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Interview Dr. Harald Schrimpf (CEO der PSI AG) - „Wir führen zahlreiche Übernahme-Gespräche. Wichtig ist vor allem, dass wir Skaleneffekte und Marktzugänge verbessern.“
Die in Berlin ansässige PSI AG für Produkte und Systeme der Informationstechnologie ist ein Software-Produktanbieter, der auf der Basis eigener Softwareprodukte Lösungen für Energieversorger, Industrieunternehmen und Infrastrukturbetreiber entwickelt und integriert. Das im Jahre 1969 gegründete Unternehmen ist seit dem Jahre 1998 an der Börse notiert. Inzwischen beschäftigt das mit Hauptsitz in Berlin ansässige Unternehmen rund 1.650 Mitarbeiter an elf deutschen und 17 internationalen Standorten in Europa, Asien und Nordamerika.

Über den aktuellen Geschäftsverlauf (siehe auch unser Research vom 09. November 2016), das Marktumfeld die künftige Strategie des Unternehmens sprach Alexander Langhorst von GSC Research mit dem Vorstandsvorsitzenden Dr. Harald Schrimpf.


Schrimpf: „Wir führen zahlreiche Übernahme-Gespräche. Wichtig ist vor allem, dass wir Skaleneffekte und Marktzugänge verbessern.“



GSC Research: Sie befinden sich mit der PSI AG im Wandel von einem Projekthaus hin zu einem Software-Produktanbieter. Wie weit sind Sie auf diesem Weg mit der Transformation bereits vorangekommen?

Schrimpf:
Wir haben unser gesamtes Angebot auf Produktbasis umgestellt. Die Investitionen lagen zwischen 3 und 10 Mio. Euro pro Marktsubsegment. Im Jahr 2010 haben wir begonnen, eine konzernweit einheitliche und hochmoderne Java Plattform zu schaffen. Bis heute haben wir zwei Drittel der rund 8.000 Bedienoberflächen umgestellt. Während der Umstellung mussten wir auch noch von der abgekündigten Swing-Grafik auf die moderne JavaFX-Grafik umstellen. Wirklich begeisternd ist unser PSI–Click-Design, mit dem Endkunden während eines regulären Kaizen-Meetings selbst am Beamer ihre Prozesse und Bedienoberflächen per Click & Drop verändern können. Wer das einmal erlebt hat, will nie mehr in den alten Trott zurück: Verbesserungsidee – Softwarefirma anrufen – Angebot – Spezifikation – Änderung – Bugfixing – Rechnung.

GSC Research:
Wie sehen Sie PSI im Hinblick auf das Thema vernetzte Industrie aufgestellt und welche Wachstumschancen ergeben sich daraus?

Schrimpf:
Die Anzahl der zu steuernden Geräte wird in der Industrie durch breite Nutzung von Internet-of-Things-Chips in den nächsten Jahren um zwei bis drei Zehnerpotenzen ansteigen und damit Mengengerüste erreichen, wie wir sie (wenn auch leitungsgebunden) schon seit Langem in landesweiten Energienetzen mit hunderttausenden dezentralen Anlagen beherrschen. Der Wegfall starrer mechanischer Ordnungsmittel (wie Fließbänder) ermöglicht eine viel höhere Parallelität in der Güterproduktion. Der Mensch wird eine solche schwarmartige Produktion nicht mehr detailliert führen können. Er wird wie bei einem Autopiloten Produktivitätskennzahlen vorgeben und die Produktion überwachen. Eine solche Software haben wir in Forschungsprojekten mit großen deutschen Konzernen entwickelt. Wichtig ist dabei insbesondere auch ein Zusammenspiel vorhandener, moderner Industrie 3.X-Produktion mit neuen Industrie 4.0-Produktionsprozessen.

GSC Research: Im vergangenen Jahr erhöhte sich die Ausgabenquote für Forschung und Entwicklung auf 10,6 Prozent. Wird die Quote auch in Zukunft auf diesem hohen Niveau verharren und welche Themen werden bereits in kurzer Zeit an Bedeutung gewinnen?

