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HV-Bericht Hawesko Holding AG - Ziel: Europas größter, innovativster und profitabelster Weinhändler

Am 13. Juni 2016 fand in Hamburg die ordentliche Hauptversammlung der Hawesko Holding AG (Hawesko) statt. Hierzu lud der Weinhändler seine Aktionäre traditionell in das Operettenhaus ein, wo das Bühnenbild des Musicals „Phantom der Oper II“ den optischen Rahmen für die Veranstaltung abgab. Rund 500 Aktionäre und Gäste, unter ihnen auch Thomas Nitzbon für GSC Research, hatten sich eingefunden, um sich über die weitere Entwicklung des Konzerns zu informieren.

Der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Prof. Dr. Reitzle begrüßte die anwesenden Aktionäre pünktlich um 14:00 Uhr. Er erinnerte zunächst an den vor wenigen Wochen mit nur 63 Jahren verstorbenen ehemaligen Großaktionär und ehemaligen Vorstandsvorsitzenden Alexander Margaritoff und würdigte dessen unternehmerische Leistung.

Dr. Reitzle verlas danach die üblichen Formalien und berichtete aus der Arbeit des Aufsichtsrats. Anschließend übergab das Wort an den Vorstandsvorsitzenden Thorsten Hermelink.


Bericht des Vorstands

Herr Hermelink stellte sich den Aktionären zunächst auf seiner ersten Hauptversammlung vor. Er freute sich, als Vorstandsvorsitzender eines so renommierten Unternehmens tätig sein zu dürfen. Auch wenn die Ziele des Jahres 2015 weitestgehend erreicht werden konnten, sieht er große Herausforderungen auf den Konzern im Bereich E-Commerce mit zukünftig verändertem Kaufverhalten von Weinkonsumenten im Internet zukommen.

Während der neue Vorstandsvorsitzende für den gesamten Weinmarkt nur ein langsames Wachstum erwartet, geht er davon aus, dass die Endverbraucher verstärkt online bestellen werden. Dies geht zu Lasten des stationären Einzelhandels. So erfuhr die eigene Internetseite hawesko.de gerade einen Relaunch. Aber auch für den Großhandel sieht er zukünftig einen erhöhten Bedarf an digitalen Lösungen.

Um sich gegen den Wettbewerb zu wappnen, der zum Teil mit Kampfpreisen auf sich aufmerksam macht, sieht er die Erfordernisse einer maximalen Kosteneffizienz und eines schnellen Handelns im eigenen Konzern. Als Ziel gab er aus, „Europas größter, innovativster und profitabelster Weinhändler“ sein zu wollen. Hierzu will er die eigenen Marken mit der entsprechenden Kundenähe stärken und leistungsfähige Plattformen bei Hawesko aus- bzw. aufbauen. Auch sprach Herr Hermelink explizit die Möglichkeit an, Akquisitionen tätigen zu können und zu wollen.

Ulrich Zimmermann führte als Finanzvorstand die Details zum Zahlenwerk 2015 aus. Der Konzern-Umsatz erhöhte sich leicht um 0,8 Prozent auf insgesamt 476,8 (Vorjahr 472,8) Mio. Euro. Auf Konzernebene belief sich das um Sonderfaktoren bereinigte EBIT auf 26,9 Mio. Euro nach 24,6 Mio. Euro im Vorjahr. Dies entspricht einem Wert je Aktie in Höhe von 1,95 (1,73) Euro. Nicht bereinigt um die Sonderaufwendungen des Übernahmeangebots durch die Tocos Beteiligung AG und dem darauf folgenden Ausscheiden von Alexander Margaritoff lag das EBIT mit 20,1 Mio. Euro auf Vorjahresniveau.

Die drei Segmente des Konzerns entwickelten sich dabei unterschiedlich. Im stationären Weinfacheinzelhandel mit den Jacques´ Wein Depots konnte der Umsatz auf 140,9 (137,8) und somit um 2,3 Prozent gesteigert werden. Zwei Neueröffnungen konnten dabei 2015 realisiert werden. Laut Herrn Zimmermann belief sich das flächenbereinigte Wachstum auf 1,5 Prozent. Das EBIT stieg auf 15,7 (15,2) Mio. Euro.

