Die SCI AG hatte für den 22. Juli 2024 zur Hauptversammlung mit Vorlage des Jahresabschlusses 2023 eingeladen. Als Veranstaltungsort hatte die Verwaltung wie in den Vorjahren das Clubhaus der Sportanlage TuS Merzhausen in einem Ortsteil von Usingen gewählt. Etwa 30 Aktionäre und Gäste, darunter Matthias Wahler für GSC Research, hatten sich dort eingefunden, um sich über die Entwicklung der spezialisierten Beteiligungsgesellschaft zu informieren.
Der Aufsichtsratsvorsitzende Wilhelm Nachtigall eröffnete die Versammlung um 15 Uhr und teilte mit, dass die Mitglieder von Vorstand und Aufsichtsrat vollzählig anwesend sind. Personelle Veränderungen hat es nicht gegeben. Ein notarielles Protokoll war nicht erforderlich. Auf die Bestellung eines Notars hatte die Gesellschaft deshalb verzichtet. Die Niederschrift erstellte der Versammlungsleiter selbst.
Im Folgenden erläuterte Herr Nachtigall die Formalien und informierte über die wichtigsten Punkte aus Sicht des Aufsichtsrats. In diesem Zusammenhang kam er auch auf die Vorstandsvergütung zu sprechen, die sich aus einer monatlichen Fixkomponente und einem performanceabhängigen Teil zusammensetzt. Für das Geschäftsjahr 2023 hat Alleinvorstand Oliver Wiederhold lediglich die fixe Vergütung erhalten.
Nach diesen Ausführungen übergab der Vorsitzende das Wort an den Vorstand.
Bericht des Vorstands
Herr Wiederhold begann mit einem Überblick über das Börsenumfeld des Jahres 2023, das klar im Zeichen der großen amerikanischen Technologiewerte stand, die auch in den großen Indizes stark gewichtet sind und diese nach oben trieben. In Deutschland gewann der DAX, angeführt von der starken Entwicklung von Rheinmetall, ebenfalls 20 Prozent an Wert. Leider konzentrierten sich die Pluszeichen aber auf die großen Werte. Der Nebenwerte-Bereich, in dem die SCI schwerpunktmäßig unterwegs ist, blieb komplett vernachlässigt.
Im Folgenden verschaffte der Vorstand einen Überblick über die Entwicklung der drei großen Positionen im SCI-Portfolio. Die Aktien der LS Invest AG, die zum Ende des Berichtsjahres einen Depotanteil von 11,8 Prozent hatten, gingen im Jahresverlauf leicht auf 5,50 (Vorjahr: 5,60) Euro nach unten, weshalb eine kleine Abschreibung vorgenommen wurde. Im Frühjahr hatte es, wie Herr Wiederhold am Kurschart aufzeigte, noch eine Kursspitze bei über 7 Euro gegeben. Der Grund dafür war das Video eines Aktien-Influencers gewesen, der mit Blick auf die operativen Erfolge und das hohe Eigenkapital die Hoffnung auf einen zeitnahen lukrativen Squeeze-out schürte, was sich aber nicht bewahrheitete. Vermutlich verloren dann einige Investoren die Lust und stiegen wieder aus.
Die zweitgrößte Position im SCI-Portfolio ist die Gesundheitswelt Chiemgau AG (GWC) mit einem Anteil von 11,6 Prozent. Auch bei diesem Unternehmen zeigt die operative Entwicklung in die richtige Richtung. Das Geschäftsjahr 2023 wurde mit einem Gewinn von 1,79 Euro abgeschlossen, womit die Aktie bei einem Kurs von 13,50 Euro deutlich unterbewertet ist. Immerhin wurde, möglicherweise als Reaktion auf den Gegenantrag, den die SCI im vergangenen Jahr eingereicht hatte, die Ausschüttungsquote im laufenden Jahr verdoppelt und auf 30 Prozent angehoben. Per Saldo hat aber auch der GWC-Kurs auf 13,50 (14,25) Euro nachgegeben. Die Depotposition der SCI AG weist jedoch stille Reserven von rd. 1 Mio. Euro aus.