Schrimpf:
Unsere Forschung konzentriert sich weiterhin auf Smart Grids und Industrie 4.0. Beide Themen sind inhaltlich eng verbunden, denn es geht im Kern darum, in netzartigen Strukturen den Fluss von Energie und Material kennzahlenorientiert zu optimieren und zu steuern, und zwar mit riesigen Mengengerüsten und in Realzeit. Rund ein Drittel unser Forschungsausgaben dienen dieser Unternehmenstransformation, sind also einmalige Kosten, die dauerhaft die Grundlage für mehrere absolute Prozentpunkte höhere Skaleneffekte und höhere Margen schaffen.

GSC Research: Der Umsatz ging in den ersten neun Monaten des Geschäftsjahres 2016 aufgrund einer Kapazitätsanpassung in Südostasien um 6,4 Prozent zurück. Können Sie bitte noch einmal Ihre Beweggründe für diesen Schritt erläutern?

Schrimpf:
Wir haben dort von drei Produktionsstätten zwei geschlossen und rund 100 Mitarbeiter abgebaut, weil wir der Erosion der Zahlungsbedingungen nicht folgen wollen. Wir fertigen dort Schaltanlagen nur deshalb, weil viele asiatische Kunden noch immer schlüsselfertig beschaffen wollen. Im Gegenzug haben wir 20 Softwareingenieure aufgebaut und wichtige Zukunftskunden gewonnen. So liefern wir die Leitsysteme für die Smart-City-Kampagne der Telekom Malaysia.

GSC Research: Ende September beschloss die OPEC überraschend eine Drosselung der Förderung, was den Ölpreis wieder ansteigen ließ. Erhoffen Sie sich nun auch eine Belebung der Nachfrage in Ihrem Bereich Gas und Öl?

Schrimpf: Absolut! Das Investitionsklima dürfte sich verbessern.

GSC Research: Auch die Stahlbranche kämpft derzeit mit dem schwierigen Marktumfeld. Wie sehen Sie hier die weitere Entwicklung?

Schrimpf: Die Investitionen dürften auch hier mit den üblichen Zeitverzügen von einigen Quartalen wieder anrollen.

GSC Research:
Mit liquiden Mitteln von 35,9 Mio. Euro zum 30. September 2016 ist PSI sehr solide aufgestellt. Wie sehen Sie die Chancen, dass ein Teil der Mittel bei Akquisitionen zum Einsatz kommt?

Schrimpf: Wir führen zahlreiche Übernahme-Gespräche. Wichtig ist vor allem, dass wir Skaleneffekte und Marktzugänge verbessern.

GSC Research: Für das Geschäftsjahr 2015 hatten Sie wieder eine Dividende von 0,21 Euro je Aktie ausgeschüttet. Wie lautet Ihre weitergehende Dividendenpolitik?

Schrimpf:
Wir haben für 2014 in der Tat 0,15 Euro gezahlt und 0,6 Euro für 2015 draufgelegt. An die 0,15 Euro wollen wir anknüpfen und sehen für 2016 ein etwas besseres Ergebnis.

GSC Research:
Lassen Sie uns zum Abschluss einen Blick in die Zukunft werfen. Wo sehen Sie die PSI AG im Jahr 2019, wenn das Unternehmen seinen fünfzigsten Geburtstag feiert?

Schrimpf:
Sehr schön bemerkt. Zum fünfzigsten Geburtstag wollen wir mit der Java-Oberfläche durch alle Produkte durch sein und bei Industrie 4.0 mit unserer Optimierungssoftware deutlich Marktanteile gewonnen haben. Wir wollen bei mittelprächtig angenommener Konjunkturlage durch die höheren Skaleneffekte auch deutlich höhere Ergebnisse erzielen.

GSC Research:
Dr. Schrimpf, vielen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg!



Veröffentlichungsdatum: 06.01.2017 - 07:57
Redakteur: ala
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