Zu ihrer diesjährigen Hauptversammlung hat die infas Holding AG ihre Anteilseigner am 07. Juli 2016 wie bereits in den Vorjahren in das Maritim Hotel in Bonn eingeladen. Der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Oliver Krauß begrüßte die rund 70 Aktionäre, Gäste und Vertreter der Presse, darunter Alexander Langhorst von GSC Research, und erteilte nach Erledigung der üblichen einleitenden Hinweise und Formalien dem Alleinvorstand Menno Smid das Wort.
Bericht des VorstandsNach Begrüßung der Teilnehmer führte der infas-Chef aus, sich im Zuge seiner Berichterstattung über das abgelaufene Geschäftsjahr auf einige wesentliche Aspekte zu beschränken und verwies auf den ausliegenden Geschäftsbericht für weitergehende Detailinformationen.
Operativ und bei Betrachtung des Zahlenwerks war 2015 von der Veräußerung der Tochtergesellschaft action press geprägt. Angesichts der Veräußerungsabsicht wurde die Beteiligung im vorliegenden Zahlenwerk unter zur Veräußerung anstehende nicht fortgeführte Geschäftsbereiche gegliedert und ist entsprechend in den berichteten Zahlen zur Umsatz- und operativen Ergebnisentwicklung nicht mehr enthalten. Auf der Ergebnisseite ergeben sich angesichts der Veräußerung unterhalb des bilanziellen Buchwertes jedoch wesentliche Effekte.
Insgesamt verringerten sich vor diesem Hintergrund die Konzernumsatzerlöse auf 19,4 (Vorjahr: 20,6) Mio. Euro, das Ergebnis vor Steuern erreichte einen Wert von 1,38 (1,67) Mio. Euro. Das Ergebnis aus den fortzuführenden Geschäftsbereichen, der infas GmbH und der infas 360 GmbH, verbesserte sich leicht auf 1,13 (1,05) Mio. Euro. Der Ergebnisbeitrag der zur Veräußerung anstehenden und 2016 verkauften action press Gruppe lag laut Herrn Smid bei minus 1,46 Mio. Euro nach einem Vorjahresfehlbetrag in Größenordnung von minus 0,68 Mio. Euro. Unter dem Strich ergibt sich damit ein Konzernergebnis von minus 0,33 Mio. Euro nach zuvor plus 1,05 Mio. Euro.
Die Tochtergesellschaft infas GmbH hat sich auch im Berichtsjahr 2015 erneut gut entwickelt, wenngleich es durch verschiedene Verzögerungen bei der Abarbeitung von Projekten zu Rückgängen bei Umsatz- und Ergebnisbeitrag gekommen ist. Hierbei handelt es sich nach Vorstandseinschätzung jedoch lediglich um einen temporären Effekt, da die Auftragsbücher weiterhin ausgesprochen gut gefüllt sind und die 2015 nicht mehr beendeten Projekte nunmehr 2016 abgeschlossen werden können. Auf der Ergebnisseite wirkte sich überdies eine vorsorgliche Rückstellung für eine Forderung der Sozialversicherung ergebnismindernd aus. Konkret verringerten sich die Umsatzerlöse auf 18,75 (20,51) Mio. Euro, der Ergebnisbeitrag vor Steuern lag bei 1,9 nach zuvor 2,8 Mio. Euro.
Eine deutliche Umsatzverbesserung weist die 2014 gegründete infas 360 GmbH für das Geschäftsjahr 2015 auf. Hier kletterten die Umsatzerlöse auf 590 (128) TEUR und das Jahresergebnis lag mit minus 163 TEUR nach zuvor minus 73 TEUR in Relation zur deutlichen Ausweitung des Geschäftsvolumens auch über dem Vorjahresvergleichswert. Bei Beurteilung der Ergebnisentwicklung erinnerte Herr Smid daran, dass sich die Tochtergesellschaft noch in der Anlaufphase befindet und daher voraussichtlich auch noch 2016 und 2017 mit gewissen Anlaufverlusten zu rechnen ist.
