Am 8. September 2006 fand in Hamburg die ordentliche Hauptversammlung der Kremlin AG statt. Nach der Anfang des Jahres durchgeführten Kapitalerhöhung hatten sich diesmal in den Räumen der Patriotischen Gesellschaft gut 50 Aktionäre und Gäste, unter ihnen auch Thorsten Renner von GSC Research, eingefunden, um sich über die weiteren Zukunftsaussichten der Gesellschaft zu informieren. Der Aufsichtsratsvorsitzende Andreas Kluxen eröffnete die Hauptversammlung und übergab nach dem Verlesen der üblichen Formalien das Wort an den Alleinvorstand Jörn Schmidt.
Bericht des Vorstands
Herr Schmidt zeigte sich sehr erfreut, dass sich die Anforderungen der Bank für Teilnahmeberechtigungen im Vorfeld der Hauptversammlung fast verdreifacht haben, da dies auch ein Beleg für einen deutlichen breiteren Aktionärskreis sei. Damit einhergehend hatten sich im letzten Jahr auch wesentlich mehr Medien mit der Kremlin AG beschäftigt. Nach der guten Geschäftsentwicklung im abgelaufenen Geschäftsjahr sollen die Aktionäre nun eine Dividende von 0,30 EUR je Aktie erhalten.
Im abgelaufenen Jahr stiegen, wie Herr Schmidt weiter ausführte, die sonstigen betrieblichen Erträge um 0,48 auf 2,27 Mio. EUR, während sich der Personalaufwand auf 95 TEUR verringerte. Bei den sonstigen betrieblichen Aufwendungen ergab sich ein Zuwachs von 0,875 auf 1,595 Mio. EUR, was am Anstieg der übrigen Aufwendungen lag, die sich von 0,264 auf 1,267 Mio. EUR kräftig erhöht haben. Dieser Anstieg stand nach Aussage von Herrn Schmidt im Zusammenhang mit der Vergütung für den Asset Manager, er betonte aber, dass beispielsweise im ersten Halbjahr 2006 überhaupt keine erfolgsabhängige Vergütung angefallen ist.
Im laufenden Jahr wurde die Kapitalerhöhung erfolgreich umgesetzt, und durch die Ausgabe von 500.000 neuen Aktien sind der Gesellschaft rund 1,5 Mio. EUR zugeflossen. Diese Gelder werden jedoch im Gegensatz zu den bisherigen Investments zum Aufbau eines Large-Cap-Portfolios verwendet. Nach Aussage von Herrn Schmidt dient dies der weiteren Diversifikation und Risikominimierung. Die Investitionen erfolgen dabei in Zusammenarbeit mit FINAM, die das Research und die Primäranalyse übernehmen.
Im Rahmen der Kapitalerhöhung wurden ein Emissionsprospekt erstellt und ein Bezugsrechtshandel organisiert. Zudem notiert die Aktie mit Wirkung vom 8. September 2006 im Geregelten Markt, betonte der Vorstand. Als Vorteil sah Herr Schmidt hierbei neue Anlegerklassen, mehr Transparenz und mehr Seriosität. Da in den letzten Monaten durchaus großes Interesse an der Kremlin-Aktie zu verzeichnen war, will sich das Management durch das vorgeschlagene genehmigte Kapital die Möglichkeit offen halten, weitere Mittel einzusammeln.
Für die Zukunft erwartete Herr Schmidt am russischen Aktienmarkt weiterhin eine positive Entwicklung, die vor allem durch hohe Öl- und Gaspreise getragen wird. Nachdem das Depot der Kremlin AG Ende 2005 einen Wert von 8,18 Mio. EUR aufgewiesen hatte, ist dieser zum 30. Juni 2006 auf 7,47 Mio. EUR gefallen. Seit Ende 2004 sind die Branchen Banken und Chemie im Depot stärker in den Fokus gerückt, so Herr Schmidt.
In Bezug auf die Konsolidierung der Rosneft-Tochterunternehmen scheint die Luft raus zu sein, meinte der Vorstand. So wurde auch der Anteil an Konsomolsk Refinery komplett verkauft. Gute Chancen sah er jedoch bei Bashkir Capital, da diese Beteiligung lange Zeit mit Abschlag gehandelt wurde. Nun hat aber Sistema daran eine Sperrminorität aufgebaut, was Herr Schmidt als positives Zeichen wertete.