Im Segment Distanzhandel sank der Umsatz um 1,7 Prozent auf 154,6 (157,3) Mio. Euro. Wie Herr Zimmermann darlegte, ist der Onlineanteil dabei auf inzwischen 48 Prozent gestiegen. Der Umsatzrückgang ist dem 50jährigen Firmenjubiläen beim Hanseatischen Wein- und Sekt-Kontor im Vergleichsjahr 2014 geschuldet, wo es einige Sonderaktionen gab. Aufgrund der verbesserten Kosteneffizienz kletterte das EBIT dieses Segments dennoch deutlich auf 11,5 (9,0) Mio. Euro.  

Beim B2B-Geschäft, dem Großhandel, stieg der Umsatz auf 181,2 (177,7) Mio. Euro. Herr Zimmermann zeigte sich froh, diesen Wert trotz eines deutlichen Umsatzeinbruchs in der Schweiz aufgrund der Aufwertung des Schweizer Franken erreicht zu haben. Das EBIT konnte auf 5,9 (5,1) Mio. Euro gesteigert werden.

Zufrieden verkündete der Finanzvorstand, dass der Konzern zum 31. Dezember 2015 quasi schuldenfrei ist. Die Eigenkapitalquote lag bei 42 Prozent. Der operative Cashflow stieg im Berichtsjahr kräftig von 13,1 auf 26,1 Mio. Euro.

Das erste Quartal 2016 brachte einen Umsatzrückgang von 1 Prozent. Dies lag nach Angaben von Herrn Zimmermann im Rahmen der Erwartungen. Das EBIT erhöhte sich auf 4,8 (4,2) Mio. Euro. Für das Gesamtjahr 2016 erwartet er einen stabilen Umsatz. Dabei erinnerte er die Aktionäre daran, sich auf profitable Umsätze fokussieren zu wollen. Entsprechend soll das EBIT auf 28 bis 29 Mio. Euro gesteigert werden können. Darüber hinaus prognostizierte er einen steigenden Free Cashflow.

Der Vorstand gab als Zielmarken an, dass man mittelfristig um etwa 5 Prozent jährlich wachsen will. Dabei soll eine EBIT-Marge in Höhe von 7 Prozent erlangt werden.

Hawesko soll auch in Zukunft ein solider Dividendenwert bleiben, betonte Herr Hermelink. Somit soll auch zukünftig mindestens die für das abgelaufene Jahr vorgeschlagene Dividende in Höhe von 1,30 Euro beibehalten werden, auch wenn die prozentuale Ausschüttungsquote zukünftig bei steigenden Gewinnen dadurch sinken könnte.


Allgemeine Diskussion

Tilo Freiherr von Kap-Herr als Vertreter der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) wurde als erster Redner an das Mikrofon gebeten. Er resümierte, dass im Jahr 2015 bereits im vierten Jahr in Folge hohe Sonderaufwendungen zu verkraften waren: für 2014 und 2015 aufgrund des Übernahmeangebots, in den zwei Jahren zuvor aufgrund der Probleme in Frankreich. Diese Thematik sprach auch der folgende Redner, Dr. Steffen Kraus als Vertreter der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW), kritisch an. Herr Hermelink antwortete, dass für das laufende Jahr mit keinen nennenswerten Sonderbelastungen zu rechnen ist. Im Jahr 2015 schlug insbesondere die Abfindung für Herrn Margaritoff und die Suche nach seinem Nachfolger mit 6,7 Mio. Euro zu Buche.

Beide Aktionärsschützer sprachen auch das Thema Umzug der Verwaltung nach Hamburg und die allgemeine Höhe der Verwaltungskosten explizit an. Mit der Sitzverlegung der Holding will man neutraler agieren können, als wenn man direkt bei einem Konzernunternehmen in Tornesch vor Ort sitzt. Die Holdingkosten liegen mit den 15 dort beschäftigten Mitarbeitern nach dem Umzug mit 6 Mio. Euro sogar leicht niedriger. Bei der Steuerbelastung geht Herr Zimmermann von einem leichten Anstieg um 100.000 Euro pro Jahr aufgrund der Verlegung aus. Der Vorstand erinnerte daran, dass der Sitz der Hawesko Holding AG bereits schon vorher Hamburg gewesen war.

