Die Hauptversammlung der SCI AG fand am 27. November 2020 um 16 Uhr unter strengen Hygieneregeln im Junkernhof in Usingen statt. Der Aufsichtsratsvorsitzende Wilhelm Nachtigall begrüßte sechs Aktionäre. Für GSC Research war Volker Graf vor Ort.
Auf die Bestellung eines Notars wurde verzichtet. Die Niederschrift erstellte der Versammlungsleiter selbst. Im Rahmen der Verlesung der üblichen Formalien teilte Herr Nachtigall mit, dass keine Gegenanträge vorliegen und dass der Alleinvorstand Oliver Wiederhold im Geschäftsjahr 2019 lediglich die fixe Vergütung erhalten hat. Herr Nachtigall übergab dann das Wort an den Vorstand.
Bericht des VorstandsHerr Wiederhold begrüßte die Aktionäre zur Hauptversammlung der SCI AG und erläuterte zunächst die Bilanz.
Die Eigenkapitalquote liegt bei 99,5 (Vorjahr: 99,6) Prozent. Der Vorstand betonte, dass es keine Fremdfinanzierung gibt, auch nicht unterjährig. Auf der Passivseite der Bilanz befinden sich deshalb neben dem Eigenkapital nur noch 0,5 Prozent Rückstellungen.
Die Aktivseite der Bilanz stellt sich wie folgt dar: Wertpapiere des Anlagevermögens 49 Prozent, Forderungen und sonstige Vermögensgegenstände 1 Prozent, Wertpapiere des Umlaufvermögens 16 Prozent und Cash 34 Prozent.
Herr Wiederhold ging dann auf die Zahlen des Geschäftsjahrs 2019 ein. Der Umsatz stieg von 1.126 auf 1.509 TEUR. Das Handelsergebnis verbesserte sich von 72 TEUR auf 94 TEUR.
Die Gewinnrealisierungen von insgesamt 182 TEUR im Berichtsjahr verteilen sich auf folgende Werte: Mevis AG 87,2 TEUR, IFA Hotel und Touristik AG 50 TEUR, KTM AG 18,8 TEUR, Axel Springer 13,5 TEUR und ISRA Vision Parsytec AG 12,5 TEUR.
168 TEUR wurden aus Spruchverfahren in Deutschland vereinnahmt. Die erhaltenen Nachbesserungen aus Österreich betrugen 618 TEUR und betrafen die Constantia Packaging AG.
Die sonstigen betrieblichen Aufwendungen erhöhten sich leicht von 102 auf 123 TEUR und umfassen folgende Posten: Handelskosten Depotgebühren, Abschlussprüfung, Steuerberatung, Aufsichtsratsvergütung, Reisekosten sowie Rechts- und Beratungskosten.
Herr Wiederhold erläuterte, dass in den Rechts- und Beratungskosten von insgesamt etwa 17 TEUR der Aufwand für die steuerliche Betriebsprüfung in Höhe von 6,1 TEUR enthalten ist. Die steuerliche Betriebsprüfung für die Geschäftsjahre 2013 bis 2015 konnte im Frühjahr 2020 nach zweijähriger Prüfungsdauer ohne Beanstandung abgeschlossen werden.
Die Abschreibungen summierten sich im Berichtsjahr auf 247 (267) TEUR. Auf folgende Aktien waren Abschreibungen vorzunehmen: IFA Hotel und Touristik AG 45 TEUR, Vilkyskiu pienine 26 TEUR, Piper Deutschland AG 21 TEUR, Continental AG 21 TEUR, Valmieras Stikla Skiedra 17 TEUR und Sonstige jeweils kleiner als 15 TEUR insgesamt 117 TEUR.
Die erhaltenen Dividenden und Fondsausschüttungen sanken leicht von 171 auf 165 TEUR und betrafen folgende Posten: InnoTec TSS AG 38,6 TEUR, IFA Hotel und Touristik AG 32,8 TEUR, DOBA-Grund-Fonds 25,6 TEUR, KanAM-Fonds 14,2 TEUR, Gesundheitswelt Chiemgau AG 6,7 TEUR und Sonstige insgesamt 47 TEUR.
Herr Wiederhold erläuterte, dass es sich bei DOBA-Grund um einen geschlossenen Immobilienfonds der Doblinger-Gruppe handelt, der liquidiert wurde. Aufgrund des niedrigen Einstandspreises hat SCI hier Gewinne realisiert. KanAM ist ein offener Immobilienfonds, der sich ebenfalls in Auflösung befindet.
SCI konnte den Jahresüberschuss sehr deutlich steigern von 203 auf 775 TEUR. Das Ergebnis je Aktie vervierfachte sich fast von 0,45 Euro auf 1,61 Euro.
