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HV-Bericht Flughafen Wien AG - Gut gerüstet die Covid-Krise zu meistern
Am 4. September 2020 fand die 32. ordentliche Hauptversammlung der Flughafen Wien AG statt. Auch der österreichische Flughafenbetreiber hielt wie die meisten Gesellschaften sein jährliches Aktionärstreffen rein virtuell ab. Im vergangenen Jahr 2019 setzte das Unternehmen die äußerst erfreuliche Geschäftsentwicklung der Vorjahre fort. Für GSC Research berichtet Thorsten Renner über den Verlauf der Hauptversammlung.

Die Aufsichtsratsvorsitzende Bettina Glatz-Kremsner eröffnete die Hauptversammlung pünktlich um 10:00 Uhr und begrüßte die online teilnehmenden Aktionäre. In der Folge übergab sie das Wort an den Notar Dr. Brix, der die Modalitäten zum Ablauf der Hauptversammlung verlas. Anschließend ging Frau Glatz-Kremsner auf die wichtigsten Themen der Aufsichtsratstätigkeit ein. Im vergangenen Jahr habe die Gesellschaft wieder ein sehr gutes Ergebnis erwirtschaftet. Man habe 2020 auch alles unternommen, um gut durch die Krise zu kommen. Da die Flughafen Wien AG nahezu schuldenfrei ist, kann das Unternehmen von einer sehr soliden Basis aus in die Zukunft blicken. Nach der Erläuterung der Vergütungsgrundsätze des Vorstands und dem Verlesen der sonstigen Formalien übergab die Aufsichtsratsvorsitzende das Wort an den Vorstandsdirektor Prof. Dr. Günther Ofner.


Bericht des Vorstands


Nach Aussage von Prof. Ofner wurde im vergangenen Jahr sehr erfolgreich gewirtschaftet und in fast allen wichtigen Parametern wurden neue Rekordwerte erzielt. So verbesserte sich der Umsatz um 7 Prozent und das Ergebnis erhöhte sich um 15,7 Prozent auf das Rekordniveau von 175,7 Mio. Euro. Angesichts der jetzigen pandemiebedingten Krise mutet dies jedoch an, als sei dies schon lange Geschichte. Die hervorragende Geschäftsentwicklung hat das Unternehmen in die Lage versetzt, die Schulden zum Jahresende auf nur noch rund 80 Mio. Euro abzubauen. Damit verfügt die Gesellschaft auch in der Krise über ausreichend Substanz.

Die Flughafen Wien AG setzte aber auch im letzten Jahr die Umweltoffensive fort. Dabei soll der Flughafen einer der ersten Airports mit einem klimaneutralen Betrieb werden. Auf diesem Weg konnten auch im vergangenen Jahr der Energieverbrauch gesenkt und der Kohlendioxidausstoß gesenkt werden. Wie der Vorstand mitteilte, war man noch im Februar 2020 von einer erhöhten Ausschüttungsquote von 60 Prozent ausgegangen. Die Krise hat die Verantwortlichen jedoch dazu veranlasst, die Aussetzung der Dividendenzahlung vorzuschlagen und den Gewinn auf neue Rechnung vorzutragen. Zudem will die AG einen Fixkostenzuschuss von Österreich erhalten, wobei die Regularien vorsehen, keine Dividende auszuschütten. Derzeit sei es schwierig, eine Prognose abzugeben. Die Krise wird jedoch auch vorübergehen und dann könne die Gesellschaft ihren Erfolgsweg fortsetzen.

Im abgelaufenen Jahr stieg der Umsatz um 7,2 Prozent und das EBITDA legte um 9,8 Prozent auf 384,8 Mio. Euro zu. Beim EBIT ergab sich sogar ein Anstieg um 14,3 Prozent auf 252,3 Mio. Euro, das Konzernergebnis kletterte um 15,7 Prozent auf 175,7 Mio. Euro. Damit setzte die Flughafen Wien AG die seit 2011 anhaltende Steigerung der Ergebnisse nahtlos fort. Laut Prof. Ofner hat das Unternehmen dabei auch noch nachhaltig gewirtschaftet und die Substanz ausgebaut. Auf dieser Basis wäre es zu einer weiteren Steigerung der Dividende gekommen. Angesichts der Krise sieht das Unternehmen nun aber von einer Dividendenausschüttung ab.

