Die Weng Fine Art AG (WFA) hatte für den 31. August 2017 zur Hauptversammlung in die Räume der Industrie- und Handelskammer nach Düsseldorf eingeladen. Zu Beginn hatten sich dort etwa 40 Aktionäre und Gäste eingefunden. Am Ende waren es eher doppelt so viele, die sich über das erfolgreiche Kunsthandelsunternehmen informieren wollten. Für GSC Research war Matthias Wahler vor Ort.
Der Aufsichtsratsvorsitzende Heribert Reiners eröffnete die Versammlung leicht verspätet um 14:10 Uhr und stellte die Mitglieder der Verwaltung vor. Vorstand und Aufsichtsrat waren komplett zugegen. Im Anschluss erläuterte er die Formalien und verlas die Tagesordnung. In diesem Zusammenhang kam er auf den geänderten Gewinnverwendungsvorschlag zu sprechen, den der Vorstand später näher erläuterte.
Nach einigen Erläuterungen zum Aufsichtsratsbericht übergab der Vorsitzende das Wort an Alleinvorstand Rüdiger K. Weng.
Bericht des VorstandsHerr Weng begann seine Ausführungen mit einem Rückblick auf die wesentlichen Ereignisse des Geschäftsjahres 2016. Ein großes Thema war neben dem Umzug von Krefeld nach Monheim das Delisting der Aktie gewesen. Über die Gründe für diesen Schritt hatte der Vorstand auf der letztjährigen Hauptversammlung ausführlich referiert. Ausschlaggebend war neben den hohen Kosten und dem großen Zeitaufwand vor allem die verschärfte Regulierung gewesen, die gerade kleine Gesellschaften enorm trifft. Einen echten Nutzen der Notierung konnte man hingegen nicht mehr finden.
Ein Schwerpunkt im operativen Geschäft war der Ausbau der E-Commerce- und Online-Aktivitäten der WFA Online AG in der Schweiz gewesen. Diese Gesellschaft hat sich, wie der Vorstand später anhand einiger Zahlen aufzeigte, noch weit besser entwickelt als erwartet. Ein negatives Ereignis war hingegen, dass ein Großteil der Portfolio-Geschäfte, die im Herbst 2015 mit einem Auktionshaus abgeschlossen worden waren, im Geschäftsjahr 2016 nicht realisiert werden konnte, und die betreffende Gesellschaft im Januar 2017 Insolvenz angemeldet hat. Auf dieses Thema ging er später näher ein.
Der internationale Kunstmarkt entwickelte sich laut Herrn Weng 2016 noch einmal rückläufig. Luxusgüter brauchen ein sicheres Umfeld und ein solches war nicht gegeben. Verwandte Bereiche wie das Oldtimer-Geschäft verloren ebenfalls. Der Vorstand beobachtet außerdem eine stärkere Selektion auf der Käuferseite. Der Kunstmarkt hat an Breite verloren. Zusätzlich negativ wirkte sich aus, dass die Umsatzsteuer in der Branche in Deutschland vor Jahren von 7 Prozent auf 19 Prozent erhöht wurde. Nicht zuletzt belastete das Kulturschutzgesetz. Vor dessen Inkrafttreten verließ ein großer Teil hochwertiger Kunst das Land.
Als Problem sieht es Herr Weng ferner, dass im Kunstmarkt noch immer zu viele Privatpersonen als Händler aktiv sind, die ihr Geschäft nicht anmelden. Sie nutzen aus, dass Kunstwerke inzwischen fast das einzige Anlagegut sind, das nach einem Jahr noch steuerfrei veräußert werden kann. Nachdem sie als Privatpersonen weder Steuern noch Abgaben zahlen wie beispielsweise die WFA als Unternehmen, verzerrt dies den Markt erheblich. Herr Weng und seine Kollegen machen sich daher Gedanken, wie sie dieser Entwicklung begegnen wollen.
Der Vorstand kam dann zu den Zahlen des Geschäftsjahres 2016. Der Konzernumsatz hat in diesem Zeitraum nach der schon starken Entwicklung im Vorjahr um weitere 22 Prozent auf 7,9 (Vorjahr: 6,5) Mio. Euro zugelegt. Das Jahr war allerdings zweigeteilt. In der ersten Jahreshälfte ist das Handelsgeschäft in Deutschland sehr gut gelaufen, woraufhin es sich im zweiten Halbjahr abgeschwächt hat. Dafür hat sich dann der E-Commerce-Bereich deutlich stärker entwickelt.
