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HV-Bericht mwb fairtrade Wertpapierhandelsbank AG - Bestes Ergebnis der 27-jährigen Unternehmensgeschichte und Rekorddividende von 1,80 Euro
Die Hauptversammlung der mwb fairtrade Wertpapierhandelsbank AG fand am 15. Juli 2021 aufgrund der anhaltenden Covid-19-Pandemie wie schon im Vorjahr rein virtuell ohne physische Präsenz der Aktionäre statt. Vorgelegt wurde der Abschluss für das Geschäftsjahr 2020, das die Wertpapierhandelsbank mit dem besten Ergebnis der Firmengeschichte abgeschlossen hat. Für GSC Research war Matthias Wahler bei der Übertragung im Internet zugeschaltet.

Der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Thomas Mühlbauer eröffnete die Versammlung um 10:30 Uhr und teilte mit, dass der Aufsichtsratsvorsitzende Michael Wilhelm krankheitsbedingt verhindert ist. Als dessen Stellvertreter übernahm deshalb er die Versammlungsleitung.

Vor Ort anwesend waren neben Herrn Mühlbauer der neue Vorstandssprecher Franz Christian Kalischer und der Stimmrechtsvertreter. Die Vorstandsmitglieder Kai Jordan und Carsten Bokelmann waren ebenso wie Aufsichtsratsmitglied Hendrik Janssen über das Internet zugeschaltet. Bei Bedarf konnten sie kommunizieren. Ein Notar war nicht bestellt. Das Protokoll führte der Vorsitzende mit Unterstützung von Rechtsanwalt Thomas Mayrhofer.

Sodann erläuterte Herr Mühlbauer die Formalien und verlas die Punkte der Tagesordnung. In diesem Zusammenhang kam er auf das Ergänzungsverlangen zu sprechen, das der Vorstandssprecher als Aktionär eingereicht hatte und welches der Tagesordnung unter TOP 6 angefügt war. Der Hintergrund wurde später im Rahmen der Fragenbeantwortung erläutert.

Nach einigen ergänzenden Angaben zum Bericht des Aufsichtsrats übergab der Vorsitzende das Wort an Herrn Kalischer, der das Amt des Vorstandssprechers zum Jahresende 2020 mit dem Ausscheiden von Thomas Posovatz übernommen hat.


Bericht des Vorstands


Herr Kalischer begann mit einigen Worten zum Marktumfeld, das auch im Geschäftsjahr 2020 von Wechsel, Veränderung und Wandel geprägt war. Mit der Pandemie hat sich dieser Trend noch beschleunigt. Der Digitalisierungsschub hat auch die Finanzmärkte und Börsenplätze massiv beeinflusst und sogar neue Marktmodelle geschaffen.

Neobroker wie Trade Republic und Robinhood haben den Aktienhandel mit schnellem und kostenlosem Trading auf dem Smartphone nach seiner Beobachtung plötzlich auch für junge Leute „sexy“ gemacht. Viele haben auf diese Weise im Lockdown die Börse für sich entdeckt. In der Folge steigerten zehntausende jüngere Aktionäre die Zahl der Transaktionen in den letzten Monaten um viele Millionen, was für Skontroführer wie mwb fairtrade einen positiven Impuls brachte.

Aufgezeigt sieht Herr Kalischer die neue Macht der vielen Kleinanleger am Beispiel des Neobrokers Robinhood. Tausende schlossen sich zusammen, um die Aktie des Spielentwicklers Gamestop nach oben zu treiben und Hedgefonds, die auf sinkende Kurse gewettet hatten, aus dem Geschäft zu drängen. Einige gerieten dadurch tatsächlich in Schwierigkeiten. Die Börsenwelt ist also wilder und jünger geworden.

Die etablierten Börsen stehen dadurch zunehmend unter Innovationsdruck. Auch die traditionellen Anbieter von Wertpapierdienstleistungen für Privatanleger konnten an dieser Dynamik oft nicht teilhaben. Für mwb fairtrade sieht Herr Kalischer aber keineswegs Ängstlichkeit angebracht. Der Vorstand reagiert wie immer und nutzt die Chancen, die sich aus diesen Veränderungen ergeben - und dies ist, wie die Zahlen des Geschäftsjahres 2020 zeigen, gut gelungen.

