Die ENDOR AG hatte für den 24. August 2018 zur Hauptversammlung in die Tafernwirtschaft Hotel Schönbrunn nach Landshut eingeladen. Mit etwa 30 Aktionären und Gästen hatten sich dort deutlich mehr Teilnehmer als in den Vorjahren eingefunden, um sich über den mittlerweile sehr erfolgreichen Anbieter von High-End-Eingabegeräten für Rennsimulationen zu informieren. Für GSC Research war Matthias Wahler vor Ort.
Der Aufsichtsratsvorsitzende Andreas Potthoff eröffnete die Versammlung um 10 Uhr und teilte mit, dass der Vorstand mit den Herren Thomas Jackermeier und Andràs Semsey komplett anwesend ist. Vom Aufsichtsrat waren nur er selbst und sein Kollege Richard Rösener zugegen. Klaus Wohlfahrt war aufgrund einer Terminkollision verhindert. Er sollte auch nicht mehr in den Aufsichtsrat gewählt werden. An seiner Stelle war unter TOP 5 Uto Baader vorgeschlagen.
Bericht des AufsichtsratsNach Abhandlung der Formalien erstattete Herr Potthoff gewohnt ausführlich den Aufsichtsratsbericht. Wie er darlegte, ist ENDOR nach dem Konsolidierungsjahr 2016 im Geschäftsjahr 2017 wieder deutlich gewachsen. Der Konzernumsatz kletterte um 67 Prozent auf 18,4 (Vorjahr: 11,0) Mio. Euro, der Jahresüberschuss stieg um 77 Prozent auf 1,5 (0,9) Mio. Euro und das Konzerneigenkapital verbesserte sich auf 4,0 (2,4) Mio. Euro.
Ebenso positiv entwickelte sich das Geschäft im geprüften Einzelabschluss. Auf dieser Basis erhöhte sich der Umsatz auf 17,2 (10,2) Mio. Euro, der Jahresüberschuss konnte auf 1,6 (0,8) Mio. Euro nahezu verdoppelt werden und der operative Cashflow wird mit deutlich höheren 2,2 (1,6) Mio. Euro ausgewiesen. Das bilanzielle Eigenkapital erhöhte sich in der AG deutlich auf 4,2 (2,6) Mio. Euro.
Nachdem im Geschäftsjahr 2016 bereits viele Weichen für das weitere Unternehmenswachstum gestellt worden waren, wurde laut Herrn Potthoff 2017 erneut massiv in die Zukunft investiert. Die Produktentwicklung wurde weiter forciert, weshalb sich die F&E-Aufwendungen deutlich erhöhten. Außerdem legten die selbst geschaffenen immateriellen Vermögensgegenstände auf 1,9 (0,9) Mio. Euro zu.
ENDOR verfolgt nach Aussage des Vorsitzenden das Ziel, mit innovativen neuen Produkten wie der Podium-Reihe und Kooperationen wie der jüngst vermeldeten Zusammenarbeit mit der Formel 1 die Bekanntheit der Marke FANATEC deutlich zu steigern. Der Führungsanspruch im Bereich des hochwertigen Rennsimulationszubehörs soll so gefestigt und Umsatz und Gewinn sollen auf Sicht von mehreren Jahren auf ein deutlich höheres Niveau gehoben werden.
Bericht des VorstandsDer Vorstandsvorsitzende Thomas Jackermeier zeigte sich erfreut von der erneut höheren Teilnehmerzahl. Diese steigt ebenso wie der Umsatz, nur nicht so rasant. Er kündigte an, nach dem ausführlichen Bericht von Herrn Potthoff nicht mehr im Detail auf die Zahlen des Geschäftsjahres 2017 eingehen, sondern aufbauend darauf einen Blick in die Zukunft werfen zu wollen. „Es läuft richtig gut und so soll es auch bleiben“, fasste er vorab zusammen.
