Die Ludwig Beck AG hatte für den 15. Mai 2018 zur Hauptversammlung Hilton Parkhotel nach München eingeladen. Wie üblich hatten sich dort mehr als 400 Aktionäre und Gäste eingefunden, um sich über das bekannte Einzelhandelsunternehmen zu informieren, das sich in dem nicht einfachen Branchenumfeld seit vielen Jahren gut behauptet. Für GSC war Matthias Wahler vor Ort.
Bericht des AufsichtsratsDer Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Steffen Stremme eröffnete die Veranstaltung um 10 Uhr und teilte mit, dass die Mitglieder von Vorstand und Aufsichtsrat vollzählig erschienen sind. Personelle Veränderungen hat es seit der letzten Hauptversammlung nicht gegeben. Diesmal standen unter TOP 7 die Neuwahl des Aufsichtsrats auf der Tagesordnung. Mit Blick darauf bat der Vorsitzende die Kandidaten um eine kurze Vorstellung ihrer Person.
Zunächst trat allerdings Hans Rudolf Wöhrl ans Rednerpult, der im Kontrollgremium den Großaktionär vertritt. Er stand für die Wahl nicht mehr zur Verfügung, wollte sich aber noch einmal an die Aktionäre wenden. Wie er darlegte, sind die Intro-Verwaltungs GmbH und die Hans Rudolf Wöhrl Verwaltungs GmbH seit ziemlich genau zehn Jahren bei Ludwig Beck investiert und sehr zufrieden mit ihrem Engagement. Der Kurs hat sich über diese Zeit verdreifacht und es gab regelmäßig Dividenden.
Herr Wöhrl wertete es als große Leistung, dass sich das Unternehmen in der sich rasant wandelnden Branche kontinuierlich positiv entwickelt, und richtete seinen Dank an Vorstand und Mitarbeiter. An dem Engagement bei Ludwig Beck will er weiter festhalten, mit 70 Jahren aber nicht mehr für den Aufsichtsrat kandidieren. Dr. Stremme soll dem Gremium weiterhin angehören. Er hat zwar das gleiche Alter, Herr Wöhrl traut sich aber eher zu, dessen Konstitution zu beurteilen als seine eigene. Insgesamt zeigte er sich mit der Vorschlagsliste für den Aufsichtsrat sehr zufrieden.
Im Folgenden stellten sich die einzelnen Kandidaten vor. Neben Dr. Stremme waren dies Clarissa Käfer, Sandra Pabst und Dr. Bruno Sälzer sowie Dr. Moritz Freiherr von Hutten zum Stolzenberg als Ersatzmitglied. Die beiden Arbeitnehmervertreter richteten ebenfalls ein paar Worte an die Hauptversammlung.
Im Anschluss daran erläuterte Dr. Stremme die Formalien und sprach einige ergänzende Worte zum Aufsichtsratsbericht. Danach übergab er das Wort an den Vorstand.
Bericht des VorstandsChristian Greiner, der im Vorstand seit 2011 für Einkauf, Verkauf und Marketing verantwortlich zeichnet, begann seinen Part mit einem Blick auf die Rahmenbedingungen. Insgesamt gestaltete sich das wirtschaftliche Umfeld in Deutschland im vergangenen Jahr sehr positiv. Dank der guten Einkommens- und Beschäftigungsperspektiven konsumierten die privaten Haushalte so viel wie seit 15 Jahren nicht mehr. Der deutsche Einzelhandel wuchs um 2,3 Prozent. Eigentlich ist das Umfeld also sehr positiv.
Am stationären Textileinzelhandel ist dieser Schwung allerdings völlig vorbeigegangen. Mit einem Minus von 2 Prozent setzte sich die seit Jahren andauernde negative Tendenz weiter fort. Als einen Grund sieht Herr Greiner, dass der Onlinehandel zu Lasten der stationären Geschäfte weiter an Bedeutung gewinnt. Außerdem haben Textilien bei den Konsumenten nicht mehr den Stellenwert wie noch vor einigen Jahren. Vielen Verbrauchern sind Reisen und Technik mittlerweile wichtiger als die neuste Mode.
