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HV-Bericht Flughafen Wien AG - Trotz Air-Berlin-Insolvenz erneut mit Rekordergebnis – Optimismus auch für das laufende Jahr
Die Hauptversammlung der Flughafen Wien AG (FWAG) fand am 2. Mai 2018 im Office-Center direkt am Standort der Gesellschaft am Flughafen Wien statt. Mit rund 150 Aktionären und Gästen hatten sich dort etwas weniger Teilnehmer als im Vorjahr eingefunden, was möglicherweise dem Termin direkt nach dem 1. Mai, vielleicht auch dem Beginn um 15 Uhr geschuldet war. Allerdings befinden sich auch nur noch rund 10 Prozent der Aktien im Streubesitz.

Nach einer kurzen filmischen Einstimmung eröffnete der Aufsichtsratsvorsitzende Ing. Ewald Kirschner die Versammlung und erläuterte die Formalien. Der Vorstand war mit Mag. Julian Jäger und Prof. Dr. Günther Ofner komplett zugegen. Vom Aufsichtsrat waren einige Mitglieder entschuldigt. Das Protokoll führte wie gewohnt Notar Dr. Rupert Brix. Für GSC Research war Matthias Wahler vor Ort.

In seinen einleitenden Ausführungen ging Herr Kirschner ausführlich auf die Schwerpunkte aus Sicht des Aufsichtsrats ein, der sich im Geschäftsjahr 2017 zu insgesamt fünf Sitzungen zusammengefunden hat. Zusätzlich haben sich verschiedene Ausschüsse getroffen. Nach diesen Anmerkungen übergab er das Wort an den Vorstand.


Bericht des Vorstands


Dr. Ofner freute sich berichten zu können, dass der Erfolgskurs im Geschäftsjahr 2017 trotz einiger Widrigkeiten fortgesetzt werden konnte. Insbesondere nannte er an dieser Stelle die Insolvenz der airberlin-Gruppe, die mit einem Umsatzanteil von 18 Prozent der zweitgrößte Kunde der FWAG nach der Lufthansa-Gruppe gewesen war. Nachdem der Eigentümer Etihad noch wenige Monate vorher seine Unterstützung angekündigt hatte, kam die Insolvenz überraschend. In Wien war airberlin vor allem über die Tochter Niki aktiv.

Dennoch konnten Umsatz und Ergebnis weiter gesteigert werden. Gelungen ist dies nach Aussage des Vorstands durch Fortsetzung der Strategie, die Profitabilität der Gruppe nachhaltig zu erhöhen. Die EBITDA-Marge liegt inzwischen deutlich über 40 Prozent, nachdem es 2011 noch rund 30 Prozent gewesen waren. Die Finanzkraft wurde ebenfalls gestärkt. Die Nettoverschuldung reduzierte sich auf 227 (Vorjahr: 355) Mio. Euro stärker als geplant. Der Verschuldungsfaktor liegt bezogen auf das EBITDA nur noch bei 0,7.

Konkret erhöhte sich der Umsatz um 1,6 Prozent auf 753 (742) Mio. Euro, während sich das EBITDA auf 327 (330) Mio. Euro leicht verringerte. Dies resultiert laut Dr. Ofner aus einem neuen Incentive-Schema. Zudem wurden Verhandlungen mit der Lufthansa-Gruppe geführt und einige Anpassungen bei den Konditionen vorgenommen. Dennoch erhöhte sich das EBIT gegenüber dem durch verschiedene Sondereinflüsse belasteten Vorjahreswert  deutlich auf 192 (172) Mio. Euro (Details finden Sie im HV-Bericht 2017).

Das Finanzergebnis blieb trotz der reduzierten Verschuldung mit minus 18,5 Mio. Euro unverändert. Als Grund nannte Dr. Ofner die vorzeitige Rückzahlung eines hochverzinsten Kredits bei der Tochtergesellschaft in Malta, was mit einer Vorfälligkeitsentschädigung verbunden war. In den nächsten Jahren wird sich dies jedoch überproportional positiv auswirken. Das Nettoergebnis verbesserte sich deutlich auf 127 (113) Mio. Euro und der Vorschlag an die Hauptversammlung lautete, die Dividende um 8,8 Prozent auf 0,68 (0,625) Euro weiter zu erhöhen.

