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Herr Dipl.-Kfm. Markus Rieger
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HV-Bericht Going Public Media AG - Verkauf des VentureCapital Magazins bringt hohen Sonderertrag – Suche nach der Strategie für die Zukunft
Die Hauptversammlung der GoingPublic Media AG mit Vorlage des Jahresabschlusses 2020 fand am 30. April 2021 statt. Bedingt durch die anhaltende Corona-Pandemie wurde die Veranstaltung zum zweiten Mal rein virtuell ohne physische Präsenz der Aktionäre abgehalten. Für GSC Research war Matthias Wahler bei der Übertragung im Internet zugeschaltet.

Der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Bernd Jäger eröffnete die Versammlung um 15 Uhr und teilte mit, dass sich vor Ort neben ihm selbst Alleinvorstand Markus Rieger, die Stimmrechtsvertreterin sowie Dr. Joachim Schervier als protokollierender Notar eingefunden haben. Die übrigen Aufsichtsratsmitglieder verfolgten die Hauptversammlung über das Internet und konnten bei Bedarf zugeschaltet werden.

Nach Abhandlung der Formalien übergab Dr. Jäger das Wort an den Vorstand. Im Anschluss daran verlas er den Aufsichtsratsbericht.


Bericht des Vorstands

Herr Rieger startete seinen Vortrag mit einem Überblick über die GoingPublic Media AG, in der aktuell zehn Mitarbeiter beschäftigt sind. Der Stammsitz befindet sich in München, zusätzlich gibt es ein Büro in Frankfurt. Daneben gibt es noch zwei Beteiligungen. Zum einen ist dies die China Investment Media GmbH mit einer Beteiligungsquote von 70 Prozent, außerdem die BondGuide Media GmbH mit 25 Prozent.

Das Grundkapital beläuft sich auf 900.000 Euro und ist eingeteilt in ebenso viele Aktien. Vier Großaktionäre, darunter der Vorstand und der Aufsichtsratsvorsitzende mit ihren Familien, halten zusammen rund 70 Prozent der Anteile. Der Streubesitz beläuft sich entsprechend auf etwa 30 Prozent. Beim Kurs von 2,75 Euro am Tag der Hauptversammlung errechnet sich die Marktkapitalisierung mit rund 2,5 Mio. Euro.

Im Geschäftsjahr 2020 war laut Herrn Rieger ein Umsatzrückgang auf 1,97 (Vorjahr: 2,40) Mio. Euro zu verzeichnen. Bereinigt um den Verkauf der Publikation M&A Review Ende 2019 bedeutet dies einen Rückgang von 10,5 Prozent, was der Vorstand in Zeiten der Corona-Krise und für ein im Verlagsbereich tätiges Unternehmen als recht positiv ansieht. Das Ergebnis war mit minus 84 (plus 427) TEUR leicht negativ. Allerdings resultierte der schöne Vorjahresgewinn in erster Linie aus der Veräußerung der Smart Investor Media GmbH.

Die Bilanzsumme ging auf 1,31 (1,88) Mio. Euro zurück. Das Eigenkapital entwickelte sich, wesentlich bedingt durch die letztjährige Dividendenzahlung, auf 1,14 (1,59) Mio. Euro ebenfalls rückläufig. Dennoch bewegt sich die Eigenkapitalquote mit 87,4 (84,3) Prozent weiterhin auf einem sehr hohen Niveau. Mit 0,7 (1,2) Mio. Euro sind auch ausreichend liquide Mittel vorhanden. Der Vorschlag an die Hauptversammlung lautete, eine Dividende von 0,10 (0,40) Euro auszuschütten. In Summe sind dies 90 (360) TEUR.

Eine nachhaltige Dividendenzahlung spielt nach Aussage von Herrn Rieger eine große Rolle. Seit dem Jahr 2008 werden kontinuierlich Dividenden gezahlt, in Summe bis heute 2,75 Mio. Euro oder 3,05 Euro je Aktie, also mehr als die aktuelle Marktkapitalisierung. Im Durchschnitt waren es 0,23 Euro pro Jahr. Das erklärte Ziel ist es, auch künftig regelmäßig Dividenden zu zahlen, am liebsten nachhaltig aus operativen Erträgen. Nachdem der Bilanzgewinn nach der diesjährigen Ausschüttung nur noch 22 TEUR beträgt, kommt es allerdings darauf an, dass ein entsprechender Jahresüberschuss erzielt wird.