Große Sorgen bereitete jedoch 2015 erneut die Tochtergesellschaft action press. Angesichts des weiterhin sehr schwierigen Marktumfeldes und der anhaltenden Krise insbesondere im Bereich der für die Fotonutzung wichtigen Printmedien entwickelten sich die Umsatzerlöse erneut rückläufig auf 3,9 (4,7) Mio. Euro. Nach einem kleinen positiven Ergebnis von 0,1 Mio. Euro im Vorjahr drehte dieses 2015 mit minus 0,47 Mio. Euro wieder deutlich in den negativen Bereich. Die betrübliche Entwicklung von action press hält laut Smid bereits seit vielen Jahren an. So verringerte sich das Umsatzvolumen seit 2007 von 8,1 auf zuletzt 3,9 Mio. Euro um mehr als die Hälfte. Auch wurde seit 2008 nie mehr ein wirklich nennenswert positives Ergebnis erwirtschaftet. Lag dieses 2007 noch mit 741 TEUR im deutlich positiven Bereich wird inzwischen ein Fehlbetrag von 474 TEUR ausgewiesen.
Nachdem sich die schwierige Entwicklung bei action press bereits im Verlauf des Jahres abzeichnete, wurden seitens der Geschäftsleitung und des Vorstandes Sofortmaßnahmen ergriffen. Gleichzeitig hat sich aber auch gezeigt, dass grundsätzliche Überlegungen angestellt werden müssen. Vor diesem Hintergrund wurde eine sich bietende Verkaufsgelegenheit ergriffen, um diesen „notorischen Ergebnisverschlimmerer“ abzustoßen und damit eine Portfoliobereinigung zu erreichen. Die Alternative zum Verkauf wären weitere Sanierungsmaßnahmen mit allerdings ungewissem Ausgang und ein weiterer Aufwand von mindestens 600 TEUR gewesen. Bei einem Fehlschlag hätte auch eine Schließung im Raume gestanden. Ausgehend von diesem möglichen Alternativszenario ist der Verkauf an den Geschäftsführer Ulrich Michel und ein von diesem angeführtes Agenturkonsortium für alle Beteiligten die sinnvollere Entscheidung gewesen und bietet der action press darüberhinaus auch eine Perspektive für die Zukunft.
Durch den Veräußerungsprozess kommt es laut Herrn Smid zu einmaligen Ergebnisbelastungen in Größenordnung von 1,46 Mio. Euro. Durch eine entsprechende Entnahme aus den Rücklagen kann der entstehende Fehlbetrag auf 326 TEUR verringert werden. Für das abgelaufene Geschäftsjahr 2015 ist vor dem beschriebenen Hintergrund daher keine Dividendenzahlung möglich, bei entsprechend positiver Entwicklung im Geschäftsjahr 2016 hält der infas-Chef eine solche für das jetzt laufende Jahr für durchaus wieder möglich.
Im weiteren Verlauf seiner Ausführungen gab der Vorstand einen Ausblick auf die künftige Strategie des Unternehmens und die operative Fokussierung auf den Bereich Sozial- und Marktforschung. Auch im Geschäft von infas gewinnt die Digitalisierung immer mehr Bedeutung und führt zu einem Wandel der Vorgehensweise. So haben die Onlineinterviews in den vergangenen Jahren immer mehr Bedeutung gewonnen und stellen inzwischen den wichtigsten Befragungsweg dar. 2014 machten diese bereits 43 Prozent aller Kontakte aus, 2010 lag der Wert bei 38 Prozent und im Jahr 2000 bei lediglich 3 Prozent. Mit 37 Prozent nach 35 Prozent 2010 und 41 Prozent 2000 liegen die Telefoninterviews vergleichsweise stabil auf dem zweiten Platz.
Die neuen technologischen Möglichkeiten sind allerdings auch nicht unproblematisch und bergen laut Herrn Smid auch gewisse Risiken, wie man an den Meinungsumfragen im Zusammenhang mit dem Brexit-Referendum in Großbritannien sehr gut beobachten kann. An diesem Beispiel zeigt sich nahezu lehrbuchhaft, was passiert, wenn man die Stichprobe auf eine zu geringe Zahl an Befragten Personen stützt. In der Vergangenheit konnte der Ausgang von Wahlen immer recht sicher vorhergesagt werden. Schon bei den letzten Unterhauswahlen in Großbritannien lagen die Institute daneben, gleiches gilt auch für die Prognosen zur Brexit-Abstimmung. Dass es im Gegensatz zu den Unterhauswahlen auch mit der Schwarmintelligenz nicht immer verlässliche Ergebnisse gibt, zeigt sich an den Wettquoten bei den Buchmachern. Auch dort wurde ein Verbleib des Vereinigten Königreichs in der EU vorhergesagt.