Das dritte Kerninvestment ist die lettische Latvijas Balzams mit einem Depotanteil von 8,0 Prozent. Es handelt sich hier um einen in der Region sehr bekannten Getränkehersteller, der auch das lettische Nationalgetränk, den Kräuterschnaps Rigaer Balsam, produziert und vertreibt. Dessen Ergebnis ging im Geschäftsjahr 2023, wesentlich bedingt durch die höheren Materialpreise, um 18 Prozent zurück. Im ersten Quartal 2024 sieht es aber schon wieder deutlich besser aus. Interessant ist, dass auf Betreiben des Hauptaktionärs, eines russisch-stämmigen Oligarchen, gegen den Verwaltungsvorschlag wiederum eine attraktive Dividende von 0,60 Euro beschlossen wurde.
Auf dem vierten Platz findet sich die InnoTec TSS AG mit einem Depotanteil von 3,4 Prozent. Allerdings gibt es Herrn Wiederhold zufolge in der Größenordnung um 3 Prozent eine ganze Reihe von Positionen, weshalb er es bei seinen Ausführungen über die drei größten Investments belassen wollte.
Der Net Asset Value (NAV) der SCI-Aktie ging im Jahr 2023 per Saldo um 2,4 Prozent auf 23,55 (24,13) Euro zurück. Der Grund war das im Nebenwerte-Bereich schwierige Börsenjahr, welches auch anderen, ähnlich aufgestellten Beteiligungsgesellschaften eine schwache Performance bescherte. Noch negativer lief es für die Nebenwerte-Fonds, die zusätzlich mit Rückflüssen zu kämpfen hatten und teilweise unfreiwillig Positionen auflösen mussten, was dann vor allem bei wenig liquiden Werten zusätzlich für Druck auf die Kurse sorgte.
Unschön findet Herr Wiederhold, dass die SCI-Aktie noch deutlich stärker als der NAV nachgegeben hat. Insbesondere zum Jahresende wurden relativ große Stückzahlen zu niedrigeren Kursen gehandelt. Über die Hintergründe konnte der Vorstand nur spekulieren.
Sodann kam Herr Wiederhold auf den Jahresabschluss zu sprechen. Zunächst lenkte er den Blick der Aktionäre auf den Cashbestand, der Ende 2023 stichtagsbedingt mit rund 30 Prozent nochmals höher war als in den Vorjahren. Das Geld liegt aber nicht unverzinst auf dem Konto, sondern ist zum größten Teil in kurzlaufende Bundesanleihen investiert, die aktuell eine Rendite von 3,4 Prozent bringen. Eine gewisse Cash-Reserve erachtet der Vorstand als wichtig, um kurzfristige Chancen wahrnehmen zu können. Auf der Passivseite gibt es keine Veränderung. Wie im Vorjahr waren die Investments ausschließlich mit Eigenkapital finanziert. Auch unterjährig gab es keine Bankverbindlichkeiten.
An der Geschäftstätigkeit hat sich nichts geändert. Weiterhin ist die SCI zum einen im kurzfristigen Wertpapierhandel, also Trading, und im langfristigen Beteiligungsgeschäft aktiv. Im Trading gab es mit einem Umsatz von 3,9 (2,2) Mio. Euro wieder etwas mehr Aktivität. Das Handelsergebnis war mit 35 (8) Tsd. Euro deutlich höher als im Vorjahr, allerdings im Anteil am Gesamtergebnis von untergeordneter Bedeutung. Ein Großteil des Umsatzes entfiel mit 1,7 Mio. Euro auf die HHLA-Aktie, die an der Börse über längere Zeit wenige Cent unter dem Übernahmeangebot von 16,75 Euro gekauft und zumeist am gleichen Tag mit einer sehr kleinen Marge wieder veräußert werden konnte. Die zweitgrößte Handelsposition war mit 301 Tsd. Euro die Kabel-Deutschland-Aktie, die der Vorstand im Zuge des Squeeze-out über die Börse gekauft hat und die dann „outgesqueezt“ wurde.
