WKN:
A37FTW
ISIN:
DE000A37FTW0
Straße, Haus-Nr.:
Kippdorfstraße 6-24,
D-42857 Remscheid, Deutschland
Telefon:
+49 (0)2191 / 795 - 0

Internet: www.alexanderwerk.com

IR Ansprechpartner:
Frau Silvia Risch
[email protected]
+49 (0)2191 / 795 - 205
HV-Bericht Alexanderwerk AG - Ertragslage weiterhin positiv - HV beschließt neues genehmigtes Kapital
Die Alexanderwerk AG (ALX) hatte für den 22. Dezember 2015 zur Hauptversammlung in die Alte Schlossfabrik nach Solingen eingeladen. Auf der Tagesordnung stand, nachdem im Juni 2014 die Jahre 2010 bis 2012 abgehandelt worden waren, die Vorlage der Jahresabschlüsse 2013 und 2014. Außerdem sollten die Aktionäre über eine Kapitalherabsetzung und die Schaffung eines neuen genehmigten Kapitals beschließen.

Der Aufsichtsratsvorsitzende Thomas Mariotti eröffnete die Veranstaltung um 10 Uhr vor knapp 100 Aktionären und Gästen, darunter Matthias Wahler für GSC Research. Vorstand und Aufsichtsrat waren vollzählig erschienen. Außerdem hatten mit Dr. Oliver Wilke und Dr. Klaus Felke zwei rechtliche Berater am Tisch der Verwaltung Platz genommen. Das Protokoll führte Notar Dr. Markus Zahn aus Remscheid.

Herr Mariotti teilte mit, dass auf der Tagesordnung nicht nur die Entlastung des Vorstands und des Aufsichtsrats für 2013 und 2014, sondern auch für die Jahre 2010 bis 2012 steht. Aus diesem Grund informierte er im Anschluss über die umfangreichen personellen Veränderungen, die in diesem Zeitraum stattgefunden haben.

Seit Oktober 2013 fungiert Alfons Schmidt als Alleinvorstand der Alexanderwerk AG. Er scheidet allerdings zum 31. Dezember 2015 aus und übergibt an seinen Sohn Dr. Alexander Schmidt. Ihn hatte der Aufsichtsrat wenige Tage zuvor bestellt. Dr. Schmidt ist bereits seit Juni 2014 Geschäftsführer der Alexanderwerk GmbH und damit schon mit dem Geschäft vertraut.

Nach Abhandlung der Formalien und einigen ergänzenden Worten zu den Aufsichtsratsberichten für die beiden vorgelegten Jahresabschlüsse übergab der Vorsitzende das Wort an Herrn Schmidt.


Bericht des Vorstands


Herr Schmidt erinnerte eingangs an die letzte Hauptversammlung im Juni 2014, auf der den Aktionären die Jahresabschlüsse 2010 bis 2012 vorgelegt worden waren (Details finden Sie im HV-Bericht Juni 2014). Damals hatte er angekündigt, noch im Kalenderjahr 2014 die Hauptversammlung für das Geschäftsjahr 2013 abhalten zu wollen. Dies ist allerdings nicht gelungen.

Wie er darlegte, haben seit dem Jahr 2003 insgesamt acht und damit viel zu viele Vorstände versucht, die Firma zu erhalten und zu sanieren. Fast alle waren gute Finanzfachleute. Den Markt kannten sie aber nicht und vielleicht haben sie gar nicht gemerkt, dass aus der ALX mittlerweile ein kleiner, mittelständischer Betrieb geworden ist, der eigentlich gar nicht mehr an die Börse gehört. Geschäftlich ging es immer weiter bergab.

Im Jahr 2009 ist dann en Sanierungskonzept aufgestellt worden. Als zentralen Punkt enthielt dieses den Verkauf von Gebäuden und Grundstücken und die Verselbstständigung der Serviceaktivitäten. Die ALX war in der Folgezeit nur noch mit 51 Prozent an der AlexanderwerkService GmbH (AWS) beteiligt. Die übrigen 49 Prozent hielt der ehemalige ALX-Vorstand Manfred Teichelkamp. Die AWS schrieb in den folgenden Jahren gute Gewinne und konnte die ALX mit Darlehen unterstützen.

Allerdings hatte schon der damalige Vorstand Jürgen Kullmann im Jahr 2010 darauf hingewiesen, dass es das Ziel sein muss, das renditestarke Servicegeschäft wieder komplett in die ALX zurückzuführen. Es kann auf Dauer nicht sinnvoll sein, dass die Vertriebsmannschaft nicht auch für das Ersatzteilgeschäft zuständig ist. Es fehlte damit die notwendige Vernetzung vor Ort.

