WKN:
841510
ISIN:
DE0008415100
Straße, Haus-Nr.:
RheinLandplatz ,
D-41460 Neuss, Deutschland
Telefon:
+49 (0) 2131 / 290 - 0

Internet: http://www.rheinland-versicherungsgruppe.de

IR Ansprechpartner:
Herr Thomas Kempen
[email protected]
HV-Bericht RheinLand Holding AG - Dividende von 1,20 Euro zuzüglich 0,10 Euro Bonus – Verwaltung verzichtet bewusst auf Ermächtigung zur Abhaltung einer virtuellen Hauptversammlung

Zu ihrer diesjährigen Hauptversammlung hatte die RheinLand Holding AG ihre Anteilseigner am 13. Juni 2023 wie in den Vorjahren in das Crown Plaza Hotel in Neuss eingeladen. Der Aufsichtsratsvorsitzende Anton Werhahn begrüßte über 150 Aktionäre, Gäste und Vertreter der Presse, darunter Alexander Langhorst von GSC Research, und erteilte nach Erledigung der üblichen einleitenden Hinweise und Formalien den Vorstandsmitgliedern Dr. Arne Barinka, Lutz Bittermann, Andreas Schwarz und Dr. Ulrich Hilp das Wort zur Erläuterung der Entwicklung im abgelaufenen Geschäftsjahr sowie den weiteren Aussichten des Unternehmens.


Bericht des Vorstands

Nach Begrüßung der Teilnehmer ging Herr Bittermann auf die wesentlichen Rahmenbedingungen im abgelaufenen Geschäftsjahr ein. Wesentliche Punkte waren hier die Themen Klimawandel, Inflation und Zinsanstieg. Entscheidend für den Erfolg von Unternehmen wie RheinLand ist eine professionelle und effiziente Schadenregulierung. In den vergangenen Jahren hat sich bei den Schadensereignissen herauskristallisiert, dass Extremwetterereignisse in der Tendenz zunehmen bzw. die verursachten Schadenhöhen steigen. Dies macht sich neben der Wohngebäude- auch in der Kfz-Versicherung sowie der Hausratversicherung bemerkbar. Vor diesem Hintergrund erhöhen sich auch die Prämien für die Rückversicherung, was sich ebenfalls in steigenden Preisen auch für die Versicherungsnehmer bemerkbar macht und zu Preisanhebungen bei RheinLand führt.

Auch das Thema der Inflationsentwicklung spielt an diesem Punkt eine wichtiger werdende Rolle. So haben sich in den vergangenen Jahren die Kosten für die Schadenbeseitigung deutlich erhöht. Neben erhöhten Materialpreisen spielt hier die Verfügbarkeit von Handwerkern zur Beseitigung der Schäden eine entsprechende Rolle. Bemerkbar macht sich dies etwa auch in der Entwicklung des Baukostenindex, der in den vergangenen zwei Jahren deutlich gestiegen ist. Auch hier ergibt sich die Notwendigkeit von entsprechenden Erhöhungen bei den Versicherungsprämien. Herr Bittermann wies hierbei jedoch auf das Dilemma hin, dass die Prämien im Regelfall vorab bezahlt werden, und damit bei einem Eintritt des Schadensereignisses während der Laufzeit möglicherweise eigentlich schon nicht mehr auskömmlich sind. Auch im Fall von komplexen Schadensereignissen mit einer zeitlich verzögerten Regulierung kann sich dieser Effekt entsprechend bemerkbar machen.

Infolge der steigenden Inflation haben auch die Notenbanken und für RheinLand besonders wichtig die EZB ihre bisherige Niedrigzinspolitik geändert und beginnend 2022 eine deutliche Kehrtwende beim Zinsniveau in Verbindung mit entsprechenden Anhebungen vollzogen. Im vorhandenen Bestand ergibt sich daraus keine höhere laufende Verzinsung. Angesichts des Haltens bis zur Endfälligkeit ergeben sich auch keine Realisierungsrisken aus eingetretenen stillen Lasten. Erst bei einer Neuanlage bzw. der Wiederanlage von Geldern wirkt sich dies positiv aus. Aus Sicht von Herrn Bittermann ist ein steigendes Zinsniveau insgesamt positiv fürs Unternehmen. Auch bei der ab 2011 vom Regulator vorgeschriebenen Zinszusatzreserve ergibt sich eine deutliche Entlastung beim zu treibenden Aufwand.

