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HV-Bericht SPARTA AG - Aktienkurs liegt gut ein Drittel unter dem ausgewiesenen NAV von rund 155 Euro
Zu ihrer diesjährigen Hauptversammlung hatte die SPARTA AG ihre Anteilseigner trotz der aktuellen Einschränkungen durch die anhaltende Covid-19-Pandemie zu einer Präsenzhauptversammlung eingeladen. Diese hat am 01. Oktober 2020 im Hotel Atlantic Kempinski direkt an der Alster in Hamburg stattgefunden.

Der Aufsichtsratsvorsitzende Wilhelm K.T. Zours eröffnete die Hauptversammlung pünktlich um 11:00 Uhr. Rund 50 Aktionäre, unter ihnen auch Alexander Langhorst für GSC Research, hatten sich im Atlantic-Hotel eingefunden, um sich über die weiteren Perspektiven zu informieren.

Zu Beginn stellte Herr Zours das neue Vorstandsmitglied Philipp Wiedmann vor. Nach Aussage des Aufsichtsratsvorsitzenden findet die Hauptversammlung als Präsenzveranstaltung statt trotz einer Lungenkrankheit, die jährlich 10 Mio. Infizierte und 1,5 Mio. Tote fordert, nämlich Tuberkulose. Daneben gebe es aber auch noch Covid-19, weshalb die Gesellschaft auch ein Hygienekonzept für die Hauptversammlung aufgelegt hat. Trotz dieser Einschränkungen hat sich das Unternehmen entschlossen, eine „normale“ Hauptversammlung durchzuführen, da die virtuellen Hauptversammlungen keinen entsprechenden Ersatz darstellen. Nach dem Verlesen der sonstigen Formalien übergab Herr Zours das Wort an die beiden Vorstandsmitglieder Jens Jüttner und Philipp Wiedmann.


Bericht des Vorstands


Nach Begrüßung der Teilnehmer blickte Herr Jüttner zunächst kurz zurück auf das abgelaufene Geschäftsjahr 2019, welches jedoch bedingt durch den vergleichsweise späten Hauptversammlungstermin nunmehr bereits sehr lange zurückliegt. Wesentliche Ereignisse des Jahres 2019 waren die Neuausrichtung der Gesellschaftsorgane in Vorstand und Aufsichtsrat, die Andienung von Linde-Aktien im Rahmen des Squeeze-Outs mit einem Andienungsvolumen von über 50 Mio. Euro sowie die Durchführung einer Kapitalerhöhung. Bei letzterer wurden von den Aktionären gut 95 Prozent der auszugebenden Aktien bezogen, woraus sich ein Bruttozufluss von rund 19 Mio. Euro ergeben hat. Die Eintragung der Kapitalerhöhung im Handelsregister erfolgte im Jahr 2020.

Die größten Portfoliopositionen per Ende 2019 waren laut Herrn Jüttner Biofrontera AG (14,8 Mio. Euro), Dräger Genussscheine (7,0 Mio. Euro), Stada AG (8,1 Mio. Euro), Hornbach (6,7 Mio. Euro) sowie Bayer AG (3,6 Mio. Euro). Per 29. September 2020 setzen sich die Top 5 Positionen wie folgt zusammen. Dräger Genussscheine (29,4 Mio. Euro), Skeena Resources (18,6 Mio. Euro), Beta Systems Software AG (13,6 Mio. Euro), Biofrontera AG (11,3 Mio. Euro) sowie Wiluna Mining (9,4 Mio. Euro).

Sodann erläuterte Herr Jüttner die wesentlichen Eckdaten der Gewinn- und Verlustrechnung für das abgelaufene Geschäftsjahr 2019. Bei der Beurteilung des Zahlenwerks ist jedoch zu beachten, dass dort nur realisierte Ergebnisse ausgewiesen werden, wohingegen etwaige stille Reserven erst nach einer Realisierung aufgedeckt werden. Unter dem Strich ergibt sich für das Jahr 2019 ein Ergebnis nach Steuern von 354 TEUR nach einem Verlust im Vorjahr von 1,387 Mio. Euro. Ausweislich des Geschäftsberichts liegen die operativen Kosten in Bezug auf die Marktkapitalisierung bei 1,5 Prozent nach 0,8 Prozent im Vorjahr. Grund für den Anstieg sind angefallene Einmalaufwendungen für Abfindungszahlungen, Rechts- und Beratungskosten sowie Aufwendungen für die Durchführung der Kapitalerhöhung.

