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HV-Bericht PSI Software AG - Transformationsprozess schreitet gut voran
Die PSI Software AG hatte am 9. Mai 2020 zur virtuellen Hauptversammlung eingeladen. Dieses besondere Format, bei dem die Aktionäre die Veranstaltung ausschließlich virtuell über das Aktionärsportal verfolgen, wurde zur Abmilderung der Folgen der Covid-19-Pandemie vorrübergehend eingeführt. Auch PSI ergriff diese Option, um wichtige Beschlüsse zu fassen und die Aktionäre zeitnah über die Unternehmensentwicklung zu informieren. In der Zentrale hatten sich von der Verwaltung nur der Aufsichtsratsvorsitzende und die zwei Vorstände eingefunden. Das Protokoll führte Notar John Flüh von Hengeler Mueller. Für GSC-Research berichtet Paul Petzelberger.

Der Aufsichtsratsvorsitzende Karsten Trippel, der bereits seit 2002 dem Aufsichtsrat angehört, eröffnete die Veranstaltung pünktlich um 10 Uhr. Trippel betonte vorneweg, dass die Entscheidung selbst als Software-Unternehmen nicht leichtfiel, die Hauptversammlung in virtueller Form abzuhalten. Das Management schätzt den persönlichen Austausch mit den Aktionären und hätte diese darum gerne wieder persönlich nach Berlin eingeladen. Doch die damit zusammenhängenden Unabwägbarkeiten waren zu groß, die Notwendigkeit Beschlüsse zu fassen sowie die Aktionäre zu informieren von größerer Bedeutung.

Im Vorfeld der Hauptversammlung kam es zu einem Gegenantrag der ehemaligen Mitarbeiter Eberhard Amrhein und Wilfried Götze, die beide Geschäftsführer des Mitarbeiterkonsortiums sind. In diesem Gegenantrag machten Amrhein und Götze den Vorschlag, eine Dividende von 0,20 Euro je Aktie auszuschütten anstatt wie von der Verwaltung vorgeschlagen 0,05 Euro je Aktie. Der Aufsichtsratsvorsitzende versicherte, dass es sich die Verwaltung in dieser Angelegenheit nicht leicht gemacht hat. Aufgrund der durch die Coronakrise eingetretenen Umstände halten Vorstand und Aufsichtsrat die Ausschüttung einer „Vorsichts-Dividende“ jedoch für angebracht. Der Vorstand wird im späteren Verlauf nochmal detaillierter darauf eingehen.

Ergänzend zu dem im Geschäftsbericht abgedruckten Aufsichtsratsbericht erläuterte Trippel die groben Eckdaten der Kontroll- und Beratungsarbeit. Im Jahr 2019 kam es zu sechs Aufsichtsratssitzungen, bei denen alle Mitglieder anwesend waren. Schwerpunkte waren die Integration der akquirierten BTC Smart Grid, die Erörterung der Stahlsoftware-Exportstrategie vor dem Hintergrund der europäischen Stahlkrise, die Begleitung von Maßnahmen zur Steigerung des Betriebsergebnisses und zum Abbau des Risikos in Südostasien, die Begleitung der Transformationsschritte hin zu einem produktbasierten Geschäftsmodell mit wiederkehrenden Umsatzerlösen sowie die Neuausschreibung des Mandats zur Abschlussprüfung.

Wichtig war dem Aufsichtsratsvorsitzenden ferner, dass die Ausschüsse ihrer Arbeit sorgfältig nachkamen. Die Verwaltung legt bei PSI einen großen Wert auf eine gute Corporate Governance. So kam der Prüfungsausschuss dreimal zusammen und beschäftigte sich mit Fragen des Risikomanagements und der Rechnungslegung. Auch der Personalausschuss tagte dreimal. Hierbei ging es schwerpunktmäßig um die Struktur und Angemessenheit der Vorstandsvergütung. Ein besonderer Schwerpunkt liegt dabei auf dem vertikalen Vergleich der oberen Führungsriege mit der restlichen Belegschaft. Das angepasste Vergütungssystem wurde auf der ordentlichen Hauptversammlung 2019 den Aktionären vorgelegt und gebilligt. 2021 wird dies erneut erfolgen. Im Anschluss an diese Ausführungen übergab der Vorsitzende das Wort an CEO Dr. Harald Schrimpf, der wie Trippel bereits seit 18 Jahren an Bord ist und für Kontinuität steht.


Bericht des Vorstands

Geschäftsmodell
Frei vortragend startete Dr. Schrimpf seine Präsentation. Der CEO begrüßte nochmal herzlich alle eingewählten Aktionäre und Mitarbeiter sowie eine Gruppe von Studenten. Auch er bedauerte, die Aktionäre nicht wie gewohnt persönlich begrüßen zu können. Desto mehr war es jedoch sein erklärtes Ziel, eine ausführliche und detaillierte Vorstandspräsentation und Beantwortung der Fragen darzustellen. Los ging es mit dem Geschäftsmodell, was PSI dabei auszeichnet und wie typische Kundenaufträge aussehen.

Das Titelbild von Geschäftsbericht und Vorstandspräsentation: ein grünes Blatt mit einem Ortsnetz. Als Umwelt-Software-Unternehmen trägt die Gesellschaft erheblich zur Energiewende bei. Ohne die PSI-Software wären beispielsweise die meisten CO2-Einsparungen in der Industrie und die Integration von erneuerbaren Energien undenkbar. Konkret bietet die bereits 1969 gegründete Gesellschaft patentierte Software zur Optimierung des Energie- und Materialflusses an, sowohl für Unternehmen als auch für staatliche Energieversorger. Je größer die Energie- und Materialflüsse sind, desto besser können die mathematischen Fähigkeiten ausgespielt werden. Die ausgewiesene Stärke: möglichst große Mengengerüste und der Einsatz von künstlicher Intelligenz.

So verwundert es nicht, dass zu den Kunden weltweit agierende Großkonzerne gehören wie ArcelorMittal, Gazprom, EON oder Volkswagen. Die PSI-Systeme sind sicher, hochverfügbar und systemrelevant, wie der Vorstandsvorsitzende weiter ausführte. Würden die von der PSI-Software gesteuerten physikalischen Prozesse abgeschaltet werden, es würde zu einer großen Anzahl von Ausfällen im Strom- und Gasnetz, im Nahverkehr sowie in der Produktion vieler industrieller Zweige kommen. Aus diesem Grund ist die Hochverfügbarkeit unabdingbar. In Echtzeit wird automatisch optimiert und visualisiert. Markenzeichen der Gesellschaft sind riesige Bildschirme. Der Vorstandsvorsitzende zeigte dazu ein Bild von Kanzlerin Angela Merkel vor großen Monitoren, auf denen die PSI-Software läuft.

Die rund 2.000 Mitarbeiter verteilen sich in etwa zu gleichen Teilen auf die zwei Segmente Energiemanagement und Produktionsmanagement. Zuerst der Energiebereich: Dr. Schrimpf führte aus, dass die Gesellschaft intelligente Lösungen für Energienetzbetreiber sowie für den öffentlichen Personenverkehr darstellt. Schwerpunkte sind Leitsysteme für elektrische Energie und Gas sowie Energiehandel und öffentlicher Transport. Zudem steuert die PSI-Software die Leistungsfrequenz in Deutschland. Wenn Unterschiede zwischen Erzeugung und Verbrauch auftreten, springt die Steuerung in Sekundenschnelle ein. Eine von Dr. Schrimpf präsentierte Folie zeigte zahlreiche Großaufträge aus dem Jahr 2019, darunter von namhaften Energieversorgern und Partnern wie GVB Amsterdam, Stadtwerke Bonn, Stadtwerke Duisburg, DB Energie, Amprion oder Keolis.