Nachfolgend ging Herr Rieger detaillierter auf die einzelnen Bereiche ein. Beim VentureCapital Magazin entwickelte sich der Umsatz nach zwölf Jahren mit einer sehr konstanten Entwicklung seit dem Jahr 2017 um rund ein Drittel nach unten. Im vergangenen Jahr beliefen sich die Erlöse auf 520 (593) TEUR. Der Umbau zur cross-medialen Plattform gelang bisher nicht so, wie man sich dies vorgestellt hatte. Dennoch sieht der Vorstand Potenzial für die Zukunft. Die GoingPublic Media AG hat sich von diesem Geschäftsbereich allerdings zum 31. März 2021 getrennt. Auf dieses Thema ging Herr Rieger später näher ein.

Bei der Unternehmeredition stabilisierte sich der Umsatz im Geschäftsjahr 2020 trotz Corona-Krise und einer Reduktion der Anzahl der Ausgaben auf 420 (426) TEUR. Allerdings hatte es im Vorjahr bereits einen kräftigen Einbruch gegeben. Zur Freude des Vorstands beginnt sich die Änderung des Geschäftsmodells auszuzahlen. Für 2021 erwartet er in diesem Bereich einen Umsatzanstieg von 10 Prozent. Gleichwohl gibt es in dem wettbewerbsintensiven Umfeld noch Einiges an Herausforderungen zu bewältigen.

Das Kapitalmarktgeschäft entwickelte sich auch 2020 rückläufig. Das GoingPublic Magazin litt unter dem schwachen IPO-Markt und verzeichnete einen Umsatzrückgang von 16 Prozent auf 404 (483) TEUR. Für die Zukunft zeigte sich der Vorstand jedoch zuversichtlich. Er geht davon aus, dass die Publikation mittelfristig von dem aktuell wieder wachsenden IPO-Markt profitieren kann. Allerdings werden dafür neue Erlösmodelle benötigt. Grundsätzlich profitiert das GoingPublic Magazin von der relativen Alleinstellung im Kapitalmarktbereich.

Positives konnte Herr Rieger von der Plattform Life Science berichten. Der Umsatz entwickelte sich hier auf 322 (334) TEUR nur leicht rückläufig. Positiv wirkte sich aus, dass das Großevent „Finance Day“, das üblicherweise auf der Branchenleitmesse Analytica stattgefunden hat, als virtuelles Format erhalten werden konnte und letztlich sogar als Erfolg eingestuft werden kann. Mit dem neuen Partnermodell, das derzeit ausgebaut wird, erwartet der Vorstand für 2021 im Bereich Life Science leichtes Wachstum.

Das Geschäft profitiert laut Herrn Rieger auch von der Corona-Krise. Alle Firmen, die in diesem Umfeld aktiv sind, zählen schon lange zu den Kunden oder gehören dem Netzwerk an. Insofern erkennt der Vorstand für die nächsten Jahre deutliches Wachstumspotenzial. Derzeit macht sich Herr Rieger Gedanken, wie dieses Potenzial am besten gehoben werden kann.

Die Publikation M&A Review hat die Going Public Media AG im Dezember 2019 verkauft. Der Umsatz von noch 66 (264) TEUR im Jahr 2020 ergibt sich noch aus dem Serviceanteil. Zum 31. Dezember 2020 wurde der Vertrag gekündigt. Wichtig war dem Vorstand der Hinweis, dass das Thema M&A keineswegs aufgegeben wird. Im Rahmen der verbliebenen Plattformen bleibt es auch in Zukunft ein Fokusthema. Mit der Veräußerung der M&A Review wurde aber die Komplexität der Firmenstruktur verringert.

Im Folgenden präsentierte Herr Rieger eine Übersicht über die Umsatzentwicklung seit dem Start der Geschäftstätigkeit im Jahr 1996. Dieser Grafik war zu entnehmen, dass der Hochpunkt im Jahr 2012 mit Erlösen von 4,2 Mio. Euro erreicht worden ist. Seither ging der Umsatz auf voraussichtlich noch 1,8 Mio. Euro im laufenden Jahr zurück. Allerdings ist diese Entwicklung wesentlich auf die erfolgreichen Desinvestitionen zurückzuführen und war so gewollt. Gleichwohl ist es das Ziel, auch einmal wieder Wachstum zu realisieren.

