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Herr Oliver Wiederhold
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HV-Bericht SCI AG - Mit Performance von minus 5,8 Prozent vergleichsweise gut abgeschlossen – sechsstellige Zuflüsse aus beendeten Spruchverfahren

Die diesjährige Hauptversammlung der SCI AG fand am 14. Juli 2023 wie gewohnt im Clubhaus der Sportanlage TuS Merzhausen in die Nähe von Usingen statt. Etwa 20 Aktionäre und Gäste hatten sich dort eingefunden, darunter Matthias Wahler für GSC Research, um sich über das Abschneiden der spezialisierten Beteiligungsgesellschaft in dem alles andere als einfachen Börsenumfeld des Geschäftsjahres 2022 zu informieren.

Der Aufsichtsratsvorsitzende Wilhelm Nachtigall eröffnete die Versammlung kurz nach 11 Uhr und teilte mit, dass die Mitglieder von Vorstand und Aufsichtsrat vollzählig anwesend sind. Personelle Veränderungen hat es seit vielen Jahren nicht gegeben. Ein notarielles Protokoll war nicht erforderlich. Auf die Bestellung eines Notars hatte die Gesellschaft deshalb verzichtet. Die Niederschrift erstellte der Versammlungsleiter selbst.

Im Folgenden erläuterte Herr Nachtigall die Formalien und informierte über die wichtigsten Punkte aus Sicht des Aufsichtsrats. In diesem Zusammenhang kam er auch auf die Vorstandsvergütung zu sprechen, die sich aus einer monatlichen Fixkomponente und einem performanceabhängigen Teil zusammensetzt. Für das Geschäftsjahr 2022 hat Alleinvorstand Oliver Wiederhold lediglich die fixe Vergütung erhalten.

Nach diesen Ausführungen übergab der Vorsitzende das Wort an den Vorstand.


Bericht des Vorstands

Herr Wiederhold startete mit einem Blick auf die Rahmenbedingungen des Geschäftsjahres 2022, das an der Börse sehr schwierig war. Ausgelöst vor allem durch den Krieg in der Ukraine verlor der DAX mehr als 12 Prozent an Wert. MDAX und SDAX, die für die vor allem im Nebenwertebereich aktive SCI eine größere Rolle spielen, gaben noch stärker nach.

Die vier Kerninvestments der SCI entwickelten sich in diesem Umfeld unterschiedlich. Bei der IFA Hotel & Touristik AG, inzwischen firmierend unter LS Invest AG, gab es zu Jahresbeginn noch die Hoffnung auf Strukturmaßnahmen, nachdem der Großaktionär nahezu 90 Prozent der Anteile hält. Nachdem sich diese Erwartung nicht erfüllt hatte, ging der Aktienkurs nach unten. Im Herbst kamen zusätzlich noch größere Pakete auf den Markt, weshalb, nachdem im Vorjahr Wertaufholungen gebucht werden konnten, zum Jahresende bei einem Kurs von nur noch 5,60 Euro Abschreibungen vorgenommen werden mussten.

Das zweite große Investment, die Gesundheitswelt Chiemgau AG (GWC), entwickelte sich hingegen positiv. Das für 2021 gemeldete Ergebnis war positiver als vom Markt befürchtet und auch die Hauptversammlung brachte positive Erkenntnisse. Zusätzlich unterstützt von zwei aktionärsfreundlichen Maßnahmen, der Einbeziehung der Aktie in den fortlaufenden Handel der Börse München und einem Aktiensplitt im Verhältnis 1 zu 26, entwickelte sich der Kurs nach oben.

Bei der Aktie der InnoTec TSS AG hingegen entwickelte sich der Kurs trotz eines insgesamt positiven Geschäftsverlaufs enttäuschend. Als einen Grund dafür kann sich Herr Wiederhold vorstellen, dass diese Aktie noch relativ marktbreit ist, was sie anfälliger für marktbedingte Kursschwankungen macht. Eine fundamentale Erklärung für den Kursrückgang kann der Vorstand jedenfalls nicht erkennen, zumal auch eine attraktive Dividende von 0,75 Euro bezahlt wurde.

Bei der lettischen Latvijas Balzams, dem vierten Kerninvestment der SCI, kam es im März 2022 infolge des Ukraine-Kriegs zu einem Kurseinbruch. Zum einen wirkte sich die räumliche Nähe zu Russland negativ aus, außerdem kam es zu Störungen in der Lieferkette und überdies hatte das Unternehmen mit der hohen Inflation im Baltikum zu kämpfen. Letztlich lag das 2022-er Ergebnis um 27 Prozent niedriger. Positiv ist indes zu werten, dass sich Latvijas Balzams inzwischen als verlässlicher Dividendenzahler etabliert hat. Im vergangenen Jahr wurden 0,60 Euro je Aktie ausgeschüttet. Im laufenden Jahr lautet der offizielle Vorschlag auf null, der Hauptaktionär will aber wieder 0,60 Euro haben, weshalb es wohl so kommen wird.
 