Erfreuliches konnte der Vorstandsvorsitzende vom Projekt 3. Piste berichten. In der zweiten Instanz hat das Bundesverwaltungsgericht dies betreffend eine positive Entscheidung getroffen und die wesentlichen Sachverhalte bestätigt. Allerdings muss davon ausgegangen werden, dass die Projektgegner die Höchstgerichte in Anspruch nehmen werden. Die ohnehin schon umfangreichen Auflagen wurden nach Angabe von Dr. Ofner noch etwas verschärft. Aus Sicht der FWAG könne man damit aber umgehen und werde wohl keine Rechtsmittel gegen dieses Urteil einlegen.

Bei den Aufwendungen gab es keine dramatischen Veränderungen. Auffällig ist vor allem der Anstieg der Personalkosten, was Dr. Ofner zufolge vor allem aus einer Dotierung der Rückstellungen mit 4 Mio. Euro als Vorsorge für die Auswirkungen aus einem neuen Vertrag im Bereich Handling resultiert. Bereinigt darum bewegt sich der Zuwachs bei den Personalkosten im langfristigen Pfad von 2 bis 3 Prozent. Die sonstigen Aufwendungen liegen leicht über Vorjahr und die Abschreibungen bewegen sich nach den Einmaleffekten im Jahr 2016 wieder auf Normalniveau.

Stark präsentiert sich weiterhin der Cashflow aus der laufenden Geschäftstätigkeit mit einem Anstieg auf 278 (255) Mio. Euro. Diese Finanzkraft ist Dr. Ofner zufolge wichtig, um die anstehenden Investitionen schultern zu können, mit denen verbunden auch die Verschuldung vorübergehend wieder leicht ansteigen könnte. Im vergangenen Jahr wurde vor allem in Grundstückskäufe für die Weitentwicklung des Flughafens und das Cargo-Center investiert, außerdem in den Ausbau der Infrastruktur. Zudem wurde das Terminal des Flughafens Malta erweitert und umgebaut.

Die FWAG-Aktie bewegt sich, wie der Vorstand am Kursverlauf aufzeigte, weiterhin deutlich über der Benchmark. Die Marktkapitalisierung lag zeitweise deutlich über 3 Mrd. Euro. Beim aktuellen Kurs von 33 Euro sind es rund 2,8 Mrd. Euro. Mit Blick auf die Kennzahlen sieht Dr. Ofner die Aktie im Vergleich zur Peergroup noch immer als unterbewertet an. Einen Grund dafür kann er nicht erkennen, im Gegenteil ist das Risikoprofil besser als bei vielen anderen Unternehmen. Möglicherweise ist der geringe Freefloat für einige Investoren eine Belastung.

Dr. Ofner sieht den Flughafen Wien weiter im Aufwind. Für wichtig hält er es, die weitere Entwicklung auf mehreren Säulen aufzubauen. Als zentrale Initiative führte er das Projekt Airport City an. Der Spatenstich für den Office Park 4, mit dem mehr als 25.000 qm neue Bürofläche entstehen, ist erfolgt. Für dieses Projekt sind Investitionen von 60 Mio. Euro vorgesehen und die Fertigstellung ist für 2020 geplant. Der Zeitplan ist ambitioniert. Die neuen Flächen werden aber benötigt, nachdem die zur Verfügung stehenden Räume weitestgehend ausgelastet sind und weiterhin großes Ansiedlungsinteresse besteht.

Als Beispiel nannte er den Kunden DHL, der seine Frachtaktivitäten am Flughafen in einem großen Logistikzentrum zusammenziehen will. Insgesamt werden nach seiner Einschätzung durch neue Betriebsansiedlungen im laufenden Jahr mindestens 1.000 neue Arbeitsplätze entstehen. Als weiteres wichtiges Thema benannte er die Suche nach Interessenten für ein drittes Hotel, die in Kürze starten wird. Ferner berichtete er von dem neuen Gesundheitszentrum, das im Herbst starten soll, und das nicht nur die 20.000 Beschäftigten vor Ort, sondern auch Patienten darüber hinaus versorgen soll.

Alle diese Vorhaben werden den Standort nach Überzeugung des Vorstands weiter aufwerten. Allerdings liegt Dr. Ofner auch eine nachhaltige Entwicklung am Herzen. Wie er darlegte, ist der Flughafen Wien inzwischen einer der größten Photovoltaik-Betreiber in Österreich. Zudem gibt es Pläne für ein Biomassekraftwerk. Man versuche zudem, die besten Bedingungen für die Mitarbeiter zu schaffen, und dies mit Erfolg. Der Flughafen Wien zählt mittlerweile zu den begehrtesten Arbeitgebern in Oberösterreich. Insgesamt konnte man sich über viele Auszeichnungen in verschiedenen Kategorien freuen.

