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HV-Bericht MERKUR PRIVATBANK KGaA - Trotz Corona-Krise und Integrationskosten wiederum mit Rekordergebnis – Dividende auf 0,40 Euro erhöht
Die Hauptversammlung der Merkur Privatbank KGaA mit Vorlage des Jahresabschlusses 2020 fand am 14. Juni 2021 wie schon die letztjährige Veranstaltung bedingt durch die Covid-19-Pandemie in rein virtueller Form statt. Die Aktionäre konnten die Hauptversammlung an ihren heimischen Rechnern verfolgen. Für GSC Research war Matthias Wahler bei der Übertragung im Internet zugeschaltet.

Der Aufsichtsratsvorsitzende Wolfgang Traut eröffnete die Versammlung pünktlich um 11 Uhr und teilte mit, dass der persönlich haftende Gesellschafter, die Mitglieder der Geschäftsleitung sowie die Mitglieder des Aufsichtsrats vollzählig zugegen sind. Das Protokoll führte Notar Dr. Wolfgang Ott. Zudem waren die Stimmrechtsvertreter vor Ort anwesend.

Im Folgenden erläuterte Herr Traut die Formalien und machte einige ergänzende Angaben zum Bericht des Aufsichtsrats. Das Kontrollgremium hat sich im Geschäftsjahr 2020 zu fünf ordentlichen und drei außerordentlichen Sitzungen zusammengefunden. Die herausragenden Themen waren die Integration des übernommenen Bankgeschäfts der Bank Schilling sowie die Corona-Situation gewesen.

Ferner informierte der Vorsitzende, dass mit Wirkung zum 1. Januar 2021 Sven Krause als weiteres Mitglied in die Geschäftsleitung berufen worden ist. Mit ihm wurde die Führungsriege verjüngt und auf vier Personen erweitert. Herr Krause verantwortet in der Geschäftsleitung die Bereiche Controlling, Rechnungswesen, Digitalisierung, IT und weitere Prozesse.

Nach diesen Ausführungen übergab der Vorsitzende das Wort an Dr. Marcus Lingel, den persönlich haftenden Gesellschafter und Vorsitzenden der Geschäftsleitung der Merkur Privatbank.


Bericht der Geschäftsleitung

Dr. Lingel begann seine Ausführungen mit einem Nachruf auf seinen Vater Siegfried Lingel, der am 14. November 2020 verstorben ist. Nicht nur persönlich, auch für die Merkur Privatbank war dies ein großer Verlust. Dr. Lingel hob den unermüdlichen Einsatz seines Vaters für die Bank sowie dessen herausragendes soziales Engagement hervor. Er bat alle Teilnehmer, für einen Moment im Gedenken innezuhalten.

Sodann kam Dr. Lingel auf die Geschäftsentwicklung zu sprechen. Wie er darlegte, hatte die Bankenbranche auch 2020 große Herausforderungen zu meistern. Neben dem anhaltenden Niedrigzinsumfeld, den stetig steigenden regulatorischen Anforderungen und der Corona-Krise ist dies seit einiger Zeit auch die fortschreitende Digitalisierung. Bei vielen Häusern erwies sich dies als große Belastung für die Ertragslage. Der Konsolidierungsdruck in der Branche ist weiter gestiegen.

In diesem Umfeld hat die Merkur Privatbank die Integration von großen Teilen des Bankgeschäfts der ehemaligen Bank Schilling erfolgreich vorangebracht. Dr. Lingel freute sich berichten zu können, dass im ersten vollen Geschäftsjahr nach der Übernahme der Wachstumskurs fortgesetzt werden konnte. Und trotz der erheblichen Mehrbelastungen im Zuge der Integration und bedingt durch die Corona-Krise konnte ein Jahresüberschuss von 8,2 Mio. Euro erwirtschaftet werden.

Letztlich konnten dem schwierigen Umfeld zum Trotz fast alle wesentlichen Kennzahlen deutlich verbessert werden. Die Kreditbeanspruchung stieg um 12 Prozent und das Depotvolumen, also die Vermögensanlage, um 11,2 Prozent. Ebenso gingen das Provisions- und Zinsergebnis, das Eigenkapital und das Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit kräftig nach oben. Das Ergebnis je Aktie verbesserte sich gegenüber dem bereinigten Vorjahreswert um 56 Prozent auf 1,05 (Vorjahr: 0,68) Euro.