Wie Herr Smid darlegte, ergibt sich diese Problematik vor allem bei sog. 50/50 Prognosen, also Voraussagen zu einem Ergebnis, bei dem nur zwei Entscheidungsalternativen zur Verfügung stehen. Hier hat man es mit der sog. Gaußschen Kurve zu tun. Bei Befragung von 1.000 Personen kann es dabei zu einer Abweichung von 1 Prozent zum Endergebnis kommen. Will man die Fehlertoleranz auf 0,5 Prozent verringern, wäre die Befragung von mindestens 30.000 Personen erforderlich. Aus diesem Beispiel ergibt sich deutlich, dass derartige Befragungen mit geringer Abweichung einen enormen Kostenaufwand darstellen und daher kaum angewendet werden.
Einziges ihm bekanntes Beispiel mit einer sehr großen Gruppe von Befragten sind die Wahltagsbefragungen zur Bundestagswahl mit 150.000 Personen. Auch in den USA hat sich bei der letzten Präsidentenwahl gezeigt, dass insbesondere die Befragungen, die auf einer vergleichsweise geringen Zahl von Datensätzen beruhten als unverlässlich erwiesen.
Zusammenfassend kann die Digitalisierung der Branche nach Angabe des infas-Chefs zu Fehlern führen, so dass hier sehr genau auf die Befragungstechnik, die Auswahl der Zielgruppen und die Qualität der Datenauswertung sowie eine möglichst breite Datenbasis zu achten ist. Ein weiterer wichtiger Punkt ist auch, dass gewisse Gruppen in der digitalen Welt entweder über- oder auch unterrepräsentiert sind und es auch hierdurch zu entsprechenden Wahrnehmungs- und Ergebnisverzerrungen kommen kann.
Trotz dieser beschriebenen Risiken bieten die technologischen Fortschritte aber auch spannende Chancen für die Branche. Mit der Tochtergesellschaft infas 360 ist man auch im Bereich der multimodalen Aktivitäten vertreten und kann dabei mit vier verschiedenen Datenquellen arbeiten.
Der Gesamtmarkt für die Markt- und Sozialforschung weist in Deutschland ein jährliches Volumen von rund 2,4 Mrd. Euro auf. Die Bereiche der Sozial- und der Verkehrsforschung, in denen infas seit vielen Jahrzehnten aktiv ist, weisen mit 100 bzw. 70 Mio. Euro vergleichsweise stabile Volumina und wenig dynamische Wachstumsraten auf. Auch wenn die Entwicklung in der Sozialforschung eine überschaubare Dynamik aufweist, zeigte sich Herr Smid stolz darauf, mit der infas GmbH dort die klare Nummer eins im Markt zu sein. Um in weitere attraktive und wachstumsträchtige Segmente vorzudringen, wird von der infas 360 auch der Bereich IT und Kommunikation adressiert, das dortige Marktvolumen ist mit 400 Mio. Euro deutlich größer als die beiden klassisch bearbeiteten Bereiche und wartet zudem mit attraktiven Zuwachsraten auf.
Abschließend gab der Vorstand noch einen kurzen Ausblick auf das aktuell laufende Geschäftsjahr. So rechnet er nach den projektbedingten Verzögerungen im Vorjahr für 2016 mit einem deutlichen Umsatzwachstum bei der infas GmbH. Die Tochter infas 360 soll ihr dynamisches Wachstum weiter fortschreiben und damit die dynamische Position im Markt weiter festigen und mittelfristig auch einen positiven Beitrag zum Unternehmensergebnis sowie zur Sicherung der Zukunftsfähigkeit der infas Holding AG liefern.
