Die sino AG hatte für den 27. Mai 2020 zur Hauptversammlung in den „Künstlerverein Malkasten“ nach Düsseldorf eingeladen. Etwa 50 Aktionäre hatten sich dort unter strengen Hygienevorgaben und mit ausreichend Abstand zwischen den Stühlen eingefunden, um sich über die Hintergründe des sehr erfolgreichen Abschneidens im Geschäftsjahr 2018/19 (bis 30.09.) zu informieren. Für GSC Research war Matthias Wahler vor Ort.
Der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Robert Manger eröffnete die Versammlung um 11 Uhr und stellte zunächst die anwesenden Mitglieder der Verwaltung vor. Neben ihm selbst hatten seine beiden Aufsichtsratskollegen, Alleinvorstand Ingo Hillen sowie Notarin Johanna Brückner an den Tischen Platz genommen. Personelle Veränderungen hat es seit der letztjährigen Hauptversammlung nicht gegeben.
Wie Dr. Manger ausführte, haben Vorstand und Aufsichtsrat lange diskutiert, ob die Hauptversammlung trotz der Corona-Pandemie als Präsenzveranstaltung abgehalten werden soll. Letztlich überwog die Überzeugung, dass der direkte Kontakt und die Möglichkeit, Fragen zu stellen, aus Aktionärssicht vorzuziehen sei. Voraussetzung ist natürlich, dass die bekannten Spielregeln eingehalten werden. Die Hauptversammlung wurde indes auch komplett im Internet übertragen. Die Aktionäre hatten in diesem Fall die Möglichkeit, über den Stimmrechtsvertreter abzustimmen.
Im Folgenden erläuterte Dr. Manger die Formalien und verlas die Punkte der Tagesordnung. In diesem Zusammenhang teilte er mit, dass Vorstand und Aufsichtsrat, wie bereits per Ad-hoc-Meldung vom 17. April 2020 veröffentlicht, einen geänderten Beschlussvorschlag zur Gewinnverwendung unterbreiten. Statt der im Bundesanzeiger veröffentlichten 0,64 Euro soll unter TOP 2 über eine Dividende von 0,89 Euro beschlossen werden.
Nach einigen ergänzenden Erläuterungen zum Aufsichtsratsbericht übergab er das Wort an den Vorstand.
Bericht des VorstandsFirmengründer und Vorstand Ingo Hillen begann seine Ausführungen mit einem Blick auf den Aktienkurs, der sich in den letzten zwölf Monaten sehr erfreulich entwickelt hat. Seit der letztjährigen Hauptversammlung hat sich das Kursniveau von damals 4,10 Euro auf jetzt etwas mehr als 12 Euro verdreifacht. Der Vorstand äußerte einen gewissen Stolz über diese enorme Performance, über die sich alle Aktionäre freuen dürften.
Herr Hillen fuhr fort mit einem Überblick über wichtige Ereignisse des Geschäftsjahres 2018/19. Als wesentliches Ereignis des ersten Quartals hob er hervor, dass die Fintech-Beteiligung Trade Republic im Dezember 2018 ihre Lizenz als Wertpapierhandelsbank erhalten hat. Dies war ein Meilenstein in der Entwicklung der Gesellschaft. Bei der sino AG lag die Zahl der ausgeführten Orders mit 171.000 (Vorjahr: 175.000) leicht unter dem Vorjahreswert. Das EBT wird mit 48 (266) TEUR ausgewiesen.
In das zweite Quartal, also den Zeitraum Januar bis März 2019, fiel der Start der Trade Republic GmbH. Am 9. Januar 2019 wurden die ersten Trades abgewickelt. Die sino AG führte 143.000 (193.000) Orders aus und erwirtschaftete ein EBT von 9 (374) TEUR.
Im dritten Quartal erhielt sino erneut eine exzellente Bewertung von „Börse Online“ bei der Auszeichnung des Onlinebrokers des Jahres. Wie schon seit Jahren erhielt sino als Note eine glatte 1. In diesem Zeitraum wurden 141.000 (135.000) Orders ausgeführt, das EBT wird mit plus 7 (minus 236) TEUR ausgewiesen.