Im Geschäftsjahr 2022 kletterten die Bruttobeiträge auf 690 Mio. Euro nach 641 Mio. Euro 2021 und 616 Mio. Euro im Geschäftsjahr 2020. Im Bereich der Restkreditversicherungen war 2022 ein Rückgang um 2 Prozent gegenüber dem Vorjahr zu verzeichnen. Hauptgrund für diese Entwicklung ist nach Aussage von Herrn Bittermann die Einführung des Provisionsdeckels durch den Regulator. Der Markt in diesem Produktsegment ist mit einem Minus von 6 Prozent noch stärker rückläufig gewesen. Der Anstieg im Schaden- und Unfallversicherungsbereich um 11,5 Prozent ist deutlich stärker ausgefallen als das Gesamtmarktwachstum um 4 Prozent. Bei der Entwicklung des Geschäftsvolumens ist zu beachten, dass vorgenommene Preisanpassungen im Maklervertrieb der Rhion in Deutschland und den Niederlanden erst im Jahr 2023 wirksam werden.

Bei der Schadenshöhe ergibt sich 2022 ein Betrag von 371 Mio. Euro nach 368 Mio. Euro 2021 und 292 Mio. Euro 2020. Daraus ergeben sich entsprechende Quoten von 54 Prozent nach zuvor 57 Prozent sowie 47 Prozent. Bei der Betrachtung der Vorjahreswerte sind jedoch zwei enthaltende Sondereffekte zu berücksichtigen. 2020 hat man während der Coronapandemie und den anhaltenden Lockdowns von einem deutlichen Rückgang der Schäden in der Kfz-Versicherung profitiert. Im abgelaufenen Geschäftsjahr ergab sich durch das Sturmtief „Bernd“ (Flutkatastrophe im Ahrtal und der Eifel) eine außerordentlich hohe Schadensbelastung. Auch 2022 hatte man es im Februar mit drei recht starken Sturmtiefs zu tun, was sich in entsprechenden Schadenhöhen bemerkbar gemacht hat.

Das Volumen der vorhandenen Kapitalanlagen liegt per Ende 2022 bei 1,732 (1,693) Mrd. Euro. Zum überwiegenden Teil werden diese in Form von festverzinslichen Wertpapieren gehalten. Ferner hat man nach Vorstandsangabe auch in Immobilien und Photovoltaik-Anlagen investiert. Infolge des Zinsanstieges weisen die Kapitalanlagen aktuell 136 Mio. Euro an stillen Lasten auf. Die laufenden Erträge aus den Kapitalanlagen gab Herr Bittermann mit 23,0 nach zuvor 22,4 Mio. Euro an. In diesem Wert ist auch ein einmaliges außerordentliches Ergebnis in Höhe 4,0 Mio. Euro enthalten, welches aus vorgenommenen Wertberichtigungen resultiert.

Auf Ebene des RheinLand-Konzerns ergibt sich ein Jahresüberschuss von 15,2 Mio. Euro nach 10,1 Mio. Euro im Jahr 2021 und 18,0 Mio. Euro im Jahr 2020. Im für die Bemessung der Dividendenausschüttung maßgeblichen Einzelabschluss der RheinLand Holding beträgt das Jahresergebnis 12,3 Mio. Euro nach 10,0 Mio. Euro 2021 und 13,8 Mio. Euro im Geschäftsjahr 2022. Die Aktionäre sollen in Form einer Basisdividende von 1,20 Euro je Aktie und einem Bonus von 0,10 Euro, insgesamt also einer Ausschüttung von 1,30 Euro beteiligt werden. 2021 lag die Dividende bei 1,20 Euro ohne Bonus, 2020 konnte neben dem Basisbetrag ein Bonus von 0,20 Euro ausgeschüttet werden.