Die Aufstellung von Ludwig Beck hat sich Herrn Greiner zufolge nicht verändert. Das Herzstück im stationären Geschäft ist das „Kaufhaus der Sinne“ am Münchner Marienplatz. Zudem gibt es eine Dependance in den „Fünf Höfen“, wo exklusive Beauty-Produkte angeboten werden. Seit 2015 gehört überdies die Firma Wormland mit 15 Filialen zur Gruppe. Und zusätzlich zum stationären Geschäft wird auf dem Online-Portal www.ludwigbeck.de eine umfangreiche Auswahl an Premium-Kosmetikartikeln angeboten.
Das Kaufhaus der Sinne residiert, wie der Vorstand weiter ausführte, mit dem Standort am Münchner Marienplatz an einer der besten Lagen überhaupt. Das Einzugsgebiet umfasst 2,8 Millionen Menschen und zusätzlich kommen jedes Jahr mehr als 7 Millionen Touristen nach München. Der Marienplatz ist damit einer der zentralen Hotspots in Deutschland und Europa. Das „Kaufhaus der Sinne“ ist dabei Programm. Neben Mode, Düften und Kosmetik werden den Besuchern auch Gastronomie und Musik angeboten.
Ganz wichtig für den Erfolg sind Herrn Greiner zufolge die Mitarbeiter. Und natürlich wird auch kontinuierlich investiert. Vor ziemlich genau einem Jahr wurde nach dem Umbau die neu gestaltete Fläche im Erdgeschoss wiedereröffnet. Das Angebot wurde stärker fokussiert und der Bereich Lederwaren, Taschen und Kosmetik ausgebaut. Der Vorstand zeigte sich durchaus stolz, dass die Luxusmarke Hermès nun ihre Beauty-Produkte bei Ludwig Beck präsentiert. Es ist nicht einfach, Luxusmarken davon zu überzeugen.
Mit dem Onlineshop ist Ludwig Beck, wie Herr Greiner weiter ausführte, seit Ende 2012 am Start. Auf diesem Weg werden mehr als 10.000 Produkte von über 100 teils exklusiven Marken angeboten. Kaum ein anderer Shop hat ein so umfangreiches Angebot. Mit dem Onlineshop ist Ludwig Beck auch außerhalb Deutschlands aktiv. Neu hinzugekommen sind im vergangenen Jahr die Benelux-Länder. Mit dem Onlineshop besetzt Ludwig Beck nach Überzeugung von Herrn Greiner eine Marktnische, die von strategischer Bedeutung für die Zukunft ist.
Die Firma Wormland hat Ludwig Beck im Jahr 2015 übernommen. Es handelt sich laut Herrn Greiner um einen spezialisierten Anbieter von hochwertiger Herrenmode mit über 400 Mitarbeitern und 15 Niederlassungen in ganz Deutschland, die jüngste in Nürnberg. Wormland kam im vergangenen Jahr auf einen Umsatz von 74,2 Mio. Euro. Das Geschäft verteilt sich auf die zwei Konzepte „Wormland“ und „Theo“. Außerdem werden mit Wormland und Autark zwei Eigenmarken angeboten, die bereits knapp 18 Prozent zum Umsatz beitragen.
An dieser Stelle übernahm Dieter Münch, der dem Vorstand von Ludwig Beck bereits seit 20 Jahren angehört. Wie er darlegte, konnte Ludwig Beck sich der negativen Branchenentwicklung nicht vollständig entziehen. Der Konzernumsatz entwickelte sich im Geschäftsjahr 2017 um 2,2 Prozent auf 173,2 (Vorjahr: 177,1) Mio. Euro rückläufig. Im Segment Ludwig Beck schrumpften die Erlöse auf 99,0 (101,1) Mio. Euro, bei Wormland verminderten sie sich auf 74,2 (76,0) Mio. Euro.
Der Rückgang bei Ludwig Beck ist allerdings, wie Herr Münch betonte, wesentlich dem Umstand geschuldet, dass verstärkt Flächen untervermietet wurden. Damit geht zwar Umsatz verloren. Dafür erhöhten sich die Mieterträge um 0,3 Mio. Euro. Dies wäre nach seiner Einschätzung in etwa der Betrag, der mit der eigenen Fläche hätte verdient werden können. Durch die Untervermietung können die Einnahmen jedoch ohne Risiko generiert werden. Insofern war dies die richtige Entscheidung.