Als einen Eckpfeiler des Erfolgs sieht Dr. Lingel, dass bei der Integration der Bank Schilling von Anfang an nicht Kosteneinsparungen, sondern die Erschließung neuer Wachstumsmöglichkeiten im Fokus gestanden hat. Von Anfang an wurde versucht, von beiden Häusern die besten Lösungen zu übernehmen und eine neue Merkur Privatbank zu bauen. Zugleich wurde eine Vertriebsoffensive gestartet. Die klare Botschaft war, dass das Geschäft über Wachstum und nicht über Einsparungen rentabler gemacht werden soll. Deshalb wurden auch alle Mitarbeiter übernommen und integriert.

Ein zentraler Baustein für den Erfolg ist laut Dr. Lingel das gemeinsame Verständnis, dass die Merkur Privatbank im Wettbewerbsumfeld einzigartig und anders aufgestellt ist. Unternehmertum und kaufmännische Verlässlichkeit stehen immer im Vordergrund. In der Vermögensanlage heißt dies beispielsweise, dass keine eigenen Produkte produziert und verkauft werden, sondern der Kunde das erhält, was zu ihm passt.

Als sehr wichtig erachtet Dr. Lingel zudem langfristige Verlässlichkeit. Die Kunden können sich bei der Merkur Privatbank darauf verlassen, dass nicht alle drei oder vier Jahre nach einem Vorstandswechsel eine neue Strategie eingeschlagen wird. Es gibt auch ein großes Interesse daran, dass Mitarbeiter langjährig im Unternehmen bleiben und gewachsene Kundenbeziehungen entstehen. Großen Wert legt der Vorsitzende der Geschäftsleitung überdies auf eine offene und ehrliche Kommunikation.

Ein Grundprinzip wird auch immer bleiben, dass die Merkur Privatbank allein auf das klassische Bankgeschäft setzt, also Geld einsammelt und in Form von Krediten weiterleitet. Es wird nicht mit Kundengeldern am Kapitalmarkt spekuliert und keine Fristentransformation betrieben. Gleichwohl ist die Vermögensanlage ein sehr wichtiges Geschäftsfeld. Zum einen baut darauf immer stärker die Refinanzierung für das Kreditgeschäft auf. Zudem eröffnet sich durch das Wertpapiergeschäft und die Beratung ein hohes Ertragspotenzial.

Im Zuge des Zusammenschlusses hat sich die Geschäftsleitung das Thema Vermögensverwaltung deshalb genau angeschaut. Letztlich wurde entschieden, in diesem Bereich das gut funktionierende Konzept der Bank Schilling zu übernehmen und eine individuelle Vermögensverwaltung anzubieten. Betreut werden die Kunden von Beratern vor Ort, die deren Situation kennen. Und die Qualität wird sichergestellt, indem die Mitarbeiter als Team aufgestellt sind. Am Markt kommt dieses Konzept, wie das starke Wachstum in der Vermögensverwaltung zeigt, gut an.

Im Kreditgeschäft setzt die Merkur Privatbank weiterhin auf die bekannten vier Felder. Erstens ist dies die Refinanzierung von Leasinggesellschaften. Dieses Geschäft wächst auch in Zeiten der Corona-Krise. Das Gleiche gilt für die Bauträgerzwischenfinanzierung. Aufgrund der günstigen Finanzierungssituation florieren die Immobilienmärkte weiter. Anzeichen für eine Krise kann Dr. Lingel nicht erkennen, im Gegenteil hat sich das Portfolio eher verbessert.

Den Bereich Immobilieninvestitionen hat die Merkur Privatbank von der Bank Schilling übernommen. In diesem Geschäft werden für Kapitalanleger Immobilienfinanzierungen an Hypothekenbanken vermittelt. In diesem Bereich profitiert die Merkur Privatbank davon, dass man den Immobilienmarkt gut kennt und die Objekte einschätzen kann. Das vierte Feld ist der Unternehmenskundenbereich, der am stärksten von der Pandemie betroffen war. In der Krise werden in der Regel keine großen Investitionen getätigt.