Die gute Geschäftsentwicklung der letzten Jahre ermöglichte eine Reduzierung der Nettoverschuldung auf nur noch 81,4 Mio. Euro. Auch der Cashflow aus laufender Geschäftstätigkeit erhöhte sich um 28 Prozent auf 373 Mio. Euro. Nach Angabe des Vorstands konnte der Free Cashflow im abgelaufenen Geschäftsjahr sogar mehr als verdoppelt werden. In Folge des Gewinns legte das Eigenkapital weiter auf 1,38 Mrd. Euro zu gleichbedeutend mit einer Eigenkapitalquote von 60 Prozent.

Die derzeitige Krise hat sich auch im Aktienkurs niedergeschlagen, der derzeit zwischen 25 und 26 Euro je Aktie pendelt. Trotzdem ergibt sich seit 2012 immer noch eine Steigerung um 256 Prozent, betonte Prof. Ofner. In den letzten Jahren konnten zudem der Energieverbrauch und der Kohlendioxidausstoß deutlich reduziert werden. Hierbei hielt der Vorstand die nachhaltige Entwicklung für äußerst bedeutsam. In diesem Rahmen soll das gewonnene Know-how auch anderen Unternehmen zur Verfügung gestellt werden. Als Ziel nannte er den klimaneutralen Betrieb des Flughafens. Hierzu soll die bereits bestehende Photovoltaikfläche weiter ausgebaut werden.

Zufrieden zeigte sich Prof. Ofner mit der Inbetriebnahme des Office Park 4. Die ersten Mieter sind bereits eingezogen, die Vermietungsquote erreicht derzeit schon rund 40 Prozent. Insgesamt sah der Vorstand die Flughafen Wien AG gut gerüstet, um die derzeitige Corona-Krise zu meistern. Er bedankte sich aber auch bei der österreichischen Bundesregierung, speziell die Kurzarbeit habe bei der Bewältigung der schwierigen Zeit geholfen. Das Unternehmen habe sich auch noch ausreichend Kreditlinien gesichert, um selbst bei einer länger andauernden Krise gut hindurchzukommen.

Wie der Vorstand mitteilte, ist derzeit die Nachfrage nach Corona-Tests am Flughafen sehr hoch. Angesichts der derzeitigen Lage wurden die geplanten Investitionen für 2020 auf unter 100 Mio. Euro reduziert. Auch wenn einige Bauvorhaben zurückgestellt wurden, sollen diese in Zukunft trotzdem umgesetzt werden. Allerdings könne man derzeit nicht sagen, wie lange die Erweiterung des Terminals verschoben wird, so Prof. Ofner. Im Hinblick auf die dritte Piste erklärte der Vorstand, man habe die endgültige Entscheidung zur Durchführung, und zwar unabhängig davon, wann das Vorhaben umgesetzt wird. Derzeit sind alle operativen Kennzahlen negativ, der Vorstand machte aber keine bestandsgefährdenden Risiken aus. Insgesamt können die Aktionäre beruhigt auf ihre Flughafen Wien AG schauen, betonte Prof. Ofner.

Anschließend übernahm Vorstandsmitglied Julian Jäger die Erläuterung der Verkehrsergebnisse. Dabei konnte die Zahlen erneut an die Rekordwerte anknüpfen. In Wien legten die Passagierzahlen um 17 Prozent auf 31,7 Mio. Reisende zu. In der Gruppe lag der Zuwachs bei rund 15 Prozent auf knapp 40 Mio. Passagiere. Damit erreichte die Gesellschaft nach Ansicht von Herrn Jäger einmal mehr ein sehr solides Wachstum. Austrian Airlines war am Standort Wien mit einem Plus von 6,4 Prozent auf 13,7 Mio. Passagiere erneut die klare Nummer 1. Sehr erfreulich entwickelte sich dabei vor allem die Langstrecke. In Malta belief sich der Zuwachs auf 7,4 Prozent gleichbedeutend mit 7,3 Mio. Passagieren. Košice erreichte einen leichten Zuwachs von 2,9 Prozent auf 0,6 Mio. Passagiere. In der Gruppe entfielen damit rund 80 Prozent auf Wien und 18,5 Prozent auf Malta. Laut Herrn Jäger erzielte man vor allem bei den Lokalpassagieren ein starkes Wachstum von 20 Prozent auf 24,3 Mio. Reisende.

