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HV-Bericht PSI AG für Produkte und Systeme der Informationstechnologie - Jahresziele punktgenau erreicht – 0,21 Euro Dividende erfreut die Aktionäre
Am 12. Mai 2016 hatte die PSI AG für Produkte und Systeme der Informationstechnologie ihre Anteilseigner wie gewohnt in das Ludwig Erhard Haus in Berlin-Charlottenburg zu ihrer diesjährigen ordentlichen Hauptversammlung eingeladen. Etwa 250 Aktionäre und Gäste hatten sich dort um 10 Uhr eingefunden, als der Aufsichtsratsvorsitzende Karsten Trippel die Versammlung eröffnete. Das Protokoll führte Notar John Flüh. Für GSC Research war Skrollan Olschewski vor Ort.

Wie Herr Trippel feststellte, waren Vorstand und Aufsichtsrat komplett zugegen. Nach Abhandlung der üblichen Formalien erläuterte der Versammlungsleiter ausführlich die Tagesordnung. Anschließend übergab er das Wort an Andreas Böwing, der sich kurz vorstellte, um sich nach gerichtlicher Bestellung in den Aufsichtsrat wählen zu lassen. Durch die langjährige juristische Tätigkeit bei dem Energiekonzern RWE könne er wichtige Expertise in der gesamten Wertschöpfungskette der Energiewirtschaft bieten.

Anschließend übergab Herr Trippel das Wort an den Vorstandschef der PSI AG, Dr. Harald Schrimpf, für dessen Bericht.


Bericht des Vorstands

Dr. Schrimpf eröffnete seinen Bericht mit einer Kurzvorstellung des Unternehmens inklusive einer Einführung in die Segmente Energiemanagement (Gas, Öl, Elektrizität, Wärme, Wasser, Energiehandel), Produktionsmanagement (Rohstoffgewinnung, Metallerzeugung, Automotive, Maschinenbau, Logistik) und Infrastrukturmanagement (Verkehr und Sicherheit).

Er schilderte die internationale Ausrichtung des Unternehmens als geprägt von einer sogenannten opportunistischen Expansionsstrategie. Dies bedeutet, das PSI gezielt dort agiert, wo sich Chancen im Weltmarkt auftun. Nach Regionen wird der Umsatz noch mit 51 Prozent überwiegend in Deutschland erwirtschaftet. Nach Westeuropa mit 17 Prozent bilden China, Südostasien und Pazifik mit 14 Prozent und Nord- und Südamerika mit 11 Prozent weitere wichtige Absatzmärkte. Auf Osteuropa und Russland entfallen 6 Prozent des Umsatzes. Der Nahe Osten macht bisher nur 1 Prozent des Umsatzes aus. Hier sind jedoch weitere Projekte geplant.

Der Auftragseingang konnte um 6 Prozent auf 195 Mio. Euro gesteigert werden. Auch der Auftragsbestand konnte trotz schwierigen Marktlagen leicht verbessert werden. In Russland konnte das Niveau der Auftragslage des Vorjahres gehalten werden, doch der schwache Rubel führte nahezu zu einer Halbierung der Summe in Euro.

Durch den Einbruch der Rohstoffmärkte im letzten Jahr verschob sich das Wachstum in Wertschöpfungskette und Geografie. Vor allem im Bereich Gas und Öl in Russland ist ein Rückgang zu verzeichnen. Auch im Mining Sektor herrschte im vergangenen Jahr ein schwieriges Marktumfeld.

Die Umsatzerlöse konnten von 175,4 Mio. Euro auf 183,7 Mio. Euro um 4,7 Prozent gesteigert werden. Das niedrige einstellige Wachstum sei auch auf die risikoaversere Unternehmensausrichtung nach der Postprojektphase zurückzuführen, so Dr. Schrimpf. Ferner wurde die Mitarbeiterzahl in Südostasien um 64 reduziert und rund 10 Prozent Fremddienstleister und Freelancer ermöglichen nun, flexibel auf die Marktentwicklungen und Auftragslage zu reagieren. Der Fremdproduktumsatz blieb mit 17 Mio. Euro konstant.

