Das widrige Marktumfeld im Kammgarnbereich zusammen mit den eingeleiteten Strukturmaßnahmen im Bereich Industrietextilien haben bei der Stöhr & Co. AG tiefe Spuren in der erstmals nach IFRS erstellten Konzernbilanz hinterlassen.
Der Konzernumsatz ist mit 107 Mio. EUR ( Vj. 125 Mio. EUR) deutlich hinter unseren Erwartungen zurückgeblieben, nachdem sich das 2. Halbjahr 2005 negativ entwickelte. Die Strukturanpassungen - Schließung Standort Solingen, Kapazitätsabbau in Portugal und Mönchengladbach - führten zusammen mit dem stark rückläufigen Kammgarnumsatz zu einem Ertragseinbruch auf -4,1 Mio. EUR (Vj. 0,3 Mio. EUR) vor Ertragssteuern, wie wir ihn bereits auf der Hauptversammlung Ende August befürchtet hatten. Weitere nicht liquiditätswirksame Impairments in der Kammgarnsparte werden wir noch vornehmen.
Industrietextilien konnte seine Wachstumsziele nicht realisieren und verharrte bei einem Umsatz von 52,0 Mio. EUR (Vj. 54 Mio. EUR). Die im Mai 2005 verkündete Schließung des Standortes Solingen zum 30.06.2006 führte zu einem Hochschnellen des Krankenstandes auf teilweise nahezu 50%, so dass eine geregelte Geschäftsabwicklung fast nicht mehr möglich war. Das Volumen des Sozialplanes beläuft sich auf annähernd 3,5 Mio. EUR Diese und die erheblichen Auslaufkosten konnte Stöhr nur durch Anlagenverkäufe ausgleichen, so dass man ein Ergebnis vor Ertragssteuern mit 2,4 Mio. EUR in Vorjahreshöhe (Vj. 2,2 Mio. EUR) ausweist. Die 30%ige Beteiligung von Walraff wurde zum Jahresende 2005 für ca. 2,6 Mio. EUR übernommen
Die Investitionen in Höhe von 0,5 Mio. EUR erfolgten bei Ude/Kalefeld und bei Segures in Portugal. Zum 31.12.2005 beschäftigten wir 331 Mitarbeiter, deren Zahl zum 30.06.2006 auf ca. 220 Mitarbeiter zurückgehen wird.
Der Kammgarnbereich musste in 2005 einen herben Rückschlag bei den bereits 2003 eingeleiteten Sanierungsbemühungen hinnehmen. Nachdem sich im 1. Halbjahr 2005 noch die positive Entwicklung aus 2004 fortzusetzen schien, brachte das 2. Halbjahr 2005 einen Nachfrageeinbruch. Der Jahresumsatz ging auf 54,5 Mio. EUR (Vj. 71 Mio. EUR) zurück und drückte das Ergebnis vor Ertragssteuern auf -7,5 Mio. EUR (Vj. -3,8 Mio. EUR). Davon entfällt allerdings ein Teil auf Sozialplankosten in Portugal und Mönchengladbach, wo fast 100 Arbeitsplätze verloren gingen. In Rumänien hat man neue Arbeitsplätze geschaffen und beschäftigen dort mittlerweile 265 Mitarbeiter. Die Investitionen von 2,5 Mio. EUR betreffen zu 85% den rumänischen Betrieb.
Die Sachinvestitionen im Konzern beliefen sich auf 3,1 Mio. EUR (Vj. 4,5 Mio. EUR) und liegen damit deutlich unter den Abschreibungen. Zum Stichtag 31.12.2005 beschäftigte der Konzern 1001 Mitarbeiter. In der Stöhr-AG weist man aufgrund der Verlustübernahme aus dem Kammgarnbereich einen Verlust vor Ertragssteuern in Höhe von - 4,1 Mio. EUR aus. Die Verwaltung kann der Hauptversammlung keine Dividende vorschlagen.
Ausblick 2006
Im Dezember 2005 wurde beschlossen, das Industrietextiliengeschäft mit dem der Mehler Engineered Products GmH/Fulda in einer gemeinsamen Gesellschaft zusammenzulegen. Nach Vorliegen der Jahresabschlüsse 2005 wird ein unabhängiger Gutachter die Beteiligungsquoten ermitteln. Wir erwarten einen etwa 30%igen Anteil an der MEP - Olbo OHG, die ein Umsatzpotential von ca. 170 Mio. EUR mit einem befriedigenden Ergebnis hat. Das Segment Industrietextilien wird zukünftig at-equity bilanziert.
Der Kammgarnbereich hat zum Jahresbeginn 2006 Produktprogramm und Vertrieb von Richter Kammgarn übernommen. Die Kombination aus Web- und Strickgarnen sichert die Auslastung der bereinigten Kapazitäten, bringt Synergien in Vertrieb und Administration und reduziert die Abhängigkeit vom Webgarnsektor. Unsere Umsatzerwartung liegt bei ca. 70 Mio. EUR, mit einem ausgeglichenen Ergebnis, selbst bei den gegenwärtig schwierigen Marktbedingungen.
Die Investitionen 2006 bewegen sich mit 0,5 Mio. EUR auf einem sehr niedrigen Niveau, so dass Stöhr den cash-flow zum Abbau der Verschuldung nutzen kann. Im Stöhr-Konzern bildet man zukünftig nur noch den Kammgarnumsatz ab - Industrietextilien fließt lediglich mit dem Ergebnisanteil aus der at-equity-Bilanzierung ein. "Wir erwarten daher einen Konzernumsatz von ca. 70 Mio. EUR und ein deutlich positives Ergebnis. Die Mitarbeiterzahl wird unter 750 Beschäftigten liegen", so der Vorstand.
Die im Jahre 2005 durchgeführten Struktur- und Bilanzbereinigungen sowie die Ausgliederung von Industrietextilien in eine gemeinsame Gesellschaft mit der Mehler AG sind weiteren Angaben zufolge die Basis für eine Risikoreduzierung im wachstumsstarken globalen Geschäft mit MRG-Produkten und eine Verstetigung der Entwicklung im Kammgarnsektor mit "textilen" Renditeerwartungen.