Zur Hauptversammlung über das Geschäftsjahr 2020 hatte der Oldenburger S-DAX Wert CEWE Stiftung & Co. KGaA seine Anteilseigner am 09. Juni 2021 um 10 Uhr eingeladen. Angesichts der anhaltenden Pandemie hat man sich aus Gründen des Gesundheitsschutzes und der Planungssicherheit hinsichtlich des Termins auch in diesem Jahr schweren Herzens erneut für eine rein virtuelle Hauptversammlung entschieden, wie Aufsichtsratschef Otto Korte bei Eröffnung der Versammlung mitteilte. Für GSC Research berichtet Alexander Langhorst.
Nach Erledigung der üblichen einleitenden Hinweise und Formalien wies der Versammlungsleiter darauf hin, dass man auch die Teilnehmerzahl im Rahmen der Übertragung so gering wie möglich gehalten habe, so dass vor Ort neben ihm und seinem Stellvertreter sowie dem beurkundenden Notar auch nur Vorstandschef Dr. Christian Friege und Finanzvorstand Dr. Olaf Holzkämper physisch anwesend sind. Alle weiteren Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder nehmen ebenfalls nur rein virtuell an der Versammlung teil. Zur Erläuterung des Geschäftsverlaufs im abgelaufenen Jahr und dem Ausblick erteilte er dann den beiden Vorstandsmitgliedern das Wort.
Bericht des VorstandsZur Begrüßung der Teilnehmer nutzte Dr. Friege die Gelegenheit, einige Bilder aus dem CEWE Photo Award vorzustellen. Der seit Jahren veranstaltete Fotowettbewerb hat sich inzwischen zum weltgrößten Wettbewerb seiner Art entwickelt, insgesamt wurden 606.289 Fotos aus über 170 Ländern eingereicht, wie der CEWE-Chef stolz berichtete. Wichtigstes operatives Highlight des Jahres 2020 ist gewesen, dass man die Corona-Pandemie gut überstanden und gestärkt aus dieser hervorgegangen ist. Dabei hat man zum einen klar von der Premiumpositionierung der Marke CEWE im Fotofinishing profitiert, diese aber zugleich konsequent weiter vorangetrieben und ausgebaut. Im Segment Kommerzieller Onlinedruck wurden Produktions- und Kostenstruktur weiter optimiert und im Bereich Einzelhandel der Schwerpunkt weiter auf das Onlinegeschäft und das Fotofinishing gelegt. All diese Punkte haben dazu geführt, dass auch 2020 eine starke Entwicklung von Umsatz und Ertrag realisiert werden konnte und die Dividende zum zwölften Mal in Folge steigen soll.
Die strategische Aufstellung von CEWE ist unverändert, man ist weiterhin in den Bereichen Kommerzieller Onlinedruck mit den Marken Saxoprint, viaprinto und Laserline (67,8 Mio. Euro Umsatz 2020), im Einzelhandel mit insgesamt 101 Fotofachgeschäften (34,1 Mio. Euro Umsatz 2020 ohne Fotofinishing-Produkte) sowie im Fotofinishing aktiv. Flagship-Produkt ist hier das bekannte CEWE-Fotobuch, darüber hinaus gibt es ein stetig wachsendes Angebot weiterer Fotomehrwertprodukte. Mit insgesamt 13 Fotolaboren ist man in diesem Geschäft europaweit vertreten und hat damit 2020 einen Umsatz von 618,8 Mio. Euro erwirtschaftet.
Laut Dr. Friege haben sich die drei Segmente im Berichtsjahr wie folgt entwickelt. Im Bereich Kommerzieller Onlinedruck haben sich die Corona-Pandemie und die damit einhergehenden Einschränkungen spürbar ausgewirkt. Insbesondere Schließungen von Gastronomiebetrieben und Kulturveranstaltungen, aber auch der Ausfall von Messen und ähnlichen Veranstaltungen haben hier zu einem deutlichen Rückgang bei beauftragten Flyern, Plakaten, Speisekarten usw. geführt. Der Fokus bei den Kunden liegt vor allem auf kleineren und mittleren Unternehmen. Nach wie vor ist man Kostenführer im industriellen Online-Druck. Entsprechend spürbar fällt der Umsatzrückgang mit einem Minus von 34,3 Prozent auf 67,8 (Vorjahr: 103,2) Mio. Euro. Dank sehr schneller Reaktion und eines straffen Kostenmanagements blieb die Ergebnissituation 2020 im Griff, das Segment-EBIT lag bei minus 3,7 (7,7) Mio. Euro. Beim Vergleich mit dem Vorjahr sind die einmaligen Sondereffekte aus der Laserline-Integration zu berücksichtigen.
