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Interview mit Willi Back (Vorstandsvorsitzender GESCO AG) - "Spürbare Nachfragebelebung bei einigen Beteiligungen"

Die GESCO AG bezeichnet sich selbst als „Mittelstands-Holding“ und hält Beteiligungen an derzeit 12 im Bereich Basis-Technologien tätigen Unternehmen, die im Konzern mit rund 1.200 Mitarbeitern einen Umsatz von etwa 150 Mio. Euro jährlich erwirtschaften. Im Gegensatz zu anderen Beteiligungsgesellschaften ist die GESCO AG bei Unternehmenserwerben in ihrem Geschäftsfeld Basis-Technologien langfristig orientiert, verfolgt also beim Erwerb grundsätzlich keine Exit-Absicht. Im Geschäftsfeld Neue Technologien dagegen ist GESCO als Minderheitsgesellschafter auf Zeit engagiert. 



Vor wenigen Tagen gab die in Wuppertal ansässige Beteiligungsgesellschaft die wesentlichen Eckdaten des am 31. März 2003 zuende gegangenen Geschäftsjahres bekannt. Im Zuge der endgültigen Trennung vom Geschäftsfeld Neue Technologien, das in der Tochtergesellschaft GESCO Technology AG gebündelt war, muss GESCO erstmals in der Unternehmensgeschichte einen Verlust auf Konzernebene in Höhe von 3,2 Mio. Euro ausweisen. Die operative Ertragskraft im Geschäftsfeld Basis-Technologie war hiervon jedoch nicht betroffen.





GSC Research hat die Meldung zum Anlass genommen, sich über die genauen Hintergründe für die Entscheidung vom Technologie-Bereich zu informieren. Dazu führte Alexander Langhorst das vorliegende Interview mit dem Vorstandsvorsitzenden der GESCO AG, Willi Back.








Back: "Spürbare Nachfragebelebung bei einigen Beteiligungen"





GSC Research: Sie haben gemeldet, im Zuge einer konsequenten Portfoliobereinigung die Trennung vom Geschäftsbereich Neue Technologien vollzogen zu haben. Welche genauen Beweggründe führten zu dieser Entscheidung?





Back: Das Geschäftsfeld Neue Technologien haben wir in der GESCO vor rund 3 Jahren als strategische Ergänzung zum bestehenden Bereich der Basis-Technologien gegründet. Damals waren die Neuen Technologien, wie sich jeder noch gut erinnern dürfte, in aller Munde. Die in der GESCO Technology AG gebündelten Minderheitsbeteiligungen haben wir sehr sorgfältig ausgewählt und dabei auf die Zusammenarbeit mit namhaften Co-Investoren gesetzt. Wie sich jedoch im Fall der Beteiligung an der Silicon Vision gezeigt hat, war auch das Engagement von so namhaften Investoren wie Agfa Gaevert letztendlich doch kein Garant für einen Erfolg dieses Investments.





Angesichts des weiterhin schwierigen Umfeldes und der erheblichen Probleme bei der Eigen- und Fremdkapitalbeschaffung bei jungen Unternehmen haben wir uns dazu entschlossen, uns von diesem Geschäftsfeld komplett zu trennen, und haben unsere Tochtergesellschaft GESCO Technology AG daher an die Münchener Mikro Systec AG veräußert.





GSC Research: Der Verkauf ist sicherlich ein konsequenter Schritt, aber hätte es nicht auch andere Optionen gegeben?





Back: Natürlich haben wir in den vergangenen Wochen verschiedene Szenarien geprüft. Eine denkbare Vorgehensweise wäre gewesen, die bestehenden Portfoliounternehmen auch weiterhin zu betreuen und darauf zu setzen, diese erfolgreich fortzuführen. Bei dieser Variante hätte sich jedoch insbesondere die Stellung der GESCO Technology als Minderheitsgesellschafter erschwerend ausgewirkt und eine effektive Einflussnahme deutlich erschwert oder sogar verhindert.





Im Worst-Case-Szenario hätte ein Festhalten an den Beteiligungen also dazu führen können, dass zwar erhebliche Managementkapazitäten in diesem Bereich gebunden werden, wir aber nicht alle Möglichkeiten besitzen, diese auch zum Erfolg zu führen, wie dies bei den Beteiligungen im Bereich der Basis-Technologien der Fall ist. Vor diesem Hintergrund ist ein Verkauf dieses Bereiches die beste Variante für die betroffenen Unternehmen wie auch für die Aktionäre der GESCO.





