Die Hauptversammlung der HORUS AG fand am 28. August 2019 im Restaurant Kowalski in Köln statt. Ein halbes Dutzend Aktionäre und Gäste hatte sich dort eingefunden, darunter Matthias Wahler für GSC Research, um sich über die aktuelle Entwicklung der Beteiligungsgesellschaft zu informieren.
Der Aufsichtsratsvorsitzende Rudi Küfner eröffnete die Versammlung um 10 Uhr und stellte zunächst die Mitglieder der Verwaltung vor, die vollzählig anwesend waren. Auf die Bestellung eines Notars wurde verzichtet, da keine Beschlüsse gefasst werden sollten, die einer qualifizieren Mehrheit bedurft hätten. Das Protokoll führte der Vorsitzende selbst.
Nach zügiger Abhandlung der Formalien und einigen Worten zum Bericht des Aufsichtsrats übergab Herr Küfner an Alleinvorstand Dr. Johannes Blome-Drees.
Bericht des Vorstands
Wie der Vorstand darlegte, konnte die HORUS AG im Geschäftsjahr 2018 nicht an die letzten drei guten Jahre anknüpfen. Im Wesentlichen bedingt durch Abschreibungen auf Wertpapiere des Anlage- und Umlaufvermögens schloss das Berichtsjahr mit einem deutlichen Verlust ab. Größere Abschreibungen waren auf Amaysim Australia, K+S, freenet, Heidelberger Druckmaschinen, Südzucker sowie Klöckner & Co. vorzunehmen.
Erträge konnten mit Gewinnen aus der Veräußerung von Wertpapieren des Anlage- und Umlaufvermögens, mit Stillhaltergeschäften sowie aus der Vereinnahmung von Dividenden generiert werden. Positive Beiträge in einer relevanten Größenordnung ergaben sich aus dem Verkauf der Aktien der Sunrise Communications Group, Swisscom, Zur Rose Group sowie Call-Optionen auf ProSiebenSat.1 Media und VW Vorzüge.
Aus der Veräußerung von Beteiligungen sowie Wertpapieren des Anlage- und Umlaufvermögens ergaben sich Erträge von 0,20 (1,12) Mio. Euro. Die Erlöse aus Stillhaltergeschäften summierten sich auf 366 (377) TEUR. Demgegenüber standen Eindeckungsaufwendungen für Stillhaltergeschäfte in Höhe von 244 (297) TEUR. Erträge aus anderen Wertpapieren und Ausleihungen des Finanzanlagevermögens konnten mit 90 (87) TEUR verbucht werden, sonstige Zinsen und ähnliche Erträge mit 27 (4) TEUR.
Der Personalaufwand reduzierte sich auf 44 (102) TEUR. Die sonstigen betrieblichen Aufwendungen werden mit 100 (97) TEUR ausgewiesen. Die größte Belastung ergab sich aus den Abschreibungen auf Finanzanlagen und Wertpapiere des Umlaufvermögens mit einem Betrag von 840 (53) TEUR. Nach dem hohen Überschuss von 1,35 Mio. Euro im Vorjahr schloss das Geschäftsjahr 2018 mit einem Fehlbetrag von 519 TEUR ab.
Der Vorstand fuhr fort mit einigen Worten zur Bilanz. Das Anlagevermögen von 1,55 (1,11) Mio. Euro bestand zum Bilanzstichtag ausschließlich aus den Finanzanlagen, das Umlaufvermögen von 2,75 (3,73) Mio. Euro im Wesentlichen aus den Wertpapieren mit einem Betrag von 2,47 (2,41) Mio. Euro.
Die liquiden Mittel verringerten sich auf 0,23 (1,21) Mio. Euro. Unter Einbeziehung der kurzfristig verfügbaren Vermögenswerte summieren sie sich allerdings auf 2,75 Mio. Euro. Wie der Vorstand anfügte, konnte und kann die Gesellschaft ihren Zahlungsverpflichtungen jederzeit nachkommen.
Die Finanzierung ist ebenfalls solide. Bei einer Bilanzsumme von 4,30 (4,84) Mio. Euro und Eigenmitteln von 4,15 (4,67) Mio. Euro errechnet sich die Eigenkapitalquote unverändert mit sehr hohen 96,5 Prozent.
Im Folgenden nannte Dr. Blome-Drees die fünf größten Positionen im Portfolio der HORUS AG. Dies sind unverändert GK Software, K+S, Weleda und freenet. Neu hinzugekommen ist im vergangenen Jahr Wirecard. Den aktuellen Nettoinventarwert der Aktie benannte er mit 1,78 (2,06) Euro.
An dem eingeschlagenen Weg will der Vorstand festhalten. Das Ziel ist es, ein substanz- und ertragsstarkes Unternehmen zu entwickeln. Über die letzten Jahre betrachtet kann sich die Entwicklung seiner Auffassung nach trotz des herben Rückschlags im Geschäftsjahr 2018 sehen lassen. Dr. Blome-Drees will das Portfolio weiterhin kontinuierlich auf Qualität überprüfen und wenn nötig aktiv bewirtschaften.