Die Mitarbeiter waren mit dieser Situation auch unzufrieden. Einige haben in der Folge gekündigt und sich selbstständig gemacht, woraus für die ALX eine harte Konkurrenz entstanden ist. Außerdem musste das Team neu aufgebaut werden.

Ein Problem sind überdies seit Jahren die sehr knappen Finanzmittel. Der Einkauf war eigentlich immer nur gegen Vorkasse möglich. Die Produkte sind aber gut und die Marke stark – und dies hat ihn motiviert, als Vorstand einzusteigen. Seit der letzten Hauptversammlung wurden laut Herrn Schmidt nun viele Baustellen bearbeitet.

Unter anderem wurden der Vertrieb und das Marketing neu aufgestellt. Ein großes Ereignis war außerdem die Eröffnung einer Repräsentanz in Shanghai am 1. Januar 2016. Zuvor war die ALX in China nur über einen Vertreter präsent gewesen, der auch selbst produziert. Natürlich hat dieser zuerst seine eigenen Maschinen verkauft. Es war höchste Zeit, sich um dieses Problem zu kümmern.

Im Übrigen hat der Vorstand überall nach Einsparmöglichkeiten gesucht. Beispielsweise wurden die Altverträge mit Handelsvertretern geprüft und die Kosten beim Einkauf reduziert. Ein großer Punkt war auch die Gewährleistung. Ganz oben auf der Agenda standen ferner neue Kooperationen mit internationalen Partnern, die Reduzierung der Lieferzeiten und, nachdem dieses Thema in den letzten Jahren mangels Kapital stiefmütterlich behandelt worden war, die Ausweitung der Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten.

Erstmals seit langer Zeit konnte auch wieder einmal ein Patent angemeldet werden. Auf der Branchemesse „Achema“ wurde das Automatische Granulierungssystem (AGS) erstmals vorgestellt und fand großes Interesse. Der Vorstand sieht daran aufgezeigt, dass die ALX mit einer 100jährigen Historie über eine lange Tradition verfügt, aber dennoch weiterhin innovativ ist.

Herr Schmidt präsentierte dann die wesentlichen Geschäftszahlen der letzten Jahre. Die Gesamtleistung hat sich 2014 auf 18,6 (Vorjahr: 21,7) Mio. Euro rückläufig entwickelt. 2015 ist sie nach den vorläufigen Zahlen wieder auf 20,1 Mio. Euro gestiegen. Das Jahresergebnis beträgt nach 1,7 Mio. Euro im Jahr 2013 und 0,9 Mio. Euro  2014 im Jahr  2015 konservativ gerechnet wieder 1 Mio. Euro.

Exaktere Werte für 2015 konnte der Vorstand noch nicht nennen. Wie er darlegte, wird derzeit ein Großauftrag des Pharmariesen Astra Zeneca abgewickelt und es ist fraglich, ob dies 2015 noch komplett abgeschlossen werden kann. Es geht dabei um einen Umsatz von 1,5 Mio. Euro, was das Ergebnis enorm beeinflussen wird.

Der Auftragseingang bewegte sich 2015 mit rund 17 Mio. Euro erneut auf einem sehr hohen Niveau. Stark präsentierten sich vor allem die Märkte in Indien, China, Korea, Italien und den USA. Aktuell gibt es ein Volumen von 32,5 Mio. Euro an aktiven Projekten. Diese Zahl ist in den letzten sechs Monaten kontinuierlich gestiegen. Allein in Indien sind es aktuell knapp 7 Mio. Euro und in Deutschland mehr als 4 Mio. Euro. Insgesamt versuche man, ein ausgewogenes Verhältnis zu wahren.

Die Strategie ist es Dr. Schmidt zufolge, Spezialmaschinen zum Kompaktieren und Granulieren unterschiedlichster Stoffe mit hoher Qualität und kurzen Lieferzeiten im oberen Preissegment anzubieten. Die Produktion erfolgt ausschließlich in Deutschland mit einem hohen Qualitätsanspruch. Die ALX ist kein Hersteller von Massenprodukten. „Wir können und wollen nicht gegen lokale Hersteller aus Indien und China konkurrieren“, betonte der Vorstand.