Allgemeine AusspracheAls erster Redner meldete sich Aktionär Hellmerichs aus Bonn zu Wort, dankte dem Vorstand für die geleistete Arbeit und zeigte sich insbesondere mit dem Kursverlauf der infas-Aktie durchaus zufrieden. Wie auch weitere Redner im Rahmen der Generaldebatte begrüßte er grundsätzlich den Verkauf der verlustbringenden Tochtergesellschaft action press und konstatierte, dass man diesen Schritt besser schon früher vollzogen hätte. Mit Blick auf die Börsennotierung der infas Holding-Aktie im regulierten Markt interessierte sich der Redner für die Höhe der damit zusammenhängenden Kosten und regte an, über einen Wechsel in den Entry Standard nachzudenken, da dies nach seiner Erfahrung im Regelfall mit geringeren Kosten verbunden sein dürfte.
Laut Herrn Smid entstehen im Zusammenhang mit dem Börsensegment und dem dafür erforderlichen BaFin-konformen Meldewesen Aufwendungen von rund 10 TEUR im Jahr. Weitere rund 50 TEUR an Aufwand entstehen für den Abschluss nach IFRS. Da insbesondere der IFRS-Abschluss auch bei einem Wechsel in den Entry Standard nicht entfallen würde, sieht der Vorstand hier keine nennenswerten Einsparungen aus einem Segmentwechsel erwachsen.
Befragt nach einer Prognose für das jetzt laufende Geschäftsjahr 2016 antwortete der infas-Chef, dass ein Ergebniswert wie im Geschäftsjahr 2014 oder darüber liegend angestrebt wird. Auf der Umsatzseite soll sich das Geschäftsvolumen zwischen 22 und 24 Mio. Euro bewegen. Angesichts des doch recht überschaubaren Bilanzverlustvortrages hält Herr Smid bei gutem Geschäftsverlauf auch durchaus die Wiederaufnahme der Dividendenzahlung für denkbar.
Aktionär Nimsch, der nach eigener Angabe nunmehr seine zehnte Hauptversammlung der infas Holding AG besuchte, begrüßte den Verkauf der action press ebenfalls und interessierte sich für etwaige daraus resultierende Risiken. Die Veräußerung ist laut Smid in trockenen Tüchern und auch die vereinbarte erste Kaufpreisrate in Höhe von 1 Mio. Euro ist eingegangen. Nach Vorstandsangabe besteht noch eine Forderung aus einer per Ende 2017 fälligen Kaufpreisrate über 500 TEUR, die jedoch durch Verpfändung der Gesellschaftsanteile und eine Bürgschaft des Erwerbers abgesichert ist. Für den Fall eines positiven Jahresergebnisses im Geschäftsjahr 2017 wäre per 01. Juli 2018 noch eine weitere Kaufpreisrate von 700 TEUR fällig. Bis auf diese ausstehende Rate besteht aus Vorstandssicht kein Risiko mehr aus den veräußerten Aktivitäten.
Ergänzend wies Herr Smid noch darauf hin, dass eine Veräußerung an eine dritte Partei wohl kaum möglich gewesen wäre und zeigte sich sehr zufrieden, dass es gelungen das Unternehmen an den dortigen Geschäftsführer Ulrich Michel und ein von diesem angeführtes Konsortium verschiedener britischer Agenturen zu veräußern. Wäre dies nicht gelungen, wäre es wohl auf eine Schließung und Abwicklung des Unternehmens herausgelaufen. Und dies wäre aus Sicht der infas Holding AG mit erheblichen Kosten verbunden gewesen.
Mit Blick auf die Tochtergesellschaft infas 360, die sich noch in der Aufbauphase befindet, regte der Redner an, darüber nachzudenken, ob nicht eine Investition von Mitteln dort mehr Sinn macht, als im kommenden Jahr wieder eine Dividende an die Anteilseigner auszuschütten. Herr Smid sieht die Tochtergesellschaft insgesamt gut aufgestellt. Strategisch bietet die schlanke Struktur den großen Vorteil gegenüber anderen Marktbegleitern, dass man viel schneller und flexibler auf Kundenanfragen und Kundenwünsche reagieren kann, als dies die großen Marktplayer können. Ergebnisseitig rechnet der Vorstand damit, dass die Tochtergesellschaft infas 360 Grad im Jahre 2018 die Gewinnzone erreichen wird.