Der Vorstandschef begann mit einer kleinen Anekdote. Zusammen mit Kollegen habe er auf dem Weg zur Spielemesse gamescom am Flughafen Köln noch etwas gegessen. Im Restaurant sei man mit der Bedienung ins Gespräch gekommen und schnell stellte sich heraus, dass der junge Mann ein FANATEC CSL Racing Wheel bei sich zuhause hat. Herr Jackermeier sieht daran gut aufgezeigt, dass die Endor AG 20 Jahre nach dem Start und einer gewissen Orientierungsphase inzwischen eine sehr starke Position im Markt aufgebaut hat.
Wesentlich dazu beigetragen hat nach seiner Überzeugung die klare Fokussierung auf das Thema Simracing (Simulator Racing). Als Simracer werden Spieler bezeichnet, die regelmäßig Zeit mit Rennspielen verbringen. Bei diesen Spielern hat ENDOR inzwischen eine Marktposition aufgebaut, die nicht mehr so leicht angegriffen werden kann, selbst wenn einem Wettbewerber dafür viel Geld zur Verfügung stünde. Technologisch sind die ENDOR-Produkte zweifellos führend.
Als Beispiel hatte der Vorstand eine Direct Drive Wheel Base mitgebracht, in deren Entwicklung mehr als drei Jahre Entwicklungszeit investiert worden sind. Damit ist ENDOR der Konkurrenz um mehrere Nasenlängen voraus. Einen großen Vorsprung sieht der Vorstand auch mit Blick auf das Gesamtportfolio, das inzwischen drei Serien mit insgesamt mehr als 40 untereinander kompatiblen Produkten umfasst. Gut die Hälfte des Umsatzes steuern Bestandskunden bei, die immer wiederkommen und aufrüsten. Dies führt zu einer stetigen Geschäftsentwicklung.
Als vorteilhaft erachtet der Vorstand überdies die Zusammenarbeit mit einer ganzen Reihe von Lizenzpartnern. Zuvorderst nannte er die Partnerschaften mit Sony und Microsoft. Inzwischen gibt es darüber hinaus Lizenzgespräche mit praktisch allen Automobilherstellern und konkrete Vereinbarungen mit BMW, Porsche, McLaren und Bentley. Mit Bentley ist ein höchst interessantes Projekt angedacht, auf das der Vorstand aber noch nicht näher eingehen durfte. Viel verspricht sich Herr Jackermeier auch von dem neuen Lizenzvertrag mit der Formel 1.
Nachdem die Marke FANATEC im Simracer-Bereich bereits einen enorm hohen Bekanntheitsgrad hat, soll in Kooperation mit der Formel 1 nun ein noch größeres Tor aufgestoßen werden. Wie der Vorstandsvorsitzende verdeutlichte, gibt es weltweit mehr als 500 Millionen Formel-1-Fans und alleine der Deal brachte schon eine unglaubliche Aufmerksamkeit. Noch in diesem Jahr sollen die ersten Aktivitäten gestartet werden.
Geplant ist unter anderem, bei jedem Rennen mit einem Stand vertreten zu sein. Fans können dort direkt die Produkte von ENDOR einkaufen und sich die Ware nach Hause schicken lassen. Bei jedem Rennen soll außerdem ein Formel-1-Fahrer in einem eigens entwickelten Cockpit die Strecke vorstellen. Man wird dabei deutlich erkennen können, dass die Rennfahrer die Produkte von ENDOR nutzen. Alle diese Aktivitäten sollen zusätzlich über Social-Media-Kanäle beworben werden.
In Zusammenarbeit mit der Formel 1 soll außerdem das Thema eSports verstärkt angegangen werden. In anderen Bereichen ist der Wettkampf in Videospielen schon sehr verbreitet. Es gibt mehr als 350 Millionen Fans, die anderen Leuten beim Spielen zuschauen. Die Formel 1 möchte dieses Thema nun im Simracing puschen und plant ab dem viertel Quartal einen zweistelligen Millionenbetrag in dieses Thema zu investieren.
