Die Aktie der auf das Jahr 1912 zurückgehenden und seit 1993 börsennotierten CEWE Stiftung & Co. KGaA ist im SDAX gelistet. Der Konzern ist mit dem CEWE FOTOBUCH, Fotokalendern, Wandbildern, Grußkarten, CEWE SOFORTFOTOS sowie weiteren Fotoprodukten der führende europäische Omni-Channel-Fotoanbieter. Neben diesem als Fotofinishing bezeichneten Kerngeschäftsfeld vertreibt das Unternehmen im Geschäftsfeld Einzelhandel Foto-Hardware wie Kameras und Objektive sowie ebenfalls Fotoprodukte, die jedoch auf Segmentebene im Fotofinishing abgebildet werden. Im Geschäftsfeld Kommerzieller Online-Druck werden Werbedrucksachen produziert und vermarktet. Im vergangenen Geschäftsjahr 2020 erwirtschaftete CEWE bei Konzernerlösen von gut 727 Mio. Euro ein EBIT von knapp 80 Mio. Euro sowie einen Nachsteuergewinn von fast 52 Mio. Euro entsprechend 7,20 Euro je Aktie.
Über den bisherigen Verlauf des aktuellen Geschäftsjahres, die Erwartungen für das Schlussquartal mit dem wichtigen Weihnachtsgeschäft und die weiteren Perspektiven des Unternehmens sprach die Effecten-Spiegel-Redaktion auch für GSC Research mit Finanzvorstand Dr. Olaf Holzkämper.
GSC Research: Die Börse zeigte sich von den Ergebnissen des 2. Quartals enttäuscht. Wie zufrieden sind Sie mit der Entwicklung?
Dr. Holzkämper: Uns hat das Q2 nicht überrascht, wir haben ein schwächeres Ergebnis als im Vorjahr erwartet, in unserer Unternehmensplanung für 2021 vorgesehen und auch so angekündigt. Schon mit der Veröffentlichung der Q1-Zahlen hatten wir auf diese Entwicklung hingewiesen. Der Nachfrageverlauf ist in diesem Jahr fundamental anders als im letzten Jahr. Im Q2 des Vorjahres gab es den ersten harten Corona-Lockdown. Viele Menschen hatten die zusätzliche Zeit zu Hause genutzt, um sich mit ihren Fotoaufnahmen zu beschäftigen, sie zu archivieren und z.B. das CEWE FOTOBUCH zu bestellen. Dieses Verhalten löste bei uns im letzten Jahr eine Sonderkonjunktur aus und ließ das Fotofinishing-EBIT um gut 7 Mio. Euro steigen. Dieser Effekt hat sich in diesem Jahr erwartungsgemäß nicht nur nicht wiederholt, sondern es kam zu ersten Corona-Lockerungen und viele Menschen haben die Dinge nachholen können, die sie während des Lockdowns nicht machen konnten. Also – insgesamt eine völlig logische und auch erwartete Entwicklung. Aber die gute Entwicklung des Q1 hat sehr erfolgreich gegengehalten: Wir sind auf Gruppenebene mit einem EBIT-Vorsprung von 1,1 Mio. Euro zum Ende des H1 2021 voll im Plan zur Erreichung der Jahresziele 2021.
GSC Research: Für Ihr Unternehmen beginnt nun das wichtige Weihnachtsgeschäft. Verraten Sie uns etwas über die Auftragslage?
Dr. Holzkämper: In der Tat ist das Q4 mit dem Weihnachtsgeschäft das Quartal, in dem wir nahezu 100 Prozent des Unternehmensergebnisses erwirtschaften: Fotoprodukte sind das ideale Weihnachtsgeschenk – hoch individuell und persönlich. Viele Menschen schätzen das sehr und so legt unser Weihnachtsgeschäft seit vielen Jahren von Jahr zu Jahr ununterbrochen zu. Auch in diesem Jahr erwarten wir erneut ein starkes Jahresendgeschäft.
GSC Research: Zahlreiche Branchen bekommen derzeit starke Lieferengpässe zu spüren. Wie sieht es bei CEWE aus?
Dr. Holzkämper: Natürlich können auch wir uns nicht langfristig von den weltweiten Logistik- und Lieferströmen abkoppeln. Wir sind hier jedoch sehr gut aufgestellt und haben eine entsprechende Vorsorge getroffen und relevante Materialien – gerade für das so wichtige Weihnachtsgeschäft – verstärkt bevorratet. Unsere Lieferfähigkeit ist zu jeder Zeit abgesichert.
GSC Research: Sind Sie auf Kurs bei Ihren Jahreszielen eines Umsatzes von bis zu 770 Mio. Euro und eines Nachsteuerergebnisses zwischen 48 und 56 Mio. Euro?