Allerdings gibt es eine große Unsicherheit, was die weitere Entwicklung der Finanzmärkte betrifft. Risiken sieht er unter anderen aus der weltweiten Konjunkturabschwächung, der anhaltenden Nullzinsphase sowie dem Handelsstreit zwischen den USA und China erwachsen. Auch die unklaren Vorgänge rund um den Brexit und die Sorgen um die Stabilität der EU insgesamt machen zu schaffen. Eine Ergebnisprognose wagte der Vorstand deshalb nicht.
Die ersten acht Monate des laufenden Jahres gestalteten sich nach Aussage von Dr. Blome-Drees wiederum nicht einfach. Zwar konnte der Nettoinventarwert der Aktie um 5 Prozent gesteigert werden. Damit blieb die Entwicklung aber hinter dem Gesamtmarkt zurück. Einige Positionen wiesen eine sehr erfreuliche Entwicklung auf. Andere blieben deutlich hinter den Erwartungen zurück.
Allgemeine Aussprache
Die erste Wortmeldung kam von Aktionär Erhard Knipping, der nach eigener Aussage bereits seit Gründung der Gesellschaft im Jahr 2000 engagiert ist. Wirklich zufrieden zeigte er sich mit der langfristigen Entwicklung nicht. Der Kurs hat sich nach seiner Wahrnehmung über die Jahre nicht so toll entwickelt.
Auch der geringe Freefloat wollte dem Aktionär nicht gefallen. Wie er den Unterlagen entnommen hatte, hält die Scherzer & Co. AG über 80 Prozent der Anteile. Außerdem hat es nach seiner Recherche seit elf Jahren keine Dividende mehr gegeben. Nicht einmal nach dem Rekordjahr 2017, das mit einer Performance von 44 Prozent überragend abgeschlossen hat, gab es eine Ausschüttung.
Dieses Thema betreffend rief Herr Küfner in Erinnerung, dass vor 2007 sehr hohe Dividenden gezahlt worden sind. Insbesondere in den Jahren 2005 bis 2008 konnte mit IPO-Kandidaten enorm Geld verdient werden. Diese Möglichkeit gibt es seither nicht mehr und die Märkte sind insgesamt herausfordernder geworden. Wichtig ist dem Aufsichtsratsvorsitzenden, dass die Aktionäre die Performance längerfristig bewerten. Der Inventarwert der Aktie ist heute wesentlich höher als vor fünf Jahren.
Herr Knipping wollte wissen, warum die Hauptversammlung so spät stattfindet. Bekanntlich rufen Ende August viele Unternehmen ihre Aktionäre zusammen, in die man nicht unbedingt investieren muss. Und die Erstellung des Jahresabschlusses sollte sich bei der HORUS AG doch unkompliziert gestalten. Der Verzicht auf eine Prüfung durch einen Abschlussprüfer würde den Prozess noch weiter beschleunigen.
Wie Dr. Blome-Drees darlegte, findet die Hauptversammlung bei HORUS ebenso wie bei den anderen Gesellschaften der Gruppe traditionell im August statt. Dieser Termin hat sich bewährt. Der Jahresabschluss wird natürlich früher erstellt. An der Prüfung wolle man festhalten. Die Kosten sind überschaubar und das Geld ist seiner Meinung nach gut investiert. Würde man auf eine Prüfung verzichten, würde dies sicherlich auch Kritik nach sich ziehen.
Befragt nach der Zusammenarbeit zwischen Vorstand und Aufsichtsrat erläuterte Herr Küfner, dass ein sehr regelmäßiger Austausch stattfindet, fast täglich. Insofern ist die Angabe im Aufsichtsratsbericht, wonach nur zwei Aufsichtsratssitzungen stattgefunden haben, irreführend. Die Zustimmung des Aufsichtsrats ist notwendig, wenn der Vorstand mehr als 400 TEUR in ein einzelnes Geschäft investieren oder die Engagements über Kredite hebeln will. Derzeit ist dies nicht der Fall.
Ferner interessierte Herrn Knipping, warum im Vorjahr die Erträge aus Beteiligungen mit 337 TEUR extra ausgewiesen worden sind. 2018 ist diese Position in der Gewinn- und Verlustrechnung nicht mehr zu finden. Nach Aussage von Dr. Blome-Drees betraf dies allein die Veräußerung der Beteiligung an der Babylon Capital AG, mit der im Geschäftsjahr 2017 ein hoher Gewinn realisiert werden konnte (Details finden Sie im HV-Bericht 2018).
Des Weiteren erkundigte sich der Aktionär, was sich hinter den sonstigen betrieblichen Erträgen von 26 (17) TEUR verbirgt. In dieser Position wurde nach Aussage von Dr. Blome-Drees vor allem die Nachzahlung von 17 TEUR aus dem Spruchstellenverfahren der Elexis AG sowie eine Zuschreibung auf die Weleda-Anteile verbucht.