Überdies waren viele Großaufträge abgebildet, die das zweite Segment Produktionsmanagement betreffen. In diesem Bereich bündelt PSI Softwareprodukte und Lösungen für die Planung und Steuerung von Produktion und Logistik. Schwerpunkte sind dabei die Optimierung des Ressourceneinsatzes und die Wirtschaftlichkeit, vornehmlich in der Metallindustrie, gefolgt von Maschinen- und Anlagenbau, Logistik und Automobilindustrie. Die konzernweiten Dienste werden über die Zentrale gesteuert. Auf Kundenseite ist jedoch die Technikplattform viel wichtiger. Diese bietet gemeinsame Module, Technikwerkzeuge und Ressourcenpools an - ein signifikanter Unterschied zu der PSI aus früheren Zeiten, führte der CEO aus.

Im Gegensatz zu früher weist das Produktionsmanagement mittlerweile eine deutlich verbesserte Struktur auf. Es bestehen zahlreiche langfristige Partnerschaften. Zunehmend gelingt es, den Umsatz von der Mitarbeiterzahl zu entkoppeln. Diese Skalierungseffekte unterstreichen den erfolgreichen Wandel zu einem Softwareprodukt-Unternehmen - im Vergleich zu einem margenschwachen Integrationsdienstleister. Das Produktionsmanagement befindet sich bei dieser Entwicklung auf einem sehr guten und kontinuierlichen Weg, der aber noch einige Jahre zur vollständigen Zielerreichung benötigt. Doch die bereits erzielten Fortschritte bezeichnete der Vorstandsvorsitzende als großen Erfolg. Früher war der Produktionsbereich das „Chaos-Gebiet“ der Gesellschaft, gestand Dr. Schrimpf ein.

Erfreut verwies der CEO auch für dieses Segment auf zahlreiche 2019 erhaltene Großaufträge. Das Jahr startete direkt mit einem solchen des weltweit drittgrößten Stahlproduzenten, der chinesischen Hebei Iron and Steel. Bei dem Auftrag handelt es sich um eine Stahlwerk-Komplettlösung in China. Als bester und größter Stahl-Softwareanbieter begleitet PSI zahlreiche chinesische Stahlkonzerne bei der Verlagerung der Werke an die Küste, erklärte der Vorstandsvorsitzende. Ein weiteres Highlight war der Auftrag des großen russischen Rohrstahlherstellers TMK. Dieser Auftrag war Dr. Schrimpf besonders wichtig, da der Marktanteil von PSI im Rohstahlbereich damit auf 65 Prozent angestiegen ist. Dieser besondere Stahlbereich ist deshalb so lukrativ, da er sich von dem normalen Wirtschaftszyklus stark abkoppelt und so für eine wertvolle Diversifikation sorgt.

Weitere bedeutende Aufträge im Produktionsmanagement kamen von Continental und Fiege Logistik. Auch im Bereich Materialfluss ist die Gesellschaft stark aufgestellt. So führte Dr. Schrimpf aus, dass die eigen entwickelte Software in sämtlichen fahrzeugproduzierenden Werken des VW-Konzerns läuft. „Und bei sämtlichen BMW-Fahrzeugen“, rutschte es dem Aufsichtsratsvorsitzenden Trippel aus Versehen lautstark raus, was zu kurzem Gelächter der im Raum anwesenden Personen führte. Dr. Schrimpf bedankte sich amüsiert bei Trippel für dessen impulsive Ergänzung und fuhr stolz fort, dass die Software auch im Bereich öffentlicher Nahverkehr eingesetzt wird. Ein Bild in der Präsentation zeigte hierzu ein System, von dem aus S- und U-Bahnen geführt werden – weiter Flotten von Elektrobussen und Lastkraftwagen sowie Paketdienstleistern wie die schweizerische Post.

Wirtschaftliche Entwicklungen 2019
Von Auftragseingang bis zu Cash stellte Dr. Schrimpf die Kennzahlen des vergangenen Geschäftsjahres vor. Das Volumen der eingegangenen Aufträge stieg um 9 Prozent auf 236 Mio. Euro an. Die Laufzeit der Aufträge liegt durchschnittlich weiterhin bei zehn Monaten. In diesem Zuge konnte der Umsatz um 13 Prozent auf 225 Mio. Euro gesteigert werden. Mit Blick auf die beiden Segmente überholte der Energiebereich mit einem Anstieg auf 116 Mio. Euro den Produktionsbereich, der „nur“ um 9 Prozent auf 109 Mio. Euro anstieg. Das Wachstum im Energiemanagement war jedoch auch von der BTC-Übernahme anorganisch beeinflusst, erklärte der CEO. Ferner ist an den Zahlen die nach wie vor sehr gleichmäßige Umsatzverteilung zu erkennen. PSI steht somit auf zwei festen Beinen.

Der Anstieg des EBITDA fiel mit 40 Prozent auf 28 Mio. Euro überproportional hoch aus. Dies ist zu einem großen Teil mit der Umstellung auf IFRS 16 begründet. Ohne diese buchhalterische Veränderung läge das EBITDA-Wachstum bei 9,4 Prozent. Das EBIT konnte um 11 Prozent auf 17,2 Mio. Euro gesteigert werden. Der Vorstandsvorsitzende bezeichnete dies als ein stolzes Ergebnis. Ähnliche EBIT-Zahlen kennt er noch vom Beginn seiner Vorstandstätigkeit – damals jedoch mit einem negativen Vorzeichen. Unterm Strich stieg das Nettoergebnis überproportional stark um 34 Prozent auf 14,3 Mio. Euro an. Dieser große Anstieg ist zum einen auf günstige Wechselkurse und zum anderen auf die Aktivierung steuerlicher Uraltverluste zurückzuführen. Aus den Dotcom-Jahren gibt es noch erhebliche Verluste, erläuterte Dr. Schrimpf, die bis heute sorgfältig vorgetragen wurden und nun zu diesen positiven Effekten führen.

In Sachen Profitabilität hat der Produktionsbereich noch einen Vorsprung. Hier liegt die EBIT-Marge bei 10,8 Prozent, wohingegen der Energiebereich eine Rendite von 6,2 Prozent aufweist. Wie bereits vom CEO angesprochen, liegt hier noch reichlich strukturelles Verbesserungspotenzial. Jedoch ist zu beachten, dass es im Energiesegment zu Einzelbelastungen kam, vor allem die BTC-Integrationskosten von 2,1 Mio. Euro und die Investitionen in das Intraday-Trading für den Energiehandel. Zudem belastete die Schwäche des südostasiatischen Standorts. Zusammengefasst wurden die Vorjahresprognosen bei Umsatz und Ergebnis nahezu vollständig erreicht – trotz der Einmalbelastungen.

Fortfahrend mit der Entwicklung des Cashflows aus laufender Geschäftstätigkeit musste Dr. Schrimpf schmunzeln. Dieser schwankt nämlich bei PSI üblicherweise aufgrund von Stichtagseffekten sehr stark, was in der Vergangenheit schon zu allerlei Spekulationen führte, überwiegend seitens angelsächsischer Investoren. Nach einem ausgewiesenen operativen Cashflow von 13,3 Mio. Euro im Jahr 2016, wies der Konzern für das Jahr 2017 lediglich einen Betrag von 1,2 Mio. Euro aus. Dies führte, wie eben angesprochen, zu lauten Skandal-Rufen. Ein Jahr später, im Jahr 2018, lag der Cashflow dann bei 19 Mio. Euro, woraufhin alle jubelten –ganz nach dem Motto: heute Hosianna und morgen kreuzige ihn. Im letzten Jahr lag der Cashflow nun wieder etwas niedriger bei 12,5 Mio. Euro; und Dr. Schrimpf ist damit vollkommen entspannt, was er auch allen anderen Aktionären höflich empfahl. Ganz so wie der Hund beim Waldspaziergang mal hinten dran ist und malvorneweg rennt – so eben auch der PSI-Cashflow.