Im Folgenden präsentierte Herr Wiederhold eine Übersicht über die Entwicklung des Net Asset Value (NAV) der SCI-Aktie, der im Geschäftsjahr 2022 unter Einbeziehung der letztjährigen Dividendenzahlung von 0,50 Euro um 5,8 Prozent auf 24,13 (Vorjahr: 26,14) Euro nachgegeben hat. Dies ist sicherlich nicht schön. Im Vergleich zur Gesamtmarktentwicklung hält der Vorstand dieses Ergebnis aber für sehr akzeptabel. Der Kurs der SCI-Aktie nahm mit einem Minus von 4,9 Prozent unter Berücksichtigung der Dividende eine vergleichbare Entwicklung.

Sodann kam Herr Wiederhold auf den Jahresabschluss zu sprechen. Er begann mit der Bilanz, in der auf der Aktivseite als erstes die deutliche Reduzierung der Cashquote auf 14,5 (24,8) Prozent ins Auge fällt. Im Gegenzug erhöhte sich der Anteil der Wertpapiere des Umlaufvermögens auf 37,5 (28,8) Prozent. Nach Angabe des Vorstands wurden in sinkenden Märkten interessante Werte zu günstigen Kursen eingesammelt. Das Anlagevermögen macht unverändert rund 47 (46) Prozent der Bilanzsumme aus.

Auf der Passivseite gab es keine nennenswerten Veränderungen. Nach wie vor erfolgt die Finanzierung praktisch zu 100 Prozent mit Eigenkapital. Auch unterjährig war dies der Fall gewesen. Grundsätzlich stünde ein größeres Liquiditätspolster zur Verfügung, das genutzt werden könnte.

An der Geschäftstätigkeit der SCI hat sich nichts geändert. Weiterhin ist die SCI zum einen im kurzfristigen Wertpapierhandel, also Trading, und im langfristigen Beteiligungsgeschäft aktiv. Der Trading-Umsatz ging, nachdem sich in einem schwachen Marktumfeld in der Regel weniger Chancen ergeben, auf nur noch 2,2 (6,9) Mio. Euro zurück, und entsprechend ist in diesem Bereich auch das Ergebnis auf 8 (228) TEUR fast komplett zurückgegangen.

Die größte Position, die im vergangenen Jahr gehandelt wurde, war nach Angabe von Herrn Wiederhold die Medion-Aktie, die über lange Zeit mit kleiner Marge hin und her gehandelt werden konnte. Diese Gelegenheit ist jetzt vorbei, nachdem das Spruchverfahren negativ entschieden wurde und die Möglichkeit, die Aktie in den Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag (BuG) einzureichen, weggefallen ist. Der Vorstand geht jedoch davon aus, dass in diesem Jahr wieder ein größerer Trading-Umsatz zu verzeichnen sein wird und ein größeres Handelsergebnis erzielt werden kann.

Die sonstigen betrieblichen Erträge fielen mit 326 (740) TEUR ebenfalls deutlich geringer aus. Zum einen sind hier die Gewinne aus Anlagenverkäufen enthalten. Die größten Positionen waren die lettische Pata Saldus mit 90 TEUR, bei der die SCI unfreiwillig im Rahmen eines Squeeze-out abgefunden wurde. Trotz einer sehr niedrigen Abfindung konnte dank eines sehr günstigen Einstandskurses ein schöner Gewinn realisiert werden. Außerdem wurden im Zuge des BuG die Agrob-Aktien mit einem Gewinn von 39 TEUR veräußert und außerdem Verianos-Aktien mit einem Gewinn von 21 TEUR abgegeben.

Des Weiteren sind in den sonstigen betrieblichen Erträgen die Nachbesserungen aus Spruchverfahren enthalten, soweit sie das Anlagevermögen betreffen, was in Summe 99 TEUR waren. Hinzukommen insbesondere dank der Wertaufholungen bei MeVis und Banco de Chile Zuschreibungen auf das Umlaufvermögen von 44 TEUR und Zuschreibungen auf das Anlagevermögen von knapp 20 TEUR, die praktisch komplett auf Piper Deutschland entfallen. Diese Gesellschaft liefert nach dem Tod des Gründers plötzlich überragende Ergebnisse, weshalb die Kurse bei Valora deutlich gestiegen sind.