GSC Research: Apropos Aktionäre: in der Vergangenheit konnten diese sich immer an attraktiven Dividenden erfreuen. Wie wird sich die Trennung von den Neuen Technologien hierauf auswirken?





Back: Kurzfristig belastet die Trennung natürlich unsere Bilanz, der Fehlbetrag im abgelaufenen Geschäftsjahr markiert jedoch den endgültigen Schlussstrich unter dieses Kapitel unserer Unternehmensgeschichte. Der Konzernverlust von voraussichtlich 3,2 Millionen Euro resultiert einzig aus Verlusten im Zusammenhang mit der Veräußerung der Anteile an der GESCO Technology AG. 



Angesichts der unverändert guten Ertragskraft des Bereiches Basis-Technologien wollen wir die aktionärsfreundliche Ausschüttungspolitik fortsetzen und der Hauptversammlung am 30. Juli 2003 eine Dividende von 0,50 Euro je Stückaktie vorschlagen. Beim aktuellen Kursniveau entspricht dies einer Dividendenrendite von deutlich über 5 Prozent.





GSC Research: Neben der Trennung vom Geschäftsfeld der neuen Technologien haben Sie sich auch von der Minderheitsbeteiligung am Anlagenbau- und Engineering-Unternehmen Steiner GmbH & Co. KG getrennt. Welche Gründe gab es für diese Transaktion?





Back: Die Steiner Gruppe gehörte seit Anfang der 90er Jahre zu den Portfoliounternehmen der GESCO-Gruppe und hatte sich in den ersten Jahren sehr erfreulich entwickelt. Seit Mitte der neunziger Jahre hat die Gesellschaft jedoch mit einem immer schwieriger werdenden Marktumfeld im Sektor Anlagenbau zu kämpfen und musste sich neben dem Heimatmarkt auch in anderen Teilen der Welt neue Absatzmärkte suchen und besonders den Engineeringbereich als weiteres Standbein ausbauen. Im Zuge eines längerfristig angelegten Restrukturierungsprogramms hatten wir unsere Beteiligung im Jahr 1999 auf 24,9 Prozent reduziert, um eine Unterstützung durch die öffentliche Hand zu ermöglichen.





Mit den von Steiner adressierten Geschäftsfeldern verbindet die GESCO inzwischen kein strategisches Interesse mehr, so dass die verbliebene Beteiligung an den Mehrheitsgesellschafter veräußert wurde. Zudem stellte Steiner das einzige Portfoliounternehmen im Bereich Basis-Technologien dar, bei dem wir die Position eines Minderheitsgesellschafters innehatten und hierdurch natürlich nicht immer eine Mitsprache in der bei unseren anderen Beteiligungen üblichen Form möglich war.





GSC Research: Herr Back, Sie haben beschrieben, dass eine sehr enge Begleitung der Portfoliounternehmen durch die GESCO AG erfolgt. Wie sieht diese Betreuung im Einzelnen aus?





Back: Wir verfolgen grundsätzlich die Strategie, Beteiligungen von 100 Prozent an den Portfoliounternehmen zu erwerben. Wenn Minderheitsgesellschafter am Unternehmen beteiligt sind, so handelt es sich ausschließlich um die dortigen neuen Geschäftsführer, bei denen eine Beteiligung als zusätzlicher Erfolgsanreiz wirkt. Der Kontakt zwischen der GESCO AG als Beteiligungsgesellschaft und den einzelnen Unternehmen ist sehr eng. So ist einmal pro Monat ein Vorstandsmitglied der GESCO bei den Gesellschaften vor Ort, ebenso verhält es sich mit den betriebswirtschaftlichen Experten der Holding.





Diese enge Verzahnung ermöglicht eine ständige und vor allem sehr zeitnahe Begleitung der eingeschlagenen Strategien und Planungen. Mögliche Abweichungen werden ebenfalls sehr früh erkannt und ermöglichen rechtzeitige Gegenmaßnahmen. Darüber hinaus wird auch der Dialog der Geschäftsführer der Beteiligungsunternehmen untereinander gefördert. Hieraus ergeben sich immer wieder interessante Ansätze für Geschäftsverbindungen zwischen einzelnen Beteiligungen.





GSC Research: Die Motivation der leitenden Mitarbeiter und Geschäftsführer ist ein wichtiges Thema. Welche Formen der Erfolgsbeteiligung gibt es bei GESCO, neben einer möglicherweise bestehenden Minderheitsbeteiligung einzelner Geschäftsführer an ihren Unternehmen?





