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HV-Bericht Francotyp-Postalia Holding AG - Vorstand überrascht mit Verdopplung der Dividende – Präsente eines Aktionärs überraschen den Vorstand
Direkt am Bahnhof Zoo hatte die Francotyp-Postalia Holding AG (FP) zur neunten ordentlichen Hauptversammlung nach Berlin eingeladen. Die hatten am 11. Juni 2015 in der Eventpassage nur 25 Aktionäre und Gäste besucht, darunter auch Holger Sander, der für GSC Research diesen Bericht erstellte. Auf dem Podium hatten Sven Meise, der neue Vorstand für Digitalkunden, Strategievorstand Thomas Grethe und der Sprecher des Vorstands Hans Szymanski sowie Rechtsbeistand Herr Kläsener Platz genommen. Neben dem Versammlungsleiter, dem Aufsichtsratsvorsitzenden Klaus Röhrig, saßen die Notarin Dr. Engelhardt, der stellvertretende Aufsichtsratsvorsitzende Robert Feldmaier und Aufsichtsrat Botho Oppermann.

Um 10:05 begrüßte der Aufsichtsratsvorsitzende die Anwesenden und erläuterte ihnen die notwendigen Formalien. Zur Tagesordnung, die am 5. Mai 2015 im Bundesanzeiger veröffentlicht wurde, waren keine Ergänzungsverlangen eingegangen. Die Jahresabschlüsse des Geschäftsjahres 2014 erhielten uneingeschränkte Bestätigungsvermerke der Abschlussprüfer. Über das Geschäftsjahr 2014 berichteten die drei Vorstände gemeinsam im Wechsel.


Bericht des Vorstands

„Rechenschaftsberichte auf Hauptversammlungen gleichen der Quadratur des Kreises“, eröffnete Thomas Grethe seinen Bericht, der kurz und bündig alles Wesentliche in verständlicher Form enthalten sollte. Drei Punkte hielt er für den erneuten Umsatz- und Ergebnisanstieg fest: die Fortschritte in den Frankiermaschinenmärkten der USA, Großbritannien und Italien, die Stärkung des Vertriebs in Deutschland und die positive Entwicklung in den neuen Geschäftsbereichen Mail und Services sowie Software.  

Gelohnt hat sich der Entwicklungsaufwand für das Frankiersystem PostBase. Bereits 50.000 Einheiten sind in 13 Märkten im Einsatz. Herr Grethe bezeichnete das innovative Frankiersystem mit direktem Internetzugang als „Erfolgsgeschichte“. Im Herbst 2014 startete in Großbritannien das Produkt PostBase Mini für den Einsteigerkunden, das 2015 auch in den USA und in Deutschland in den Markt eingeführt wird.

Mit einem Umsatzanteil von 21 Prozent bilden die USA, ebenfalls ein Mietmarkt, den zweitgrößten Markt des FP-Konzerns. Bereits ein halbes Jahr vor Auslauf der Dezertifizierungen älterer Frankiersysteme durch die Behörde United States Postal Service (USPS) wurden bereits 32.000 Systeme ausgetauscht oder gar neu in den Markt gebracht. Mit der neuen PostBase Mini will man nun auch die verbleibenden Kunden umstellen bzw. weitere neue Kunden gewinnen.

Frankreich wurde von Großbritannien als großer europäischer Frankiermaschinenmarkt abgelöst. Mit deutlichen Rabatten des Portopreises von bis zu 34 Prozent incentiviert Royal Mail plc. maschinelle Frankierungen und die Anschaffungen der IT, so dass sich der Marktanteil auf 10,9 (10,6) Prozent verbesserte. Die Einrichtung einer modernen IT-Infrastruktur durch die Poste Italiane S.p.a. unterstützte die Vermarktung von Frankiersystemen in Italien, so dass der FP-Marktanteil auch hier auf über 29 (Vorjahr: 27,2) Prozent stieg.