Die steigenden Umsätze und die hohe Volatilität an den Börsen wurde laut Herrn Kalischer genutzt, um ein noch nie dagewesenes Jahresergebnis zu erzielen. Auffallend findet er vor allem das Handelsergebnis, das auf 50,1 (Vorjahr: 14,6) Mio. Euro mehr als verdreifacht werden konnte. Auch das Provisionsergebnis entwickelte sich mit einem Zuwachs auf 7,2 (4,7) Mio. Euro sehr positiv.

Die Aufwandspositionen stiegen nur unterproportional. Die allgemeinen Verwaltungskosten erhöhten sich in Relation eher moderat auf 28,5 (16,6) Mio. Euro. Verantwortlich für den Anstieg waren im Übrigen in erster Linie die Personalkosten, die sich aufgrund des stark leistungsabhängigen Vergütungsmodells auf 13,2 (5,9) Mio. Euro mehr als verdoppelten. Schon vor Jahren hat das Unternehmen auf diese Weise die Kostenstruktur flexibel an die Ertragssituation angepasst.

Das Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit stieg sogar um mehr als 1.000 Prozent auf 28,3 (2,4) Mio. Euro. Dies bedeutet, wie Herr Kalischer hervorhob, das beste Ergebnis der 27-jährigen Firmengeschichte. Nach der Zuführung zum Fonds für allgemeine Bankrisiken waren es 24,5 (1,9) Mio. Euro. Auch der Jahresüberschuss konnte auf 17,7 (1,7) Mio. Euro verzehnfacht werden. Das Ergebnis je Aktie vor Zuführung zum Fonds für allgemeine Bankrisiken schnellte auf 3,79 (0,32) Euro nach oben.

Mit dem Rekordgewinn verbesserte sich auch die Eigenkapitalsituation weiter. Das bilanzielle Eigenkapital erhöhte sich sehr deutlich auf 30,3 (13,5) Mio. Euro. Unter Einrechnung der Rücklagen im Fonds für allgemeine Bankrisiken, in dem inzwischen 10,6 (6,8) Mio. Euro liegen und der zwar nicht zum Eigenkapital, aber sehr wohl zum harten Kernkapital zählt, verdoppelte sich das Eigenkapital auf 41,0 (20,3) Mio. Euro.

Herr Kalischer zeigte sich überaus zufrieden mit diesen Zahlen. Wichtig war ihm jedoch die Klarstellung, dass 2020 ein absolutes Ausnahmejahr war, das so nicht zur Regel werden wird. Bei den Aktionären sollten keine falschen Erwartungen geweckt werden. Auf die Gründe, warum der derzeitige Ausnahmezustand nicht von Dauer sein kann, ging er zum Ende seiner Ausführungen näher ein.

Mit mwb fairtrade will der Vorstand der bekannten konservativen und bodenständigen Art treubleiben. Dazu gehört seit Jahren, dass 50 Prozent des Gewinns als Rücklage in die Bilanz eingestellt werden, sozusagen als Polster für schlechte Zeiten. Dennoch lautete der Vorschlag an die Hauptversammlung, mit 1,80 (0,18) Euro eine Rekorddividende auszuschütten. 2020 ist Herrn Kalischer zufolge damit auch das sechste Jahr in Folge, in dem eine Dividende gezahlt wird.

Sehr gerne warf er nachfolgend einen Blick auf die Aktie, die sich nach einer „sehr, sehr langen Durststrecke“ seit dem Frühjahr 2020 hervorragend entwickelt. Herr Kalischer sieht daran aufgezeigt, dass die Anleger ihr Misstrauen gegenüber Skontroführern, das die gesamte Branche seit der Finanzkrise im Jahr 2008 begleitet, ablegen. Vom Tief von rund 2 Euro hat sich die Notierung bis Ende 2020 auf 9,60 Euro fast verfünffacht und im ersten Halbjahr 2021 sogar die Marke von 20 Euro überschritten. Ein solcher Wert war, wie Herr Kalischer anmerkte, zuletzt zur Jahrtausendwende erreicht worden.