Aus beendeten Spruchverfahren realisierte die SCI insgesamt Zuflüsse von 110 (183) TEUR. Im Einzelnen waren dies Herrn Wiederhold zufolge 50 TEUR aus dem Squeeze-out bei Möbel Walther aus dem Jahr 2010, 44 TEUR aus der Umwandlung der DO Deutsche Office in eine KG im Jahr 2017, 9 TEUR aus dem überraschend schnellen Vergleich beim Squeeze-out bei Renk sowie 5 TEUR aus dem Squeeze-out bei LHA Krause aus dem Jahr 2012.

In diesem Zusammenhang teilte der Vorstand mit, dass die SCI weiterhin über ein großes Portfolio an Einreichungen verfügt, die teilweise schon viele Jahre zurückliegen. Die lange Verfahrensdauer ist inzwischen aber eher ein Pluspunkt, nachdem etwaige Nachbesserungen mit 5 Prozent über dem Basiszins verzinst werden, woraus sich aktuell ein Gesamtzins von 8,12 Prozent errechnet. Die Zeit läuft also für die SCI.

Die sonstigen betrieblichen Aufwendungen summierten sich auf 95 (74) TEUR. Der größte Betrag innerhalb dieser Position waren Abschlussprüfung und Steuerberatung mit 25 (24) TEUR, gefolgt von Währungsdifferenzen mit 19 (2) TEUR. Letztere resultieren zum einen aus einem Cash-Konto, das auf Zloty lautet, vor allem aber aus der schwächeren schwedischen Krone. Hierbei handelt es sich nicht um Abschreibung, sondern die Bewertung von schwedischen Aktien zu dem am Bilanzstichtag gültigen Kurs. Auf der anderen Seite ermäßigt sich dadurch der Einstandskurs der jeweiligen Aktien.

Im Zusammenhang mit den sonstigen betrieblichen Aufwendungen hob Herr Wiederhold hervor, dass bei der SCI weiterhin keine Rechts- und Beratungskosten angefallen sind. Die Spruchverfahren macht das Team bislang komplett selbst. Seit Jahresbeginn 2023 ist dies jetzt bekanntlich nur noch mit einem Anwalt möglich. Seither wurde kein neues Spruchverfahren mehr eingeleitet. Auch für diesen Fall gäbe es aber gegebenenfalls eine Lösung.

Die Abschreibungen summierten sich im Berichtsjahr auf 873 (291) TEUR. Ein großer Posten war hier wie angesprochen LS Invest mit 169 TEUR. Außerdem wurden Abschreibungen auf Siltronic mit 224 TEUR, Surteco mit 83 TEUR und Dt. Beteiligung mit 63 TEUR vorgenommen. Mit Ausnahme von Surteco gäbe es nach Angabe des Vorstands Stand heute aber überall schon wieder Wertaufholungspotenzial.

Die Dividendeneinnahmen fielen im Berichtszeitraum mit 358 (251) TEUR deutlich höher aus als im Jahr zuvor. Die führende Position nimmt hier, wie Herr Wiederhold an einer Übersicht aufzeigte, inzwischen Latvijas Balzams mit einer Dividendenzahlung von 55 TEUR ein. Bei Innotec waren es 39 TEUR, bei GWC rund 15 TEUR. Neu im Bestand befand sich Bilfinger mit Dividendeneinnahmen von 33 TEUR. Größere Beträge konnten außerdem von DBAG, Siltronic und Medion vereinnahmt werden.

Letztlich ergibt sich für das Geschäftsjahr 2022 ein Fehlbetrag von 398 TEUR, nachdem im Vorjahr noch ein Überschuss von 701 TEUR zu Buche gestanden hatte. Bei einem Vergleich muss allerdings berücksichtigt werden, dass im Vorjahr eine Zuschreibung von 467 TEUR auf LS Invest vorgenommen werden konnte, während es diesmal eine Abschreibung war. Allein daraus ergibt sich eine gewisse Volatilität. Das Ergebnis je Aktie errechnet sich mit minus 0,86 (plus 1,46) Euro.

Der Vorschlag an die Hauptversammlung lautete, auf eine Dividendenzahlung zu verzichten. Wie Herr Wiederhold in Erinnerung rief, sehen Vorstand und Aufsichtsrat für eine Ausschüttung drei Grundbedingungen. Zum einen müssen ein Bilanzgewinn und ausreichend Liquidität vorhanden sein, was der Fall wäre. Es lässt sich aber nicht sagen, dass das Geschäftsjahr 2022 gut gelaufen wäre. Außerdem sieht der Vorstand weiterhin interessante Anlagemöglichkeiten. Es soll deshalb keine Dividende gezahlt werden.