Trotz Umsatzrückgang konnte das EBIT im Konzern auf 6,5 (6,3) Mio. Euro verbessert werden. Damit lag die Kennzahl deutlich über den Erwartungen, die zum Jahresbeginn bei 4 bis 6 Mio. Euro gelegen haben. Ausschlaggebend war das Segment Ludwig Beck, in dem sich das EBIT auf 8,9 (8,6) Mio. Euro verbesserte. Bei Wormland ging es auf minus 2,4 (minus 2,3) Mio. Euro weiter zurück. Darin enthalten ist allerdings eine Impairment-Abschreibung von 0,4 Mio. Euro auf die Filiale in Nürnberg. Bereinigt war das EBIT auch hier besser.
Wie Herr Münch in diesem Zusammenhang in Erinnerung rief, hat Ludwig Beck die Firma Wormland 2015 als Sanierungsfall übernommen und die noch zu erwartenden Verluste vergütet bekommen. Im Jahr der Übernahme hat dieses Segment deshalb einen positiven Ergebnisbeitrag von 10,1 Mio. Euro gebracht. Davon sind nach den Verlusten der letzten beiden Jahre immer noch 5,9 Mio. Euro übrig und natürlich soll das Ergebnis von Wormland noch deutlich verbessert werden. Viele Maßnahmen wurden bereits umgesetzt.
Dass das Ergebnis im Segment Ludwig Beck trotz des rückläufigen Umsatzes verbessert werden konnte, resultiert Herrn Münch zufolge aus der Untervermietung. Zum einen steigen hierdurch die Mieterträge. Außerdem werden auf den untervermieteten Flächen keine eigenen Mitarbeiter mehr benötigt, so dass sich die Personalkosten um 1,1 Mio. Euro reduzierten. Insgesamt versucht der Vorstand die Kostenstrukturen angesichts des schwierigen Umfelds immer weiter zu optimieren.
Das Finanzergebnis konnte auf minus 0,9 (minus 1,1) Mio. Euro verbessert werden. Zum einen wurden nach Aussage von Herrn Münch Verbindlichkeiten in Höhe von 3,8 Mio. Euro zurückgeführt. Außerdem konnte letztmals ein Sonderkündigungsrecht genutzt und höherverzinsliche Darlehen getauscht werden. Nachdem zuvor 4 Prozent Zinsen gezahlt werden mussten, ist es jetzt nur noch rund 1 Prozent. Daran sieht der Vorstand aufgezeigt, dass es Ludwig Beck gut geht. Sonst würde man nicht solche Konditionen erhalten.
Der Jahresüberschuss kletterte deutlich auf 3,3 (2,9) Mio. Euro. Auf dieser Basis leistete das Segment Ludwig Beck einen Beitrag von 5,8 (5,2) Mio. Euro und Wormland von minus 2,5 (minus 2,3) Mio. Euro. Als Basis für den Dividendenvorschlag zog die Verwaltung wie in den Vorjahren nur das Ergebnis des Segments Ludwig Beck heran. Bezogen darauf errechnet sich bei einer unveränderten Dividende von 0,65 Euro eine Ausschüttungsquote von 42 (46) Prozent.
In der Bilanz gab es nur geringe Veränderungen. Das Bild ist nach wie vor mehr geprägt vom Immobilienbesitz als vom operativen Geschäft. Bei einer Bilanzsumme von 130,4 (134,0) Mio. Euro wird die Eigenkapitalquote mit 60,8 (58,9) Prozent ausgewiesen. Größere Veränderungen wird es allerdings im Jahr 2019 geben. Ab dann müssen nach IFRS die noch zu zahlenden Mieten kapitalisiert werden, womit sich die Bilanzsumme nahezu verdoppeln wird. Dies wird sich entsprechend auf die Eigenkapitalquote auswirken.
An der Aktionärsstruktur hat sich laut Herrn Münch nichts verändert. Die größten Aktionäre sind weiterhin die Intro-Verwaltungs GmbH mit 49,2 Prozent und die Hans Rudolf Wöhrl Verwaltungs GmbH mit 25,7 Prozent. Weitere Stimmrechtsmeldungen gibt es von der Ost-West Beteiligungs- und Grundstücksverwaltungs-AG und der Rheintex Verwaltungs AG mit 5 Prozent bzw. 3 Prozent. Der Vorstand ist mit dieser Struktur sehr zufrieden. Die meisten Aktionäre halten Ludwig Beck schon viele Jahre die Treue.