Ebenfalls Beeinträchtigungen durch die verhängten Lockdown-Maßnahmen waren im Geschäftsfeld Einzelhandel zu verzeichnen. Hier ist man mit 101 Fotofachgeschäften in Skandinavien und Mittelosteuropa aktiv und tritt mit den Marken CEWE Japan Photo, CEWE FOTOJOKER, CEWE FOTOLAB und Wöltje im Markt auf. Bereits seit einigen Jahren hat man hier den Fokus auf die Ausweitung der E-Commerce-Aktivitäten gelegt, die Fotoprodukte sowie auch Hardware (Kameras und Zubehör) werden sowohl im Internet als auch am POS vertrieben. Bedingt durch den Lockdown hat man überdies das Filialnetz nochmals optimiert und 2020 die hierfür erforderlichen Restrukturierungsaufwendungen von 4,4 Mio. Euro berücksichtigt. Die Umsatzerlöse reduzierten sich im Berichtsjahr um 21,8 Prozent auf 34,1 (43,7) Mio. Euro, das Segment-EBIT verschlechterte sich vor allem auch durch den Restrukturierungsaufwand auf minus 4,2 (0,0) Mio. Euro. In den ausgewiesenen Umsatzerlösen sind die Hardware-Umsätze erfasst, die Fotoprodukte, welche über diesen Vertriebsweg abgesetzt werden, sind im Segment Fotofinishing enthalten.
Nach wie vor das mit Abstand größte Geschäftsfeld von CEWE ist der Bereich Fotofinishing, in dem die Foto- und Fotomehrwertprodukte enthalten sind. Hier ist man auf der Marketingseite seit Kurzem mit dem neuen „CEWE Truck“ in Deutschland unterwegs, um noch mehr potenzielle Kunden von den Produkten zu begeistern und diesen einen noch besseren Eindruck von den Produkten zu vermitteln, die man sich dort direkt ansehen kann. Ein weiterer wichtiger Meilenstein zur Stärkung der Position auf dem britischen und irischen Markt ist die neue Handelspartnerschaft mit der Drogeriemarktkette Boots. Die Kunden können die CEWE-Fotoprodukte sowohl über die Webseite von Boots als auch in rund 1.000 Filialen stationären Filialen bestellen und zum Teil direkt selbst ausdrucken.
In der Corona-Pandemie hat sich das Fotofinishing-Segment von CEWE zur Freude von Dr. Friege sehr gut geschlagen. Dabei hat man zum einen davon profitiert, dass die wichtigen Handelspartner wie Drogeriemärkte nur in geringem Maße oder für vergleichsweise kurze Zeiträume von Lockdown-Maßnahmen betroffen gewesen sind, und zum anderen von dem bereits seit vielen Jahren verfolgten konsequenten Omni-Channel-Ansatz, durch den man für den Kunden letztlich zu jeder Zeit und von überall auf allen gewünschten Wegen erreichbar ist.
