Am 17. Mai 2017 fand in München die 17. ordentliche Hauptversammlung der EQS Group AG statt. Im abgelaufenen Geschäftsjahr verzeichnete die Gesellschaft eine starke Umsatzausweitung. Rund 30 Aktionäre hatten sich in den Räumen der Gesellschaft eingefunden, um sich über die weiteren Perspektiven zu informieren. Für GSC Research berichtet Thorsten Renner über den Verlauf der Hauptversammlung. Der Aufsichtsratsvorsitzende Rony Vogel eröffnete die Hauptversammlung und wies auf die Online-Teilnahme zur Hauptversammlung hin. Nach dem Verlesen der sonstigen Formalien übergab er das Wort an den Vorstandsvorsitzenden Achim Weick.
Bericht des Vorstands
Nach Aussage von Herrn Weick ist die EQS Group nun an allen wichtigen Finanzstandorten der Welt vertreten, womit er die Gesellschaft auf einem sehr guten Weg sah. Man wolle als globales Unternehmen auftreten, um die Kunden zu unterstützen. Mit den 344 Mitarbeitern im Konzern kann das Unternehmen auf über 8.000 Kunden verweisen. Durch die mehrheitliche Übernahme von ARIVA.DE legte die Mitarbeiterzahl noch einmal deutlich zu. Die EQS-Aktie ist nun auch im Qualitätssegment „Scale“ vertreten, berichtete Herr Weick.
Die Gesellschaft war von Anfang an digital aufgestellt und damit auch schon seit 17 Jahren am Markt. Allerdings hat es einige Jahre gebraucht, um profitabel zu arbeiten. Laut Herrn Weick arbeitet EQS seit 2003 profitabel. In den Jahren nach der Finanzkrise kamen keine neuen Gesellschaften und Aktivitäten hinzu. Wie der Vorstandsvorsitzende weiter ausführte, ist es durchaus schwer, neue Kunden zu gewinnen, man könne aber sehr schnell Kunden verlieren. Vor allem in Deutschland gingen vor allem durch Delisting und Squeeze-out über 40 Prozent der Kunden verloren. Vor der Finanzkrise gab es über 840 Unternehmen im geregelten Marktsegment, jetzt reduzierte sich deren Anzahl auf 470. EQS war sehr gut aufgestellt, aber im falschen Markt, meinte der Vorstandsvorsitzende.
Auf dieser Basis habe man sich dazu entschieden, in der Nische zu bleiben, aber stärker global zu gehen. Im Jahr 2009 expandierte die Gesellschaft dann nach Moskau, da es dort auch keine Wettbewerber gab. Der Standort konnte dann erfolgreich aufgebaut werden. Die dabei erzielten Wettbewerbsvorteile werden auch in andere Länder mitgenommen. In den letzten Jahren wurden viele Standorte neu aufgenommen. Diese kosten zwar noch Geld, trotzdem hat sich das Unternehmen nach Ansicht von Herrn Weick umsatz- und ergebnismäßig gut entwickelt. Mit der Präsenz vor Ort ist es viel einfacher, die dortigen Gesellschaften zu einer Zusammenarbeit zu bewegen.
Trotz der starken Entwicklung ist die Aktionärsstruktur relativ stabil geblieben. Die Investoren glauben an EQS, von Seiten des Managements gibt es auch immer einen klaren Ausblick, da das Geschäft auch recht planbar ist. In den ersten Jahren war EQS immer besser als der TecDAX. In Zuge der globalen Expansion hat sich der Kurs aber etwas schlechter entwickelt. Nun liegt der Kurs aber wieder oberhalb der Index-Entwicklung.