Sowohl Herr Nimsch wie auch Aktionär Klein im weiteren Debattenverlauf erkundigten sich nach der aktuellen Laufzeit des Vorstandsvertrages von Herrn Smid. Nach seiner Angabe läuft der Vertrag bis zum 31. Dezember 2018 und er sei auch gewillt und „brenne darauf“, diesen zu erfüllen, so der Vorstand in seiner Antwort. Hinsichtlich des in den Fragen angeklungenen Alters seiner Person verwies er darauf, dass beispielsweise bei Berkshire Hathaway Vorstandschef Warren Buffet weit über 80 Jahre und dessen Kompagnon Charlie Munger sogar jenseits der 90 Jahre ist. Er habe sich in diesem Jahr bei einem Besuch der dortigen Hauptversammlung davon überzeugt, dass man auch in dieser Altersklasse noch sehr gute Arbeit für sein Unternehmen leisten kann.
Auf die Frage nach etwaigen Risiken, die in der Konstellation mit einem Alleinvorstand immer gegeben sind, antwortete Herr Smid, dass auf der operativen Ebene die drei Prokuristen und zwei Bereichsleiter in der Lage sind, das operative Geschäft zu führen, und einen etwaigen Ausfall kompensieren könnten. Die Tochtergesellschaft infas 360 Grad wird vom dortigen Geschäftsführer und Macher Herrn Härter geleitet und befindet sich damit laut Smid ebenfalls in sehr guten Händen.
Ergänzend erläuterte Aufsichtsratschef Dr. Krauß, dass auch der Aufsichtsrat sich mit dieser Frage beschäftigt habe und die Einschätzung von Herrn Smid teilt, dass die operativen Risiken überschaubar und beherrschbar sind. Mit Blick auf die Holding-Ebene nehme man diese Thematik jedoch sehr ernst und befindet sich auch in Überlegungen, hier für eine Verstärkung zu sorgen. Dr. Krauß gab in diesem Kontext jedoch zu bedenken, dass für eine solche Position recht vielschichtige Talente erforderlich sind, zudem müssen etwaige Kandidaten über einen entsprechende Börsenaffinität verfügen und auch bereit sein, sich z.B. einer Hauptversammlung zu stellen. Ob im Fall einer erfolgreichen Suche die entsprechende Person zum Vorstand bestellt wird oder diese zunächst mit einer anderen Funktion im Unternehmen betraut würde, ließ Dr. Krauß noch offen. Derzeit habe man aber noch keinen geeigneten Kandidaten.
Aktionär Manfred Klein aus Saarbrücken interessierte sich mit Blick auf die Veränderungen in der Aktionärsstruktur für daraus resultierende mögliche Auswirkungen auf die bestehenden steuerlichen Verlustvorträge der Gesellschaft. Hierzu antwortete Dr. Krauß dass für den Fall des Überschreitens der Beteiligungsschwelle von 25 Prozent die Hälfte und bei einem Überschreiten der 50 Prozent-Schwelle die kompletten Verlustvorträge entfallen würden. Auf eine solche Entwicklung hat die AG aber immer nur mittelbaren Einfluss, wie der Aufsichtsratschef zu bedenken gab. Er brachte allerdings seine Hoffnung zum Ausdruck, dass die größeren Anteilseigner der infas Holding AG diesen Aspekt bei ihren jeweiligen Dispositionen beachten. Ergänzend hierzu erklärte Herr Smid, dass durch die aktuellen Änderungen in der Aktionärsstruktur diese nicht in Gefahr sind.
Weitere Fragen von Herrn Klein beschäftigten sich mit dem bereits seit Jahren bekannten Themenkomplex der Einordnung der Interviewer aus steuerlicher und sozialversicherungsrechtlicher Sicht. Hierzu antwortete Herr Smid, dass es nach vielen Jahren der gerichtlichen Auseinandersetzungen mit den Finanzbehörden inzwischen gelungen ist, 2016 vor dem BFH zu obsiegen. In Folge dieses aus Sicht von infas positiven Gerichtsurteils - welches Auswirkungen auf die gesamte Branche hat - wurden seitens der Finanzbehörden sämtliche Steuerbescheide seit dem Jahre 2002 aufgehoben.
Parallel zu der Auseinandersetzung mit den Finanzbehörden laufen auch Nachforderungen der Sozialversicherung. Auch diese hält Smid für nicht berechtigt und erläuterte, dass auch die vorgenommenen Berechnungen der Sozialversicherungsträger nicht zutreffend und fehlerhaft sind. So haben diese bei der vorgelegten Beitragsfestsetzung von einer Personengruppe der 158 Supervisoren auf alle betroffenen 1.700 Interviewer schlussgefolgert und damit die deutlich umfangreicheren Tätigkeitszeiten der Supervisoren als Grundlage für alle betroffenen Personen herangezogen. Das entsprechende Verfahren ruht nach Vorstandsangabe seit September 2015.