Herr Münch leitete dann über zum laufenden Jahr, in dem sich die Herausforderungen nicht verändert haben. Der Verdrängungswettbewerb setzt sich fort, die großen Markenhersteller machen dem stationären Handel zunehmend Konkurrenz und die Verlagerung in Richtung online hält an. Positiv für Ludwig Beck bewertet er, dass die Stadt München weiter wächst und das Kaufhaus der Sinne mittlerweile in die Fußgängerzone eingebettet ist. Größere Beeinträchtigungen wird es allerdings durch die Bauarbeiten für den Bau der zweiten S-Bahn-Röhre geben.
An der Strategie will der Vorstand unbeirrt festhalten. Ludwig Beck soll weiter wachsen. Dafür sollen aber nur geringe Risiken in Kauf genommen werden. Substanzerhalt hat oberste Priorität. Das Ertragsniveau soll stabil gehalten werden. Im Onlinegeschäft erwartet der Vorstand zweistelliges Wachstum. Und die Restrukturierung von Wormland soll 2018 einen weiteren Schritt vorankommen. Mit einem Konzernumsatz zwischen 170 und 180 Mio. Euro und einer EBIT-Marge zwischen 3,5 und 5,0 Prozent erwartet Herr Münch im laufenden Jahr eine stabile Entwicklung.
Allgemeine AusspracheIn der folgenden Debatte sprachen Ines Straubinger von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), Elisa Haralampides von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) sowie drei Kleinaktionäre, darunter der in München bekannte Eckhard Stauffenberg.
Frau Straubinger wertete es grundsätzlich positiv, dass das Ergebnis trotz Umsatzrückgang gesteigert werden konnte. Der Erfolg beruht jedoch allein auf dem Segment Ludwig Beck, während Wormland weiterhin Verluste schreibt. Noch kann man von der „Mitgift“ von 10 Mio. Euro zehren, die man bei der Übernahme erhalten hat. Zur Hälfte ist dieser Betrag aber schon aufgebraucht und ohne eine Verbesserung der Situation wird er in zwei Jahren komplett verschwunden sein.
Herr Stauffenberg zog einen Vergleich zwischen den beiden Marken. Auch bei Ludwig Beck entwickelte sich der Umsatz um 2,1 Prozent rückläufig. Dennoch konnte der Jahresüberschuss um stolze 12,4 Prozent gesteigert werden und bezogen auf den Nettoumsatz errechnet sich eine Rendite von 7 Prozent. Wormland schreibt hingegen auch bereinigt um den Sondereffekt von 0,4 Mio. Euro tiefrote Zahlen und er konnte nicht erkennen, wie sich dies ändern soll, vor allem solange sich der Umsatz rückläufig entwickelt.
Als wesentliches Problemfeld meinte Herr Stauffenberg bei Wormland die Mietaufwendungen auszumachen, die zumindest bei einigen Filialen eine Ertragsverbesserung verhindern. Insbesondere in der jüngsten Niederlassung in Nürnberg schien ihm die Situation mit Blick auf die vorgenommene Impairmentabschreibung sehr unbefriedigend zu sein. Er regte an, zu prüfen, welche Filialen besonders schlecht abschneiden und diese zu schließen, wenn keine Besserung abzusehen ist.
Eine Nachfrage zu Wormland kam ferner von einem Kleinaktionär. Ihn interessierte, wie die Planung für dieses Unternehmen bei der Übernahme im Jahr 2015 ausgesehen hat, sprich auf Basis welcher Erwartungen die Mitgift von 10 Mio. Euro festgelegt worden ist. Ist es gut oder schlecht, dass dieser Betrag nach zwei Jahren zur Hälfte aufgebraucht ist?
Zu diesem Themenkomplex äußerte sich zunächst Herr Greiner. Wichtig war ihm die Feststellung, dass ein Vergleich von Ludwig Beck und Wormland nicht so ohne weiteres möglich ist. Wie dargelegt werden bei Ludwig Beck zunehmend Flächen vermietet, womit die Umsätze sinken, dafür aber Pachteinnahmen realisiert werden. Zudem sinken damit die Personalkosten. Per Saldo wirkt sich dies positiv auf die Umsatzrendite aus.