Sodann kam der Vorstand auf aktuelle Entwicklungen zu sprechen. Nach seiner Einschätzung nehmen die Gefahrenquellen an der Börse immer mehr zu. Themen wie Managementfehler, Betrug und exogene Schocks sind Investoren bekannt, auch räuberische Hauptaktionäre. Sehr kritisch sieht Herr Wiederhold aber die fortlaufenden Veränderungen im Insolvenzrecht, aus denen sich immer mehr Macht für die Unternehmen und Insolvenzverwalter ergibt.

Die Insolvenz in Eigenverwaltung war schon ein drastischer Schritt in diese Richtung. Und mit dem neuen Gesetz über den Stabilisierungs- und Restrukturierungsrahmen für Unternehmen (StaRUG) muss ein Unternehmen jetzt nicht einmal mehr Insolvenz anmelden, um die Aktionäre hinauszudrängen. Der erster Anwendungsfall für dieses Gesetz war Leoni und bei Helma ist wohl ähnliches zu erwarten.

Nach Einschätzung von Herrn Wiederhold wird es so kommen, dass die Altaktionäre bei Sanierungsbedarf in aller Regel gar nicht mehr gefragt werden, wenn es darum geht, neues Kapital einzubringen. Vielmehr kommt es auf Basis des StaRUG zu einer Kapitalherabsetzung auf null und ein neuer Investor übernimmt das gesamte Grundkapital. In der Konsequenz heißt das für Anleger, dass sie sich von Unternehmen, die Sanierungsbedarf haben, fernhalten müssen.

Im Rückblick hätte, wie der Vorstand anfügte, auch die SCI mit diesem Gesetz eine andere Entwicklung genommen. Schließlich wurden mit InnoTec und GWC zwei der vier aktuellen Kernpositionen aus einer Sanierungssituationen heraus aufgebaut. Hätte es zu dieser Zeit schon das StaRUG gegeben, hätten die Hauptaktionäre wohl diese Möglichkeit genutzt, um die Aktionäre loszuwerden. Künftig kann also nur noch in gesunde und liquiditätsstarke Unternehmen investiert werden. Bei Firmen in der Krise oder am Rand einer Krise sind die Risiken zu hoch.

Herr Wiederhold fuhr fort mit einem Überblick über die aktuelle Entwicklung der vier Kernpositionen. Bei der LS Invest, die 14 Prozent vom NAV der SCI ausmacht, ergaben sich in den letzten Monaten interessante Veränderungen. Das Unternehmen hat insgesamt fünf Hotels bzw. Gesundheitsbetriebe in Ostdeutschland und damit das gesamtes Deutschlandgeschäft und quasi das gesamte alte IFA-Kerngeschäft verkauft. Stattgefunden hat die Transaktion bereits im Dezember 2022, bekannt geworden ist sie aber erst im März 2023 durch einen Artikel in der lokalen Zeitung; das Unternehmen selbst hielt es nicht für nötig, diese zweifellos sehr wichtige unternehmerische Entscheidung zu melden. Der Käufer war ein spanisches Immobilienunternehmen und die Veräußerung erfolgte zu einem guten Preis, zumal in die Attraktivierung dieser Objekte hohe Beträge hätten investiert werden müssen.

Das Geschäft von LS Invest konzentriert sich jetzt auf die Objekte in der Dominikanischen Republik und auf Gran Canaria, wobei die Dominikanische Republik mit einem Anteil am EBIT von zuletzt 83 Prozent überragende Bedeutung für den Erfolg hat. Mit Blick auf die sehr positive Entwicklung des Tourismus in diesem Land sieht Herr Wiederhold insoweit Optimismus angezeigt. Die Zahl der Touristen übersteigt bereits wieder das Vor-Corona-Niveau und wächst weiter.

Zudem hat sich nach Einschätzung von Herrn Wiederhold in der Marktbewertung der LS Invest AG noch überhaupt nicht niedergeschlagen, dass das Unternehmen die Möglichkeit hat, sich die große Anlage Anfi del Mar komplett anzueignen, nachdem vor einigen Jahren bereits 50 Prozent übernommen worden sind. Der Miteigentümer befindet sich in wirtschaftlichen Schwierigkeiten und es gelang nun, 50 Prozent der Anteile an dessen Liquidationsmasse zu günstigen Konditionen zu kaufen, womit LS Invest die Kontrolle über Anfi erhalten hat, zu der neben der riesigen Hotelanlage Anfi del Mar auch ein Golfplatz und das Hotel Anfi Tauro gehören. Aus der Liquidationsmasse kann voraussichtlich der Zugriff auf einen wesentlichen Teil der strandnahen Hotelimmobilien in der Bucht Taurito in Mogan erfolgen.