Als oberstes Ziel gab Herr Schmidt die Fortsetzung der positiven Geschäftsentwicklung und die Stabilisierung des Unternehmens aus. Im Fokus stehen daneben der Ausbau der Marktposition auf den globalen Märkten, insbesondere China und USA, der Eintritt in neue Märkte und die Gewinnung neuer strategischer Partner. Voraussetzung dafür ist allerdings der Ausbau und die Sicherung der Finanzierung.

In den letzten Monaten wurde laut Herrn Schmidt der notwendige Finanzbedarf für die nächsten Jahre analysiert. Danach verbleibt aus heutiger Sicht für 2016 und 2017 noch eine Lücke von insgesamt 2,6 Mio. Euro. Ein großes Thema ist derzeit vor allem die Gebäudesituation. 2016 soll entschieden werden, ob die Räumlichkeiten weiter gemietet werden oder besser ein eigenes Gebäude errichtet werden soll.

Abschließend sprach der Vorstand einige Worte zu verschiedenen Themen, die von Aktionären im Vorfeld der Hauptversammlung aufgeworfen worden waren. Zum einen betraf dies die Kosten des Abschlussprüfers, an den inklusive der Tochtergesellschaften für die Jahresabschlüsse 2011 bis 2014 in Summe 807 TEUR gezahlt worden sind. Die Hauptversammlung kostete inklusive aller verbundenen Kosten 150 TEUR.

Bezug nehmend auf die Ad-hoc-Meldung vom 18. Mai 2015, in der die Gesellschaft über den Rückerwerb der Beteiligung von 49 Prozent an der AlexanderwerkService GmbH (AWS) informiert hat, teilte der Vorstand mit, dass als Kaufpreis eine Barzahlung von 815 TEUR vereinbart worden ist.

Aus dem anteiligen Ergebnis errechnet sich ein Wert von 491 TEUR. Zuzüglich eines Betrages von 250 TEUR für den Unternehmenswert ergeben sich 741 TEUR, womit die ALX 73 TEUR zu viel bezahlt hätte. Allerdings könnte man auch anders rechnen und käme dann auf einen Preis in Richtung 900 TEUR. Letztlich habe man sich auf 815 TEUR geeinigt, was beiden Seiten nicht leicht gefallen ist.

Unter TOP 17 soll die Hauptversammlung laut Herrn Schmidt über eine Sondervergütung von 230 TEUR für die Kanzlei des ehemaligen Aufsichtsratsvorsitzenden Franz-Bernd Daum beschließen. Er hat die Jahresabschlüsse für die Jahre 2010 bis 2012 aufgestellt und damit zweifelsfrei eine Leistung erbracht. Seine Bezahlung ist aber nur möglich, wenn die Hauptversammlung dies entsprechend beschließt.

Weiter informierte der Vorstand, dass die ALX seit 2012 wegen verspäteter Meldungen in Summe 82 TEUR als Ordnungsgeld an die BaFin bezahlt hat. Derartige unnötige Zahlungen gilt es künftig unbedingt zu vermeiden. Insgesamt sollen unkontrollierte Geldabflüsse unterbunden werden. Die Löcher sind nach Aussage von Herrn Schmidt mittlerweile weitgehend gestopft. Derzeit zahlt die ALX vor allem noch für Altlasten, beispielsweise in Form von Anwaltskosten.

Diese Themen können nun hoffentlich Stück für Stück ad acta gelegt werden. Man brauche endlich Ruhe im Unternehmen, um sich voll auf das Geschäft konzentrieren zu können. Auch unschöne Ereignisse wie auf der letztjährigen Hauptversammlung, als überraschend der Aufsichtsrat abgewählt und die Kapitalerhöhung abgelehnt worden waren, gilt es unbedingt zu vermeiden.

Die Banken haben nach der damaligen Entscheidung der Hauptversammlung sofort die Kreditlinien eingefroren und sie erst wieder begrenzt frei geschaltet, als er als Vorstand persönlich eine Bürgschaft eingegangen ist. Eine Insolvenzgefahr hat gleichwohl nie bestanden. Dennoch war der Markt erheblich verunsichert. Die ALX hat in der Folge praktisch ein Jahr verloren. Noch als Nachwirkung daraus konnte Ende 2014 ein großes Geschäft nicht abgeschlossen werden.

Herr Schmidt appellierte an die Aktionäre, den Mitgliedern von Vorstand und Aufsichtsrat für die vergangenen Jahre Entlastung zu erteilen und damit endlich einen Schlussstrich unter die Vergangenheit zu ziehen. Außerdem bat er darum, mit der Zustimmung zu den vorgeschlagenen Kapitalmaßnahmen die Finanzierung für die Zukunft sicherstellen. „Heute haben Sie die Möglichkeit, die Zukunft der Firma zu bestimmen“, warb er um Zustimmung.