Auch wirtschaftlich sieht Dr. Ofner allen Grund für Zuversicht gegeben. Er erwartet für 2018 erneut eine deutlich positive Umsatz- und Ergebnisentwicklung. Nach der aktuellen Planung wird der Umsatz auf über 760 Mio. Euro steigen, das EBITDA mindestens 340 Mio. Euro betragen und das Konzernergebnis die Marke von 140 Mio. Euro übertreffen. Möglicherweise kann diese Prognose sogar noch erhöht werden. Die Nettoverschuldung soll bei Investitionen von mehr als 175 Mio. Euro auf unter 250 Mio. Euro abgesenkt werden.

Im Anschluss übernahm Vorstandsmitglied Julian Jäger mit den Details zu den Segment- und Verkehrsergebnissen. Wie er darlegte, konnte in der Gruppe mit einem Plus von 6,9 Prozent auf 30,9 Millionen Personen ein neuer Rekord aufgestellt werden. Am Standort Wien ging es trotz der airberlin-Insolvenz um 4,5 Prozent auf 24,4 Millionen Passagiere voran. Wachstum gab es bei Lokal- und Transfer-Passagieren. Die Zahl der Flugbewegungen entwickelte sich leicht rückläufig. Nach einigen Jahren Seitwärtsbewegung erwartet der Vorstand nun wieder starkes Wachstum.

Ein wesentlicher Wachstumstreiber war im Berichtsjahr zum einen die Lufthansa-Gruppe mit mehr als 2,5 Millionen zusätzlichen Passagieren hauptsächlich durch Austrian Airlines und Eurowings. Ein positiver Effekt ergab sich daneben durch den Ausbau der Langstrecke und des Low-Cost-Sektors. Unter anderem wird seit 2017 eine neue Langstreckenverbindungen nach Bangkok durch Thai Airways angeboten, um die sich FWAG lange bemüht hatte. Austrian Airlines hat neue Verbindungen nach Los Angeles und Mahé aufgenommen.

Der positive Trend wird sich nach Überzeugung von Herrn Jäger im Jahr 2018 fortsetzen. Im ersten Quartal war in der Gruppe bereits ein Plus von 9 Prozent und am Standort Wien ein Zuwachs von 6,6 Prozent bei den Passagieren zu verzeichnen. Die Ausfälle durch die Insolvenz der airberlin-Gruppe konnten nicht nur ausgeglichen, sondern sogar überkompensiert werden. Der positive Trend sollte sich im weiteren Jahresverlauf fortsetzen. In Wien wird ein Anstieg auf deutlich mehr als 25 Millionen Passagiere erwartet.

Deutlich voran ging es 2017 vor allem in Malta mit einem Wachstum von 17,5 Prozent auf über 6 Millionen Passagiere. In zehn Jahren hat sich die Zahl mehr als verdoppelt. Das EBITDA konnte auf 48,6 (38,9) Mio. Euro deutlich ausgeweitet werden. Aktuell wird in Malta zur Vorbereitung für weiteres Wachstum das Terminal erweitert. In Kosice erhöhte sich die Zahl der Passagiere auf rund 0,5 (0,4) Millionen und es wird mit 1,9 (1,5) Mio. Euro ein deutlich positives Nettoergebnis ausgewiesen. Im laufenden Jahr wird an diesem Standort ein leichter Rückgang bei den Passagieren erwartet, aber nichts Dramatisches.

Ein großes Thema in Wien ist Herrn Jäger zufolge nach wie vor die Terminalentwicklung. Konkret geht es um die Erweiterung und Verbesserung des Shopping- und Gastronomieangebots, die Schaffung eines terminalübergreifenden Sicherheitsbereichs, was den Passagieren mehr Komfort bringt und letztlich auch Kosten spart, die Verbesserung der Transferverbindungen und insgesamt ein modernes und angenehmes Ambiente in allen Terminalbereichen. Das große Ziel ist es, den Flughafen Wien zum zweiten Fünf-Sterne-Airport nach München zu entwickeln.