Herr Wiederhold zeigte dann eine Folie mit den im Jahr 2019 beendeten Spruchverfahren und den erhaltenen Nachbesserungen: Zech Group/Dt. Immobilien 81 TEUR, SCA Hygiene 59,3 TEUR, Strabag 8,4 TEUR, Constantia originäre Stücke 13,3 TEUR, MAN Garantiedividende 3,3 TEUR und John Deere Vermögensverwaltung AG 2,7 TEUR. Außerdem wurden für 605 TEUR Constantia-Nachbesserungsrechte erworben. Somit ergibt sich eine Nachbesserungssumme von 773 TEUR.
Im Folgenden präsentierte Herr Wiederhold das Einreichungsvolumen bei Spruchverfahren und betonte, dass die überwiegend bereits lange laufenden Verfahren einen hohen Zinsanteil bei den Nachbesserungen zur Folge haben. Das Gesamtvolumen beläuft sich auf aktuell 19,9 Mio. Euro gegenüber 18,9 Mio. Euro am 31. Dezember 2019.
Die größten Nachbesserungsposten sind: Gerling AG mit 2,5 Mio. Euro, GSW/Deutsche Wohnen BUG aus dem Jahr 2014 1,7 Mio. Euro, Kölner Rück 1,2 Mio. Euro, AXA 872 TEUR, GFKL/Abit 795 TEUR und seit Kurzem die Audi AG mit 1,1 Mio. Euro.
Herr Wiederhold ging dann auf die Entwicklung des Net Asset Value (NAV) der SCI-Aktie ein. Am 31. Dezember 2019 lag der NAV bei 23,73 Euro und sank in der Corona-Krise auf 20,18 Euro am 28. März 2020. Im Zuge der allgemeinen Börsenerholung konnte der NAV wieder zulegen und lag am 25. November 2020 bei 22,15 Euro.
Der Vorstand erläuterte dann das laufende Geschäftsjahr 2020. Fundamentale Entwicklungen in den einzelnen Werten wurden ab März 2020 von komplett unterschiedlich wirkenden Corona-Effekten vollständig überlagert. Der Kurszettel teilte sich in Profiteure und Verlierer der Pandemie auf.
Profiteure waren Medizinwerte wie Drägerwerk, Pfizer, Biontech, Curevac, und Vaqtec als Medizin-Logistiker. Aber auch Homeoffice-Aktien wie Apple, Microsoft, Teamviewer und Zoom. Außerdem nannte Herr Wiederhold sogenannte Stay-at-Home-Werte wie Nintendo, Netflix, Deutsche Post, Amazon, Zalando, Paypal, Delivery Hero und Hello-Fresh.
Unter den Corona-Verlierern befinden sich Einzelhandelswerte wie Adler Mode, Deutsche Euroshop und die inzwischen insolventen Tom Tailor und Vapiano. Auch die Luftfahrtaktien wie Lufthansa, Airbus, Boeing und MTU Aero Engines haben stark verloren. Ebenso Touristik-Werte wie TUI, Marriott Hotels und IFA Hotel und Touristik AG. Auch CTS Eventim, DEAG Entertainment und Borussia Dortmund gehören zu den Verlierern der Pandemie.
Der Vorstand ging dann auf die Corona-Effekte bei den vier größten Beteiligungen ein. IFA Hotel und Touristik AG ist weiterhin der größte Posten mit einem Depotanteil von 13,5 Prozent. Die Tourismusbranche ist der klare Verlierer der Pandemie wegen der zeitweisen Schließung sämtlicher Ferienanlagen.
Der Vorstand erwartet eine weitgehende Erholung der für IFA relevanten Tourismusgebiete im kommenden Jahr. Die Wiedereröffnung der großen neuen Hotelanlage in der Dominikanischen Republik ist für Januar 2021 geplant. Der hohe Cash-Bestand von IFA sorgt für Sicherheit und es könnten sich Kaufgelegenheiten in der Branche ergeben. Der Buchwert je IFA-Aktie beträgt 9 Euro bei einem aktuellen Börsenkurs von 4,90 Euro.
Mit einem Anteil von 10,1 Prozent ist die Gesundheitswelt Chiemgau AG der zweitgrößte Posten im Depot der SCI. Die Corona-bedingte Schließung der Chiemgau-Therme und der Hotels belastete die Gesundheitswelt Chiemgau AG mit Sitz in Bad Endorf. Staatliche Ausgleichszahlungen für freigehaltene Krankenhausbetten milderten die Umsatzeinbußen der drei Kliniken. Der Vorstand erwartet trotz Corona-Einschränkungen ein Ergebnis auf hohem Niveau und sieht die Gesundheitswelt-Chiemgau-Aktie als unterbewertet an.