Das vierte Quartal stand im Zeichen der Erweiterung der Produktpalette. Herr Hillen berichtete vom Anschluss der Canadian Security Exchange. Wie er darlegte, ist es für viele Kunden wichtig, dass sie bei sino etwas handeln können, was andere Broker nicht anbieten. Die Zahl der ausgeführten Orders lag mit 135.000 (138.000) unter dem Vergleichswert. Das EBT wird mit minus 146 (minus 138) TEUR ausgewiesen.
Im Gesamtjahr 2018/19 ging die Zahl der ausgeführten Orders um 8 Prozent auf 590.000 (640.000) zurück. Die Zahl der Depots verringerte sich um weitere 5 Prozent auf 385 (404). Wichtig war Herrn Hillen in diesem Zusammenhang der Hinweis, dass die geschlossenen Depots erlöstechnisch nicht ins Gewicht fallen. Die Aktionäre müssen sich keine Gedanken über die rückläufige Kundenzahl machen. Sino bleibt klar fokussiert auf die Heavy Trader.
Das Jahresergebnis der sino AG reduzierte sich auf minus 125 (plus 160) TEUR. Im Konzern lag das Ergebnis der normalen Geschäftstätigkeit mit minus 2,5 (minus 1,4) Mio. Euro noch tiefer im Minus. Verantwortlich war das planmäßig negative Ergebnis der Trade Republic GmbH, die mit einem Minus von minus 3,36 Mio. Euro aber besser als erwartet abgeschnitten und die sich sehr gut entwickelt hat. Der positive Trend wird sich nach Überzeugung von Herrn Hillen weiter fortsetzen.
Der Vorstand kam dann auf den Dividendenvorschlag zu sprechen. Mit einer Dividende von 0,89 Euro soll der gesamte Bilanzgewinn ausgeschüttet werden. Als Grund nannte Herr Hillen, dass der Gesellschaft durch die notariell beurkundeten Anteilsverkäufe erhebliche Liquidität zufließen wird. Und man habe immer wieder gesagt, dass die Dividende der sino AG im Wesentlichen auch nach der Liquiditätssituation der sino Beteiligungen GmbH bemessen wird, über die die Beteiligungen an Trade Republic und der tick Trading Software AG (tick-TS AG) gehalten werden.
Die tick-TS AG, ein Anbieter von Börsensoftware für institutionelle Kunden, ist von sino mitgegründet worden. Sino selbst nutzt seither die Handelsplattform MX-PRO, die von diesem Unternehmen entwickelt wurde. Im Dezember 2019 veräußerte sino weitere 125.000 tick-TS-Aktien für 21 Euro mit einem Gewinn nach Steuern von 1,5 Mio. Euro. Herr Hillen ist nach wie vor sehr zufrieden mit der Entwicklung der tick-TS AG. Es gibt derzeit keine Pläne, die verbleibende Beteiligung von 12,7 Prozent weiter zu verringern.
Die zweite große Beteiligung ist wie dargelegt die Trade Republic GmbH, an der die sino AG anfangs mit 67 Prozent beteiligt war. In den Monaten nach dem Start reduzierte sich die Beteiligung an dem Broker durch Kapitalerhöhungen planmäßig auf unter 50 Prozent. Trade Republic konnte sich Herrn Hillen zufolge vom Start an über ein grandioses Presseecho freuen und wurde als günstigster Broker im Land bezeichnet. In diesem Kontext kam auch die sino AG als börsennotierter Investor ins Gespräch.
Sodann kam Herr Hillen auf die Entwicklung im laufenden Jahr zu sprechen. Das erste Quartal, also der Zeitraum Oktober bis Dezember 2019, verlief unbefriedigend. Die Zahl der ausgeführten Orders verringerte sich auf 120.000 (171.000) und das EBT rutschte mit minus 324 (plus 48) TEUR deutlich ins Minus.