Das erfolgreichste Investment, die Sberbank, besitzt weiterhin hervorragende Kurschancen, und dies, obwohl sich der Aktienkurs bereits versiebzigfacht hat. Kurz- bis mittelfristig wird sich der russische Markt nach Einschätzung von Herrn Schmidt nicht von der globalen Entwicklung abwickeln können, mittel- bis langfristig wird er sich aber der positiven Wirtschaftsentwicklung anpassen. In der näheren Zukunft erwartete der Vorstand eine bessere Kursentwicklung bei den Blue Chips und erst danach wieder bei Aktien der zweiten und dritten Reihe. Wie er abschließend informierte, wird sich Herr Kremlin im Rahmen der verstärkten Öffentlichkeitsarbeit auch auf dem Hamburger Börsentag am 7. Oktober 2006 präsentieren.
Allgemeine Diskussion
Herr Neumann von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) lobte die Verwaltung für die geleistete Arbeit im abgelaufenen Geschäftsjahr und betonte, bei einem Kurs von aktuell 4,10 EUR und einer vorgeschlagenen Dividende von 0,30 EUR biete die Aktie immerhin eine Dividendenrendite von 7 Prozent. Positiv hob der Aktionärssprecher auch die durchgeführte Kapitalerhöhung hervor und begrüßte ebenfalls den Wechsel in den Geregelten Markt. Einziger Kritikpunkt seinerseits war die Überschreitung der 8-Monats-Frist bei der Abhaltung der Hauptversammlung. Nach seiner Ansicht ist auch das vorgeschlagene genehmigte Kapital sehr aktionärsfreundlich ausgestaltet.
Nähere Auskünfte erbat Herr Neumann dann zur durchgeführten Kapitalerhöhung und dem neuen Partner FINAM. Laut Herrn Schmidt flossen der Gesellschaft durch die Kapitalerhöhung 1,55 Mio. EUR zu. Auf der anderen Seite fielen Kosten in Höhe von 50 TEUR und Gebühren von 12 TUR für die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) an. Bei der FINAM handelt es sich um ein Full-Service-Broker-Haus, das bereits 1994 gegründet wurde. Vorteile sah Herr Schmidt vor allem in der sehr persönlichen Zusammenarbeit mit FINAM. Für ihre Tätigkeit erhält diese eine Fixvergütung von 0,4 Prozent pro Quartal auf die in Aktien angelegten Mittel.
Darüber hinaus erkundigte sich der SdK-Sprecher nach steuerlichen Risiken und den noch verbliebenen Beteiligungen. Wie Herr Schmidt diesbezüglich berichtete, gab es bisher noch keine Betriebsprüfung, allerdings haben sich bisher auch keine Anzeichen dafür aufgetan, dass sich eine Steuerpflicht ergeben könnte, was auch von Seiten des Wirtschaftsprüfers bestätigt wurde. Bei ZAO Kremlin handelt es sich lediglich um einen Firmenmantel, der nicht viel kostet, aber noch von Nutzen sein könnte. Bei den sonstigen Beteiligungen sah der Vorstand kein großes Wertpotenzial, und aus diesem Grund wollte er auch keine größeren Summen ausgeben, um an verlässliche Daten zu kommen.
Interesse bekundete Herr Neumann auch an den Kosten der Wirtschaftsprüfer, die Herr Schmidt auf 12 TEUR bezifferte. Auf die Frage des Aktionärsschützers nach einer Ergebnisprognose wollte sich Herr Schmidt nicht äußern, allerdings sah er keinen Grund, weshalb die Dividende nicht gehalten werden sollte. Herr Wilm Müller beantragte dann anstatt der Ausschüttung einer Dividende die Verlosung von Aktien unter den Aktionären.
Herr Hahn gratulierte der Gesellschaft für das hervorragende Ergebnis, regte aber an, den Geschäftsbericht mit noch mehr Informationen zu versehen. Ebenso wie später Herr Männicke empfand er jedoch die übrigen Aufwendungen als zu hoch und forderte hier eine genaue Aufschlüsselung. Da er Dr. Ziemke in Russland schützen wolle, nannte Herr Schmidt bei der Vergütung keine genauen Zahlen, er bestätigte aber, dass von den 1,2 Mio. EUR der Großteil auf Provisionen für Dr. Ziemke entfällt. Auf die Frage von Herrn Hahn nach der aktuellen Depotentwicklung gab Herr Schmidt unter Verweis auf die Ad-hoc-Problematik keine Antwort.