Ebenfalls positiv wirkt sich die weiterhin hohe Innovationsdynamik bei neuen Produkten und Produktweiterentwicklungen aus, so der Unternehmenschef weiter. Ein wichtiges Event und Erfolgsfaktor ist in jedem Jahr der Innovation Day, auf dem intern die besten Ideen und Weiterentwicklungen vorgestellt werden. 2020 konnte dieser kurz vor der Pandemie noch in gewohnter Weise im Präsenzformat abgehalten werden, 2021 hat man diesen Corona-bedingt als virtuelles Format „On Air“ veranstaltet. Neuerungen, die eingeführt wurden, sind etwa automatisierte Fotobuchvorschläge in der CEWE Fotowelt App, Foto-Adventskalender mit kinder® Schokolade, neue Formate und Designmöglichkeiten bei Grußkarten und Kalendern u.a. Für die hohe Qualität der Produkte und damit auch als Beleg für die Richtigkeit der konsequent verfolgten Premiumstrategie wertete der CEWE-Chef die 2020 erneut erhaltene Auszeichnung mit dem TIPA World Award. Diese Auszeichnung hat man sogar erstmals doppelt erhalten. So wurde CEWE sowohl für die CEWE Fotocenter als auch für den CEWE Kalender A2 Gold Edition ausgezeichnet. Die Marke WhiteWall hat den Award für die Room View Funktion erhalten.
Das Segment Fotofinishing konnte 2020 den Umsatz um erfreuliche 8,9 Prozent auf 618,8 (568,0) Mio. Euro ausweiten, das Segment-EBIT verbesserte sich auf 88,6 (66,9) Mio. Euro. Hierbei konnte man vor allem vom hervorragenden Weihnachtsgeschäft in Verbindung mit frühzeitig eingeleiteten Kosteneinsparungen profitieren. Auch auf Gesamtebene konnte man trotz Beeinträchtigungen weiterwachsen. So verbesserten sich die Umsatzerlöse auf 727,3 (720,4) Mio. Euro um 1,0 Prozent und das EBIT kletterte deutlich auf 79,7 (56,8) Mio. Euro. Damit konnte das Kerngeschäftsfeld Fotofinishing die Corona-bedingten Rückgänge in anderen Geschäftsfeldern überkompensieren.
Auch mit dem Start ins laufende Geschäftsjahr 2021 zeigte sich Dr. Friege zufrieden. So lag der Umsatz in den ersten drei Monaten des Jahres 2021 bei 145,9 Mio. Euro und damit auf dem Level des Vorjahres von 146,4 Mio. Euro. Das Segment-EBIT verbesserte sich deutlich um 6,6 Mio. Euro auf 8,6 (2,0) Mio. Euro. Das Fotofinishing-Geschäft ist im ersten Quartal um 9 Prozent gewachsen und konnte damit die Rückgänge in den anderen Geschäftsfeldern kompensieren.
Bereits zum zweiten Mal in Folge ist CEWE von Deloitte, Wirtschaftswoche, CreditSuisse und BDI in der Rubrik „Best Managed Companies“ ausgezeichnet worden. Hohen Wert legt man im Hause CEWE darüber hinaus auf das Thema Nachhaltigkeit. So wird bereits dem Jahre 2010 ein Nachhaltigkeitsbericht veröffentlicht. Um diesen Aspekt, noch weiter voranzutreiben und zu vertiefen wurde der CEWE „Supplier Sustainability Award“ eingeführt, um auch mit Zulieferern noch stärker an diesen Themen zu arbeiten. Zudem wird fortlaufend das gesamte Produktportfolio überprüft und einem Nachhaltigkeits-Review aller Materialien und Prozesse unterzogen. Als Beispiele nannte er hier, dass etwa der Innenteil der Adventskalender mit einem zu 100 Prozent biologisch abbaubaren Innenteil gefertigt wird. Das Produkt CEWE FOTOBUCH PURE wird mit Recyclingpapier produziert. Auch auf der Investorenseite werden diese Bemühungen sehr positiv bewertet, so ist CEWE von ISS (Institutional Shareholder Services) ausgezeichnet worden.
Im zweiten Teil der Vorstandserläuterungen gab Finanzvorstand Dr. Holzkämper einen Überblick über weitere finanzielle Eckdaten des Berichtsjahres. Einleitend erinnerte er an die hohe Bedeutung einer stabilen Aktionärsstruktur des Unternehmens, welche einen ganz wesentlichen Einfluss darauf hatte, dass man die Entwicklung so nehmen konnte, wie es sich heute darstellt. Neben stabilen Ankeraktionären ist auch die Beteiligung der Mitarbeiter aus seiner Sicht wichtig, weshalb unter Tagesordnungspunkt (TOP) 7 um entsprechende Zustimmung zu dem Vorschlag gebeten wird. Mehr als 80 Prozent aller CEWE Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von CEWE sind auch Aktionäre. Das vorgeschlagene genehmigte Kapital soll zur Begebung von bis zu 150.000 Aktien an Mitarbeiter bis zum Jahre 2026 genutzt werden.
