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HV-Bericht Baader Bank AG - Spätestens 2018 müsste das Ergebnis wieder deutlich positiv werden
Die Hauptversammlung der Baader Bank AG fand am 26. Juni 2017 im Konferenzzentrum der Hanns-Seidel-Stiftung in München statt. Mit etwas mehr als 100 Aktionären und Gästen war der Andrang diesmal etwas geringer als sonst, obwohl sich die Perspektiven des Unternehmens für die Zukunft aufgehellt haben. Für GSC Research war Matthias Wahler vor Ort.

Der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Horst Schiessl eröffnete die Sitzung um 10 Uhr und stellte die Herren der Verwaltung vor, die mit Ausnahme von Jan Vrbsky komplett anwesend waren. Herr Vrbsky hatte dem Aufsichtsrat als Arbeitnehmervertreter angehört, er ist aber nicht mehr für die Baader Bank tätig. Das Ersatzmitglied ist jetzt Prokurist und steht ebenfalls nicht mehr zur Verfügung. In den nächsten Wochen soll das weitere Vorgehen geprüft werden. Wichtig ist, dass der Aufsichtsrat auch so beschlussfähig ist.

Im Folgenden erläuterte Dr. Schiessl die Formalien und informierte über die Tätigkeit des Aufsichtsrats. In diesem Zusammenhang kam er auf das schwierige Marktumfeld in der Bankenbranche zu sprechen. Die Baader Bank hat nach seiner Überzeugung aber die Weichen für eine erfolgreiche Zukunft gestellt. Die Durststrecke der letzten Jahre sollte bald überwunden sein.

Nach diesen einleitenden Bemerkungen übergab Dr. Schiessl das Wort an den Vorstandsvorsitzenden Nico Baader, der im Detail auf den Geschäftsverlauf einging.


Bericht des Vorstands


Herr Baader begann mit einem Blick auf das Marktumfeld, das sich nach wie vor unbefriedigend darstellt. Zwar bewegen sich die Börsenindizes weiter auf Rekordkurs. Von der guten Performance der Märkte verdient die Baader Bank als Händler aber noch kein Geld. Wichtig wären neben einer positiven Grundstimmung an den Kapitalmärkten volatile Kurse und hohe Wertpapierumsätze. 2016 lag der durchschnittliche Börsenumsatz aber nochmals 20 Prozent unter dem Vorjahreswert.

Es gab nur einzelne Events wie den Brexit oder die Wahlen in den USA, die das Volumen auf Tagesbasis nach oben katapultierten. Und es fanden auch weiterhin nur wenige Transaktionen und IPOs statt. Mit 6 Mrd. Euro war das Emissionsvolumen zwar etwas höher als 2014. Davon entfielen aber, wie Herr Baader hervorhob, 80 Prozent allein auf den Börsengang von Innogy. Gegenüber 2015 war trotz der Rekordstände beim DAX dennoch einen Rückgang von 30 Prozent zu verzeichnen.

Seine Erläuterungen zum Geschäftsverlauf begann der Vorstandsvorsitzende mit dem Provisionsergebnis, das sich hauptsächlich aus dem Geschäft mit institutionellen Investoren und dem Kapitalmarktbereich speist. Die Anzahl der Mandate und Transaktionen fiel mit Blick auf das beschriebene Marktumfeld im deutschsprachigen Raum gering aus. Positiv war hingegen die Entwicklung im Bereich Multi Asset Brokerage, der durch die Gewinnung von Marktanteilen die Planwerte erreichte.

Positive Beiträge lieferten auch die vom Wertpapierhandel unabhängigen Geschäftsfelder Banking Services und Asset Management Services. Das Niveau blieb allerdings noch niedrig. Belastend wirkten die Umstrukturierungsmaßnahmen bei der Helvea-Gruppe, insbesondere durch die Schließung des Standorts Genf und die Konzentration der schweizerischen Aktivitäten auf Zürich. Insgesamt lag das Provisionsergebnis mit 40,7 (Vorjahr: 50,1) Mio. Euro 19 Prozent niedriger.

Im Handelsergebnis wurde hingegen ein kleiner Zuwachs auf 52,8 (52,6) Mio. Euro realisiert. Die Handelserträge konnten also trotz der Abnahme der Wertpapierumsätze und einer erheblichen Reduktion des Risikos zufriedenstellen. Positiv entwickelten sich auch das Zinsergebnis und die laufenden Erträge mit einem Plus von 29 Prozent auf 3,2 (2,5) Mio. Euro. Im Vergleich zum Handels- und Provisionsergebnis handelt es sich jedoch um einen kleinen Posten.