Bezogen auf die Bilanzsumme ergibt sich ein handelsrechtliches Eigenkapital je SPARTA-Aktie per Ende 2019 von 98,93 (Vorjahr: 98,46) Euro. Den Anstieg des Reinvermögens bezifferte Herr Jüttner auf 6,3 Prozent in 2019. Bei der Einordnung der Renditen ist es mit Blick auf den Anlagehorizont der Beteiligungen sinnvoll, auf einen Fünfjahreszeitraum abzustellen. Im Zeitraum 2015 bis 2019 lag die durchschnittliche jährliche Rendite der SPARTA AG bei 7,4 Prozent p.a.

Beste Ergebnisbringer waren nach Vorstandsangabe 2019 die Positionen Pfeiffer Vacuum mit 2,1 Mio. Euro, Hornbach mit 2,0 Mio. Euro, Linde mit 1,7 Mio. Euro sowie Bayer mit 1,3 Mio. Euro. Flops waren Biofrontera mit einem Minus von 7,2 Mio. Euro, Drillisch mit minus 1,1 Mio. Euro sowie Dräger Genussscheine mit einem Wertverlust von 1,0 Mio. Euro zum Bilanzstichtag.

Sodann berichtete Herr Jüttner über den Geschäftsverlauf im ersten Halbjahr 2020. Dieses war bilanziell geprägt von der Umsetzung und Eintragung der Kapitalerhöhung aus dem Vorjahr, aus der ein Mittelzufluss von 19 Mio. Euro resultierte. Im April hat dann die Drägerwerk AG bekannt gegeben, die ausstehenden Genussscheine zu kündigen. Hierdurch hat sich dort ein erheblicher Anstieg des Wertes der gehaltenen Position in Größenordnung von etwa 15 Mio. Euro ergeben. Ein weiterer erfreulicher Vorgang war die vergleichsweise Beendigung des Spruchverfahrens in Sachen AXA Konzern AG durch einen Vergleich, der vom früheren Aufsichtsratsmitglied Jens Große-Allermann vermittelt wurde, und wofür Herr Jüttner diesem im Namen der SPARTA AG und aller Aktionäre seinen ausdrücklichen Dank aussprach. Durch die Verfahrensbeendigung ergibt sich bei der SPARTA AG ein weiterer Ergebniseffekt nach Steuern von 12,4 Mio. Euro. Diese beiden Vorgänge haben sich sehr erfreulich in der Wertentwicklung des Portfolios niedergeschlagen, und dass in einem durch die Coronapandemie durch hohe Marktvolatilitäten geprägten Umfeld.

Entsprechend positiv entwickelte sich auch der innere Wert der SPARTA-Aktie im bisherigen Jahresverlauf. Gemäß der Corporate News vom 29. September 2020 kletterte dieser seit Jahresanfang um 49 Prozent auf nunmehr 155 Euro je SPARTA-Aktie. Die Rendite im Fünfjahreszeitraum von 2016 bis 2020 liegt damit bei knapp 13 Prozent p.a., wie Herr Wiedmann vorrechnete. Die Topergebnisbeiträge resultierten dabei aus dem Wertanstieg der Dräger-Genussscheine im Volumen von 15,6 Mio. Euro, Kurszuwächse auf Skeena Resources von 13,4 Mio. Euro, die Beendigung des Spruchverfahrens bei AXA Konzern mit 12,34 Mio. Euro sowie Kurszuwächse auf Wiluna Mining von 5,1 Mio. Euro. Größte Verluste resultierten aus Biofrontera mit einem Rückgang um 3,5 Mio. Euro, Wirecard mit 1,6 Mio. Euro sowie Bayer mit minus 0,8 Mio. Euro.