Die erwirtschafteten Gelder wurden dann überwiegend in die Übernahme der BTC Smart Grid sowie in Investitionen in die IT-Ausrüstung gesteckt. Beide Posten taxierte Dr. Schrimpf zusammen auf 8,7 Mio. Euro, was den Aktionären eine grobe Richtung gibt, was die BTC-Übernahme wohl in etwa gekostet hat. Dabei ist zu beachten, dass die BTC mit 170 Mitarbeitern kein kleines Unternehmen gewesen ist. Dies legt eine weitere Schlussfolgerung nahe, nämlich die angeschlagene Gesundheit der BTC – „angeschlagen, durch uns als Wettbewerber“, ergänzte der CEO nahezu flüsternd. Unterm Strich stand zum Jahresstichtag ein Bestand an liquiden Mitteln von 38,7 Mio. Euro zu Buche. Zum Tag der Hauptversammlung, so viel verriet Dr. Schrimpf, liegen die liquiden Mittel deutlich über 40 Mio. Euro. Die Bilanz ist ebenfalls gesund. Dem Eigenkapital von 94,5 Mio. Euro weist eine Rendite von 15,1 Prozent auf. Und diese sehr vernünftige Zahl, kommentierte der Vorstandsvorsitzende, entsteht nicht durch Aushungern der Kapitalbasis, sondern durch robuste Ergebnisse.

Transformationsprozess zum Software-Produkt-Unternehmen
Die ungleichen EBIT-Margen der beiden Segmente – Produktionsmanagement zweistellig, Energiemanagement deutlich darunter – zeigen laut Dr. Schrimpf auf, wo der Fokus von Vorstand und Aufsichtsrat liegt. Doch zunächst noch ein Blick auf die geografische Umsatzverteilung. PSI erzielte im Jahr 2019 mit gerundet 59 Prozent den überwiegenden Anteil des Umsatzes in Deutschland, gefolgt von West- & Nordeuropa mit 17 Prozent, Osteuropa & Russland sowie Fernost & Pazifik mit jeweils 9 Prozent, Nord- & Südamerika mit 5 Prozent und Türkei & Golfstaaten mit 1,3 Prozent. Besonders stark stieg dabei der Umsatz in Deutschland um rund 15 Prozent an, was der initiierten Wachstumskampagne geschuldet ist. In den letzten zwei Jahren wurden pro Jahr über 140 Mitarbeiter eingestellt, plus die Übernahme der BTC-Mitarbeiter. Die zukünftige Strategie sieht vor, das Wachstum vor allem in Hochlohnländern voranzutreiben - Länder mit einer stabilen Währung, da PSI immer wieder in Vorleistung gehen muss.

Nach der geografischen Bemusterung kam Dr. Schrimpf zum bereits mehrfach angedeuteten Transformationsprozess. Zwei Farben schmückten die dazugehörige Folie: blau und grau. Das Grau, führte der CEO vorwegnehmend aus, nennen wir intern „das Grauen“. Hierbei handelte es sich um die sogenannten Festpreisprojekte, die immer noch 35 Prozent des Umsatzes ausmachen. Auf der einen Seite ein noch sehr hoher Umsatzanteil, auf der anderen Seite bereits eine deutliche Verbesserung zu früheren Zeiten, wo der Anteil bei über 60 Prozent lag. Ihren Spitznamen verdanken diese Umsätze folgernder Problematik. In den dazugehörigen Projekten werden für die Kunden die Quelltexte laufend in den PSI-Büros, und damit nicht im Blickfeld des Kunden, angepasst. Kurz zusammengefasst: die Hartkodierung verursacht risikobehaftete Festpreisprojekte, da die Entwicklungskosten für den Kunden nicht kontrollierbar sind. Praktisch bedeutet dies: Die Projektstruktur vermittelt dem Kunden eine „All-you-can-eat-Situation“. Kaum ist die Tinte trocken, kommt es zu einer Überinterpretation der Anforderungen – letztlich zum Missfallen für beide Seiten.

Und damit weg von grau und hin zu blau. Mit dieser Farbe sind die für die Softwareindustrie so typischen wiederkehrenden Umsatzerlöse bedacht. Darunter fallen Umsätze durch Wartung und Upgrades sowie durch Lizenzrechte. „Am liebsten würde ich nur noch Lizenzrechte verkaufen“, sinnierte Dr. Schrimpf. Genau dies ist der angesprochene Transformationsprozess: hin zu risikoarmen, margenstarken und vor allem wiederkehrenden Umsätzen. Das Gute: PSI befindet sich dabei schon auf einem hervorragenden Weg. Diese blauen Umsätze, einschließlich der damit zusammenhängenden Beratungsprojekte, machen mittlerweile bereits 56 Prozent vom Umsatzmix aus. Darauf führt der CEO nicht zuletzt auch die Stabilität des Unternehmens zurück, das in Corona-Zeiten wie ein fester Fels in der Brandung steht. Der Weg zu neuen Höhen ist damit klar skizziert: durch eine Produkt- und Plattformstrategie - weg vom Integrationsdienstleister und hin zum Software-Produkte-Unternehmen.

Erneut betonte Dr. Schrimpf hierbei, dass für diesen Wandel nicht nur die Weichen gestellt sind, sondern diese Transformation bereits munter voranschreitet. Die Basis sind die bereits in den letzten Jahren getätigten Investitionen in binäre Produkte und die konzernweite Plattform. Als absolutes Alleinstellungsmerkmal hob der CEO das Werkzeug PSI-ClickDesign hervor. Kunden können damit per Click und Drop die Software eigenständig anpassen. Dies erfreut sich bei den Kunden großer Beliebtheit und treibt diese ganz freiwillig heraus aus den Festpreisprojekten. Aber auch andere Techniken wie die Geschäftsprozessmodellierung überzeugen und begeistern. In der neuen Welt verbleibt der Kunde in einem dauerhaften Upgrade-Vertrag, bei dem selbst die Einführungsprojekte von dessen internen IT-Abteilungen bequem eigenständig durchgeführt werden können. Herauskommen risikofreie Aufwandsprojekte, da alle Anpassungen direkt beim Kunden durch ClickDesign kontrolliert und durchgeführt werden – eine Win-win-Situation.


Kapitalmarkt, Übernahme BTC & Trendthemen
Höhen und Tiefen prägen die Historie der Gesellschaft. Dass es alles andere als selbstverständlich ist, die Gesellschaft nun auf „Höhen“ anzufinden, offenbart der Blick auf das Umfeld. Wie Dr. Schrimpf pointierte, spielen zwei Ereignisse hierbei eine besondere Rolle: das im Jahr 2001 ursprünglich gefasste Erneuerbare-Energien-Gesetz sowie die Nuklearkatastrophe von Fukushima im Jahr 2011. Mit Letzterer stieß die Aktie am Kapitalmarkt in neue Höhen im Bereich von 23 Euro vor. In den Folgejahren belastete die Ukraine-Krise zwischenzeitlich, doch seit etwa 2017 geht es nun wieder ordentlich aufwärts auf knapp 22 Euro am Tag der Hauptversammlung. Diese positive Entwicklung ist alles andere als selbstverständlich, da PSI von den Umwelttrends zwar profitiert, die Energiekonzerne als größte Kunden der Gesellschaft seit vielen Jahren aber schwer damit zu kämpfen haben.