Bei den Flugbewegungen kam es zu einem Anstieg um gut 10 Prozent auf 266.800. Lediglich beim Frachtaufkommen musste die Gesellschaft einen leichten Rückgang hinnehmen. Bei den Passagieren der Linienfluggesellschaften entfiel ein Anteil von 43,2 Prozent auf Austrian Airlines. Daneben entfielen 8,4 Prozent auf Lauda und 7,2 Prozent auf Eurowings. Die Lufthansa-Gruppe steht für rund 55 Prozent der Passagiere, die Lokal-Carrier machen rund 30 Prozent aus, teilte Herr Jäger mit.

In der Folge ging der Vorstand auf die einzelnen Segmente ein. Demnach war 2019 für das Segment Airport ein gutes Jahr. Der Umsatz verbesserte sich um 8 Prozent und das EBIT erhöhte sich um 4 Prozent auf 104 Mio. Euro. Wie Herr Jäger berichtete, geht es beim Thema Nachhaltigkeit um ein neues Lärmgebührenmodell, das den Airlines Anreize bietet, leisere Flugzeuge einzusetzen. Im Segment Handling & Sicherheitsdienstleistungen blieb das Umfeld weiter herausfordernd, doch die Gesellschaft konnte das Jahr erfreulich abschließen. Bei einem Umsatzanstieg um 1,8 Prozent auf 166,3 Mio. Euro konnte das EBIT von 2,2 auf 7,3 Mio. Euro mehr als verdreifacht werden. Den deutlichen Ergebnisanstieg führte der Vorstand vor allem auf erzielte Kostensenkungen zurück.

Das Segment Retail & Properties entwickelte sich ebenfalls sehr erfreulich, wobei die Gastronomie zu überzeugen wusste. Aber auch bei den Parkerlösen erzielte das Unternehmen im vergangenen Jahr deutliche Fortschritte. Beim EBIT wies das Segment einen kräftigen Zuwachs von 17 Prozent auf 85,6 Mio. Euro aus. Exzellent entwickelte sich im abgelaufenen Jahr das Segment Malta. Bei einem Umsatz von rund 100 Mio. Euro belief sich das EBIT auf 52,4 Mio. Euro. Laut Herrn Jäger wird die Entwicklung des Flughafens weiter vorangetrieben. Zufrieden zeigte sich Herr Jäger auch mit der Entwicklung am Flughafen Košice, zumal es der einzige Flughafen in der Slowakei sei, der Gewinne erwirtschaftet. Denn bei einem Umsatz von 14,0 Mio. Euro konnte ein Nettoergebnis von 2,7 Mio. Euro realisiert werden.

Im Geschäftsjahr 2020 hatte die Flughafen Wien AG mit weiterem Wachstum gerechnet. Durch Corona verzeichnete das Geschäft jedoch einen deutlichen Einbruch. Wie Herr Jäger mitteilte, gab es Tage mit lediglich 300 Passagieren. Allerdings hatte der Flughafen große Bedeutung beim Thema Fracht eingenommen. Hierbei fungierte der Flughafen als Tor für viele Hilfsgüter. Darüber hinaus wurden über 7.500 Personen bei Rückholflügen nach Österreich gebracht. Dementsprechend stellte der Flughafen eine Lebensader für ganz Österreich dar.

In den Zeiten der Pandemie hat die Gesundheit die höchste Priorität am Flughafen, betonte Herr Jäger. Dabei war er auch stolz, dass Wien ein EASA Pilot-Airport geworden ist. In diesem Rahmen bedankte er sich bei allen Mitarbeitern für deren Einsatz in den Zeiten der Krise. Gemeinsam konnte die Krise gemeistert werden und Herr Jäger war zuversichtlich, dass man in Zukunft wieder an die Erfolge anknüpfen kann. Positiv hob er auch die gute Kooperation mit den Behörden hervor.

Die Modernisierung des Terminals 2 wurde fortgesetzt und geht nun in die entscheidende Phase. Deshalb war Herr Jäger zuversichtlich, dass das Terminal im Frühjahr 2021 eröffnet werden kann. Dort werde es dann eine zentrale Sicherheitskontrolle vor den Duty Free Shops geben, woraus der Vorstand in den kommenden Jahren steigende Erlöse erwartete. Im Gegensatz dazu sind die beiden Projekte „Süderweiterung“ und „Modernisierung Pier Ost“ erst einmal auf Hold gesetzt worden. Ein neuer Zeitplan liegt noch nicht vor und der Vorstand ging davon aus, dass dieser wohl auch erst im kommenden Jahr vorliegen wird. Insgesamt dürften sich diese Projekte nun um einige Jahre verschieben.