Die Rohertragsmarge reduzierte sich ausgehend von dem sehr starken Vorjahreswert auf 60,4 (74,1) Prozent. Als Grund nannte Herr Weng die teilweise und mit geringerer Marge abgewickelten Portfoliogeschäfte. Ohne diesen Einfluss wäre die Marge über 65 Prozent geblieben. Eine Belastung ergab sich auch durch die Neubewertung der Kunstwerke, die die WFA aus der Insolvenz zurückerhalten wird. Zudem gingen die sonstigen Erträge nach dem positiven Sondereffekt aus dem Verkauf von Artnet-Aktien im Vorjahr wieder auf Normalniveau zurück. Der Rohertrag erhöhte sich deshalb trotz der starken Zuwächse bei den Erlösen nur leicht auf 2,9 (2,8) Mio. Euro.
Trotz des Umsatzanstiegs konnten die Gesamtkosten um 8 Prozent auf 1,8 (2,0) Mio. Euro reduziert werden. Berücksichtigt man zudem, dass 2015 ein Rumpfgeschäftsjahr mit elf Monaten war, belief sich der Kostenrückgang pro rata sogar auf rund 15 Prozent. Eine große Rolle spielte dabei laut Herrn Weng das Delisting der Aktie, durch welches die Halbjahresberichte, die Kosten des Börsenhandels und ein hoher Beratungsaufwand entfielen. Allein im zweiten Halbjahr lagen die Einsparungen nach seiner Schätzung bei 70 bis 80 TEUR. Das EBIT legte deshalb um 24 Prozent auf 1,1 (0,9) Mio. Euro kräftig zu.
Das EBT verbesserte sich wegen eines höheren Zinsaufwands infolge von Sicherungsgeschäften nur um 18 Prozent auf 710 (599) TEUR. Dank einer deutlich reduzierten Steuerbelastung, bedingt erstens durch die geringere Gewerbesteuer nach dem Umzug nach Monheim und zweitens durch einen überproportional starken Gewinnanteil des E-Commerce-Geschäfts, das in der Schweiz niedriger besteuert wird, sprang der Jahresüberschuss dennoch um 53 Prozent auf 583 (380) TEUR nach oben.
Herr Weng zeigte sich mit dieser Entwicklung relativ zufrieden. Insgesamt gibt er dem Ergebnis aber nach Schulnoten nur eine „3-“. Mit Blick auf das schwächere Marktumfeld ist der Gewinnzuwachs natürlich ein Erfolg. Die meisten konkurrierenden Unternehmen kämpfen mit Ergebnisrückgängen. In Relation zum eingesetzten Gesamtkapital und dem betriebenen Aufwand hält er das Ergebnis aber noch für kümmerlich. „Wir wollen deutlich mehr“, stellte er klar. Exakter formulierte er seine Erwartungen in seinem Ausblick am Ende des Vortrags.
Der Vorstand leitete dann über zur Konzernbilanz. Die wichtigste Position auf der Aktivseite ist unverändert der Warenbestand, der entgegen der Zielsetzung auf 21,8 (18,8) Mio. Euro weiter gestiegen ist. Als Ursache nannte Herr Weng auch hier die nur zum Teil abgerechneten Portfoliogeschäfte. Ansonsten wäre der Bestand zumindest unverändert geblieben. Das Eigenkapital stieg auf 9,1 (8,7) Mio. Euro, womit sich die Eigenkapitalquote auf 34,6 (33,1) Prozent verbesserte. Sie nähert sich damit dem Zielkorridor von 35 bis 40 Prozent.
Bei mehr als 35 Prozent könnte man laut Herrn Weng auch über eine Erhöhung der Dividendenzahlung nachdenken. Im Moment will er noch vorsichtig bleiben. Ein Wert von über 30 Prozent ist wichtig, um von den Banken weiterhin günstige Kredite zu erhalten. Die Bankverbindlichkeiten wurden auf 14,8 (13,7) Mio. Euro noch einmal ausgeweitet. Insbesondere im Kunstmarkt ist dies relativ viel. Der Vorstand sieht dies aber als Beweis für die hervorragende Bonität der Gesellschaft.