Mit der Aktienkursentwicklung zeigte sich der CEO darum sehr zufrieden. In den letzten zehn Jahren konnte die Aktie mit dem starken Anstieg des TecDAX Schritt halten, was Dr. Schrimpf als eine bemerkenswerte Leistung für ein dividendenzahlendes Unternehmen betitelte. Erfreulich ist dabei, dass die Gesellschaft die Mitarbeiter in der Vergangenheit regelmäßig durch Aktienprogramme dabei unterstützt, Anteilseigner der Gesellschaft zu werden. Mit der letzten Ermächtigung wurden seit März 6.497 Aktien zu einem Durchschnittspreis von 14,11 Euro zurückgekauft, um diese an die Belegschaft weiterzugeben. Um dieser Tradition weiter nachzukommen, bat der Vorstandsvorsitzende um die Zustimmung zu der unter TOP 7 neu vorgeschlagenen Ermächtigung.

Die zugehörige Präsentationsfolie zeigte zudem die Aktionärsstruktur auf. Den größten Anteil hält die Investmentaktiengesellschaft für langfristige Investoren TGV mit 20,7 Prozent, gefolgt von innogy mit 17,8 Prozent, Management und Mitarbeitern mit rund 15 Prozent, weiteren institutionellen Investoren mit ebenfalls 15 Prozent, dem Gründer der malaysischen PSI Incontrol, Harvinder Singh, mit 8,1 Prozent und der BW Versorgungsanstalt mit 5,2 Prozent. Der sonstige Streubesitz liegt demnach bei 18 Prozent. Der Vorstandsvorsitzende streifte an dieser Stelle bereits den reduzierten Dividendenvorschlag von 0,05 Euro. Zum Zeitpunkt der Einberufung der Hauptversammlung war schlichtweg nicht vorherzusehen, welchen Verlauf die Covid-19-Pandemie nehmen wird – bis heute sind Schätzungen mit großer Unsicherheit belastet. In Berlin wurden auf dem Messegelände bereits Feldbetten aufgestellt, gab Dr. Schrimpf zu bedenken. Der Dividendenvorschlag ist somit diesem Umfeld geschuldet. Weitere Begründungen kündigte der CEO im Rahmen der Beantwortung der Fragen an.

Ausführlich wollte der Vorstandsvorsitzende noch auf die Übernahme der BTC Smart Grid eingehen. Bei dieser Unternehmenseinheit handelte es sich um eine Tochtergesellschaft des EWE-Konzerns aus Oldenburg. Die übernommenen 170 Mitarbeiter bezeichnete der CEO als äußerst kompetente Kollegen. Diese lieferten beispielsweise bereits das Leitsystem für das Vattenfall-Wärmenetz in Berlin aus. Mit der nun vollzogenen Übernahme verleibte sich PSI 120 Kundensysteme ein. 60 Mitarbeiter wurden als 4. Division des Bereichs elektrische Energie integriert. Diese sind zuständig für integrierte Versorger, industrielle Eigenversorgung und Infrastruktur. Mit der Übernahme gehören nun zum PSI-Portfolio auch die größten Wind- und Solarparks.

Die restlichen Mitarbeiter wurden im Konzern verteilt. Insgesamt fielen Integrationskosten von 2,1 Mio. Euro an, darunter vor allem Einarbeitungskosten. Der Vorstandsvorsitzende freute sich, bereits von ersten Früchten der Integration berichten zu können. So wurde aufgrund der schnellen Eingliederung bereits ab dem vierten Quartal 2019 nicht mehr getrennt berichtet. Die neue Division erzielte schon im Integrationsjahr einen Auftragseingang von 10 Mio. Euro und einen Umsatz von 7,5 Mio. Euro. Allein im ersten Quartal 2020 konnte nun bereits ein Auftragseingang von 7 Mio. Euro erzielt werden. Das Gute bei alledem: das Erreichen der Gewinnschwelle. So schlussfolgerte der CEO, dass Sanierung und Integration gut voranschreiten.

Weitere Investitionen flossen in die gemeinschaftliche Konzernplattform, auf der mittlerweile mehr als Zweidrittel aller PSI-Produkte basieren. Neben der neuen Geschäftsprozessmodellierung gilt als Alleinstellungsmerkmal, dass die gesamte Software im Browser läuft – und dies ohne weitere Anpassungen. Investiert wurde  überdies in die Vorbereitung der Migration der Produkte, die noch nicht oder erst teilweise auf die Konzernplattform umgestellt wurden. Dieses letzte Drittel zu migrieren, ist auch für das laufende Geschäftsjahr einer der Schwerpunkt der Vorstandsarbeit.

Wichtige Investitionen betrafen ferner generische Produkte, welche in die Kernprodukte eingebunden werden können und diese dynamisch weiterentwickeln. Das letzte große Investitionsfeld, über das Dr. Schrimpf aber erst auf der Hauptversammlung 2021 ausführlich berichten möchte, betrifft die Erweiterung der Konzernplattform zu einer Multi-Cloud-Appstore-Plattform. Dieser besondere AppStore befindet sich aber noch in den Kinderschuhen. Zuversichtlich ist der CEO jedoch, dass bereits auf der kommenden Hauptversammlung von ersten Umsätzen berichtet werden kann. Über alle genannten Forschungs- und Entwicklungsbereiche hinweg lagen die Investitionen bei stolzen 24 Mio. Euro.

Als Trendthemen, von denen die Gesellschaft profitiert, nannte der Vorstandsvorsitzende die Energiewende hin zu erneuerbaren Energien, insbesondere damit zusammenhängende Investitionen in die Netzinfrastruktur, ferner die Elektromobilität und die Verkehrswende im Zeichen der „Klimaneutralität“. Angefeuert werden all diese Trends von den Klimaschutzprogrammen der Bundesregierung undauf europäischer Ebene. „Ein sehr positives Umfeld für das Wachstum der kommenden Jahre“, resümierte Dr. Schrimpf. Im Bereich erneuerbare Energien rechnet der CEO mit einer weltweit kommerziellen Energiewende, die der steuersubventionierten nachfolgt. PSI liefert dabei die Software für die Netze, um die Schwankungen der regenerativen Stromerzeugung verkraften zu können. All diese sich vermutlich ergebenden Chancen möchte der Vorstand durch das Eingehen von zahlreichen weiteren Partnerschaften ausschöpfen. Mit der Konzernplattform besteht hierfür bereits die Basis, die nun sukzessive weiter ausgebaut und gefestigt wird.

Corona & Ausblick
Durch die Coronakrise wird PSI eher durch Zweit- und Drittrundeneffekte gebremst, so viel nahm der CEO gleich vorweg. Zweitrundeneffekte bedeuten wegbrechende Lieferketten und Drittrundeneffekte äußern sich in Ölpreis- und Wechselkursschwankungen. Trotz der vielen Unsicherheiten möchte der Vorstand den Aktionären dennoch einen Ausblick geben. Diesem Ausblick liegt ein „glimpfliches Szenario“ zugrunde, in dem es in Folge medizinischer Fortschritte und dem erfolgreichen Greifen der nationalen und internationalen Rettungspaketen zu einer spürbaren Erholung im vierten Quartal kommt. In einem solchen Szenario wird PSI glimpflich davonkommen – gar ein starkes Schlussquartal 2020 wäre möglich. Für 2021 und 2022 könnte es in einem solchen Szenario sogar zu deutlichen Aufholeffekten kommen, die das Wachstum stark vorantreiben.

Dass Dr. Schrimpf dies so positiv verkünden kann, liegt an den schnell umgesetzten Maßnahmen des Managements. Bereits ab dem 13. März blieb ein Großteil der Mitarbeiter zum Arbeiten im Homeoffice. Am 20. März folgte der restliche Mitarbeiterstamm, der aus weniger gefährdeten jüngeren Kollegen bestand. In zuvor für ein Arbeiten im Homeoffice kaum vorstellbarer Effizienz werden alle Arbeiten erfolgreich abgebildet wie Systemabnahmen, Änderungsaufträge und Upgrades. Auch der Vertrieb läuft außerordentlich gut. Die Produktivität liegt derzeit bereits bei 85 Prozent, was der CEO für einen soliden Wert hält, der aber noch ausgebaut werden kann. Zudem nutzte der Vorstand die Veränderungen, um die Entwicklung der AppStore-Plattform zu beschleunigen. Hier ergeben sich gar Chancen.

