Die PSI Software AG (PSI) hatte für den 16. Mai 2019 zu ihrer diesjährigen Hauptversammlung nicht wie üblich in das Ludwig Erhard-Haus, sondern in das KOSMOS nach Berlin-Friedrichshain eingeladen. Die Veranstaltung stand ganz im Zeichen des 50jährigen Bestehens, das das Berliner Softwareunternehmen in diesem Jahr feiert. Etwa 250 Aktionäre und Gäste waren erschienen, darunter Burgula Olschewski für GSC Research.
Der Aufsichtsratsvorsitzende Karsten Trippel eröffnete die Veranstaltung pünktlich um 10:00 Uhr, begrüßte alle Teilnehmer herzlich zur Jubiläums-Hauptversammlung und teilte mit, dass die Mitglieder von Vorstand und Aufsichtsrat vollzählig zugegen sind. Nach Abhandlung der Formalien erläuterte er kurz die sieben Punkte der Tagesordnung. Anschließend übergab er das Wort an den Vorstandsvorsitzenden Dr. Harald Schrimpf.
Bericht des VorstandsDr. Schrimpf begann mit einer Kurzbeschreibung der Gesellschaft: PSI optimiert den Fluss von Energie und Material in Unternehmen. Dabei teilt sich das Geschäft nicht mehr wie früher in drei Segmente, sondern nur noch in zwei, nämlich Energiemanagement und Produktionsmanagement. Das frühere Segment Infrastrukturmanagement wurde aufgelöst und in die beiden verbliebenen Segmente eingegliedert.
Beim Blick auf die Zahlen des Geschäftsjahres 2018 konnte Dr. Schrimpf durchweg Erfreuliches berichten. Der Auftragseingang stieg im Vergleich zum Vorjahr um 14,2 Prozent von 190 auf 217 Mio. Euro und der Auftragsbestand zum Jahresende legte um 8.6 Prozent von 128 auf 139 Mio. Euro zu.
Nach Regionen betrachtet stieg der Umsatz im Heimatmarkt Deutschland 2018 besonders stark an auf 115,7 (Vorjahr: 104,7) Mio. Euro – und dies rein organisch, wie Dr. Schrimpf betonte, da die hinzugekaufte BTC Smart Grid erst zum Jahresbeginn 2019 in den Konsolidierungskreis aufgenommen wurde, worauf er später noch genauer einging.
Während sich PSI in den Jahren 2007 und 2008 die Expansion nach Osten auf die Fahnen geschrieben hatte, steht die Internationalisierung heute unter dem Motto „Go West“. Im Fokus stehen daher die USA und Länder wie Brasilien, wo sich das Geschäft laut Vorstand fantastisch entwickelt.
Insgesamt erwirtschaftete PSI im abgeschlossenen Geschäftsjahr einen Umsatz von 199,2 (186,1) Mio. Euro und verfehlte damit die geplante 200 Mio. Euro-Marke nur um Haaresbreite, erläuterte Dr. Schrimpf weiter. Mit Blick auf die Leistungsarten hob er hervor, dass der Umsatzanteil, der mit Wartung, Lizenzen und Beratung erzielt wird, auf 52 Prozent gesteigert werden konnte. Im Vorjahr lag dieser Anteil noch bei 49,5 Prozent. Im Unterschied zum Geschäft mit Handelsware und dem Festpreisgeschäft ist das Wartungs-, Lizenz- und Beratungsgeschäft vergleichsweise risikofrei und deutlich profitabler. Dieses Standbein von PSI macht das Unternehmen widerstandsfähiger gegen konjunkturelle Krisen.
Im Segment Produktionsmanagement macht der Anteil dieses risikoarmen Geschäfts bereits 68 Prozent des gesamten Jahresumsatzes aus, im Segment Energiemanagement liegt der Anteil noch deutlich niedriger bei 37 Prozent. Darin sieht Dr. Schrimpf jedoch lediglich aufgezeigt, wie groß das Potenzial noch ist, das sich PSI als Begleiter durch die Energiewende in den kommenden Jahren erschließen kann. In jedem Fall soll das bis 2022 avisierte Wachstum vor allem im Bereich des risikoarmen und ertragreichen Geschäfts stattfinden.