Die einzelnen Segmente verzeichneten unterschiedlich starkes Wachstum. Das Segment Energiemanagement verzeichnete mit einem Ergebnis von 67,2 (Vorjahr: 64,1) Mio. Euro ein Wachstum von 5 Prozent. Das Segment Produktionsmanagement erwirtschaftete 86,4 (79,6) Mio. Euro und wuchs somit um 8 Prozent. Einen leichten Umsatzrückgang von minus  5 Prozent musste das Segment Infrastrukturmanagement mit 30 (31,6) Mio. Euro hinnehmen.

Mit Blick auf das Gesamtergebnis des Konzerns informierte Dr. Schrimpf weiter, dass das Betriebsergebnis (EBIT) trotz Mehraufwand und Abschreibungen in den mittlerweile abgeschlossenen Postprojekten um 72 Prozent auf 11,1 (7,7) Mio. Euro wuchs. Das Konzernergebnis legte sogar um 83 Prozent auf 7,5 (4,1) Mio. Euro zu. Das Ergebnis je Aktie schoss mit in die Höhe: von ehemals 0,26 auf 0,48 Euro. Es wird vorgeschlagen, 0,21 Euro Dividende auszuzahlen. Diese ist steuerfrei, da sie durch Kapitalrücklagen aus dem steuerlichen Einlagenkonto im Sinne des §27 KStG gezahlt wird.

Um das Marktumfeld der PSI eingehender zu beleuchten, bediente sich Dr. Schrimpf Michael E. Porters Konzepts der fünf Marktkräfte. Er ging jeweils auf konkrete Beispiele für jede der fünf Marktkräfte ein: Verhandlungsstärke der Lieferanten, Verhandlungsstärke der Kunden, Bedrohung durch neue Wettbewerber, Bedrohung durch Ersatzprodukte und dem inneren Marktdruck. Als ein Zeichen der deutlichen Verhandlungsstärke der Lieferanten nannte Dr. Schrimpf das Datenbankunternehmen Oracle, dass durch Preiserhöhung seine Marktmacht demonstriert habe. Auch als Reaktion darauf habe sich PSI eine eigene, souveräne Struktur aufgebaut, die langfristig nicht mehr auf die Oracle-Nutzung angewiesen ist.

Dr. Schrimpf betonte, dass neue Markteintritte grundsätzlich eine große Gefahr für etablierte Unternehmen darstellen. Konzerntöchter oder Startups würden auch verstärkt versuchen in diese Märkte einzutreten, doch PSI kann 40 Millionen Zeilen Code aufweisen. Dies sei eine nicht zu unterschätzende Markteintrittsbarriere. Darüber hinaus hat sich in den letzten Jahren gezeigt, dass neue Player im Markt nach zwei, drei Jahren im Wettbewerb abgehängt wurden, da Kunden nicht nur Technologie, sondern auch verlässliche Funktionalität erwarten.

Auf Kundenseite ist das Wachstum vieler Kunden (Energie, Industrie) zyklisch, regulierungsgeprägt und zurzeit schwach. Die Kundenakquise muss demnach auf diese Faktoren abgestimmt sein. Bestandskunden haben mit Schulungen ihres Personals hohe Wechselkosten und können mit verlässlichem Service und kontinuierlichen Innovationen langfristig gehalten werden.

In den Bereich Forschung und Entwicklung wurden im vergangenen Geschäftsjahr 10,6 Prozent des Umsatzes investiert. Dr. Schrimpf führte über folgende Projekte näher aus: Die neue PSIMetals Version mit Click Design und Integration funktionaler Highlights aus der Broner Übernahme, die Migration PSIpenta Release 9 aus Konzernplattform (PJF Client), die Weiterentwicklung des Netzleitsystems PSI Control und Migration der Workforce Management Software PSI Command aus PJF Client und Server. Die Richtschnur der Verteilung der Forschungsinvestitionen verläuft zu zwei Dritteln in Funktionalität und zu einem Drittel in Technologie.

Anhand des PSI-Technologie Roadmaps skizzierte Dr. Schrimpf die perspektivische Entwicklung der Produkte von 2014 bis 2018 auf der Basis weltweiter Standards. Als nächster großer Meilenstein wird der neuer Grafikstandard Java FX für professionelle Anwendungen erwartet. Darüber hinaus folgt im Jahr 2017 die automatische Anpassung an beliebige Monitorgrößen. Ein weiteres Software-Highlight wird dem PSI-Click-Design erwartet. Mit diesem Tool können Kunden zukünftig die Bedienoberflächen selbst gestalten. Auch die Migration des PJF Client geht weiter voran.