Allgemeine Aussprache


In der Diskussion sprachen Alexander Elsmann von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK), Alfred Schneider als Vorstand der Allerthal-Werke AG, der erstmals eine Hauptversammlung der Alexanderwerk AG besuchte, sowie die Aktionäre Robinson Kuchejda und Udo Rüther.

Herr Elsmann hatte aus dem Bericht des Vorstands mitgenommen, dass die ALX offenbar über gute Produkte verfügt, aber dennoch in eine existenzielle Schieflage geraten ist. Noch sind die Probleme auch nicht alle beseitigt. Es besteht noch immer eine bilanzielle Überschuldung und die Liquidität ist knapp. Nur dank einer positiven Fortführungsprognose konnte die Insolvenz vermieden werden.

Herr Rüther zeigte sich mit der Situation sehr unzufrieden. Er beobachtet im Unternehmen seit Jahrzehnten vor allem Missmanagement und ständige Vorstandswechsel. Das Geld aus dem Verkauf der Grundstücke und Immobilien ist einfach verpufft. Für ihn stellte sich die Frage, warum die Aktionäre an einer Kapitalerhöhung teilnehmen sollten. Noch konnte er nicht erkennen, wann die Aktionäre endlich die Früchte ihres Engagements ernten können.

Nicht verstehen konnte Herr Rüther ebenso wie der Vertreter der SdK, dass nun schon fünf Jahresabschlüsse in Folge zu spät vorgelegt werden. Die ALX ist schließlich kein Riesenkonzern. Er wunderte sich nicht, dass die Banken unter diesen Umständen keine Kredite gewähren wollen.

In seiner Antwort verwies Herr Schmidt auf die diversen Vorstandswechsel. Außerdem hat es Probleme bei der Prüfung des Jahresabschlusses 2010 gegeben. Der damalige Prüfer hat eine positive Fortführungsprognose verneint und wegen der problematischen Finanzsituation kein Testat erteilt. Erst 2014 konnten deshalb die Abschlüsse für 2010 bis 2012 vorgelegt und die folgenden Abschlüsse begonnen werden.

Herr Mariotti ergänzte zu dem Thema, dass auch abgewartet werden sollte, bis die Servicegesellschaft wieder komplett konsolidiert werden konnte. Der Jahresabschluss 2013 musste nach dem Rückerwerb der AWS noch angepasst werden. Man hätte sonst kurz hintereinander zweimal zur Hauptversammlung einladen müssen. Überdies gab es beim Abschlussprüfer zeitliche Probleme. Deshalb wird jetzt die BDO vorgeschlagen.

Weiterhin hinterfragte Herr Elsmann, wie konkret die Ausnutzung des vorgeschlagenen genehmigten Kapitals bereits geplant ist.

Nach Aussage des Vorstands gibt es laufend Gespräche mit Aktionären und potenziellen Investoren. Ohne Jahresabschlüsse haben diese Gespräche bisher aber zu nichts geführt. Nun endlich können drei ergebnispositive Jahresabschlüsse präsentiert werden.

Weiter informierte Herr Schmidt auf Nachfrage des Aktionärsschützers, dass insgesamt drei Banken derzeit Kreditlinien in Höhe von einigen Millionen Euro gewähren. Teilweise werden sie jährlich verlängert und zum Teil sind sie „bis auf weiteres“ vereinbart. Das Verhältnis zu den Banken bewertet er als gut. Perspektivisch ist nach seiner Einschätzung auch eine langfristige Finanzierung denkbar.

Sehr ungewöhnlich fand es Herr Elsmann, dass der Vorstand persönlich für die Rückzahlung der Kredite bürgt. Er dankte ihm für diese Unterstützung.

Diesbezüglich informierte Herr Schmidt, dass es damals keine andere Möglichkeit gegeben hat, um das Unternehmen zu sichern. Mehr Eigenkapital konnte nicht eingeworben werden, da seit Mitte 2012 kein genehmigtes Kapital mehr besteht.

Neben den persönlichen Bürgschaften, die teilweise über Rückbürgschaften abgesichert sind, wurden als Covenants die Zusammensetzung der Führungsstruktur, die Vorlage von Quartalsberichten und die Thesaurierung des Gewinns festgelegt. Eine Gegenleistung für die Gewährung der Bürgschaften ist nicht vereinbart.