Insgesamt wurden, wie der Vorstand im Folgenden aufzeigte, in der Gruppe im vergangenen Jahr mit 74 Fluglinien 195 Destinationen in 70 Ländern bedient. Wachstum gab es in vielen Regionen. Insbesondere hob er Asien, den Nahen und Mittleren Osten und Afrika hervor. Der mit Abstand wichtigste Markt ist unverändert Deutschland, gefolgt von anderen europäischen Ländern. Beim Ziel, die Langstreckenverbindungen auszubauen, sieht Herr Jäger den Konzern aber auf einem guten Weg.

Beim Blick auf die Airlines ist die Lufthansa-Dominanz mit der airberlin-Insolvenz nochmals deutlich gestiegen. Vor allem bedingt durch das starke Wachstum von Austrian Airlines und Eurowings beträgt der Marktanteil inzwischen fast 65 Prozent und er wird diese Marke im laufenden Jahr noch deutlich übersteigen. Die Low-Cost-Carrier kamen im Berichtsjahr in der Gruppe auf einen Marktanteil von 16,4 Prozent und 2018 wird es auf mehr als 21 Prozent erneut deutlich vorangehen.

Ein starkes Wachstum von mehr als 30 Prozent erwartet der Vorstand bei Interkontinentalflügen, insbesondere in den Fernen Osten. Die Zahl der Destinationen wird weiter ansteigen. Die Zahl der Passagiere wird sich nach der aktuellen Planung im Jahr 2018 in der Gruppe um mehr als 7 Prozent und am Standort Wien um über 5 Prozent erhöhen. Und soweit dies bereits abzusehen ist, wird sich der positive Trend im Jahr 2019 fortsetzen.


Allgemeine Aussprache


Für den Interessensverband für Privatanleger (IVA) sprach wie in den Vorjahren Dr. Wilhelm Rasinger. Ebenso wie die sechs nachfolgenden Redner beglückwünschte er den Vorstand zu dem erneuten Rekordergebnis, das trotz der airberlin-Pleite erwirtschaftet werden konnte. Er begrüßte auch die erneute Dividendenerhöhung auf 0,68 Euro, die den engagierten Aktionären eine Grundverzinsung sichert.

Ebenso lobte Dr. Rasinger den ausführlichen Geschäftsbericht, der nur wenige Fragen offen lässt, und die vorbildliche Investor-Relations-Arbeit, die bei einem Streubesitz von nur noch 10 Prozent sicherlich nicht selbstverständlich ist. Gegen den Beginn der Hauptversammlung um 15 Uhr hatte er nichts einzuwenden, er empfand diese Uhrzeit als recht angenehm. Zwei andere Redner pflichteten ihm bei.

Dem Geschäftsbericht hatte der Aktionärsvertreter entnommen, dass im Berichtsjahr 15,8 Mio. Euro für Grundstückskäufe am Standort Wien ausgegeben wurden. Auf seine Nachfrage informierte Dr. Ofner, dass es sich dabei im Wesentlichen um eine Fläche von rund 22 Hektar handelt, die direkt östlich an den Flughafen angrenzt. Überwiegend war dies ehemals eine Deponie gewesen, die nach einer aufwändigen Aufbereitung jetzt wieder bebaubar ist.

Des Weiteren hinterfragte Dr. Rasinger die Entwicklung bei der Flugplatz Vöslau Betriebs GmbH, die 2017 mit einem Verlust von 0,5 Mio. Euro abgeschlossen hat. Ihn interessierten die weiteren Perspektiven. Wie Herr Jäger informierte, ist in diesem Betrag eine Abschreibung von 0,8 Mio. Euro enthalten. Bereinigt darum war das Ergebnis in Vöslau positiv. Allerdings leidet die Gesellschaft noch unter einer bis 2026 laufenden Verpflichtung aus einem alten Vertrag im Zusammenhang mit der Errichtung der zweiten Piste.

Ferner erkundigte sich der Aktionärsvertreter nach dem Stand des Verfahrens betreffend das hochverzinsliche Darlehen der European Investment Bank (EIB). Im vergangenen Jahr hatte der Vorstand dargelegt, dass dieser Sachverhalt auf dem Rechtsweg geklärt werden soll (siehe HV-Bericht 2017). Dr. Rasinger konnte diese Entscheidung nachvollziehen, nachdem auf der anderen Seite fast 50 Mio. Euro an liquiden Mitteln praktisch ohne Verzinsung auf dem Konto liegen. Im Zusammenspiel drückt dies erheblich auf das Ergebnis.