Die Entwicklung von Umsatz und EBIT hat sich in den vergangenen zehn Jahren sehr erfreulich gezeigt, wie der Finanzvorstand feststellte. So hat der Umsatz zwischen 2010 und 2020 im Schnitt um 5 Prozent pro Jahr zulegen können, beim EBIT war sogar eine Steigerung um 11 Prozent pro Jahr zu verzeichnen. Auch die Cashflow-Entwicklung ist sehr stark, so kletterten der Free Cashflow 2020 um 67,7 Mio. Euro auf 102,3 Mio. Euro. Das um Abgrenzungseffekte normalisierte Free-Cashflow-Niveau liegt 2020 bei rund 75 Mio. Euro, so Dr. Holzkämper weiter. Weiterhin sehr erfreulich entwickelt sich auch die Marge im Fotofinishing-Geschäft. Diese erreichte mit 15,1 Prozent nach 12,4 Prozent 2020 einen neuen Spitzenwert. Seit 2010 hat sich diese von damals 7,8 Prozent kommend fast verdoppelt. Darin spiegelt sich die klare Premiumstrategie auf der Produktseite wider.
Auch bilanziell ist CEWE nach Vorstandsangabe grundsolide aufgestellt. Bei einer Bilanzsumme von 626 Mio. Euro beläuft sich das Eigenkapital auf 301 Mio. Euro. Daraus ergibt sich eine Eigenkapitalquote von soliden 48,1 (47,6) Prozent. An dieser guten Entwicklung des Berichtsjahres sollen die Anteilseigner in Form einer auf 2,30 (2,00) Euro erhöhten Dividende beteiligt werden. Der Dividendenvorschlag stellt laut Dr. Holzkämper die zwölfte Dividendenanhebung in Folge dar. Zudem hat man seit dem Börsengang 1993 ununterbrochen eine Dividende an die Anteilseigner ausgeschüttet. Damit ist CEWE als „Dividendenaristokrat“ eingestuft und belegt Platz 5 aller 190 Indexunternehmen in Deutschland.
Seit dem Jahr 2010 hat sich nicht nur die Dividende von 1,00 auf nun 2,30 Euro erhöht, sondern auch der Aktienkurs ausgesprochen erfreulich entwickelt. Die Performance der Aktie bis zur Hauptversammlung in diesem Jahr liegt bei 746 Prozent. Im Vergleich dazu hat der MDAX um 327 Prozent, der SDAX um 347 Prozent und der DAX um 155 Prozent zugelegt. Auch die Einschätzungen der Analysten ist weiterhin positiv. Diese sehen Kursziele zwischen 120 und 155 Euro für die CEWE-Aktie.
Im dritten Teil der Vorstandserläuterungen gab CEWE-Chef Dr. Friege noch einen Ausblick auf das laufende Jahr 2021. Erklärtes Ziel ist es, weiter zu wachsen. Auf der Umsatzseite wird eine Bandbreite zwischen 710 und 770 Mio. Euro erwartet. Beim Ergebnis sieht er eine Bandbreite zwischen 72 und 84 Mio. Euro. Das Ergebnis nach Steuern wird im Bereich zwischen 48 bis 56 Mio. Euro erwartet, woraus sich ein Ergebnis je Aktie von 6,60 bis 7,73 Euro ergibt. Die vergleichsweise großen Bandbreiten spiegeln dabei nach seiner Aussage die aktuellen Unsicherheiten aus der Entwicklung der Pandemie wider.