Nicht zuletzt aufgrund des wieder gestiegenen Ölpreises legte das Betriebsergebnis im Energiemanagement von 4,4 Mio. Euro kräftig zu auf 6,8 Mio. Euro, entsprechend stieg auch die EBIT-Marge auf 6,8 Prozent. Im Produktionsmanagement gab es nur eine leichte Steigerung beim Betriebsergebnis von 9,9 auf 10 Mio. Euro. Die EBIT-Marge errechnet sich hier allerdings mit 10 Prozent, was nicht zuletzt auf den höheren Anteil an höhermargigem und risikoarmem Geschäft zurückzuführen ist.
Das Ergebnis vor Steuern, Abschreibungen und Zinsen konnte um 12,9 Prozent auf 20,0 (17,7) Mio. Euro gesteigert werden, das Ergebnis vor Steuern und Zinsen um 15,7 Prozent auf 15,5 (13,4) Mio. Euro verbessert werden und vor Steuern standen 14,5 (12,5) Mill. Euro zu Buche, Dann aber schlug der Fiskus zu, informierte Dr. Schrimpf, so dass das Konzernjahresergebnis sich bei einem Zuwachs von 11,5 Prozent auf 10,6 (9.5) Mio. Euro stellte. Dies entspricht einem Ergebnis je Aktie von 0,68 (0,61) Euro.
In der Bilanz hat sich laut Vorstand nichts Auffälliges geändert. Das Eigenkapital wurde leicht ausgeweitet auf 86,6 Mio. Euro, die Eigenkapitalquote ist mit 41,5 (41,4) Prozent stabil auf Vorjahresniveau. Hier wird sich im kommenden Jahr durch die erstmalige Anwendung von IFRS 16 etwas ändern, kündigte Dr. Schrimpf vorsorglich an. Demnach werden ab dem kommenden Jahr Mieten und Leasingkosten auf der Aktiv- wie auf der Passivseite aufgeführt, so dass sich die Bilanzsumme um rund 23 Mio. Euro verlängern und die Eigenkapitalquote entsprechend absinken wird.
Mit Blick auf den operativen Cashflow zeigte sich der Vorstand gelassen. Dieser ist zwar im Vergleich zum Vorjahr kräftig hochgeschnellt auf 19,0 (1,2) Mio. Euro. Aber der operative Cashflow ist, so Dr. Schrimpf, „wie ein Hund beim Spaziergang: Mal läuft er voraus, mal hinterher, aber am Ende bleibt er beim Herrchen“. Der Mittelabfluss aus Investitionstätigkeit von minus 7,4 (minus 4,1) Mio. Euro ist durch die Übernahme der Moveo Software geprägt. Beim Cashflow aus Finanzierungstätigkeit in Höhe von minus 4,8 (minus 1,1) Mio. Euro macht die Auszahlung der Dividende den größten Brocken aus. Mit am Ende 44,6 Mio. Euro im der Unternehmenskasse sieht Dr. Schrimpf PSI sehr gut finanziert. Dies entspricht immerhin einem Cashbestand von 2,84 Euro je Aktie, erläuterte er und wies er darauf hin, dass US-amerikanische oder britische Investmentfonds den Cashbestand mit den bestehenden Pensionsverpflichtungen gegenrechnen und so zu ganz anderen Bewertungsergebnissen von Unternehmen kommen, als es in Kontinentaleuropa üblich ist.
Vorstand und Aufsichtsrat schlagen der Hauptversammlung für das Jahr 2018 eine leicht erhöhte Dividende von 0,25 Euro vor. Dies entspricht in Summe einem Anteil am Nettoergebnis von 36 Prozent. Die Gewinnausschüttung an die Aktionäre soll auch in den kommenden Jahren fortgesetzt werden, wobei die Quote wieder leicht zurückgefahren wird auf 33 Prozent vom Nettoergebnis. Wie Dr. Schrimpf erklärte, sei man von dieser ursprünglichen Guidance in den letzten zwei Jahren abgewichen und habe in Rücksicht auf die beiden Vorjahre mit niedrigeren Ausschüttungsquoten 2017 und 2018 etwas mehr als ein Drittel des Nettoergebnisses ausgeschüttet. Die Dividende wird wie in den Vorjahren auch 2018 noch aus dem steuerlichen Einlagenkonto gezahlt werden, kündigte der Vorstand an, jedoch gehe der Vorrat an steuerfreien Ausschüttungsmitteln langsam zur Neige.