Zusätzlich zu den internen Forschungs- und Entwicklungsprojekten ist PSI an mehreren externen Projekten zum Thema Industrie 4.0 beteiligt. Dr. Schrimpf betonte besonders die Beteiligung an Smart Face, einem Unternehmen, das automatisierte Schwarmproduktion ermöglicht und auch von Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel schon als Zukunft der Wirtschaft gehandelt wurde. Darüber hinaus ist PSI ebenfalls an Forschungsprojekten zur Digitalisierung der Energiewende beteiligt. Diesbezüglich nannte Dr. Schrimpf exemplarisch das Unternehmen Smart Operator, das eine Kombination von Netzlastprognose und Steuerung von Endgeräten anbietet. Dr. Schrimpf betonte, dass die digitale Zukunft der Energiewende nicht - wie in der Presse dargestellt - in den Smart Metern für Endverbraucher liegt, sondern vielmehr in der effizienten Nutzung von Strom in der deutschen Industrie.

Der Kurs der PSI-Aktie verbesserte sich von 11,91 Euro zum Jahresbeginn nach einem Kurstief von 9,30 Euro im Juni auf 12,90 Euro zum Jahresende. Im letzten Jahr habe sich gezeigt, dass die Kursschwankungen vor allem auf externe Ereignisse zurückzuführen sind. Der Syrienkonflikt sowie die Ukrainekrise hätten sich spürbar auf den Aktienkurs ausgewirkt. Dr. Schrimpf erklärte hier zum Ziel, zurück in den Handelsbereich vor dem Postprojekt zu finden, also einen Aktienkurs zwischen 15 Euro und 17 Euro zu erreichen.

Weiter führte Dr. Schrimpf zur Kapitalmarktkommunikation aus, dass sich das Thema Industrie 4.0 zwar momentan in einem Hype befindet, sich die entsprechende Technologie jedoch noch nicht so stark verkaufen lässt. Die Energiewende befindet sich hingegen zurzeit im Tal der Desillusion. Damit Hand in Hand geht jedoch eine breite Masse an Kunden und eine höhere Produktion dafür benötigter Lösungen.

Zusammenfassend erklärte Dr. Schrimpf, dass 2015 die gesteckten Ziele erreicht wurden, aber auch die Puffer aufgebraucht sind. Mehr Upstream- als Downstream-Geschäfte habe sich als richtige Strategie erwiesen. Für das laufende Geschäftsjahr erwartete der Vorstand ein EBIT zwischen 11 und 13 Mio. Euro. Der Auftragseingang soll weiter im mittleren einstelligen Prozentbereich wachsen. Der schwache Euro erweist sich momentan als vorteilhaft für das Exportgeschäft. IT Security bleibt weiterhin im Trend, auch wenn die Kunden dies eher stillschweigend verfolgen. Im Produktionsmanagement werden weitere Technologie-Rollouts erwartet.

Nach einigen erläuternden Worten zur Tagesordnung schloss Dr. Schrimpf seinen Bericht mit der Bitte an die Aktionäre, den Beschlussvorlagen der Verwaltung zuzustimmen.


Bericht des Aufsichtsrats


Der Aufsichtsratsvorsitzende berichtete über die Arbeit des Aufsichtsrats im abgeschlossenen Geschäftsjahr. Themen des vergangene Jahres waren Entwicklung von Auftragseingang, Umsatz und Ergebnis des PSI­Konzerns und der einzelnen Geschäftseinheiten, die Begleitung von Maßnahmen zur Stärkung des Geschäfts in den Downstream­Geschäftsprozessen vor dem Hintergrund der Entwicklung an den Rohstoff­ und Währungsmärkten, die Verlängerung des Vorstandsvertrags mit Herrn Harald Fuchs bis zum 30. Juni 2021, der Generationswechsel in der Geschäftsführung der PSIPENTA Software Systems GmbH und deren Umfirmierung in PSI Automotive & Industry GmbH, die Festlegung einer Zielquote für den Frauenanteil in Vorstand und Aufsichtsrat, die laufende Begleitung weiterer Transformationsschritte des Konzerns von einem projektbasierten zu einem stärker produktbasierten Geschäftsmodell sowie die laufende Begleitung der Migration weiterer Konzernaktivitäten und Produkte auf die neue, konzernweite Technikplattform.