Herr Münch räumte ein, dass die Sanierung von Wormland nicht ganz planmäßig verläuft. Bei der Übernahme sei man davon ausgegangen, dass der Umsatz zunächst stagniert und sich in den Folgejahren leicht verbessert, was bisher nicht eingetreten ist. Man werde alles tun, um die Gesellschaft erfolgreich zu sanieren, und man komme auf diesem Weg voran. Der Verlust des vergangenen Jahres resultiert vor allem aus besagtem Sondereffekt und daraus, dass das Geschäft in Nürnberg noch angeschoben werden muss.
Der Umsatz in Nürnberg entwickelt sich, insoweit gab der Vorstand Herrn Stauffenberg Recht, noch nicht wie geplant. Im zweiten Quartal 2018 geht es nun spürbar voran. Bei der Bilanzerstellung war die Situation aber noch so, dass die Abschreibung auf den Firmenwert vorgenommen werden musste. Herr Münch geht fest davon aus, dass Wormland spätestens im kommenden Jahr cashneutral geführt werden kann, also keine weiteren Mittel zugeführt werden müssen. Dazu wird auch beitragen, dass sich die Filialen in einem guten Zustand befinden und keine größeren Investitionen anstehen.
Die Anregung von Herrn Stauffenberg mit der Prüfung der einzelnen Standorte konnte Herr Münch nachvollziehen. Eine Filiale sollte schon geschlossen werden, eine Rückstellung war bereits gebildet, der Vermieter wollte aber nicht auf das Angebot eingehen. Zwei Theo-Standorte schreiben nach seiner Aussage derzeit Verluste in einer Größenordnung, bei der man sie gerne abgeben würde. Dauerhafte Verlustbringer sollen natürlich abgegeben werden. Man versuche aber auch, die Mietverträge neu zu verhandeln.
Großes Interesse hatten Frau Straubinger und Frau Haralampides am Ergebnis im Online-Geschäft, in dem vermutlich noch immer Verluste geschrieben werden. Frau Straubinger hielt es für überlegenswert, dieses Geschäft doch stärker zu öffnen und auch Textilien online anzubieten. Die Konkurrenz ist in diesem Bereich weitaus aktiver unterwegs. Frau Haralampides bat um eine Einschätzung, welche Vor- und Nachteilte mit einem solchen Vorgehen gegebenenfalls verbunden wären.
In seiner Antwort bezeichnete Herr Münch die Ergebnisentwicklung im Onlinegeschäft als zufriedenstellend. Nach dem Businessplan wäre man schon in die Gewinnzone vorgedrungen. Das Umfeld hat sich aber stark verändert, weshalb dies noch nicht gelungen ist. Der Verlust ist jedoch sehr überschaubar, er bewegt sich im niedrigen sechsstelligen Bereich. Spätestens in drei Jahren werde man den Break-even erreichen, vielleicht auch schneller. Das Online-Geschäft entwickelt sich sehr dynamisch.
Weiter informierte Herr Greiner, dass das Online-Geschäft bewusst auf den weniger riskanten Kosmetik- und Beauty-Bereich fokussiert wurde. Bei Textilien liegt die Retourenquote oftmals bei 50 bis 70 Prozent, im Kosmetik- und Duftbereich weit darunter. Zudem verlieren diese Produkte nicht so schnell an Wert. Nach Kenntnis von Herrn Greiner ist derzeit kein stationärer Händler im Modebereich online profitabel. Wormland hatte einen Onlineshop, dieser war aber hochdefizitär und wurde zügig geschlossen.
Die Zahlen des ersten Quartals 2018 bezeichnete Frau Straubinger als zufriedenstellend, aber nicht gut. Der Umsatz gab um 5 Prozent nach und damit stärker als die Branche und das Ergebnis war negativ, was für das erste Quartal jedoch nicht ungewöhnlich ist. Zudem soll der Rückstand der Prognose nach bis zum Jahresende wieder aufgeholt werden.