Dr. Holzkämper: Ja. Zum Ende des H1 sind wir mit einem EBIT-Vorsprung von 1,1 Mio. Euro gegenüber dem Vorjahreshalbjahr ins Q3 gestartet. Im Vorjahr 2020 haben wir mit 79,7 Mio. Euro EBIT das beste Ergebnis der Unternehmensgeschichte erreicht. In diesem Jahr soll das EBIT im Korridor zwischen 72 und 84 Mio. Euro liegen – am oberen Ende also sogar noch weiter zulegen.
GSC Research: Welche Risiken sehen Sie in den kommenden Monaten und wie schätzen Sie diese ein?
Dr. Holzkämper: Innerhalb unserer Gruppe sehe ich keine wesentlichen Einzelrisiken. Die eingangs beschriebenen, coronabedingten Nachfrage- und damit auch Ergebnisverschiebungen zwischen den Quartalen zeigen uns den Einfluss der Pandemie und die Wirkung von entsprechenden Maßnahmen auf das Wirtschaftsleben.
GSC Research: Ihr Unternehmen ist noch immer sehr stark vom Weihnachtsgeschäft abhängig. Gibt es eine Strategie, diese Abhängigkeit zu verringern?
Dr. Holzkämper: Als wir vor gut 10 Jahren mit dem Kommerziellen Online-Druck gestartet sind, war das auch eine Überlegung, hierdurch die immer ausgeprägtere Q4-Saisonalität etwas zu glätten. Letztlich hat aber auch der Kommerzielle Online-Druck seine Nachfragespitze im Q4. So haben wir uns auf diesen speziellen Nachfrageverlauf mit der extremen Saisonspitze im Dezember bestens eingestellt. Darauf bereiten wir uns das ganze Jahr intensiv vor. Und dass das hervorragend funktioniert, zeigt unsere in Befragungen, auf Foren und in Social Media viel gelobte Lieferfähigkeit.
GSC Research: Welche Wachstumsmärkte stehen auf Ihrer Agenda?
Dr. Holzkämper: Als Marktführer im europäischen Fotofinishing sind wir klar auf Europa fokussiert. Hier wollen wir organisch weiter wachsen und unsere Präsenz in Europa weiter ausbauen. Gleiches gilt für neue Produkte. Mit einem sehr gut strukturierten Produktentwicklungsprozess arbeiten wir daran, dass wir auch hier weiter erfolgreich sind. Daneben ist CEWE auch immer durch Unternehmenszukäufe gewachsen, wir haben eine lange Historie von über 30 Akquisitionen. Dabei haben die jüngsten Zukäufe immer etwas Neues in die Gruppe eingebracht, sei es bei der Ausrichtung auf eine bestimmte Kundenzielgruppe, auf der technologischen Ebene, bei den Vertriebskanälen oder der regionalen Ausrichtung. So sehen wir auch zukünftige Akquisitionen im Bereich Fotofinishing.
GSC Research: Ende August kündigten Sie ein Aktienrückkaufprogramm mit einem Volumen von bis zu 20 Mio. Euro an. Wieso starten Sie dieses jetzt?
Dr. Holzkämper: Wir standen und stehen Aktienrückkäufen immer positiv gegenüber und können bis zu 10 Prozent eigene Aktien gemäß aktuellem HV-Beschluss zurückkaufen. Der momentan laufende Aktienrückkauf dient der Bedienung unseres Mitarbeiteraktionärsprogramms. Über 80 Prozent aller CEWE-Kolleginnen und -Kollegen halten CEWE-Aktien – ein starkes Statement finden wir! Unsere Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter arbeiten nicht nur bei CEWE, sie sind auch Miteigentümer des Unternehmens und Kundinnen und Kunden mit CEWE-Fotoprodukten.
GSC Research: Eine Frage noch zur Dividende. Für das vergangene Geschäftsjahr erhielten die Aktionäre 2,30 Euro je Aktie und damit die zwölfte Dividenden-Anhebung in Folge. Wie sieht es für das aktuelle Geschäftsjahr aus?
Dr. Holzkämper: Richtig, mit der Dividende für das Geschäftsjahr 2020 haben wir die zwölfte Dividendensteigerung in Folge hingelegt – und stehen damit im Ranking nach Jahren mit ununterbrochener Anhebung der Dividende auf Platz 5 aller 190 Indexunternehmen in Deutschland. Genau das ist auch unsere erklärte Dividendenpolitik: Wir wollen ein verlässlicher Dividendenzahler sein, der die Dividende in absoluter Höhe von Jahr zu Jahr steigert, wenn der Unternehmenserfolg dies erlaubt. Uns liegt also viel daran, soweit das unsere Ergebnisse zulassen, diese Reihe noch viele Jahre fortzusetzen. CEWE soll sich stetig und weiter erfolgreich entwickeln.
GSC Research: Herr Dr. Holzkämper, vielen Dank für das sehr interessante Interview.