Interessant war die folgende Rechnung des Vorstands zur Altersverteilung des Warenbestands. Im Lager finden sich, wie er an einer Grafik aufzeigte, nur noch Kunstwerke mit einem Wert von 30 TEUR aus der Anfangszeit des Unternehmens, also den Jahren 1994 bis 2004. Das sind 0,1 Prozent des Gesamtbestands. Weitere 4,6 Prozent stammen aus dem Zeitraum 2004 bis 2009, mehr als 95 Prozent also aus der Zeit ab 2010 und 75 Prozent aus den letzten drei Jahren.
Im Folgenden informierte Herr Weng über die Entwicklung der WFA Online AG, die E-Commerce-Geschäfte in der Schweiz betreibt. Der Umsatz dieser Gesellschaft sprang 2016 um 229 Prozent auf 2,8 (0,85) Mio. Euro nach oben und damit noch stärker, als ohnehin schon erwartet. Die Rohertragsmarge entwickelte sich wegen eines Portfoliogeschäfts zwar auf 64,2 (99,6) Prozent rückläufig. Auch die sonstigen Erträge gaben nach. Dennoch erhöhte sich das Rohergebnis um 59 Prozent auf 1,1 (0,7) Mio. Euro.
Noch besser sieht es beim EBIT aus, das sich auf 579 (105) TEUR fast versechsfachte. Beim Jahresüberschuss ging es auf 469 (51) TEUR voran. Damit hat die WFA Online AG, wie Herr Weng verdeutlichte, erstaunlich hohe 80 (13) Prozent zum Gesamtergebnis der Gruppe beigetragen. Im laufenden Jahr wird es sicherlich wieder weniger werden. Bei einem solchen Ergebnis kann die WFA Online AG, sicher sehr ungewöhnlich für ein so junges Wachstumsunternehmen, aber bereits Dividende ausschütten, wovon vor allem die WFA AG mit ihrer Beteiligung von 90 Prozent profitiert.
Mit Blick darauf kam die Überlegung auf, entgegen der ursprünglichen Planung auch bei der WFA AG eine Dividende zahlen zu können. Zunächst wollten Vorstand und Aufsichtsrat trotz des Gewinnsprungs angesichts des sehr unsicheren Umfelds komplett darauf verzichten und der Stärkung des Eigenkapitals Vorrang geben. Nachdem seit Mitte Mai im Kunstmarkt eine durchgreifende Verbesserung zu beobachten ist und das Ergebnis des ersten Halbjahres deutlich über der internen Planung liegt, soll nun aber doch eine Dividende von 0,10 Euro gezahlt werden.
Insgesamt wurden, wie der Vorstand resümierte, die Ziele im Geschäftsjahr 2016 erreicht. Umsatz und Ergebnis sind zweistellig gewachsen, die Skalierung des Editions- und Online-Geschäfts wurde vorangetrieben, die Kosten reduziert und die Optimierung der Struktur fortgesetzt. Nicht gelungen ist aus den genannten Gründen die Reduzierung des Warenbestands. Dies hat sich der Vorstand für 2017/2018 erneut auf die Agenda geschrieben.
Seine Ausführungen zum laufenden Jahr begann Herr Weng mit einer Erfolgsmeldung. Ein Kunstwerk des Konzeptkünstlers Marcel Duchamp, das die WFA im Oktober 2004 für 88 TEUR erworben hat, konnte vor einigen Monaten für 467 TEUR veräußert werden. Dies war das bislang teuerste verkaufte Kunstwerk und zugleich der höchste Einzelgewinn der Firmengeschichte. Herr Weng sieht daran aufgezeigt, dass solide Margen vor allem auch bei längerer Haltedauer zu erzielen sind. Er denkt nun darüber nach, Bestände künftig wieder länger zu halten.
Ansonsten hat das Geschäftsjahr 2017 unschön begonnen. Am 15. Januar 2017 hat der seinerzeit größte Geschäftspartner der WFA Insolvenz angemeldet. Für die Gewinn- und Verlustrechnung ergeben sich allerdings wahrscheinlich keine negativen Auswirkungen. Der Verkauf erfolgte auf Kommission, die WFA ist also weiterhin Eigentümer und die Werke sollten problemlos zurückzuerhalten sein. Allerdings geht das für 2016/17 garantierte Umsatzvolumen von mindestens 4 Mio. Euro verloren und mehr als 1 Mio. Euro garantierter Gewinn. Die Ware kann jedoch später verkauft werden. Die Transaktionen werden letztlich nur verschoben.