Weiter erkundigte sich Herr Elsmann, wie die im Vorstandsbericht genannte Finanzierungslücke von 2,6 Mio. Euro in den Jahren 2016 und 2017 geschlossen werden soll. Allein 2016 werden offenbar schon 2 Mio. Euro für die Geschäftsentwicklung benötigt.

Herr Rüther und Herr Schneider wollten wissen, wofür das Kapital verwendet werden soll und welche Kapitalausstattung der Vorstand anstrebt. Das Unternehmen muss Schließich auch auf schlechtere wirtschaftliche Phasen vorbereitet werden. Den von Vorstand genannten Plänen, eventuell eigene Produktionsgebäude zu errichten, konnte Herr Schneider nichts abgewinnen. Dies bindet zu viel Kapital.

Wie Herr Schmidt betonte, kommt die Errichtung eines Gebäudes gegebenenfalls ganz am Schluss. Alle anderen Investitionen werden vorher stattfinden. Natürlich gibt es schon Gespräche mit dem Besitzer der leer stehenden Halle. Eine Immobilie wäre vielleicht nicht sonderlich rentabel. Irgendetwas müsse man aber tun, die aktuelle Situation in der Produktion ist untragbar.

Wie wirklich investiert wird, ist nach Aussage des Vorstands nicht entschieden. Für eine konkretere Planung soll erst einmal der Beschluss der Hauptversammlung betreffend das genehmigte Kapital abgewartet werden. Und auch dann gibt es erst einmal eine Ermächtigung. Es bestehen noch keine konkreten Pläne für eine Ausnutzung. Eine Aufschlüsselung des Finanzbedarfs ist vorher schwierig.

Nach Überzeugung von Herrn Mariotti würde eine Kapitalerhöhung viel Sinn machen. Auf diese Weise könnten die Kredite reduziert werden, was das Ergebnis massiv verbessern würde. Die Fremdkapitalzinsen liegen bei bis zu 12 Prozent und eine Verwässerung würde bei höchstens 900.000 neuen Aktien kaum zum Tragen kommen. Auf jeden Fall wäre eine Kapitalerhöhung im Sinne des Unternehmens.

Mit der Ermächtigung bestünde die nötige Flexibilität. Alles Weitere müsste erörtert werden. Drei Jahresabschlüsse mit positivem Ergebnis und die gelungene Bereinigung von Altlasten zeigen nach Überzeugung des Vorsitzenden deutlich, dass sich das Unternehmen auf dem richtigen Weg befindet. Er bat die Aktionäre mit Blick auf den extrem guten Auftragseingang um ihr Vertrauen. Sie sollten dem Vorstand mit der Schaffung eines neuen genehmigten Kapitals die Chance geben, das Wachstum voranzutreiben.

Die aktuelle Liquidität bezifferte Herr Schmidt auf Nachfrage des SdK-Vertreters mit 363 TEUR. Er erwartet bis Ende Januar 2016 allerdings noch Zahlungseingänge in Höhe von 2,5 Mio. Euro. In diesem Zusammenhang merkte er an, dass es um die Zahlungsmoral leider nicht immer zum Besten steht. Vor allem in afrikanischen und asiatischen Ländern müsse man oft überlegen, ob man ein Projekt überhaupt annehmen solle. Höhere Anzahlungen durchzusetzen gestaltet sich schwierig.

Damit war auch die Frage von Herrn Elsmann nach dem Grund für die relativ hohen Forderungen beantwortet. Außerdem war dem Aktionärsschützer im Jahresabschluss die Wertminderung von hohen 1 Mio. Euro auf Vorräte bei insgesamt nur 2,5 Mio. Euro an Vorräten aufgefallen. Hier handelt es sich nach Aussage von Herrn Schmidt lediglich um eine Umgliederung, keine Abschreibung.

Herr Kuchejda thematisierte den deutlichen Anstieg der unfertigen Erzeugnisse. Dies resultiert nach den Worten des Vorstands daraus, dass Ende 2014 ein großes Leasingprojekt geplatzt ist, da die Investoren nach den Geschehnissen auf der letzten Hauptversammlung verunsichert waren. Dies betraf insgesamt vier Maschinen, die aber mittlerweile längst bei anderen Kunden stehen.

Ein weiteres Thema von Herrn Elsmann waren die Rechts- und Beratungskosten, die in den letzten Jahren teilweise 10 Prozent des Umsatzes ausgemacht haben. Herr Schneider verlangte eine Aufschlüsselung der 1,6 Mio. Euro aus dem Jahr 2014. Auch er empfand diese Position als stark überdimensioniert.