Im zweiten Quartal kam es jedoch corona-bedingt zu einem massiven Aufschwung. Für den Zeitraum Januar bis März 2020 wird ein Ergebnis nach Steuern von 866 TEUR bzw. 0,37 Euro je Aktie ausgewiesen, womit dies eines der besten Quartale überhaupt war. Infolge der extrem hohen Volatilität an den Märkten verdoppelte sich die Orderzahl. Wichtig ist, dass die Systeme von sino auch in diesen Zeiten zu 100 Prozent stabil liefen, was nicht bei allen Brokern der Fall war. April und der Mai waren ebenfalls sehr gute Monate.
Weiter informierte Herr Hillen, dass im Juli 2019 eine erste Finanzierungsrunde bei Trade Republic durchgeführt worden ist. Im Zuge dessen hat sino Anteile für 1,5 Mio. Euro mit einem Gewinnbeitrag von 3 Mio. Euro veräußert.
Das Highlight folgte im April 2020, als weltweit renommierte Venture-Capital-Investoren in einer weiteren Finanzierungsrunde 62 Mio. Euro in Trade Republic investierten. Dem Unternehmen flossen daraus 40 Mio. Euro an Wachstumskapital zu. Ebenso wie die neuen Investoren beurteilt Herr Hillen die Perspektiven des Brokers weiterhin sehr positiv. Gleichwohl entschlossen sich Vorstand und Aufsichtsrat, einen Teil der Beteiligung an die neuen Investoren abzugeben. Bei einem Verkaufserlös von 8,4 Mio. Euro konnte ein Gewinn von 7,6 Mio. Euro realisiert werden.
Um den enormen Erfolg aufzuzeigen, machte Herr Hillen eine kleine Rechnung auf. Insgesamt hat sino 3 Mio. Euro in Trade Republic investiert. Bis heute wurden daraus mit Verkäufen 10 Mio. Euro erlöst und das verbleibende Paket ist immer noch 22 Mio. Euro wert. Der Investitionsbetrag von 3 Mio. Euro wurde also binnen drei Jahren auf 32 Mio. Euro mehr als verzehnfacht. Und die neuen Investoren steigen ja nicht ein, weil sie kein Potenzial mehr für die weitere Entwicklung sehen würden. Im Gegenteil sind sie sehr optimistisch für die Zukunft.
Weiter informierte Herr Hillen, dass der Aufsichtsrat zum 1. Juni 2020 Herrn Carsten Müller zum zweiten Vorstand der sino AG bestellt hat. Herr Müller stellte sich im Folgenden selbst vor. Er ist 47 Jahre alt und bereits seit 15 Jahren als Jurist und Prokurist bei sino tätig. Er war auch an der erfolgreichen Entwicklung der Trade Republic GmbH beteiligt.
Herr Hillen kam dann zum Ausblick. Unverändert ist es bei sino das Ziel, das Kerngeschäft weiter zu stärken. Dafür sollen die Chancen, die sich aus der hohen Volatilität an den Märkten ergeben, genutzt werden. Der Vorstand berichtete von einer neuen App und einer komplett überarbeiteten Website. Sino ist und bleibt
der Broker für Heavy Trader in Deutschland.
Trade Republic sieht Herr Hillen als europäisches Projekt. Die Expansion nach Österreich hat inzwischen begonnen und weitere Länder sind geplant. Sino ist allerdings ein rein opportunistischer Investor, es gibt keine strategischen Pläne. Neue Beteiligungsmöglichkeiten will sich der Vorstand anschauen. Mit Blick auf die Erfolgsbilanz der letzten Jahre tut er dies jedoch mit hohem Respekt. Wenn sich etwas findet, werde man es anschauen. Aktiv auf der Suche sei man aber nicht.
Im Folgenden präsentierte Herr Hillen die Prognose für das laufende Jahr. Er stellte für das Geschäftsjahr 2019/20 ein deutlich positives Konzernergebnis zwischen 12,5 bis 19,5 Mio. Euro in Aussicht. Der Wert ist maßgeblich davon abhängig, ob die Anteilsverkäufe vollständig bis zum Bilanzstichtag abgewickelt werden können. Gelingt dies, wovon der Vorstand ausgeht, müsste das obere Ende der Spanne erreicht werden, ansonsten eher das untere.