Position Nummer drei im Portfolio mit einem Anteil von 8,3 Prozent ist der lettische Getränkehersteller Latvijas Balzams. Fehlende Duty-free-Umsätze konnten durch den Verkauf von Alkohol zur Desinfektion in den eigenen Shops teilweise ausgeglichen werden. Der Umsatz sank um 10 Prozent und das Ergebnis zum Halbjahr ging um 24 Prozent zurück. Für das dritte Quartal 2020 wird eine Verbesserung erwartet, die Q3-Zahlen sollen in Kürze veröffentlicht werden.
Der viertgrößte Depotposten mit einem Anteil von 4,8 Prozent ist die InnoTec TSS AG. Der Innotec-Umsatz sank im ersten Halbjahr 2020 von 49,6 auf 49,1 Mio. Euro und der Konzernüberschuss ging von 3,8 auf 3,2 Mio. Euro zurück. Insgesamt ist die Geschäftsentwicklung solide und der Kurs der Innotec-Aktie hat sich seit dem Tief im März 2020 deutlich erholt.
Die hohe Cash-Position erlaubte der SCI AG in der crashartigen Börsenphase im Frühjahr ein beherztes Zugreifen in einigen liquiden Werten abseits der üblichen Investitionsthemen in Abfindungs- und Value-Werten. Die Trading-Aktivitäten bezogen sich vor allem auf folgende Werte, welche inzwischen weitgehend wieder veräußert wurden: Metso Outotec OYi, Deutsche Post AG, Deutsche Euroshop AG, Sto SE und Co KGaA und Aurubis AG.
Herr Wiederhold ging dann auf die im laufenden Geschäftsjahr 2020 erhaltenen Nachbesserungen ein. Diese umfassten Leica AG 47 TEUR, Genescan AG 40 TEUR, Düsseldorfer Ton- und Ziegelwerke AG 39 TEUR und KSR Kübler AG 1 TEUR.
Der Vorstand erläuterte dann noch das zugekaufte Einreichungsvolumen der Intercell AG aus Österreich. Im Jahr 2013 erfolgte eine grenzüberschreitende Verschmelzung der Intercell AG mit der Vivalis AG in Frankreich zu Valneva S.A. SCI hatte damals insgesamt 1,67 Mio. Aktien eingereicht. Das Überprüfungsverfahren in Wien wurde aber wegen Verfahrensfragen erst Anfang des Jahres 2020 inhaltlich gestartet und es wurden Gutachter beauftragt.
Im laufenden Jahr ist eine deutliche Verbesserung der finanziellen Leistungsfähigkeit der Antragsgegnerin Valneva S.A. durch eine Kooperation mit Pfizer bei der Kommerzialisierung des Impfstoffes gegen die Lyme-Borreliose sowie die Entwicklung eines Impfstoffes gegen Covid-19 und ein geplantes IPO an der Nasdaq im Jahr 2021 eingetreten. Die Erfüllbarkeit etwaiger Nachzahlungsverpflichtungen in Cash erscheint jetzt gesichert. Die Kursentwicklung der Valneva-Aktie war entsprechend sehr positiv mit einem Plus von etwa 96 Prozent im Jahr 2020.
Herr Wiederhold teilte den Aktionären mit, dass aktuell eine Position in einem skandinavischen Abfindungswert aufgebaut wird. Da der Positionsaufbau noch nicht abgeschlossen ist, wurde der Name der Gesellschaft nicht genannt. Die Aktie soll aber zum fünftgrößten Depotwert ausgebaut werden mit einem geplanten Anteil von 3 bis 4 Prozent.
Der Vorstand gab folgenden Ausblick. Es wird eine Erholung auf das Vor-Corona-Niveau bei den großen Beteiligungen erwartet. Der Abfindungsbereich bietet immer wieder gute Chancen und die hohe Cash-Position von SCI ist deshalb vorteilhaft.
Außerdem ergeben sich selektive Chancen auch außerhalb des Haupttätigkeitsfeldes von SCI. Die Nachbesserungen sorgen für relativ steten Mittelzufluss und es befinden sich aussichtsreiche größere Positionen im Einreichungsportfolio. Herr Wiederhold dankte den Aktionären abschließend für deren Aufmerksamkeit.
Allgemeine AusspracheAktionär Martin Ahlers erkundigte sich nach dem Volumen und dem Abschluss der Rückzahlungen bei dem in Auflösung befindlichen KanAM-Immobilien-Fonds. Herr Wiederhold bezifferte das Volumen auf unter 100 TEUR und erläuterte, dass es halbjährliche Ausschüttungen gibt, das genaue Ende ist aber noch offen.