Beantwortung der im Vorfeld eingereichten AktionärsfragenDie erste Frage von Dr. Koch, Vertreter der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), befasste sich damit, in welchem Maße durch die Corona-Pandemie im vergangenen Jahr staatliche Unterstützungsmaßnahmen wie z.B. Kurzarbeitergeld in Anspruch genommen worden ist. Nach Angabe von Dr. Holzkämper wurde im Berichtsjahr in einigen Bereichen von der Möglichkeit des Kurzarbeitergeldes Gebrauch gemacht. Auf eine weitere Frage wurde später noch mitgeteilt, dass das in Anspruch genommene Kurzarbeitergeld im Bereich Fotofinishing bei 1,3 Mio. Euro, im Einzelhandel bei 1,2 Mio. Euro und im Onlinedruck bei 1,3 Mio. Euro lag. Weitere Änderungen ergaben sich im Rechenwerk durch eine Umstellung der Abschreibungsmethode von Anlagen. Hier war man in der Vergangenheit mit einem reinen zeitbasierten Ansatz unterwegs, bei zeitweiligem komplettem Stillstand von Anlagen ist dies aber kein sachgerechtes Vorgehen. Daher wurde hier nun ein nutzungsbasierter Ansatz gewählt, was die Gewinn- und Verlustrechnung in geringerem Maße entlastet, so Dr. Holzkämper.
Auf die Frage nach der Höhe der Aufwendungen für die Umstrukturierung des stationären Einzelhandels nannte der CEWE-Finanzchef einen Betrag von rund 4 Mio. Euro. Dieser setzt sich im Wesentlichen aus den Aufwendungen für die Optimierung des Filialnetzes sowie Abwertungen bei Vorräten zusammen.
Ferner interessierte sich der Aktionärsschützer wie auch sein Kollege Retkowski von der SdK für eine Einschätzung des Managements zum Verlauf des Jahres 2021 und mit welchen möglichen Belastungen aus der Pandemie hier zu rechnen ist. Hierzu antwortete Dr. Friege, dass der Start ins laufende Jahr im ersten Quartal erfolgreich verlaufen ist und sich hier die schon seit Längerem sichtbare Entwicklung der wachsenden Bedeutung des ersten Quartals weiter fortsetzt. Für das aktuelle zweite Quartal geht er indes nicht davon aus den Vorjahreswert zu erreichen, dieser war durch den seinerzeitigen „ad-hoc-Lockdown“ von einer besonders hohen Aktivität der Kunden gekennzeichnet. Der weitere Verlauf des Geschäftsjahres und vor allem in Q2 und Q3 wird auch davon abhängen, wie viele Fotos die Leute machen können, entscheidend dafür wird auch sein, wie es mit Urlaubsmöglichkeiten usw. aussieht. Dies ist derzeit noch sehr schwer zu prognostizieren. Entscheidend für das Ergebnis wird weiter das vierte Quartal bleiben, hier zeigte sich Dr. Friege überzeugt, dass dies auch 2021 so sein wird.
Angesprochen auf die Dividendenpolitik zeigte sich Dr. Holzkämper sehr erfreut, dass CEWE seit dem IPO 1993 in jedem Jahr eine Dividende an die Anteilseigner ausgeschüttet hat. Die Anhebung auf 2,30 Euro von zuvor 2,00 Euro ist nun die zwölfte Dividendenanhebung. Dies unterstreicht die bereits seit langer Zeit verfolgte Ausschüttungspolitik, die der sehr langfristig und nachhaltig ausgerichtete Strategie des Unternehmens entspricht. Zudem behält man auch den Aspekt der Dividendenkontinuität im Auge, wie die Zeitreihe belegt. Durchaus positiv wertete der Finanzchef, dass das Unternehmen vor diesem Hintergrund am Kapitalmarkt von Investoren auch als sog „Dividendenaristokrat“ wahrgenommen wird.
Des Weiteren wollte der DSW-Vertreter wissen, ob CEWE im vergangenen Jahr bedingt durch Corona irgendwelche Covenants bei Banken im Rahmen von bestehenden Finanzierungen nicht erfüllt hat. Diese Frage beantwortete Dr. Holzkämper mit einem klaren Nein. Er wies darauf hin, dass in den bestehenden Kreditverträgen mit den Banken keinerlei solche Covenants vereinbart wurden. Ungeachtet dessen hält man aus der Perspektive des „vorsichtigen Kaufmanns“ dieses Thema sehr genau im Blick und stellt entsprechende interne Berechnungen an, wie CEWE von Banken in Bezug auf marktübliche Covenants gesehen würde. Hier ist man aber dank der sehr soliden Bilanz sehr gut aufgestellt.