Herr Hillen schloss mit Dank an den Aufsichtsratsvorsitzenden Dr. Manger, der mit Ende der Hauptversammlung ausscheidet. Er hat am 1. Januar 2020 eine neue Position als Partner bei EY Law in Düsseldorf übernommen. Im Zuge dessen gibt er Organmandate auf, darunter auch sein Amt als Aufsichtsratsvorsitzender der sino AG.
An seiner Stelle war unter TOP 6 Dipl.-Kfm. Stefan Middelhoff zur Wahl in den Aufsichtsrat vorgeschlagen, der sich persönlich vorstellte. Er steht bereits seit 20 Jahren in enger Verbindung zu sino, zunächst als Praktikant und dann als Mitarbeiter. 2005 hat er dann „die Seiten gewechselt“. Seither nutzt er als Investor und Daytrader gerne die Handelsplattform von sino. Insofern hat er ein persönliches Interesse, dass sino ein profitables und erfolgreiches Unternehmen bleibt.
Allgemeine AusspracheWortmeldungen gab es in der folgenden Debatte von Dietmar Erlebach von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Andreas Massek als Vertreter der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) sowie den Aktionären Ralf-Jochen Ehresmann und Robinson Kuchejda.
Herr Erlebach begrüßte es sehr, dass trotz Corona eine Präsenzhauptversammlung abgehalten wird. Nur so können die Aktionäre ihre Rechte in vollem Umfang wahrnehmen. Hier stellte Herr Hillen noch einmal klar, dass dies auch sein Wunsch war. Bei einer rein virtuellen Hauptversammlung könnten Aktionäre den Eindruck gewinnen, der Vorstand sucht sich die Fragen aus, die er beantworten will. Dem kann so entgegengewirkt werden.
Alle Redner gratulierten zu der sehr positiven Geschäftsentwicklung. Herr Erlebach räumte ein, dass er vor einem Jahr noch skeptisch gewesen war, was die Entwicklung von Trade Republic angeht. Gerade diese Beteiligung glänzt nun mit einer herausragenden Performance. Der Vorstand hat Kompetenz und Geschick bewiesen. Der Erfolg lässt sich auch am Aktienkurs ablesen. Herr Massek sprach ebenfalls von einer großartigen Arbeit. Der Vorstand hat mit dem Investment in Trade Republic den richtigen Riecher bewiesen.
Erheblichen Anteil am erfolgreichen Abschneiden im Geschäftsjahr 2018/19 hatten Herrn Erlebach zufolge die Erlöse aus dem Teilverkauf der Beteiligungen an tick-TS und Trade Republic. Ihm stellte sich die Frage, wie es jetzt weitergeht, nachdem sino nur noch Anteile von 12,7 Prozent bzw. 15,7 Prozent hält. Schließlich war die von tick-TS gezahlte Dividende in den letzten Jahren regelmäßig ausschlaggebend für das Ergebnis gewesen.
In seiner Antwort stellte Herr Hillen klar, dass Vorstand und Aufsichtsrat nach wie vor sehr zufrieden mit der Entwicklung der tick-TS AG sind. Das Unternehmen wird gut geführt und entwickelt sich erfolgreich. Positiv aus Sicht von sino ist das in der Satzung verankerte Vollausschüttungsgebot. Für das vergangene Jahr erhalte man 204 TEUR Dividende. Es gibt keine Pläne, die Beteiligungshöhe zu verändern. Allerdings hat das tick-TS-Investment keine strategische Bedeutung. Es ist also möglich, dass man opportunistisch aktiv werde, wenn unerwartet großes Interesse da sein sollte.