Die Rechts- und Beratungskosten werden, wie Herr Schmidt betonte, in Zukunft auf jeden Fall niedriger ausfallen. 2015 haben sie wohl noch 1,1 bis 1,2 Mio. Euro betragen und in den kommenden Jahren sollen sie weiter zurückgeführt werden. Die größten Positionen waren 2014 die insolvenzrechtliche Beratung und die Rückführung der Service-Gesellschaft AWS.

Die Kosten des neuen Vertriebsstandorts in Shanghai bezifferte Herr Schmidt auf rund 135 TEUR p. a. Davon entfallen 40 TEUR auf das Personal, 60 TEUR auf die Räume, 30 TEUR auf Reisekosten und 5 TEUR auf Versicherung. Da die Inbetriebnahme vor Ort mit der eigenen Niederlassung deutlich günstiger wird, rechnen sich diese Ausgaben sehr schnell. Bisher wurden fast keine Ersatzteile nach China verkauft, das wird künftig anders werden.

Ein großes Thema der Diskussion war der Rückkauf des 49prozentigen Anteils an der AWS. Herr Rüther konnte nicht verstehen, dass Herr Teichelkamp als ehemaliger Vorstand der ALX mit dem Servicegeschäft die Perle aus dem Unternehmen herauskaufen durfte und dieses Geschäft nun teuer zurückgekauft werden muss. Er wollte wissen, was Herr Teichelkamp mit diesem Deal verdient hat.

In seiner Antwort stellte Herr Schmidt klar, dass diese Aktion ein Rettungskonzept gewesen war. Die einzig mögliche Alternative wäre der Verkauf an Dritte gewesen. Erst im Anschluss an diese Transaktion hat die ALX die benötigte Bankenfinanzierung erhalten, die immens weitergeholfen hat. Herr Teichelkamp hat bei einem Kapitaleinsatz von 250 TEUR und dem Verkaufspreis von 815 TEUR einen Überschuss von 565 TEUR für sein Risiko erhalten.

Als ungewöhnlichen Tagesordnungspunkt bezeichnete Herr Elsmann die Sondervergütung für ein Aufsichtsratsmitglied unter TOP 17. Ganz offensichtlich gibt es hier einen Interessenskonflikt. Andererseits wäre die Gesellschaft heute vielleicht insolvent, wenn Herr Daum nicht mit seiner Kanzlei eingesprungen wäre. Aus moralischen Gründen wollte der Aktionärsschützer dennoch mit Nein stimmen.

Nach Auffassung von Herrn Schneider von der Allerthal-Werke AG ist eine Sondervergütung nach dem Aktiengesetz nicht möglich. Wichtig war ihm vor allem die Antwort auf die Frage, ob bei einer Drittvergabe mehr für die Leistung hätte bezahlt werden müssen und ob bereits Rückstellungen gebildet wurden. Sonst würde die Zahlung das Ergebnis erheblich belasten.

Herr Rüther konnte hingegen kein Problem erkennen. Er hatte im Bericht über die letzte Hauptversammlung nachgelesen, dass die Gesellschaft nur durch das persönliche Engagement von Herrn Daum überlebt hat. Dieser Sachverhalt müsse einmal ins rechte Licht gerückt werden.

Diesem Eindruck pflichtete Herr Schmidt bei. Der Zahlungsanspruch besteht moralisch, Herr Daum hat mit seiner Kanzlei schließlich eine Leistung erbracht. Man habe die Jahresabschlüsse unbedingt benötigt und es habe keine andere Möglichkeit gegeben. Dieser Sachverhalt kann nur gelöst werden, indem die Hauptversammlung eine Sondervergütung beschließt. Es gibt keine andere Option.

Eine Drittvergabe wäre nach den Worten des Vorstands deutlich teurer geworden. Ein externer Dienstleister hätte sich erst einarbeiten müssen, während Herr Daum bereits mit dem Thema befasst war. Nach seiner Überzeugung müssten die Aktionäre sowohl Herrn Daum wie auch Herrn Teichelkamp dankbar sein, dass sie in einer sehr schwierigen Zeit Risiken eingegangen sind, um das Unternehmen voranzubringen.

Ferner interessierte Herrn Elsmann, wie viel die Marke „Alexanderwerk“ ausweislich des erstellten Gutachtens wert ist. Herr Schmidt nannte hier einen Betrag von 1,5 Mio. Euro, der entsprechend im Überschuldungsstatus berücksichtigt worden ist. Bei Berücksichtigung der Werte aller Tochtergesellschaften ergibt sich eine Überdeckung von 6,635 Mio. Euro.