Laut Herrn Weick konzentriert sich EQS auf den Bereich Digital IR. Dabei möchte die Gesellschaft die besten Produkte anbieten. Durch die Tätigkeit erzielt EQS Umsätze in vier Kategorien. Hierbei nannte Herr Weick vor allem den Cloud-Bereich. Vor Jahren war die Gesellschaft damit fast zu früh und musste stärker auf das Plattformgeschäft setzen. Nun konnte EQS aber wieder zum Cloud-Geschäft zurückkehren. Angesichts der hohen Skalierbarkeit soll dieser Bereich weiter ausgebaut werden. Daneben erwirtschaftet die Gesellschaft noch Lizenzerlöse. Diese werden sowohl bei den Unternehmen, die Nachrichten veröffentlichen, erzielt, als auch durch die Zusammenarbeit mit Kunden, die die Nachrichten haben wollen. Über ARIVA.DE kann EQS nun auch höhere Mediaerlöse erwirtschaften.
Das Geschäft lief 2016 sehr erfolgreich mit einem Umsatzplus von 38 Prozent. Neue Umsätze konnten durch die Marktmissbrauchsverordnung erzielt werden. Zudem wurde der INSIDER MANAGER gelauncht, der aktuell in Europa von über 500 Kunden genutzt wird. Als klaren Vorteil erachtete Herr Weick, dass Neuerungen nun europaweit umgesetzt werden müssen. Darüber hinaus werde die Einführung auch durch den Regulierer überwacht.
EQS erzielte auch im Ausland ein starkes Wachstum. Das Wachstum basierte dabei auch auf dem Erwerb der schweizerischen Tensid AG. Auf der Profitabilitätsseite war der Vorstandsvorsitzende ebenfalls zufrieden. Das Non-IFRS Ergebnis legte um 10 Prozent auf knapp 3,3 Mio. Euro zu. In diesem Ergebnisausweis werden vor allem Akquisitionsthemen bereinigt. Beispielsweise werde der Kundenstamm abgeschrieben, dabei werde der Kundenstamm mit der Zeit mehr wert.
Wie Herr Weick weiter ausführte, kann das rein organische Wachstum über den Cashflow finanziert werden. Lediglich bei größeren Akquisitionen müssen auch zusätzliche Mittel aufgenommen werden. Nach den Worten von Herrn Weick ist das Unternehmen mit einer Eigenkapitalquote von 59 Prozent sehr solide aufgestellt. Das EBIT verbesserte sich im letzten Jahr von 2,36 auf 2,66 Mio. Euro. Im vergangenen Jahr gab es auf der Ergebnisseite positive und negative Effekte. So hatte EQS höhere Abschreibungen und Investitionen in die Infrastruktur. Im Gegensatz dazu hatte die geographische Expansion weniger gekostet und auch das Inlandsgeschäft verzeichnete eine sehr schöne Entwicklung, so Herr Weick.
Als wichtigen Punkt erachtete Herr Weick auch, dass bis zu 70 Prozent der Umsätze wiederkehrend sind. Die Gesellschaft verfügt dabei über zahlreiche Verträge, die jedes Jahr erneuert werden. Dieser Faktor beschert dem Unternehmen eine gewisse Sicherheit hinsichtlich des weiteren Wachstums. Im ersten Quartal des laufenden Jahres wies EQS ein starkes Wachstum aus. Dies basierte sowohl auf der Akquisition von ARIVA.DE als auch auf neuen Regulierungen und Märkten. Herr Weick zeigte sich zuversichtlich, die gesteckten Ziele erreichen zu können.
Das Umsatzwachstum im ersten Quartal fiel sehr stark aus. Auch das Non-IFRS Ergebnis verbesserte sich deutlich, wobei das erste Quartal im Normalfall am schwächsten ausfällt, so der Vorstandsvorsitzende. Das erste Quartal brachte auch negative Währungseffekte und eine höhere steuerliche Belastung. Laut Herrn Weick ist das Unternehmen sehr profitabel im Inland. Die im Ausland anfallenden Verluste können dagegen nicht verrechnet werden. Bei Gewinnen im Ausland sind die Steuersätze im Normalfall niedriger, so dass die Steuerquote auf mittlere Sicht sinken dürfte.