Früher oder später wird Anfi del Mar, nachdem die Anlage bisher noch im Time-Sharing betrieben wird, nach Überzeugung von Herrn Wiederhold komplett als Hotelanlage genutzt werden. Damit wäre es ein Asset mit enormen Erträgen, die auch in der Gewinn- und Verlustrechnung auftauchen müssen, nachdem der Anteil von 50 Prozent bislang nur zu Anschaffungskosten bewertet wird.

Die Kursentwicklung der LS-Invest-Aktie gestaltet sich weiterhin sehr volatil. Mit der Meldung über den Verkauf der deutschen IFA-Hotels im März 2023 ging der Kurs deutlich nach oben. Ohne weitere Erkenntnisse ging es in der Folge allerdings auch schnell wieder abwärts. Herr Wiederhold ist aber nach wie vor überzeugt, dass sich dieses Investment für die SCI auszahlen wird, auch wenn dies noch einige Jahre dauern könnte. Perspektivisch werden wohl 100 Prozent von IFA Hotel beim Hauptaktionär Lopesan landen.

Die GWC, die für 12,1 Prozent des NAV steht, entwickelt sich weiterhin solide. Und obwohl auch die Bewertung mit einem KGV von etwa 8 günstig ist, notiert die Aktie deutlich unter dem ausgewiesenen Eigenkapital von 17,55 Euro. Als Hauptgrund dafür sieht Herr Wiederhold die geringe Sichtbarkeit der GWC-Aktie am Kapitalmarkt. Unzufrieden ist er auch mit der Dividendenstrategie. Die SCI hat deshalb zur Hauptversammlung den Gegenantrag eingereicht, statt wie von der Verwaltung vorgeschlagen 0,28 Euro eine Dividende von 0,90 Euro auszuschütten. Die SCI wird sich damit wohl nicht gegen die Gemeinde durchsetzen, die 76 Prozent der Anteile hält. Es soll aber zumindest ein Zeichen gesetzt werden.

Bei Latvijas Balzams mit einem NAV-Anteil von 8,0 Prozent entwickelte sich das Ergebnis wie ausgeführt im ersten Quartal 2023 aufgrund der Materialpreissteigerungen schwächer. Dies wird sich nach Einschätzung von Herrn Wiederhold im weiteren Jahresverlauf durch die Erhöhung der Verkaufspreise aber drehen. Auch diese Aktie notiert weit unter dem Eigenkapital von 18,59 Euro. Kommt es zu einem Squeeze-out, was bei einem Anteil des Großaktionärs von fast 90 Prozent zeitnah denkbar ist, müsste die Abfindung mindestens so hoch ausfallen. Ansonsten ist der Vorstand auch mit der attraktiven Dividende zufrieden.

Die InnoTec TSS AG steht bei der SCI für 4,1 Prozent des NAV. 2022 war bei diesem Unternehmen wie ausgeführt ein Rekordjahr und die Aktionäre erhielten auch in diesem Jahr mit 0,70 Euro eine attraktive Dividende. In den ersten fünf Monaten entwickelte sich das Ergebnis nun schwächer, was insbesondere auf die Investitionszurückhaltung in Deutschland infolge des neuen Heizungsgesetzes zurückzuführen ist. In anderen Ländern entwickelt sich das Geschäft aber solide, die weltweite Diversifizierung zahlt sich aus.

Neu im Depot befindet sich laut Herrn Wiederhold mit einem NAV-Anteil von 2,4 Prozent die Hedera Group aus Schweden. Die SCI hat sich im Zuge einer Kapitalerhöhung, die den Kurs deutlich gedrückt hat, beteiligt. Seither hat die Notierung bereits spürbar angezogen. Hedera betätigt sich in der Vermittlung von Personal für Krankenhäuser und für die Unterstützung von körperlich oder geistig eingeschränkten Menschen, was in Schweden einen hohen Stellenwert hat. Das Unternehmen übernimmt auch eine aktive Rolle in der aktuellen Marktkonsolidierung und profitiert von Skaleneffekten. Mit einem KGV von etwa 9, das sich im laufenden Jahr noch weiter reduziert, ist eine günstige Bewertung gegeben.