Verschiedene Fragen betrafen die aktuelle Situation von Trade Republic. Bekannt ist, dass der Broker inzwischen schon über 150.000 Kunden und mehr als 1 Million Trades abgewickelt hat. Aber wie ist das einzuordnen und wo will man hin? Grundsätzlich entwickelt sich das Geschäft offenbar erfolgreich. Jedoch gehe man in den Massenmarkt und es gibt auch andere Broker mit ähnlicher Aufstellung. Herrn Erlebach interessierte, was es braucht, damit bei Trade Republic der Break-even erreicht wird. Daneben meinte er organisatorische Probleme bei der internationalen Expansion zu erkennen. In Österreich gab es offenbar eine Warteliste für Neukunden. Zudem stellt sich die Frage, ob die Beteiligung weiter reduziert oder komplett veräußert werden soll.
Wie Herr Hillen ausführte, handelt es sich auch bei Trade Republic um kein strategisches Investment. Man habe deshalb die sich bietenden Gelegenheiten genutzt, um die Beteiligung zu reduzieren. Dennoch ist sino wie ausgeführt mit Anteilen im Wert von 22 Mio. Euro immer noch substanziell beteiligt und weiterhin optimistisch, was die Perspektiven angeht. Dass weitere neue Wettbewerber aktiv geworden sind, sieht Herr Hillen nicht als Nachteil. Nach seiner Überzeugung spielt Trade Republic in einer anderen Liga. Diese Einschätzung teilen auch die weltweit renommierten Investoren, die jetzt neu eingestiegen sind. Gleichwohl ist es nie ein Fehler, auch einmal Gewinne zu realisieren.
Genaue Zahlen veröffentlicht das Unternehmen laut Herrn Hillen nicht. Bekannt ist, dass Trade Republic stark wächst und inzwischen schon mehr als 1 Mrd. Euro Assets under Management hat. Wann das Unternehmen Geld verdient, dazu konnte er keine Angaben machen. Nachdem mit den Kapitalmaßnahmen 40 Mio. Euro neu ins Unternehmen gekommen sind, hat das weitere Wachstum oberste Priorität. Es handelt sich um ein europäisches Projekt. Nach Österreich sollen weitere europäische Länder angegangen werden. In Österreich hat es tatsächlich eine Warteliste gegeben, da der Kundenansturm sehr groß war.
Ein weiteres Thema der Debatte war das Kerngeschäft. Nach Einschätzung von Herrn Erlebach hat sino ein hervorragendes Produkt. Insbesondere beeindruckt ihn, dass das System auch in sehr volatilen Marktphasen zu 100 Prozent stabil läuft, was nicht allen Brokern gelungen ist. Allerdings geht die Zahl der Kundendepots dennoch immer weiter zurück. Zwar versichert der Vorstand regelmäßig, dass dies keine entscheidende Zahl ist. Ohne eine ausreichende Zahl von Kunden dürfte es aber schwerfallen, auch in Phasen mit einer geringeren Volatilität an den Märkten Geld zu verdienen.
Dies betreffend versicherte der Vorstand, dass sino mit dem Kerngeschäft Geld verdient und dies nach seiner Überzeugung auch in den kommenden Jahren der Fall sein wird. Eine Prognose ist jedoch wegen der hohen Volatilität sehr schwierig. Sino hat sich über die Jahre als
der Broker für sehr aktive Trader einen Namen gemacht. In dem volatilen Marktumfeld der letzten Monate konnten auch einige neue Kunden gewonnen werden. Man werde wie dargelegt weiter investieren. Natürlich leidet aber auch sino unter der starken Regulierung in der Branche.
Herr Ehresmann teilte die Einschätzung des Vorstands, dass nicht die Zahl der Depots, sondern vielmehr die Zahl der Trades entscheidend für den Erfolg im Kerngeschäft ist. Jedoch schien ihm der Zusammenhang mit Blick auf die Ergebnisse in den einzelnen Quartalen nicht so eindeutig zu sein. Nach Aussage von Herrn Hillen ist grundsätzlich eine Korrelation gegeben. Mehr Trades bedeuten mehr Erlöse und mehr Gewinn. Insbesondere auf Quartalsbasis gibt es aber auch noch andere Einflussfaktoren.