Infolge der Niederlegung des Aufsichtsratsvorsitzes seitens Prof. Dr. Windmöller bemühte sich das Gremium um die Neubenennung eines Aufsichtsratsmitglieds. Im Ergebnis wurde Andreas Böwing gerichtlich als neues Aufsichtsratsmitglied bestellt, dessen Wahl durch die Aktionäre heute unter TOP 7 vorgeschlagen wird.

Herr Trippel verlas die stimmberechtigte Präsenz mit 11.181.570 Namensaktien, entsprechend 71,21 Prozent aller ausgegebenen Namensaktien. Anschließend eröffnete er die allgemeine Aussprache nach dem üblichen Prozedere.


Allgemeine Aussprache

An der Debatte beteiligten sich Michael Kunert von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK), Dr. Malte Diesselhorst von der der deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) sowie Jens Große-Allermann von der Investmentaktiengesellschaft für langfristige Investoren TGV und Wilfried Götze, der das Konsortium der ehemaligen Mitarbeiter der PSI vertrat.

SdK-Sprecher Kunert beschwerte sich über das niedriger gestellte Podium für die Redner aus dem Kreis der Aktionäre.  Ob dieser Katzentisch symbolisch für die Abschottung der Aktionäre stehe, fragte er und empfahl, die Aktionäre physisch auf die gleiche Stufe wie Vorstand und Aufsichtsrat zu stellen. Dr. Schrimpf nahm den Kommentar zur Kenntnis.

Weiterhin gratulierte Kunert Herrn Trippel zu seinem neuen Amt als Aufsichtsratsvorsitzender. Der Vortrag des Vorstands sei sehr ausführlich gewesen, der Geschäftsbericht informativ gut geschrieben. Gefehlt habe, so Kunert, der Nachtragsbericht zu den personellen Veränderungen des Aufsichtsrats. Hier vermisste er insbesondere Informationen über Herrn Trippel und Herr Böwing. Dr. Schrimpf gestand zu, dass diese Informationen im Nachtrag hätten aufgenommen werden können.

Hinsichtlich der vorgeschlagenen Ermächtigung zum Aktienrückkauf (TOP 7) erkundigte sich Herr Kunert nach dem durchschnittlichen Kaufpreis sämtlicher Rückkäufe.  Die im Beschlussvorschlag genannte Quote von maximal 10 Prozent des Grundkapitals sah er als überhöht an. Seiner Ansicht nach sollte die Gesellschaft lieber eine höhere Dividende ausschütten statt eigene Aktien zurückzukaufen.

Wie Dr. Schrimpf ausführte, wurden im letzten Jahr insgesamt 28.176 Aktien zu durchschnittlich 10,76 Euro erworben. Dieses Volumen wird genutzt, um das Aktienprogramm der Mitarbeiter zu bedienen. Der durchschnittliche Rückkaufkurs aller im Bestand befindlicher Aktien beläuft sich auf 12,90 Euro und beinhaltet auch Erwerbe aus den Jahren 2011 und 2013. Den Anteil von bis zu 10 Prozent erachtet der Vorstand als normal. Hinsichtlich der Dividende erläuterte Dr. Schrimpf, dass dies ein zweischneidiges Schwert sei. Denn Fondsmanager haben in Zeiten von Negativzinsen Anlagedruck und wollen keine Dividende, während die Kleinaktionäre diese nachdrücklich fordern. Hier hat man versucht, einen Mittelweg zwischen den divergierenden Interessen zu finden.

Auf die Frage des SdK-Sprechers nach untergegangenen Verlustvorträgen führte Vorstandsmitglied Harald Fuchs aus, dass Verlustvorträge in Höhe von 18,5 Mio. Euro verlorengegangen sind, weil 2009 ein Anteil von mehr als 25 Prozent den Besitzer gewechselt hat. Allerdings ist das hierfür entscheidende Gesetz vor dem Bundesverfassungsgericht. Bis zu einer endgültigen Entscheidung des Gerichts werden die genannten 18,5 Mio. Euro als verloren gebucht. Eventuell kann nach der Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts daraus aber wieder ein Anspruch werden.