In Deutschland, dem größten Einzelmarkt, ist FP mit einem Anteil von 42 Prozent Marktführer. Die „Marktbedingungen sinken anspruchsvoll“, meinte Vertriebsvorstand Grethe, und auch der Fachhandelsaufbau dauert länger als gedacht. Gleichzeitig investiert man in die Neuausrichtung des Kundenservice, der neue Technologien einführen, konfigurieren und warten soll. Durch die Internetanbindung des PostBase-Systems ist dies online möglich. Im Falle eines Hardwarefehlers wird das Gerät zur Reparatur eingesandt und gegen ein Ersatzsystem ausgetauscht. Diese Anschaffungen werden 2015 zu höheren Einmalaufwendungen führen, aber in den Folgejahren zu Einsparungen verhelfen.

Im Geschäftsbereich Mail Service konnte mit der Bundesagentur für Arbeit der nach der Deutschen Rentenversicherung zweitgrößte Versender im Land ebenfalls als Outsourcing-Kunde gewonnen werden. Neben zahlreichen weiteren Behörden und Kommunen hat jetzt auch die Stadt Köln das sichere Kommunikationssystem De-Mail für Passanträge eingebunden. Über eine personalisierte E-Mail kann das Bild des Bürgers rechtsverbindlich direkt vom Fotografen an die Behörde übermittelt und dort sofort weiterverarbeitet werden.

Die Effizienzvorteile der Verbindung digitaler Medien gegenüber der Verbindung mit analogen Medien werden nach und nach vom Markt erkannt und von FP ständig ausgebaut. Der Markt für digitale, verschlüsselte, vertrauliche und nachweisbare Kommunikation „entwickelt sich zwar langsam, aber er entwickelt sich“, sagte Herr Grethe.

Vorstandssprecher Hans Szymanski stellte fest, dass der FP-Konzern mit dem Umzug nach Berlin jetzt wieder an seinen Ursprungsort zurückkehrte. Auch wird er nicht mehr nur als Frankiermaschinenhersteller gesehen, sondern bewegte sich konsequent in das digitale Zeitalter hinein.

Das Jahr 2014 war bestimmt durch Wachstum in Deutschland und auch international. Die vorzeitige Absicherung der Mietmärkte vor allem in den USA und eine deutlich bessere Finanzierung des Konzerns wurden ebenfalls erreicht. Die USA mit einem Zuwachs von 3 Prozent und Großbritannien mit einem Plus von 17 Prozent trugen insbesondere zum Umsatzwachstum auf 170,3 (168,9) Mio. Euro bei. Der Umsatz im Geschäftsbereich Mail-Services erhöhte sich um 3,3, bzw. 3,9 Prozent im Geschäftsbereich Software. Die negativen Währungseinflüsse aus dem ersten Quartal durch den US-Dollar wurden nahezu ausgeglichen. „Es war richtig in die Entwicklung des PostBase-Systems, in die Märkte von Großbritannien und den USA und in die neuen Produktbereiche Mail-Service und Software zu investieren“, hielt Herr Szymanski fest. Damit sicherte sich der Konzern wiederkehrende Umsätze als künftige Basis.

Der Materialaufwand bei FP kletterte um 5,2 Prozent. Trotz eines leichten Personalaufbaus bei der Tochter Mentana Claimsoft GmbH und im Vertrieb auf insgesamt 1.054 (1.047) Mitarbeiter blieben die Personalkosten nahezu stabil. Daher stieg das EBITDA um 4,1 Prozent und die Marge verbesserte sich auf 13,6 (13,1) Prozent.

Zu den seit drei Jahren gestiegenen Abschreibungen holte Herr Szymanski etwas weiter aus und erklärte das US-Geschäft. Dort verfügt FP als Nummer drei über einen Marktanteil von 6 Prozent. Dieses US-Engagement ist damit so groß wie das deutsche Frankiermaschinengeschäft und entspricht einem Drittel des traditionellen FP-Geschäfts, bzw. 21 Prozent des Gesamtumsatzes des Konzerns. Die Entscheidung bei der zum Jahresende 2015 anstehenden Dezertifizierung durch USPS bezeichnete Szymanski als „nicht schwer, gerechtfertigt und notwendig“.