Die sonstigen betrieblichen Erträge werden mit 421 (326) Tsd. Euro ausgewiesen. Erwähnenswert fand Herr Wiederhold hier zunächst, dass in dieser Position im Gegensatz zu den Vorjahren praktisch keine Nachbesserungen aus Spruchverfahren enthalten sind. Zugeflossen ist letztlich nur eine Nachbesserung von 7 Tsd. Euro inklusive Zinsen aus dem Squeeze-out von Schmalbach Lubeca im Jahr 2002, an den sich wohl nur noch ältere Investoren erinnern. Nach 22 Jahren wurde dieses Verfahren endlich entschieden.
In den sonstigen betrieblichen Erträgen sind mit 228 Tsd. Euro vor allem Gewinne aus Verkäufen von Wertpapieren des Anlagevermögens enthalten. Die größte Position war die lettische Valmieras mit 108,5 Tsd. Euro, die ein Insolvenzverfahren durchlaufen hat und deren Aktie nach einem Kaufangebot von der Börse genommen worden ist. Dies hatte der Vorstand zum Anlass genommen, die Position komplett abzuschreiben, nachdem eine Bewertung nicht mehr möglich war. Umso mehr freut sich Herr Wiederhold, dass die Stücke nun doch noch zu einem fairen Preis an den Hauptaktionär verkauft werden konnten.
Ein Gewinn von 50,5 Tsd. Euro wurde mit dem Verkauf von AGROB-Aktien erzielt. Bei diesem Unternehmen läuft nach dem Abschluss eines Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrages ein Spruchverfahren und es liegt ein Vergleichsvorschlag vor. Aus heutiger Sicht erwies es sich jedoch als richtig, die Stücke über die Börse zu guten Kursen zu verkaufen. Weitere 28,9 Tsd. Euro wurden mit HansaMatrix aus Lettland verdient. Diese Aktien hat die SCI im Zuge des Delisting in ein Kaufangebot des Hauptaktionärs eingereicht.
Überdies konnten Zuschreibungen von in Summe 165 Tsd. Euro vorgenommen werden. Als größte Positionen nannte Herr Wiederhold die im Vorjahr abgeschriebene Siltronic mit 76,1 Tsd. Euro, Bilfinger mit 15,9 Tsd. Euro, Conti mit 12,3 Tsd. Euro sowie den in Liquidation befindlichen Immobilienfonds CS Euroreal mit 12,1 Tsd. Euro. Daneben findet sich in den sonstigen betrieblichen Erträgen ein Gewinn von 14,7 Tsd. Euro aus der Währungsumrechnung durch das Konto in polnischen Zloty, welches die SCI vor einigen Jahren eröffnet hat, um an der Börse Warschau handeln zu können. Viele Möglichkeiten haben sich bisher aber nicht aufgetan.
In den sonstigen betrieblichen Aufwendungen von 73,5 (94,8) Tsd. Euro ist der Rückgang vor allem durch niedrigere Währungsdifferenzen von nur noch 3 Tsd. Euro bedingt, nachdem hier im Vorjahr knapp 19 Tsd. Euro angefallen waren, die weit überwiegend auf die schwedische Krone entfielen.
Der Personalaufwand entwickelte sich auf 85 (103) Tsd. Euro rückläufig. Als Grund dafür nannte Herr Wiederhold, dass die Bürokraft, die sich vor allem um die Buchhaltung kümmert, von Teilzeit- auf Minijob gewechselt hat. Die meisten anderen Aufgaben kann der Vorstand selbst übernehmen, bei der Buchführung ist aber eine gute Vorbereitung unbedingt sinnvoll, damit die Kosten der Abschlussprüfung geringgehalten werden können.
Die Abschreibungen lagen zur Freude des Vorstands mit 203 (873) Tsd. Euro deutlich unter dem Vorjahreswert. Es gibt auch keine einzelne Position, die besonders hervorstechen würde. Größeren Anteil hatten MeVis, LS Invest und Merck jeweils mit Beträgen im niedrigen bis mittleren fünfstelligen Bereich. Großteils konnten die Rückstände bis heute schon wieder aufgeholt werden.