Konzerneinheitliche IT-Lösungen, ein zentralisierter Einkauf und eine Stärkung des Beteiligungscontrollings sollen übergreifend die drei Segmente und die entsprechenden Tochterunternehmen unterstützen. Eine von Herrn von Kap-Herr vorgeschlagene Aufteilung der Holdingskosten auf die drei Segmente sieht der Vorstand aufgrund der nicht verursachungsgerechten Zuordnungsmöglichkeit als nicht sinnvoll an.

Befragt von den beiden Aktionärsvertretern nach Werbe- und Marketingmaßnahmen und der anhaltend hohen Wettbewerbsintensität, wiederholte Herr Hermelink sein Ziel, massive Kosteneinsparungen realisieren zu wollen. Nur so kann man sinkenden Roherträgen bei der verkauften Ware entgegen wirken. Insbesondere im Großhandel wird es jedoch schwer bleiben, die Zielmarke von 7 Prozent EBIT zu erreichen, während man diese Zahl im Einzelhandel bereits erreicht.

80 Prozent der generierten Umsätze erzielt Hawesko dabei mit nicht reduzierter Ware. Die Kosten für die Werbung im Jahr 2015 wurden mit 39 Mio. Euro beziffert. Davon entfiel ein Drittel auf die reine Neukundengewinnung. So konnten im Berichtsjahr 293.000 neue Kunden gewonnen werden. Das Durchschnittsalter liegt seit Jahren bei etwa 40 Jahren. Diese Tatsache zeigt, dass es gelingt, jüngere Konsumenten anzusprechen. Auch mit der Kooperation mit dem Kreuzfahrtschiff MS Europa zeigte sich der Vorstand sehr zufrieden. Speziell der PR-Effekt wird als sehr hoch eingeschätzt.

Die vor einigen Jahren genannte Zielmarke von 1 Mrd. Euro Umsatz wollte Herr Hermelink jedoch nicht bestätigen. Er möchte sich auf ein profitables Wachstum konzentrieren, betonte der Konzernchef. Innerhalb von fünf Jahren kann er sich eine Dimension von 650 bis 700 Mio. Euro vorstellen. Dies wird jedoch nicht allein aus dem organischen Wachstum zu realisieren sein, fügte er an.

Weitere Fragen von Herrn von Kap-Herr beschäftigten sich mit der Auslandsexpansion. Er kritisierte, dass 90 Prozent der Umsätze in Deutschland erzielt werden, einem Land in dem Hawesko bereits stark vertreten ist und mit einer möglichen Marktsättigung. Herr Hermelink begründete diese Tatsache mit der Historie des Konzerns und bestätigte, dass man insbesondere in der Schweiz und in Österreich weitere Aktivitäten aufbauen möchte.

Nicht verstehen konnte Herr von Kap-Herr die Begründung des schwächeren Ergebnisses in der Schweiz mit der Aufwertung des Franken. Dieses Szenario sollte den Wein aus Sicht des Schweizer Konsumenten doch für ausländische Weine billiger werden lassen. Vorstand Bernd G. Siebdrat erklärte, dass diese Annahme zwar korrekt ist, das Problem jedoch im Tourismuseinbruch in der Schweiz bestanden hatte, da weniger Urlauber die Schweiz aufgrund der Währungsrelationen gewählt hatten. Weil man jedoch insbesondere die Gastronomie in der Schweiz im Großhandel beliefert, litt dieses Geschäft besonders. Nach einer vorgenommenen Restrukturierung in der Schweiz sieht man sich jetzt wieder auf einem guten Weg. So wurde die Logistik in der Zentralschweiz neu aufgebaut und Randaktivitäten im Land der Eidgenossen abgestoßen.

Dr. Kraus bat um Auskünfte zur Entwicklung in Schweden. Hier ist Hawesko insbesondere im Distanzhandel tätig, da die Skandinavier sehr internetaffin agieren. Insgesamt zeigt sich der Vorstand mit der Entwicklung dort zufrieden, wenn auch keine gewaltigen Wachstumsraten zu erwarten sind.