Neben der Vermögensanlage und dem Kreditgeschäft gibt es laut Dr. Lingel als dritte Säule noch das Handelsgeschäft. Konkret geht es um den Rentenhandel, der von der Bank Schilling mit übernommen worden ist. Interessant ist dieses Geschäft nicht nur aufgrund des Provisionsergebnisses. Von Vorteil ist zudem, dass die im Rentenhandel tätigen Mitarbeiter ihr Ohr nah am Markt haben und die Entwicklung im Zinsbereich gut einschätzen können. Pro Jahr wickelt die Merkur Privatbank in diesem Bereich ein Volumen von 23 Mrd. Euro ab.

Nachfolgend ging Dr. Lingel ins Detail. Wie er darlegte, wurde im Bereich Vermögensanlage eine Wachstumsoffensive gestartet. Immer mehr Menschen merken, dass in Zeiten von Null- und Negativzinsen kein Weg am Kapitalmarkt vorbeiführt. Allerdings ist Vertrauen verlorengegangen, weil viele Banken nur ihre eigenen Produkte verkauft haben. Hingegen gelang es bei der Merkur Privatbank, das betreute Depotvolumen, also die Assets under Management, auf 2,5 (2,1) Mrd. Euro zu steigern. Zum Teil resultiert dies aus der positiven Börsenentwicklung, vor allem aber aus einer enormen Vertriebsleistung, wofür Dr. Lingel dem Team ausdrücklich dankte.

Auch der Plan, mit der Übernahme der Bank Schilling die Refinanzierung mehr auf die Kundenseite zu bringen, ging auf. Insgesamt erhöhte sich das Einlagevolumen auf 2,1 (1,9) Mrd. Euro und davon entfielen zum Bilanzstichtag nur noch 120 Mio. Euro auf institutionelle Anleger. Aktuell sind es fast gar keine mehr und sie werden auch künftig keine wesentliche Rolle mehr spielen. Dr. Lingel wertet dies sehr positiv. Eine höhere Granularität bei den Kundeneinlagen bedeutet eine wesentlich stabilere und sicherere Finanzierungsbasis und bietet in Verbindung mit dem Wertpapiergeschäft gleichzeitig die Möglichkeit, Provisionen zu erzielen.

Als enorme Leistung bewertet Dr. Lingel auch die Erhöhung der Gesamtbeanspruchung um 12,5 Prozent auf 2,2 (2,0) Mrd. Euro. In diesem Bereich profitierte die Merkur Privatbank von den Erleichterungen, die die Aufsichtsbehörde den Banken in der Corona-Krise gewährte. Damit ergab sich die Möglichkeit, etwas stärker im Kreditbereich zu wachsen, nachdem regelmäßig die Kapitalseite der begrenzende Faktor ist.

Positives konnte Dr. Lingel auch vom Bauträgergeschäft berichten. Wiederum konnten rund 1,1 Mrd. Euro Neugeschäft realisiert werden. Zwar gab es im April und Mai 2020 so gut wie keine Anfragen. Im Sommer zog das Geschäft aber stark an, womit letztlich unverändert zum Vorjahr abgeschlossen wurde. Zudem wurde die Zahl der Kooperationspartner ausgeweitet. Bewusst wurde mit 350 Mio. Euro etwas weniger ausplatziert, also mehr Geschäft in die eigenen Bücher genommen. KfW-Kredite spielten mit 14 Mio. Euro eine untergeordnete Rolle.

Das Mittelstandsgeschäft war laut Dr. Lingel von der Corona-Krise am stärksten betroffen. Selbst im produzierenden Gewerbe, in dem die Merkur Privatbank am stärksten aktiv ist, hielten sich die Kunden mit Investitionen zurück. In diesem Bereich ging das Neugeschäft auf 116 Mio. Euro zurück. Ohne das aktive Anbieten von KfW-Krediten, die im vergangenen Jahr ein Volumen von 57 Mio. Euro ausmachten, wäre der Rückgang noch deutlicher ausgefallen.