Seither ist dort auch Ruhe. Nach Einschätzung von Herrn Smid ergibt sich für die Sozialversicherung nunmehr ein großes Problem aus der Rechtssprechung des BFH in der Thematik, da in Deutschland eine einheitliche Rechtsprechung zu einem Sachverhalt als Vorgabe gilt. Smid zeigte sich jedoch durchaus bereit, zum richtigen Zeitpunkt über einen „fairen Deal“ und die vergleichsweise Beendigung nachzudenken.
Weitere Redner im Rahmen der Generaldebatte erkundigten sich unter anderem nach dem Grund für die Auflösung einer Rückstellung in Höhe von 80 TEUR. Dabei handelte sich nach Angabe von Herrn Smid um die zurückgestellten Aufsichtsratsvergütungen. Auf die Frage nach dem Vorhandensein einer D&O-Versicherung für den Vorstand antwortete Herr Smid, dass eine solche für den Vorstand existiert und diese Risiken nach außen wie auch nach innen hin absichert.
Herr Koppenberg, Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) bat um nähere Erläuterung der Gründe für die Verschiebung bei der Abarbeitung von einzelnen Aufträgen und den daraus resultierenden Effekten auf der Ergebnisseite. Laut Herrn Smid läuft eine Vielzahl der von infas abgearbeiteten Projekte parallel und im Regelfall auch über mehrere Jahre. Eine Ergebnisrealisierung ist jedoch erst nach Beendigung des Projektes möglich, so dass es dabei immer zu Verzögerungen kommen kann. In der Vergangenheit hat sich dieser Effekt nicht so bemerkbar gemacht, im Berichtsjahr sind aber nach Beendigung einer ganzen Reihe von Projekten 2014 neue angelaufen, bei denen es erst in der Zukunft zu entsprechenden Ergebniseffekten kommt. Angesichts der sehr gut gefüllten Projektpipeline zeigte sich Herr Smid aber sehr zuversichtlich, dass die Entwicklung 2015 nur diesem temporären Sondereffekt geschuldet war.
Auf die Frage nach etwaigen Director's Dealings antwortete Aufsichtsratschef Dr. Krauß, dass es im Berichtsjahr keine solchen gab, da es auch zu keinen entsprechenden Transaktionen gekommen ist. Weder Vorstand noch Aufsichtsrat haben ge- oder verkauft.
Henry Mosner, der die Interessen des meldepflichtig Beteiligten Herrn Döbert vertrat, richtete seinen Dank an Management und Mitarbeiter für die im Berichtsjahr geleistete Arbeit. Zudem begrüßte auch er die erfolgte Veräußerung von action press und die damit einhergehende Fokussierung auf das Geschäftsfeld Markt- und Sozialforschung.
Im Zusammenhang mit der Tochtergesellschaft infas 360 Grad interessierte sich der Redner dafür, inwieweit dort auch mit Metadaten oder Daten von Anbietern wie z.B. Facebook gearbeitet wird. Hierzu erläuterte Herr Smid, dass man derzeit bei der Tochtergesellschaft vor allem mit tatsächlich vorhandenen und aussagefähigen Daten wie z.B. den kompletten deutschen Katasterdaten arbeitet. Im Zusammenhang mit dem Projekt für die Deutsche Bundesbank verfügt man auch über valide Daten zur Steuerstatistik und kann auch diese als Basis für Erhebungen und Prognosen heranziehen. Eine Verwendung sog. Metadaten wie z.B. aus Facebook oder sonstigen denkbaren Datenquellen erfolgt zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht. Angesichts der weiterhin dynamischen Entwicklung im Markt und auch der Möglichkeiten wollte Herr Smid die Verwendung derartiger Datenquellen für die Zukunft nicht ausschließen.