Im Vorgriff auf die zu erwartende Frage, was der Vertrag mit der Formel 1 gekostet hat, nahm Herr Jackermeier schon vorab Stellung. „Der Deal war kein Schnäppchen“, stellte er klar. Umgelegt auf die Laufzeit von fünf Jahren erscheint ihm der Betrag aber doch überschaubar. Die genaue Zahl durfte er nicht nennen. Vorstand und Aufsichtsrat sind sich aber sicher, dass durch diesen Vertrag so viele zusätzliche Lenkräder verkauft werden, dass auch Geld verdient wird und es nicht nur um Marketing geht.
Als weitere Möglichkeit, den Umsatz zu steigern, benannte Herr Jackermeier das In-Game-Advertising. Gespräche mit Spielherstellern über eine Kooperation laufen bereits. Zudem ist die Präsenz in dem jährlich erscheinenden F1-Rennspiel ein Bestandteil der Formel 1-Lizenz. Wie der Vorstand darlegte, werden pro Jahr mehr als 1 Million F1-Spiele verkauft und im Spiel erscheint dann auf der Rennstrecke neben anderen Bannern auch dick die ENDOR-Marke „FANATEC“. Dies sollte ebenfalls zu einer weiter steigenden Bekanntheit und mehr Geschäft führen.
Im Übrigen hat der Formel-1-Deal nach Aussage des Vorstandschefs bereits dazu geführt, dass ENDOR in der Branche anders wahrgenommen wird. Das Standing bei Sony und Microsoft hat sich erheblich verbessert und nahezu jede Rennserie im eSports-Bereich hat inzwischen angeklopft. Natürlich kann nicht mit jedem Anbieter ein Vertrag abgeschlossen werden. In der Regel wird aber Hardware zur Verfügung gestellt, was einen hohen Werbeeffekt hat.
Im Anschluss sprach Herr Jackermeier einige Worte zu den neuen Produkten. Regelrecht begeistert zeigte er sich von der neuen Podium-Serie. Insbesondere mit dem Direct Drive macht dies einen gewaltigen Unterschied zu den Vorgängerprodukten. Mit dem Direct Drive erfährt der Spieler Lenkkräfte wie bei einem echten Auto, dennoch ist die Auflösung extrem feinfühlig – mehr geht eigentlich nicht mehr.
Diese Technologie wird sich nach seiner Überzeugung durchsetzen und ENDOR ist das erste Unternehmen, das Produkte für den Massenmarkt und für Spielkonsolen anbietet. Der Preis ist mit 1.500 Euro noch recht hoch. Über die Zeit wird er aber gesenkt werden und zwar so weit, dass die Konkurrenz nicht mithalten kann. Das Ziel ist es, den Markt erheblich zu erweitern. Hierfür soll auch das Geschäft mit Cockpit- und Fahrschulsimulatoren ausgebaut werden.
Der Vorstand sieht ENDOR auf dem besten Weg, einen Umsatz von 30 Mio. Euro zu erreichen. Dies wird nicht im laufenden Jahr gelingen, aber bald. Auch danach wird sich das hohe Wachstumstempo nach seiner Überzeugung aufrechterhalten lassen. Auf Sicht von fünf bis zehn Jahren sieht er ein Umsatzpotenzial von 50 bis 100 Mio. Euro. Das große Ziel ist es daneben, die Stabilität des Geschäfts zu erhöhen. Sehr gerne teilte er ferner mit, dass sich die Rohmarge im laufenden Jahr nicht wie im Ausblick angegeben reduzieren, sondern sogar leicht erhöhen wird.