Danach erläuterte Herr Jäger die Verkehrsentwicklung im ersten Halbjahr 2020. In Wien ergab sich ein Rückgang der Passagierzahlen um 65 Prozent, in Malta lag das Minus bei 68 Prozent und in Košice bei 76 Prozent. Insgesamt resultierte daraus ein Rückgang von 66 Prozent. Nach einem exzellenten Start in die ersten Wochen des Jahres kam es im März und April nahezu zum Stillstand. Auch im Juli resultierte noch ein Minus bei den Passagieren von 81 Prozent und bei den Flugbewegungen von 70 Prozent. Laut Herrn Jäger war die Krise auch im August noch stark ausgeprägt. Dabei war die Langstrecke nahezu zur Gänze verschwunden, so der Vorstand. Bei der Fracht fiel der Rückgang mit 32 Prozent etwas geringer aus.

In der Zeit vom 1. bis zum 28. August lag der Passagierrückgang bei 74,9 Prozent. In Malta belief sich das Minus im Juli auf 80 Prozent und in Košice sogar auf 94 Prozent. Dort war der Betrieb immer noch deutlich eingeschränkt. Laut Plänen der Airlines sollte im Winter aber wieder ein deutlich höheres Flugaufkommen anstehen. Nach den Worten von Herrn Jäger entwickelt sich der Luftverkehr weltweit derzeit sehr unterschiedlich. Während die USA und Europa noch stark betroffen sind, hat sich der Inlandsverkehr in China mit minus 14 Prozent schon fast wieder normalisiert. Die Entwicklung in China gibt Hoffnung, dass man in den kommenden Jahren eine deutliche Erholung sehen wird.

Aktuell werde man aber sicher noch einmal ein schweres Halbjahr vor sich haben, der Vorstand rechnete mit dem Sommerflugplan 2021 jedoch mit einer spürbaren Erholung. In Europa werde damit gerechnet, dass je nach Verlauf erst in den Jahren 2024 bis 2027 das Niveau von 2019 wieder erreicht wird. Dies werde auch für den Flughafen Wien gelten und so sollte man in der Zeit von 2025 bis 2027 wieder das Niveau von 2019 erreichen, betonte Herr Jäger zum Ende seiner Ausführungen.


Generaldebatte


Vor dem Eintritt in die Aussprache verlas Notar Dr. Brix die Beschlussvorlagen zur Hauptversammlung. Zudem stellte Frau Glatz-Kremsner die zur Wahl stehenden Aufsichtsratskandidaten Dr. Müller, Pernsteiner und Schucht vor. Danach bestätigten die anwesenden Stimmrechtsvertreter, dass keine Beschlussanträge eingegangen sind. Herr Beckermann erkundigte sich für den IVA nach den geplanten Investitionen.

Nach Angabe von Prof. Ofner wurde der ursprüngliche Investitionsplan von 220 auf unter 100 Mio. Euro angepasst. Dies betrifft vor allem die Süderweiterung und die Pier Ost-Sanierung. Diese Projekte werden deutlich nach hinten geschoben. Deshalb steht jetzt in den kommenden Monaten die Erarbeitung des Budgets für 2021 an. Die rund 500 Mio. Euro, die für die Terminalerweiterung vorgesehen waren, dürften zumindest in den kommenden zwei bis drei Jahren nicht realisiert werden.

Hinsichtlich der dritten Piste erklärte der Vorstandsdirektor, dass sich die Gesellschaft in keiner Entscheidungsnotwendigkeit befindet. Die vorbereitenden Arbeiten wurden nach der nicht anfechtbaren genehmigenden Entscheidung fortgesetzt. Man müsse nun abwarten, wie die Erholung aus der Krise abläuft, um die Notwendigkeit besser einschätzen zu können. Die Luftfahrt hatte in den letzten Jahrzehnten immer wieder Krisen zu überstehen, so bspw. auch im Jahr 2001. Deshalb war Prof. Ofner überzeugt, dass der Luftverkehr früher oder später wieder wachsen wird. Deshalb müsse man sich dafür rüsten, dass zu einem späteren Zeitpunkt die Infrastruktur an die Kapazitätsgrenze kommt.