Wie Dr. Ofner darlegte, ließ sich eine gerichtliche Auseinandersetzung leider nicht vermeiden, nachdem es von Seiten der EIB keinerlei Gesprächsbereitschaft gegeben hat. Es muss nun geklärt werden, ob eine Verzinsung von rund 4,7 Prozent bei einer Laufzeit von 20 Jahren ohne Ausstiegsklausel rechtens sein kann. Über den möglichen Ausgang des Verfahrens wollte der Vorstand nicht spekulieren. Die FWAG kann aber außer Gerichtskosten nichts verlieren.

Mit Blick auf die hohen liquiden Mittel, die nach seiner Einschätzung in diesem Umfang nicht benötigt werden, regte Dr. Rasinger eine Kapitalrückzahlung an. Diesem Anliegen wollte Dr. Ofner eher nicht nachkommen. Die FWAG zahlt nach seiner Aussage grundsätzlich rund 50 Prozent des Nettogewinns nach Minderheiten als Dividende und wenn die vorgestellten Baumaßnahmen anlaufen, werden einige Mittel benötigt. Es ist allerdings nicht ausgeschlossen, dass die Ausschüttungsquote irgendwann geändert wird.

Ein Thema von Dr. Rasinger und anderen Rednern war überdies die anhaltende Diskussion um die 3. Piste. So schön das anhaltende Wachstum des Flughafens ist, stoßen nach seiner Auffassung doch die nachgelagerten Einrichtungen an ihre Grenzen. Als Negativbeispiel nannte er die Stadt Venedig, die erheblich unter dem überbordenden Tourismus leidet. Außerdem hatte er dem Vorstandsbericht entnommen, dass in den nächsten Jahren noch einige andere Projekte erledigt werden müssen.

Dieser Einschätzung wollte Herr Jäger nicht recht zustimmen. Die 5-Sterne-Hotels in Wien jammern bekanntlich nach wie vor über eine mangelnde Auslastung und die Tourismusindustrie ist sicherlich auch der Meinung, dass die Stadt Wien noch etwas mehr Besucher vertragen kann. Im Übrigen hat der Flughafen Wien nicht nur die Stadt als Einzugsgebiet, sondern deckt den Bedarf deutlich großräumiger ab.

Die anschließende Frage von Dr. Rasinger, welche Größenordnung das Projekt 3. Piste letztlich haben könnte, konnte der Vorstand nicht beantworten. Solange das Genehmigungsverfahren läuft und völlig offen ist, wann was gebaut werden kann, wäre es nach seiner Überzeugung fahrlässig, ja unseriös, eine Ziffer in den Raum zu stellen. Befragt nach einem denkbaren Zeitplan fügte er an, dass die 3. Piste selbst bei einem idealen Verlauf nicht viel vor 2030 fertig wäre.

Aktionär Bernhard Hamerl wollte wissen, wie lange der Flughafen Wien bei dem erwarteten Wachstum noch ohne die 3. Piste auskommt. Ihm war dieses Projekt ein großes Anliegen. Jeder Passagier mehr ist nach seiner Überzeugung ein Gewinn für den Flughafen Wien.

Dies betreffend informierte Herr Jäger, dass man vor einigen Jahren die Grenze bei zwei Pisten noch bei etwa 30 Millionen Passagieren in Wien gesehen habe. Heute scheinen eher 35 Millionen Passagiere realistisch zu sein, nachdem die Flugzeuge oft größer und voller sind. Zudem kommt es stark auf die zeitliche Verteilung an. Zuerst dürfte es einen Engpass morgens und abends geben. Die Terminals sind schon heute für mehr als 35 Millionen Passagiere ausgelegt und dies wird sich mit dem Entwicklungsprogramm noch verbessern.

Aktionär Stockandel wollte wissen, ob die FWAG noch Außenstände bei Air Berlin hat. Dies bestätigte Dr. Ofner. Nach seiner Aussage wurde im Zuge der Insolvenz ein Betrag von 50 TEUR angemeldet. Die Größenordnung ist also überschaubar. Bei der Fluggesellschaft Niki war es wegen des Incentive-Programms etwas mehr.

Ferner interessierte den Redner, was die Gesellschaft davon hat, wenn ein Investor am Flughafen ein drittes Hotel errichtet. Nach Aussage von Dr. Ofner erhält die FWAG dann vom Betreiber eine Grundstücksrente und zudem eine Umsatzbeteiligung. Im Übrigen erhöht ein weiteres Hotel die Attraktivität des Standorts.