Kleinere Probleme ergaben sich auch bei der WFA Online AG. Mangels Erfahrung hat deren Geschäftsführer teilweise falsche Entscheidungen getroffen, was die Gesellschaft etwa 100 TEUR gekostet hat. Mittlerweile wurde ein neuer Geschäftsführer eingesetzt und eine Restrukturierung eingeleitet. Dies klingt allerdings dramatischer, als es ist. Die Tochtergesellschaft ist nach wie vor hochprofitabel. Im ersten Halbjahr 2017 fehlten im Konzern zwar noch Umsätze, die Marge stieg jedoch auf Rekordniveau und die Kosten konnten gesenkt werden. Der Gewinn hat sich in der ersten Jahreshälfte in etwa verdoppelt.
Im Folgenden informierte der Vorstand über das Aktienrückkaufprogramm, das im Juni 2017 zu einem Preis von 4,30 Euro durchgeführt worden ist. Ausschlaggebend war, dass ihn im Vorfeld einige Aktionäre angesprochen haben, die sich nach dem Delisting von ihren Anteilen trennen wollten. Letztlich wurden mehr als die 50.000 Aktien angedient und damit mehr, als das Unternehmen selbst noch erwerben durfte, was Herr Weng überhaupt nicht verstehen konnte. Insgesamt wollten 62 Aktionäre verkaufen und teilweise verfügten sie über fünfstellige Aktienbestände.
Um dennoch alle Aktien abnehmen zu können, kaufte der Vorstand persönlich weiter zu. Aktuell hält er privat und über seine GmbH rund 1,9 Millionen Aktien, das sind 69 Prozent des Grundkapitals und bereinigt um die 275.000 eigenen Aktien der Gesellschaft, die nicht stimmberechtigt sind, rund 77 Prozent der Stimmrechte. Damit verfügt er wieder über eine qualifizierte Mehrheit. 21 Prozent des Kapitals bzw. 23 Prozent der Stimmrechte befinden sich im Freefloat. Seine Zukäufe sind, wie der Vorstand klarstellte, aber absolut nicht als erster Schritt in Richtung Squeeze-out zu verstehen.
Weiter informierte Herr Weng, dass die deutsche WFA Trading GmbH im Juni 2017 wie angekündigt auf die WFA AG verschmolzen wurde, um den Verwaltungsaufwand zu reduzieren. Die Eintragung der Verschmelzung wird für den September erwartet. Die Gruppe umfasst jetzt nur noch die Weng Fine Art AG in Deutschland und die WFA Online AG in der Schweiz, das Geschäft ist also mit zwei Gesellschaften und zwei Geschäftsmodellen in zwei Ländern klar gegliedert.
Ein großes Thema im laufenden Jahr ist die Zusammenarbeit mit Jeff Koons, dem derzeit teuersten lebenden Künstler. Die WFA Online AG hat einen Vertrag geschlossen, wonach sie die skulpturalen Editionen und sonstige Werke von Jeff Koons exklusiv in diversen Ländern Europas vertreiben darf. Dies geschieht in Zusammenarbeit mit der berühmten französischen Porzellan-Manufaktur Bernardaud. Es handelt sich hierbei wohl um das größte Editionsgeschäft in der Geschichte des deutschen Kunstmarktes.
Abschließend präsentierte Herr Weng eine detaillierte Prognose für das laufende Jahr. Er freute sich, hier nach dem Delisting offener sprechen zu können, ohne sich immer Angst um eine möglicherweise vorab erforderliche Ad-hoc-Meldung machen zu müssen.
Für 2017 erwartet der Vorstand einen erneuten Umsatzanstieg auf den Rekordwert von 8,7 Mio. Euro, ein Rohergebnis von 3,35 Mio. Euro und bei Gesamtkosten von 1,5 Mio. Euro beim EBIT einen Zuwachs von 70 Prozent auf 1,85 Mio. Euro. Der Jahresüberschuss soll sich auf 1,16 Mio. Euro sogar verdoppeln. Nachdem sich nun 10 Prozent des Grundkapitals im eigenen Bestand befinden, würde dies einem Ergebnis je Aktie von rund 0,50 Euro entsprechen. Dies wäre dann, wie Herr Weng anfügte, das erste Mal seit 2012 ein Gewinn, den er als „vernünftig“ bezeichnen würde.