Im Einzelabschluss der AG ist der Umsatz 2018 auf 71 (76) Mio. Euro gesunken, stellte Dr. Schrimpf fest. Dies sei jedoch kein Grund zur Sorge, denn im Vorjahr sei der Umsatz kräftig nach oben gesprungen und nun schwinge er eben wieder etwas zurück.
Mit Blick auf den Kurs der PSI-Aktie, der sich im Wesentlichen seitwärts bewegte, sprach Dr. Schrimpf von einem stabilen Verlauf. In einer längerfristigen Betrachtung der Performance an den Aktienmärkten zeigte er den antizyklischen Charakter des PSI-Geschäfts auf, d.h. wie bei PSI der Gewinn steigt, wenn der Markt einbricht.
Dann kam er auf die jüngste Übernahme zu sprechen. Seit dem 1, Januar 2019 zählt der Smart Grid-Bereich „PRINS“ der BTC AG, vormals STS GmbH, zur PSI Gruppe. Das Unternehmen war, wie Dr. Schrimpf erklärte, jahrelang ein wichtiger Wettbewerber von PSI, dem aber in den letzten Jahren mehrere Kunden abgenommen werden konnten, so dass sich das Unternehmen in einer problematischen Lage befand, da nötiges Auftragsvolumen fehlte. Seit dem Sommer 2018 wurde verhandelt, so Dr. Schrimpf weiter, und schließlich kam es zu einer Einigung. Die Übernahme sei ihm eine persönliche Genugtuung, kommentierte Dr. Schrimpf den gelungenen Zukauf und freute sich darüber, auf einen Schlag rund 180 Ingenieure vom Fach gefunden zu haben, die das PSI-Team wirkungsvoll verstärken werden.
Allerdings wird sich die Integration des übernommen Unternehmens über zwei, drei Jahre hinziehen, prognostizierte der Vorstand. Die Ausgangslage sei nicht problemfrei, denn rund 60 Fachkräfte des übernommenen Unternehmens hätten zur Übernahme ohne Arbeit dagestanden. Diese habe man jedoch umgehend mit Aufträgen aus der PSI-Pipeline beschäftigen können. Insgesamt handle es sich bei der Integration aber um einen anstrengenden Prozess.
Die Position als Nummer eins im Heimatmarkt Deutschland hat die Berliner Softwareschmiede mit ihrer jüngsten Übernahme verstärkt, informierte Dr. Schrimpf über die Wettbewerbsposition von PSI. Weltweit gesehen nimmt PSI den sechsten Rang nach Mitarbeiterzahl ein. Die Plätze eins bis fünf sind von zwei US-amerikanischen, einer spanischen, einer britischen und einer chinesischen Firma besetzt, die zum Teil doppelt so viele Mitarbeiter beschäftigen wie PSI.
Wie es sich für eine Softwareschmiede gehört, wurde im vergangenen Geschäftsjahr auch wieder kräftig in Forschung und Entwicklung investiert. Insgesamt beliefen sich die entsprechenden Aufwendungen auf rund 22 Mio. Euro, entsprechend einem Anteil am Umsatz von 11 Prozent. Im Zentrum der Investitionen standen Künstliche Intelligenz (KI) sowie die Energie-, Verkehrs- und Wärmewende. Technologisch investiert wurde in das Business Process Management und die sogenannte WORA-Technologie (WORA: englisch, Abkürzung für „Write once and use anywhere“; deutsch: „Schreib es einmal und nutze es überall.“). Mit diesen Investitionen können künftig erhebliche Einsparungen realisiert werden, versprach Dr. Schrimpf, die das Ergebnis organisch verbessern werden.
Dr. Schrimpf spricht lieber von „industrieller“ statt von künstlicher Intelligenz. Denn für Anwendungen in der Industrie muss künstliche Intelligenz erheblich präziser und robuster arbeiten als beim Einsatz in vielen Alltagssituationen. Stolz zeigte sich der Vorstand auch auf das Produkt PSI Autopilot für Betreiber von Hochspannungsnetzen mit einem hohen Anteil erneuerbarer Energien, das Vorhersagen für 48 Stunden liefern kann. Dieses Produkt, so seine Einschätzung, ist eine Eintrittskarte zu den Top-Versorgern.