In der Leasingrefinanzierung blickt die Merkur Privatbank hingegen auf ein sehr erfolgreiches Jahr zurück. Das Neugeschäft legte auf 298 (226) Mio. Euro zu und erreichte einen neuen Rekordwert. Probleme durch die Corona-Krise ergaben sich nicht, im Gegenteil schätzt der Vorstand das Risiko dank der guten Besicherung als moderat ein. Enorm an Bedeutung gewonnen hat durch die steuerliche Begünstigung, wenn das Geschäft über den Arbeitgeber abgewickelt wird, das Fahrradleasing.

Als letzten Kreditbereich kam Dr. Lingel auf die Hypothekenfinanzierung zu sprechen, bei der ein Vergleich zum Vorjahr nicht möglich ist. Dieses Geschäftsfeld wurde von der Bank Schilling übernommen und war in der Vorperiode nur im vierten Quartal enthalten. Gleichwohl hat sich das Geschäft gut entwickelt. Insgesamt wurde ein Kreditvolumen von 92 Mio. Euro abgewickelt, was aufgrund der riesigen Stückzahl, die sich dahinter verbirgt, eine enorme Arbeit bedeutet. In den nächsten Jahren sollen die Prozesse optimiert werden, um noch mehr Volumen abwickeln zu können.

Wichtig ist dem Vorsitzenden der Geschäftsleitung, dass das Kreditportfolio insgesamt diversifizierter geworden ist. Der Bauträgerbereich spielt mit einem Anteil von 46 Prozent immer noch eine maßgebliche Rolle. Vor einigen Jahren waren es allerdings noch 60 Prozent gewesen. Das Leasinggeschäft steht für 26 Prozent, in der Mittelstandsfinanzierung sind es 21 Prozent und bei den Immobilieninvestitionen 7 Prozent. Mit dieser breiten Aufstellung sieht Dr. Lingel eine sehr stabile Risiko- und Ertragslage gegeben. Schwächephasen in einem der Bereiche können durch Wachstum an anderer Stelle ausgeglichen werden.

Wichtig ist es dem Firmenchef außerdem, den Kapitalbildungsprozess weiter voranzutreiben. Nachdem die Aufsichtsbehörden im vergangenen Jahr Corona-bedingt eine kleine Erleichterung gewährt haben, muss in Zukunft tendenziell wieder mit höheren Kapitalanforderungen gerechnet werden. Die wesentliche Größe ist in diesem Zusammenhang das harte Kernkapital, das im Geschäftsjahr 2020 dank der guten Ertragslage um 7,7 Prozent auf 140 (130) Mio. Euro ausgeweitet werden konnte.

Seinen Ausführungen zur Ergebnisentwicklung schickte Dr. Lingel voraus, dass die Zahlen mit den Vorjahreswerten nur sehr bedingt vergleichbar sind, da die Bank Schilling im Geschäftsjahr 2019 nur im vierten Quartal enthalten war.

Der Zinsüberschuss verbesserte sich infolge der höheren Kreditbeanspruchung auf 52,8 (42,4) Mio. Euro. Die Margenentwicklung ist in dem Zinsumfeld zwar weiterhin negativ. Mit der erzielten Zinsspanne von 2,16 (2,58) Prozent liegt die Merkur Privatbank aber im Branchenvergleich weiterhin sehr gut. Im Zinsergebnis enthalten ist der Konditionsaufschlag von 9,0 (10,6) Mio. Euro, der im Bauträgerbereich verlangt wird. Bereinigt darum belief sich das Zinsergebnis auf etwa 44 Mio. Euro.

Beim Provisionsergebnis konnten deutlich höhere 20,4 (5,8) Mio. Euro vereinnahmt werden. Rechnet man besagten Konditionsaufschlag in diesem Bereich hinzu, wären es nahezu 30 Mio. Euro. Daran sieht Dr. Lingel aufgezeigt, dass die Ertragslage mit der Übernahme der Bank Schilling deutlich ausgeglichener geworden ist. Allein die Vermögensanlage trugen 13,9 Mio. Euro zum Provisionsergebnis bei, beim Rentenhandel waren es 3,6 Mio. Euro und bei der Hypothekenfinanzierung 2,8 Mio. Euro.