Das erstmals seit dem Jahr 2004 negative Ergebnis wird, so die Hoffnung des Vorstands, ein einmaliger Ausrutscher bleiben. Eigentlich ist er mit der Ertragssituation des vergangenen Jahres aber gar nicht unzufrieden. Im März und April 2020 hatte er noch Schlimmeres befürchtet. Die zweite Jahreshälfte war mit einem Plus von über 100 TEUR dann sehr stark. Letztlich konnte der operative Verlust gegenüber dem Vorjahr sogar halbiert werden. Mit der angestoßenen Verbesserung der internen Strukturen war 2020 sogar ein wichtiges Jahr im Hinblick auf die Neuaufstellung der Gruppe.

Nachfolgend präsentierte der Vorstand die Zahlen des ersten Quartals 2021, in dem sich der Umsatz mit 371 (367) TEUR auf Vorjahresniveau bewegte. Allerdings wurde die Kostenbasis verringert, was einen deutlichen Ergebniseffekt zur Folge hatte. Das EBIT von plus 323 (minus 146) TEUR ist zwar im Wesentlichen dem Verkauf des VentureCapital Magazins geschuldet. Aber auch bereinigt liegt das Ertragsniveau weit über Vorjahr. Zudem bedeutet die Liquidität von rund 1,2 Mio. Euro ein komfortables Polster.

Nach dem Erfolg im ersten Quartal stellte der Vorstand auch für das Gesamtjahr einen Umsatzanstieg in den bestehenden Bereichen und ein positives Jahresergebnis in Aussicht. Die durchgeführten Kostensenkungsmaßnahmen werden sich positiv auswirken. Zudem sind spürbare Fortschritte bei der Transformation zu einem neuen, fokussierten Geschäftsmodell zu verzeichnen.

Wichtig war Herrn Rieger der Hinweis, dass das die GoingPublic Media AG auch nach den Veräußerungen der vergangenen Jahre noch über Einiges an Geschäft verfügt. Das GoingPublic Magazin und das HV-Magazin bilden den Bereich Kapitalmarktmedien. Mit der Unternehmeredition und der Publikation „FuS – Zeitschrift für Familienunternehmen und Strategie“ wird der Mittelstand angesprochen. Zusammen mit der Plattform Life Science bilden diese Bereiche die Hauptumsatzträger. Darüber hinaus gibt es noch die Beteiligungen an der BondGuide Media GmbH und der China Investment Media GmbH.

In diesem Zusammenhang lieferte der Vorstand noch einige Details zur Veräußerung des VentureCapital Magazins. Veräußert wurde dieses Asset zum 31. März 2021 im Rahmen eines Asset Deals an die deutsche Niederlassung der „brutkasten“ Mediengruppe aus Wien. Mit Blick auf die rückläufigen Erlöse und die sich abschwächenden Margen sieht Herr Rieger den Verkauf als richtige Entscheidung für alle Beteiligten an. Nach seiner Überzeugung ist der Erwerber der bessere Eigentümer.

Weiter informierte der Vorstand, dass bei der China Investment Media GmbH im Dezember 2020 eine Kapitalerhöhung mit einem Volumen von 100 TEUR durchgeführt worden ist. Es wurden insgesamt fünf Gesellschafter mit jeweils 6 Prozent des Stammkapitals hereingeholt. Das frische Eigenkapital in Höhe von 100 TEUR dient der Unterstützung des künftigen Wachstums dieser Gesellschaft. Mit der Kapitalerhöhung reduzierte sich der Anteil der GoingPublic Media AG auf 70 (100) Prozent.

Als wesentliches Ziel für die GoingPublic Media AG nannte Herr Rieger die Erreichung eines nachhaltigen Unternehmenserfolges und damit verbunden einen steigenden Unternehmenswert. Er ist weiterhin fest überzeugt, dass in Zukunft beim EBIT wieder die früheren Bestmarken zwischen 300 und 450 TEUR erreicht werden können. Damit können dann wie geplant auch künftig nachhaltig Dividenden aus dem operativen Ergebnis gezahlt werden.

Erreichen will er dies mit einem Plattform-Ansatz der bestehenden Medien über eine cross-mediale Aufstellung und mit einer Kombination von Magazin, Online-Auftritt, Social Media sowie Event- und Netzwerk-Formaten. Außerdem hat er sich weiterhin eine aktive Portfolioarbeit und insgesamt die Entwicklung eines fokussierten, nachhaltig profitablen Geschäftsmodells auf die Fahnen geschrieben.