Herrn Kunert missfiel auch die vorgeschlagene Wahl des Wirtschaftsprüfers, da dieser aus seiner Sicht schon zu lange prüft. Seiner Ansicht nach sollte die Gesellschaft den Prüfer wechseln. Den Vorschlag der Verwaltung wollte er deshalb ablehnen. Laut Herrn Fuchs hat sich Ernst & Young als international erfahrene Kanzlei bewährt. Der Anstieg der Beratungskosten ist auf zwei laufende Betriebsprüfungen zurückzuführen. Insbesondere in den für PSI wichtigen Märkten Russland und Ukraine sei Ernst & Young ein wichtiger Beratungspartner etwa bei drohenden Gesetzesänderungen.

Kunert bezeichnete die vorgeschlagene Dividende als „ zufriedenstellend“ und erkundigte sich nach der Dividendenstrategie vor dem Hintergrund der sehr konservativen Umsatzprognose für das laufende Geschäftsjahr. Wie Dr. Schrimpf ausführte, ist die Jahresprognose von externen Marktunsicherheiten geprägt und daher eher konservativ ausgefallen. Viele namhafte Kunden wie ThyssenKrupp, RWE oder Eon hatten schon bessere Zeiten. Im zweiten Quartal ständen einige wichtige Lizenzgeschäfte an. Der Schwenk von den Rohstoffländern in die Verbraucherländer führe auch dazu, dass Mitarbeiter überkreuz verwendet werden. Diese pendeln momentan beispielsweise zwischen Deutschland und Russland. Um dort wieder regulär zu besetzen, müssen sich die Rohstoffpreise erst erholen.

Perspektivisch will PSI laut Vorstandsaussage 30 Prozent des erwirtschafteten Konzerngewinns als Dividende ausschütten. Dieses Jahr wurden sogar mehr als 30 Prozent ausgeschüttet.

Eine weitere Frage des Aktionärssprechers bezog sich auf die Liquidität und etwa fällige Negativzinsen. Laut Herrn Fuchs verlangt derzeit eine Bank Negativzinsen ab einem bestimmten Einlagewert. Um diese zu vermeiden, werde das Geld auf andere Banken verteilt. Dr. Schrimpf fügte hinzu, dass von aktuell 41 Mio. Euro Liquidität 15 Mio. Euro wieder in das operative Geschäft hineinlaufen werden. 

Anschließend erkundigte sich Herr Kunert nach Nachfolgeaufträgen aus dem Postprojekt. Dr. Schimpf erklärte, dass der Kunde als leuchtende Referenz dient. Aus dem Postprojekt haben sich bereits viele Nachfolgeaufträge ergeben. Einzelne Beispiele sind Schaeffler oder Aldi UK. Rückblickend habe vor allem die Intraday-Optimierung dem Projekt die „Ohren gebrochen“, so Dr. Schimpf. Der Aufwand wurde schlicht unterschätzt. In naher Zukunft sei PSI ebenfalls mit der deutschen Post im Gespräch, um das Produkt vorzustellen.

Kunert fragte weiterhin, was es mit der Eindämmung des Working Capitals in den Regionen China und Asien auf sich hat. Herr Fuchs antwortete, dass das Working Capital bereits reduziert werden konnte, es jedoch in Südostasien noch immer hoch ist. Etwa 20 Mio. Euro seien derzeit in Südostasien und China gebunden. Die Zurückführung ist geplant. Dr. Schrimpf ergänzte die Ausführungen und wies darauf hin, dass PSI aktuell ein hohes negatives Working Capital in Russland aufweist. Würde man das international verrechnen, sei es ausgeglichen.

Herr Kunert interessierte sich ferner dafür, weshalb sich in der Bilanz vorsichtshalber Rückstellungen befinden. Dr. Schrimpf erläuterte, dass es sich um Vorsichtsrückstellungen in Russland und China handle: In Russland handelt es sich um zuverlässige Stammkunden im Verzug, in China um einen Großkunden, der zurzeit eher langsam, aber kontinuierlich die Forderung ableistet.