Auch in Bezug auf Solvenz und Ratings ist die RheinLand-Gruppe laut Herrn Bittermann weiterhin sehr solide aufgestellt. Die Solvenzquote konnte auf 278 Prozent nach 255 Prozent 2021 und 230 Prozent 2020 weiter verbessert werden. Damit liegt man deutlich über der von der Aufsicht geforderten Quote von 100 Prozent und auch deutlich über den eigenen Zielvorgaben. Alle Marken haben von der Assekurata ein Rating von „A+“ erhalten. Um das weiterhin dynamische Wachstum bei der Rhion Versicherung zu unterstützen, wurde dort im Berichtsjahr eine Kapitalerhöhung um 5 Mio. Euro vorgenommen. Alles in allem ist die „RheinLand-Gruppe stabil aufgestellt“, brachte es der Vorstand auf den Punkt.

Ebenfalls ein sehr präsentes Thema ist nach seiner Angabe Nachhaltigkeit. Hiermit beschäftigt man sich schon seit einigen Jahren sehr intensiv und hat bereits eine Reihe von Maßnahmen auf den Weg gebracht. So ist die Konzernzentrale am Rheinland-Platz in Neuss bereits seit 2022 klima- und CO2-neutral. Auf diesem Wege wird man konsequent weiter voranschreiten und strebt an, das gesamte Unternehmen klimaneutral aufzustellen. Auch um dieses Ziel zu erreichen, wurde die RheinLand Green Energie GmbH gegründet, welche in entsprechende Projekte mit erneuerbaren Energieprojekten investiert. Hiermit sieht Bittermann das Unternehmen auf einem guten Weg, alle Aktivitäten in Deutschland und den Niederlanden klimaneutral fahren zu können. Auch die Umsetzung der CSDR- Richtlinie der EU wird in Zukunft von zunehmender Bedeutung sein. Aktuell bereitet sich RheinLand auf den Beginn der Anwendung im Jahr 2025 vor.

Vorstandsmitglied Andreas Schwarz ging in seinen Ausführungen unter anderem ebenfalls auf die ständig wachsenden Anforderungen in Bezug auf die Nachhaltigkeitsthemen ein. Ein weiterer wichtiger Faktor für den Erfolg von Rheinland sind Innovationen und die Gewinnung von qualifizierten und motivierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Hier steht man auch im Wettbewerb, dem „War for Talents“, und muss sich auf die sich ändernden Rahmenbedingungen einstellen und daran in gewisser Weise anpassen. Auch die immer weiter voranschreitende Digitalisierung führt hier zur Notwendigkeit, auf die Veränderungen im Markt zu reagieren, um dauerhaft erfolgreich zu sein. Neben der Innovation Week Ende Mai 2023 wurde am 08. März 2023 auch erstmals ein Tag der Führung zur Weiterentwicklung von Führungskräften unter dem Motto „Wir gehen in Führung“ abgehalten.

Im Markt ist RheinLand unverändert mit den drei bekannten Marken CreditLife für den Banken und Kooperationspartnervertrieb, Rhion für den Maklervertrieb in Deutschland und den Niederlanden sowie die Marke RheinLand für den eigenen Ausschließlichkeitsvertrieb.

Bei CreditLife ist man mit seinen Produkten abhängig von dem Vertriebserfolg der Kooperationspartner, da die Restkreditversicherungen ein entsprechendes Grundgeschäft voraussetzt. Entsprechend hat sich in den vergangenen Monaten die Situation speziell im Baufinanzierungsgeschäft durch die deutlich gestiegenen Zinsen verschlechtert. Zuletzt bewegte sich das Neukreditvolumen bei 50 Prozent des Vorjahresniveaus. Nach Einschätzung von Herrn Schwarz wird sich das Umfeld bei Immobilienfinanzierungen auch nicht von heute auf morgen wieder erholen, sondern es ist eher mit einer längeren Seitwärtsbewegung zu rechnen. Auch im zweiten wichtigen Segment, den Kfz-Finanzierungen, ist zuletzt eine eher leicht rückläufige Entwicklung zu beobachten gewesen. Auch wenn sich die Lieferkettenthemen hier inzwischen weitgehend normalisiert haben, entwickelten sich die Kfz-Absatzzahlen leicht rückläufig

Ausgehend hiervon rechnet Schwarz bei CreditLife nach einem Beitragsvolumen von 203 Mio. Euro 2022 für 2023 mit einem vergleichsweise moderaten Zuwachs auf dann 204 Mio. Euro. Im Maklervertrieb in den Niederlanden wird nach dem dynamischen Wachstum der Vorjahre und einem Volumen von 72 Mio. Euro im Vorjahr für 2023 ein leichter Zuwachs auf 82 Mio. Euro erwartet. Operativ gestaltet sich die Entwicklung auf dem niederländischen Markt weiterhin ausgesprochen erfreulich, es konnte sogar zuletzt ein Preis gewonnen werden, der die gute Positionierung im dortigen Markt unterstreicht.