An der geographischen Portfolioverteilung hat sich nach Aussage des Vorstands nicht viel verändert. Überragende Bedeutung hat nach wie vor Deutschland mit 65 Prozent, gefolgt von Lettland mit 16,7 Prozent und Litauen mit 4,2 Prozent. Das Baltikum steht also für etwas mehr als 20 Prozent. Estnische Werte befinden sich nicht im Depot. Das Portfolio in Skandinavien wird noch aufgebaut. Aktuell stehen Finnland und Schweden zusammen für etwas mehr als 10 Prozent. In Dänemark wird gerade ein Investment aufgebaut.

Abschließend präsentierte Herr Wiederhold den aktuellen NAV der Aktie, den er zum 13. Juli 2023 mit 24,45 Euro errechnet hatte. Zum Jahresende 2022 waren es noch 24,13 Euro gewesen.

Aus der Tagesordnung griff der Vorstand insbesondere TOP 7 heraus, unter dem, nachdem die alte in Kürze ausläuft, eine neue Ermächtigung zum Rückkauf eigener Aktien geschaffen werden sollte. Da sich bereits 37.133 eigene Anteile im Bestand der Gesellschaft befinden, geht es dabei letztlich nur noch um 10.887 Aktien, da dann die Schwelle von 10 Prozent des Grundkapitals erreicht wäre. Um mehr Aktien zurückkaufen zu können, müssten vorab Anteile eingezogen oder verwendet werden.


Allgemeine Aussprache

Die erste Wortmeldung kam von Marion Kostinek als Vertreterin der Investors Communication Group (ICG) aus Frankfurt. Sie startete mit verschiedenen formalen Fragen. Zunächst wollte sie wissen, wann der Jahresabschluss festgestellt worden ist, nachdem der Vorstand am 30. Mai 2023 unterschrieben hat und der Bestätigungsvermerk zum gleichen Tag datiert. Dies war laut Herrn Nachtigall ebenfalls der 30. Mai 2023 gewesen.

Weiter informierte Herr Nachtigall auf ihre Nachfrage über die Daten und die wichtigsten Themen der einzelnen Aufsichtsratssitzungen. Sämtliche Beschlüsse wurden im Geschäftsjahr 2022 einstimmig gefasst. Befragt nach der Basis für die Aufsichtsratsvergütung von insgesamt 17.250 Euro, über die unter TOP 6 abgestimmt werden sollte, teilte der Vorsitzende mit, dass sich dieser Betrag starr an der Vorstandsvergütung orientiert. Mit dem Wegfall der variablen Vorstandsvergütung reduzierte sich entsprechend auch die Entlohnung des Aufsichtsrats.

Des Weiteren hinterfragte Frau Kostinek die Dividendenpolitik. Ihrer Meinung nach hätte bei einem Bilanzgewinn von immerhin 5,2 Mio. Euro trotz des Verlustausweises eine Ausschüttung geleistet werden können.

In seiner Antwort informierte Herr Wiederhold, dass dies technisch natürlich möglich gewesen wäre. Durch die Auflösung von stillen Reserven hätte problemlos ein positives HGB-Ergebnis konstruiert werden können. Zum Bilanzstichtag summierten sich die stillen Reserven auf 2,7 Mio. Euro, wovon 1,05 Mio. Euro auf GWC, 511 TEUR auf Latvijas Balzams und 370 TEUR auf Innotec entfielen. Vorstand und Aufsichtsrat halten es aber nicht für sinnvoll, eine Dividende zu zahlen, wenn tatsächlich nichts verdient wurde.

Ferner interessierte die ICG-Vertreterin, woraus die Verdopplung der sonstigen Zinsen und ähnlichen Erträge auf 211 (102) TEUR resultiert. Dies betreffend verwies der Vorstand auf seine Ausführungen mit den neuen großen Dividendenzahlern, die sich im Depot befinden. Im Übrigen muss diese Position im Zusammenhang mit den Erträgen aus anderen Wertpapieren und Ausleihungen des Finanzanlagevermögens von 147 (149) TEUR gesehen werden. Aus Aktionärssicht ist es schließlich egal, ob die Dividende aus dem Anlage- oder dem Umlaufvermögen stammen.

Der auf 103 (117) TEUR rückläufige Personalaufwand resultiert laut Herrn Wiederhold zum einen daraus, dass er als Vorstand im Geschäftsjahr 2022 keine variable Vergütung erhalten hat. Außerdem wurde der Arbeitsvertrag der Büromitarbeiterin umgestellt. Nachdem sie zuvor in Teilzeit beschäftigt gewesen war, ist sie mittlerweile nur noch auf Basis eines 520-Euro-Jobs angestellt.