Die Übertragung der PSI-Produkte auf die PSI-Java-Plattform, die sich seit Jahren hinzieht, wird in naher Zukunft komplett bewältigt sein, kündigte Dr. Schrimpf an. Mit dem PSI-Click-Design können die Kunden selbst Veränderungen an der Software vornehmen, was sich im Verkauf als echter Renner erweist. Das PSI-Click-Design, mit dem die Software an die jeweils individuellen Ansprüche der Kunden angepasst werden kann, funktioniert so einfach wie Excel oder Power Point, warb Dr. Schrimpf für das Produkt, das sehr positiv im Markt aufgenommen wird.
Seinen Vortrag abschließend widmete sich Dr. Schrimpf einem Blick zurück auf die 50 Jahre Geschichte, die PSI nunmehr hinter sich hat. Vieles habe sich in diesen Jahren verändert, resümierte er, jedoch einiges habe sich als stabil und grundlegend erwiesen wie etwa das Divisionalprinzip, das eine klare Zuordnung der Verantwortung gewährleistet, oder die Arbeitskreise, mit denen Synergieeffekte gehoben werden, die sonst verpuffen würden, Als „sich selbst nährenden Erfolg“ bezeichnete Dr. Schrimpf die PSI-Java-Plattform.
Mit dem Verlauf des ersten Quartals, das im Vergleich zum Vorjahresquartal ein Umsatzplus von 14 Prozent auf 52,0 (45,7) Mio. Euro brachte, zeigte sich der Vorstandschef recht zufrieden, Der Auftragseingang konnte von 93 auf 97 Mio. Euro ausgeweitet werden, der Auftragsbestand kletterte um 6 Prozent von 174 auf 184 Mio. Euro. Für das laufende Geschäftsjahr wird ein Betriebsergebnis von mindestens 17 Mio. erwartet, der Konzernumsatz soll auf 220 Mio. Euro steigen. Gelingen soll dies unter anderem durch zwei neue Aufträge aus China und den USA im Volumen von rund 7,0 Mio. Euro.
Zum Schluss benannte Dr. Schrimpf noch vier säkulare Trends, die das Geschäft von PSI in den kommenden Jahren unterstützen werden: die sich ausweitende Internet-Logistik, die Umrüstung auf Industrie 4.0 mit der sogenannten Schwarmfertigung, die Verkehrswende zur Elektromobilität und die kommerziell getriebene Energiewende. In der Logistik wird heute zum Teil mit Software gearbeitet, die wie PSI selbst, fünfzig Jahre alt ist, beschrieb Dr. Schrimpf die für PSI günstige Ausgangslage in diesem Sektor.
Mit einem ausdrücklichen und herzlichen Dank an die Mitarbeiter und die Aktionäre schloss Dr. Schrimpf seinen Bericht zum 50. Jubiläumsjahr von PSI.
Bericht des AufsichtsratsWie Herr Trippel mitteilte, hat das Kontrollgremium im Geschäftsjahr 2018 insgesamt neunmal getagt, und zwar stets vollzählig. Themen waren Auftragseingang, Umsatz und Ergebnis, die Übernahmen sowie der Abbau des projektorientierten zugunsten des produktbasierten Geschäfts. Der Personalausschuss tagte zweimal, der Prüfungsausschuss dreimal.
Ausführlicher widmete sich der Aufsichtsratsvorsitzende dem Tagesordnungspunkt 7 (Vorstandsvergütung). Wie er ausführte, kommt hier eine .neue Regelung auf die börsennotierten Unternehmen zu, nach der das System der Vorstandsvergütung alle vier Jahre von der Hauptversammlung abgesegnet werden muss. Das von der Verwaltung zur Abstimmung vorgestellte System umfasst drei Komponenten: ein fixes Grundgehalt sowie ein mit dem Jahresziel verknüpfter kurzfristiger Bonus und eine an eine dreijährige Performance geknüpfte Langzeitvariable. Ausschlaggebend sind die langfristige Entwicklung des Aktienkurses und die jährliche Steigerung des Unternehmensgewinns. Zusätzlich zu den beiden beschriebenen variablen Komponenten kann das Unternehmen noch eine freiwillige Anerkennungsprämie zahlen - dies geschah jedoch zum letzten Mal vor mehr als zehn Jahren
Der Aufsichtsrat prüft jährlich die Angemessenheit der Vorstandsvergütung. Das Vergütungssystem des Vorstands folgt dem Prinzip „Pay for Performance“ (deutsch: Lohn für Leistung), erklärte Herr Trippel und bat die Aktionäre darum, das System wie unter TOP7 vorgeschlagen zu billigen.
