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Interview Thomas Krotz (Finanzvorstand EUWAX AG) - "Die aktuelle Kursentwicklung hat mit unseren Fundamentaldaten überhaupt nichts zu tun"

Die EUWAX AG ist an der Stuttgarter Wertpapierbörse als Skontroführer für Optionsscheine, Zertifikate, Aktien und festverzinsliche Wertpapiere aktiv. In den vergangenen Jahren hat sich EUWAX durch rasantes Wachstum in einer Partnerschaft mit der Börse Stuttgart zum klaren Marktführer im deutschen börslichen Optionsscheinhandel entwickelt und nimmt auch im Zertifikate-Handel zwischenzeitlich eine führende Position ein. Im ersten Halbjahr 2004 erwirtschaftete EUWAX erneut hervorragende Zahlen, worauf die Planzahlen deutlich angehoben wurden.



 



Vor dem Hintergrund der stetig steigenden Gewinne entwickelte sich der Kurs der EUWAX-Aktie in den vergangenen Monaten und Jahren überaus erfolgreich. In den letzten Tagen brach der Kurs jedoch nach Presseberichten über einen Zulassungsantrag der Baader Wertpapierhandelsbank in Stuttgart und eine Untersuchung des Kursverlaufs durch das BaFin stark ein.



 



Aus diesem Grund sprach Thorsten Renner für GSC Research mit dem Finanzvorstand Thomas Krotz über die aktuelle Entwicklung und die weiteren Aussichten der EUWAX AG.



 



 



Krotz: "Unsere aktuelle Kursentwicklung hat mit den Fundamentaldaten überhaupt nichts zu tun"



 



GSC Research: In den letzten Tagen ist der Kurs der EUWAX-Aktie stark eingebrochen. Dazu ganz direkt die Frage: Wie sehen Sie die jetzige Kursentwicklung der Aktie?



 



Thomas Krotz: Die jetzige Kursentwicklung hat aus unserer Sicht mit den Fundamentaldaten zunächst einmal überhaupt nichts zu tun. Ausschließlich die Presseberichte darüber, dass Baader jetzt einen Zulassungsantrag gestellt hat, haben zu dem Kursrückgang geführt. Die veröffentlichten Artikel sind offenbar negativ interpretiert worden und haben viele Anleger verunsichert. Dies ist auch daran erkennbar, dass sich viele unserer Aktionäre bei mir gemeldet haben und sich erkundigten, was hinter der Kursentwicklung steckt.



 



Insgesamt herrscht derzeit eine große Konfusion, wobei man ganz klar sehen muss, dass bisher noch überhaupt nichts passiert ist. Bis jetzt wurde nur der Zulassungsantrag gestellt; nun muss man erst einmal analysieren, wie sich das auf die EUWAX AG auswirkt. Zur Qualität der veröffentlichten Presseartikel gebe ich keinen Kommentar ab, da dort mit Aussagen gearbeitet wurde, die einfach nicht der Realität entsprechen.



 



GSC Research: Wie beurteilen Sie die Initiative von Baader, sich als zweiter Skontroführer in Stuttgart im Handel mit verbrieften Derivaten etablieren zu wollen, und welche Konsequenzen erwarten Sie für Ihr Geschäft?



 



Thomas Krotz: Im Moment ist es noch zu früh, lediglich aus dem Antrag schon Schlüsse zu ziehen. Aber wir stehen ja bereits heute mit Baader in Frankfurt im Wettbewerb und Baader hat ja ausreichend Skontren gekauft, unter anderen die der Deutschen Bank. Konkurrenz gibt es also heute schon. Ich darf darauf hinweisen, dass wir auch mit dem Start von "Smart Trading" in Frankfurt keine Marktanteile verloren haben. In einigen Bereichen haben wir unsere Marktanteile sogar weiter ausgebaut.



 



Wir sehen unsere Aufgabe vor allem darin, die Qualität des Handels hoch zu halten und stetig weiter zu verbessern. Außerdem setzen wir durch Neuerungen laufend neue Standards, weil wir der Meinung sind, dass nicht die Äußerungen in verbaler Form entscheiden, wer die Orderströme der Privatanleger bekommt, sondern letztendlich die Qualität.



 



Laut der Presse soll der Schritt von Baader wettbewerbsfördernd sein. Allerdings werden sich Marktteilnehmer genau überlegen, ob es nicht im Gegenteil ein Wettbewerbshindernis ist, wenn Baader beispielsweise Skontren in Frankfurt hat und diese dann auch in Stuttgart betreut. Vor allem vor dem Hintergrund, dass dies mit ein und demselben Market-Maker erfolgt, weiß ich nicht, ob dies unbedingt zu mehr Wettbewerb und Anlegernutzen führt.



 



GSC Research: Laut in der Presse zitierten Gerüchten sind einige Emittenten unzufrieden mit EUWAX. Was sagen Sie dazu?