Ferner wollte Dr. Koch wissen, warum CEWE in dieser inzwischen zweiten virtuellen Hauptversammlung nicht von der vom Gesetzgeber eröffneten Möglichkeit höherer Interaktion mit den Aktionären Gebrauch macht und etwa Rückfragen ermöglicht. In seiner Antwort bat der Aufsichtsratsvorsitzende um Verständnis, dass man hier zunächst einmal die weitere Entwicklung abwarten wollte, auch wenn hier zuletzt einzelne DAX-Konzerne wie Deutsche Bank, Henkel und Bayer vorgeprescht sind.
Eine weitere Frage beider Aktionärsschützer befasste sich mit der weiteren Zukunft des Einzelhandels und möglichen weiteren Maßnahmen, die dort in der Zukunft noch zu erwarten sind. In seiner Antwort betonte Dr. Friege, dass man seit vielen Jahren im Fotofinishing erfolgreich mit einem Omnichannel-Ansatz unterwegs ist und damit auch gut im Markt aufgestellt ist. Hinsichtlich der 2020 umgesetzten Maßnahmen zeigte er sich überdies überzeugt davon, dass man hier nun eine gute Struktur mit 101 stationären Geschäften gefunden hat, die auch langfristig passend ist. Durch den verfolgten Omnichannel-Ansatz hat der Bereich Fotofinishing in der Pandemie und während der Lockdowns gut performt und es waren keine spürbaren Auswirkungen der zeitweiligen Schließungen im stationären Handel zu verzeichnen. Beeinträchtigungen gab es im Handel mit Hardware und Fotoausrüstung.
Befragt danach, wie CEWE auch jüngere Kundengruppen ansprechen will, erläuterte der CEWE-Chef, dass man sich mit allen Angeboten auch an jüngere Kundengruppen richtet. Fotofinishing-Produkte sind auch Themen bei Rucksackreisen, Erlebnissen mit Freunden oder aber auch zum Sofortausdruck im Ladengeschäft. Die klassischen Fotobücher sind üblicherweise aber doch meist eher etwas ab Hochzeit, dem ersten Kind oder bei großen Reisen wie etwa Kreuzfahrten usw. Laut Dr. Friege ist man bei diesem Thema aber sehr aufmerksam und stets auf weitere Innovationen aus.
Herr Retkowski, Vertreter der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK), interessierte sich unter anderem dafür, ob es durch Corona in den Lieferketten oder bei der Versorgung mit Material zu Engpässen gekommen ist. Ferner wollte er wissen, inwieweit die im Markt zuletzt deutlich gestiegenen Logistikkosten sich belastend bei CEWE auswirken. Hierzu antworte der Vorstandschef, dass man sich beim Einkauf traditionell schon immer eher auf regionale Partner und Lieferanten gestützt hat. Dies hat zum einen den Vorteil kurzer Lieferwege und zum anderen arbeitet man mit diesen zum Teil bereits seit Jahrzehnten zusammen. Dies hilft gerade in schwierigen Zeiten dabei, solchen Problemen zu vermeiden, nach denen sich der SdK-Sprecher erkundigte. Mit Blick auf die gestiegenen Logistikkosten gilt diese Aussage ebenfalls.
Ferner wollte der Aktionärsschützer wissen, wie die Pläne für die Hauptversammlung im Jahre 2022 aussehen und ob man dann wieder mit einer klassischen Präsenzveranstaltung rechnen kann. In seiner Antwort bat Herr Korte um Verständnis dafür, dass er hierzu im Moment noch wenig sagen kann. Vorgesehen ist, dass die Hauptversammlung im Jahre 2022 wie üblich in der ersten Junihälfte stattfinden soll. Die weitere Entwicklung wird hier in den kommenden Monaten laufend „gemonitored“ wie man inzwischen so schön sagt, führte der Versammlungsleiter hierzu etwas flapsig aus. Er gab aber zu bedenken, dass für den Fall einer Präsenzversammlung auch die entsprechenden Hallenflächen gebucht werden müssen und dafür ein längerer Vorlauf benötigt wird, so dass man für eine klassische Hauptversammlung eine „stabile Lage“ benötigt.