Dass das Geschäftsjahr 2014 schwächer als 2013 abgeschnitten hat, liegt nach Aussage von Herrn Schmidt zum einem an einem Großprojekt mit einem Volumen von 4 Mio. Euro, das sich nicht wiederholt hat. Außerdem konnte wie erwähnt Ende 2014 ein Leasingprojekt nicht mehr umgesetzt werden. Schuld daran war zum Teil sicherlich die Verunsicherung des Marktes nach den überraschenden Ergebnissen der letztjährigen Hauptversammlung.

Weiter informierte der Vorstand auf Nachfrage aus dem Aktionariat, dass von dem 2015er Ergebnis von 1 Mio. Euro gemäß dem Vertrag 0,5 Mio. Euro in den Abbau der Überschuldung fließen. Im Übrigen schreiben die Covenants eine Gewinnthesaurierung vor. Es wird noch zwei bis drei Jahre dauern, bis hoffentlich wieder über eine Dividende geredet werden kann.

Befragt nach einer Prognose informierte der Vorstand, dass laut Budget 2016 ein Umsatz von 22,6 Mio. Euro erreicht werden soll und 2017 ein moderater Anstieg realistisch erscheint. Das Ergebnis soll jeweils rund 1,5 Mio. Euro betragen. Zum einen gibt es einen Überhang an Aufträgen und außerdem werden die Rechts- und Beratungskosten sinken. Der Vorstand ist überzeugt, dass die Gesellschaft sich auf einem guten Weg befindet.

Die Aussage des Vorstands, dass die ALX zu klein für die Börse ist, konnte Herr Schneider nur unterstreichen. Er plädierte dafür, mit der Notierung zumindest vom regulierten Markt in den Freiverkehr zu wechseln. Es würde schon viel sparen, wenn keine Jahresabschlüsse mehr nach IFRS erstellt werden müssen.

In seiner Antwort versicherte der Vorstand, dass dieses Thema jedes Mal auf der Tagesordnung der Aufsichtsratssitzungen steht. Die Zahlen liegen erst seit Kurzem vor. Ein Segmentwechsel steht ganz oben auf der Agenda.

Herr Rüther verlangte daraufhin eine Klarstellung, ob ein komplettes Delisting droht. Dies war, wie Herr Mariotti betonte, nie ein Thema. Es geht nur um die Veränderung des Marktsegments. Für ihn persönlich komme dies auch nicht infrage. Er sei schließlich einer der größeren Aktionäre. Herr Rüther wollte dies zu Protokoll geben. Nach Aussage des Notars ist dies aber nicht möglich.

Höchst problematisch bewertete es Herr Rüther, dass im letzten Jahr praktisch die gesamte Mannschaft die AW Service GmbH verlassen und ein eigenes Unternehmen gegründet hat. Damit ist eine starke Konkurrenz entstanden. Er wollte wissen, ob dies nicht verhindert hätte werden können. 

Herr Schmidt versicherte, dass der Sachverhalt eingehend geprüft worden ist. Nach den Verträgen gab es aber keine Möglichkeit, zu verhindern, dass die ehemaligen Mitarbeiter ein eigenes Unternehmen gründen. Natürlich war dies für die ALX problematisch. Im ersten Jahr fielen mindestens 30 Prozent des AW Service-Umsatzes, also ein Volumen von rund 1 Mio. Euro und dies auch noch mit hoher Marge, weg.

Weiterhin erkundigte sich Herr Rüther nach der Aktionärsstruktur. Nach Aussage von Herrn Schmidt werden knapp 70 Prozent der Aktien von zehn bis zwölf größeren Investoren gehalten. Der Freefloat beträgt nach den letzten Meldungen 31,63 Prozent.

Weiter informierte er, dass zum 31. Dezember 2013 gewerbesteuerlich ein Verlustvortrag von 6,835 Mio. Euro bestanden hat. Körperschaftssteuerlich waren es 7,87 Mio. Euro gewesen. Zum 31. Dezember 2014 waren es noch 5,494 Mio. Euro bzw. 6,439 Mio. Euro.


Abstimmungen

Herr Mariotti verkündete die Präsenz mit 1.405.530 Aktien. Bezogen auf das gesamte Grundkapital von 4.680.000 Euro, eingeteilt in 1.800.000 Aktien, entsprach dies einer Quote von 78,09 Prozent.