Nicht einverstanden war die Aktionärsschützerin, dass Dr. Stremme mit 71 Jahren erneut für den Aufsichtsrat kandidiert und eigens dafür die vor einigen Jahren beschlossene Satzungsänderung mit der Altersbegrenzung von70 Jahren wieder rückgängig gemacht werden soll. Sie hielt es für sinnvoller, eine andere Person zu suchen. Ihr missfiel auch, dass drei der vier Vertreter der Kapitalseite mehr oder weniger der Wöhrl-Gruppe zuzurechnen sind.
Zu diesem Thema äußerte sich Dr. Stremme selbst. Wie er darlegte, will er dem Aufsichtsrat gerne noch für eine Übergangszeit zur Verfügung stehen, um einen zu großen Sprung in der Besetzung des Gremiums zu verhindern. Eine zu große Nähe zu Wöhrl kann der Vorsitzende nicht erkennen. Einen direkten Bezug gibt es nur bei Frau Pabst als Nachfolgerin von Herrn Wöhrl. Insgesamt hält er den Aufsichtsrat in der neuen Besetzung für unabhängig und fachlich ausgewogen aufgestellt.
Frau Haralampides bat den Vorstand um Einschätzung der Aktie, die sich in den letzten zwölf Monaten leicht abwärts entwickelt hat. Eine Voraussage der künftigen Kursentwicklung wagte Herr Münch nicht. Er bekräftigte aber seine Aussage aus den Vorjahren, dass Ludwig Beck mit dem wertvollen Immobilienbesitz ein Substanzwert ist. Der Wert der Immobilien sollte das Eigenkapital bereits abdecken. Der Kurs ist insofern nach unten abgesichert.
AbstimmungenDr. Stremme verkündete die Präsenz mit 2.896.837 Aktien. Bezogen auf das gesamte Grundkapital von 9.446.117,50 Euro, eingeteilt in 3.695.000 Aktien, entsprach dies einer Quote von 78,40 Prozent. Alle Beschlüsse wurden mit Mehrheiten über 99,9 Prozent gefasst.
Im Einzelnen waren dies die Dividende von 0,65 Euro (TOP 2), die Entlastung von Vorstand (TOP 3) und Aufsichtsrat (TOP 4), die Wahl der BTU Treuhand GmbH zum Abschlussprüfer (TOP 5), die Flexibilisierung der Satzung betreffend das Höchstalter der Aufsichtsratsmitglieder (TOP 6) sowie die Neuwahl des Aufsichtsrats (TOP 7).
Gegen 13 Uhr war die Versammlung beendet.
FazitDie Ludwig Beck AG entwickelt sich weiterhin solide. Zwar konnte sich das Unternehmen dem negativen Branchenumfeld im Geschäftsjahr 2017 nicht völlig entziehen. Der Konzernumsatz ging um 2 Prozent zurück. Dennoch konnte der Konzernüberschuss dank der hervorragenden Entwicklung im Kernsegment Ludwig Beck um 12 Prozent gesteigert werden. Mit dazu beigetragen hat die Untervermietung weiterer Flächen, was zusätzliche Mieterträge bringt und Kosten spart.
Weniger gut läuft es bei der Firma Wormland, die seit 2015 zur Gruppe gehört. In diesem Segment werden noch immer Verluste geschrieben. Allerdings ist Wormland als Sanierungsfall übernommen worden und Ludwig Beck hat eine „Mitgift“ von 10 Mio. Euro als Kompensation für noch zu erwartende Verluste erhalten. Insofern ist die aktuelle Entwicklung nicht beunruhigend. Mittlerweile scheint es bei der Tochtergesellschaft auch voranzugehen.
Aus Aktionärssicht ist zu begrüßen, dass Ludwig Beck weiter wachsen will, dafür aber nur geringe Risiken in Kauf genommen werden sollen. Substanzerhalt hat oberste Priorität. Die Aktionäre können die weitere Entwicklung somit in Ruhe abwarten. Ohnehin ist Ludwig Beck mit dem wertvollen Immobilienbesitz in München eher ein Substanzwert. Das aktuelle Kursniveau sollte durch den wertvollen Immobilienbestand zum größten Teil abgedeckt sein. Nach unten ist die Aktie also abgesichert.
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Veröffentlichungsdatum:
17.05.2018
-
09:33
Redakteur:
mwa