Besonders erfreulich verläuft ebenfalls der Vertrieb in China und den USA. Daneben besteht der Fokus des Vorstands verschärft auf der Auslastung. In gewissen Unternehmensteilen wurde frühzeitig mit Mitarbeitern über Frühverrentung, Überstundenabbau, Urlaubsabbau und Kurzarbeit gesprochen. Die Ausmaße dieser Maßnahmen halten sich aber auf den ganzen Konzern bezogen in einem überschaubaren Rahmen. Die variablen Gehälter werden sich zudem grob um 8 Mio. Euro reduzieren. In Bezug auf die gesamten Personalkosten von 138 Mio. Euro können laut Dr. Schrimpf in etwa 25 Mio. Euro recht schnell herauf- oder heruntergefahren werden. Es besteht somit eine gesunde Flexibilität, kommentierte der Vorstandsvorsitzende.

Ein drastisches Beispiel wollte Dr. Schrimpf jedoch nicht verhehlen. In Malaysia mussten 50 von 180 Mitarbeitern entlassen werden. Dies ist aber stark auf die politisch schwierige Situation in dem südostasiatischen Staat zurückzuführen. Zudem belastet ein vom größten nationalen Energieversorger sehr scharf geführtes Sparprogramm. Diese Restrukturierungskosten werden das Jahresergebnis belasten, wurden jedoch bereits im ersten Quartal vollständig zurückgestellt. Und genau dieses erste Quartal ist es, das dennoch positiv stimmt. Trotz der ersten Corona-Effekte konnten Auftragseingang und Umsatz nahezu auf dem Vorjahreswert gehalten werden. Darin sieht der Vorstand eine erstaunliche Leistung. Selbst in Corona-Zeiten kamen bisher schon Großaufträge im Volumen von 22 Mio. Euro herein. Zum Tag der Hauptversammlung liegt die Gesellschaft bei Auftragseingang und Umsatz gar über dem Vorjahreswert, verriet Dr. Schrimpf.

Dennoch rechnet der CEO mit einem in etwa 20 Prozent niedrigeren Jahresergebnis, beim Umsatz vorsichtshalber mit einem um 5 Prozent niedrigeren Wert. Für das von der Coronakrise am stärksten betroffene zweite Quartal erwartet der Vorstand ein Betriebsergebnis zwischen 2,5 und 3,0 Mio. Euro, deutlich weniger als die 3,5 Mio. Euro im entsprechenden Vorjahresquartal. Nach eher leichten Effekten im dritten Jahresviertel hofft der Vorstand dann jedoch auf einen starken Jahresendspurt und Aufholeffekte in den kommenden zwei Jahren – alles dies jedoch, so wurde nochmals ausdrücklich betont, nur im Falle des skizzierten „glimpflichen Szenarios“. Von dem Rettungspaket der Bundesregierung wird PSI voraussichtlich vor allem durch die degressive Abschreibung profitieren. Positive Effekte erwartet der Vorstand ferner durch weitere Großaufträge aus China, Polen und Russland sowie durch die Investitionen in die Konzernplattform und die Chancen aus den Klimaschutzprogrammen.

An der Stelle bedankte sich Dr. Schrimpf emotional bei den Mitarbeitern der Gesellschaft. Die an den Tag gelegte Motivation und Arbeitsbereitschaft hat für ihn etwas mit großer Tapferkeit zu tun. Den Zusammenhalt bezeichnete er als vorbildlich und versicherte, selbst in den Segeln zu hängen, um die PSI sicher durch ihr 51stes Unternehmensjahr zu lenken.


Beantwortung der Fragen


Die im Voraus fristgerecht eingereichten neun Fragen, meist mit mehreren Unterfragen versehen, wurden folgend von Dr. Schrimpf alle einzeln ausführlich beantwortet. Seitens der Fragensteller fiel Aktionärssprecher Michael Kunert auf, der im Namen der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) die meisten Fragen eingereicht hatte – und von Dr. Schrimpf als äußerst engagierter Sprecher bezeichnet wurde, der bereits seit Jahren die PSI-Hauptversammlungen bereichert. Daneben spielten die Fragen der Herren Amrhein und Götze, die das Mitarbeiterkonsortium vertraten, eine übergeordnete Rolle. Auch hier freute sich der CEO über die Fragen, denen augenscheinlich eine besonders akribische und detaillierte Analyse zugrunde liegt.

Um der Kritik mancher Aktionäre an der Gewinnausschüttung zu begegnen, nahm Dr. Schrimpf ausführlich Stellung zu der stark reduzierten Dividende. Natürlich war dies keine leichte Entscheidung. Der CEO selbst hält auch Aktien und kann die Kritik an dem reduzierten Dividendenvorschlag gut nachvollziehen. Für diesen Vorschlag sprachen aber gleich mehrere Gründe. Vorneweg war die Unsicherheit über die weitere Ausbreitung der Pandemie zum Zeitpunkt der Einberufung deutlich zu groß. Für den Fall einer drastischen Verschlimmerung wollte sich der Vorstand mögliche staatliche Unterstützungsmaßnahmen offenhalten.

„Ja, warum dann überhaupt eine Dividende ausschütten?“, ging der CEO auf die damit zusammenhängende Frage ein. Mit der stark reduzierten Dividende signalisiert die Gesellschaft seiner Ansicht nach ausreichend die Anteilnahme an der Krise und schafft zugleich finanziellen Spielraum für den Fall einer deutlichen Verschärfung. Einen Komplettausfall wollte der Vorstand jedoch verhindern. Dabei lohnt sich ein Blick auf die Dividendenhistorie der Gesellschaft. Eine Ausschüttung wurde erstmalig 2009 vorgenommen – mit Blick auf die 90er Jahre und die Dotcom-Turbulenzen war eine Ausschüttung zuvor gar nicht vorstellbar, führte der Vorstandsvorsitzende aus. 2013 und 2014 mussten die Dividendenzahlungen dann jedoch aufgrund von Pensionszinsen ausgesetzt werden und die PSI-Aktie flog in diesem Zuge aus gewissen Investmentfonds heraus. Besonders Versicherungsfonds haben die Dividendenkontinuität in ihren Anlagekriterien verankert. Dieses Kriterium wollte der Vorstand nun nicht erneut reißen lassen.

Zudem ist die Ausschüttung ein symbolisches Signal, dass die Gesellschaft nach wie vor an ihrer generellen Dividendenpolitik festhält: eine Ausschüttung von etwa 35 Prozent des IFRS-Konzernjahresüberschusses. An dieser Stelle wollte Dr. Schrimpf aber nochmal betonen, dass die nicht ausgeschütteten Gelder schließllich nicht weg sind, sondern schlichtweg im Unternehmen verbleiben. Somit gibt es auch keinen Dividendenabschlag und der Unternehmenswert ist dementsprechend höher. Nach Ansicht von Dr. Schrimpf muss die Kritik an der niedrigeren Dividende zudem differenziert betrachten werden. Gerade von institutioneller Seite wird oftmals sogar die konträre Ansicht vertreten, dass die Gesellschaft keinerlei Ausschüttungen vornehmen soll, um die Gewinne vielmehr direkt in Wachstum zu reinvestieren. Diese Ansicht von nicht unwesentlich beteiligten Investoren möchte der Vorstand nicht unter den Tisch kehren.

