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HV-Bericht Varengold Bank AG (vormals: Varengold Wertpapierhandelsbank AG) - Banking is(t) global
Die Varengold Bank AG (Varengold) hatte für den 26. August 2015 zu ihrer ordentlichen Hauptversammlung in das Haus der Wirtschaft in Hamburg eingeladen. Etwa 25 Aktionäre, Gäste und Pressevertreter hatten sich dort eingefunden, unter ihnen Thomas Nitzbon für GSC Research.

Der Aufsichtsratsvorsitzende Hans J.M. Manteuffel eröffnete die Versammlung pünktlich um 10 Uhr mit den einleitenden und organisatorischen Anmerkungen. Er erläuterte das  einvernehmliche Ausscheiden der Vorstände Yasin S. Qureshi und Steffen Fix, die beide Gründer der Gesellschaft waren, sowie Mohammad H. Dastmaltchi zum 31. Juli 2015. Diese drei hatten im Rahmen der Umstrukturierung in den letzten Jahren Varengold zu einer Vollbank umgebaut.

Nach der anschließenden Darstellung der Aufsichtsratsarbeit wies der Versammlungsleiter die Aktionäre darauf hin, dass der bestehende Aufsichtsrat das Amt mit Ablauf dieser Hauptversammlung niederlegt. Daher bat er die neu zur Wahl stehenden Aufsichtsräte Michael Stephen Murphy und Edo Barac um eine Vorstellung. Beide leben in London. Herr Barac hält indirekt 8,62 Prozent der Aktien von Varengold. Die Vorstellung des nicht anwesenden, in Dubai wohnenden Sanjay Shah, der 8,67 Prozent der Anteile hält, übernahm Herr Manteuffel. Im Anschluss übergab der scheidende Aufsichtsratsvorsitzende das Wort an den Vorstand Dr. Bernhard Fuhrmann.


Bericht des Vorstands


Dr. Fuhrmann gab den anwesenden Aktionären eine Übersicht über das abgelaufene Geschäftsjahr. Geprägt war 2014 vom Aufbau der Vollbank-Infrastruktur mit entsprechendem Beratungsaufwand und einer Verdoppelung der Mitarbeiteranzahl innerhalb der letzten zwölf Monate. Stolz zeigte er sich über die Gewinnung von Kundeneinlagen für Tages- und Termineinlagen in Höhe von 300 Mio. Euro. Dies führte zu einer von 53 auf 353 Mio. Euro gestiegenen Bilanzsumme.

Zur Finanzierung der Infrastruktur und des Wachstums verwies Dr. Fuhrmann auf die im August 2014 begebene Wandelanleihe in Höhe von 5 Mio. Euro, ein sogenannter CoCo-Bond, und die durchgeführten Kapitalerhöhungen. Die letzte erfolgte im April des laufenden Jahres. Hier konnten 176.963 Aktien zu 20 Euro je Aktie und somit über dem Börsenkurs platziert werden. Die für Banken wichtige Krenkapitalquote lag auch ohne Einberechnung des CoCo-Bonds bei komfortablen 11,8 Prozent.

Ebenso erfreut zeigte er sich über den erzielten Jahresüberschuss in Höhe von 209 Tausend Euro. Sowohl das Geschäftsfeld Capital-Markets als auch das Commercial Banking haben dazu beigetragen. So konnte die Zinserträge von 0,3 Mio. Euro im Vorjahr auf 2 Mio. Euro gesteigert und ein Zinsergebnis von 0,6 Mio. Euro erreicht werden. Die Provisionserträge stiegen von 2,1 Mio. Euro auf 5,6 Mio. Euro mit einem Provisionsergebnis in Höhe von 5,0 Mio. Euro im Berichtsjahr. Das Nettoergebnis des Handelsbestands lag bei 8,7 Mio. Euro und damit um 5,7 Mio. Euro über dem Vorjahreswert.

Im Februar 2015 hat die Varengold Bank AG schließlich die bislang vorhandene Beteiligung von knapp 49 Prozent an der Varengold Investmentaktiengesellschaft auf 100 Prozent erhöht. Bei der Tochter handelt es sich um eine Kapitalverwaltungsgesellschaft in Form einer intern verwalteten Investmentaktiengesellschaft.

Mit den bisher erzielten Zahlen für das Jahr 2015 zeigte sich der Vorstand weniger zufrieden. Zwar konnte die Bilanzsumme in den ersten sechs Monaten fast verdoppelt werden und lag zum 30. Juni 2015 bei 626 Mio. Euro. Jedoch ist dies nicht das Ergebnis eines realen Anstiegs von Kundeneinlagen, sondern ein nach der Formulierung von Dr. Fuhrmann lediglich „technisch bedingtes Wachstum“, das nur die konzerninternen Wiederanlagen innerhalb von Tochtergesellschaften abbildet.