Der Vorstand fuhr fort mit Ausführungen zur Strategie. Er ist fest überzeugt, dass der Multiplattform-Ansatz von mwb fairtrade in einem Umfeld, in dem der Margendruck zunimmt, immer mehr Broker ihre Leistungen kostenlos anbieten und in dem Börsen um ihre Relevanz kämpfen, der richtige ist. mwb fairtrade ist nicht vom reinen Aktienhandel abhängig, sondern als Skontroführer auch in den Bereichen Renten und Fonds aktiv.

Dazu kommt, dass neben dem Führen von Orderbüchern auch andere Formen des Market Making an Bedeutung gewinnen; und in diesem Bereich ist mwb fairtrade in Deutschland führend. Wie Herr Kalischer darlegte, ist mwb fairtrade beispielsweise als exklusiver Market Maker für Fonds und Anleihen am Berliner Börsenplatz Tradegate Exchange aktiv. An der Börse Frankfurt liegt der Schwerpunkt hingegen auf Aktien. So profitiert das Unternehmen an mehreren Orten und in unterschiedlichen Bereichen vom Marktwachstum.

Das Gleiche gilt für das Designated Sponsoring und die Beratung bei Spezialtransaktionen. Diese Aktivitäten zählen zum Geschäftsfeld Corporates & Markets, das sich zunehmend als wichtiges zweites Standbein erweist. Die Kapitalmarkt-Dienstleistungen für Emittenten und Investoren leisten laut Herrn Kalischer einen deutlich positiven Deckungsbeitrag. Insgesamt wurden im Bereich Corporates & Markets im Jahr 2020 rund 13 Prozent des Provisionsergebnisses erwirtschaftet. Unter anderem hat mwb fairtrade eine weitere Anleihe für den mittelständischen Immobilienkunden „Euroboden“ in Höhe von 25,5 Mio. Euro platziert.

Das Potenzial für Kapitalmarkt-Transaktionen im Mittelstand schätzt Herr Kalischer als sehr hoch ein. Viele Unternehmen haben erheblichen Kapitalbedarf, um ihre Investitionen zu tätigen. Die klassischen Geschäftsbanken haben sich aus diesem Bereich indes weitgehend zurückgezogen. Mwb fairtrade versteht hingegen die Bedürfnisse der mittelständischen Kunden und hilft nicht nur bei der Liquiditätsbeschaffung über den Kapitalmarkt, sondern ist auch ein Gesprächspartner auf Augenhöhe.

Sodann präsentierte der Vorstand die Zahlen des ersten Halbjahres 2021. Nachdem im ersten Quartal die Vorjahresergebnisse noch einmal deutlich übertroffen wurden, gingen die Umsätze im April leicht zurück. Es war allerdings, wie er klarstellte, logisch und erwartbar, dass sich das Wachstumstempo irgendwann verlangsamt. Das Provisions- und Handelsergebnis ging im zweiten Quartal um etwa die Hälfte zurück. Von einem Einbruch kann indes keine Rede sein, eher von einer Normalisierung.

Im Halbjahresvergleich konnten die Zahlen dennoch verbessert werden. Das Handelsergebnis stieg auf 28,2 (25,8) Mio. Euro und das Provisionsergebnis erhöhte sich auf 3,6 (3,3) Mio. Euro. Die Kosten stiegen gleichwohl wieder nur moderat. Die Personalkosten erhöhten sich um 7 Prozent und die anderen Verwaltungsaufwendungen aufgrund der verstärkten Handelstätigkeit um 15 Prozent.

Unter dem Strich steht ein Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit von 14,5 (13,7) Mio. Euro und ein Jahresüberschuss von 7,9 (9,3) Mio. Euro. Darin enthalten ist eine Zuführung zum Fonds für allgemeine Bankrisiken von 2,2 Mio. Euro und eine Steuerrückstellung von 4,3 Mio. Euro. Da die Verlustvorträge aus früheren Jahren aufgebraucht sind, wird die Steuerlast steigen. Das Ergebnis je Aktie erreichte im ersten Halbjahr 1,93 (1,83) Euro und das Eigenkapital zuzüglich des Fonds für allgemeine Bankrisiken erhöhte sich weiter auf 51,3 Mio. Euro. Mit diesem Ergebnis zeigte sich der Vorstand sehr zufrieden.