Im Auftrag der SdK fragte Herr Kunert, wie die PSI sich gegen Risikowährungen und Schwankungen in den Rohstoffpreisen absichert. Herr Fuchs machte deutlich, dass  Rohstoffpreissicherung nicht verfolgt wird. Währungsrisiken seien ein Thema – allerdings überschaubar. Die Wechselschwankungen wären besonders extrem in Russland. Allerdings ist die Sicherung dagegen kostspieliger als deren Nutzen. Daher werden Risiken zurzeit in Kauf genommen. Dr. Schrimpf fügte hinzu, dass PSI sich einer Strategie des Natural Hedging bedient, also Risiken durch die Struktur des Unternehmens reduziert werden. Beispielsweise sind mit dem Rubel auch die Personalkosten in Russland gefallen, dafür mussten Einbußen im Lizenzgeschäft hingenommen werden. In Zukunft soll die Unternehmensplattform noch stärker genutzt werden, um Personal flexibel international einzusetzen.

DSW-Sprecher Dr. Diesselhorst sprach von einer konservative Geschäftspolitik und starkem Rückenwind aus der Industrie. Er gab zu bedenken, ob die Führung mit dem heutigen Umsatzniveau und der Größe des Unternehmens auch dauerhaft zufrieden sein könne. Er regte daher an, eine neue Dimension des Wachstums anzustreben, um die Position im globalen Wettbewerb zu stärken. Anschließend erkundigte er sich nach den wesentlichen internationalen Wettbewerbern und der Marktposition der PSI-Segmente in einzelnen Branchen und Ländern. Ferner fragte er, ob Akquisitionen ein Mittel seien, um weiter zu wachsen. Dr. Schrimpf führte aus, dass PSI Metals bereits Weltmarktführer ist. Die Nummer Zwei im Markt hat lediglich 40 Mitarbeiter. Im Bereich Elektrische Energie, Gas und Öl ist PSI im deutschsprachigen Raum der größte Anbieter. Auch im Bereich des Mitteldrucks und der Stadtwerke konnte PSI eine starke Position in Deutschland aufbauen. In Russland ist PSI besonders im Bereich der Gas Pipelines stark. Einzelne Aufträge kamen ebenfalls aus Saudi-Arabien und Kuwait. Eine Expansion in die USA ist nicht geplant, da der Wettbewerb dort sehr stark ist und die nicht tarifären Handelsbarrieren ausgeprägt sind. Aktuell befindet sich die Unternehmensführung in Gesprächen mit einem kleinen amerikanischen Unternehmen, das sich mit Softwareoptimierung im Energiebereich beschäftigt und große Kundenpotenziale mitbringen würde.

Dr. Diesselhorst fuhr fort mit Detailfragen zum Geschäftsbericht, die ihm die Verwaltung im Einzelnen beantwortete. So ist etwa im Bericht als Risiko aufgeführt, dass einzelne Aktionärsgruppen eigene Interessen vertreten könnten. Er wollte deshalb wissen, ob diesbezüglich eine konkrete Gefahr bestehe. Insgesamt gesehen bedankte er sich bei Verwaltung und Mitarbeitern, begrüßte die vorgeschlagene Dividende und wünschte dem Unternehmen weiterhin viel Erfolg.

Auch TGV-Vertreter Große-Allermann beglückwünschte die Verwaltung zu einem erfolgreichen Geschäftsjahr und dankte Vorstand und Mitarbeitern für deren Leistung. Sein Hauptthema war die Bestellung von Herrn Böwing, bei der die Interessen der Minderheitsaktionäre aus seiner Sicht missachtet wurden, die einen eigenen Kandidaten vorgeschlagen hatten, der jedoch von der Verwaltung weitgehend ignoriert wurde. Herr Böwing sprach zwar mit Vertretern der Hauptaktionärin RWE, machte aber auch nach seiner gerichtlichen Bestellung keinerlei Anstalten, die Kleinaktionäre kennenzulernen. Von daher kündigte Herr Große-Allermann an, die Wahl von Herrn Böwing in den Aufsichtsrat abzulehnen, obwohl er dessen fachliche Eignung in keiner Weise anzweifelt.