Das Ergebnis der ersten sechs Monate rutschte mit minus 1,8 Mio. Euro in den negativen Bereich zurück. Als Hauptgrund nannte Dr. Fuhrmann den Aktionären die zum Jahresende 2014 deutlich aufgestockte Mitarbeiterzahl als notwendige Investition in die weitere Zukunft. Die Zinserträge lagen im ersten Halbjahr bei 1,1 Mio. Euro, die Provisionserträge bei 2,1 Mio. Euro und der Ertrag aus dem Handelsbestand konnte mit 23,1 Mio. erfreuliche Zahlen liefern.

In seinem Ausblick verwies Dr. Fuhrmann darauf, dass alle Geschäftsaktivitäten aktuell auf dem Prüfstand stehen und das Geld aus der zu beschließenden Kapitalerhöhung aufgrund des Halbjahresverlusts und des geplanten weiteren Wachstums benötigt wird. Die Kapitalerhöhung soll im Falle der Zustimmung durch die Hauptversammlung zügig umgesetzt werden. Dagegen handelt es sich bei den Beschlüssen zum Erwerb eigener Aktien lediglich um reine Vorratsbeschlüsse ohne konkrete Planung zur Nutzung, erläuterte Dr. Fuhrmann den Aktionären.


Generaldebatte

Nach dem Bericht des Vorstands eröffnete Herr Manteuffel die Generaldebatte. Als erstem Sprecher erteilte er Dr. Dirk Unrau als Vertreter der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz(DSW) das Wort. Im Anschluss meldeten sich drei weitere Aktionäre. Der DSW-Sprecher bat um Angaben nähere Angaben zum Handelsbestand der Varengold Bank AG und um eine konkrete Prognose für das laufende Jahr.

Die beiden Vorstände erläuterten, dass vorhandene Kundengelder, für die noch kein originäres Gegengeschäft in Form von Kreditvergaben gefunden worden ist, in sehr liquide europäische Staatsanleihen mit kurzen Laufzeiten investiert werden. Damit wird so gut wie kein Risiko eingegangen. Eine konkrete Ergebnisprognose für das Jahr 2015 wollte der Vorstand nicht abgeben. Man geht jedoch davon aus, dass die Verluste des ersten Halbjahres auch aufgrund der zu zahlenden Abfindungen an die ehemaligen Vorstandsmitglieder nicht komplett aufgeholt werden können.

Der Aktionärsvertreter erklärte weiteren Informationsbedarf zum Ausscheiden der drei Vorstandsmitglieder und der Amtsniederlegung des Aufsichtsrats. Diese Vorkommnisse sind aus seiner Sicht weder ausführlich dargestellt, noch begründet worden.

Herr Manteuffel wiederholte in seiner Antwort seine Aussage, dass das Ausscheiden im Einvernehmen erfolgt war. Zwei Vorstandsverträge liefen noch bis 2020, der dritte bis 2017. Gegenüber den ausgeschiedenen Vorstandsmitgliedern wurden in der Summe Abfindungszahlungen in Höhe von 3,9 Mio. Euro geleistet. Zum Amtsniederlegung des Aufsichtsrats gab Herr Manteuffel an, dass die Internationalisierung des Geschäfts weiter voran schreiten wird und er bei der Entwicklung „nicht im Weg stehen will.“

Dr. Unraus Kritik an der fehlenden Kompetenz der drei neuen Aufsichtsratskandidaten im Hinblick auf das deutsche Aktienrecht versuchte Herr Manteuffel mit dem Hinweis auszuräumen, dass entsprechende Weiterbildungsmaßnahmen durchgeführt werden können. Angesprochen von weiteren Aktionären auf die häufigen Wechsel im Lebenslauf der Aufsichtsratsanwärter und das noch recht junge Alter des Kandidaten Herrn Barac, erläuterte der scheidende Aufsichtsratsvorsitzende, dass dies im internationalen Bankgeschäft nicht unüblich und kein Anlass zur Sorge ist. Die Hauptversammlung wurde extra verschoben, um den Herren die Möglichkeit zu geben, sich persönlich vorzustellen. Herr Manteuffel bestätigte, dass Herr Murphy im Gegensatz zu den beiden anderen Kandidaten nicht an Varengold beteiligt ist.

Dr. Unrau zeigte sich mit den gegebenen Antworten unzufrieden. Insbesondere fand er es unverständlich, dass Abfindungen an die Vorstandsmitglieder gezahlt worden waren, obwohl es sich um eine einvernehmliche Beendigung gehandelt haben soll. Der Aufsichtsratsvorsitzende stellte nach einer kurzen Unterbrechung im Anschluss klar, dass der Aufsichtsrat sich die Entscheidung nicht leicht gemacht und umfangreichen anwaltlichen Rat in Anspruch genommen hatte. Das erzielte Ergebnis ist aus seiner Sicht eindeutig „im Interesse der Bank“ ausgefallen. Weitere Details wollte der Aufsichtsratsvorsitzende nicht preisgeben.

Ein Aktionär erkundigte sich zu den Details der Komplettübernahme der Varengold Investmentaktiengesellschaft. Diese hatte nach Angaben von Dr. Fuhrmann zu 51 Prozent den drei ausgeschiedenen Vorstandsmitgliedern gehört. Herr Qureshi war gleichzeitig auch hier Vorstand, Herr Fix und Herr Dastmaltchi im Aufsichtsrat dieser Gesellschaft. Alle sind zum 31. Juli aus der Varengold Investmentaktiengesellschaft ausgeschieden, ohne dass hierfür Zahlungen geleistet worden waren. Es wurden vor dem Kauf zwei Wertgutachten eingeholt. Der Kaufpreis in Höhe von 800.000 Euro lag dabei am unteren Rand dieser Wertgutachten.