Befragt nach der Zufriedenheit mit der Entwicklung der in den vergangenen Jahren zugekauften Marken Whitewall, DeinDesign und Cheerz antwortete der CEWE-Chef mit einem klaren Ja. Auch in den Zeiten der Pandemie haben sich die dortigen Aktivitäten erfolgreich entwickelt. Auf ergänzende Frage, ob gegebenenfalls auch Aktivitäten im Konzern zum Verkauf stehen, teilte der Vorstandsvorsitzende mit, dass dies mit Ausnahme der Beteiligung an Futalis nicht der Fall ist.
Angesprochen auf die Pläne zum Investitionsvolumen erläuterte Dr. Holzkämper, dass man hier mit einer Größenordnung von 48 Mio. Euro plant. Dabei handelt es sich im Wesentlichen um die erforderlichen laufenden Maintenance-Investitionen und den Ersatz von bestehenden Anlagen. Ausdrücklich nicht enthalten sind in diesem Wert allerdings externe Wachstumsschritte wie etwa Akquisitionen.
Olaf Erhardt als Sprecher der Mitarbeiteraktienvereins erkundigte sich unter anderem nach Plänen für mehr Diversität im Management. Dr. Friege betonte in seiner Antwort, dass man auf Diversität im Unternehmen und in der Mitarbeiterschaft bereits Langem großen Wert legt und sich dies durchaus positiv im operativen Geschäft und im Verständnis des Marktes auswirkt.
Eine weitere Frage befasste sich mit der Zeit nach der Pandemie und den zu erwartenden Änderungen in den Arbeitsprozessen. In seiner Antwort zeigte sich Dr. Friege zunächst sehr zufrieden damit, wie gut insbesondere der hohe Anteil an mobilem Arbeiten in der Pandemie funktioniert hat. Das hat seiner Überzeugung aber auch mit dem guten Arbeitsklima im Unternehmen und der guten Vertrautheit der Teams untereinander zu tun. Diese resultiert auch und gerade auch daraus, dass man sich regelmäßig persönlich im Büro trifft und nicht nur virtuell zusammenarbeitet. Insoweit wird die Bedeutung des Büros wieder deutlich zunehmen, was einen gewissen Anteil an mobilem Arbeiten oder Homeoffice nicht ausschließt. Gewisse Veränderungen wird es auch im Bereich von Dienstreisen geben, diese werden auch wieder zunehmen, aber sicherlich nicht in dem Maße, wie es vor der Pandemie üblich gewesen ist. Auch hier betonte Dr. Friege, dass der persönliche Kontakt wichtig ist, damit dann auch virtuelle Formate gut funktionieren.
Der dritte Themenkomplex befasste sich mit der Beteiligung der Mitarbeiter am Unternehmen und weiteren diesbezüglichen Plänen. Hierzu antwortete der Vorstandsvorsitzende, dass man dieses Thema bereits seit Langem unterstützt und den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern entsprechend die Möglichkeit zur Beteiligung eingeräumt hat. Um dies auch künftig so handhaben zu können, bittet man um die Zustimmung zu Tagesordnungspunkt 7.
AbstimmungenNach Beantwortung der im Vorfeld der Versammlung eingereichten Fragen stellte der Versammlungsleiter um 11:37 Uhr die Präsenz fest. Vom Grundkapital wurden in der Hauptversammlung vom Stimmrechtsvertreter 2.937.522 Aktien oder 39,57 Prozent vertreten, für weitere 2.298.837 Aktien oder 30,97 Prozent lagen Briefwahlstimmen vor. Insgesamt betrug die Präsenz damit 70,53 Prozent des stimmberechtigten Grundkapitals. Sämtliche Beschlussvorschläge der Hauptversammlung wurden mit sehr großer Mehrheit verabschiedet.
