnis und den Geschäftsverlauf. Der Kursverlauf sei in seinen Augen jedoch katastrophal. Vorstandschef Back bemerkte dazu, dass sich seit dem Börsengang der Gesellschaft die Anleger sehr stark auf den Neuen Markt konzentriert und Beteiligungsgesellschaften mit dem Schwerpunkt in der Old Economy weitestgehend ignoriert hätten. Der Vorstand sei sich dieser Problematik durchaus bewusst. So habe man zwischenzeitlich die Abdeckung der GESCO-Aktie durch weitere Analysten (u.a. Bankhaus Lampe) erreichen können.

Nur durch eine verbesserte Wahrnehmung der guten Fundamentaldaten der Gesellschaft könne man institutionelle Anleger gewinnen. Man dürfe aber auch keine Wunder erwarten, da die derzeitige Marktkapitalisierung der GESCO von etwa 50 Mio. Euro für viele institutionelle Anleger einfach zu klein sei. Man werde aber trotz allem an der bisher verfolgten soliden Investitionspolitik festhalten, was insbesondere auch für die Tochter GESCO Technology gelte. Qualität gehe dabei ganz klar vor Quantität und schnellstmöglicher Gewinnerzielung. Auf die Frage nach dem Kurspotenzial aus Vorstandssicht erklärte Herr Back, dass er längerfristig den Kurs durchaus in den Regionen zwischen 25 und 30 Euro sehe, ohne dass die Aktie damit zu teuer wäre.

Auf die Frage von Aktionär Kuchejda, ob es geplant sei, die zurückgekauften Aktien der Gesellschaft auch als Akquisitionswährung zu verwenden, antwortete Vorstandschef Back mit einem klaren „Ja“. Die von Herrn Kuchejda bemängelte Minderheitsbeteiligung an den Start-up-Unternehmen begründete der Vorstand damit, dass es kaum möglich sein werde, bei solchen Unternehmen einmal eine Mehrheitsbeteiligung einzugehen. Meist verfügten die Gründer über wichtige Patente etc. und wären daher wohl kaum gewillt, zu einem so frühen Zeitpunkt bereits die Mehrheit am Unternehmen abzugeben.


Abstimmungen

Nach Beendigung der Diskussion wurde die Präsenz um 13:40 Uhr mit 1.018.418 Stimmen oder 40,74 Prozent des stimmberechtigten Grundkapitals festgestellt. Die Abstimmungen erfolgten allesamt mit sehr großer Mehrheit bei wenigen Gegenstimmen und Enthaltungen. Abgestimmt wurde über die Verwendung des Bilanzgewinns und eine Dividendenzahlung von 1,30 DM je Aktie (TOP 2) und die Entlastung von Vorstand (TOP 3) und Aufsichtsrat (TOP 4; 100 Gegenstimmen). Unter Tagesordnungspunkt 5 stand die Neuwahl des Aufsichtsrats an. Der bisherige Aufsichtsrat, bestehend aus den Herren Möllerfriedrich, Dr. von Berg und Rosenthal, wurde im Amt bestätigt (100 Gegenstimmen und 200 Enthaltungen).

Die Verabschiedung von TOP 6 erfolgte einstimmig, nachdem der Vorstand erklärt hatte, bei einem Kauf- oder Verkaufsangebot für eigene Aktien maximal eine Differenz von 15 Prozent (im Beschlussvorschlag waren 30 Prozent vorgesehen) auszuschöpfen. Diese Erklärung des Vorstands wurde im Protokoll des Notars vermerkt. Unter TOP 7 wurde der Ausschluss des Verbriefungsanspruchs (1.460 Gegenstimmen) beschlossen und unter dem Tagesordnungspunkt 8 die Dr. Breidenbach, Dr. Güldenagel und Partner Wirtschaftsprüfungsgesellschaft zum Abschlussprüfer gewählt (200 Enthaltungen).


Fazit

Die historische Stadthalle am Johannisberg in Wuppertal-Elberfeld mit ihrer mondänen Atmosphäre war sicherlich ein würdiger Veranstaltungsort für die Hauptversammlung der GESCO AG. Neben der sehr guten Organisation der Veranstaltung ist der sehr ausführliche Geschäftsbericht der GESCO positiv zu erwähnen. Neben allen wesentlichen Kennzahlen enthält er auch eine ausführliche Vorstellung der Beteiligungsunternehmen und sollte von jedem, der sich für die Gesellschaft interessiert, einmal gelesen werden (Anm.: Bezugsadresse siehe unten, alternativ ist auch der Download von der Homepage der Gesellschaft möglich).

Bei der GESCO AG handelt es sich um eine grundsolide Beteiligungsgesellschaft mit jährlichen Wachstumsraten von ca. 6 Prozent beim Konzernumsatz und etwa 8 Prozent beim Ergebnis. Die sehr solide und umsichtige Investitionspolitik des Vorstands hat wesentlichen Anteil an dieser sich seit Jahren fortschreibenden positiven Entwicklung des Unternehmens.

Den allgemeinen Trends an den Kapitalmärkten folgend ist man seit Juni des laufenden Jahres auch im Bereich der Venture Capital Vergabe und der Beteiligungen an jungen High-Tech-Unternehmen tätig geworden. Damit erhält die Aktie mittelfristig, neben den stetigen Zuwächsen aus dem klassischen Geschäft, neue Ertragsfantasie aus Exitgewinnen bei den High-Tech-Beteiligungen. In diesem Zusammenhang dürfen natürlich auch die positiven Effekte der Unternehmenssteuereform ab 2002 nicht vergessen werden.

Dem Slogan der Gesellschaft „Substanz mit Fantasie“ kann man sich nur anschließen und Aktien der GESCO AG kaufen. Im Vergleich mit der ähnlich strukturierten INDUS Holding (bisher ohne High-Tech-Fantasie) verfügt die Aktie noch über deutliches Kurspotenzial. Der längerfristig orientierte Investor sollte auf Sicht von 18 bis 24 Monaten mit Kursen jenseits der 30 Euro-Marke belohnt werden.


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Veröffentlichungsdatum: 02.09.2000 - 12:28
Redakteur: ala
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