Eine weitere Frage beschäftigte sich mit Austro Control. Hier berichtete der Vorstand, dass man keinerlei Einflussmöglichkeiten besitzt und dort nachgeordnet ist. Er sei aber seit einiger Zeit Aufsichtsrat der Austria Control, so Prof. Ofner. Man bemühe sich zu einer Restrukturierung im positiven Sinne zu kommen, dies sei jedoch eine Aufgabe, die schon seit Jahrzehnten verfolgt wird. Die bisherigen Bemühungen waren jedoch noch nicht erfolgreich. Durch eine Vereinheitlichung der Flugsicherungen in Europa könnten Unmengen an Flugzeugtreibstoff eingespart werden. Im Rahmen des Green Deals hat die Gesellschaft auch eine Initiative gestartet zum Vorantreiben der Forschung im Bereich synthetisches Kerosin. Der Flugverkehr könnte dann klimaneutral erfolgen, jedoch ist die Erzeugung von synthetischem Kerosin noch zu teuer. Ein Vorteil dabei wäre auch, dass die bereits bestehende Infrastruktur weiterhin verwendet werden kann.

Befragt nach dem General Aviation erklärte Herr Jäger, man müsse dies eigentlich in den Teil Ground Handling und den VIP-Bereich im Segment Retail & Properties trennen. Das General Aviation Center erwirtschaftete im abgelaufenen Geschäftsjahr einen externen Umsatz von 8,4 Mio. Euro und einen internen Umsatz von rund 3 Mio. Euro. Das EBIT belief sich auf 1,6 Mio. Euro gleichbedeutend mit einer EBIT-Marge von rund 14 Prozent.

Herr Beckermann meldete Erklärungsbedarf zum Engagement beim General Aviation Center und am Flughafen Vöslau an. Zum Flughafen Vöslau holte Herr Jäger zum besseren Verständnis etwas weiter aus. Diese Vorgeschichte geht auf den Bau der zweiten Piste vor einigen Jahrzehnten zurück. Denn mit dem Bau der Piste war die Absiedelung eines Flugfelds verbunden. Dort waren einige Vereine mit ihren Privatflugzeugen engagiert. Um die zweite Piste bauen zu können, war es erforderlich, eine Verpflichtung gegenüber diesen Vereinen abzugeben, den Flughafen Vöslau zu kaufen und zu erhalten. Man habe vor einigen Jahren schon einmal geprüft, ob die Beteiligung Sinn macht oder verkauft werden kann. Die Verpflichtungen gelten jedoch noch einige Jahre und so lange ist auch ein Verkauf des Flughafens Vöslau nicht sinnvoll möglich. Operativ konnte aber auch ein Gewinn von 300 TEUR generiert werden. Angesichts einer vorzunehmenden Wertminderung kam es jedoch zu einem Verlust von 1,3 Mio. Euro. Wie Herr Jäger informierte, läuft das Geschäft im laufenden Jahr erfolgreich.

Angesprochen auf einen möglichen Verkauf des Flughafens Košice teilte Herr Jäger mit, man müsse zunächst einmal beachten, dass man nur einen 66-prozentigen Anteil hält. Die restlichen Anteile gehören dem slowakischen Staat und so sei man auch nicht frei hinsichtlich einer möglichen Veräußerung. Diese würde in jedem Fall die Zustimmung des slowakischen Staates erfordern. Allerdings hielt der Vorstand den Ergebnisbeitrag von 1,7 Mio. Euro im vergangenen Jahr für sehr beachtlich. Auch im ersten Halbjahr 2020 fiel nur ein leichtes Minus von 0,3 Mio. Euro an.