Für weitere Informationen zum Bericht des Aufsichtsrats verwies er auf die entsprechenden Passagen im Geschäftsbericht und leitete zur Generaldebatte über.
Allgemeine AusspracheIn der Debatte meldeten sich zunächst zwei Aktionärsvertreter zu Wort, Michael Kunert sprach für die Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) und Dr. Malte Diesselhorst für die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Weitere Redner waren Wilfried Götze, der wie in den Vorjahren ehemalige Mitarbeiter vertrat, sowie Andreas Bergius von der Investmentaktiengesellschaft für langfristige Investoren (TGV), die rund 21 Prozent an PSI hält, und die Aktionäre Erik Butans, Norbert Dubisch und Wilm Müller.
Im Anschluss an die Beiträge der Debattenredner bedankten sich Aufsichtsrat und Vorstand für die Glückwünsche und guten Worte. Dann beantwortete Herr Trippel zunächst die Fragen, die den Aufsichtsrat betrafen. Anschließend übernahm Dr. Schrimpf die Antworten des Vorstands, die gegen Ende noch von Finanzvorstand Harald Fuchs ergänzt wurden.
Alle Redner gratulierten zu der erfolgreichen Unternehmensgeschichte, auf die PSI zurückblicken kann, und bedankten sich bei der Verwaltung und den Mitarbeitern, dass „alles so gut läuft“, wie es der SdK-Sprecher formulierte. Besonders bei einem Softwareunternehmen, von denen viele die ersten Jahre nicht überstehen, erschien ihm der 50. Geburtstag einen ausdrücklichen Glückwunsch wert. DSW-Sprecher Dr. Diesselhorst diagnostizierte ebenfalls einen „guten Zustand der Gesellschaft“ und lobte die Verwaltung für deren gute Arbeit.
Kunert bedauerte allerdings, dass die Verwaltung seinen Vorschlag von der letztjährigen Hauptversammlung, wo er eine Jubiläumsdividende zum Geschäftsjahr 2018 angeregt hatte, nicht aufgenommen hat (
siehe HV-Bericht 2018). Aber angesichts einer ansonsten zuverlässigen Dividendenpolitik konnte er sich dennoch mit der vorgeschlagenen leicht gestiegenen Dividende anfreunden.
Zur Dividende erklärte Dr. Schrimpf, dass es sich um einen Kompromiss handelt, der versucht, die durchaus unterschiedlichen Interessen der Aktionäre auszubalancieren. So wünschen sich etwa viele institutionelle Investoren, dass der gesamte Gewinn im Unternehmen bleibt, während die Privatanleger in der Regel eine Gewinnausschüttung vorziehen. Deshalb habe man sich auf den Kompromiss geeinigt, generell ein Drittel des IFRS-Konzernjahresgewinns auszuschütten.
Mit der erneut vorgeschlagenen Wahl der Ernst & Young GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft zum Abschlussprüfer (TOP 5) konnte sich der SdK-Sprecher nicht anfreunden. Ernst & Young ist schon seit 20 Jahren als Prüfer tätig, kritisierte Kunert, und überdies seien die Leistungen für Steuerberatung viel zu hoch. Er verstand nicht, wieso die Verwaltung seine diesbezügliche Kritik, die er schon auf der letztjährigen Hauptversammlung vorgetragen hatte, nicht aufgenommen hat. Schon vor einem Jahr hatte er angeregt, die Steuerberatung weiterhin von Ernst & Young in Anspruch zu nehmen, gleichzeitig aber einen anderen Prüfer zu suchen. Wie Herr Trippel erläuterte, bewegt man sich mit dem vorgeschlagenen Prüfer im gesetzlichen Rahmen. Überdies verwies er darauf, dass der Prüfer bei Ernst & Young intern regelmäßig gewechselt wird.
Als erfreulich beurteilte Kunert hingegen den Vorschlag zu TOP 6 (Schaffung eines neuen Genehmigten Kapitals), da hier eine Kapitalerhöhung mit Bezugsrechtsausschluss auf maximal 10 Prozent des Grundkapitals beschränkt wird, um die Verwässerung der Altaktionäre in Grenzen zu halten. Lobend erwähnte der SdK-Sprecher zudem, dass sich der Aufsichtsratsbericht deutlich verbessert hat, da nunmehr auch die Termine der einzelnen Sitzungen und deren Hauptthemen in den Bericht aufgenommen wurden. Dies sah er als „echten Fortschritt in Sachen Transparenz“. Allerdings wunderte er sich, dass das Kontrollgremium neun Mal getagt hat. Der Aufsichtsratsvorsitzende hielt hingegen neun Sitzungen pro Jahr bei der Vielfalt der Themen und Herausforderungen für durchaus angemessen.