Allgemeine AusspracheIn der allgemeinen Aussprache sprachen insgesamt vier Redner. Die meisten Fragen hatte Aktionär Matthias Hackenberg. Er gratulierte dem Vorstand zunächst zu dem sehr guten Ergebnis. Er erinnerte sich an die Aussage von Herrn Jackermeier aus dem Vorjahr, dass die Aktionäre viel Spaß haben werden und genauso ist es eingetreten. Auch mit Blick auf die Entwicklung der Aktie zeigte er sich hochzufrieden, ebenso mit der Aussage, dass der Umsatz auf 50 bis 100 Mio. Euro ausgeweitet werden soll.
Mehrfach kam in diesem Zusammenhang die Frage nach einer konkreteren Mittelfristprognose auf. Hier verwies Herr Potthoff auf die rasanten Veränderungen in der Branche. Es gibt ständig Bewegung und es macht keinen Sinn, eine ständig zu aktualisierende Planung zu veröffentlichen. Dies würde mehr Verwirrung stiften als Nutzen bringen. Es ist Stand heute schließlich nicht einmal klar, welche Produkte in fünf Jahren der Hauptumsatzträger sein werden. Das klare Ziel ist es, den Marktanteil weiter zu steigern.
Herr Jackermeier ergänzte, dass in den letzten Jahren „viel gesät und gegossen worden ist“. Und jetzt kommt die Zeit der Ernte. Wie dargelegt ist auch in den kommenden Jahren ein starkes Wachstum zu erwarten und der Gewinn wird eher noch überproportional zulegen. Im Moment wird noch viel investiert, was die Ergebnisentwicklung bremst. Der Vorstand bekräftigte seine Zuversicht, den Umsatz auf Sicht von fünf bis zehn Jahren auf 50 bis 100 Mio. Euro steigern zu können.
Ein Aktionär äußerte Bedenken, wie bei der Herstellung der Produkte in China die Qualität sichergestellt werden kann. Diese Frage konnte Herr Jackermeier gut nachvollziehen. In der Vergangenheit war dies bekanntlich schon ein Problem gewesen. Man habe aber aus den Fehlern gelernt und nach Überzeugung des Vorstands die Situation nun gut im Griff. ENDOR hat in China ein eigenes Team mit aktuell zwölf Leuten und einen guten Qualitätsmanager. Die Probleme sollten sich also nicht wiederholen.
Ein weiteres Thema waren die Personalkosten, die auf 2,3 (1,5) Mio. Euro erheblich gestiegen sind, obwohl sich die durchschnittliche Mitarbeiterzahl nur leicht auf 36 (32) Personen erhöht hat. Hier waren, wie Herr Potthoff erläuterte, mehrere Effekte ausschlaggebend. Zum einen wurden insbesondere Vertriebsleute, Entwickler und Projektmanager eingestellt, die tendenziell besser bezahlt werden, während in anderen Bereichen einige Mitarbeiter das Unternehmen verlassen haben.
Außerdem wurden die Mitarbeiter am Erfolg beteiligt, was wichtig ist, um das Know-how im Unternehmen zu halten. Und überdies müssen für ein realistisches Bild die aktivierten Eigenleistungen von 372 TEUR bei den Personalkosten gegengerechnet werden. Soweit diese Beträge klar zuordenbar waren, insbesondere war dies der Fall, wenn bei externer Entwicklung eine Rechnung eingegangen ist, wurde dies entsprechend gehandhabt.
Die Frage nach mehr Details zur Mitarbeiterfluktuation konnten Vorstand und Aufsichtsrat spontan nicht beantworten. Herr Semsey versprach aber, diese Informationen im Nachgang zu liefern. Seiner Mail war zu entnehmen, dass im Dezember 2016 eine ganze Reihe von Mitarbeitern neu eingestellt worden ist. Da die durchschnittliche Mitarbeiterzahl jeweils zum Quartalsende berechnet wird, erhöhte sich dieser Wert stärker als die Personalkosten, die 2016 noch kaum ins Gewicht gefallen waren. Dieser statistische Effekt führte 2016 zu einem Rückgang der Personalkosten je Mitarbeiter, während die Gehälter tatsächlich leicht gestiegen sind.