Insgesamt errechnet sich der Rohertrag mit 100,5 (112,0) Mio. Euro. Dies ist zwar ein Rückgang von 10 Prozent. Gleichwohl sieht Herr Baader es als Beleg für die Marktstärke der Bank, dass trotz des schwierigen Marktumfelds 100 Mio. Euro an Erträgen generiert werden konnten. Zugleich lagen die gesamten Aufwendungen dank der hohen Kostensensibilität und -flexibilität und als Effekt aus den Kostensenkungsmaßnahmen mit einem Rückgang um 14 Prozent auf 102,6 (119,6) Mio. Euro niedriger als prognostiziert.

Einen deutlichen Rückgang von 7 Prozent gab es durch geringere variable Anteile beim Personalaufwand. Der Verwaltungsaufwand und die sonstigen betrieblichen Aufwendungen verringerten sich um 2 Prozent. Nachdem das Vorjahr noch stark von hohen Bewertungsverlusten im Anlagebuch und Anteilsabschreibungen geprägt gewesen war (Details finden Sie im HV-Bericht 2016), fielen 2016 auch keine außerordentlichen Abschreibungen auf assoziierte Unternehmen oder Wertberichtigungen mehr an.

Trotzdem konnte, wie Herr Baader festhielt, der geplante Anstieg im Rohertrag und das Wiederreichen der Gewinnschwelle im Konzern durch die negative Entwicklung in einigen Teilmärkten noch nicht realisiert werden. Das Vorsteuerergebnis verbesserte sich zwar deutlich auf minus 2,1 (minus 7,6) Mio. Euro, blieb aber negativ. In der AG war hingegen ein leicht positives Ergebnis zu verzeichnen.

Zudem belasteten im Konzern Ertragssteuern in Höhe von 1,5 (0,8) Mio. Euro, da positive und negative Ergebnisbeiträge von Tochtergesellschaften teilweise nicht verrechnet werden konnten und einige Betriebsausgaben nicht abzugsfähig waren. Obendrein macht die Baader Bank nach Aussage des Vorstands von dem Wahlrecht Gebrauch, Aktivüberhänge aus latenten Steuern nicht zu bilanzieren. Das Konzernergebnis errechnet sich mit minus 3,6 (minus 8,4) Mio. Euro.

Das bilanzielle Eigenkapital verminderte sich auf 96 (100) Mio. Euro. Daraus errechnet sich bei einer wenig veränderten Bilanzsumme von 578 (576) Mio. Euro eine nahezu unveränderte Eigenkapitalquote von 16,6 (17,4) Prozent. Mit Berücksichtigung des Fonds für allgemeine Bankrisiken, dem 0,6 Mio. Euro zugeführt wurden und der ebenfalls als Eigenkapital zählt, verfügt die Gruppe über Eigenmittel von 118 (122) Mio. Euro.

Wichtig war Herrn Baader eine weitere Information. Nachdem die Risikopositionen im Eigenhandel und im Treasury-Buch abgebaut sind, belasten derzeit noch die Regelabschreibungen mit rund 10 Mio. Euro pro Jahr. Ab 2018 fallen dann jedoch rund 4 Mio. Euro an Abschreibungen auf Firmenwerte und Skontren weg, die die Baader Bank in den letzten Jahren erworben hat. Entsprechend wird sich das Ergebnis verbessern.

Aus der Tagesordnung griff Herr Baader vor allem TOP 5 heraus. Wie er in Erinnerung rief, hat die Hauptversammlung im vergangenen Jahr im Rahmen der Neufassung der Satzung auch die Anpassung der Formulierung zum Geschäftsgegenstand beschlossen. Das Registergericht hat die Eintragung aber abgelehnt, da es eine Erweiterung des Geschäftsgegenstands zu erkennen meinte. Die stritten Punkte werden nun mit entsprechenden Anpassungen erneut vorgelegt.