Ein wichtiges Thema war im Corona-Jahr außerdem die Risikovorsorge, die auf 5,6 (1,2) Mio. Euro deutlich ausgeweitet wurde, um für mögliche zukünftige Risiken ausreichend Vorsorge zu treffen. Die Merkur Privatbank konnte sich dies im vergangenen Jahr leisten, ohne den Ertrag nennenswert in Mitleidenschaft zu ziehen. Darüber hinaus wurden 2,8 (1,2) Mio. Euro der 340g-Rücklage zugeführt. Insgesamt summiert sich die Risikovorsorge also auf mehr als 8 Mio. Euro und dennoch wird ein sehr erfreuliches Ergebnis ausgewiesen.

Das Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit stieg trotz der höheren Risikovorsorge und trotz des zusätzlichen Aufwands für die Integration der Bank Schilling und die Prozessneugestaltung auf 17,8 (5,0) Mio. Euro. Damit wurden die Erwartungen übertroffen. Das um Sondereffekte bereinigte Ergebnis je Aktie sprang auf den Rekordwert von 1,06 (0,68) Euro nach oben. Dabei hat sich die Zahl der Aktien mit der Kapitalerhöhung sogar noch um 35 Prozent erhöht. Dr. Lingel stellte klar, dass es in diesem Tempo nicht weitergehen wird. Er sieht aber ein gutes Fundament für die Zukunft gegeben.

Sehr gerne warf der Vorsitzende der Geschäftsführung sodann einen Blick auf die Aktie. Nachdem sich die Notierung im Kalenderjahr 2020 von 9,65 Euro im Januar auf 10,20 Euro im Dezember noch kaum bewegt hatte, ging es seit Anfang des laufenden Jahres auf aktuell fast 15 Euro deutlich nach oben. Dr. Lingel findet es sehr erfreulich, dass damit endlich die Substanz des Unternehmens stärker im Börsenwert zum Ausdruck kommt. Er wertet den deutlichen Kursanstieg als Belohnung für die erfolgreiche Übernahme.

Der Firmenchef kam dann zum Ausblick. Wie er darlegte, ist die Merkur Privatbank auch sehr gut ins laufende Jahr gestartet. Im ersten Quartal 2021 stieg das Neugeschäftsvolumen, getrieben vor allem durch den Immobilienbereich und teilweise durch das Mittelstandsgeschäft, auf 458 Mio. Euro erneut kräftig an. Weiterhin sehr erfreulich entwickelt sich die Vermögensanlage. Die Assets under Management erhöhten sich im ersten Quartal auf 2,8 Mrd. Euro. Und auch die Ertragskraft konnte mit einem Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit von 4,5 (4,2) Mio. Euro trotz nochmaliger Zuführung zur Risikovorsorge weiter verbessert werden.

Auch für die Zukunft erwartet Dr. Lingel weiteres Wachstum und eine nachhaltige Steigerung der Ertragskraft. Sobald ein Ende der Pandemie absehbar ist, will sich die Verwaltung mit Blick auf die starke finanzielle Performance noch einmal Gedanken über die Dividendenpolitik machen. Für das Geschäftsjahr 2020 lautete der Vorschlag, die Aktionäre mit einer Dividendenerhöhung auf 0,40 (0,32) Euro am Geschäftserfolg zu beteiligen.


Allgemeine Aussprache

Vor Eintritt in die Fragenbeantwortung teilte Herr Traut mit, dass in der vorgegebenen Frist Daniel Bauer von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) insgesamt zehn Fragen eingereicht hat. Im Wesentlichen wurden diese im Folgenden von Dr. Lingel beantwortet.

Das erste Thema des Aktionärsschützers war die Pleite der Greensill Bank, die den Entschädigungsfall ausgelöst hat. Er wollte wissen, welche Belastung sich für die Merkur Privatbank über den Einlagensicherungsfonds aus diesem Vorfall ergibt. Er äußerte die Befürchtung, dass künftig noch weitere Institute ausfallen könnten. Nach seiner Überlegung stellt sich die Frage, ob die Einlagensicherung für die Merkur Privatbank überhaupt noch attraktiv ist.