Sodann erläuterte der Vorstand noch einige ausgewählte Portfoliopositionen. Sehr erfreulich gestaltet sich die Entwicklung bei den Drägerwerk Genussscheinen. Hier konnten zu Beginn des Jahres 2020 noch weitere Papiere zu Kursen von 245 bis 250 Euro erworben werden. Nach der Ankündigung der Kündigung der insgesamt drei verschiedenen Serien haben die Kurse deutlich zulegen können. Insgesamt erwartet man bei Endabrechnung der Genussscheine per Anfang 2021 auf Basis aktueller Bestände einen Mittelzufluss von rund 10 Mio. Euro und für das Jahr 2023 weitere 20 Mio. Euro aus der dann fällig werdenden Serie.

Positiv entwickelten sich auch die Engagements im Rohstoffsektor. So wurden die Aktien von Skeena Resources rückblickend zu sehr günstigen Kursen erworben. Aktuell beläuft sich der Kurs auf 2,70 kanadische Dollar und liegt damit um ein Mehrfaches über dem durchschnittlichen Einstandskurs der SPARTA AG. Bei dem Unternehmen handelt es sich um ein Tagebauprojekt für Gold in Kanada und die aktuelle Marktkapitalisierung des Unternehmens liegt bei etwa 480 Millionen kanadischen Dollar. Ausweislich der vorhandenen Daten liegt der zu erwartende Aufwand für die Förderung einer Unze Gold bei 615 US-Dollar und damit deutlich unter dem aktuellen Preis des gelben Edelmetalls. Trotz der bereits guten Entwicklung sieht der Vorstand hier noch weiteres Potential für eine weiterhin positive Entwicklung der Börsenkurse.

Weitere wichtige Positionen im Portfolio sind Beta Systems AG mit einem Anteil am Unternehmen von rund 11 Prozent. Das hier investierte Kapital bezifferte der Vorstand auf etwa 12 Mio. Euro. An der Biofrontera AG ist man mit etwa 7 Prozent am Kapital der Gesellschaft beteiligt, das insgesamt in dieses Investment gesteckte Kapital wurde mit rund 22,5 Mio. Euro angegeben. Während sich Herr Wiedmann in Bezug auf die operative Entwicklung bei der Beta Systems positiv äußerte, leidet Biofrontera insbesondere auf der Vertriebsseite unter den zeitweiligen Lockdown-Maßnahmen in den USA. Dies lässt im laufenden Jahr eher eine Seitwärtsentwicklung erwarten, da durch die Einschränkungen insbesondere der Gewinn von Neukunden beeinträchtigt worden ist.

Perspektivisch ebenfalls sehr aussichtsreich ist nach Vorstandseinschätzung auch Wiluna Mining. Hierbei handelt es sich um ein australisches Minenunternehmen in den Northern Goldfields. Auf Basis der vorliegenden geologischen Gutachten verfügt die Gesellschaft über erhebliche Goldressourcen. Diese sollen bei 6,4 Mio. Unzen bei einem Goldgehalt von 2,1 g je Tonne liegen. Die nachgewiesenen Reserven betragen 1,4 Mio. Unzen bei einem Gehalt von 1,7 g je Tonne. Die Bewertung des Unternehmens im Verhältnis zu den vorhandenen Goldressourcen von 36 australischen Dollar je Unze bewegt sich auf einem attraktiven Niveau mit weiterem Potenzial in der Zukunft.

Engagiert ist die SPARTA AG aktuell auch beim zusammen mit der Deutsche Balaton und der DELPHI Unternehmensberatung AG lancierten Erwerbsangebot für Aktien der 4basebio AG. Investiert ist man dort mit einem Volumen von rund 3,5 Mio. Euro An dem aktuell laufenden Übernahmeangebot zum Preis von 2,00 Euro je Aktie ist die SPARTA AG zu etwa einem Drittel beteiligt. Bei einer Vollannahme würde sich das maximale weitere Investitionsvolumen von SPARTA auf 25 Mio. Euro belaufen. Per Ende September waren 1,316 Mio. Aktien mit einem Betrag von gut 2,6 Mio. Euro eingereicht worden. Bei der 4basebio AG steht eine Umstrukturierung der bisherigen Aktivitäten an, an der man sich mit der Bietergruppe aktiv einbringen und beteiligen möchte.