Auch für die Zukunft äußerte sich Herr Kalischer optimistisch. Im Markt ist so viel Liquidität, dass Anleger kaum eine andere Wahl haben, als in Wertpapiere zu investieren. Damit erleben die Wertpapierhandelsbanken, deren Daseinsberechtigung vor zehn Jahren noch in Zweifel gezogen worden ist, eine Renaissance. Der Vorstand ist fest überzeugt, dass dieses positive Umfeld erhalten bleibt. An der Geldpolitik der Notenbanken, dem wichtigsten Treiber der Finanzmärkte, wird sich auf absehbare Zeit nichts ändern.

Insofern geht der Vorstand davon aus, dass sich der Aufschwung der Aktienkultur in Deutschland fortsetzt. Natürlich gibt es viele Unwägbarkeiten. Zumindest verhaltenen Optimismus sieht Herr Kalischer aber für mwb fairtrade angezeigt. Die Position im Bereich Skontroführung wurde gefestigt, der Geschäftsbereich Corporates & Markets sorgt für zusätzliche Impulse und zudem steht noch im laufenden Jahr die Entwicklung eines neuen Angebots im Bereich Execution-Services und Orderrouting auf der Agenda. Eine konkrete Prognose wollte Herr Kalischer dennoch nicht abgeben. Die Börsenentwicklung ist und bleibt nun einmal unberechenbar.


Beantwortung der eingereichten Fragen


Herr Mühlbauer teilte mit, dass in der vorgegebenen Frist vier Aktionäre Fragen eingereicht haben, die der Vorstand im Folgenden alle beantworten wird. Namentlich genannt wurde nur Sören Merkel als Vertreter der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW).

Herr Merkel gratulierte dem Vorstand zunächst zum dem überragenden Ergebnis des Geschäftsjahres 2020. Neben den drei amtierenden Vorstandsmitgliedern richtete er seinen Dank auch an Herrn Posovatz, der zum Jahresende 2020 nach 27 Jahren im Amt ausgeschieden ist. Den Zeitpunkt hätte er nicht besser wählen können. Nach Überzeugung des Aktionärsschützers steht das Unternehmen trotz der enormen strukturellen Marktveränderungen der letzten Jahre hervorragend da und kann zuversichtlich nach vorne blicken.

Zunächst bat Herr Merkel dann um Auskunft zur unterjährigen Ergebnisentwicklung im Jahr 2020. Insgesamt wirkte sich die enorme Volatilität an den Märkten zweifellos positiv auf das Geschäft aus. Ihn interessierte aber, ob es im „Corona-Crash“ im März 2020 und der anschließenden rasanten Erholung Phasen gegeben hat, in der im Handelsgeschäft größere Verluste angefallen sind. Möglicherweise hatte dies sogar Auswirkungen auf die Handelsgrundsätze.

Wie Herr Kalischer darlegte, setzen sich die Handelsergebnisse immer aus positiven und negativen Einzelergebnissen zusammen. Die Handelsrichtlinien sind so ausgelegt, dass gerade in Phasen mit sehr hoher Volatilität Verluste vermieden werden sollen. Komplett ausgeschlossen werden kann dies aber gerade in extremen Zeiten nicht. Letztlich ist der Erfolg auch immer abhängig von der Leistung der Händler, die mit ihrer Erfahrung gerade in sehr volatilen Phasen für hervorragende Ergebnisse sorgen können.

Dem Geschäftsbericht hatte der DSW-Vertreter entnommen, dass die Zahl der Designated-Sponsoring-Mandate im Kundenauftrag im Berichtsjahr weiter ausgebaut werden konnte. Er bat um eine Einschätzung, ob im laufenden Jahr mit einer weiteren Steigerung zu rechnen ist. Zudem interessierte ihn, wie sicher die laufenden bezahlten Mandate sind.

Nach Aussage von Herrn Kalischer ist von einer weiteren Steigerung der Designated-Sponsoring-Mandate im Kundenauftrag auszugehen. Das Marktumfeld ist schon länger kompetitiv und dennoch konnten in den letzten Jahren Zuwächse generiert werden. Er ist zuversichtlich, dass mwb fairtrade sich weiterhin mit der Qualität der Dienstleistungen und einem hohen Service-Level vom Wettbewerb differenzieren kann. Die Vertragskonditionen werden jeweils individuell an die Kundenbedürfnisse angepasst.