Des Weiteren sprachen die beiden Aktionärsschützer die Dividendenpolitik an. Herrn Erlebach erschien es ungewöhnlich, dass, nachdem es im vergangenen Jahr überhaupt keine Ausschüttung gegeben hat, nun mit 0,89 Euro eine Rekorddividende gezahlt werden soll. Herr Massek begrüßte aus Sicht der SdK grundsätzlich eine attraktive Dividende. Auch er äußerte aber Zweifel, ob es Sinn macht, den kompletten Bilanzgewinn auszuschütten.
Beide äußerten die Einschätzung, dass eine gewisse Kontinuität bei der Ausschüttung der bessere Weg sein könnte. Und damit ist nicht zu rechnen, nachdem das Kerngeschäft längerfristig betrachtet stagniert. Nach dem aktuellen Boom dürfte es sich wieder normalisieren und die Kundenzahl geht kontinuierlich zurück. Da würde es nicht schaden, finanzielle Reserven aufzubauen. Herr Massek schlug vor, lieber nur 0,50 Euro als Dividende zu zahlen, aber mit der Perspektive, dass es in den kommenden Jahren auch etwas gibt.
Wie Herr Hillen darlegte, wurde der Dividendenvorschlag vor dem Hintergrund der aktuellen Ereignisse geändert. Natürlich ist eine Ausschüttung in dieser Höhe in positivem Sinne nicht normal. Aber es ist ja auch sehr ungewöhnlich, dass bei einem Unternehmenswert von zu diesem Zeitpunkt 18 Mio. Euro Beteiligungen für 8 Mio. Euro verkauft wurden. Kontinuität ist grundsätzlich gut, aber kein Wert an sich. Sino hat in den letzten Monaten ein starkes Kerngeschäft und verzeichnet hohe Mittelzuflüsse, kann sich eine Dividende in dieser Höhe also leisten.
Ein größerer Aktionär, mit dem er im Vorfeld gesprochen hatte, geht für das laufende Jahr noch einmal von einer ähnlich hohen Dividende aus. Der Investor ist der Meinung, dass der Bilanzgewinn den Aktionären zusteht. Als Vorstand könne er diese Denkweise nachvollziehen, auch wenn er nichts gegen gewisse Rücklagen hätte. Herr Hillen geht aber davon aus, dass im kommenden Jahr beiden Wünschen angemessen Rechnung getragen werden kann.
Angesprochen auf die aktuelle Situation beim Thema Finanztransaktionssteuer erläuterte Herr Hillen, dass weiterhin nicht abschätzbar ist, wie es dies betreffend weitergeht. Aktuell sieht er absolut kein Umfeld für Steuererhöhungen. Natürlich wäre eine solche Steuer nicht gut für die Branche und auch nicht für die Aktienkultur. Letztlich sind die Auswirkungen aber abhängig von der konkreten Ausgestaltung. Und wie alle anderen in der Branche hoffe man, dass die Steuer nicht kommt.
Weiter informierte der Vorstand, dass die sino AG den Widerspruch gegen die an die EdW zu entrichtenden Jahresbeiträge 2010 bis 2014 zurückgenommen hat, ebenso die Widersprüche gegen die Sonderbeiträge. Allerdings sind unverändert Verfassungsbeschwerden gegen die Beiträge und Sonderbeiträge für die Jahre 2009 und 2010 in Höhe von 50 TEUR bzw. 552 TEUR offen. Letztlich gibt es also nichts Neues zu berichten.
Ferner thematisierte Herr Massek den Vorschlag zur Schaffung eines neuen genehmigten Kapitals. Dass eine solche Ermächtigung für den Maximalbetrag von 50 Prozent geschaffen werden soll, lehnte er ab. Schließlich gibt es keine konkrete Strategie für die Verwendung und eine Ausnutzung wäre gegebenenfalls mit einer starken Verwässerung für die Aktionäre verbunden. Er kündigte an, mit den von ihm vertretenen 375.000 Aktien mit Nein zu stimmen, womit die nötige Dreiviertelmehrheit nicht zu erreichen wäre. Als Alternative schlug er vor, lediglich ein genehmigtes Kapital in Höhe von 25 Prozent des Grundkapitals zu schaffen.