2018 soll sich der positive Trend fortsetzen. Der Umsatz soll auf mehr als 10 Mio. Euro ausgeweitet sowie unterstützt von weiteren Kostensenkungen eine Umsatz- und eine Eigenkapitalrendite von mehr als 10 Prozent nach Steuern erzielt werden. Zudem soll die Eigenkapitalquote auf über 35 Prozent anwachsen. Mit einem Umsatz im zweistelligen Millionenbereich und einer entsprechenden Rendite wäre die WFA dann ein wirklich erfolgreiches Unternehmen. Herr Weng ist überzeugt, dass in den nächsten Jahren die Ernte eingefahren werden kann, die in den letzten Jahren gesät worden ist.
Allgemeine AusspracheDie erste Wortmeldung kam von Aktionär Christian Werner. Er bezeichnete den veränderten Dividendenvorschlag als erfreulich, äußerte aber Bedenken, ob sich hieraus nicht Probleme für die Stimmrechtsvertreter ergeben könnten. Dies verneinte Herr Weng. Der neue Vorschlag ist frühzeitig veröffentlicht worden, so dass etwaige Weisungen korrigiert werden konnten. Beschwert hat sich keiner, dass nun doch eine Dividende gezahlt werden soll.
Zudem interessierte Herrn Werner, wie viele Aktionäre die WFA insgesamt hat. Eine exakte Antwort konnte Herr Weng ihm hier nicht liefern, da speziell bei Anlegern aus dem Ausland in der Regel eine Bank zwischengeschaltet ist. Mit dem jüngsten Aktienrückkaufprogramm, das überraschend viele Aktionäre angenommen haben, hat sich die Zahl jedenfalls nochmals deutlich reduziert. Nach Schätzung des Vorstands sind es aktuell knapp 300 Aktionäre.
Weitere Fragen von Herrn Werner betrafen den Jahresabschluss der AG. Bei den Anteilen an verbundenen Unternehmen hat es laut Herrn Weng keine Veränderungen gegeben. Die einzelnen Zahlen wurden deshalb nicht im Detail ausgeführt. Die Abschlüsse der einzelnen Unternehmen konnten am Wortmeldetisch eingesehen werden. Nach der Fusion der WFA Trading GmbH mit der AG im laufenden Jahr gibt es mit der WFA Online AG dann ohnehin nur noch eine Tochtergesellschaft. Die Struktur ist also überschaubar.
Die Forderungen gegen verbundene Unternehmen betreffen Herrn Weng zufolge mehrheitlich eine Art Cashpooling zwischen den Gesellschaften, in das auch er als Großaktionär einbezogen ist. Es gibt keine langfristigen Darlehen, sondern nur einen kurz- bis mittelfristigen Saldenausgleich. Die Zinssätze wurden einheitlich festgelegt. Aktuell werden 2,0 Prozent in Schweizer Franken, 2,5 Prozent in Euro und 3,0 Prozent in US-Dollar abgerechnet.
Die Zinssicherungsmaßnahmen haben, insoweit bestätigte Herr Weng die Vermutung von Herrn Werner, letztlich nur Geld gekostet. Bei Abschluss der Zins-Swaps im Jahr 2013 war allerdings nicht absehbar gewesen, dass die Zinsen noch so stark weiter fallen. Heute würde der Vorstand das Thema anders angehen und lieber die Laufzeiten besser abstimmen. Die letzten Zins-Swaps laufen nach seiner Aussage 2018 und 2019 aus.
Als zweiter Redner trat Aktionär Hans Genender ans Rednerpult. Er ist bereits seit 2012 bei der WFA engagiert und zeigte sich erfreut von dem sehr positiven Ausblick. Wenn es tatsächlich gelingt, das Ergebnis je Aktie im laufenden Jahr auf 0,50 Euro auszuweiten, wäre dies ein großer Erfolg.
Den Ausführungen des Vorstands hatte er entnommen, dass die Zusammenarbeit mit Jeff Koons eine große Bedeutung für die Gesellschaft hat, vor allem für die WFA Online AG. Seine Frage, wie hoch der Anteil dieses Künstlers am Gesamtgeschäft ist, konnte Herr Weng jedoch nicht präzise beantworten. Man habe versucht, dies abzuschätzen. Bisher hat sich das Geschäft mit Jeff Koons und Bernardaud aber durchweg besser als erwartet entwickelt. Aktuell macht es bestimmt ein Drittel des Gesamtgeschäfts aus.