Befragt nach den Erwartungen im Emissions- und Platzierungsgeschäft informierte Herr Kalischer, dass es im Geschäftsfeld Corporates & Markets mit den Emissions- und Platzierungsdienstleistungen sowie weiteren Dienstleistungen rund um den Kapitalmarkt von Anfang an die Strategie war, konstante und möglichst wiederkehrende Umsätze zu erzielen, um Abhängigkeit vom Projektgeschäft zu reduzieren. Dies wurde erfolgreich umgesetzt. Der Vorstand ist zuversichtlich, das Ergebnis in diesem Bereich auch weiterhin steigern zu können.

Im Übrigen hatte Herr Merkel errechnet, dass nach Zahlung der erfreulich hohen Dividende vom Jahresüberschuss noch rund 4 Mio. Euro im Unternehmen verbleiben. Er wollte wissen, was mit diesen Mitteln geplant ist.

In seiner Antwort verwies Herr Kalischer auf einige Projekte, die sich in der Planung befinden, über die er aber noch nicht berichten konnte. Ein Beispiel hatte er zum Ende seiner Rede genannt. Hier muss investiert werden, es handelt sich aber nicht um Millionenbeträge. Ansonsten gilt es schon aus aufsichtsrechtlichen Gründen, lieber mehr als weniger Liquidität im Unternehmen zu halten, um auch steigenden Umsätzen mit zunehmenden Positionsgrößen gewachsen zu sein.

Eine weitere Frage des DSW-Vertreters betraf die Durchführung von Aktienrückkaufprogrammen für kleinere börsennotierte Unternehmen. Er hatte Meldungen entnommen, dass mwb fairtrade im Rahmen dieser Aktivitäten teilweise sehr kleine Stückzahlen erworben hat und er konnte sich nicht vorstellen, dass damit etwas verdient wird. Vielmehr vermutete er, dass es sich um Servicedienstleistungen im Rahmen einer größeren Kundenbeziehung handelt.

Wie Herr Kalischer darlegte, dienen grundsätzlich alle Dienstleistungen, die angeboten werden, der Unterstützung aller Bedürfnisse der Kunden rund um den Kapitalmarkt. Die Kalkulation ist wettbewerbsfähig und enthält stets einen positiven Deckungsbeitrag. Berücksichtigt wird dabei immer die gesamte Kundenbeziehung. Speziell Aktienrückkäufe müssen immer strengen regulatorischen Vorgaben folgen, nicht kaufmännischen Erwägungen. Zur Freude des Vorstands wird mwb fairtrade aufgrund der hohen Prozesssicherheit zunehmend auch mit der Abwicklung komplexer Transaktionen betraut. Er erkennt hier Potenzial für weiteres Wachstum.

Ferner wollte ein Fragesteller wissen, ob es Pläne gibt, die mwb-Aktie in einem höheren Marktsegment listen zu lassen. Nach Angabe von Herrn Kalischer gibt es dies betreffend derzeit keine Bestrebungen. Er kann aus heutiger Sicht außer höheren Kosten keinen konkreten Mehrwert für die Gesellschaft und die Aktionäre erkennen. Seit im Jahr 2017 die Kapitalmarktaktivitäten aktiv aufgenommen worden sind, hat sich die Wahrnehmung des Unternehmens bereits nachhaltig verbessert.

Ein weiteres Thema des Aktionärs war der monatlich veröffentlichte „Kapitalmarktstandpunkt“ von Vorstandsmitglied Kai Jordan. Der Fragesteller äußerte Zweifel, ob dies dem Unternehmen tatsächlich viel Aufmerksamkeit bringt.

Nach Aussage von Herrn Kalischer soll mit dem Kapitalmarktstandpunkt die Bekanntheit des Geschäftsbereichs Corporates & Markets gesteigert werden. Dies ist wichtig, nachdem mwb fairtrade in diesem Bereich mit bekannteren Namen aus dem Bankenumfeld im Wettbewerb steht. Der Kapitalmarktstandpunkt, der die Position von mwb fairtrade zu wichtigen aktuellen Marktereignissen zeigt und sich mit möglichen Zukunftsszenarien auseinandersetzt, wird überregional positiv gewertet und verbreitet. Damit entstehen immer wieder Anknüpfungspunkte, um mit Journalisten als Multiplikatoren im Gespräch zu bleiben, was zusätzlich positive Aufmerksamkeit generiert.