Als Beispiel für Neuerungen nannte er die Neupositionierung der Unternehmeredition mit einer Re-Fokussierung auf das Thema Corporate Finance mit den Schwerpunkten Unternehmensfinanzierung, Nachfolgeregelung und Sicherung des Unternehmensvermögens für künftige Generationen. Die Erscheinungsweise wurde von sechs auf vier reguläre Ausgaben reduziert, dafür aber die Online-Präsenz gestärkt. Überdies wurde der aktive Anzeigenverkauf eingestellt. Die Unternehmeredition setzt jetzt auf Partnermodelle und die Schaffung eines Netzwerks. Das Ziel ist es, alle Partner ganzjährig cross-medial zu präsentieren.

Auch die GoingPublic Media AG insgesamt tritt neu am Markt auf. Der Claim „Enabling Corporate Finance. Securing Wealth. Connecting People.“ soll aufzeigen, dass die gesamte Gruppe vom Medienanbieter zum Enabler entwickelt wird. Es geht darum, einen Mehrwert im Bereich Unternehmensfinanzierung zu leisten, aber auch die Investorenseite weiter anzusprechen.

Ein Investment in die GoingPublic-Aktie hält Herr Rieger weiterhin für vielversprechend. Er erkennt deutlich verbesserte operative Ertragsperspektiven und zusätzliche Fantasie durch eine aktive Portfolioarbeit. Zudem verfügt das Unternehmen über eine hohe Liquiditätsreserve, aus der sich etwas machen lässt. Nach Überzeugung des Vorstands wird das Geschäftsmodell nach Abschluss der Transformation wieder langfristig profitabel sein. Nicht zuletzt sind weiterhin nachhaltige Dividendenzahlungen geplant.


Allgemeine Aussprache

Insgesamt sind, wie Dr. Jäger nach dem Bericht des Vorstands mitteilte, in der vorgegebenen Frist 29 Fragen eingegangen. Der Aufsichtsratsvorsitzende las sie jeweils vor, während der Vorstand sie beantwortete. Nur einige wenige Fragen betrafen den Aufsichtsrat.

Ein Thema war der Aktienbesitz der Organmitglieder. Hier hat sich nach Aussage von Dr. Jäger nichts verändert. Er selbst hält privat 81.000 Aktien entsprechend einem Anteil von 9 Prozent am Grundkapital. Zudem ist er über die Familie Jäger Stiftung zur Förderung von Waisenkindern in Lateinamerika mit 56.250 Aktien entsprechend 6,25 Prozent beteiligt.

Beim Aktienbesitz des Vorstands gab es ebenfalls keine Veränderung. Herr Rieger hält privat 108.750 Aktien und über die Rieger Beteiligungs GmbH noch einmal 200.000 Aktien. Außerdem befinden sich einige Aktien in den Depots von Familienangehörigen. Insgesamt ergibt sich somit die kommunizierte Beteiligungshöhe von 36,5 Prozent.

Befragt nach Details zur Aufsichtsratsvergütung informierte Dr. Jäger, dass das Gremium insgesamt eine Fixvergütung von 10 TEUR im Jahr erhält. Davon entfallen 5 TEUR auf den Aufsichtsratsvorsitzenden und jeweils 2,5 TEUR auf den Stellvertreter und das dritte Mitglied. Eine variable Komponente oder Sitzungsgelder gibt es nicht.

Weiter interessierte den Fragesteller, warum der Jahresabschluss diesmal schon im März vorliegt und die Hauptversammlung bereits im April stattfinden kann. In den Vorjahren war es regelmäßig deutlich später gewesen. Als Hauptgrund nannte Herr Rieger den Ehrgeiz, das Jahr 2020 so schnell wie möglich abschließen zu wollen, um den Blick für das laufende Jahr freizuhaben. Das Rechnungswesen hat es ermöglicht, dieses Jahr deutlich früher zur Hauptversammlung einzuladen.

Die Kosten der letztjährigen virtuellen Hauptversammlung haben rund 12 TEUR betragen. Dieses Jahr werden es nach Schätzung des Vorstands etwa 15 TEUR sein. Erstmals seit Jahren wird wegen der Satzungsänderungen ein Notar benötigt. Außerdem war die Einladung etwas komplexer, was höhere Rechtsberatungskosten zur Folge hatte.