Nähere Auskünfte erbat Herr Beckermann zu den Flughafengebühren und der Incentive-Politik. Man sei schon häufiger wegen angeblich zu hoher Gebühren kritisiert worden, führte Herr Jäger aus. Die Flughafen Wien AG habe relativ hohe Bruttogebühren, dafür aber auch ein umfangreiches Incentive-Regime. So werde Transfer- oder Langstreckenverkehr unterstützt. Nun habe man sich kurzfristig im Angesicht der Krise entschieden, noch zusätzliche Incentives zu bieten. So hat sich die Gesellschaft überlegt, wie die Airlines unterstützt werden können, um die Kapazität zu erhalten. Demgemäß soll für das restliche Jahr der Landetarif ausgesetzt werden. Für das nächste Jahr hat die Gesellschaft auch noch ein Incentive-Programm, um zusätzliche Kapazität nach Wien zu bekommen. Dieses Programm ist derzeit jedoch noch nicht genehmigt, soll aber für Airlines gelten, die im kommenden Jahr mindestens 65 Prozent der ursprünglich für 2020 geplanten Kapazität anbieten.

Der nachfolgende Aktionär äußerte seine Bedenken hinsichtlich der Eignung von Herrn Pernsteiner als Aufsichtsratskandidat bei der Flughafen Wien AG. Für die Qualität und Arbeitsweise des Aufsichtsrats sei auch eine Diversität der Aufsichtsratsmitglieder erforderlich, betonte Frau Glatz-Kremsner. Die Flughafen Wien AG ist in vielfältiger Weise von den Entscheidungen des Gesetzgebers und dessen Verwaltung abhängig, deshalb sei es gut und dem Unternehmen dienlich, wenn auch ein Mitglied von 15 aus der öffentlichen Verwaltung kommt.

Herr Berger bat dann um Nennung der Anzahl der eingeloggten Aktionäre sowie der Kosten für die beiden Internetleitungen und die vier Stimmrechtsvertreter. Laut Prof. Ofner waren rund 100 Aktionäre eingeloggt. Die Kosten der beiden Leitungen bezifferte er auf rund 4.200 Euro und der Stimmrechtsvertreter auf 8.750 Euro. Zudem lobte der Anteilseigner den Aktionärstag des Unternehmens. Ferner interessierte den Aktionär, von wie vielen Fluggesellschaften der Flughafen derzeit angeflogen wird. Wie Herr Jäger bekanntgab, waren es aktuell im August 46 Fluggesellschaften im Vergleich zu 76 vor Jahresfrist. Von den 46 Gesellschaften waren 36 Passagierfluggesellschaften und 10 Cargo-Fluggesellschaften. Dabei steuern die Airlines 134 Ziele an nach 199 Zielen im Vorjahr.

Im Hinblick auf die dritte Piste bat der Aktionär um Informationen zur bereits erworbenen und der noch benötigten Fläche. Bisher wurden bereits 98,5 Hektar für den Flugbetrieb der dritten Piste gewidmet, gab Prof. Ofner bekannt. Der Buchwert dieser Fläche liegt bei rund 17,4 Mio. Euro. Der Gesamtbedarf für die dritte Piste liegt jedoch bei etwa 600 Hektar. Allerdings verfügt die Gesellschaft außerhalb der Flughafengrenze über 426 Hektar an Grundstücken mit einem Buchwert von 56 Mio. Euro. Ein großer Teil dieser Grundstücke wäre bei einer Realisierung des Projekts für den Eintausch von Flächen vorgesehen.

Ein weiterer Fragenkomplex von Herrn Berger drehte sich um die Beschäftigten der Flughafenfeuerwehr sowie die Kosten für IT-Sicherheit und SAP-Software. Nach Angabe von Herrn Jäger werden bei der Feuerwehr inklusive der Medical Services 98 Vollzeit-Äquivalente beschäftigt. Dafür fielen im vergangenen Jahr Personalkosten in Höhe von 7,7 Mio. Euro an. Die Kosten für die externen Ausgaben bei IT-Security bezifferte der Vorstand auf rund 200 TEUR und für die SAP-Software auf etwa 700 TEUR.

Kritisch sah der Aktionär die vorgeschlagene Wahl von Herrn Schucht in den Aufsichtsrat angesichts seiner vorherigen Tätigkeit im Aufsichtsrat beim Flughafen Berlin-Brandenburg. Er kenne Herrn Schucht schon einige Jahre, der sich auch öfters beim Flughafen Wien erkundigt habe, um einen Erkenntnisgewinn für seine Tätigkeit im Aufsichtsrat von Berlin-Brandenburg zu ziehen. Herr Schucht sei in Berlin sicher ein Teil der Lösung und nicht des Problems, zumal er gar nicht im Aufsichtsrat war, als viele Dinge in Berlin schief gegangen waren, so Herr Jäger.