Seit Dr. Schrimpf den Vorstandsvorsitz bei PSI übernommen hat, fasste Kunert seinen Rückblick in die Geschichte der Gesellschaft zusammen, hat sich PSI gut entwickelt. Einige Fragen hatte er zur jüngsten Übernahme. Ihn interessierte, inwieweit die übernommenen Mitarbeiter „fit für PSI“ sind. Auch DSW-Sprecher Dr. Diesselhorst, der den Neuerwerb insgesamt als „guten Zukauf“ bewertete, erbat sich mehr Details zur Integration. Die Umgliederung von Personal funktioniert heute viel leichter als früher, erläuterte Dr. Schrimpf, nicht zuletzt dank der PSI Java-Plattform. Die Mitarbeiter von BTC sind ausgebildete Leitsystemtechniker und hervorragend qualifiziert für Energienetze.
Die Mitarbeiter von BTC sind auf drei Standorte verteilt, erläuterte der Vorstandschef die Ausgangslage. Neben Berlin und Posen ist dies Oldenburg, wo PSI bislang nicht vertreten ist. Das Grundproblem von BTC war, erläuterte Dr. Schrimpf auf die diesbezügliche Frage von Dr. Diesselhorst, dass PSI der BTC Schritt für Schritt große Kunden abgenommen hat, deren Auftragsvolumen am Ende einfach fehlte.. BTC ist im Bereich elektrische Energie angesiedelt und kümmert sich um Übertragungsnetze, Verteilnetze, Stadtnetze und Stadtwerke sowie Industrieunternehmen. Insgesamt bedient BTC knapp 100 Kunden.
Im Übrigen hat PSI nicht nur 170 Mitarbeiter von BTC übernommen, sondern im abgeschlossenen Geschäftsjahr auch noch einmal genauso viele Mitarbeiter neu eingestellt, ergänzte Dr. Schrimpf. Insgesamt gilt es also, einen Zuwachs um 340 Mitarbeiter zu bewältigen. Die im Zuge der Integration entstandenen Anlaufverluste haben sich laut Vorstand im ersten Quartal auf 1,0 Mio. Euro belaufen. Für das zweite Quartal wird noch einmal mit 0,5 bis 0,6 Mio. Euro gerechnet. Und im dritten Quartal sollten die Anlaufkosten gegen Null gehen.
Ferner wünschte sich Kunert mehr Informationen zur Internationalisierung Richtung Westen. Insbesondere in den USA sah er einen schwierigen Markt und erkundigte sich nach möglichen Risiken und erforderlichen Investments im USA-Geschäft. Generell wollte er wissen, welche Zielländer für PSI interessant sind. Ausgesprochene Krisenregionen wie etwa der Nahe Osten sind von vornherein ausgeschlossen, erklärte Dr. Schrimpf, der keinen Mitarbeiter in ein Land schicken will, in dem dieser um Leib und Leben bangen müsste. In der Auswahl der Zielländer ihrer geschäftlichen Aktivitäten orientiert sich PSI an den Beurteilungen des Auswärtigen Amts. Neben der Sicherheit der Mitarbeiter spielen Gerichtsbarkeit und Zahlungsmoral eine entscheidende Rolle.
In den USA erzielte PSI im vergangenen Geschäftsjahr eine EBIT-Marge von 13 Prozent, womit sich Dr. Schrimpf zufrieden zeigte. Das in Pittsburgh ansässige Team wird verdoppelt und die Partnerschaft mit einem kleineren US-Unternehmen läuft sehr gut, informierte er weiter.
Kunerts letzte Frage galt möglicherweise anstehenden weiteren Zukäufen. Aktuell werden zwei mögliche Zukäufe geprüft, teilte der Vorstand mit, einer aus dem Bereich der Automobilindustrie und einer aus dem Bereich Smart Grids.