Die Dividendeneinnahmen und Fondsausschüttungen beliefen sich auf 392 (358) Tsd. Euro. Große Beiträge lieferten die Werte aus dem Baltikum. Bei Latvijas Gaze gab es eine Sonderausschüttung aus dem Verkauf eines Unternehmensteils, die sich so nicht wiederholen wird. Latvijas Balzams schüttete auf Wunsch des Hauptaktionärs besagte Dividende von 0,60 Euro aus und wird dies wohl auch weiterhin tun. Auch andere Werte aus der Region lieferten schöne Beiträge. Ein gutes Drittel der Dividendeneinnahmen entfiel 2023 auf das Baltikum.
Große deutsche Werte in dieser Position waren unter anderem Innotec TSS und GWC. Außerdem gab es bei Muehlhan eine Sonderausschüttung von 1 Euro je Aktie aus der Quasi-Liquidation, die sich somit nicht wiederholen wird. Überdies konnten weitere Ausschüttungen von den in Auflösung befindlichen Immobilienfonds vereinnahmt werden, bei denen die Liquidation aber nun in den meisten Fällen so gut wie abgeschlossen und nicht mehr viel zu erwarten ist.
Letztlich schloss die SCI das Geschäftsjahr 2023 mit Jahresüberschuss von 411 Tsd. Euro ab, womit der Vorjahresverlust von 398 Tsd. Euro ausgeglichen werden konnte. Das Ergebnis je Aktie errechnet sich mit plus 0,85 (minus 0,83) Euro. Vorstand und Aufsichtsrat schlugen der Hauptversammlung vor, eine Dividende von 0,50 Euro auszuschütten.
Insgesamt verzeichnete die SCI, so Herr Wiederhold in seinem Fazit zum Geschäftsjahr 2023, in dem im Nebenwerte-Bereich schwierigen Börsenumfeld eine solide Entwicklung. Die großen Beteiligungen entwickeln sich immer noch ohne Schwung, was sich nach Überzeugung von Herrn Wiederhold aber ändern wird. Wichtig ist ihm, dass zumindest größere Verlustpositionen vermieden werden konnten.
In diesem Zusammenhang kam Herr Wiederhold auf das Gesetz über den Stabilisierungs- und Restrukturierungsrahmen für Unternehmen (StaRUG) zu sprechen, mit dem sich an der Börse ein neues Risiko aufgetan hat. Das StaRUG ermöglicht Sanierungen, bei denen die Altaktionäre ohne Entschädigung ausscheiden. Bekannte Beispiele sind Leoni, Endor und ganz aktuell Varta. Aus Anlegersicht kann dies nur heißen, dass man sich von schwachen Unternehmen, in denen sich ein solches Vorgehen abzeichnen könnte, fernhalten muss. Die SCI war vom StaRUG bisher zum Glück nicht betroffen.
Sodann leitete Herr Wiederhold über zum laufenden Jahr. Gerne teilte er mit, dass der NAV der SCI-Aktie sich aktuell mit 25,00 Euro errechnet, also im bisherigen Jahresverlauf eine erfreuliche Entwicklung aufweist. Den größten Anteil an dem Zuwachs hatte rechnerisch mit 1,03 Euro die Beteiligung an der LS Invest, deren Kurs seit Juni in Schwung gekommen ist. Zum einen sind viele verkaufswillige Adressen mittlerweile ausgestiegen. Außerdem kam Squeeze-out-Fantasie auf, nachdem die Gesellschaft lange nicht zur Hauptversammlung eingeladen hatte.
Die operative Entwicklung allein kann es nach Einschätzung von Herrn Wiederhold nicht gewesen sein. Da gibt es nicht viel Neues zu berichten. Dass das Eigenkapital durch den Verkauf der deutschen Hotels steigt, war schon bekannt und hat sich bestätigt. Mittlerweile beläuft sich das Eigenkapital je Aktie auf 9,12 Euro. Inzwischen wurde auch zur Hauptversammlung eingeladen, ohne Squeeze-out-Beschluss. Der Kurs blieb aber stabil, der größte Depotwert verzeichnet also eine sehr schöne Entwicklung.