Neu gegründet wurde die Smart Sales GmbH, mit welcher unter Tagesordnungspunkt (TOP) 6 auch der Abschluss eines Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrages vorgesehen ist. Vorgesehen ist über diese Gesellschaft der Vertrieb von Versicherungen und weiteren ausgewählten Finanzprodukten. Hiermit soll die Lücke abgedeckt werden, wenn der Vertriebspartner nicht selbst am Point-of-Sale bestimmte Produkte anbieten möchte oder möglicherweise aus regulatorischen Gründen dies nicht machen darf. Letztlich besteht der strategische Ansatz der Gesellschaft in einem „Sales as a Service“-Modell, über welches auch durchaus Produkte Dritter vertrieben werden könnten. 2023 startet die operative Tätigkeit mit ersten ausgewählten Partnern.

Im dritten Teil der Vorstandsausführungen berichtete Vorstandsmitglied Dr. Ulrich Hilp über die Entwicklung bei Rhion sowie beim eigenen Ausschließlichkeitsvertrieb. Das Volumen beim Maklervertrieb Rhion hat sich 2022 erneut erfreulich entwickelt und kletterte auf 171 (158) Mio. Euro, 2020 lag der Wert noch bei 143 Mio. Euro. Mit Rhion positioniert man sich klar als führender Serviceanbieter für den digitalen Maklermarkt. Die bisherigen Zuwachsraten belegen, dass dieser Ansatz richtig und auch für die Zukunft weiterhin erfolgversprechend ist. Entscheidend ist hier nach Überzeugung des Vorstands, dass man weiterhin innovativ ist und schnell auf sich abzeichnende Änderungen im Markt und auf das Verhalten der Kunden mit entsprechenden Produktangeboten reagiert.

Auch in den Niederlanden entwickelt sich das Volumen weiterhin erfreulich und konnte auf 72 (46) Mio. Euro zulegen. 2020 lag das Volumen noch bei 20 Mio. Euro. Der niederländische Markt und der dortige Assekuradeur-Ansatz passen gut zu RheinLand. Entsprechend wird hier mit weiterem Wachstum auch in den kommenden Jahren gerechnet. Beim Wachstum auch in den Niederlanden verliert man jedoch nicht die RheinLand-DNA aus dem Blick und wird weiterhin insbesondere bei den Risiken die erforderliche und gewohnte Sorgfalt walten lassen.

Der eigene Ausschließlichkeitsvertrieb unter der Marke RheinLand hat sich 2022 stabil entwickelt und leicht auf 101 (100) Mio. Euro zulegen können. 2020 lag das Volumen bei 98 Mio. Euro. Die Kunden werden dabei in einem Multi-Channel-Ansatz auf allen verfügbaren Kanälen angesprochen, je nach deren Präferenz. Zudem hat man in der Zentrale jetzt eine experimentelle Agentur unter dem Label „rh 01“ gestartet, um auszuprobieren, mit welchen Vertriebswegen und Ansätzen man in Zukunft am besten in Markt agieren kann und welche Ansätze sich dabei für den flächendeckenden Einsatz im eigenen Agenturnetz eignen. Als erstes Zwischenergebnis stellte Dr. Hilp fest, dass der Anteil der digital erfolgten Anfragen und abgewickelten Termine bei 50 Prozent liegt. Selbst wenn Kunden im Grundsatz den klassischen Weg bevorzugen, wird dann doch gerne eine Onlineberatung in Anspruch genommen, weil nach Feierabend dann auch der Partner oder die Partnerin daran teilnehmen möchten.

Um auch weiterhin führend im Markt zu sein, spielt das Thema Innovation eine sehr wichtige Rolle. Aus diesem Grunde wurde im Zeitraum von 22. bis 26. Mai 2023 die „Innovation Week“ veranstaltet, um Raum für Innovationen und Ideen zu schaffen. Es ist das erklärte Ziel von RheinLand „immer eine Idee voraus“ zu sein. Dies wird auch im Markt wahrgenommen und nicht nur von den Kunden wertgeschätzt, sondern führt auch zu Auszeichnungen, etwa beim „TOP Innovator im Mittelstand“ oder im Ranking von Deutschland digital. Dort ist RheinLand auf Platz 4 von insgesamt 31 untersuchten Versicherungsgesellschaften gekommen.