Back: Seit dem Börsengang bieten wir allen Mitarbeitern der GESCO AG sowie der verschiedenen Portfoliounternehmen die Teilnahme am Mitarbeiterbeteiligungsprogramm an. Im Durchschnit nehmen über 30 Prozent aller Mitarbeiter im Konzern jährlich an diesem Programm teil und stellen damit ihre hohe Identifikation mit der GESCO AG unter Beweis.





GSC Research: Apropos zeitnahe Verfolgung der Planungen: können Sie unseren Lesern bereits nähere Einzelheiten zum operativen Verlauf des am 31. März 2003 zuende gegangenen Geschäftsjahres machen und einen Ausblick für das laufende Jahr geben?





Back: Trotz der schwierigen konjunkturellen Rahmenbedingungen im Berichtszeitraum haben sich alle Unternehmen im Bereich der Basis-Technologien in ihren Märkten gut bis sehr gut behauptet und ausnahmslos positive Ergebnisse erwirtschaftet. Daher gehen wir derzeit davon aus, dass die Prognosen für das operative Ergebnis von rund 16 Millionen Euro beim EBITDA und 8,8 Millionen Euro beim EBIT erreicht werden konnten. Die genauen Details für das Geschäftsjahr 2002/2003 werden wir im Rahmen der Bilanzpressekonferenz am 26. Juni 2003 bekannt geben.





GSC Research: Was erwarten Sie im neuen Geschäftsjahr, gerade vor dem Hintergrund des derzeitigen schwierigen Umfeldes?





Back: Für das laufende Geschäftsjahr sind die Geschäftsleitungen unserer Tochtergesellschaften ebenfalls positiv gestimmt. Wenngleich frühestens im vierten Quartal 2003 mit einer konjunkturellen Belebung gerechnet wird, können einige unserer Beteiligungsunternehmen aktuell von einer spürbaren Nachfragebelebung berichten.





Als wesentlicher Effekt ist hier festzustellen, dass viele Kunden in den vergangenen Monaten eher zurückhaltend Bestellungen getätigt und vornehmlich ihre Lagerbestände abverkauft haben. Die nun nicht mehr vorhandenen eigenen Bestände führen zu verstärkten Orders bei einigen unserer Tochtergesellschaften. Bei einer konjunkturellen Erholung und einer Auffüllung der Kundenlager würde sich ein zusätzlicher Nachfrageschub ergeben.





Eine genaue Prognose für das laufende Jahr ist zum gegenwärtigen Zeitpunkt noch nicht in seriöser Weise möglich. Ich bin jedoch zuversichtlich, hierzu anlässlich der Bilanzpressekonferenz ebenfalls eine Aussage treffen zu können.





GSC Research: Auf der letztjährigen Hauptversammlung haben Sie den Aktionären über den Erwerb der SVT GmbH in Schwelm sowie der Hubl GmbH in Vaihingen/Enz berichtet. Wie haben sich diese beiden Unternehmen bisher entwickelt?





Back: Beide Unternehmen konnten reibungslos in den Konzern integriert werden und haben sich seit dem Erwerb sehr erfolgreich entwickelt. Die laufende Kommunikation zwischen der Holding und den einzelnen Beteiligungsunternehmen hat zudem gezeigt, dass beide Unternehmen mit der „Mitgliedschaft in der GESCO-Gruppe“ sehr zufrieden sind.





GSC Research: Gibt es derzeit konkrete Überlegungen über weitere Zukäufe?





Back: Akquisitionen sind bei GESCO immer ein Thema, erfordern jedoch ein sehr sorgfältiges und vorsichtiges Vorgehen, um die wirklich interessanten Kandidaten auszuwählen. Dieses Procedere führt dazu, dass im Schnitt nur eines von etwa 25 Erstgesprächen mit den Gesellschaftern und Geschäftsführern des zum Verkauf stehenden Unternehmens am Ende auch zu einem Termin beim Notar führt. Im gegenwärtigen Umfeld und bei den niedrigen Bewertungsniveaus wirkt die geringe Verkaufsneigung von Eigentümern profitabler Unternehmen sich zudem erschwerend bei der Identifizierung attraktiver Zielobjekte aus.





GSC Research: Herr Back, vielen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg.










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Veröffentlichungsdatum: 08.04.2003 - 17:56
Redakteur: ala
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