In seiner Antwort informierte Dr. Lingel, dass sich aus Fall Greensill eine Belastung von etwa 250 bis 300 TEUR ergeben könnte. Abschließend lässt sich dies noch nicht sagen. Aus Sicht der Merkur Privatbank könne man keinen Einfluss darauf nehmen, was als Schaden entsteht. Den Einlagensicherungsfonds an sich hält er aber durchaus für sinnvoll. Nicht zuletzt sorgt diese Einrichtung für Vertrauen bei Privatanlegern. Denkbar wäre allerdings, dass die Bedingungen angepasst werden, was sich für eine Privatbank positiv auswirken könnte. Gegen betrügerische Fälle kann man sich jedoch nie mit hundertprozentiger Sicherheit wappnen.

Die Frage von Herrn Bauer zu den Auswirkungen der Corona-Krise hatte Dr. Lingel in seinem Vortrag bereits weitgehend beantwortet. Geschäftsleitungsmitglied Claus Herrmann fasste noch einmal zusammen, dass die Merkur Privatbank trotz der Pandemie ein sehr gutes Geschäftsjahr in allen Kreditbereichen verzeichnen konnte. Es ergaben sich auch keine negativen Einflüsse dadurch, dass die Mitarbeiter weitgehend im Homeoffice arbeiteten und persönliche Termine bei den Kunden nur noch sehr eingeschränkt wahrgenommen werden konnten.

Betreffend mögliche Ausfälle im Kredit- und Leasinggeschäft hob Herr Herrmann nochmals hervor, dass in hohem Maße Vorsorge für alle möglichen Risiken getroffen wurde. Aktuell sind erhöhte Risiken aber nicht zu erkennen. Im Bauträgerbereich gibt es eine unverändert hohe Nachfrage und die Preise steigen. Im Leasingbereich hat sich die Situation nach einem kleinen Schock im Frühjahr 2020 schnell wieder normalisiert. Zudem sind die Ausfallrisiken sehr überschaubar.

Im Mittelstandsgeschäft ist die Situation je nach Branche sehr unterschiedlich. Die Merkur Privatbank betätigt sich überwiegend im Bereich der produzierenden Unternehmen, die von der Corona-Krise nicht so stark betroffen sind. Die schwierige Situation in Gastronomie, Hotel und Reisebranche spielt keine Rolle. Natürlich lässt sich noch nicht abschließend einschätzen, wie sich die Corona-Krise perspektivisch entwickelt. Eben deshalb wurde eine hohe Risikovorsorge getroffen, die die Geschäftsleitung als voll ausreichend betrachtet.

Im Bericht des Aufsichtsrats hatte Herr Bauer von drei außerordentlichen Aufsichtsratssitzungen im Frühjahr 2020 gelesen. Ihn interessierten die Themen, die auf diesen Treffen besprochen worden sind. Nach Aussage von Herrn Traut ging es im Wesentlichen um einen kontinuierlichen Austausch über die aktuelle Situation in der Pandemie, die Aufrechterhaltung des Geschäftsbetriebs durch Einführung eines Hygienekonzepts und Homeoffice-Regelungen sowie die Situation im Kreditgeschäft.

Eine weitere Frage von Herrn Bauer betraf TOP 8 der Tagesordnung. Er wollte wissen, warum der Höchstbetrag für die Haftungsentschädigung des persönlich haftenden Gesellschafters nun doch nicht schon ab 2022, sondern erst ab dem Jahr 2030 auf 200 (300) TEUR reduziert werden soll. Grundsätzlich würde er eine dauerhafte Regelung ohnehin für sinnvoller halten.

Wie Herr Traut darlegte, steht dem persönlich haftenden Gesellschafter gemäß der Satzung eine Entschädigung für die Übernahme der persönlichen Haftung zu. Mit der Übernahme großer Teile des Bankhauses Schilling hat sich nun zwar die Gesamtsituation verbessert. Mit der wachsenden Größe erhöhte sich aber auch das Haftungsrisiko, weshalb die beabsichtigte Reduzierung auf das Jahr 2030 verschoben werden soll. Man hätte diesen Punkt auch erst einmal komplett weglassen können. Die jetzt vorgeschlagene Regelung erschien aber die bessere Lösung.