Zum Abschluss seiner Ausführungen erläuterte Herr Jüttner noch die wesentlichen Beschlussvorlagen der vorliegenden Tagesordnung.


Allgemeine Aussprache


Als erster Redner im Rahmen der Generaldebatte meldete sich Andreas Massek, Sprecher der Schutzgemeinschaft für Kapitalanleger (SdK) zu Wort und interessierte sich mit Blick auf die berichteten Verluste beim Engagement Wirecard AG für etwaige Überlegungen von Vorstand und Aufsichtsrat, hier Regressansprüche geltend zu machen. Laut Herrn Jüttner beobachtet man die Entwicklung hier genau und sondert derzeit den Markt. Nach aktueller Einschätzung könnte hier vermutlich wohl nur noch der Wirtschaftsprüfer mit Aussicht auf finanziellen Erfolg in Anspruch genommen werden, wobei auch hier unklar ist, ob und falls ja in welcher Höhe dort etwas zu realisieren sein wird, da dort im Regelfall auch Haftungsobergrenzen bestehen.

Nicht zustimmen werde Herr Massek für die von der SdK vertretenen Aktionäre den vorgeschlagenen Beschlussvorlagen zur Schaffung von genehmigten Kapitalia. Hier hält er ein Volumen von bis zu 50 Prozent für zu hoch, die SdK sieht hier im Regelfalls Vorratsbeschlüsse von bis maximal 20 Prozent für vertretbar an. Gleiches gilt auch für die von der Aktionärin Deutsche Balaton AG vorgeschlagene Kapitalerhöhung im Verhältnis 1:1 zu 28 Euro unter Tagesordnungspunkt 10. Herr Jüttner wies in der Beantwortung der Fragen zur vorgesehenen Verwendung der Kapitalia darauf hin, dass es sich bei den vorgeschlagenen genehmigten Kapitalia um reine Vorratsbeschlüsse handelt, welche die Gesellschaft entsprechend in die Lage versetzen sollen, flexibel auf sich bietende Chancen am Markt reagieren zu können. Derzeit besteht kein nutzbares genehmigtes Kapital mehr, und dies stellt nach Vorstandsangabe ein übliches Instrument bei einem an der Börse gehandelten Unternehmen dar. Bei Tagesordnungspunkt 10 handelt es sich um einen Vorschlag von Aktionärsseite, hier verhält sich der Vorstand neutral, da die Frage etwaiger Kapitalmaßnahmen aus seiner Sicht Sache der Eigentümer ist. Im Grundsatz begrüßt der Vorstand es jedoch immer, wenn durch mehr Kapital bzw. bestehende Vorratsbeschlüsse dem Unternehmen frische Mittel zugeführt werden und damit die Investitionsvolumina steigen.

Sowohl Herr Massek wie auch weitere Redner interessierten sich für die vorgesehene Änderung der Satzung und die darin erweiterte Möglichkeit von Investitionen. Laut Herrn Wiedmann ist es nicht beabsichtigt, irgendwelche Hedging-, Short- oder Optionsgeschäfte zu tätigen. Grund der vorgeschlagenen Neufassung ist vielmehr, dass es je nach technischer Ausgestaltung von Instrumenten wie etwa Genussrechten oder Schuldverschreibungen durchaus gewisse Unsicherheiten gibt, ob dies immer eins zu eins mit der gegenwärtigen Ausgestaltung der Satzung kompatibel ist.