Weiter informierte Herr Weng auf Nachfrage des Aktionärs, dass die Zusammenarbeit mit Künstlern stark opportunitätsgetrieben ist. Man fokussiere sich auf Geschäfte mit einem großen Hebel, also lieber weniger, dafür größere Volumina. Als größten Vorteil sieht Herr Weng, nachdem Banken Kunstunternehmen in aller Regel nicht finanzieren, die Kapitalstärke der WFA. Im siebenstelligen Bereich gibt es praktisch keine Konkurrenz.
Wie schon in den Vorjahren kam die Beteiligung an der Artnet AG zur Sprache, die mit 410 TEUR in der Bilanz steht. Hier wiederholte Herr Weng seine Einschätzung, dass Artnet über eine wunderbare Geschäftsidee und das perfekte Branding verfügt, aber von einem schwachen Management geführt wird. Die Hoffnung, dass sich dies betreffend etwas ändert, hat er inzwischen aufgegeben. Wenn jemand einen guten Preis bietet, wäre er bereit, die Beteiligung abzugeben. Er sieht keine strategische Bedeutung für die WFA mehr. Es gibt aber keinen Druck, man könne sie auch behalten.
Auch Herr Genender äußerte sich erfreut, dass es doch eine Dividende gibt. Ihn interessierte, welche Ausschüttung für 2017 zu erwarten sein könnte, wenn sich das Ergebnis wie erwartet entwickelt. Nach Aussage von Herrn Weng ist die Höhe der Dividende abhängig von vielen Faktoren, beispielsweise dem möglichen Kapitalbedarf in der Gruppe und welche Finanzausstattung man anstrebe. Bei einem Gewinn je Aktie von 0,50 Euro wird es auf jeden Fall mehr werden, sicher auch mehr als 0,11 Euro. Konkrete Gedanken habe man sich aber zu diesem frühen Zeitpunkt noch nicht gemacht.
Eine weitere Frage von Herrn Genender betraf die Pläne mit den eigenen Aktien. Nachdem sich nun 10 Prozent des Grundkapitals im eigenen Bestand befinden, sind keine weiteren Zukäufe möglich. Eine Einziehung ist, wie Weng versicherte, nicht geplant, solange bessere Verwendungsmöglichkeiten gesehen werden. Eine große Rolle spielt die Frage, wie sich die Gesellschaften, insbesondere die WFA Online AG, weiterentwickeln.
Gibt es zusätzlichen Kapitalbedarf, wäre es eine Idee, die Anteile an einen Investor abzugeben. Aus Sicht der WFA wäre dies wie eine Kapitalerhöhung, aber ohne die sonst anfallenden zusätzlichen Kosten. Es gibt, wie er anfügte, immer wieder Anfragen von Investoren, die größere Pakete erwerben wollen. Vielleicht könne er in einem Jahr mehr zu diesem Thema sagen.
Ferner interessierte den Aktionär, ob sich die Verwaltung Gedanken über eine Notierung der WFA Online AG oder auch eine Rückkehr der WFA AG an die Börse gemacht hat. Dies betreffend stellte Herr Weng klar, dass man erst einmal froh sei, dass mit dem Delisting Ruhe eingekehrt ist. Dem Geschäft hat dies gutgetan. Es gilt immer abzuwägen, was aus Sicht des Unternehmens sinnvoll ist. Mit Blick auf die Folgepflichten muss ein echter Vorteil für die Gesellschaft erkennbar sein.
Der schwache US-Dollar ist, so die Antwort von Herrn Weng auf eine weitere Frage des Aktionärs, grundsätzlich negativ für die Gruppe, nachdem ein Großteil der Verkäufe in Länder geht, in denen Kunst in US-Dollar gehandelt wird. Von Vorteil ist immerhin, dass die WFA kein Marginalgeschäft betreibt. Dennoch reduziert der schwache Dollar die Marge, und eine Absicherung ist kaum möglich, da der Kapitalfluss in US-Dollar nur sehr schwer abzuschätzen ist. Der Vorstand hofft aber, dass sich die Währungsrelationen einpendeln werden.