Verschiedene Fragen des SdK-Vertreters betrafen die Bilanz. Zum einen hatte er dem Jahresabschluss entnommen, dass Forderungen an Kunden mit einem Betrag von 10,1 Mio. Euro wertberichtigt sind. Ihn interessierte, wie hoch dieser Wert auf vergleichbarer Basis im Vorjahr gewesen war. Nach Angabe von Herrn Krause waren es 2019 ebenfalls rund 10 Mio. Euro gewesen. Zum 31. Mai 2021 war es mit 9,4 Mio. Euro etwas weniger.

Ferner bat Herr Bauer um Erläuterung, welche Berechnungsgrundlage für die Bemessung der zu zahlenden Steuern in Höhe von 9,6 Mio. Euro zugrunde gelegt worden ist. Bezogen auf das Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit von 17,8 Mio. Euro bedeutet dies eine Steuerquote von mehr als 50 Prozent. In seiner Antwort verwies Herr Krause auf die Unterschiede zwischen Handels- und Steuerbilanz. Insbesondere werden Pauschalwertberichtigungen und andere Vorsorgepositionen unterschiedlich betrachtet.

Des Weiteren wollte der Aktionärsschützer wissen, warum die auf Fremdwährung lautenden sonstigen Vermögensgegenstände so deutlich auf 33,4 (18,4) Mio. Euro angestiegen sind und welche Währungen sie betreffen. Nach Angabe von Herrn Krause handelt es sich um Geschäfte der Kunden, in diesem Fall in US-Dollar. Auf der Passivseite der Bilanz findet sich die entsprechende Gegenposition. Für die Merkur Privatbank ergibt sich aus dieser Position kein Risiko.

Befragt nach den Auswirkungen des BGH-Urteils bezüglich der Gebührenerhöhungen in der Bankenbranche informierte Dr. Lingel, dass dieses Thema auch die Merkur Privatbank betrifft. Abschließend beurteilen lässt sich der Effekt noch nicht. Da in den letzten drei Jahren nur wenige Klauseln geändert wurden und sich für die Kunden zum Teil positive und negative Effekte ausgleichen, schätzt er den Schaden jedoch auf weniger als 100 TEUR. Das Thema wird die Ertragslage nicht materiell berühren. Die Merkur Privatbank baut bekanntlich nicht auf Gebühren als Einnahmequelle.

Großes Interesse hatte Herr Bauer zudem an der Nennung der wesentlichen Positionen aus der Bilanz und der Gewinn- und Verlustrechnung auf bereinigter Basis. Diese Frage konnte ihm Dr. Lingel nicht beantworten. Rechtlich betrachtet erfolgte die Übernahme der Bank Schilling zum 1. Juli 2019. Die Transaktion erfolgte aber erst am 1. Oktober 2019 und das eine Quartal wurde aus steuerlichen Gründen in die außerordentlichen Positionen „reingepackt“. Überdies hat die Merkur Privatbank keinen Zugriff auf die Zahlen der Bank Schilling in den ersten sechs Monaten 2019. Ein aussagekräftiger Vergleich der Zahlen ist erst im kommenden Jahr wieder möglich.

Schließlich erkundigte sich der Aktionärsschützer, inwieweit die Merkur Privatbank von dem derzeitigen Börsenboom profitiert. Eventuell entstehen mit den stark wachsenden Neobrokern aber auch neue Wettbewerber.

Nach Aussage von Dr. Lingel ist der Aufwärtstrend am Markt durchaus förderlich für das Geschäft. Die Neobroker sieht er nicht als Konkurrenz. Es handelt sich um reine Abwicklungsplattformen, während die Merkur Privatbank mehr auf persönliche und unabhängige Beratung ohne eigene Produkte und damit ohne Interessenskonflikte setzt. Dies schafft Vertrauen. Viel verspricht er sich auch von der individuellen Vermögensverwaltung. Der Börsenboom wird helfen, dieses Geschäftsfeld weiter auszubauen.