Im Anschluss ging Herrn Baader näher auf die Entwicklung in einigen Geschäftsbereichen ein, um die strategische Weiterentwicklung zu verdeutlichen, mit der die Baader Bank zukunftsfähig gemacht  werden und wieder zu alter Ertragsstärke zurückkehren soll. Im Mittelpunkt steht der Aufbau von neuen Geschäftsfeldern, die unmittelbar mit dem Wertpapierhandel zusammenhängen. Das langfristige Ziel ist es nach Aussage des Firmenchefs, die Baader Bank zu einer der führenden Investmentbanken im deutschsprachigen Raum zu entwickeln. Und auf diesem Weg hat das Unternehmen auch schon Fahrt aufgenommen.

Wie er ausführte, wurden im vergangenen Jahr im Bereich Equity Capital Markets mehrere Kapitalerhöhungen und Umplatzierungen begleitet. Zudem wurde mit der Begleitung mehrerer öffentlicher Übernahmeangebote das Dienstleistungsspektrum ausgebaut und weiter internationalisiert. Gemessen am platzierten Volumen rangiert die Baader Bank unter den führenden Häusern in diesen Bereichen, und zahlreiche weitere Mandate, die im ersten Halbjahr 2017 abgewickelt wurden, bestätigen den positiven Trend. Der Vorstand sieht die Baader Bank im Bereich Equity Capital Markets neben den großen Playern gut aufgestellt.

Auch aus dem Research-Bereich, der als „Eintrittskarte“ für andere Geschäftsbeziehungen von besonderer Wichtigkeit ist, konnte er Erfolge vermelden. Herr Baader berichtete von einer Reihe von neuen Konferenzen und der Einführung von neuen Produkten. In dem Bereich werden sich allerdings mit MiFID II erhebliche Veränderungen ergeben. Beispielsweise muss Research dann als eigenes Produkt bepreist und extra bezahlt werden. Die Baader Bank wird nach seiner Überzeugung von diesen Veränderungen profitieren.

Turbulent war es im vergangenen Jahr im Market Making und dieser Bereich ist immer noch großen Veränderungen unterworfen. Herr Baader nannte hier die gescheiterte Fusion der Börse Frankfurt mit London und das Zusammengehen der Börse Düsseldorf mit der Börse Hamburg/Hannover. Dafür ist mit Lang & Schwarz Exchange ein weiterer Börsenplatz an den Start gegangen.

Aus Sicht der Baader Bank ist es erforderlich, nicht rentable Engagements zu überdenken. So wird zum Jahresende das Market Making an der Börse Bern eingestellt, dafür aber die Zusammenarbeit mit der Börse Wien im Bereich Auslandsaktien ausgebaut. Grundsätzlich sieht der Vorstand die Baader Bank im Market Making gut positioniert. Bei vier von fünf Börsengängen im Prime Standard, konkret Innogy, Senvion, Shop Apotheke und Uniper, war sie als Spezialist mandatiert. Und im laufenden Jahr konnten bereits weitere Mandate wie Vapiano und Delivery Hero gewonnen werden.

Im Bereich Multi Asset Brokerage konnte die Baader Bank ihre Position als führender Broker im deutschsprachigen Raum weiter ausbauen. Eine wesentliche Rolle spielte nach laut Herrn Baader dabei das internationale Vertriebsnetzwerk in Gestalt von Baader-Helvea. Unter anderem wurden in Boston ein neues Büro eröffnet.

Im Bereich Banking Services setzt die Baader Bank auf die Kooperation mit Vermögensverwaltern, Family Offices und Kapitalsammelstellen sowie die Erweiterung des Serviceangebots für deren Endkunden im Bereich Konto- und Depotgeschäft. Positives konnte er auch vom Geschäftsfeld Asset Management Services berichten. Das betreute Volumen konnte 2016 auf 5,35 Mrd. Euro mehr als mehr als verdoppelt werden und der Aufwärtstrend setzt im ersten Halbjahr 2017 fort.

Insgesamt sieht der Vorstandsvorsitzende die Baader Bank gut aufgestellt und auf einem guten Weg, eine der führenden Investmentbanken im deutschsprachigen Raum zu werden. Er ist überzeugt, dass sich dies kurz- bis mittelfristig auch in den Ergebniszahlen widerspiegelt. Insoweit bat er die Aktionäre um Nachsicht, dass diesmal noch keine Dividende vorgeschlagen werden kann. Man arbeite daran, dies im kommenden Jahr zu ändern.