 



Thomas Krotz: Wir haben aufgrund unserer engen Kontakte zu den Emittenten keine Indizien dafür, dass eine Verlagerung von Skontren geplant ist. Mit den Emittenten habe ich nur wenig Kontakt; diese Gespräche führt normalerweise unser Vorstandsvorsitzender Herr Schnabel. Wir stehen aber ständig in Verbindung mit unseren Partnern, um Veränderungen und Verbesserungen in einer wechselseitigen Beziehung auch mit den Emittenten zu diskutieren.



 



Auf die in den Presseberichten erwähnten Gerüchte hin haben wir schon einige Emittenten angesprochen und diese haben uns bestätigt, dass sie in der aktuellen Situation nicht daran denken, Skontren von uns abzuziehen. Das ist eine Aussage, auf die wir vertrauen, zumal wir auch langjährige und gute Beziehungen zu unseren Emittenten besitzen. Somit besteht überhaupt kein Anlass, unsere Vorgehensweise zu ändern.



 



GSC Research: Wie sehen Sie allgemein die Konkurrenzsituation zu "Smart Trading", das sich bisher ja nicht so erfolgreich entwickelt hat?



 



Thomas Krotz: Es gab jetzt ein Reuters-Interview, in dem Herr Riess erklärte, dass das Programm langfristig angelegt ist. Die bisherigen Marktanteile und die Entwicklung sprechen aber eine eigene Sprache. Die Zahlen belegen, dass wir unsere Position im Wettbewerb teilweise sogar leicht verbessern konnten. Wir sehen "Smart Trading" aber dennoch als ernsthafte Konkurrenz und nehmen dies keinesfalls auf die leichte Schulter, nur konzentrieren wir uns auf die Qualität unserer eigenen Dienstleistungen.



 



GSC Research: Kursbelastungen gab es wohl auch dadurch, dass von Seiten des BaFin eine Ankündigung über die Analyse des Kursverlaufs der EUWAX AG erfolgte. Wie schätzen Sie diese Situation ein?



 



Thomas Krotz: Nach unserer Beobachtung war ein Auslöser für den Kursverlauf am Freitag nach dem Artikel in der Börsen-Zeitung der Bericht in der Financial Times Deutschland, der in der Headline die Ankündigung der Analyse hatte. Aber um es klar zu sagen: Die Untersuchung ist nicht gegen die EUWAX AG gerichtet.



 



Wir als EUWAX AG fühlen uns in dieser Hinsicht sehr entspannt, da wir sicher keine Regelverstöße im eigenen Haus haben. Insiderinformationen konnten wir ebenfalls nicht nutzen, da auch wir vom Antrag nur aus der Zeitung erfahren haben. Im Übrigen besitzen wir natürlich auch entsprechende Compliance-Richtlinien, die sehr streng sind.



 



Wie Sie wissen hat das BaFin ein Frühwarnsystem und da wird jede Auffälligkeit untersucht. Die letzten Insidertransaktionen sind am 4. August und damit weit vor den aktuellen Kursturbulenzen - und auch dem Zulassungsantrag von Baader - erfolgt, so dass diese nicht maßgebend für die Kursentwicklung am vergangenen Freitag sein können. Den Ergebnissen der Untersuchung sehen wir daher, wie schon gesagt, sehr gelassen entgegen.



 



GSC Research: Zu einem anderen Thema. Was versprechen Sie sich von der vor wenigen Wochen gemeldeten 53-prozentigen Beteiligung am zu gründenden Introducing Broker in der Schweiz?



 



Thomas Krotz: Mit der Beteiligung an diesem Introducing Broker verfolgen wir das Ziel, dadurch den Schweizer Markt besser bearbeiten zu können. Haupthintergrund ist natürlich, die Orderströme hier an die EUWAX zu bringen, weil der Schweizer Markt im Gegensatz zu unserem Markt nicht über die Produktvielfalt verfügt. Dort sind maximal 3.000 Derivate gelistet, während sich die Zahl in Deutschland auf fast 50.000 beläuft.



 



Zum anderen hat der Schweizer Markt sehr hohe Abwicklungsgebühren und Transaktionskosten; das macht es attraktiv, zusammen mit Emittenten über den Introducing Broker die Orderströme an die EUWAX zu lenken. Auf der anderen Seite wird aber auch Handel direkt an der SWX angeboten. Auf jeden Fall wollen wir mit dieser Initiative verstärkt den Schweizer Markt bearbeiten.



 



GSC Research: Abschließende Frage: Halten Sie Ihre Prognose von 3,08 EUR Gewinn je Aktie in 2004 weiter aufrecht?



 



Thomas Krotz: Falls sich die Situation nun anders darstellen würde, hätten wir dies veröffentlicht. Wir haben die Prognose bei der Veröffentlichung der Halbjahreszahlen angehoben und haben dabei eher konservative Prognosen zu Grunde gelegt. Im Moment haben wir keine Anzeichen dafür, dass wir an unserer Prognose etwas ändern müssten.



 



GSC Research: Herr Krotz, wir danken Ihnen für das Gespräch und wünschen Ihnen und Ihrem Unternehmen weiterhin viel Erfolg!



Veröffentlichungsdatum: 24.09.2004 - 08:23
Redakteur: tre
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