Für den Vorschlag der stark reduzierten Dividende spielte für die Verwaltung jedoch besonders ein Punkt eine große Rolle: die 80 Mitarbeiter, die sich derzeit noch in Kurzarbeit befinden. Dies betrifft aktuell ausschließlich den Bereich Automotive, der schon vor der Coronakrise durch Feinstaub- und Dieselkrise bereits angeschlagen war. Der Vorstand fühlt sehr mit den 80 Mitarbeitern mit und möchte diese so schnell wie möglich aus der Kurzarbeit herausholen. Die Ausschüttung einer vollen Dividende erachtet Dr. Schrimpf vor diesem Hintergrund als „etwas unschicklich“. Abschließend betonte der CEO die Bedeutung finanzieller Stabilität. Zu den PSI-Kunden gehören überwiegend weltweit agierende Großkonzerne. Diese legen immer großen Wert darauf, dass die vergleichsweise kleine PSI finanziell gut ausgestattet ist. Mit Verweis auf all diese zahlreichen Gründe bat Dr. Schrimpf um die Geduld und das Vertrauen der Aktionäre.

SdK-Sprecher Kunert interessierte sich besonders für den Transformationsprozess hin zu einem Software-Produkte-Unternehmen. Er sprach in der dazugehörigen Frage die Festpreisprojekte an, von denen der Vorstand so schnell wie möglich weg möchte. Konkret wollte der Aktionärssprecher wissen, wann das verbliebene Drittel voraussichtlich auf die Konzernplattform umgestellt ist und welche Auswirkung die Umstellung auf Aufträge und Ergebnis hat. Gerne griff Dr. Schrimpf diese Frage auf, um ausführlich über den bereits gut voranschreitenden Transformationsprozess und die sich daraus ergebenden Chancen zu berichten. Das letzte Drittel betrifft die Leitsysteme im Energiemanagement. Die dort eingesetzte Software ist besonders empfindlich für etwaige Ausfälle und muss somit den höchsten Anforderungen genügen. Darum hat sich der Vorstand diese, wenn man so will härteste Nuss bis zum Schluss aufgehoben und zuerst niedriger hängende Früchte geerntet wie beispielsweise die Umstellung bei der Industriesoftware.

Die Auswirkungen zeigen sich bereits deutlich an der Marge im Produktionsmanagement. Im Zuge der bisherigen Umstellung auf die Plattform ist die EBIT-Rendite dort auf fast 11 Prozent angestiegen. Doch auch für die Kunden ergibt sich ein großer Mehrwert. Die Plattform ist durch zahlreiche Funktionen angereichert, die den Produkten einen ganz neuen Glanz verleihen. Nun schnappt sich der Vorstand das noch nicht umgestellte Geschäft mit den Leitsystemen. Hierfür wurde bereits ein Produkt gebaut, was eine schrittweise Einführung ermöglicht. Dabei werden die vorhandenen Systeme mit immer mehr Komponenten ausgestattet, die von der Konzernplattform kommen. Trotz der sorgfältigen Vorbereitung ist die Umstellung aber mit sehr viel Arbeit verbunden. Der kleinste Fehler kann einen Blackout verursachen. Der Vorstand nimmt sich zusammen mit den Mitarbeitern deswegen die gebührende Zeit.

Inmitten der bereits vollzogenen Umstellung initiierte der Vorstand zusätzlich eine Modernisierung der Plattform. Die Web-Technik und die Geschäftsprozessmodellierung sind nun auf einem einzigartigen Stand und bieten so für die Kunden einen großen Mehrwert. Die Tatsache, dass nun selbst in der Coronakrise zahlreiche Großaufträge hereinkommen, führte Dr. Schrimpf zu einem großen Teil auf die mittlerweile hervorragend ausgestaltete Plattform zurück. PSI hat dadurch technologisch ein sehr starkes Fundament. So wird diese Strategie in den nächsten Jahren weiter ausgebaut. Das Ziel ist klar: auch im Segment Energiemanagement so schnell wie möglich in puncto Marge zweistellig zu werden.

Die Herren Amrhein und Götze äußerten in diesem Zusammenhang weitere Fragen zu der strukturellen Entwicklung der Gesellschaft. Den Geschäftsführern des Mitarbeiterkonsortiums war aufgefallen, dass der Pro-Kopf-Umsatz im Bereich Energiemanagement in den letzten Jahren gesunken ist; und sie fragten nach den Gründen. Ferner wollten die Aktionäre wissen, ob die in den letzten fünf Jahren im Volumen von grob 100 Mio. Euro getätigten Investitionen beiden Geschäftsbereichen gleichermaßen zugutekommen. Die Fragen nach dem gesunkenen Pro-Kopf-Umsatz im Energiebereich beantwortete Dr. Schrimpf recht schnell. Grund hierfür sind vor allem die umfangreichen Einstellungen von neuen Mitarbeitern. Neben den Wachstumskampagnen in Deutschland sticht hierbei die BTC-Übernahme hervor, durch die schlagartig weitere 170 Mitarbeiter dem Konzern angehörten. Nach vollständigem Abschluss der Integration und vor allem der fortschreitenden Umstellung der Projekte auf die Konzernplattform erwartet Dr. Schrimpf einen signifikanten Anstieg der Rentabilität. Durch die Plattform können genau diese Skalierungseffekte realisiert werden, die den Umsatz vom jeweiligen Mitarbeiterkopf entkoppeln.

Allein in der Bedienung der Plattform zeigt sich für den PSI-Konzern ein großes Margenpotenzial. In der früheren Welt kam es vor, dass ein und derselbe Fehler mehr als hundertmal neu ausgebügelt werden musste; heute – durch eine konzernweite Plattform und die Technologie ClickDesign – ist dies Vergangenheit. Der CEO merkte an, dass die mit der Umstellung zusammenhängenden Kosten kaum aktiviert werden, sprich als Aufwand durch die Gewinn- und Verlustrechnung laufen. Im letzten Jahr kamen dann noch die BTC-Integrationskosten hinzu. Alles in einem Topf zusammengeworfen – stark steigende Mitarbeiterzahl bei gleichzeitig anfallenden Umstellungs- und Integrationskosten – erachtet der Vorstand die EBIT-Marge von 6,2 Prozent im Energiebereich für gar nicht schlecht. So lobte der CEO ausdrücklich die verantwortlichen Manager in diesem Zuge. Dass die Investitionen der vergangenen Jahre sich nun zunächst im Segment Produktionsmanagement stärker bemerkbar machen, hängt nicht mit Missmanagement, sondern den vorgestellten strategischen Entscheidungen zusammen. Um nun aufzuholen, wurde das Kernteam im Bereich elektrische Energie von 30 auf 65 Mitarbeiter erweitert sowie im Gasbereich auf 18 Mitarbeiter aufgestockt.

Weiter blieb Dr. Schrimpf bei den Fragen des Mitarbeiterkonsortiums. Diese befassten sich mit der Tochter PSI Transcom GmbH, bei der im vergangenen Geschäftsjahr einem ausgewiesenen Eigenkapital von 16,8 Mio. Euro ein Verlust von 7,2 Mio. Euro entgegenstand. Neben den Gründen hierfür interessierte Amrhein und Götze der Schlüssel, nach dem die Konzerntöchter ihren Gewinn an die Mutter abführen. Wie der Vorstandsvorsitzende in seiner Antwort ausführte, handelt es sich bei der Transcom-Tochter um Software für den öffentlichen Nahverkehr. Unter dieser Tochter befindet sich bereits seit Jahren die PSI Incontrol in Malaysia. Um bei der Tochter handelsrechtlich einen Spielraum zu erzeugen, wurde eine buchhalterische Anpassung vorgenommen. Operativ geht es der Tochter jedoch gut. Im letzten Jahr konnte ein EBIT von etwa 1,1 Mio. Euro erzielt werden. Eine Buchkorrektur war nur bei dieser einen Tochter notwendig. Mit Blick auf den gesamten Konzern bestehen große Diskrepanzen zwischen den Buchwerten und der Bewertung am Kapitalmarkt und somit reichlich Spielraum.