Gefragt wurde ferner nach dem Hintergrund zum Ergänzungsverlangen unter TOP 6. Dort war vorgeschlagen, die Grenze für die variable Vergütungskomponente für Mitarbeiter, wie sie die Hauptversammlung am 10. Juli 2014 beschlossen hatte, aufzuheben. Vin Interesse war, welche Auswirkungen sich aus dieser Beschlussfassung ergeben.

Nach Angabe von Herrn Kalischer ist dieser Beschlussvorschlag ausschließlich dem Umstand geschuldet, dass die rechtliche Grundlage für diese Regelung nicht mehr gegeben ist. Grundsätzlich ist nicht vorgesehen, an den Vergütungsrichtlinien maßgebliche Änderungen vorzunehmen. Natürlich ist die Bezahlung der Mitarbeiter ein wichtiges Kriterium für deren Bindung an das Unternehmen. Dass die Vergütung bei mwb fairtrade angemessen ist und dies auch die Mitarbeiter so sehen, sieht der Vorstand an der äußerst geringen Fluktuation aufgezeigt. Viele Händler sind schon seit zehn oder zwanzig Jahren für mwb tätig.

Weiterhin interessierte einen Aktionär, welche Auswirkungen extreme Kursbewegungen wie bei den Aktien von Gamestop oder windeln.de auf das Handelsergebnis haben. Dies betreffend informierte Herr Kalischer, dass Extrembewegungen in Einzelwerten immer eine Herausforderung darstellen. Die Händler können damit aber umgehen und verdienen in der Regel daran. Problematisch ist es allenfalls dann, wenn Broker in Einzelwerten einen Handelsstopp durchsetzen. Unter Umständen kann dies bei einzelnen Investoren einen verheerenden Schaden anrichten.

Wie die einzelnen Händler auf starke Kursbewegungen reagieren, ist ihnen selbst überlassen. Sie haben auch keinen Einblick in die Orderbücher der anderen. Da zum Teil dieselben Gattungen an unterschiedlichen Börsenplätzen gehandelt werden, können sie damit sogar gegenläufige Positionen einnehmen. Und trotzdem können beide Geld verdienen. Natürlich gibt es aber jeweils Limits und eine Verlustbegrenzung. Die Aktionen der Händler werden vom Risikomanagement real-time überwacht.

Gefragt wurde ferner nach einer Aufteilung der Erträge im Handelsergebnis nach Aktien, Anleihen und Fonds. Diese Zahlen variieren Herrn Kalischer zufolge sehr stark. Ganz grob wurden nach seiner Angabe im Jahr 2020 etwa 75 Prozent des Handelsergebnisses im Bereich Aktien erzielt und die übrigen 25 Prozent etwa zu gleichen Teilen im Fonds- und Rentenhandel.

Ein Aktionär regte an, philippinische Aktien in Deutschland listen zu lassen. Seiner Meinung nach gibt es dort viele günstig bewertete Titel, die nicht in Deutschland gehandelt werden können. Damit würde mwb fairtrade eine interessante Marktlücke schließen. Hier teilte Herr Kalischer mit, dass es nicht möglich ist, diese Geschäfte abzuwickeln. Deshalb haben auch alle Market Maker davon Abstand genommen, philippinische Aktien in Deutschland zu handeln.


Abstimmungen

Vor Eintritt in die Abstimmungen verkündete Herr Mühlbauer die Präsenz. Vom gesamten Grundkapital von 7.473.700 Euro, eingeteilt in ebenso viele Aktien, waren 596.855 Aktien durch den Stimmrechtsvertreter vertreten. Dies entsprach einer Quote von 7,99 Prozent. Zudem waren 4.642.458 Aktien im Wege der Briefwahl angemeldet. Insgesamt lag die Präsenz damit bei 70,10 Prozent.