Ein weiterer Aktionär thematisierte die Cashquote, die sich im Berichtsjahr auf 14,5 (24,8) Prozent deutlich reduziert hat, was er sehr begrüßte. Befragt nach dem aktuellen Stand teilte Herr Wiederhold mit, dass dieser Wert derzeit auch nicht viel höher liegt als zum Jahresende 2022. Zwar gab es ein paar Rückflüsse, jedoch wurden einige kleinere Neukäufe getätigt. Die liquiden Mittel sind nicht fest angelegt. Sie sollen, wenn sich entsprechende Chancen eröffnen, für kurzfristige Aktienthemen genutzt werden.

Zudem wollte der Aktionär wissen, woraus die Fondausschüttungen von immerhin 74.500 Euro resultieren. Dieser Betrag entfällt, wie Herr Wiederhold ausführte, fast komplett auf die Kapitalrückzahlungen von drei in Auflösung befindlichen Immobilienfonds, an denen die SCI beteiligt ist. Die Liquidation ist inzwischen jeweils weit fortgeschritten, das Thema wird sich entsprechend in den nächsten Jahren von allein erledigen.

Angesprochen wurde ferner der recht hohe Kursabschlag der Aktie zum NAV. Die Frage, was man tun könnte, um den Discount von mehr als 20 Prozent zu verringern, konnte der Vorstand nicht so leicht beantworten. In erster Linie geht dies nach seiner Einschätzung wohl über eine offene Kommunikation sowie gute Ergebnisse. Aktive Einflussmöglichkeiten gibt es kaum. Vom Rückkauf eigener Aktien, um den Kurs positiv zu beeinflussen, hält der Vorstand nicht viel, zumal dies den ohnehin schon engen Markt noch mehr ausdünnen würde.

Des Weiteren interessierte den Aktionär, woher der Vorstand seine Einschätzung nimmt, dass sich das starke Engagement in LS Invest langfristig lohnen wird, nachdem es doch praktisch keine Öffentlichkeitsarbeit gibt. Hier stellte Herr Wiederhold klar, dass der Gesprächsfaden mit dem Unternehmen jedenfalls nicht abgerissen sei. Zudem schaue man in lokalen Zeitungen nach Informationen. Den größten Teil der Objekte haben Vorstand oder Aufsichtsrat auch schon vor Ort angeschaut. Daraus resultiert auch die Überzeugung, dass Anfi deutlich mehr wert ist als die 36 Mio. Euro für 50 Prozent der Anteile, die LS Invest bezahlt hat.

Die Fragen von Aktionär Bernhard Heine betrafen verschiedene Positionen im SCI-Portfolio. Zu Medion teilte Herr Wiederhold mit, dass dieser Titel im vergangenen Jahr rund ein Viertel des gesamten Trading-Volumens ausgemacht hat. Dies war interessant, weil das Kursniveau durch den BuG nach unten abgesichert war. Dieses Thema hat sich mit dem Ende der Einreichungsmöglichkeit aber nun erledigt und wenn es zu einem Squeeze-out käme, würde mit Blick auf das schlechte operative Ergebnis wohl weniger herauskommen.

Zu Innotec ergänzte Herr Wiederhold auf Nachfrage des Aktionärs, dass der Vorstand dieser Gesellschaft im Rahmen der Hauptversammlung selbst ausgeführt hat, dass die aktuelle Geschäftsabschwächung aus dem neuen Heizungsgesetz resultiert. Allein die Diskussion hat in der Branche in Deutschland zu einer gewissen Lähmung insbesondere bei Renovierungen geführt. Das Unternehmen ist aber auch im Bereich Türen in den westlichen Nachbarländern und in anderen Geschäftsbereichen aufgestellt.

Herr Heine griff zudem das Thema StaRUG auf, das, wie vom Vorstand ausgeführt, eine neue Gefahr für die Aktionäre darstellt. Er konnte sich kaum vorstellen, dass ein solches Gesetz Bestand hat, nachdem die Aktionäre faktisch enteignet werden. Nach Aussage von Herrn Wiederhold lässt sich gut beobachten, dass eine Kapitalerhöhung ohne Beteiligung der Aktionäre in den letzten Jahren immer leichter geworden ist. Mit StaRUG kann dies ein Unternehmen jetzt quasi allein mit dem Investor ausmachen. Ihm ist nichts davon bekannt, dass Klagen gegen das neue Gesetz anhängig sind.

