Die Private Assets AG hatte ihre Anteilseigner für den 25. November 2019 zu einer außerordentlichen Hauptversammlung ins Hotel St. Elisabeth in Allensbach-Hegne eingeladen. 15 Aktionäre und Aktionärsvertreter wollten der Veranstaltung beiwohnen, darunter auch Reinhard Hock, um für GSC Research zu berichten.
Die Versammlung versprach einiges an Spannung, da das Verlangen auf Einberufung der Hauptversammlung von der Aktionärin Share Asset Management GmbH ausgegangen war. Geschäftsführer der Share Asset Management GmbH ist mit Christoph Schäfers kein Unbekannter, führte er doch die Falkenstein Nebenwerte AG sowie die Sparta AG über viele Jahre hinweg äußerst erfolgreich.
Zweck der Hauptversammlung war die Abberufung der drei Aufsichtsräte Florian Bozon, Dieter Hoven und Rolf Dommann. Zur Neuwahl wurden Dr. Lukas Lenz, Sven Dübbers sowie Florian Feddeck vorgeschlagen.
Von der bisherigen Verwaltung wurde zusätzlich die Herabsetzung des Grundkapitals im Verhältnis 57:1 von 2,85 Mio. Euro auf nur noch 50 TEUR vorgeschlagen sowie eine anschließende Kapitalerhöhung im Verhältnis 1:19 auf bis zu 1 Mio. Euro.
Vier Tage vor der Hauptversammlung wurde dann per Ad-hoc-Meldung bekanntgegeben, dass der amtierende Aufsichtsrat sein Mandat geschlossen zum Ende der außerordentlichen Hauptversammlung niederlegen wird. Als Grund dafür wurden die neuen Mehrheitsverhältnisse und die dadurch sehr wahrscheinlich anstehenden Änderungen in den Organen genannt.
Um 10 Uhr eröffnete der Aufsichtsratsvorsitzende Dieter Hoven die Veranstaltung und begrüßte alle anwesenden Personen sowie den Notar Dr. Sieß aus Konstanz. Vom Aufsichtsrat fehlte Herr Dommann. Herr Hoven gab bekannt, dass die Tagesordnungspunkte 1 bis 3 abgesetzt werden aufgrund des im Vorfeld der Hauptversammlung erklärten Rücktritts der Aufsichtsräte. Durch dieses Vorgehen soll der Weg für die neuen Aufsichtsratskandidaten freigemacht werden.
Dann stellte Herr Hoven fest, dass bei der Gesellschaft ein Ergänzungsantrag der Share Asset Management GmbH in Bezug auf den Ort der Hauptversammlung eingegangen war.
Nach Abhandlung der Formalien übergab er das Wort an den Alleinvorstand Norbert Bozon.
Bericht des Vorstands
Herr Bozon begrüßte das Auditorium und stellte dann fest, dass es bei dieser außerordentlichen Hauptversammlung um drei Punkte geht. Punkt eins betraf die Abwahl des bisherigen Aufsichtsrates, was sich jedoch erledigt hat.
Als zweiten Punkt nannte Herr Bozon die vorgeschlagene Kapitalherabsetzung von 2,85 Mio. Euro auf 50 TEUR. Er erklärte, dass dadurch die Weichen für den dritten Punkt - eine eventuelle Kapitalerhöhung - gestellt werden sollen. Zudem würde das Grundkapital dann dem derzeit noch vorhandenen, tatsächlichen Firmenvermögen entsprechen.
Allgemeine Aussprache
Ein Aktionär erkundigte sich danach, ob der Firmensitz in Allensbach bleiben wird. Herr Bozon bat um Verständnis, dass er dazu nichts sagen kann, da dies in der Entscheidungsgewalt der neuen Organe liegt. Der für den Aufsichtsrat kandidierende Herr Dübbers führte dazu aus, dass zumindest der Verwaltungssitz verlegt wird. Grundsätzlich ist aber auch eine komplette Sitzverlegung denkbar.
Eine weitere Frage zielte auf das noch vorhandene Vermögen. Laut Herrn Bozon beläuft sich dies auf ca. 60 TEUR und wird in Bargeld und Gold gehalten.