Wichtig war dem Aktionär ferner die Frage, warum trotz des ausgewiesenen Fehlbetrags eine Dividende für das Geschäftsjahr 2020 gezahlt werden soll. Hier nannte Herr Rieger gleich mehrere Gründe. Zum einen soll Dividendenkontinuität sichergestellt werden. Außerdem war zu dem Zeitpunkt, als über den Dividendenvorschlag entschieden wurde, bereits absehbar, dass das Jahr 2021 wieder mit schwarzen Zahlen abgeschlossen werden wird. Überdies macht es in Zeiten von Negativzinsen keinen Sinn, zu viel Geld auf dem Konto liegen zu lassen. Die Zahlung einer Verwahrungsgebühr lässt sich inzwischen auch bei GoingPublic nicht mehr vollständig vermeiden.

Nicht zuletzt hat Herr Rieger, wie er in den Vorjahren schon mehrfach ausgeführt hatte, im Jahr 2015 einen Kredit aufgenommen, um die Aktien des damaligen Großaktionärs zu übernehmen. Die regelmäßigen Dividendenzahlungen nutzt er für die Rückführung des Darlehens. Wenn künftig Investitionen durchgeführt werden sollen, die finanziert werden müssen, würde man nach Aussage des Vorstands gegebenenfalls aber auch auf eine Dividendenzahlung verzichten.

Daran anknüpfend wollte der Fragesteller wissen, welche Pläne Vorstand und Aufsichtsrat außer der Dividendenzahlung mit den üppigen liquiden Mitteln verfolgen. Nach Angabe von Herrn Rieger gibt es noch keine konkreten Pläne, wie der Cash-Bestand eingesetzt werden soll. Man werde sich dies in nächster Zeit in Ruhe überlegen.

Unklar war dem Aktionär, warum die Hauptversammlung trotz der hohen liquiden Mittel ein neues genehmigtes Kapital schaffen soll. Hierbei handelt es sich nach Angabe von Herrn Rieger ebenso wie bei der Ermächtigung zum Erwerb eigener Aktien um einen reinen Vorratsbeschluss. Bei der GoingPublic AG hat es seit dem Börsengang nie eine Kapitalerhöhung gegeben. Man sollte aber in der Lage sein, schnell handeln zu können, wenn sich eine entsprechende Möglichkeit bietet.

Der Vorstand nannte noch einen weiteren Grund. Falls sich die Gesellschaft mit weiteren Desinvestments noch weiter verkleinern sollte, stellt sich vielleicht irgendwann die Frage, ob es sinnvoll wäre, das operative Geschäft komplett aufzugeben. Und als Börsenmantel wäre die GoingPublic Media AG mit Vorratskapital tendenziell wertvoller. Deshalb soll das maximal mögliche genehmigte Kapital geschaffen werden. Herr Rieger stellte aber klar, dass er nicht davon ausgeht, dass es tatsächlich so kommt.

Ein weiteres Thema der virtuellen Aussprache war die Kapitalerhöhung bei der China Investment Media GmbH im Dezember 2020. Den Aktionär interessierte, wie Vorstand und Aufsichtsrat die fünf neuen Gesellschafter ausgesucht haben und warum nicht allen Aktionären die Möglichkeit eröffnet wurde, als Gesellschafter einzutreten. Er äußerte sich skeptisch, ob mit dem gewählten Vorgehen der bestmögliche Erlös realisiert wurde.

In seiner Antwort erläuterte Herr Rieger, dass die China Investment Media GmbH nach wie vor Verluste schreibt und frisches Kapital benötigte. Außerdem waren sich Vorstand und Aufsichtsrat einig, dass es für den Erfolg in China Partner braucht, die sich in diesem Geschäft auskennen. Mit dieser Maßgabe habe man nach potenziellen Investoren gesucht. Bei einer Gesellschaft, die Verluste schreibt, gestaltete sich dies aber nicht einfach. Letztlich habe man nur fünf Investoren überzeugen können.