Nach kurzer Unterbrechung der Versammlung teilte Dr. Manger mit, dass Vorstand und Aufsichtsrat den Antrag von Herrn Massek beraten haben und bereit sind, den Beschlussvorschlag entsprechend zu ändern. Es wird nun vorgeschlagen, ein genehmigtes Kapital in Höhe von 25 Prozent zu schaffen.
AbstimmungenDr. Manger verkündete die Präsenz mit 1.344.929 Aktien. Bezogen auf das gesamte Grundkapital von 2.337.500 Euro, eingeteilt in ebenso viele Aktien, entsprach dies einer Quote von 57,54 Prozent. Sämtliche Beschlüsse wurden mit Zustimmungsquoten weit über 99 Prozent gefasst.
Im Einzelnen waren dies die Dividende von 0,89 Euro (TOP 2), die Entlastung von Vorstand (TOP 3) und Aufsichtsrat (TOP 4), die Bestellung der DHPG Audit GmbH zum Abschlussprüfer (TOP 5), die Nachwahl von Dipl.-Kfm. Stefan Middelhoff in den Aufsichtsrat für den ausscheidenden Dr. Manger (TOP 6) sowie gemäß dem geänderten Beschlussvorschlag die Schaffung eines neuen genehmigten Kapitals in Höhe von 25 Prozent des Grundkapitals (TOP 7).
Nach knapp vier Stunden schloss der Vorsitzende die Versammlung.
FazitNach einem enttäuschenden Geschäftsjahr 2018/19 ist das Geschäft der sino AG mit den Börsenturbulenzen der letzten Monate erheblich in Schwung gekommen. Im zweiten Quartal, also im Zeitraum Januar bis März 2020, verdoppelte sich die Orderzahl und es wird ein Ergebnis nach Steuern von 866 TEUR bzw. 0,37 Euro je Aktie ausgewiesen. Damit war dies eines der besten Quartale überhaupt für den auf Heavy Trader fokussierten Broker. April und der Mai waren ebenfalls sehr gute Monate.
Auch bei den beiden Beteiligungen geht es gut voran. Im Dezember 2019 wurden weitere tick-TS-Aktien mit hohem Gewinn verkauft und Trade Republic entwickelt sich noch besser als erwartet. Hier wurden ebenfalls Anteile mit sattem Gewinn abgegeben. Mit den Verkäufen wurden in zwei Tranchen rund 10 Mio. Euro erlöst und das verbleibende Paket ist immer noch 22 Mio. Euro wert. Der Investitionsbetrag von 3 Mio. Euro wurde also binnen drei Jahren mehr als verzehnfacht – ein enormer Erfolg.
Insbesondere auf diese Meldung reagierte die sino-Aktie mit einem Kurssprung. Ausgehend von dem Niveau von 4,10 Euro bei der letztjährigen Hauptversammlung hat sich der Kurs auf 12 Euro verdreifacht, bevor es mit dem Dividendenabschlag wieder etwas nach unten ging. Während viele Unternehmen vor dem Hintergrund der Coronakrise ihre Ausschüttung kürzen oder komplett streichen, werden die sino-Aktionäre mit einer attraktiven Dividende von 0,89 Euro am Erfolg beteiligt.
Beim aktuellen Kurs von rund 11 Euro errechnet sich die Marktkapitalisierung mit knapp 25 Mio. Euro. Teuer ist die Bewertung damit nicht, eher im Gegenteil. Stand heute ist dieser Wert durch die verbleibenden Beteiligungen an Trade Republic und tick-TS schon fast komplett abgedeckt. Und es gibt ja auch noch das Kerngeschäft, das sich aktuell ebenfalls sehr gut entwickelt. Natürlich ist aber weiterhin eine hohe Abhängigkeit vom Kapitalmarktumfeld gegeben.
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Veröffentlichungsdatum:
22.07.2020
-
09:43
Redakteur:
mwa