Konkret wurden im Geschäftsjahr 2016 zehn neue Mitarbeiter eingestellt, davon acht im vierten Quartal. Ausgeschieden ist in diesem Zeitraum keiner. Im Jahr 2017 stehen drei Abgängen insgesamt 13 Neueinstellungen gegenüber. Von einer hohen Fluktuation kann also laut Herrn Semsey keinesfalls gesprochen werden. Das durchschnittliche Bruttogehalt erhöhte sich durch den Zugang hochqualifizierter Fachkräfte, die auch von anderen Firmen umworben werden, auf 56 (41) TEUR.
Weitere Fragen von Herrn Hackenberg betrafen verschiedene Bilanzpositionen. Unter anderem wollte er wissen, warum sich die fertigen Erzeugnisse auf 2,8 (1,2) Mio. Euro mehr als verdoppelt haben. Seine Sorge, dass sich einige Produkte nicht verkaufen, konnte ihm Finanzvorstand Andràs Semsey nehmen. Wie er darlegte, soll mit der Bestandsausweitung die jederzeitige Lieferfähigkeit sichergestellt werden. Bei mehr als 40 Produkten sind 2,8 Mio. Euro dann nicht mehr so viel.
Verwundert zeigte sich Herr Hackenberg, dass die aktiven latenten Steuern unverändert mit 249 TEUR ausgewiesen werden. Seiner Auffassung nach hätte diese Position angesichts der optimistischen Planung erhöht werden müssen. Herr Potthoff bestätigte, dass man eine Zuschreibung hätte vornehmen können. Allerdings hätte dies nicht viel Sinn gemacht, da der Betrag über die nächsten Jahre ohnehin wieder aufgelöst hätte werden müssen. Man habe deshalb darauf verzichtet.
Weiter informierte Herr Potthoff auf Nachfrage des Aktionärs, dass die Rückstellungen unverändert zum Vorjahr im Wesentlichen das Verfahren in Spanien betreffen. Neuigkeiten gibt es dies betreffend nicht zu berichten. Die Chancen und Risiken aus diesem Prozess halten sich die Waage und belaufen sich jeweils auf rund 150 TEUR. Wann eine Entscheidung zu erwarten ist, wagte der Vorsitzende nicht abzuschätzen. Dies könnte sicherlich noch einige Jahre dauern.
Im Konzernabschluss hatte Herr Hackenberg eine außerordentliche Abschreibung von 405 TEUR gefunden. Wie Herr Jackermeier darlegte, ist dies auf Qualitätsprobleme infolge der Insolvenz eines chinesischen Unternehmens zurückzuführen, welches für ENDOR produziert hat. Man versuche alles, um solche Vorfälle zu vermeiden, es gelingt aber nicht immer. Die Produktion nach Deutschland zu holen ist keine Option. Ein Großteil der Lieferanten sitzt in China und die höheren Kosten könnten auch nicht weitergegeben werden.
Mit Blick auf die Beteiligungserträge, die auf 340 (108) TEUR erheblich zugelegt haben, erkundigte sich Herr Hackenberg nach der Strategie, was die Ausschüttungen aus den Tochtergesellschaften angeht. Nach Aussage von Herr Potthoff ist es grundsätzlich das Ziel, das Eigenkapital in der AG zusammenzuziehen. Dies macht schon wegen der Finanzierung Sinn. Natürlich muss aber auch ein Teil der Gewinne bei den Tochterunternehmen verbleiben. Der Konzernabschluss ist sicherlich aussagekräftiger.
Des Weiteren sprach Herr Hackenberg die technischen Probleme bei einer Auktion in Australien an. Dem Vernehmen nach waren dort einige Produkte für nur 1 Euro verkauft worden, was Herr Jackermeier bestätigte. Aufgrund eines fehlerhaften IT-Systems waren dort vier Produkte unter Preis verkauft worden, zwei davon für 1 Euro, was letztlich als Marketingkosten verbucht werden kann. Der Vorfall wurde in der Community heiß diskutiert und hat sicherlich zusätzliche Interessenten auf die Plattform gelockt, die ein Schnäppchen machen wollten.