Den 290 Aktionären der GoingPublic Media AG die Möglichkeit zu einer Teilnahme zu geben, wäre ein sehr aufwändiges Unterfangen gewesen, um 100 TEUR einzuwerben. Zudem wollte man das Kapital bewusst von externen Investoren einwerben und die Maßnahme auch noch im Jahr 2020 abschließen, da sonst ein negatives Eigenkapital bei der Tochtergesellschaft gedroht hätte. Die Preisverhandlungen gestalteten sich nicht einfach. Zunächst habe man Gespräche mit mehr als 20 potenziellen Investoren geführt, die Bewertungen gingen aber weit auseinander. Letztlich gelang aber eine Einigung.

Weiter informierte Herr Rieger auf Nachfrage des Aktionärs, dass der geplante Umzug in neue Geschäftsräume erst zum Jahreswechsel 2021/22 erfolgt. Corona-bedingt konnte der alte Mietvertrag zu gleichen Konditionen nochmals bis zum 31. Dezember 2021 verlängert werden. Zwar ist die Fläche in den derzeitigen Räumen mit rund 700 qm eigentlich zu groß, zumal sich ein Teil der Mitarbeiter im Homeoffice befindet. Durch eine teilweise Untervermietung kann aber eine große Kostenersparnis erreicht werden.

Ferner interessierte den Aktionär, welche Auswirkungen sich auf die Bilanz ergeben würden, wenn man latente Steuern aktivieren würde. Dies betreffend informierte Herr Rieger, dass die Gesellschaft zum 31. Dezember 2020 über einen Verlustvortrag von etwa 310 TEUR verfügt. Dies würde einen Bilanzansatz von etwa 90 bis 100 TEUR für aktive latente Steuern ermöglichen. Diese Möglichkeit soll im Hinblick auf eine möglichst konservative Bilanzierung aber nicht genutzt werden.

Überrascht zeigte sich der Fragesteller, dass die Verlängerung des Vorstandsvertrags von Herrn Rieger um zwei Jahre bis 31. März 2023 nicht per Ad-hoc-Meldung veröffentlicht worden ist. Dies war nach Aussage von Herrn Rieger nicht erforderlich. Die Verlängerung war wohl auch keine große Überraschung, nachdem er der Gesellschaft auch als Großaktionär eng verbunden ist. Dr. Jäger fügte an, dass der Aufsichtsrat im derzeitigen wichtigen Transformationsprozess froh ist, dass Herr Rieger weiterhin zur Verfügung steht.

Ferner erkundigte sich der Aktionär nach dem Ergebnisbeitrag des Finance Days, bei dem seines Wissens eine kostenfreie Teilnahme möglich war. Nach Angabe des Vorstands belief sich der Deckungsbeitrag auf fast 30 TEUR, was er als gutes Ergebnis ansieht. Dr. Jäger stimmte dieser Einschätzung zu. Er betrachtet den erstmals in Eigenregie realisierten Finance Day als wirtschaftlich gelungenes Debut und auch eine Art Pilotprojekt.

Wichtig war dem Aktionär ferner die Frage, welche Maßnahmen Vorstand und Aufsichtsrat konkret ergreifen, um die Transformation zu einem nachhaltig ertragreichen Geschäftsmodell zu forcieren. Nach Aussage von Herrn Rieger wurde ein Businessplan erstellt, der nun abgearbeitet wird. Außerdem werden, wie am Beispiel der Unternehmeredition dargelegt, bestehende Geschäftsmodelle modernisiert und eine Online- und Social-Media-Offensive gestartet. Der Weg ist natürlich noch nicht zu Ende. Er sieht daran aber aufgezeigt, wie vorgegangen wird, um wieder zu alter Ertragsstärke zurückzukehren.

Als wesentlichen Grund für den Verkauf des VentureCapital Magazins nannte Herr Rieger, dass man bei GoingPublic weniger Dinge tun wolle, dafür aber besser. Es bot sich damit an, sich auch von einem großen Bereich zu trennen, in dem seit Jahren eine rückläufige Entwicklung zu verzeichnen ist. Zudem konnte, wie aus den Zahlen des ersten Quartals 2021 zu entnehmen ist, ein guter Verkaufspreis erzielt werden. Zur genauen Höhe konnte er noch nichts sagen. Nach Überzeugung von Herrn Rieger war die Veräußerung die richtige Entscheidung.