Die möglichen Gewinnabführungen der Töchter werden ebenso wie auf Konzernebene sorgfältig analysiert und abgewogen. In vielen Fällen bestehen zudem Gewinnabführungsverträge, bei denen sich die Frage nach der Ausschüttung gar nicht stellt. Ansonsten werden die Leistungsfähigkeit und die Stabilität der Tochterunternehmen geprüft. Auch auf dieser Ebene schauen die Großkunden immer wieder, ob die Töchter finanziell ausreichend ausgestattet sind, um die Großaufträge mit einer hohen Wahrscheinlichkeit abwickeln zu können. Grundsätzlich lässt der Vorstand darum lieber mehr als weniger Geld in den Tochterunternehmen stehen, sodass diese eher speckig als ausgehungert aussehen. Abschließend bezieht der Vorstand auch handelsrechtliche Erfordernisse auf Konzernebene in Betracht. Um überhaupt eine Dividende ausschütten zu können, muss ein handelsrechtlicher Gewinn ausgewiesen werden. Der IFRS-Konzernjahresüberschuss spielt buchhalterisch keine Rolle und dient nur der Bewertung der operativen Angemessenheit.

Die letzte Frage der Vertreter des Mitarbeiterkonsortiums bezog sich auf die Ausgabe von Belegschaftsaktien. Das Volumen des Programms wurde ihrer Analyse nach im Berichtsjahr auf 19.000 Aktien reduziert. Im Jahr zuvor sollen es noch 42.000 Aktien gewesen sein, die ausgegeben wurden. Die Aktionäre baten um die Gründe für die deutliche Reduzierung. Hierzu erläuterte Dr. Schrimpf, dass das Mitarbeiterbeteiligungsprogramm in das Arbeitnehmerzulagen-Gesetz eingegliedert ist. Diese Eingliederung dimensioniert den Pro-Kopf-Bezug. Ein Mitarbeiter kann über den Grenzbetrag zwar hinausgehen, verliert dann jedoch für den übersteigenden Betrag die steuerliche Begünstigung. In der Vergangenheit wurden nun auch über diesen Betrag hinaus Aktien den Mitarbeitern zu einem Discountpreis angeboten und in Verzicht auf die Gewinnbeteiligung direkt zugeteilt. Diese Annahmen und Zuteilungen erfolgten aber überwiegend durch ältere Mitarbeiter, von denen dann wenige Vermögende entsprechend große Volumina abriefen. Den größten Vorteil eines Mitarbeiteraktienprogramms sieht der Vorstand aber gerade darin, jüngere Semester an das Unternehmen zu binden. Darum wird aktuell über Instrumente beraten, die eine breitere Streuwirkung haben.

Die letzten Fragen kamen von Kunert und einem Privataktionär. Der SdK-Sprecher äußerte seinen Dank, dass der Vorstand einen Wechsel beim Abschlussprüfer veranlasst hat. Dies war aus Gründen der seiner Ansicht nach eingeschränkten Unabhängigkeit seit Jahren ein Anliegen der Schutzgemeinschaft gewesen. Der Vorstandsvorsitzende erläuterte ergänzend, dass die Verwaltung im Falle einer Wahl von Deloitte als neuem Abschlussprüfer der Gesellschaft sehr glücklich wäre. In einer Art Beauty-Contest stellten sich mehrere Wirtschaftsprüfungsgesellschaften vor. Der Kostenpunkt fand selbstverständlich Beachtung, war aber nicht der ausschlaggebende Punkt. Vorstand und Aufsichtsrat waren hingegen von dem bei Deloitte ausgewiesenen Know-how im Online-Geschäft und bei Plattformen überzeugt. Dies interessierte das Management deutlich mehr als Fachwissen rund um Softwareindustrie und Auftragsfertigung, was die alte PSI-Welt ist. Mit Deloitte ist der Vorstand bei dem sich vollziehenden Transformationsprozess zuversichtlich, anstatt ausgebremst unterstützt zu werden. Die Steuerberatungsleistungen sollen dennoch weiterhin vom bisherigen Prüfer Ernst & Young erbracht werden, was SdK-Sprecher Kunert mit seinem Fokus auf Unabhängigkeit sicherlich ebenfalls freut, ergänzte Dr. Schrimpf freundlich schmunzelnd.

Die zwei letzten SdK-Fragen betrafen die Coronakrise. Kunert bat um Informationen zu der Auftragslage undweiter um Auskunft, ob sich für die Gesellschaft am Markt günstige Kaufgelegenheiten ergeben. Die Auswirkungen der Krise betreffen, wie von Dr. Schrimpf schon dargestellt, im Falle von PSI eher die Zweit- und Drittkundeneffekte. Daneben sind die Bereiche verstärkt betroffen, bei denen die Kunden zuvor bereits gekränkelt haben, wie beispielsweise im Falle der Automobilbranche. Hingegen sieht die Auftragslage in anderen Bereichen sogar ein deutliches Wachstum. Hier nannte der CEO vor allem die Aufträge aus der amerikanischen und chinesischen Stahlindustrie. Summa summarum ist in der Gesamtschau genug Arbeit im Konzern vorhanden, jedoch sehr ungleich verteilt. Um die sich in Kurzarbeit befindlichen Mitarbeiter noch schneller zurückzuholen, prüft der Vorstand aktuell bereichsübergreifende Einsätze. Diesen liegen jedoch umfangreiche Vorbereitungsprozesse zugrunde, die natürlich Geld kosten. Der Vorstand ist desto mehr mit Hochdruck dabei und rechnet in einem glimpflich verlaufenden Szenario mit einem signifikanten Zurückholen der Mitarbeiter in den nächsten Monaten.

Günstige Kaufgelegenheiten sieht der Vorstand nicht. Kurzarbeit löst erstmal jeden Schmerz, erklärte der CEO. Damit sanieren sich auch bereits vor der Krise kränkelnde Unternehmen. Jeder, der irgendwie nicht voll ausgelastet ist, und dies möglicherweise unabhängig von Corona, schickt die entsprechenden Mitarbeiter nun erstmal in Kurzarbeit. Aus diesem Grund sind bisher keine großen Discountpreise am Markt erkennbar. Spannend wird es nach Einschätzung des Vorstands erst dann, wenn die Kurzarbeit ausläuft. Es ist aber noch unklar, wie lange die Regierung diesen Zeitpunkt aus Vorsichtsgründen noch hinausschieben wird. Bei dieser Entscheidung wird sich die Regierung nach Ansicht von Dr. Schrimpf sicherlich nicht an den Unternehmen des Mittelstands orientieren, sondern wie gut es für Daimler, BMW und VW passt. Mit Zeitverzug können sich somit durchaus Übernahmechancen für PSI ergeben. Aktuell befindet sich Vorstand in Übernahme-Verhandlungen, die aber schon vor der Coronakrise begonnen haben. Das avisierte Übernahmeziel ist nach wie vor ein gesundes Unternehmen.

Den Schluss machte die Frage eines Privataktionärs aus Rheinland-Pfalz, der den Standort Koblenz pries und fragte, warum der Vorstand denn nicht einen weiteren Standort in Rheinland-Pfalz in Betracht zieht. Einen solchen gab es vor 18 Jahren bereits schon einmal, kommentierte der CEO. Dieser ist damals aber nicht sehr gut gelaufen, was der Vorstandsvorsitzende jedoch ausdrücklich nicht auf geografische Gründe zurückführt. Viel eher handelt es sich um eine attraktive Region, in der auch viele große PSI-Kunden ansässig sind. Ein weiterer Standort wird aber dennoch nicht benötigt und würde eher im Zuge einer möglichen Übernahme gegebenenfalls zum Konzern hinzukommen.