Anknüpfend daran wollte Aktionär Uwe Jännert wissen, in welchem Umfang die HORUS AG Nachbesserungsrechte im Bestand hat. Bei anderen Gesellschaften der „Friesenstraße“ ist dieses Thema vielfach von großer Bedeutung, im HORUS-Geschäftsbericht hatte er dazu nichts gefunden. Nach Aussage des Vorstands gibt es bei der HORUS AG keine Nachbesserungsrechte in nennenswertem Umfang.
Eine weitere Frage betraf die auf 27 (4) TEUR deutlich erhöhten Zinserträge. Herr Knipping konnte sich nicht erklären, wie in dem anhaltenden Nullzinsumfeld Erträge in dieser Größenordnung erzielt werden konnten. Wie Dr. Blome-Drees ausführte, handelt es sich um Zinszahlungen auf Anleihen der GK Software SE und der Nordex SE.
Nicht recht nachvollziehen konnte Herr Knipping die umfangreichen Aktivitäten mit Stillhaltergeschäften. Er konnte sich nicht vorstellen, dass bei diesen Aktivitäten auf lange Sicht viel herausspringt. Der Vorstand versicherte, dass die HORUS AG mit Stillhaltergeschäften seit Jahren erfolgreich unterwegs ist. Als Beispiel aus dem vergangenen Jahr nannte er Call-Optionen auf VW und Wirecard.
Aktionär Lars Kalbitzer bat um Aufsplittung der Abschreibungen von 800 TEUR. Die höchsten Beträge entfielen nach Aussage von Dr. Blome-Drees auf Amaysim Australia mit 186 TEUR, K+S mit 136 TEUR, freenet mit 115 TEUR und Heidelberger Druck mit 121 TEUR. Auf Nachfrage von Herrn Jännert informierte der Vorstand, dass sich insgesamt 30 bis 40 Gattungen im Depot der HORUS AG befinden.
Befragt nach dem Verbleib der australischen Amaysim informierte Dr. Blome-Drees, dass diese Position aus den Top 5 herausgefallen ist. Der Vorstand ist aber weiterhin überzeugt, dass das Geschäftsmodell funktioniert und will trotz der aktuellen Durststrecke engagiert bleiben. Sobald der Vertrag mit dem Netzbetreiber neu ausgehandelt ist, müsste die Profitabilität steigen. Man habe aus den Problemen mit Amaysim Australia aber eine Lehre gezogen und werde künftig nicht mehr so weit weg investieren.
Ferner kam die Frage auf, warum der Vorstand bei einer so umstrittenen Gesellschaft wie Wirecard investiert ist und dies sogar in größerem Umfang. Dies betreffend stellte Dr. Blome-Drees klar, dass sich dieses Investment sehr erfolgreich entwickelt. Man habe 1.000 Aktien zu 89 Euro gekauft und aktuell liegt der Kurs bei rund 150 Euro. Zusätzlich habe man bei Wirecard mehrmals Geld mit Call-Optionen verdient. Der Vorstand zeigte sich sehr zufrieden mit dieser Position.
Abstimmungen
Herr Küfner verkündete die Präsenz mit 2.087.328 Aktien. Bezogen auf das gesamte Grundkapital von 2.660.000 Euro, eingeteilt in ebenso viele Aktien, entsprach dies einer Quote von 78,47 Prozent.
Sämtliche Beschlüsse, im Einzelnen waren dies die Entlastung von Vorstand (TOP 2) und Aufsichtsrat (TOP 3), die Vergütung des Aufsichtsrats mit 3 TEUR für das einfache Mitglied (TOP 4) sowie die Bestellung der OFM Oebel Fröhlich Michels GmbH zum Abschlussprüfer (TOP 5), wurden einstimmig gefasst.
Nach etwas mehr als einer Stunde schloss der Vorsitzende die Versammlung.
Fazit
Nach dem überaus erfolgreichen Geschäftsjahr 2017 mit einer Performance von 44 Prozent gab es für die HORUS AG im vergangenen Jahr einen spürbaren Dämpfer. Das Portfolio konnte sich dem allgemein schwachen Marktumfeld nicht entziehen. Einige Positionen kamen relativ stark unter die Räder. Längerfristig betrachtet befindet sich die Beteiligungsgesellschaft aber auf Kurs. Der innere Wert der Aktie liegt mit aktuell 1,78 Euro immer noch deutlich höher als vor fünf Jahren.
Die HORUS-Aktie hat mit der schwachen Performance des Depots ebenfalls kräftig nachgegeben. Aktuell werden an der Börse Stuttgart ein Geldkurs von 1,37 Euro und ein Briefkurs von 1,67 Euro aufgerufen. Beides liegt unter dem inneren Wert. Damit erscheint ein Engagement mit Blick auf die langfristig solide Entwicklung der Beteiligungsgesellschaft durchaus überlegenswert. Aufgrund des sehr dünnen Börsenhandels sollte jeder Auftrag mit einem Limit versehen werden.
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Veröffentlichungsdatum:
05.09.2019
-
17:05
Redakteur:
mwa