Befragt vom DSW-Vertreter nach einer Aufgliederung der übrigen betrieblichen Kosten in Höhe von fast 10 Mio. Euro, wurde geantwortet, dass dies hauptsächlich zur Bewirtschaftung des Depotnetzes und zur Wartung von Gebäuden und Technik eingesetzt worden ist. In Tornesch steht eines der modernsten Logistikzentren, wurde den Aktionären erläutert. 95 Prozent der Aufträge werden bereits am Folgetag ausgeliefert. Aktuell fährt Hawesko in den Ballungszentren einen Versuch mit einem Kooperationspartner, den Wein und Sekt bereits am gleichen Tag zuzustellen.

Zwei weitere Redner meldeten sich nach den beiden Aktionärsvertretern zu Wort. Von Interesse war die Frage, wie man Aktionäre, zumindest die auf der Hauptversammlung anwesenden Aktionäre, als Kunden gewinnen kann. Hierzu will sich der Vorstand entsprechende Gedanken machen, wurde in der Antwort versprochen.


Abstimmungen

Nach dem Ende der Aussprache leitete Prof. Reitzle zu den Abstimmungen über. Vom Grundkapital der Gesellschaft in Höhe von 13.708.934,14 Euro, eingeteilt in 8.983.403 Aktien, waren zum Zeitpunkt der Abstimmungen 7.506.921 Aktien entsprechend 83,56 Prozent vertreten. Die Beschlüsse wurden bis auf die Entlastung des Aufsichtsrats alle mit mindestens 98 Prozent Zustimmung im Sinne der Verwaltung gefasst. Bei der Entlastung des Aufsichtsrats gab es hingegen 12,31 Prozent Neinstimmen, allerdings waren zu diesem Beschlussvorschlag aufgrund der Stimmverbote lediglich rund 1 Mio. Stimmen stimmberechtigt.

Beschlossen wurden die Ausschüttung einer Dividende von 1,30 Euro je Aktie (TOP 2), die Entlastung von Vorstand (TOP 3) und Aufsichtsrat (TOP 4), die Wahl von PricewaterhouseCoopers zum Abschlussprüfer (TOP 5) sowie die Wahl von Kim-Eva Wempe und Detlev Meyer in den Aufsichtsrat (TOP 6).

Um 16:39 Uhr beendete Prof. Reitzle die Hauptversammlung.


Fazit

Nach den turbulenten Zeiten nach dem Übernahmeangebot durch die Tocos Beteiligung GmbH und dem darauf folgenden Ausscheiden des langjährigen Vorstandsvorsitzende Alexander Margaritoff im April 2015 ist das Unternehmen wieder im ruhiges Fahrwasser angelangt.

Einige Sonderfaktoren aus dem Übernahmeangebot waren noch in den Zahlen des Jahres 2015 zu verbuchen. In der Summe schlug sich der Hamburger Weinhändler in einem anspruchsvollen Markt wacker und überzeugte mit seinen Zahlen und operativen Fortschritten. Mit der Angabe, dass im Jahr 2016 endlich keine nennenswerten Sonderaufwendungen mehr zu tragen sein werden, dürfte schließlich ein Ergebnis von 2 Euro je Aktie erreicht werden können.

Die Hawesko-Aktie zeigte sich in der Vergangenheit von allgemeinen Börsenturbulenzen relativ unbeeindruckt und verharrt beinahe stoisch um die Marke von 40 Euro. Dies entspricht dem Wert des Übernahmeangebots von Tocos vor eineinhalb Jahren. Auf Basis der Gewinnschätzungen für das laufende Jahr scheint die Aktie somit bei einem KGV von knapp 20 ausreichend bewertet. Zumal größere Gewinnsprünge in den Folgejahren kaum zu realisieren sein werden.

Mit den getätigten Aussagen des Vorstands ist zukünftig mit einer Ausschüttungsquote von 50 Prozent des Jahresüberschusses auszugehen, mindestens jedoch von einer Dividende in Höhe von 1,30 Euro je Aktie. Fehlende Kursfantasie kann somit nur durch eine Dividendenrendite von knapp über 3 Prozent und einem guten Glas Wein auf der Hauptversammlung wettgemacht werden.


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Veröffentlichungsdatum: 16.06.2016 - 11:57
Redakteur: tni
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