Im Übrigen hatte der Aktionär den Ausführungen des Vorstands entnommen, dass die SCI zwar in Lettland und Litauen, aber nicht in Estland aktiv ist. Befragt nach dem Grund informierte Herr Wiederhold, dass sich in diesem Land bislang keine preisgünstigen Investitionsmöglichkeiten aufgetan haben. In Litauen ist die SCI allerdings auch nur in die drei Molkerei-Konzerne investiert, über die er in den vergangenen Jahren immer wieder einmal berichtet hatte. Nur in Lettland ist das Portfolio breiter über verschiedene Branchen aufgestellt.

Die Frage, ob die SCI beim Squeeze-out der Petro Welt Technologies AG in Österreich aktiv ist, verneinte der Vorstand. Zwar erscheint ihm der gebotene Preis dafür, dass diese Gesellschaft das Russland-Geschäft komplett aufgegeben hat, erstaunlich hoch. Gerade deshalb ist er aber skeptisch, ob der Squeeze-out überhaupt zu diesen Konditionen durchgeführt wird; und im Zweifel investiere man lieber nicht.

Hinsichtlich der Aktionärsstruktur verwies Herr Wiederhold auf die Angaben auf der Homepage. Seit vielen Jahren wird rund ein Drittel der Anteile von Organmitgliedern und deren Familien gehalten. Der Rest befindet sich im Streubesitz, zu dem auch institutionelle Investoren wie Beteiligungsgesellschaften, Vermögensverwaltungen und Stiftungen gehören. Größere Verschiebungen hat es, wie schon die sehr überschaubaren Börsenumsätze zeigen, nicht gegeben.


Abstimmungen

Vor Eintritt in die Abstimmungen verkündete Herr Nachtigall die Präsenz. Auf der Hauptversammlung waren 181.319 Aktien vertreten. Bezogen auf das gesamte Grundkapital von 480.207 Euro, eingeteilt in ebenso viele Aktien, entsprach dies einer Quote von 37,76 Prozent.

Alle Beschlüsse wurden einstimmig gefasst. Im Einzelnen waren dies der Vortrag des Bilanzgewinns auf neue Rechnung (TOP 2), die Entlastung von Vorstand (TOP 3) und Aufsichtsrat (TOP 4), die Wahl von Wirtschaftsprüfer Stefan Süring zum Abschlussprüfer (TOP 5), die Vergütung des Aufsichtsrats mit insgesamt 17.250 Euro (TOP 6) sowie die Ermächtigung zum Erwerb und zur Verwendung eigener Aktien (TOP 7).

Um 13:11 Uhr schloss der Vorsitzende die Versammlung.


Fazit

Die SCI AG hat das Geschäftsjahr 2022 zufriedenstellend abgeschlossen. Zwar gab der Net Asset Value (NAV) der Aktie um 5,8 Prozent nach. Mit Blick auf das extrem negative Börsenumfeld, in dem die großen Börsenindizes zweistellig an Wert verloren haben, ist dies aber ein gutes Ergebnis. Als Vorteil erwies sich in unruhigen Zeiten einmal mehr, dass die Beteiligungsgesellschaft vor allem in Nebenwerte investiert, die an der Börse wenig Beachtung finden und die damit in Schwächephasen nicht so stark abverkauft werden.

Zudem ist das Unternehmen sehr solide aufgestellt. Die Investments werden seit vielen Jahren ausschließlich mit Eigenkapital finanziert. Eine Kreditlinie stünde zur Verfügung, sie wird aber nicht genutzt. Im Gegenteil hält die Beteiligungsgesellschaft eine relativ hohe Cashquote, um bei sich bietenden Chancen schnell reagieren zu können. Insgesamt ist die SCI auf ein möglicherweise anhaltend schwieriges Marktumfeld, in dem die Gefahrenquellen wie vom Vorstand beschrieben zunehmen, bestens vorbereitet.

Gleichwohl wird die SCI-Aktie mit 19,60 Euro weiterhin mehr als 20 Prozent unter dem NAV gehandelt, der sich aktuell mit 24,45 Euro errechnet. Und mögliche Zuflüsse aus dem immer noch großen Portfolio an Einreichungen sind in diesem Wert gar nicht berücksichtigt. Dabei waren auch im vergangenen Jahr wieder sechsstellige Zuflüsse aus beendeten Spruchverfahren zu verzeichnen. Die Aktie ist vor diesem Hintergrund insbesondere für Anleger mit einem langfristigen Investitionshorizont weiterhin als interessant einzustufen.


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Veröffentlichungsdatum: 21.07.2023 - 12:13
Redakteur: mwa
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