Aktionär Wilm Müller kritisierte in seinem Wortbeitrag unter anderem den Umstand, dass bei der SPARTA AG die Verbriefung der Aktien laut Satzung ausgeschlossen ist und er damit nur indirekten Besitz über einen Anteil an der Globalurkunde habe. Dies nahm er auch zum Anlass, gegen die Entlastung der Verwaltung zu votieren. Aufsichtsratschef Zours wies in seiner Antwort darauf hin, dass er den Ärger sehr gut nachvollziehen könne und ihm dieser Umstand auch nicht wirklich gefällt. So berichtete er von seinen Erfahrungen bei der Deutsche Balaton AG. Dort habe man sich auch sehr lange dagegen gewehrt, letztlich habe aber im deutschen Markt die Clearstreambank als Abwickler von Wertpapiertransaktionen eine derart große Machtstellung, dass diese zur Gewährleistung einer Handelbarkeit der Aktie an der Börse eine Globalurkunde verlangt. Daher habe man dies letztlich bei der Deutsche Balaton auch akzeptiert, um die Handelbarkeit der Aktie nicht zu gefährden. Gleiches ist auch der Hintergrund für die Regelung in der Satzung der SPARTA AG.

Weitergehend erläuterte der Aufsichtsratsvorsitzende auch die von der Deutsche Balaton AG vorgeschlagenen Kapitalerhöhung unter Tagesordnungspunkt 10. So ist es nach Überzeugung von Herrn Zours in der Genetik einer Aktiengesellschaft angelegt, dass diese ihre Rechtsform zur Durchführung von Kapitalerhöhungen nutzt, um auf diese Weise das vorhandene Volumen weiter zu erhöhen. Bei der Anlagestrategie ist es nun die Frage, wie hier die optimale Kapitalausstattung eingeschätzt wird. Nach seiner Überzeugung benötigt man bei einem konzentrierten Portfolio, wie es bei der SPARTA AG immer schon vorhanden war, eine entsprechende Durchschlagskraft, um sich auch nennenswert an den Unternehmen beteiligen zu können. So ist es laut Zours immer ein Unterschied, ob man an einem Unternehmen etwa mit 1 oder 2 Prozent beteiligt ist oder ob man z.B. Schwellenwerte von 5 oder 10 Prozent überschreitet. Mit einer solchen Beteiligung wird man als Investor im Regelfall von der dortigen Verwaltung und den übrigen Anteilseignern wesentlich ernster genommen und kann seine Interessen und Ansprüche auch viel effektiver sichern.

Laut Herrn Zours gilt diese Einschätzung sowohl für Investments in Sondersituationen oder bei möglichen im Raume stehenden Strukturmaßnahmen als auch bei anderen Investments wie etwa den zuletzt getätigten Investments im Rohstoffsektor. Ausgehend von diesen Überlegungen hält der Aufsichtsratschef eine durchschnittliche Positionsgröße zwischen 30 und 60 Mio. Euro für sinnvoll, so dass bei fünf bis zehn Positionen im Bestand ein Kapitalvolumen von rund 300 Mio. Euro vorhanden sein sollte. Es reichen nach seiner Einschätzung auch durchaus 200 bis 250 Mio. Euro, allerdings sollte das vorhandene Volumen deutlich ausgeweitet werden.

Zur Höhe des vorgeschlagenen Bezugspreises je Aktie verteidigte er den vorgeschlagenen Kurs von 28 Euro, der über dem Nominalwert der SPARTA-Aktie liegt und zugleich nach seiner Einschätzung auch bestehende Aktionäre nicht allzu sehr überfordern sollte, da bezogen auf den aktuellen Aktienkurs von rund 100 Euro hier ein zusätzliches Investment von rund einem Viertel des bestehenden Volumen zu tätigen ist. Zudem soll ein Bezugsrechtshandel stattfinden, so dass diese handelbar sind, sofern ein Investor eben nicht an der vorgeschlagenen Kapitalerhöhung teilnehmen möchte.

Dr. Olaf Hein, der von der Elbstein AG gehaltene Aktien an der SPARTA AG vertrat, stimmte Herrn Zours insoweit zu, als dass er feststellte, dass die SPARTA AG ohne Kapitalerhöhungen in der Vergangenheit heute nicht da stehen würde, wo sie heute ist. Dabei erinnerte er daran, dass die Gesellschaft vor gut 25 Jahren im Wohnzimmer unter Mitwirkung von Herrn Zours mit einem Kapital von rund 1 Mio. Euro gegründet worden war. Nähere Erläuterungen erbat der Redner im Zusammenhang mit den Investments im Rohstoffsektor.