Angesprochen auf die Ausgaben für Versicherungen für den Flughafen berichtete Prof. Ofner von deutlichen Kostenreduzierungen in den vergangenen Jahren, ohne dass Einschränkungen in der Leistung hingenommen werden mussten. Die Kosten des vergangenen Jahres schlugen mit 2,7 Mio. Euro zu Buche. Abschließend bedauerte Herr Berger das Ausscheiden von Frau Glatz-Kremsner aus dem Aufsichtsrat, diesem Bedauern schloss sich auch der Vorstand. Herr Jäger berichtete dann noch von Pensionszahlungen in Höhe von 300 TEUR beim Flughafen Malta sowie 67 TEUR für Pensionsrückstellungen.


Abstimmungen

Nach dem Ende der Generaldebatte leitete Frau Glatz-Kremsner zu den Abstimmungen über. Vom Grundkapital der Gesellschaft in Höhe von 84 Mio. Euro waren 77.846.730 Euro entsprechend 92,67 Prozent vertreten. Die Beschlüsse wurden alle mit mindestens 98 Prozent Zustimmungsquote im Sinne der Verwaltung gefasst.

Dies waren der Gewinnvortrag auf neue Rechnung (TOP 2), die Entlastung von Vorstand (TOP 3) und Aufsichtsrat (TOP 4), die Wahl der KPMG Austria zum Abschlussprüfer (TOP 5), die Vergütungspolitik für Vorstand und Aufsichtsrat (TOP 6) sowie die Wahl der Herren Pernsteiner, Dr. Müller und Schucht in den Aufsichtsrat (TOP 7).

Gegen 12:30 Uhr konnte Frau Glatz-Kremsner die Hauptversammlung wieder beenden.


Fazit und eigene Meinung


Die Flughafen Wien AG präsentierte für das Geschäftsjahr 2019 erneut überzeugende Zahlen. Der Umsatz legte weiter zu und das Ergebnis erreichte mit 175,7 Mio. Euro ein neues Rekordniveau. Darüber hinaus gelang es dem Flughafenbetreiber, die Nettoverschuldung auf nur noch rund 80 Mio. Euro erneut deutlich zu reduzieren. Ausschlaggebend für die hervorragenden Zahlen war erneut der kräftige Anstieg der Passagierzahlen.

Auch sonst ging es auf operativer Ebene weiter voran. Im Hinblick auf die dritte Piste hatte die Gesellschaft ein unanfechtbares Urteil für dieses Projekt erhalten. Auch die Modernisierung des Terminals 2 schreitet derzeit weiter voran und soll im kommenden Frühjahr zur Eröffnung führen. Damit eröffnet sich die Gesellschaft weiteres Wachstumspotenzial.

Die Corona-Pandemie hat das Unternehmen nun jedoch auch massiv getroffen. Die Anzahl der Flugbewegungen und der Passagiere brach kräftig ein, was sich in den letzten beiden Monaten weiter fortsetzte. Hier rechnet das Management auch in den kommenden Monaten mit einem anhaltend schwierigen Geschäftsverlauf. Allerdings verfügt die Flughafen Wien AG über eine hervorragende Finanzausstattung, nachdem die Verschuldung im letzten Jahr noch einmal deutlich abgebaut werden konnte. Mit diversen Maßnahmen bemühen sich die Verantwortlichen überdies, den Airlines in dieser schwierigen Phase entgegenzukommen, um auch in Zukunft die Kapazitäten am Standort Wien zu halten.

Aktuell sind die kurzfristigen Aussichten für die Flughafen Wien AG eingetrübt, eine seriöse Prognose, wann sich das Fluggeschäft wieder deutlich belebt, ist derzeit kaum möglich. Mittelfristig dürfte sich die Gesellschaft aber wieder positiv entwickeln. Die anhaltende Globalisierung der Wirtschaft und der touristische Drang werden den Flugverkehr auch weiter in Gang halten. Die Krise hat sich bereits deutlich im Aktienkurs niedergeschlagen. Allerdings ist die Flughafen Wien AG hervorragend positioniert und finanziell äußerst solide aufgestellt, um die derzeitige Krise zu überstehen. Mittelfristig ergibt sich daher wieder Kurspotenzial für die Aktie des Flughafenbetreibers.


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Veröffentlichungsdatum: 10.09.2020 - 14:10
Redakteur: tre
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