EQS kann in Zukunft von drei Effekten profitieren. Dies sind nach Angabe von Herrn Weick die zunehmende Digitalisierung, die Regulierung und die weitere Globalisierung. Diese Trends werden von der Gesellschaft in Produkte umgesetzt und sollen dann in die Cloud gebracht werden. Im Bereich der Digitalisierung wird das Cockpit immer weiter ausgebaut. Als neues Produkt berichtete Herr Weick über den INSIDER MANAGER. Die Unternehmen müssen verstärkt ihre Mitarbeiter aufklären und dies dann auch dokumentieren. Dabei vertrauen die Unternehmen der EQS ganz sensible Daten an. Das Vertrauen in EQS führte der Vorstandsvorsitzende auf das in den vergangenen Jahren aufgebaute Renommee zurück. Im Rahmen der Regulierung startet im Januar die PRIIP-Verordnung. Bei der Globalisierung sollen die bestehenden Standorte weiter ausgebaut werden.
Abschließend gab Herr Weick noch einen Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr. Für 2017 rechnete er mit einem Umsatzwachstum zwischen 20 und 25 Prozent und einem Zuwachs beim EBIT von 10 bis 20 Prozent. Grundsätzlich möchte man beim Non-IFRS EBIT stärker wachsen als beim Umsatz. Im laufenden Jahr wird aufgrund der Investitionen aber noch ein geringeres Wachstum erwartet. Grundsätzlich soll in der Zukunft ein Umsatzplus ohne Akquisitionen von 10 bis 20 Prozent und ein überproportionaler EBIT-Zuwachs erzielt werden. EQS ist der Marktführer im Bereich Digital IR mit einem profitablen Geschäft, betonte Herr Weick. Dabei wird das Unternehmen von den drei Megatrends profitieren, erklärte der Vorstandsvorsitzende zum Ende seiner Ausführungen. Unabhängig von seiner Präsentation erläuterte Herr Weick danach auch noch kurz die wichtigsten Punkte der Tagesordnung.
Allgemeine Diskussion
Ein Aktionär erkundigte sich nach den Gründen für Zukäufe. Wie Herr Weick mitteilte, erfolgen die Zukäufe im Normalfall nicht wegen der Technologie sondern wegen der Kundenbeziehungen. Speziell wenn Märkte bereits verteilt sind, ist es schwierig, neue Kunden zu gewinnen. Deshalb ging die Gesellschaft auch früh in Märkte, in denen der Wettbewerb nicht so ausgeprägt war. Sobald man einmal im Markt präsent ist, soll der Kundenstamm gehalten und mit den Produkten von EQS versorgt werden.
Angesprochen auf die letzte Kapitalerhöhung zeigte sich der Vorstandsvorsitzende sehr froh, dass die Kapitalerhöhung realisiert wurde. Das vorhandene Geld eröffnet der Gesellschaft ein höheres Maß an Flexibilität. Insgesamt werde das Management sehr sorgsam mit den Aktionärsgeldern umgehen, versicherte Herr Weick. Die Kapitalerhöhung unter Bezugsrechtsausschluss ist schnell durchführbar und bei Kursen von 46 Euro hatten die Aktionäre durch die Kapitalerhöhung zu 45 Euro auch keinen Nachteil.
In diesem Zusammenhang sprach der Aktionär die Zeichner der Kapitalerhöhung an. Nach Angabe von Herr Weick gingen rund 50 Prozent der Aktien an alte Aktionäre. Das EQS Management hat sich nicht an der Kapitalerhöhung beteiligt. Man glaube an die weitere Entwicklung von EQS, habe aber nur begrenzte Mittel zur Verfügung, da auch keine riesigen Gehälter gezahlt werden. Dies war jedoch die erste Kapitalerhöhung seit zehn Jahren. Entsprechend wäre es außergewöhnlich, wenn in Kürze eine weitere Kapitalerhöhung käme, erklärte der Vorstandsvorsitzende. Befragt nach den Risiken hinsichtlich der Veröffentlichung der Meldungen erläuterte Herr Weick, die Risiken und die Haftung hinsichtlich des Inhalts der Meldungen liegen immer beim Emittenten. EQS muss lediglich sicherstellen, dass die Meldungen korrekt veröffentlicht werden.