Zu diesen Investments erläuterte Herr Zours unter anderem die folgenden Hintergründe. In der globalen Einordnung zeigte er sich mit Blick auf die aktuellen Beeinträchtigungen der Wirtschaft und die vom Volumen immens großen Hilfsprogramme davon überzeugt, dass Gold eine große Zukunft bevorsteht. Probleme in Bezug auf die Stabilität von Währungen sah Herr Zours hier vor allem bei Italien, trotzdem habe die EZB einen Beschluss gefasst, dass selbst bei einer Abstufung der Italien-Anleihen auf Junk-Bond-Niveau diese weiterhin als Sicherheit dienen können. Da die Kreditfähigkeit vieler Staaten nicht mehr gegeben ist, werde ein Großteil der Gelder aus dem Hilfsprogramm verschenkt. Deshalb könne man sich die Frage stellen, welchen Wert Geld noch aufweist.

Gold dürfte dagegen diesem Vertrauensverlust nicht unterliegen, da es auch nicht beliebig vermehrbar ist. So habe Skeena rund 4 Mio. Unzen Gold im Boden, die Gesellschaft werde aber voraussichtlich demnächst nach den weiteren Bohrungen auf 5 Mio. Unzen kommen. Der Wert im Boden beläuft sich damit auf ungefähr 10 Mrd. USD. Die Kosten der Gewinnung bezifferte Herr Zours auf üblicherweise etwa 50 bis 70 Prozent. Die Marktkapitalisierung der Gesellschaft liegt dagegen erst im Bereich von 400 Mio. USD. Hier habe die SPARTA AG schon recht früh in das Unternehmen investiert. Abschließend wies Herr Zours noch auf das Engagement bei Wiluna Mining hin. Bei der Auswahl von Investments in diesem Bereich legt man nach seiner Darstellung letztlich identische Kriterien an, wie bei jedem anderen Engagement in anderen Branchen auch.

Zudem wies er mit Blick auf Frage, wie diese Engagements in die Strategie des „Value Investings“ passen, darauf hin, dass man sich bei Engagements schließlich nicht im Bereich von irgendwelchen „Greenfield-Projekten“ bewegt, sondern diese eine entsprechende Historie aufweisen und man überdies auch sehr auf den bisherigen Track-Rekord der handelnden Personen und der beteiligten Investoren achtet.

Weitere Fragen aus dem Aktionariat befassten sich damit, welcher Ertrag mit der Position Deutsche Bank-Aktien erzielt worden ist. Hierzu antwortete Herr Wiedmann, dass dieses Engagement unter dem Strich mit einem realisierten Gewinn von rund 800 TEUR erfolgreich abgeschlossen worden ist und man damit Geld verdient hat.

Zum Engagement bei Wirecard erklärte er, dass man dort bereits im vergangenen Jahr aktiv war und dann auch im Umfeld der Meldungen in diesem Jahr aktiv gewesen ist. Hinsichtlich der vorgebrachten Kritik, wieso man in diesem Papier überhaupt gehandelt hat, verwies der Vorstand darauf, dass schließlich trotz der immer wieder aufgekommenen Vorwürfe stets Testate erteilt worden sind. Diese sind im Übrigen bis zum heutigen Tage auch noch nicht zurückgezogen worden. Bei Anlageentscheidungen muss man sich schon darauf verlassen können, dass das, was testiert wurde, auch tatsächlich vorhanden ist. Zudem lagen zur Wirecard AG auch positive Einschätzungen von Brokern wie Goldman Sachs oder Baader Bank vor. Die Gewichtung im Portfolio von SPARTA lag auch nicht höher als die Gewichtung von Wirecard im DAX mit rund 2 Prozent. Auf ergänzende Frage, inwieweit man eventuell auch in Aktien der Grenke AG investiert ist, antwortete der Vorstand mit einem klaren Nein.