Die Gespräche über den Nachrücker in den Aufsichtsrat sind „unglücklich gelaufen“, gestand Dr. Schrimpf dem Aktionärsvertreter zu. Die Entscheidung wurde getroffen, nachdem der erkrankte Prof. Windmöller, dem er an dieser Stelle beste Genesung wünschte, ausgefallen war. Die Regulierungspolitik für die Energiekonzerne ist für das Geschäft der PSI von enormer Bedeutung, so dass man froh ist, sich mit Herrn Böwing den entsprechenden Sachverstand und die Erfahrung im Aufsichtsrat gesichert zu haben. Wie Herr Trippel ergänzte, wurde dieses Argument auch bei der gerichtlichen Bestellung von Herrn Böwing mit Erfolg vorgebracht. Außerdem wies er darauf hin, dass Herr Böwing nicht zu jedem Kleinaktionär reisen konnte, um sich ihm vorzustellen.

Aktionär Wilfried Götze als Vertreter ehemaliger Mitarbeiter, die das Unternehmen wesentlich geprägt haben, argumentierte im Sinne einer langfristigen Entwicklung des Unternehmens für Herrn Böwing, den er als idealen Nachfolger von Prof. Windmöller ansah.

Als keine weiteren Wortmeldungen mehr vorlagen und alle Fragen beantwortet waren, schloss der Versammlungsleiter die Generaldebatte um 13:14 Uhr.


Abstimmungen

Vor den Abstimmungen verkündete der Versammlungsleiter die Präsenz. Demnach waren vom Grundkapital der Gesellschaft in Höhe von 40.185.256,96 Euro, eingeteilt 15.697.366 Aktien, 11.181.570 entsprechend 71,15 Prozent vertreten.

Bei den Abstimmungen regte sich außer bei der Dividendenausschüttung (TOP 2), die mit fast 100 Prozent Jastimmen beschlossen wurde, merklicher Widerstand, der sich in 3,0 bis 4,6 Mio. Neinstimmen äußerte. Bis auf TOP 7 wurden dennoch alle Beschlussvorlagen der Verwaltung mit der erforderlichen Mehrheit angenommen. Die Ermächtigung zum Kauf eigener Aktien hingegen erhielt nur eine Zustimmung von 68,5 Prozent und wurde damit abgelehnt, weil hier eine Dreiviertelmehrheit erforderlich ist.

Im Einzelnen beschlossen wurden somit die Verwendung des Bilanzgewinns zur Ausschüttung einer Dividende von 0,21 Euro je Aktie (TOP 2), die Entlastung von Vorstand (TOP 3) und Aufsichtsrat (TOP 4), die Wahl der Ernst & Young GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Stuttgart, Zweigniederlassung Berlin, zum Abschlussprüfer und Konzernabschlussprüfer (TOP 5), die Wahl von Herrn Böwing zum Aufsichtsrat (TOP 6).

Nach Verkündung der Abstimmungsergebnisse schloss Herr Trippel die Versammlung gegen 13:45 Uhr.


Fazit und eigene Meinung

Die PSI hat ihr Versprechen von der letzten Hauptversammlung gehalten und schüttet eine Gewinnbeteiligung von 21 Eurocents je Aktie an die Anteilseigner aus. Damit ist ein wichtiger Schritt getan, um die Aktie auch für private Aktionäre attraktiver zu gestalten. Auch künftig soll ein knappes Drittel des Gewinns den Aktionären zugute kommen.

Die Unsicherheiten in wichtigen Märkten wie etwa Russland und die erst langsam anlaufende Umstellung auf die Industrie 4.0 halten die Umsatz- und Gewinnerwartung für das laufende Jahr in Grenzen, so dass von hier aus derzeit kaum weiteres Kurspotenzial in Sicht ist.

Mittel- und langfristig allerdings sollte das Unternehmen gerade aufgrund seiner konservativen Geschäftspolitik und seiner internationalen Ausrichtung seine Chancen auf mehr Geschäftsvolumen und höheren Gewinn nutzen können, was sich positiv auf den Aktienkurs auswirken wird. Aus unserer Sicht erscheint es daher lohnenswert, die PSI-Aktie zu halten.

Die Abstimmungsergebnisse weisen allerdings darauf hin, dass einige Aktionäre mit der Geschäftspolitik der Gesellschaft nicht einverstanden sind. Hier ist kommunikativ dringend Besserung erforderlich.


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Veröffentlichungsdatum: 23.05.2016 - 16:00
Redakteur: beo
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