Dem vorgeschlagenen Vergütungssystem für den Vorstand (TOP 7) werde die DSW zustimmen, kündigte Dr. Diesselhorst an, bat jedoch gleichzeitig um eine Erklärung dafür, dass sich das Honorar des Vorstandschefs 2018 im Vergleich zum Vorjahr verdoppelt hat. Wie Herr Trippel erläuterte, wurde mit Dr. Schrimpf ein neuer Vertrag abgeschlossen, der Nebentätigkeiten wie etwa Aufsichtsratsmandate ausschließt. Als Kompensation für seine aufgegebenen Aufsichtsratsmandate erhielt Dr. Schrimpf eine Ausgleichszahlung von 125 TEUR sowie eine Bonuszahlung aus dem neuen Vertrag.
Aktionär Götze, der selbst fast 40 Jahre für PSI tätig war, erinnerte an das Gründungsjahr 1969. In dieser Zeit wurden in Deutschland insgesamt zwölf Softwareunternehmen gegründet, erzählte er, von denen drei heute noch selbständig existieren: SAP, Software AG und PSI. Außerdem machte er darauf aufmerksam, dass von den ehemals sechs Gründern zwei auf der Hauptversammlung anwesend sind und ebenfalls die erste beschäftigte Dame des Unternehmens, Frau Kinkel, was von den Aktionären mit einem anerkennenden Applaus quittiert wurde.
Herr Götze interessierte sich für die avisierte Zielmarke bei der Profitabilität und schloss sich der Kritik des SdK-Sprechers an der ausgefallenen Jubiläumsdividende an. Wie er vorrechnete, wäre ein Jubiläumsbonus von 5 Eurocents je Aktie problemlos möglich und seiner Ansicht nach auch angemessen gewesen. Er verstand auch nicht, worüber er bei TOP 7 abstimmen soll. „Die Vergütung des Vorstand ist aus meiner Sicht allein Sache des Aufsichtsrats“, erklärte Herr Götze. Überdies erschien ihm das Kriterium „Entwicklung des Aktienkurses“ nicht als Grundlage für die variable Vergütung geeignet. Schließlich habe der Vorstand auf den Kurs kaum Einfluss, argumentierte er und brachte andere Kriterien ins Spiel wie etwa die Geschwindigkeit, mit der eine Innovation in ein Produkt integriert wird. Die Verwaltung bedankte sich für die Anregung, machte jedoch geltend, dass die von Herrn Götze ins Spiel gebrachten anderen Kriterien schwerlich bis gar nicht messbar seien.
Der Berliner Aktionär Norbert Dubisch hatte einige Verständnisfragen zu Fachbegriffen wie IFRS und Betafaktor, die ihm die Verwaltung aufschlüsselte, und erkundigte sich nach den Kosten für die Hauptversammlung, die von der Verwaltung auf 70 bis 75 TEUR beziffert wurden.
Andreas Bergius von der Investmentaktiengesellschaft für langfristige Investoren (TGV) freute sich wie seine Vorredner über die gute Entwicklung und die verbesserte Profitabilität des Unternehmens. Ihn interessierte, inwieweit PSI den Kunden bei der Internationalisierung in neue Länder folgt und welchen Einfluss die Energiewende auf das operative Geschäft von PSI haben wird. Die internationale Expansion gemeinsam mit Kunden läuft laut Vorstand „erstaunlich schlecht“, nur der Bereich Stahl bildet hier eine positive Ausnahme. Ansonsten sei man eher darauf angewiesen, den jeweiligen Markt selbständig zu erobern. Die Energiewende, so Dr. Schrimpf weiter, ist „ein Traum für unsere Elektrische Energie-Segment“ - entsprechend positiv sind die Geschäftsaussichten. Und viele im Zuge der Energiewende nötige Funktionen hat nur die PSI-Software, freute sich der Vorstand über ein geldwertes Alleinstellungsmerkmal.
Das Interesse von Aktionär Erik Butans galt einer eventuell angepassten Mittelfristprognose bis 2023 und den Instrumenten, mit denen die Profitabilität verbessert werden soll, die er als vergleichsweise gering betrachtete. Laut Dr. Schrimpf soll erst der Umsatz ausgeweitet und dann die Marge verbessert werden. Man könne die Marge zwar steigern beispielsweise durch geringere Ausgaben für Forschung und Entwicklung. Dies sei aber nicht der richtige Weg, denn Forschung und Entwicklung sind für PSI existenziell. Die EBIT-Marge soll zweistellig bleiben, erklärte Dr, Schrimpf. Gegenwärtig wird sie Jahr für Jahr um 0,6 bis 0,7 Prozent verbessert.