Schließlich bat Herr Hackenberg um eine Aussage zur Dividendenpolitik. Den Ausführungen des Vorstands meinte er entnehmen zu können, dass vorerst keine Ausschüttung zu erwarten ist. Die Frage muss aber doch gestellt werden, nachdem ausgehend von einem Bilanzverlust von noch 0,55 Mio. Euro zum 31. Dezember 2017 das laufende Jahr wohl unausweichlich mit einem Bilanzgewinn abschließen wird.
Diese Frage konnte Herr Jackermeier gut nachvollziehen. Wie er darlegte, wollen Vorstand und Aufsichtsrat natürlich zuallererst im Interesse des Unternehmens handeln und im Moment steht klar das Wachstum im Vordergrund. Dieses muss auch finanziert werden und mit Blick auf die immer noch dünne Kapitaldecke ist eine Dividendenzahlung deshalb aktuell kein Thema.
Herr Potthoff fügte an, dass die Finanzierung bei ENDOR immer ein großes Thema war und dies wohl auch so bleiben wird. Ein Problem sieht der Vorsitzende aber nicht. Selbst bei einem Wachstum von mehr als 70 Prozent im vergangenen Jahr war die Warenfinanzierung kein Problem. Das Unternehmen verfügt über Kreditlinien, zusätzlich gibt es private Darlehensgeber und überdies wächst das Eigenkapital Jahr für Jahr, solange die Gewinne komplett thesauriert werden.
Auf Nachfrage eines Aktionärs ergänzte Herr Semsey, dass die Bankfinanzierung derzeit rund 6 Prozent kostet, dies aber nur, wenn die Linien genutzt werden. Die aktuell elf privaten Darlehensgeber, die in Summe zum Jahresende 494 TEUR zur Verfügung gestellt hatten, erhalten höhere Zinsen. Zusammenfassend ergibt sich ein Durchschnittszins von 8 Prozent. Die private Unterstützung ist nach Aussage des Finanzchefs sehr wichtig. Die HVB hat bei Einrichtung der Linie darauf bestanden, dass diese nicht zur Auszahlung der sonstigen Darlehensgeber verwendet wird.
In diesem Zusammenhang kam der Vorschlag auf, stattdessen lieber eine Anleihe für die Finanzierung aufzulegen. Hier zeigte sich Herr Potthoff skeptisch. Man müsste wohl mindestens ein Volumen von 5 Mio. Euro aufnehmen, damit sich dies trotz der Kosten lohnt. Überdies müssten dann durchgehend Zinsen gezahlt werden, auch wenn das Geld auf dem Konto liegt. Prinzipiell ist eine Anleihe aber natürlich eine Option, über die man mit wachsendem Umsatz in der Zukunft nachdenken könnte.
Alternativ gab es die Anregung, eine Kapitalerhöhung durchzuführen. Auch hier äußerten sich Vorstand und Aufsichtsrat zurückhaltend. Insbesondere Herr Jackermeier und Herr Potthoff sind bereits in größerem Umfang investiert und könnten bei einer größeren Kapitalmaßnahme kaum mitziehen. Verwässern lassen wollen sie sich auf dem aktuellen Kursniveau jedoch auch nicht. Denkbar wäre ihrer Aussage nach allenfalls eine kleinere Kapitalerhöhung zur Unterlegung des Wachstums.
Eine weitere Frage betraf die Spielemesse gamescom, die Herr Jackermeier in seinem Vortrag kurz erwähnt hatte. Dies betreffend informierte der Vorstand, dass ENDOR dort nicht mit einem eigenen Stand vertreten war. Dies würde sich nicht rechnen. Sinnvoller ist es, die Stände der Partner zu nutzen. Bei einigen Anbietern von Rennspielen sind die Produkte von ENDOR zu finden.