Abstimmungen

Nach Beantwortung der Fragen leitete Herr Manteuffel zu den Abstimmungen über. Die Präsenz wurde mit 1.263.288 Aktien verkündet. Bezogen auf das in 1.948.368 Aktien eingeteilte Grundkapital entsprach dies einer Quote von 64,84 Prozent. Alle Beschlussvorschläge wurden mit deutlichen Mehrheiten bei maximal 156 Gegenstimmen und maximal 240 Enthaltungen angenommen.

Im Einzelnen beschlossen wurden die Entlastung von Vorstand (TOP 2) und Aufsichtsrat (TOP 3), die Wahl der PricewaterhouseCoopers zum Abschlussprüfer (TOP 4), die Aufhebung des bestehenden und Schaffung eines neuen Genehmigten Kapitals (TOP 5), die Ermächtigung zum Erwerb eigener Aktien (TOP 6), die Ermächtigung zum Erwerb eigener Aktien zum Zweck des Wertpapierhandels (TOP 7) Satzungsänderungen (TOP 8 und TOP 9), Neuwahlen zum Aufsichtsrat (TOP 10) sowie der Ergänzungsantrag der Aktionärin Aesa S.a.r.l. aus Luxemburg zur Erhöhung des Grundkapitals gegen Bareinlage unter Ausschluss des Bezugsrechts um 974.184 Aktien (TOP 11).

Nach knapp 2¾ Stunden konnte der Versammlungsleiter Herr Manteuffel die Hauptversammlung beenden. Die scheidenden Aufsichtsratsmitglieder wurden mit Blumen verabschiedet.


Fazit

Die Varengold Bank AG hat ihre Neuausrichtung abgeschlossen. Nennenswert konnte mit der bestehenden Vollbanklizenz das Geschäft forciert werden. Die Bilanzsumme stieg allein im Jahr 2014 von 53 Mio. Euro auf 353 Mio. Euro. Es konnte dabei im Berichtsjahr sogar ein kleiner Jahresüberschuss erzielt werden.

Enttäuschend ist dagegen die Entwicklung im bisherigen Jahr. Das im Halbjahresabschluss zu erkennende Wachstum ist keine Erweiterung des Geschäftsumfangs, sondern hat rein konzerninternen buchhalterischen Charakter. Noch enttäuschender ist das mit minus 1,8 Mio. Euro negative Ergebnis der ersten sechs Monate.

Die Überprüfung der einzelnen Standbeine auf Profitabilität hat jetzt oberste Priorität. Der neue Vorstand wird jetzt zu zeigen haben, dass mit dem neuen Geschäftsvolumen auch Geld verdient werden kann. Dr. Fuhrmann stellte jedoch ausdrücklich klar, dass ein profitables Wachstum in den nächsten fünf Jahren zu erwarten ist. Der Verlust des ersten Halbjahres wird jedoch aufgrund der Abfindungen an die drei ausgeschiedenen Vorstandsmitglieder, darunter die beiden Gründer, nicht mehr aufgeholt werden können. Das Ausscheiden der beiden Gründer aus dem Vorstand hinterließ auch noch nach der Hauptversammlung unbeantwortete Fragen.

Aktuell sind mehrere Kapitalgesellschaften mit Sitz in London und den Cayman Inseln mit Aktienpaketen zwischen 6 und knapp 10 Prozent an der Varengold AG beteiligt. Diese sind im Zuge der vergangenen Kapitalerhöhungen oft zu Preisen deutlich über dem aktuellen und damaligen Aktienkurs eingestiegen und bringen als weiteren positiven Aspekt als strategische Partner auch über ihre Netzwerke Geschäftsvolumen in den Varengold-Konzern. Institutionelle internationale Anleger halten damit inzwischen etwa 70 Prozent der Anteile der Aktiengesellschaft. In der logischen Konsequenz ziehen jetzt entsprechend neue Aufsichtsratsmitglieder die Fäden.

An der Börse notiert die Aktie seit Jahresbeginn mit einigen Ausreißern bei einem Kurs um die 15 Euro-Marke. Ob die zukünftige Kapitalerhöhung, die auf der Hauptversammlung beschlossen wurde und deren Umsetzung bereits für die nahe Zukunft angekündigt ist, auch weiterhin mit Aufschlägen zur aktuellen Kursnotiz bei etwa 20 Euro je Aktie umgesetzt wird, bleibt ob des hohen Umfangs abzuwarten. Es scheint aber im Interesse der bisher eingestiegenen internationalen Finanzgesellschaften nicht unrealistisch, dass auch weitere Aktien zu ebenfalls 20 Euro je Anteilsschein ausgegeben werden könnten.


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Veröffentlichungsdatum: 03.09.2015 - 13:00
Redakteur: tni
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