Aktionär Hamatschek beschäftigte sich in seinem Wortbeitrag mit dem neuen, in Luxemburg etablieren Standort von infas und interessierte sich für die damit vom Vorstand erwarteten Vorteile. Laut Herrn Smid erfolgte die Etablierung des dortigen Standortes zum einen, weil eine Abwicklung allein aus Bonn heraus nicht möglich gewesen wäre. Zum anderen ist im Rahmen des Projektes für die luxemburgische Statistikbehörde auch eine gewisse Anzahl von Interviews in luxemburgischer Sprache erforderlich, so dass man zu einer Präsenz vor Ort keine sinnvolle Alternative sieht, die zudem bei derartigen Auftragsvergaben im Regelfall auch vom Auftraggeber erwartet wird,. Da die dortigen Interviewer auch in der Lage sind, entsprechende Interviews in deutscher Sprache durchzuführen, ist es möglich, einen Teil der Auslastungsspitzen im deutschen Geschäft von dort abzudecken.
AbstimmungenNach Beendigung der allgemeinen Aussprache um 13:30 Uhr stellte Aufsichtsratschef Dr. Krauß die Präsenz mit 6.883.825 Aktien oder 76,49 Prozent des stimmberechtigten Grundkapitals fest. Sämtliche Beschlussvorschläge der Verwaltung wurden einstimmig und ohne Enthaltungen verabschiedet.
Im Einzelnen beschlossen wurde die Entlastung von Vorstand (TOP 2) und Aufsichtsrat (TOP 3) sowie die Wahl der Ebner Stolz GmbH & Co. KG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Bonn zum Abschlussprüfer für das Geschäftsjahr 2016 (TOP 4). Der Versammlungsleiter konnte die Hauptversammlung nach einer Dauer von etwas über zweieinhalb Stunden um 13:37 Uhr schließen.
FazitDie Veräußerung der in den vergangenen Jahren wenig Freude bereitenden action press ist ein bedeutender strategischer Schritt für das Unternehmen. Auch wenn diese Entscheidung das Zahlenwerk 2015 einmalig belastet hat und damit auch für den Dividendenausfall verantwortlich ist, ist der Schritt konsequent und richtig. Künftig kann der strategische und operative Fokus vollständig auf die Markt- und Sozialforschung gelegt werden und das Management muss sich nicht mehr um das äußerst volatile und zuletzt häufig verlustreiche Fotogeschäft kümmern und neue Restrukturierungsprogramme auf den Weg bringen.
Eine positive Entwicklung weist nach Einschätzung des Verfassers auch die 2014 gegründete infas 360 GmbH auf, die im ersten Quartal 2016 weiter dynamisch zulegen konnte und nach Vorstandsangabe ab 2018 einen positiven Ergebnisbeitrag liefern soll. Bei der infas GmbH ist für 2016 dank des guten Auftragsbestandes mit einer deutlichen Umsatzsteigerung zu rechnen, in Anlehnung an die Guidance des Vorstandes dürfte dieser zwischen 22 und 24 Mio. Euro liegen.
Wie bereits im Research (Ersteinschätzung) vom 12. Juli 2016 dargelegt, ist die Aktie der infas Holding AG aus Investorensicht weiterhin attraktiv und weist nach der Fokussierung auf die Kernaktivitäten auch ein deutlich verbessertes Risikoprofil auf. Auf der Zahlenseite sind für 2016 eine deutliche Ergebnisverbesserung und der Ausweis eines positiven Ergebnisses zu erwarten. Diese Entwicklung dürfte sich nach unserer Einschätzung auch 2017 weiter fortsetzen. Vor dem Hintergrund des erwarteten weiteren Wachstums erscheint für die Aktie des Marktforschungsspezialisten ein KGV von 15 angemessen.
Auf Basis des von GSC Research geschätzten EPS für 2017 in Höhe von 0,20 Euro ergibt sich somit ein Kursziel von 3,00 Euro. In Verbindung mit der 2,5-prozentigen Dividendenrendite halten wir die Aktie der infas Holding AG daher für kaufenswert.
Kontaktadresseinfas Holding AG
Friedrich-Wilhelm-Straße 18
D-53113 Bonn
Tel.: +49 (0)2 28 / 33 60 72 39
Internet: www.infas-Holding.de
E-Mail:
[email protected]Hinweis: Der Verfasser ist Aktionär der beschriebenen Gesellschaft.
Veröffentlichungsdatum:
19.07.2016
-
13:49
Redakteur:
ala