Bei der Entlastung sämtlicher Vorstands- und Aufsichtsratsmitglieder seit dem Jahr 2010 (TOP 3 bis 12) ergaben sich maximal 60.000 Gegenstimmen, mithin Zustimmungsquoten über 94 Prozent. Bei der Wahl der BDO AG zum Abschlussprüfer (TOP 14) waren es nahezu 100 Prozent.

Unter TOP 13 war die Wahl von Werner Pehlemann in den Aufsichtsrat als Nachfolger für Jürgen Kullmann vorgesehen, der sein Amt zum Ende der Hauptversammlung niedergelegt hatte. Auf Antrag eines Aktionärs wurde indes erneut Herr Kullmann für dieses Amt vorgeschlagen und er wurde gegen knapp 70.000 Neinstimmen mit einer Mehrheit von rund 95 Prozent gewählt.

Es folgte die Abstimmung über die Herabsetzung des Grundkapitals dergestalt, dass der rechnerische Nennbetrag der Aktie von 2,60 Euro auf 1 Euro verringert wird (TOP 15). Bei 448.000 Gegenstimmen und 57.000 Enthaltungen verfehlte dieser Beschlussvorschlag mit einer Zustimmungsquote von 66,8 Prozent die erforderliche Dreiviertelmehrheit und war damit abgelehnt.

Daraufhin beantragten Vorstand und Aufsichtsrat und vorsorglich auch Herr Mariotti als Aktionär eine Anpassung des Beschlussvorschlags betreffend die Schaffung eines neuen genehmigten Kapitals (TOP 16). Damit wurde den geänderten Bedingungen nach der Ablehnung der Kapitalherabsetzung Rechnung getragen.

Bei dieser Abstimmung wurden 1.404.995 gültige Stimmen abgegeben. Dies entsprach bezogen auf das gesamte Grundkapital einer Quote von 78,06 Prozent. Die Schaffung eines neuen genehmigten Kapitals wurde dann gegen 206.000 Neinstimmen mit einer Mehrheit von 85,3 Prozent beschlossen. Die Aktionäre bedachten dies mit Applaus.

Unter TOP 17 kam schließlich noch die Sondervergütung von Aufsichtsratsmitgliedern zur Abstimmung. Hier wurden 438.000 Neinstimmen und 73.000 Enthaltungen gezählt. Der Beschluss war damit mit einer Zustimmungsquote von 66,7 Prozent angenommen.

Um 19:15 Uhr schloss Herr Mariotti die Versammlung.


Fazit

Das Geschäft läuft wieder richtig gut bei der Alexanderwerk AG. Nach der schweren Krise, die das Unternehmen fast in die Insolvenz gestürzt hat, konnten inzwischen drei Jahresabschlüsse in Folge mit einem schönen Gewinn präsentiert werden. Das Ergebnis je Aktie erreichte 2014 immerhin 0,45 Euro nach sogar 0,57 Euro im Jahr zuvor. Und die positive Entwicklung wird sich mit Blick auf die gute Auftragslage fortsetzen.

Allerdings ist das Unternehmen noch bilanziell überschuldet. Insofern wäre der vorgeschlagene Kapitalschnitt mit anschließender Kapitalerhöhung sinnvoll gewesen, um die Aufstellung zu verbessern. Tatsächlich sprach sich die Hauptversammlung gegen den Kapitalschnitt aus. Immerhin wurde aber ein neues genehmigtes Kapital geschaffen und die Platzierung neuer Aktien sollte auch bei einem Mindestpreis von 2,60 Euro machbar sein.

Nach den vielen Vorstandswechseln in den letzten Jahren scheint endlich auch personell Ruhe einzukehren. Insofern scheint es durchaus angebracht, wieder mit Optimismus in die Zukunft des Traditionsunternehmens zu blicken. Auch nach dem deutlichen Kurszuwachs der letzten Jahre ist die Aktie mit Blick auf die sehr positive Ertragslage weiterhin als interessant einzustufen.


Kontaktadresse

Alexanderwerk AG
Kippdorfstraße 6-24
D-42857 Remscheid

Tel.: + 49 (0)21 91 / 79 5-0
Fax: + 49 (0)21 91 / 79 5-2 02

Internet: www.alexanderwerk.com
E-Mail: [email protected]



Veröffentlichungsdatum: 13.01.2016 - 13:45
Redakteur: mwa
© 1998-2024 by GSC Research GmbH Impressum Datenschutz