Herr Ahlers sprach auch die Nachbesserung bei Düsseldorfer Ton- und Ziegelwerke AG an. Laut Herrn Wiederhold hat SCI nur eine von vier noch ausstehenden Aktien der Düsseldorfer Ton- und Ziegelwerke AG angedient und eine Abfindung von 52 TEUR erhalten. Nach einem Vergleich wurde eine Nachbesserung von 39 TEUR gezahlt.
Aktionär Markus Böker erkundigte sich nach Piper Deutschland AG, welche nicht mehr börsennotiert ist. Laut Herrn Wiederhold wird Piper Deutschland AG im Telefonhandel bei Valora gehandelt. Es gab ein freiwilliges Erwerbsangebot zum Delisting zu 5,35 Euro je Aktie und SCI hält Piper-Aktien im Volumen von etwa 70 TEUR.
Die Frage von Herrn Böker, ob SCI beim Squeeze-out von Schuler beteiligt war, verneinte der Vorstand.
Der Verfasser dieses Berichts fragte, aus welchem Land und welcher Branche die Beteiligung Vilkyskiu pienine stammt. Der Vorstand teilte mit, dass es sich bei Vilkyskiu pienine um eine Molkerei aus Litauen handelt.
Herr Graf wollte auch wissen, wie viele Werte das Einreichungsvolumen von SCI insgesamt umfasst. Herr Wiederhold bezifferte das Volumen inklusive Kleinpositionen auf etwa 300. Bei 120 Spruchverfahren ist SCI als Antragsteller aktiv, ergänzte der Vorstand.
Die Frage von Herrn Graf, ob die drei zur Wiederwahl stehenden Aufsichtsratsmitglieder noch weitere Aufsichtsratsmandate bei anderen Unternehmen haben, verneinten alle drei Kandidaten.
AbstimmungenVom Grundkapital der SCI AG in Höhe von 480.207 Euro, eingeteilt in 480.207 Stückaktien, waren 191.053 Stückaktien bzw. Stimmen vertreten. Dies entspricht einer Quote von 43,15 Prozent des Grundkapitals der Gesellschaft.
Im Einzelnen stimmte die Hauptversammlung folgenden Tagesordnungspunkten einstimmig zu: dem Vortrag des Bilanzgewinns in Höhe von 5.240.657 Euro auf neue Rechnung (TOP 2), der Entlastung des Vorstands (TOP 3), der Entlastung des Aufsichtsrats (TOP 4), der Wahl von Wirtschaftsprüfer Stefan Süring, Bad Homburg zum Abschlussprüfer für das Geschäftsjahr 2020 (TOP 5), der Vergütung des Aufsichtsrats in Höhe von insgesamt 16.500 Euro (TOP 6) und der Wahl von Wilhelm Nachtigall, Markus Neumann und Christian Wolff in den Aufsichtsrat (TOP 7).
Der Versammlungsleiter bedankte sich bei den Aktionären für deren Teilnahme und schloss die Versammlung um 17:15 Uhr.
FazitDie SCI-Aktie notierte am Tag der Hauptversammlung im Freiverkehr der Börse Hamburg bei 19,40 Euro. Dies ergibt bei 480.207 ausgegebenen Aktien eine Marktkapitalisierung von etwa 9,3 Mio. Euro.
Per 25. November 2020 errechnete sich der NAV je SCI-Aktie mit 22,15 Euro. Der Börsenkurs liegt deutlich darunter, obwohl die möglichen Nachbesserungen nicht im NAV enthalten sind.
Auch die langfristige Entwicklung des NAV der SCI AG ist positiv. Der NAV kletterte von 10,53 Euro im Jahr 2011 auf aktuell 22,15 Euro und beweist, dass es dem Vorstand gelungen ist, langfristig eine gute Rendite für die Aktionäre zu erwirtschaften.
Aufgrund von Aktienrückkäufen in den Jahren 2015 und 2018 befanden sich per 31. Dezember 2019 insgesamt 37.449 eigene Aktien im Bestand, dies entspricht 7,8 Prozent des Grundkapitals.
Das Einreichungsvolumen ist mehr als doppelt so hoch wie die aktuelle Marktkapitalisierung von 9,3 Mio. Euro. Die SCI-Aktie ist deshalb weiterhin ein gutes Investment für langfristig orientierte Investoren.
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Internet: www.sci-ag.de
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[email protected]Ansprechpartner Investor RelationsOliver Wiederhold, Vorstand
Hinweis: Der Verfasser ist Aktionär der beschriebenen Gesellschaft.
Veröffentlichungsdatum:
03.12.2020
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17:50
Redakteur:
vgr