Des Weiteren bestätigte Dr. Ofner auf Nachfrage des Aktionärs, dass der Flughafen Wien einer der größten Photovoltaik-Anlagen-Betreiber in Österreich ist. Der Ausbau dieser Aktivitäten war dabei eine rein wirtschaftliche Entscheidung. Die FWAG erhält keine Förderung, hat sich darum aber auch gar nicht beworben, nachdem man dann erst einmal abwarten und gegebenenfalls Bedingungen einhalten müsste. Mit den Erzeugungskosten bewege man sich nahe der Netzparität.

Aktionär Berthold Berger erkundigte sich nach der wirtschaftlichen Situation beim City Airport Train (CAT). Hier konnte Herr Jäger von einer weiterhin erfreulichen Entwicklung berichten. Im vergangenen Jahr wurde die Zahl der Fahrten leicht ausgeweitet, der Umsatz stieg um 7,3 Prozent und das Ergebnis konnte auf 2,1 (1,5) Mio. Euro deutlich gesteigert werden. Insbesondere mit Blick auf die verschärfte Wettbewerbssituation erachtet er dies als sehr erfreulich.

Ferner wollte Herr Berger wissen, ob noch Aktionäre aus den USA in der FWAG-Aktie investiert sind. Mit der Reduktion des Streubesitzes auf 10 Prozent könnte seiner Meinung nach einige Investoren zum Ausstieg gezwungen gewesen sein. Nach Angabe von Dr. Ofner sind durchaus noch Anleger aus Übersee engagiert. Auf die Höhe des Streubesitzes habe man keinen Einfluss. Es könnte durchaus sein, dass der geringe Freefloat für einige Fonds einen Hinderungsgrund darstellt.
 

Abstimmungen

Herr Kirschner verkündete die Präsenz mit 77.927.889 Aktien. Bezogen auf das gesamte Grundkapital von 152.670.000 Euro, eingeteilt in 84.000.000 Stückaktien, entsprach dies einer Quote von 92,77 Prozent. Dies war etwas mehr als im vergangenen Jahr.

Die Dividende von 0,68 Euro (TOP 2) sowie die Entlastung von Vorstand (TOP 3) und Aufsichtsrat (TOP 4) wurden einstimmig beschlossen. Bei der Wahl der KPMG Austria GmbH zum Abschlussprüfer (TOP 5) lag die Zustimmungsquote deutlich über 99 Prozent.

Um 17:30 Uhr schloss der Vorsitzende die Versammlung.


Fazit

Die Flughafen Wien AG hat das Geschäftsjahr 2017 einmal mehr mit einem Rekordergebnis abgeschlossen. Dies beeindruckt vor allem deshalb, weil in diesem Zeitraum die Insolvenz der airberlin-Gruppe verdaut werden musste, die mit ihrer Tochter Niki in Wien stark präsent gewesen war. Dies konnte durch Zuwächse bei anderen Fluggesellschaften nicht nur ausgeglichen, sondern sogar überkompensiert werden. Die Passagierzahlen erreichten wiederum ein neues Rekordniveau.

Ebenso ist beeindruckend, wie schnell die Verschuldung abgebaut werden kann. Der Verschuldungsgrad beträgt nur noch 0,7. Damit gibt es genügend Spielraum, um die für die nächsten Jahre vorgesehenen Investitionen zu stemmen. Im Mittelpunkt stehen derzeit die Terminalentwicklung und die Ausweitung der Büroflächen. Positives gab es zuletzt auch vom Projekt 3. Piste zu berichten. In zweiter Instanz wurde das Verfahren zugunsten der Gesellschaft entschieden.

Der erfolgreiche Kurs der Flughafen Wien AG wird sich weiter fortsetzen. Der Vorstand zeigte sich im Rahmen der Hauptversammlung optimistisch für das laufende Jahr und auch für 2019. Nach der Seitwärtsbewegung der letzten zwölf Monate sollte dies der Aktie wieder neuen Schwung bringen. Das Risiko nach unten ist mit Blick auf die positiven Erwartungen und die kontinuierlich steigende Dividende jedenfalls gering. Zu beachten ist allerdings der geringe Streubesitz von nur noch 10 Prozent.


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Veröffentlichungsdatum: 11.05.2018 - 13:08
Redakteur: mwa
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