Dann wollte der Aktionär wissen, ob ein Delisting angedacht ist und ob bereits eine Zusage für eine Kapitalerhöhung vorliegt. Nach Aussage der künftigen Verwaltung wird kein Delisting der Aktie angestrebt. In Bezug auf die vorgeschlagene Kapitalerhöhung erklärte Herr Bozon, dass ihm keine Zusagen vorliegen. Auch zum Zeitplan konnte er keine Angaben machen. „Dies hängt zuerst an den Abstimmungen und liegt dann in den Händen des neuen Managements“, so der Firmenchef weiter.
Die steuerlichen Verlustvorträge bezifferte Herr Bozon auf 8,2 Mio. Euro. Diese sind vom Finanzamt auch anerkannt und können vermutlich auch entsprechend genutzt werden. Herr Bozon betonte auch hier, dass dies jedoch dann Sache der neuen Verwaltung sein wird
Abschließend wurde noch nach eventuellen Altlasten und einer möglichen Insolvenzgefahr gefragt. Wie Herr Bozon versicherte gibt es keine Altlasten mehr. Die ehemalige Tochtergesellschaft DUMPcar AG wurde nach der Insolvenz vollständig abgewickelt und die zweite Tochtergesellschaft IPO.GO AG befindet sich derzeit noch in Abwicklung. Diese soll jedoch nach Vorstandsaussage Anfang 2020 beendet sein.
Eine Insolvenzgefahr liegt bei der Private Assets AG laut Herr Bozon nicht vor. Er führte hierzu aus, dass die Gesellschaft keine Verbindlichkeiten mehr hat und der Kapitalverbrauch nur noch sehr gering ist.
Abstimmungen
Vor Durchführung der Abstimmungen gab der Aufsichtsratsvorsitzende die Präsenz bekannt. Vom Grundkapital in Höhe von 2.850.000 Euro, eingeteilt in ebenso viele Stückaktien, waren 1.326.005 Aktien vertreten, was einer Präsenz von 46,53 Prozent entsprach.
Wie bereits erwähnt, wurden die Tagesordnungspunkte 1 bis 3 von der Tagesordnung genommen.
Die Wahl von Dr. Lukas Lenz, Sven Dübbers und Florian Feddeck in den Aufsichtsrat (TOP 4) sowie die Änderung der Satzung in Bezug auf den Veranstaltungsort der Hauptversammlung (TOP 7) wurden dann mit 99,99 bzw. 100 Prozent im Sinne der Verwaltung beschlossen.
Mit jeweils nur 23,60 Prozent Jastimmen fanden die vorgeschlagene Herabsetzung des Grundkapitals im Verhältnis 57:1 (TOP 5) und die anschließende Erhöhung des Grundkapitals im Verhältnis 1:19 (TOP 6) nicht die erforderliche Mehrheit und wurden somit abgelehnt.
Um 11:07 Uhr wurde die Hauptversammlung geschlossen.
Fazit
Wohl nur die kühnsten Optimisten haben daran geglaubt, dass sich bei der Private Assets AG nochmal etwas tut. So gut wie niemand mehr hatte die kleine AG vom Bodensee, die vor allem als Leasing.99 AG eine sehr bewegte und teilweise auch dubiose Vergangenheit hatte, auf dem Radarschirm.
Mit der Share Asset Management AG in Person von Christoph Schäfers hat die Gesellschaft nun jedoch einen Hauptaktionär, der speziell in der Nebenwerteszene einen sehr guten Ruf genießt und sich bei Falkenstein und Sparta in den letzten zwei Dekaden einen beeindruckenden Track Record aufgebaut hat.
Auch der neue Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Lukas Lenz ist ein langjähriger Wegbegleiter von Herrn Schäfers und derzeit Aufsichtsratsvorsitzender unter anderem bei Falkenstein und Sparta.
Im Anschluss an die außerordentliche Hauptversammlung hat der neue Aufsichtsrat in seiner konstituierenden Sitzung mit Claus Dieter Hermanni einen neuen Alleinvorstand bestellt, der dem ein oder anderen sicher noch als langjähriger Vorstand der Sparta AG bekannt sein dürfte.
Wie es mit der Private Assets AG nun weitergehen soll, steht derzeit noch in den Sternen. Bei einem Aktienkurs von aktuell 0,20 Euro beläuft sich die Marktkapitalisierung auf 570 TEUR. Dieser steht ein mehr als überschaubares bilanzielles Restvermögen in Höhe von nur noch ca. 60 TEUR gegenüber. Weitaus interessanter sind jedoch der steuerliche Verlustvortrag in Höhe von 8,2 Mio. Euro und die Börsennotiz.
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