Alle Beschlüsse wurden mit Mehrheiten weit über 99 Prozent gefasst. Im Einzelnen waren dies die Dividende von 1,80 Euro (TOP 2), die Entlastung von Vorstand (TOP 3) und Aufsichtsrat (TOP 4), die Bestellung der BDO AG zum Abschlussprüfer (TOP 5) sowie gemäß dem Ergänzungsantrag die Aufhebung des Beschlusses der Hauptversammlung vom 10. Juli 2014 über die Heraufsetzung der Grenze für die variable Vergütungskomponente für Mitarbeiter (TOP 6).

Nachdem er den Teilnehmern noch etwas Zeit für etwaige Widersprüche gegeben hatte, schloss der Vorsitzende die Versammlung um 11:57 Uhr.


Fazit

Dass die mwb fairtrade AG das Geschäftsjahr 2020 sehr positiv abschließen wird, war bereits bei der letztjährigen Hauptversammlung absehbar gewesen. Die Aktie erschien uns beim damaligen Börsenkurs von 4,80 Euro sehr interessant zu sein (siehe HV-Bericht 2020). Tatsächlich setzte sich der Aufwärtstrend aus dem ersten Halbjahr in der zweiten Jahreshälfte nahtlos fort. Letztlich war 2020 für die Wertpapierhandelsbank das beste Jahr in der 27-jährigen Unternehmensgeschichte.

Das Ergebnis je Aktie vor Zuführung zum Fonds für allgemeine Bankrisiken konnte auf 3,79 (0,32) Euro glatt verzehnfacht werden. Gemäß der bekannten Dividendenpolitik, wonach rund 50 Prozent des Gewinns als Polster für schlechtere Zeiten einbehalten und etwa 50 Prozent ausgeschüttet werden, beschloss die Hauptversammlung eine Rekorddividende von 1,80 Euro. Das war noch deutlich mehr, als wir erwartet hatten.

Das Unternehmen profitiert davon, dass derzeit in Deutschland eine neue Börsenkultur entsteht. In dem anhaltenden Nullzinsumfeld entdecken immer mehr Investoren den Aktienmarkt für sich. Insbesondere junge Leute nutzen dafür die Neobroker, die schnelles und kostenloses Trading auf dem Smartphone anbieten. Dieser Trend kommt mwb fairtrade zugute. Und mangels Anlagealternativen sieht es danach aus, als ob das Interesse der Investoren an der Börse dauerhaft erhalten bleibt.

Natürlich wachsen die Bäume nicht in den Himmel. Im zweiten Quartal 2021 kam es zu einer gewissen Beruhigung der Entwicklung. Im ersten Halbjahr konnten die schon sehr guten Zahlen aus 2020 aber noch einmal verbessert werden. Das Ergebnis je Aktie erreichte in diesem Zeitraum 1,93 (1,83) Euro. Das Ausmaß der positiven Entwicklung zeigt sich auch in einer anderen Zahl: Das Eigenkapital zuzüglich des Fonds für allgemeine Bankrisiken konnte binnen 18 Monaten von 20 Mio. Euro auf 51 Mio. Euro ausgebaut werden.

Dennoch sorgte die Abschwächung der Geschäftsentwicklung im zweiten Quartal 2021 verbunden mit dem hohen Dividendenabschlag bei der mwb-Aktie für einen erheblichen Dämpfer. Nachdem sich das Kursniveau seit der letzten Hauptversammlung mit der überragenden Geschäftsentwicklung von damals 4,80 Euro auf in der Spitze 23 Euro vervielfacht hatte, ging es bis heute wieder auf 13,50 Euro nach unten. Diese massive Korrektur erscheint jedoch deutlich übertrieben.

Selbst wenn im weiteren Jahresverlauf nichts mehr verdient würde, wonach es nicht aussieht, würde es im kommenden Jahr bei Beibehaltung der Dividendenpolitik eine Ausschüttung von etwa 1 Euro geben. Dies wäre eine Rendite von 7,4 Prozent. Zudem ist davon auszugehen, dass mit dem veränderten Börsenumfeld in den nächsten Jahren nachhaltig gutes Geld verdient wird und dauerhaft attraktive Dividenden ausgeschüttet werden. Insofern eröffnet die deutliche Kurskorrektur eine interessante Einstiegschance.


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Hinweis: Der Verfasser hält Aktien der beschriebenen Gesellschaft.



Veröffentlichungsdatum: 29.07.2021 - 10:00
Redakteur: mwa
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