Im Einzelnen beschlossen wurde die Ausschüttung einer Dividende von 2,30 Euro je Aktie (TOP 2), die Entlastung der persönlich haftenden Gesellschafterin für das Jahr 2017 (TOP 3), die Entlastung der Mitglieder des Aufsichtsrats (TOP 4), die Wahl der BDO AG, Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Hamburg zum Abschlussprüfer für das Geschäftsjahr 2021 (TOP 5), die Beschlussfassung über die Vergütung der Aufsichtsratsmitglieder und entsprechende Satzungsänderung (TOP 6) sowie die Schaffung eines genehmigten Kapitals 2021 unter Ausschluss des Bezugsrechts zur Ausgabe an Arbeitnehmer und entsprechende Satzungsänderung (TOP 7).
Der Versammlungsleiter konnte die Hauptversammlung nach einer Dauer von zweieinhalb Stunden um 12:30 Uhr schließen.
FazitDas Corona-Jahr 2020 hat CEWE sehr gut überstanden. Wenngleich sich gewisse Belastungen durch temporäre Schließungen des eigenen Einzelhandels durch Lockdowns und eine deutlich gesunkene Nachfrage im Bereich des Kommerziellen Online-Drucks ergeben haben, entwickelte sich das Kerngeschäft Fotofinishing erneut erfolgreich. Insbesondere im zweiten Quartal 2020 haben wohl eine Reihe Kunden die plötzlich zwangsweise hinzugewonnene Zeit genutzt, um bisher noch nicht verarbeitete Fotos in Fotobücher oder sonstige Produkte umzusetzen. Auch das Weihnachtsgeschäft hat sich erneut als erfreulich erwiesen. Sehr positiv wirkt sich bei CEWE der bereits seit Jahren konsequent verfolgte Omnichannel-Ansatz auf der Vertriebsseite aus, so dass man auch in der Pandemie und während der Lockdowns stets für seine Kunden erreichbar und lieferfähig war.
Am Erfolg des Jahres 2020 werden die CEWE-Aktionäre mit einer auf 2,30 (2,00) Euro gesteigerten Dividende beteiligt. Dies ist die zwölfte Dividendenanhebung in Folge, und seit dem Börsengang 1993 hat CEWE seinen Aktionären in jedem Jahr eine Dividende ausgezahlt, was eine bemerkenswerte Erfolgsbilanz für ein Unternehmen ist. In den deutschen Auswahlindizes gibt es nur wenige Gesellschaften, die auf eine noch längere Dividendenkontinuität verweisen können, so dass dieser Aspekt bei einer Anlageentscheidung in jedem Fall berücksichtigt werden sollte.
Für das laufende Geschäftsjahr geht der Verfasser analog zu unserem letzten Research vom 21. Mai 2021 davon aus, dass bei einem Umsatz im Bereich von 751 Mio. Euro ein EBIT von 82,2 Mio. Euro, ein Jahresüberschuss von 53,9 Mio. Euro und ein Ergebnis je Aktie von 7,48 Euro erreicht werden kann. Ausgehend hiervon erscheint eine neuerliche Anhebung der Dividende in Richtung 2,40 Euro denkbar. Bei einem fairen Wert je Aktie von 146 Euro ist die CEWE-Aktie für den bereits investierten Anleger weiterhin eine gute Halteposition, insbesondere an schwächeren Börsentagen bieten sich durchaus noch (Zu-)Käufe an.
KontaktadresseCEWE Stiftung & Co. KGaA
Meerweg 30-32
D-26133 Oldenburg
Tel.: +49 (0)4 41 / 404-22 88
Fax: +49 (0)4 41 / 404-421
Internet: www.cewe.de
Ansprechpartner Investor RelationsAxel Weber
E-Mail:
[email protected]Hinweis: Der Verfasser ist Aktionär der beschriebenen Gesellschaft.
Veröffentlichungsdatum:
16.06.2021
-
10:31
Redakteur:
ala