Einen positiven Effekt von etwa 0,08 Euro hatte Vilkyškių pieninė, eine Molkerei aus Litauen, die als Marke im gesamten Baltikum bekannt ist und die operativ eine sehr starke Entwicklung verzeichnet. Im Geschäftsjahr 2023 verdiente das Unternehmen 1,22 Euro je Aktie, womit die Aktie, obwohl der Kurs mittlerweile auf 6 Euro gestiegen ist, immer noch sehr günstig bewertet ist, zumal sich das Geschäft kontinuierlich positiv entwickelt und es eine schöne Dividende gibt. Der Großaktionär kauft auch weiter zu.
Als neuen Wert im SCI-Depot stellte der Vorstand die Yoma Strategic Holdings vor. Es handelt sich nach seiner Aussage um eine diversifizierte Holding aus Myanmar, deren Aktie in Singapur gehandelt wird. Herr Wiederhold hat das Land bereits seit 2017 im Blick, als er dort auf einer Investorenkonferenz gewesen war. Damals war schon eine gewisse Aufbruchstimmung zu spüren gewesen und viele Investoren wollten einsteigen. Die SCI hat aber zunächst noch abgewartet und die politischen Veränderungen verfolgt, zum Glück aus heutiger Sicht, da das Land hiernach von einem weiteren Militärputsch zurückgeworfen wurde.
Anfang 2024 entschied sich der Vorstand, aktiv zu werden. Da es keine Investmentfonds oder ETF auf Myanmar gibt, fiel die Wahl auf diesen Mischkonzern, der einen Großteil der Wirtschaft des Landes abbildet. Yoma Strategic Holdings ist sehr breit aufgestellt und unter anderem im Bausektor, als Finanzdienstleister mit dem Zahlungsdienst „Wave Money“ und als Lizenznehmer für KFC aktiv. Die Gruppe umfasst auch den Verkauf von Landmaschinen und eine Vertretung für Mitsubishi Motors. Das Spektrum ist also sehr breit und Yoma damit das geeignete Vehikel, um auf die Entwicklung des Landes zu setzen.
Herr Wiederhold hat Anfang 2024 begonnen, mit einem relativ kleinen Einsatz und in mehreren Etappen Aktien an der Börse Singapur zu kaufen. Als der Kurs schon nach oben gedreht und sich verdoppelt hatte, sprang noch ein deutschsprachiger Börsendienst mit einer Kaufempfehlung auf. Die SCI hat dann in etwa zum doppelten Einstandspreis verkauft und damit trotz des nur kleinen Einsatzes einen Gewinn von 0,08 Euro je SCI-Aktie realisiert. Ein langfristiges Investment erscheint dem Vorstand in dem nach wie vor sehr unsicheren politischen Umfeld nicht sinnvoll zu sein. Wenn sich Chancen bieten, werde man diese aber weiterhin gerne nutzen.
Eine positive Entwicklung ist auch bei Bastei Lübbe zu verzeichnen, die Herr Wiederhold Anfang 2024 als unterbewertet angesehen und gekauft hat. Die Erwartung, dass das Verlagshaus 2023 mehr verdient hat als prognostiziert, hat sich erfüllt. Letztlich hat sich der Gewinn je Aktie auf 0,66 (0,30) Euro verdoppelt, die Dividende wird ebenfalls verdoppelt und die Pipeline an Büchern ist gut gefüllt. Unter anderem verlegt Dirk Rossmann seine Bücher über Bastei Lübbe und er ist auch mit rund 25 Prozent beteiligt. Bastei Lübbe profitiert zudem von dem Community-getriebenen Geschäftsmodell.
Bei dem Investment in Latvjias Gaze war hingegen ein Kursverlust zu verzeichnen. Schuld daran ist laut Herrn Wiederhold nicht eine schwache operative Entwicklung, sondern ein Delisting-Angebot zu 3,35 Euro und damit weit unter dem Börsenkurs. Dies ist in Lettland möglich, wenn der Börsenhandel sehr gering ist, was bei Latvjias Gaze bei einem Freefloat von gerade einmal 2,77 Prozent natürlich der Fall ist.