Allgemeine Aussprache


Daniel Bauer von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) bezeichnete das Geschäftsjahr 2016 bei der Baader Bank als eines von vielen Verlustjahren. Die Probleme sind nach seiner Analyse zum Teil markt- und zum Teil politisch bedingt durch die immer strengere Regulierung. Zudem gerät das klassische Geschäftsmodell mit dem rückläufigen Handelsvolumen an der Börse zunehmend unter Druck.

Auch Andreas Breijs von der Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) stellte fest, dass die Aktionäre der Baader Bank in den letzten Jahren nicht gerade erfolgsverwöhnt sind. Aktionär Eckhard Stauffenberg hatte seinen Unterlagen entnommen, dass das letzte Mal 2012 ein Gewinn ausgewiesen worden ist. Seither geht die Rechnung einfach nicht mehr auf. Regelmäßig ist der Verwaltungsaufwand höher als die Erträge.

Herr Bauer und Herr Stauffenberg wollten wissen, in welchen Bereichen im Berichtszeitraum die Verluste angefallen sind. Dem Geschäftsbericht konnten sie dies nicht wirklich entnehmen. Sie schlugen vor, eine Segmentberichterstattung mit aufzunehmen, damit Aktionäre besser erkennen können, wie sich die einzelnen Bereiche entwickeln.

Vorstandsmitglied Dieter Brichmann hatte durchaus Verständnis für den Wunsch der Aktionäre. Das Geschäft wird bei der Baader Bank aber nicht nach Segmenten gesteuert. Die Aktivitäten vermischen sich oft und eine genaue Zuordnung sämtlicher Kosten wäre kaum möglich oder sehr teuer. Es wurden deshalb Profitcenter eingerichtet. Was die einzelnen Tochtergesellschaften verdienen, ist dem Geschäftsbericht zu entnehmen.

Herr Baader hob zwei aktuelle Problemfelder hervor. Im Market Making für festverzinsliche Wertpapiere gibt es praktisch keinen Umsatz mehr, seit die Zinsen sich um die Nulllinie bewegen. Sehr schwach verläuft das Geschäft auch im Bereich der verbrieften Derivate, in dem die Baader Bank im Market Making einer der großen Player ist. Mit der zunehmenden Regulierung ist das Geschäft in diesem Bereich stark unter Druck geraten. Natürlich könnte man die Orderbücher zurückgeben. Dann sind sie aber weg.

Zur Entwicklung im Segment Investment Banking äußerte sich Vorstandsmitglied Oliver Riedel. Wie er darlegte, ist dieser Bereich 2011 gestartet und seither jedes Jahr gewachsen. Mit dem signifikanten Umsatzrückgang im Markt ist der Aufwärtstrend dann 2016 gebrochen. Wie ausgeführt gab es im vergangenen Jahr kaum Transaktionen am Kapitalmarkt. Im laufenden Jahr sieht es nun wieder besser aus.

Mehrfach wurde der Wunsch nach ergänzenden Ausführungen zur Tochtergesellschaft Helvea geäußert. Hier ist es, wie Herr Baader ausführte, 2016 nicht so gut gelaufen. Das Geschäft litt darunter, dass es fast keine Transaktionen gab. Zudem belastete erst einmal der Umbau, insbesondere die Zusammenlegung der Standorte Genf und Zürich, durch die Kostensynergien gehoben werden sollen. 

Herr Stauffenberg wollte wissen, wie es in New York weitergeht, nachdem in der dortigen Niederlassung offenbar die gesamte Mannschaft ausgetauscht werden musste. Dieser Standort wird, wie der Vorstandsvorsitzende betonte, auf jeden Fall erhalten bleiben. Die Baader Bank braucht einen Zugang zu den Märkten außerhalb von Europa, nachdem ein immer größerer Teil der deutschen Aktien von ausländischen Anlegern gehalten wird. Bei den DAX-Werten ist es bekanntlich schon mehr als die Hälfte.

In diesem Zusammenhang kam die Frage nach den Auswirkungen des Brexit auf, wonach nun einige große Bankhäuser ihren Umzug von London nach Frankfurt angekündigt haben. Herr Baader stimmte zu, dass der Standort Frankfurt wohl vom Brexit profitieren wird. Die Baader Bank ist von den Veränderungen aber nicht direkt betroffen. Sie verfügt in London über ein kleines Büro mit zehn Mitarbeitern, das beibehalten wird. Von dort werden die Kunden in Großbritannien betreut.