Allgemeine Aussprache

Als erster Redner meldete sich Aktionär Oswald zu Wort und zeigte sich durchaus zufrieden, dass die Gesellschaft ihre Hauptversammlung in Form einer Präsenzversammlung durchführt. Mit Blick auf die Probleme bei anderen Versicherungskonzernen wie etwa bei der Allianz SE interessierte den Redner, ob hier Risiken aus dem Vertrieb von Fonds bestehen könnten. Dies wurde seitens des Vorstandes klar verneint. Auch die ergänzende Frage nach etwaigen Transaktionen oder Konzerngesellschaften in Steueroasen wurde seitens des Vorstandes als nicht vorhanden zurückgewiesen. Die Gesellschaften der RheinLand-Gruppe sind in Deutschland oder den Niederlanden angesiedelt und entrichten dort entsprechend ihre Steuern.

Befragt nach den Partnern im Bereich der Rückversicherung nannte Vorstandsmitglied Dr. Barinka unter anderem MunichRE, GeneralRE, E+S Rückversicherung und Hannover Rück. Insgesamt ist man bei der Rückversicherung breit aufgestellt und setzt auf verschiedene namhafte Adressen aus dem Markt.

Auf die Frage nach den Plänen der Eigentümerfamilie in Bezug auf die weitere Entwicklung des Unternehmens wies der Vorstand darauf hin, dass diese nicht bekannt sind. Die weitere Wachstumsentwicklung wird jedoch weiterhin auf organischem Wege erfolgen, Zukäufe sind aus strategischer Sicht eher kein Thema. Der Aufsichtsratsvorsitzende Anton Werhahn führte ergänzend aus, dass er die „Frage nicht beantworten kann“, da er nicht Vertreter der Großaktionäre ist.

Des Weiteren interessierte sich Herr Oswald für die Entwicklung des Geschäfts mit dem Kunden BMW und den weiteren Aussichten dieser Geschäftsbeziehung. Nach Darstellung von Herrn Schwarz hat man BMW seinerzeit durch die Teilnahme an einer Ausschreibung gewonnen. Entscheidende Kriterium für den erhaltenen Zuschlag war dabei nicht der Preis, sondern die gebotene Flexibilität bei der Strukturierung und Entwicklung der Produkte. Insbesondere beim Thema „Time-to-Market“ und der guten Betreuung der Kunden aus Neuss heraus konnte man punkten. Die Entwicklung der Zusammenarbeit mit BMW ist sehr erfolgreich, und ein Zeichen hierfür ist laut Schwarz auch der Umstand, dass der Vertrag per 01.01.2023 vorzeitig um weitere fünf Jahre verlängert worden ist.

Mit Blick auf weitere Chancen für zusätzliches Geschäft interessierte Herrn Oswald, ob z.B. die Versicherung von PV-Anlagen oder den jetzt von der Politik vorangetriebenen Wärmepumpen ein Thema sein könnte. Gleiches gilt auch etwa für eine Rechtschutzversicherung für Gebäudeeigentümer. Laut Dr. Hilp besteht durchaus ein Markt für Versicherungen im Kontext mit PV-Anlagen. Entsprechende Bausteine werden den Kunden im Rahmen der Wohngebäudeversicherung angeboten. Ein Einstieg in den Bereich von Rechtschutzversicherungen ist indes kein Thema, hier arbeitet man seit sehr vielen Jahren mit der Düsseldorfer ARAG zusammen und vermittelt deren Produkte.

Angesprochen auf die Aktionärsrechte und mögliche Effekte aus der Umsetzung von ARUG II und das Thema möglicher virtueller Hauptversammlungen betonte Herr Bittermann, dass man bewusst auf eine solche Ermächtigung verzichtet hat. Vorstand und Aufsichtsrat sind der Überzeugung, dass ein Präsenzformat aktionärsfreundlicher ist, so dass dieses wie schon während der gesamten Pandemiezeit weiter beibehalten werden soll.