Auch Herr Männicke, früherer Aufsichtsrat des Unternehmens, dankte der Verwaltung für die geleistete Arbeit. Insgesamt hielt er die Kosten der Gesellschaft jedoch für zu hoch. Dem widersprach aber Herr Schmidt, da sich die Fixkosten lediglich auf 259 TEUR beliefen und damit im Rahmen der Planungen lagen. Des Weiteren interessierte sich der Aktionär für die Dividendenerträge in 2005 und die geplanten Public Relations-Aktivitäten. Die Summe der Dividendenerträge in 2005 bezifferte der Vorstand auf 38 TEUR, Herr Schmidt erwartete im laufenden Jahr aber steigende Einnahmen. Neben der schon angekündigten Präsenz auf dem Hamburger Börsentag hat sich Kremlin auch schon für München und Dresden angemeldet.
Nicht ganz nachvollziehen konnte Herr Männicke, dass die Mittel aus der Kapitalerhöhung noch nicht investiert sind. Wie Herr Schmidt jedoch betonte, befindet sich der Aktienmarkt derzeit in einer Konsolidierung, und bei der nächsten Schwäche werden dann erste Engagements getätigt. Der Aktionär verlangte dann noch Informationen, an welchen IPO´s sich die Kremlin AG beteiligt hat. Nach Aussage des Vorstands war dies der Fall beim IPO von IBS, die anderen IPO´s schienen teilweise doch sehr fragwürdig. Zudem stellte Herr Männicke noch einige Fragen zum aktuellen Geschäftsverlauf, die Herr Schmidt allerdings, wie schon vorher erwähnt, aufgrund von Ad-hoc-Problematik, nicht beantworten konnte.
Ein weiterer Aktionär regte an, eine geringere Bardividende auszuschütten und dafür zusätzlich noch Berichtigungsaktien auszugeben. Herr Schmidt sagte dann auch zu, über die Ausgabe von Berichtigungsaktien nachzudenken. Aktionär Thiele erkundigte sich schließlich noch, ob Dr. Ziemke weiterhin Aktionär der Gesellschaft ist, zu dessen Aktienbesitz konnte Herr Schmidt allerdings keine Auskunft geben.
Abstimmungen
Vom Grundkapital der Gesellschaft in Höhe von 2 Mio. EUR waren 1.269.201 EUR entsprechend 63,46 Prozent vertreten. Die Beschlüsse zu den Tagesordnungspunkten Verwendung des Bilanzgewinns (TOP 2), Entlastung des Vorstands (TOP 3), Entlastung des Aufsichtsrats (TOP 4), Wahl zum Aufsichtsrat (TOP 5), Wahl des Abschlussprüfers (TOP 6), Schaffung eines genehmigten Kapitals (TOP 7) und Satzungsänderungen (TOP 8) wurden mit Ausnahme von TOP 2 alle einstimmig gefasst.
Fazit und eigene Meinung
Die Kremlin AG hat im vergangenen Jahr erfolgreich gewirtschaftet und ihre Aktionäre nun mit einer Dividende von 0,30 EUR am Erfolg des Unternehmens beteiligt. Dies entspricht auf dem aktuellen Kursniveau immerhin einer Dividendenrendite von 7 Prozent. Auch im Aktienkurs hat sich die erfreuliche Entwicklung seit der letzten Hauptversammlung niedergeschlagen.
Damit wurde auch ein Großteil des Abschlags gegenüber dem inneren Wert aufgeholt. Zum Halbjahr betrug der Net Asset Value (NAV) des Wertpapierportfolios 4,29 EUR und lag damit nur noch knapp über dem aktuellen Kurswert. Seit dem Halbjahr hat sich die Lage aber wieder etwas gebessert, und speziell die größte Beteiligung Sberbank konnte weiter an Wert gewinnen. Zudem soll in Kürze mit den Investitionen für das Large-Cap-Portfolio begonnen werden, um die Risikostruktur zu minimieren.
Für die Zukunft ist die Kremlin AG mit ihrer Aufstellung sehr gut gerüstet und bietet weiteres Kurspotenzial bei allerdings auch nicht zu unterschätzenden Risiken. Immerhin dürfte auch für das laufende Geschäftsjahr wieder eine Dividende von 0,30 EUR ausgeschüttet werden, so dass zumindest hierüber eine gewisse Verzinsung gewährleistet ist.
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