Sehr interessant fanden die drei Redner die Information, dass ab 2018 Abschreibungen von 4 Mio. Euro auf Firmenwerte und Skontren wegfallen. Spätestens dann müsste doch die Rückkehr in die Gewinnzone gelingen. Scheinbar ist doch ein gewisser Optimismus für die kommenden Jahre angebracht. Herr Breijs bat in diesem Kontext um eine Aussage zum Geschäftsverlauf 2017. Das erste Halbjahr ist schließlich schon fast vorbei.

In seiner Antwort bestätigte Herr Baader, dass sich die geschäftliche Situation im laufenden Jahr weiter verbessert. Das Transaktionsvolumen liegt deutlich über dem niedrigen Wert aus 2016 und es ist davon auszugehen, dass 2017 die ersten Früchte aus den vielfältigen Maßnahmen geerntet werden können, die in den letzten Jahren angestoßen worden sind. Wie dargestellt geht es in einigen Feldern gut voran. Und ab 2018 kommen noch die um 4 Mio. Euro niedrigeren Abschreibungen dazu.

Ferner interessierte Herrn Breijs, warum der Vorstand die Baader Bank als Gewinner der laufenden Branchenkonsolidierung sieht. Hier verwies Herr Baader auf das Eigenkapital, das mit 120 Mio. Euro deutlich höher liegt als bei den zwei nächstgrößeren Wettbewerbern, die über 75 Mio. Euro bzw. 50 Mio. Euro verfügen. Und je mehr Eigenkapital zur Verfügung steht, desto mehr kann gehandelt werden. Viele Marktteilnehmer sind sogar noch deutlich kleiner. Mit Blick darauf ist der Vorstand überzeugt, dass sich die Baader Bank in der Konsolidierung in der besten Position befindet.

Eine große Herausforderung sah Herr Bauer mit der Vorschrift nach MiFID II auf die Baader Bank zukommen, wonach Handel und Research künftig getrennt behandelt werden müssen. Vorstandsmitglied Christian Bacherl bestätigte, dass in diesem Bereich enorme Umwälzungen zu erwarten sind. Die Baader Bank bereitet sich darauf aber schon seit einem Jahr vor. Man werde weiterhin Research anbieten und wie gefordert eigenständig bepreisen. Es laufen bereits Gespräche. Herr Bacherl sieht in der Veränderung sogar eine Chance. Das Geschäft ist damit künftig besser planbar. Über Kooperationen mit anderen Research-Häusern wird ebenfalls gesprochen. Im Moment gibt es aber dies betreffend nichts Konkretes.

Weiterhin bat Herr Bauer den Vorstand um eine Abschätzung, welche Chancen sich aus dem Thema Robo Advising für die Baader Bank eröffnen. In den USA werden auf diese Weise schon Milliarden verwaltet. Auch in Deutschland dürfte dies ein Wachstumsfeld sein. Nach Meinung des Aktionärsvertreters könnte die Baader Bank vielleicht sogar mit einem eigenen Angebot in diesem Bereich tätig werden.

Wie Herr Riedel darlegte, profitiert die Baader Bank bereits von diesem Trend. Sie fungiert als exklusive Depotbank für Scalable Capital, die in diesem Bereich 250 Mio. Euro Assets under Management verwaltet. Und die Wachstumsraten sind erheblich. Aktuell gibt es fünf Kunden und es läuft eine zweistellige Zahl von Projekten. Die Baader Bank wird allerdings nicht selbst in diesem Geschäft aktiv werden, sondern sie wird Dienstleister bleiben und so von den steigenden Handelsvolumina der Vermögensverwalter profitieren. So sind die Erträge auch besser planbar.

Befragt nach der aktuellen Entwicklung mit der Handelsplattform gettex, mit der der Vorstand große Hoffnungen verbunden hatte, zeigte sich Herr Baader sehr zufrieden. 2016 konnte das Umsatzvolumen mehr als verdoppelt werden, obwohl sich die Handelsvolumina an der Börse wie ausgeführt um 20 Prozent rückläufig entwickelten und auch noch nicht alle Provider angeschlossen sind. Viele sind noch mit dem Thema MiFID II beschäftigt. Es geht aber nach und nach weiter voran.