Aktionär Schröter und im weiteren Debattenverlauf auch Aktionär Brackel interessierten sich unter anderem für mögliche Risiken auf dem Gebiet der Cybersicherheit und wollten wissen, mit welchen Maßnahmen man hier unterwegs ist. Nach Angabe von Dr. Barinka gewinnt das Thema immer mehr an Bedeutung, weshalb man die Bedrohungslage stetig analysiert und entsprechend ernst nimmt. Es werden verschiedene Sicherheitskonzepte verfolgt, es besteht eine Zertifizierung nach ISO-Norm und auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter werden fortlaufend geschult, um entsprechende Angriffsversuche z.B. via Phishing-Mails usw. noch besser zu erkennen. Bei allem Bemühen, das betonte der Vorstand jedoch auch, wird man bei diesem Thema niemals eine 100-prozentige Sicherheit erreichen können.

Ferner interessierte sich der Redner dafür, welche Risiken sich im Wertpapierbestand aus dem gestiegenen und möglicherweise noch weiter steigenden Zinsniveau ergeben können. In seiner Antwort wies Herr Bittermann darauf hin, dass das Portfolio an festverzinslichen Wertpapieren infolge des gestiegenen Zinsniveaus derzeit stille Lasten aufweist. Dies stellt aus seiner Sicht aber kein wirkliches Problem dar, da Versicherungsgesellschaften die Wertpapiere in der Regel bis zur Endfälligkeit halten und dann die Rückzahlung zum Nominalbetrag erfolgt. Bei der Anlagepolitik wird stets darauf geachtet, dass sich die eingegangenen Laufzeiten mit den Fälligkeitsterminen von Leistungen entsprechend treffen. Ausgehend von dieser Struktur bietet das gestiegene Zinsniveau für Versicherungen wie RheinLand sogar Vorteile, da bei Neuanlagen entsprechend höhere Renditen erzielt werden können. Zugleich sorgt dies für eine Entlastung bei der zu bildenden Zinszusatzreserve.

Aktionär Paul Roth wollte wissen, inwieweit das Thema energetische Sanierung und die Diskussion um die Wärmepumpen zu weiteren Chancen auf der Produktseite führen können. Laut Herrn Schwarz sind Produkte für die Begleitung von Finanzierungen zur Sanierung usw. bereits im Programm und stehen für den Vertrieb zu Verfügung.

Im Zusammenhang mit der immer weiter voranschreitenden Digitalisierung wollte der Redner wissen, ob dies am Ende dazu führen wird, dass Kunden nur noch über den digitalen Weg bedient werden und die eher analog ausgerichteten Kunden am Ende Gefahr laufen hinten herunterzufallen. In seiner Antwort betonte Dr. Barinka, dass man den Kunden auch in der Zukunft alle Wege der Ansprache anbieten will und auf diese Weise auch das gesamte Potenzial im Markt adressiert wird.

Eine Reihe von Fragen von Aktionär Oswald, der in diesem Kontext seinem langjährigen Mentor Aktionär Schweimanns dankte, befassten sich mit der aktuellen Personalsituation und der Ausbildung bei RheinLand. Nach Angabe von Dr. Barinka sind im Jahr 2022 insgesamt 1.557 Bewerbungen beim Unternehmen eingegangen. Allen Auszubildenden im Berichtsjahr, welche die Prüfungen erfolgreich bestanden haben, wurde eine Übernahme in ein unbefristetes Arbeitsverhältnis angeboten. Die ebenfalls erfragte Zahl an in Ausbildung befindlichen Personen wurde mit 24 angegeben, davon 10 in einem Dualen Studium. Die genannten Zahlen beziehen sich nach Vorstandsangabe nur auf Deutschland, in den Niederlanden findet derzeit keine Ausbildung statt.

Aktionär Boxberg wollte in Bezug auf die erzielten Zuwachsraten im Berichtsjahr wissen, ob das Wachstum lediglich inflationsbedingt ausgefallen ist. Nach Angabe von Herrn Bittermann lag der Zuwachs beim Baukostenindex bei 14,7 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Der Anstieg des Prämienvolumens ist dabei sowohl auf Preisanpassungen bei den Tarifen aber auch auf eine insgesamt gestiegene Stückzahl von Verträgen zurückzuführen.