Als letzter Aktionäre stellte Wilm Müller seine üblichen Gegen- bzw. Ergänzungsanträge, die jedoch allesamt gar nicht zur Abstimmung kamen, weil die Vorschläge der Verwaltung Vorrang hatten und angenommen wurden.
AbstimmungenDer Versammlungsleiter verkündete die Präsenz mit 8.519.027 Aktien. Bezogen auf das gesamte Grundkapital von 40.185.256,96 Euro, eingeteilt in 15.697.366 Aktien, entsprach dies einer Quote von 54,19 Prozent, mithin deutlich weniger als im Vorjahr, wo sich die Quote auf nahezu 70 Prozent belief.
Die Ausschüttung einer Dividende von 0,25 Euro (TOP 2) und die Entlastung des Vorstands (TOP 3) wurden fast einstimmig beschlossen. Bei der Entlastung des Aufsichtsrats (TOP 4) und der Schaffung eines neuen Genehmigten Kapitals 2019 (TOP 7) ergaben sich jeweils rund 1,4 Millionen Gegenstimmen, mithin eine Zustimmungsquote von etwa 83 Prozent. Noch stärker ausgeprägt war der Widerstand bei der Wahl der Ernst & Young GmbH zum Abschlussprüfer (TOP 5) und der Billigung des Systems zur Vorstandsvergütung (TOP 7). Hier summierten sich die Neinstimmen auf 2,0 bzw. 2,2 Millionen und die Zustimmungsquote fiel auf 76 bzw. 74 Prozent.
Gegen 14:15 Uhr schloss Herr Trippel die Hauptversammlung.
Fazit50 Jahre sind eine lange Zeit und ein Unternehmen, das sich so lange im Markt behauptet, hat Anerkennung verdient. Deshalb sei an dieser Stelle auch von unserer Seite aus Mitarbeitern, Vorstand und Aufsichtsrat herzlich zum Jubiläum gratuliert. Die Freude ist umso größer, als sich die Migration der Produkte auf die PSI-Java-Plattform, die bald vollendet sein soll, nunmehr offensichtlich auszuzahlen beginnt. Denn auch im Geschäftsjahr 2018 konnten Umsatz und Ergebnis erneut deutlich gesteigert werden. Der Umsatz legte um 7 Prozent auf 199 Mio. Euro zu, das Betriebsergebnis um fast 16 Prozent auf 15,5 Mio. Euro. Die Aktionäre werden am Erfolg mit einer auf 0,25 (0,23) Euro leicht erhöhten Dividende beteiligt. Künftig sollen 33 Prozent des IFRS-Ergebnisses als Dividende ausgeschüttet werden.
Auch das erste Quartal des laufenden Geschäftsjahres weist – trotz der nicht ganz unproblematischen Übernahme – in Richtung weiteres Wachstum. Im Gesamtjahr sollen Umsatz und Betriebsergebnis um rund 10 Prozent zulegen. Der Umsatz soll auf 220 Mio. Euro ausgeweitet und das EBIT auf mindestens 17,0 Mio. Euro gesteigert werden.
Angesichts der verschiedenen Umbrüche, die wir derzeit erleben, scheint die Auftragslage für PSI nicht nur für 2019 sondern für die kommenden Jahre gesichert: angefangen bei der sich ausbreitenden Internet-Logistik, über die Integration der sogenannten Schwarmfertigung in die Produktionsprozesse für Industrie 4.0 über die Kehrtwende zur Elektromobilität bis zu der von Dr. Schrimpf so genannten konventionellen Wende zu erneuerbaren Energien. Je mehr die Digitalisierung Raum greift, um somehr braucht es digitale Steuerungssysteme – und die entwickelt und produziert PSI - und dies womöglich geschmeidiger in der Oberfläche und zuverlässiger im Gebrauch als andere.
Um mehr Aufträge bedienen zu können, hat PSI im letzten Jahr personell kräftig aufgestockt – auch dies wird mittelfristig Umsatz und Gewinn und nicht zuletzt der Produktivität zugute kommen. Alles in allem sprechen die soliden Ergebnisse, der überzeugende Vorstandsbericht und die erfreulichen Aussichten für einen Kauf der PSI-Aktie.
KontaktadressePSI Software AG
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Veröffentlichungsdatum:
21.05.2019
-
19:00
Redakteur:
beo