Aktionär Lüllemann interessierte sich im Rahmen seiner Wortmeldung noch für weitergehende Details zu den Engagements in den Goldminenaktien und wollte dabei unter anderem wissen, ob es sich dabei um wirklich produzierende Gesellschaften oder lediglich um Royalties handelt. Hierzu antwortete Herr Wiedmann, dass es sich bei den beiden Gesellschaften um produzierende Unternehmen handelt. Jedoch ist die Produktion bei Skeena erst ab 2024 vorgesehen. Allerdings wurde dort in der Vergangenheit schon produziert, so dass auch hier eine entsprechende Historie besteht.

Aktionär Dieter Schwarzlos interessierte sich dafür, ob mit der in der Tagesordnung vorgeschlagenen Sitzverlegung von Hamburg nach Heidelberg auch eine Änderung des Ortes der Hauptversammlung verbunden ist. Hierzu antwortete Herr Zours, dass er das Hotel Atlantic und den Saal ausgesprochen schön findet und sich durchaus vorstellen kann, die Hauptversammlung auch in Zukunft dort abzuhalten. Eine Entscheidung hierzu wurde aber bisher noch nicht getroffen.

Aktionär Füth interessierte sich für die Planungen des Vorstandes mit den inzwischen durch die Drägerwerk AG gekündigten Genussscheinen im Bestand der SPARTA AG. Hierzu antwortet Herr Wiedmann, dass man die 2021 zur Auszahlung gelangenden Genussscheine der Serien A und K bis zum Laufzeitende halten will. Bei der erst 2023 zur Auszahlung gelangenden Serie D will man flexibel bleiben. Auf den Vorschlag des Redners, eine Investition der freiwerdenden Mittel in Aktien der Drägerwerk AG vorzunehmen, da diese nach Einschätzung des Redners im Branchenvergleich nach wie vor günstig bewertet sind, antwortete Herr Jüttner, dass man hier die Entwicklung durchaus beobachtet und man dieses verfolgt. Festlegen in Bezug auf konkrete Investitionsüberlegungen wollte sich der Vorstand in diesem Fall aber noch nicht.

Nicht ganz nachvollziehen konnte der Redner den hohen Abschlag des Aktienkurses auf den inneren Wert der Aktie. Beim aktuellen Kurs von um die 100 Euro notiert die Aktie deutlich unter dem berichteten NAV von 155 Euro. Mit dem bestehenden Abschlag zeigte sich Herr Wiedmann ebenfalls nicht sehr glücklich und begründete den Abschlag damit, dass die SPARTA-Aktie nicht so im Fokus der Investoren liegt. Ein Abschlag auf den inneren Wert ist nach Vorstandsangabe aber auch nicht unüblich im Markt und auch bei anderen ähnlich agierenden Unternehmen zu beobachten.


Abstimmungen

Nach Beendigung der allgemeinen Aussprache um 14:10 Uhr wurde die Präsenz mit 858.137 Aktien oder 86,09 Prozent des stimmberechtigten Grundkapitals festgestellt. Bei den Beschlussfassungen waren im Fall von TOP 2 bei den Herren Jüttner und Hettche jeweils 572.954 Ja- und 284.403 Neinstimmen zu verzeichnen. Auch bei der Entlastung der Aufsichtsratsmitglieder Zours, Dr. Werkmann und Prof. Dr. Karin Lergenmüller war eine ähnliche Zahl an Gegenstimmen zu verzeichnen. Gegenstimmen in Höhe von 312.436 gab es auch bei der Wahl des Abschlussprüfers (TOP 4). Die Beschlussvorlagen der Verwaltung zu TOP 5 und TOP 6 erhielten mit über 312.000 Gegenstimmen ebenfalls nicht die erforderliche Dreiviertelmehrheit. Bei Tagesordnungspunkt 7 lag die Opposition bei 287.716 Stimmen. Auch die unter Tagesordnungspunkt 8 vorgeschlagene Satzungsänderung wurde bei über 312.000 Gegenstimmen abgelehnt. Ähnliche Gegenstimmen ergaben sich bei den Punkten 9 und 10, die jedoch angesichts einer nur erforderlichen einfachen Mehrheit entsprechend angenommen wurden.