In diesem Zusammenhang wollte der Aktionär wissen, welche weiteren Verkäufe sich der Vorstand vorstellen kann. Nach Auffassung von Herrn Rieger kann prinzipiell alles veräußert werden, was da ist. Man werde sich auch künftig die Optionen ansehen, die sich bieten. Am ehesten kann er sich eine Trennung vom „HV-Magazin“ und der Publikation „FuS – Zeitschrift für Familienunternehmen und Strategie“ vorstellen. Nachdem beide Einheiten sehr klein sind und nicht viel zum Geschäft beitragen, stellt sich die Frage, ob man diese Publikationen langfristig behalten wolle.


Abstimmungen

Vor Eintritt in die Abstimmungen verkündete Dr. Jäger die Präsenz. Die Stimmrechtsvertreterin vertrat 27.002 Aktien. Bezogen auf das gesamte Grundkapital von 900.000 Euro, eingeteilt in ebenso viele Aktien, entsprach dies einer Quote von exakt 30 Prozent. Daneben waren 630.970 Aktien im Wege der Briefwahl angemeldet. Insgesamt lag die Präsenz damit bei 73,11 Prozent.

Die Dividende von 0,10 Euro (TOP 2), die Entlastung von Vorstand (TOP 3) und Aufsichtsrat (TOP 4) sowie die Bestellung der Ebner Stolz GmbH & Co. KG zum Abschlussprüfer (TOP 7) wurden mit Zustimmungsquoten von mehr als 98 Prozent gefasst. Bei der Schaffung eines neuen genehmigten Kapitals (TOP 5) und der Ermächtigung zum Erwerb und zur Verwendung eigener Aktien (TOP 6) waren es bei jeweils rund 81.000 Gegenstimmen nur knapp 88 Prozent.

Nach knapp zwei Stunden schloss der Vorsitzende die Versammlung.


Fazit

Die GoingPublic Media AG hat das Geschäftsjahr 2020 relativ solide abgeschlossen. Zwar entwickelte sich der Umsatz bereinigt um den Verkauf der Publikation M&A Review Ende 2019 um 10,5 Prozent rückläufig. In dem für das Verlagswesen sehr negativen Marktumfeld ist dies aber keineswegs dramatisch. Andere Unternehmen der Branche haben deutlich größere Rückgänge zu beklagen. Dass mit minus 84 TEUR erstmals ein leicht negatives Ergebnis ausgewiesen wird, sollte in Zeiten der Corona-Krise ebenfalls nicht überbewertet werden.

Die Aktionäre können sich trotzdem über eine Dividende von 0,10 Euro freuen. Bereits seit dem Jahr 2008 zahlt das Unternehmen kontinuierlich Dividenden und dies soll nach dem Wunsch von Vorstand und Aufsichtsrat auch so beibehalten werden. Nach der diesjährigen Ausschüttung ist der Bilanzgewinn zwar fast aufgebraucht. Allerdings konnte im ersten Quartal 2021 mit der Veräußerung des VentureCapital Magazins erneut ein hoher Sonderertrag realisiert werden. Somit wird es auch im kommenden Jahr möglich sein, eine Dividende zu zahlen.

Dennoch stellt sich die Frage, wie es längerfristig weitergeht. Mit dem sukzessiven Verkauf von Geschäftsbereichen in den vergangenen Jahren schrumpfte der Umsatz kontinuierlich. Im laufenden Jahr wird er nur noch rund 1,8 Mio. Euro betragen. Operativ wurde zuletzt auch kein Geld mehr verdient. Der Vorstand baut auf die laufende Transformation des Geschäftsmodells mit einem Schwerpunkt auf einem Plattfom-Ansatz und cross-medialer Aufstellung. Inwieweit es damit gelingt, das Ergebnis wieder in Richtung alter Bestwerte anzuheben, lässt sich noch nicht zu beurteilen.

Ein Lichtblick ist immerhin der wieder wachsende IPO Markt. Positiv ist auch zu werten, dass die Gesellschaft mit liquiden Mitteln von über 1 Mio. Euro über ausreichend finanziellen Spielraum verfügt, um neue Ideen zu entwickeln. Noch ist nicht klar, wohin die Reise letztlich geht. Dennoch erscheint die Aktie beim aktuellen Kurs von 2,60 Euro spekulativ interessant. Bei insgesamt nur 900.000 Aktien ist die Marktkapitalisierung von 2,4 Mio. Euro schon fast zur Hälfte durch den Cash-Bestand abgedeckt.


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Veröffentlichungsdatum: 07.05.2021 - 12:00
Redakteur: mwa
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