Erklärungsbedürftig erschien dem Redner wie auch einem weiteren Fragesteller, warum mit der Smart Sales GmbH eine weitere „Mini-GmbH“ gegründet worden ist und diese mit einem Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag in den Konzern eingebunden wird, anstatt dass die Aktivitäten in einer normalen Abteilung angesiedelt werden. Herr Schwarz stimmte dem Redner in seiner Antwort insoweit zu, dass der verfolgte Ansatz hier sicherlich erklärungsbedürftig ist. Wesentliche Gründe für den gewählten Weg sind aufsichtsrechtliche Aspekte und der Umstand, dass über diese Gesellschaft für den Banken- und Kooperationspartnervertrieb perspektivisch auch Produkte vertrieben werden sollen, die nicht aus dem Hause RheinLand stammen. Von der Außenwirkung wäre es sicherlich schwierig, dass nicht in einer nach außen hin eigenständig auftretenden und mit einem neutralen Markennamen versehenen Gesellschaft zu machen. Herr Schwarz bekräftigte allerdings, dass man sich die Gründung etwaiger solcher Gesellschaften stets sehr genau und kritisch überlegt.


Abstimmungen

Nach Beendigung der allgemeinen Aussprache um 16:32 Uhr wurde die Präsenz mit 2.948.308 Aktien oder 76,78 Prozent des stimmberechtigten Grundkapitals festgestellt. Sämtliche Beschlussvorschläge der Verwaltung wurden mit überwältigender Mehrheit bei lediglich vereinzelten Gegenstimmen und/oder Enthaltungen verabschiedet.

Im Einzelnen beschlossen wurde die Ausschüttung einer Dividende von 1,20 Euro je Aktie zuzüglich eines Bonus von 0,10 Euro (TOP 2), die Entlastung von Vorstand (TOP 3) und Aufsichtsrat (TOP 4), die Wahl der PricewaterhouseCoopers GmbH, Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Frankfurt am Main zum Abschlussprüfer für das Geschäftsjahr 2023 (TOP 5) sowie die Zustimmung zum Abschluss eines Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrages mit der Tochtergesellschaft Smart Sales Company GmbH, Neuss (TOP 6).

Der Versammlungsleiter konnte die Hauptversammlung nach einer Dauer von knapp drei Stunden um 16:53 Uhr schließen.


Fazit

Nachdem das Geschäftsjahr 2021 vom Sturmtief „Bernd“ und der Flutkatastrophe in der Eifel und dem Ahrtal auf der Ergebnisseite deutlich belastet war, konnte sich die Ertragslage 2022 deutlich verbessern. Für 2023 wird vom Management weiteres Wachstum erwartet. Die Zuwachsraten dürften jedoch etwas verhaltener als in den Vorjahren ausfallen, da aktuell eine deutliche Abkühlung insbesondere im Bereich von Baufinanzierungen zu erkennen ist, und bei fehlendem Absatz solcher Finanzierungen sinkt auch der Bedarf an den angebotenen Restkreditversicherungen. Angesichts der guten Aufstellung im Markt mit den drei Marken CreditLife, Rhion und dem eigenen Ausschließlichkeitsvertrieb unter RheinLand Versicherungen sollte es den Neussern gelingen, auch 2023 weitere Zuwächse zu erzielen.

Auf Basis des aktuellen Aktienkurses von 38,80 Euro ergibt sich bei der Gesamtausschüttung von 1,30 Euro je Rheinland-Aktie eine rechnerische Dividendenrendite von 3,3 Prozent. Zudem verfügt die Gesellschaft über eine sehr solide Eigenmittelausstattung, so dass sich die RheinLand Holding-Aktie für den längerfristig orientierten Investor als Depotbeimischung nach wie vor eignet.


Kontaktadresse

RheinLand Holding AG
RheinLandplatz
D-41460 Neuss

Tel.: +49 (0)21 31 / 290-0

Internet: www.rheinland-versicherungsgruppe.de

Ansprechpartner Investor Relations

Thomas Kempen

E-Mail: [email protected]



Hinweis: Der Verfasser ist Aktionär der beschriebenen Gesellschaft.

 



Veröffentlichungsdatum: 22.06.2023 - 16:00
Redakteur: ala
© 1998-2024 by GSC Research GmbH Impressum Datenschutz