Geplant ist ein MBO, also die Übernahme der Gesellschaft durch das Management, in dem sich durchaus honorige Personen finden. Der CEO der Gesellschaft ist der frühere lettische Ministerpräsident. Hintergrund ist die in Zeiten des Ukraine-Kriegs sehr komplizierte Aktionärsstruktur mit großen Beteiligungen unter anderem von Gazprom und Uniper, was im Sanktionsumfeld problematisch ist. Die SCI wird an ihrer Beteiligung festhalten und hat dann eben einen nicht börsennotierten Wert aus Lettland im Depot, bei dem es allein auf die operative Entwicklung ankommt.
Allgemeine Aussprache
In der folgenden Aussprache meldeten sich insgesamt fünf Aktionäre jeweils mit kurzen Fragen zu Wort. Zweimal wurde dabei das Engagement in LS Invest angesprochen. Insbesondere ging es um eine Einschätzung, wie der Vorstand bei dieser Gesellschaft die Perspektiven für einen zeitnahen Squeeze-out sieht und was man gegebenenfalls als Abfindung erwarten könnte. Das Investment zieht sich schließlich inzwischen schon sehr lange.
Eine echte Voraussage konnte Herr Wiederhold nicht treffen. Für einen nicht mehr allzu weit entfernten Squeeze-out spricht aber seiner Auffassung nach, dass sich die Lage bei dem Unternehmen zunehmend aufklärt und es für den Großaktionär Sinn machen dürfte, die Sache schnell zu Ende zu bringen, bevor zu viele Werte offenbart werden müssen. Aus Sicht der SCI gibt es jedoch keinen Zeitdruck. Man freue sich auch über Kursgewinne.
Eine Einschätzung zur Höhe der Abfindung ist naturgemäß schwierig. Herr Wiederhold kann sich aber nicht vorstellen, dass die Verantwortlichen eine Abfindung unter Buchwert von aktuell 9,12 Euro versuchen werden. Dafür kann er sich keine nachvollziehbare Begründung vorstellen. Im Gegenteil dürften sich insbesondere aus der Anfi-Thematik noch eine ganze Reihe positiver Sonderwerte ergeben, die hinzugerechnet werden müssen (Details zum Thema „Anfi“ finden Sie im HV-Bericht 2023).
Ein weiterer Aktionär sprach das Investment in Innotec TSS an. Er meinte den Ausführungen des Vorstands entnehmen zu können, dass die SCI einen Teil ihres Bestandes veräußert hat, was nach Aussage von Herrn Wiederhold nicht der Fall ist. Sinn hätte ein Verkauf auch nur vor zwei oder drei Jahren gemacht, als der Kurs noch deutlich höher gestanden hat. Jetzt scheint die Baukonjunktur eher am Tiefpunkt angekommen zu sein, die SCI bleibt damit erst einmal investiert.
Aktionär Hegmann erkundigte sich mit Blick auf das Investment in Uponor, wie ein Squeeze-out in Finnland abläuft. Nach Aussage von Herrn Wiederhold ist der wesentliche Unterschied zu Deutschland, dass das Geld in Finnland erst ausgezahlt wird, wenn das Verfahren entschieden ist, was eine lange Haltedauer bedeuten kann. Die Abfindung wird jedoch auf Basis des Euribor verzinst, was in dem veränderten Zinsumfeld insbesondere auf längere Sicht lohnend sein kann.
Aktionär Philipp Steinhauer thematisierte die enorme Diskrepanz zwischen dem Aktienkurs und dem inneren Wert der Aktie, die in letzter Zeit noch größer geworden ist. Ihn interessierte, wie Vorstand und Aufsichtsrat diese Lücke schließen wollen. Eine Idee wäre seiner Meinung nach der verstärkte Rückkauf eigener Aktien, nachdem das Papier auch nach den eigenen Maßstäben bei einem solchen Discount zum NAV ein spannendes Investment darstellt.