Abgestimmt wurde über die Entlastung von Vorstand (TOP 2) und Aufsichtsrat (TOP 3), die Wahl der RSM GmbH, Wirtschaftsprüfungsgesellschaft Steuerberatungsgesellschaft, Frankfurt zum Abschlussprüfer für das Geschäftsjahr 2020 (TOP 4), die Schaffung eines neuen genehmigten Kapitals 2020 mit der Ermächtigung zum Ausschluss des Bezugsrechts und entsprechender Änderung der Satzung (TOP 5), die Ermächtigung zur Ausgabe von Options- oder Wandelanleihen, Genussrechten oder Gewinnschuldverschreibungen nebst Schaffung eines entsprechenden bedingten Kapitals nebst entsprechender Satzungsänderungen (TOP 6), die Sitzverlegung der Gesellschaft nach Heidelberg (TOP 7), die Änderung von Paragraph 2 Abs. 1 der Satzung (TOP 8), die Ermächtigung zum Erwerb und zur Verwendung eigener Aktien gemäß § 71 Absatz 1 Nr. 8 AktG und zum Ausschluss des Bezugsrechts (TOP 9) sowie die Erhöhung des Grundkapitals gegen Bareinlage (TOP 10).

Gegen die Beschlussfassungen der Hauptversammlung wurden Widersprüche zu Protokoll erklärt. Der Versammlungsleiter konnte die Hauptversammlung nach einer Dauer von etwas mehr als vier Stunden um 15:07 Uhr schließen.


Fazit

Insbesondere im aktuell laufenden Geschäftsjahr 2020 konnte die SPARTA AG erheblich von der vergleichsweisen Beendigung des Spruchverfahrens bei der AXA Konzern AG mit einem Ergebniseffekt von rund 12,3 Mio. Euro sowie der Kündigung der Genussscheine der Drägerwerk AG mit einem weiteren Effekt von rund 15,6 Mio. Euro im NAV profitieren. Zusammen mit der ausgesprochen positiven Kursentwicklung der beiden Beteiligungen im Goldsektor erhöhte sich der innere Wert der Aktie von Jahresanfang 2020 bis zur Hauptversammlung auf 155 Euro je Anteilsschein, was einem Anstieg von 49 Prozent entspricht.

In Zeiten der Marktverwerfungen durch Covid-19 kann sich diese Entwicklung durchaus sehen lassen, wenngleich hierbei beachtet werden muss, dass die beiden Engagements AXA Konzern und Drägerwerk-Genussscheine zum Teil bereits vor vielen Jahren eingegangen wurden, so dass sich auch hier wieder zeigt, dass bei den Projekten mit einem mehrjährigen Horizont gerechnet werden muss. Dies gilt nach Einschätzung des Verfassers sowohl für Engagements im Bereich der Sondersituationen als auch bei Investments im Rohstoffsektor wie zuletzt bei Skeena Resources und Wiluna Mining. Die bisherige Kursentwicklung gibt der Investmententscheidung des Vorstandes jedenfalls Recht.

Abzuwarten bleibt, wann die unter TOP 10 beschlossene Kapitalerhöhung aufgerufen wird. Angesichts des erheblichen Abschlages des Bezugskurses auf den Börsenpreis ist hier eine Teilnahme bestehender Aktionäre in jedem Fall anzuraten. Möglicherweise gelingt es auch, die aktuell im Aktionariat bestehenden Spannungen, die in einigen Abstimmungsergebnissen klar zu Tage getreten, sind in Zukunft etwas einzuhegen. Mit einem größeren Kapital und einer tendenziell steigenden Fungibilität der SPARTA-Aktie an der Börse sollte sich auch der aktuell gut ein Drittel betragende Abschlag auf den Inneren Wert (NAV) reduzieren lassen.


Kontaktadresse

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Internet: www.sparta.de
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Hinweis: Der Verfasser ist Aktionär der beschriebenen Gesellschaft.



Veröffentlichungsdatum: 21.10.2020 - 15:25
Redakteur: ala
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