AbstimmungenHerr Reiners verkündete die Präsenz mit 2.198.146 Aktien. Bezogen auf das gesamte Grundkapital von 2.750.000 Euro, eingeteilt in ebenso viele Aktien, und nach Abzug der inzwischen 275.000 eigenen Aktien entsprach dies einer rekordhohen Quote von 88,81 Prozent.
Alle Beschlüsse, im Einzelnen die Dividende von 0,10 Euro (TOP 2), die Entlastung von Vorstand (TOP 3) und Aufsichtsrat (TOP 4), die Vergütung des Aufsichtsrats (TOP 5) sowie die Wahl der Dr. Brandenburg Wirtschaftsberatungs-GmbH (TOP 6), wurden bei jeweils vier Gegenstimmen, also nahezu einstimmig, beschlossen. Dazu kamen noch 100 Enthaltungen bei TOP 2.
Um 17 Uhr schloss der Vorsitzende die Versammlung.
FazitDie Weng Fine Art AG hat das Geschäftsjahr 2016 erfolgreich abgeschlossen. Umsatz und Ergebnis konnten deutlich gesteigert werden. Insbesondere die WFA Online AG entwickelte sich besser als erwartet. Die Schweizer Tochter hat rund 80 Prozent zum Gesamtgewinn beigetragen. Dieser Erfolg ist der Hauptgrund dafür, dass entgegen der ursprünglichen Planung doch eine Dividende von 0,10 Euro beschlossen wurde. Der Konzern ist mit einer Eigenkapitalquote von fast 35 Prozent solide aufgestellt. Da ist es durchaus angebracht, die Aktionäre an einem erfolgreichen Geschäftsjahr zu beteiligen.
2017 ist ebenfalls gut angelaufen. Ein Highlight dürfte die Zusammenarbeit mit dem Künstler Jeff Koons sein, dessen skulpturale Editionen nun in Kooperation mit Bernardaud in diversen europäischen Ländern exklusiv vertrieben werden. Ein kleiner Rückschlag ergab sich im Januar durch die Insolvenz eines größeren Kunden. Dennoch konnte der Gewinn im ersten Halbjahr in etwa verdoppelt werden. Dieser positive Trend soll anhalten. Für das Gesamtjahr stellte der Vorstand eine Ausweitung des Gewinns je Aktie auf etwa 0,50 Euro in Aussicht. Damit verbunden wäre sicherlich eine Dividendenerhöhung.
Die Aktie ist seit Juni 2016 nicht mehr an der Börse notiert. Um verkaufswilligen Aktionären nach dem Delisting dennoch die Möglichkeit zu geben, sich von ihren Anteilen zu trennen, hat die Gesellschaft vor einigen Monaten ein Aktienrückkaufprogramm zu 4,30 Euro durchgeführt. Zur Überraschung des Vorstands wurde dies trotz der erfreulichen Geschäftsentwicklung in relativ großem Umfang wahrgenommen. Nachdem die Gesellschaft ihren eigenen Bestand auf höchstens 10 Prozent des Grundkapitals aufstocken konnte, hat der Vorstand persönlich weitere Aktien übernommen. Der Gründer hält nun wieder mehr als 75 Prozent an der Gesellschaft. Es gibt allerdings keinerlei Pläne in Richtung Squeeze -out.
Nach dem Delisting wird die Aktie außerbörslich bei Valora (www.veh.com) gehandelt. Dort werden aktuell 1.000 Stück zu 4,90 Euro, also deutlich über dem Rückkaufangebot, gesucht. Bei Schnigge sind 5.000 Aktien zu 5,00 Euro nachgefragt. Das Interesse ist gut nachvollziehbar. Gehen die Pläne für 2017 auf, errechnet sich das KGV auf diesem Niveau nur mit 10. und die Dividendenrendite könnte im kommenden Jahr um die 3 Prozent betragen. Zudem sollen Umsatz und Ergebnis weiter zulegen. Für Anleger, die langfristig engagiert bleiben wollen und auf eine Börsennotierung keinen Wert legen, ist die Aktie ein durchaus interessantes Investment.
KontaktadresseWeng Fine Art AG
Rheinpromenade 8
D-40789 Monheim am Rhein
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Veröffentlichungsdatum:
07.09.2017
-
13:45
Redakteur:
mwa