Kritisch sah Herr Stauffenberg, dass der Vorstand die Guthaben bei der Bundesbank auf 74 (15) Mio. Euro deutlich ausgebaut hat. Seiner Meinung nach macht dies keinen Sinn, schließlich müssen auf diese Position Negativzinsen gezahlt werden. Nach Aussage von Herrn Brichmann handelt es sich um eine Stichtagsbetrachtung. Teilweise ergibt sich auch durch die Mindestreserve und Liquiditätsvorschriften der Zwang, Geld bei der Zentralbank anzulegen. Zudem werden dort Gelder geparkt, die Kunden kurzfristig abrufen wollen. Wichtig ist, dass insgesamt ein positives Zinsergebnis erwirtschaftet wird.

Ferner äußerte Herr Stauffenberg Kritik, dass bei den Aufsichtsratsmitgliedern statt eines variablen Anteils künftig eine höhere Festvergütung gezahlt werden soll. Dies schien ihm nicht richtig, schließlich hat es in den letzten Jahren ohnehin keine erfolgsabhängige Komponente gegeben. Hier bat Herr Baader um Verständnis, dass die Bezüge des Aufsichtsrats schon sehr lange nicht mehr angepasst worden sind. Und in den letzten Jahren hat sich das Risiko für die handelnden Personen stark verändert, so dass eine angemessene Vergütung erforderlich ist. 30 TEUR für das einfache Mitglied sind sicher nicht überzogen.

Ferner kam der Vorschlag auf, mit der Notierung in den Geregelten Markt oder den Prime Standard zu wechseln, um mehr Investoren auf die Aktie aufmerksam zu machen. Dann würden vielleicht mehr Anleger erkennen, dass mit den neuen Geschäftsfeldern durchaus Fortschritte erzielt werden, und dies entsprechend honorieren. Diesen Vorschlag wollte Herr Baader erst einmal nicht aufgreifen. Schließlich sei man vor einigen Jahren bewusst in den m:access gewechselt. Dies spart vor allem durch den Verzicht auf die Bilanzierung nach IFRS gut 1 Mio. Euro p.a.


Abstimmungen

Dr. Schiessl verkündete die Präsenz mit 36.948.698 Aktien. Bezogen auf das gesamte Grundkapital von 45.908.682 Euro, eingeteilt in ebenso viele Aktien, entsprach dies einer Quote von 80,48 Prozent.

Alle Beschlüsse, im Einzelnen die Entlastung von Vorstand (TOP 2) und Aufsichtsrat (TOP 3), die Wahl der PricewaterhouseCoopers AG zum Abschlussprüfer (TOP 4) und verschiedene Satzungsänderungen (TOP 5), wurden mit Zustimmungsquoten zwischen 87 und 91 Prozent gefasst.

Gegen 13:45 Uhr schloss der Vorsitzende die Versammlung.


Fazit

Die Baader Bank AG kämpft weiterhin mit dem schwierigen Marktumfeld. Trotz der Rekordstände an den Börsen bewegen sich die Handelsvolumina auf einem sehr niedrigen Niveau, ja sie haben 2016 sogar noch weiter nachgegeben. Zudem gab es im vergangenen Jahr kaum Kapitalmarkttransaktionen, womit es schwerfällt, ausreichend Erträge zu generieren, um die Kosten zu decken. Überdies ergab sich eine Einmalbelastung aus der Umstrukturierung bei der Tochtergesellschaft Helvea. Das Konzernergebnis war deshalb erneut negativ.

An der führenden Marktstellung der Baader Bank hat sich indes nichts geändert. Sie war 2016 bei vier von fünf Börsengängen im Prime Standard als Spezialist mandatiert, das ist durchaus beeindruckend. Und inzwischen hellt sich das Umfeld auch wieder etwas auf. Im laufenden Jahr scheinen sich wieder mehr Unternehmen an die Börse zu wagen. Aktuell begleitet Baader unter anderem die Neuemissionen Vapiano und Delivery Hero.

Interessant ist aber vor allem die Information, dass ab 2018 Abschreibungen von 4 Mio. Euro p.a. auf Firmenwerte und Skontren wegfallen, die das Ergebnis in den letzten Jahren belastet haben. Spätestens dann müsste das Ergebnis wieder ins Plus drehen. Der Aktienkurs hat in den letzten Wochen schon nach oben gedreht. Beim aktuellen Kurs von 1,90 Euro liegt der Börsenwert mit 87 Mio. Euro aber immer noch deutlich unter dem Eigenkapital von 118 Mio. Euro.


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Veröffentlichungsdatum: 06.07.2017 - 11:10
Redakteur: mwa
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