Herr Hackenberg erinnerte sich, dass einmal ein Wechsel der Aktiennotierung vom Freiverkehr in den m:access nach München diskutiert worden war. Mit Blick auf die Planung mit einem Umsatz von bis zu 100 Mio. Euro hielt er diesen Wechsel nun auf alle Fälle für angeraten. Herr Potthoff versicherte, dass dieses Projekt weiterhin auf der Agenda steht, zumal mit Uto Baader künftig ein Vertreter der Börse München im Aufsichtsrat sitzt. Einen konkreten Zeitplan gibt es aber noch nicht.
AbstimmungenHerr Potthoff verkündete die Präsenz mit 1.338.482 Aktien. Bezogen auf das gesamte Grundkapital von 1.861.053 Euro, eingeteilt in ebenso viele Aktien, entsprach dies einer Quote von 71,92 Prozent.
Vor Eintritt in die Abstimmungen stellte sich der für den Aufsichtsrat kandidierende Uto Baader vor. Er outete sich als Non-Gamer, nahm für sich aber durchaus eine gewisse Affinität zum Motorsport in Anspruch. Außerdem hat die von ihm gegründete Baader Bank die ENDOR AG einst an die Börse geführt und er verfügt über langjährige Erfahrung in verschiedenen Aufsichtsgremien. Insofern sah er sich gut geeignet für die Aufgabe.
Die Entlastung von Vorstand (TOP 2) und Aufsichtsrat (TOP 3) sowie die Wahl der Herren Andreas Potthoff, Richard Rösener und Uto Baader in den Aufsichtsrat (TOP 5) wurden einstimmig beschlossen. Bei der Entlastung des Aufsichtsrats (TOP 4) stimmte Herr Hackenberg mit gut 22.000 Aktien mit Nein, dies aber, wie er explizit anmerkte, nur aufgrund der wiederholten Abwesenheit von Herrn Wohlfahrt.
Um 12:50 Uhr schloss der Vorsitzende die Versammlung.
FazitEs läuft richtig gut für die ENDOR AG. Nach einigen schwierigen Jahren hat der Anbieter von High-End-Eingabegeräten für Rennsimulationen im Markt eine sehr starke Position aufgebaut und sich weit von der Konkurrenz abgesetzt. Die Marke „FANATEC“ ist mittlerweile eine feste Größe in der Branche und die Zahl der Lizenzpartner wächst kontinuierlich. Nach McLaren und Bentley ist vor Kurzem die Formel 1 hinzugekommen, was die Wahrnehmung im Markt nochmals deutlich verbessert hat.
Das Geschäftsjahr 2017 verlief mit einem Umsatzsprung von 67 Prozent auf 18,4 Mio. Euro und einem Ergebnisplus von 77 Prozent auf 1,5 Mio. Euro positiv. Der Vorstand ist aber überzeugt, dass dies erst der Anfang ist. Auf Sicht von fünf bis zehn Jahren hält er eine massive Umsatzausweitung auf 50 bis 100 Mio. Euro und eine eher noch überproportionale Gewinnentwicklung für realistisch. Bei diesen Erwartungen ist die Aktie auch nach dem starken Kursanstieg der vergangenen Monate noch als attraktiv einzustufen.
Beim aktuellen Kurs von 19 Euro ist das Unternehmen gerade einmal mit 35 Mio. Euro bewertet. Vorerst ist zwar keine Dividende zu erwarten, da das Geld für die Finanzierung des starken Wachstums benötigt wird. Der erwartete Gewinnzuwachs wird dies aber mehr als ausgleichen. Zusätzlichen Schwung könnte der angedachte Wechsel der Aktiennotierung in den m:access bringen. Nachdem mit Uto Baader hochkarätige Verstärkung für den Aufsichtsrat gewonnen wurde, dürfte dieses Projekt nun forciert werden.
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Veröffentlichungsdatum:
30.08.2018
-
22:58
Redakteur:
mwa