Eine weitere Frage drehte sich um die Höhe der Dividendenausschüttung im Vergleich zum Konzernüberschuss. Wie Herr Weick einräumte, ist die Ausschüttung in diesem Jahr höher als der Konzernüberschuss. Allerdings fiel dieser aufgrund von Investitionen und Globalisierung etwas niedriger aus. Man fühle sich mit dieser Maßnahme aber sehr wohl, da man sehr zuversichtlich in die Zukunft blicke. In der weiteren Zukunft rechnete Herr Weick mit weiterhin starkem Wachstum. Im Hinblick auf den Brexit erwartete Herr Weick nur geringe Auswirkungen für die Gesellschaft.
Thema in der Aussprache war auch die Vergütung des Aufsichtsrats. Die Aufsichtsratsvergütung soll von 40 TEUR auf 120 TEUR angehoben werden, teilte der Vorstandsvorsitzende mit. Diese Vergütung verteilt sich auf alle drei Mitglieder, die sich im Unternehmen sehr engagieren. Sämtliche Mitglieder investieren viel Freizeit, daneben werden häufig Telefonkonferenzen einberufen. Angesichts der Unternehmensentwicklung und der jetzigen Größe hielt es Herr Weick für angemessen, die Vergütung anzuheben. Im Vergleich zum Aufwand sei die Vergütung immer noch mehr als gerechtfertigt, so der Vorstandsvorsitzende.
Abstimmungen
Nach dem Ende der Aussprache leitete Herr Vogel zu den Abstimmungen über. Vom Grundkapital der Gesellschaft in Höhe von 1.308.978 Euro waren 990.887 Euro entsprechend 75,70 Prozent vertreten. Die Beschlüsse wurden alle mit mindestens 93,9 Prozent Zustimmungsquote im Sinne der Verwaltung gefasst. Dies waren die Ausschüttung einer Dividende von 0,75 Euro je Aktie (TOP 2), die Entlastung von Vorstand (TOP 3) und Aufsichtsrat (TOP 4), die Wahl der Deloitte GmbH zum Abschlussprüfer (TOP 5), die Vergütung des Aufsichtsrats (TOP 6), die Ermächtigung zum Erwerb eigener Aktien (TOP 7) sowie die Schaffung eines neuen genehmigten Kapitals (TOP 8). Gegen 16:00 Uhr konnte Herr Vogel die Hauptversammlung wieder beenden.
Fazit und eigene Meinung
Die EQS Group AG setzt weiterhin unverändert auf die internationale Expansion. Angesichts der deutlich zurückgehenden Zahl an Marktteilnehmern in Deutschland ist dies der absolut richtige Weg. Mittlerweile ist die Gesellschaft bereits an allen wichtigen Finanzstandorten der Welt präsent. Nun gilt es, die jeweilige Marktpräsenz auszubauen oder zu festigen. Daneben erzielte das Unternehmen auch noch Wachstum über die Vollkonsolidierung der ARIVA.DE.
Für das laufende Jahr erwartet das Management ein Umsatzwachstum in der Größenordnung von 20 bis 25 Prozent und beim EBIT einen Zuwachs um 10 bis 20 Prozent. Ab dem kommenden Jahr sollen sich die Investitionen überproportional auf der Ergebnisseite niederschlagen. Dem künftigen Umsatzwachstum von 10 bis 20 Prozent per anno soll ein überproportionaler EBIT-Anstieg gegenüberstehen. Angesichts dieser Wachstumsaussichten und aufgrund der hohen Skalierbarkeit des Geschäftsmodells bleibt die Aktie trotz der stattlichen Bewertung eine Halteposition.
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