Abschließend bedankte sich Dr. Schrimpf herzlich für alle eingereichten Fragen und das große Interesse an der Gesellschaft. Trippel ergänzte, dass der Vorstand bei der Beantwortung der Fragen bewusst nicht von dem rechtlich eingeräumten Ermessensspielraum Gebrauch gemacht hat und somit alle Fragen vollständig vorgelesen und dann beantwortet wurden. Sodann leitete der Vorsitzende die Abstimmungen ein.


Abstimmungen

Der Aufsichtsratsvorsitzende verkündete die Präsenz mit 11.332.885 Aktien. Bezogen auf das Grundkapital von 40.185.256,96 Euro, eingeteilt in 15.697.366 Aktien, entsprach dies einer Quote von 72,2 Prozent.

Alle Beschlussfassungen fanden deutliche Zustimmungen, darunter die Ausschüttung einer Dividende von 0,05 Euro je Aktie (TOP 2), die Entlastungen von Vorstand und Aufsichtsrat (TOP 3 & 4), die Wahl von Deloitte zum Abschlussprüfer (TOP 5), die Aufsichtsratswahlen (TOP 6a bis 6d) und die Ermächtigung zum Erwerb eigener Aktien (TOP 7).

Nach dem Verlesen der Abstimmungsergebnisse schloss der Vorsitzende die Veranstaltung um 12:21 Uhr. Zuvor betonte Trippel jedoch noch, dass sich Vorstand und Aufsichtsrat bereits auf die Hauptversammlung des kommenden Jahres freuen. Diese wird dann hoffentlich wieder persönlich besucht werden können. Die Verwaltung ist zuversichtlich, dass die Aktionäre ihre PSI dann noch gestärkter und zukunftsfähiger antreffen werden.


Fazit

So ausführlich und informativ wie möglich versuchten Dr. Schrimpf und Trippel die Hauptversammlung der PSI Software AG für die Aktionären zu gestalten, die sich aufgrund der Coronakrise nur virtuell dazuschalten konnten. Dabei stach besonders die sehr ausführliche Vorstandsrede hervor, die zur besseren Lesbarkeit für diesen zusammenfassenden Bericht in fünf Abschnitte unterteilt wurde. Daraus geht eines deutlich hervor: Vorstand und Aufsichtsrat haben ein klares Ziel, auf das sie die PSI zusteuern. Gemeint ist der ausführlich skizzierte Transformationsprozess hin zu einem klassischen Softwareunternehmen. Die Karte, auf die gesetzt wird, sind wiederkehrende und margenstarke Umsatzerlöse. Dass diese Umstrukturierung nicht zu Lasten der Kunden geht, ist auf die Möglichkeiten der digitalen Welt zurückzuführen. Die etablierte Konzernplattform macht den Bestandskunden einen Wechsel sehr leicht, da die Umstellung aus Kundensicht zahlreiche Vorteile mit sich bringt.

So scheint es nur noch eine Frage der Zeit, bis die Umstellung abgeschlossen ist und die Früchte in einem noch größeren Ausmaß geerntet werden können. Dies würde dann wohlmöglich für neue Höchststände beim Aktienkurs sorgen. Die erwartet deutlich höheren Margen kombiniert mit der großen Skalierbarkeit durch die Plattform lassen Bewertungen in ganz anderen Sphären zu. Außerdem scheint die Coronakrise die Gesellschaft nur wenig zu bremsen – bisher sogar überhaupt nicht. Doch das zweite Quartal mit den deutlich größeren Corona-Effekten steht noch an, weswegen Vorstand und Aufsichtsrat aus Vorsichtsgründen für das Gesamtjahr mit einem Ergebnisrückgang rechnen.

Vorbildlich ist an der Stelle kurz zu nennen, dass der Vorstand überhaupt eine Prognose abgibt. Die meisten Vorstände deutscher Unternehmen verweigern eine solche aktuell vollständig, was nicht gerade Vertrauen und Ruhe bei den Kapitalmarktteilnehmern erzeugt. Dann doch lieber wie bei PSI eine Prognose, die an ein bestimmtes Szenario gekoppelt ist.

Die von PSI gelebte Transparenz kommt nicht von ungefähr. Dr. Schrimpf und auch Trippel stehen seit Jahren für Kontinuität und einen klaren Fokus auf eine gute Corporate Governance. Wenn Trippel zu Beginn der Veranstaltung erläutert, wie die Gesellschaft versucht, den im Deutschen Corporate Governance Kodex beschriebenen nationalen und internationale Richtlinien und Standards einer guten Unternehmensführung nachzukommen, dürfte sich der Großteil der DAX-Vorstände gerne eine Scheibe abschneiden. Und nicht nur Vorstand und Aufsichtsrat sind positiv zu betiteln, sondern auch die Aktionäre selbst. Die Aktionärsbasis zeigt ein bunt gemischtes Feld an Investoren, die alle eines gemeinsam haben: eine langfristige Ausrichtung und Weitblick. Positiv ist hierbei besonders die starke Mitarbeiterbeteiligung hervorzuheben. Ein Mitarbeiterkonsortium, das aktiv auf der Hauptversammlung agiert und sich mit einbringt – so etwas gibt es in der deutschen Aktienlandschaft kaum. Es zeigt die unternehmerische Ausrichtung der Belegschaft, die so mit den Aktionären an einem Strang zieht.

Doch neben all dem Lob an der klaren Strategie, der Ausrichtung und der beteiligten Akteure darf nicht übersehen werden, dass große Herausforderungen mit dem Transformationsprozess verbunden sind. Für den Vorstand glüht es aktuell dabei an vielen Stellen: die schwierige Auslastung, insbesondere Corona-bedingt, aber auch zuvor schon im Automobilbereich, die Mammutaufgabe der Integration von hunderten von Mitarbeitern sowie Schwankungen und Risiken an den Kapitalmärkten besonders in Bezug auf Ölpreis und Wechselkurse. Denn eines ist klar: die Gesellschaft hängt immer noch stark in den alten Strukturen. Die Festpreisprojekte, die nun besonders in der Krise sehr aufwendig zu betreuen sind, machen mit 35 Prozent immer noch einen großen Teil der Umsätze aus. Überdies ist der Konzern nach wie vor zu komplex. In manchen Bereichen herrscht Fachkräftemangel, in anderen Urlaubsabbau und gar Kurzarbeit. Somit ist ein Investment in die PSI-Aktie vor allem mit dem Vertrauen verbunden, dass Vorstand und Aufsichtsrat diese zahlreichen Herausforderungen souverän meistern.

Nach Ansicht von GSC-Research scheint dies nicht abwegig. Die Gesellschaft agiert gleich in zwei großen Zukunftsthemen: Umweltschutz und Digitalisierung. Von beiden darf für die kommenden Jahre reichlich Rückenwind erwartet werden. Ein großes Asset und zugleich Wettbewerbsvorteil ist zudem der breite und namhafte Kundenstamm. Seit Jahren werden fortlaufend Großaufträge von den weltweit größten Akteuren der jeweiligen Branchen eingesammelt – sogar auch in Corona-Zeiten. Gelingt es, diese Großkunden zu halten und vollständig auf die Konzernplattform anzubinden, eröffnet sich für die Gesellschaft völlig neues Wachstumspotenzial. Wir verweisen in diesem Zuge auf unsere veröffentlichte Unternehmensanalyse und die darin ausführlich begründete Empfehlung zum Kauf der Aktie mit einem Kursziel von 23 Euro.


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Veröffentlichungsdatum: 16.06.2020 - 08:30
Redakteur: ppe
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