Abstimmungen

Vor Eintritt in die Abstimmungen verkündete Herr Traut die Präsenz. Der Stimmrechtsvertreter vertrat in der Hauptversammlung 847.913 Aktien. Bezogen auf das gesamte Grundkapital von 19.913.600 Euro, eingeteilt in 7.778.750 Aktien, entsprach dies einer Quote von 10,90 Prozent. Darüber hinaus waren 4.905.795 Aktien im Wege der Briefwahl angemeldet. Insgesamt lag die Präsenz damit bei 73,97 Prozent.

Alle Beschlüsse wurden mit Mehrheiten von mindestens 98,7 Prozent, im Fall von TOP 2 und TOP 3 sogar komplett ohne Gegenstimmen gefasst.

Im Einzelnen beschloss die Hauptversammlung über die Feststellung des Jahresüberschusses (TOP 2), die Zahlung einer Dividende von 0,40 Euro (TOP 3), die Entlastung des persönlich haftenden Gesellschafters (TOP 4) und des Aufsichtsrats (TOP 5), die Wahl der KPMG AG zum Abschlussprüfer (TOP 6), die Vergütung der Mitglieder des Aufsichtsrats (TOP 7), eine Satzungsänderung betreffend die Haftungsentschädigung des persönlich haftenden Gesellschafters (TOP 8) sowie weitere Satzungsänderungen (TOP 9).

Dr. Lingel stimmte in seiner Funktion als Vorsitzender der persönlich haftenden Gesellschafterin allen Beschlüssen zu.

Um 12:58 Uhr schloss Herr Traut die Versammlung.


Fazit

Die Entwicklung der Merkur Privatbank KGaA im Geschäftsjahr 2020 war mehr als beeindruckend. Bekanntlich steht die Branche mit dem anhaltenden Nullzinsumfeld und den stetig steigenden regulatorischen Anforderungen vor großen Herausforderungen. Im vergangenen Jahr kamen noch die Auswirkungen der Covid-19-Pandemie und für die Merkur Privatbank überdies die Aufwendungen für die Integration der Bank Schilling hinzu. Und trotzdem konnte das Ergebnis erneut kräftig gesteigert werden.

Konkret sprang das Ergebnis je Aktie auf bereinigter Basis um 56 Prozent auf 1,05 (0,68) Euro nach oben, obwohl sich die Aktienzahl mit der Kapitalerhöhung um 35 Prozent erhöht hatte. Dabei wurde auch noch die Risikovorsorge deutlich ausgeweitet, um für alle Eventualitäten gewappnet zu sein, obwohl aktuell keine größeren Probleme zu erkennen sind. Im Gegenteil ist das Institut seit der Übernahme der Bank Schilling, sowohl was die Risikostruktur als auch was die Ertragssäulen betrifft, deutlich breitet aufgestellt.

Trotz der anhaltend erfolgreichen Geschäftsentwicklung wurde die Aktie an der Börse bislang kaum beachtet. Dies änderte sich erst, als absehbar war, wie stark die Merkur Privatbank im Geschäftsjahr 2020 abgeschnitten hat. Seit Anfang 2021 legte der Kurs um fast 50 Prozent auf aktuell nahezu 15 Euro zu. Damit wurde die starke Unterbewertung, auf die wir immer wieder hingewiesen haben, zumindest teilweise aufgeholt. Noch immer notiert die Aktie aber unter dem Substanzwert. Allein aus dem harten Kernkapital von 140 Mio. Euro ergibt sich ein Wert von 18 Euro je Aktie.

Letztlich ist die Bewertung also immer noch günstig. Zudem sind in den nächsten Jahren weiter steigende Gewinne zu erwarten. Insbesondere im Bereich der Vermögensverwaltung, der von der Bank Schilling übernommen wurde, geht es rasant voran. Damit ist in den kommenden Jahren auch von weiteren Dividendenerhöhungen auszugehen. Dabei ergibt sich aus der in diesem Jahr beschlossenen Ausschüttung von 0,40 Euro eine Rendite von fast 3 Prozent. Weiterhin spricht alles für ein Investment in diese Aktie.


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Dr. Marcus Lingel, Vorstand

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Hinweis: Der Verfasser hält Aktien der beschriebenen Gesellschaft.

Veröffentlichungsdatum: 18.06.2021 - 17:25
Redakteur: mwa
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