In seiner Antwort zeigte Herr Wiederhold auf, dass zunächst weiter gute Ergebnisse geliefert werden müssen, um mehr Investoren auf die Aktie aufmerksam zu machen. Wichtig ist außerdem eine transparente Kommunikation, die er mit der zweimonatigen Veröffentlichung des aktuellen NAV gegeben sieht. Der Rückkauf eigener Aktien ist auch ein Thema. Allerdings gibt es nicht mehr viel Spielraum, nachdem bereits etwa 9 Prozent des Grundkapitals im eigenen Bestand gehalten werden. Diese Anteile müssten erst einmal eingezogen werden, was aber durchaus eine Möglichkeit wäre.
In diesem Zusammenhang teilte Herr Wiederhold mit, dass die Hauptversammlung im kommenden Jahr ohnehin von einem Notar protokolliert werden muss, da die Satzung an die aktuelle Rechtslage angepasst werden soll. Eigentlich war dies schon für dieses Jahr geplant gewesen. Allerdings hätte dies, da sich die Notarkosten am Bilanzgewinn orientieren, stolze 24 Tsd. Euro gekostet. Wie der Tagesordnung zu entnehmen ist, soll deshalb erst einmal der größte Teil des Bilanzgewinns von 5,5 Mio. Euro in die Gewinnrücklagen geschoben werden. Im nächsten Jahr können dann wieder neue Beschlüsse gefasst werden. Herr Wiederhold stimmte zu, dass der Erwerb eigener Aktien mit Blick auf die enorme Diskrepanz zum NAV sinnvoll sein könnte.
Abstimmungen
Vor Eintritt in die Abstimmungen verkündete Herr Nachtigall die Präsenz. Auf der Hauptversammlung waren 211.988 Aktien vertreten. Bezogen auf das gesamte Grundkapital von 480.207 Euro, eingeteilt in ebenso viele Aktien, entsprach dies einer Quote von 44,15 Prozent.
Alle Beschlüsse wurden einstimmig gefasst. Im Einzelnen waren dies die Zahlung einer Dividende von 0,50 Euro (TOP 2), die Entlastung von Vorstand (TOP 3) und Aufsichtsrat (TOP 4), die Wahl von Wirtschaftsprüfer Stefan Süring zum Abschlussprüfer (TOP 5) sowie die Vergütung des Aufsichtsrats mit insgesamt 16.500 Euro (TOP 6).
Um 16:09 Uhr schloss der Vorsitzende die Versammlung.
Fazit
Die SCI AG hat das Geschäftsjahr 2023 mit Blick auf das im Nebenwertebereich sehr schwierige Börsenumfeld zufriedenstellend abgeschlossen. Die großen Depotpositionen sind noch nicht in Schwung gekommen, der Trend zeigt aber in die richtige Richtung. Zwar gab der Net Asset Value (NAV) der Aktie um 2,4 Prozent nach. Das Jahresergebnis war aber insbesondere dank der deutlich geringeren Abschreibungen mit 411 Tsd. Euro deutlich positiv, womit der Vorjahresverlust ausgeglichen wurde. Die Aktionäre können sich über eine Dividendenzahlung von 0,50 Euro freuen.
Das laufende Jahr ist positiv gestartet. Bis zum Tag der Hauptversammlung kletterte der NAV auf 25 Euro, was in dem nach wie vor wenig förderlichen Börsenumfeld im Nebenwertebereich eine erfreuliche Entwicklung ist. Die Aktie konnte davon bisher nicht profitieren. Sie wurde zuletzt mit 17 Euro gehandelt, was einen ganz erheblichen Abschlag zum inneren Wert bedeutet. Ein Investment mit einem solchen Discount ist sicherlich interessant. Die Werte im Depot sind ohnehin schon günstig bewertet und sie lassen sich über die SCI-Aktie nochmals mit einem hohen Abschlag erwerben. Die Umsätze sind allerdings sehr gering. Gegebenenfalls muss unbedingt mit Limit agiert werden.
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