Die durch die Dezertifizierung auslaufenden und jetzt ausgetauschten Maschinen waren bereits abgeschrieben, so dass sich die Investitionen in die neuen Frankiersysteme nun deutlich auswirken. Die Abschreibungen betrugen 2014 schon 13,3 Mio. Euro und werden 2015 noch weiter auf 15 bis 17 Mio. Euro ansteigen. Das EBIT ist dadurch auf 9,8 (10,8) Mio. Euro gesunken. Der Jahresüberschuss wuchs aber um 7,5 Prozent auf 5,2 (4,9) Mio. Euro.

An diesem Erfolg sollen die Aktionäre beteiligt werden. Mit der Verdopplung der im Vorjahr erstmals seit fünf Jahren wieder aufgenommenen Dividendenzahlung auf jetzt 0,16 Euro je Aktie werden 50 Prozent des Konzernjahresüberschusses ausgeschüttet. Das entspricht einer Dividendenrendite von aktuell 3,5 Prozent.

Die Bilanz wurde durch die Zunahme langfristiger bei der gleichzeitigen Abnahme kurzfristiger Vermögenswerte geprägt. Vermietete Erzeugnisse erhöhten sich auf 18,9 (10,1) Mio. Euro. Gleichzeitig haben sich die kurzfristigen Vermögenswerte durch um 12,5 Mio. Euro verringerte liquide Mittel auf 16,5 (29,0) Mio. Euro reduziert. Hier machte sich die Sondertilgung eines Bankdarlehens bemerkbar. Auf der Passivseite reduzierten sich Finanzverbindlichkeiten um 7,2 Mio. Euro. Das Eigenkapital hat sich mit einer Quote 21,1 Prozent deutlich auf 30,1 (25,9) Mio. Euro verbessert.

Die wichtigste Steuerungsgröße neben dem Nettoverschuldungsgrad ist für Herrn Szymanski der Free Cashflow. Durch außerordentlich hohe Investitionen von 23,1 Mio. Euro belief sich diese Kennzahl auf minus 5,6 Mio. Euro. Investiert wurde in die vermieteten Erzeugnisse für den US-Markt, die Entwicklung der PostBase mini mit weiteren Ländervarianten, den Kauf neuer Produktionsmaschinen, eine neue IT-Infrastruktur für die Frankiermaschinen und in den Umzug von Birkenwerder nach Berlin, dem neuen und zugleich alten Firmensitz des über 90jährigen Unternehmens.

Der Umzug beschäftigte FP ein Jahr lang und war anstrengend, denn es sind nicht lediglich 200 Mitarbeiter umgezogen. Weltweit musste der Umzug auch bei den rund 230.000 Frankiermaschinen vollzogen werden, denn die Anbindung durfte nie unterbrochen sein. „Das haben wir geschafft!“, sagte Herr Szymanski stolz und  verriet, dass der Umzug einen positiven Liquiditätseffekt von rund 1 Mio. Euro verursachen wird.

Im laufenden Jahr wird der Investitionsaufwand auf 17 bis 18 Mio. Euro sinken und soll sich weiter reduzieren. Die Neubewertung der Teleporto-Gelder (englisch: restricted cash) in Großbritannien führte zu zusätzlichen Mitteln, die für eine deutliche Senkung der Nettoverschuldung auf 16 (30,1) Mio. Euro genutzt wurden und den Nettoverschuldungsgrad auf 53 (116) Prozent senkten.

Im Oktober 2014 konnte FP seinen Konsortialkreditrahmen auf 50 Mio. Euro verzehnfachen und gleichzeitig die Konditionen verbessern. „Der FP-Konzern hat geliefert“, bemerkte der Vorstand hierzu, der mit dem erfolgreichen Abschluss dieses neuen Finanzierungsspielraumes die Anerkennung der Strategieumsetzung durch die Banken sah. Die Ziele für 2014 waren ambitioniert. Vieles wurde erreicht, aber nicht alles.

Mit dem Rekord im ersten Quartal 2015, traditionell dem umsatzstärksten Quartal, kann FP zuversichtlich nach vorne blicken. Der Umsatz stieg um 11,4 Prozent auf 49,5 Mio. Euro, das EBITDA um 21,1 Prozent auf 8,1 Mio. Euro. Die Abschreibungen sind - insbesondere wegen der USA - auf 4 Mio. Euro gewachsen. Das EBIT kletterte um 9 Prozent, dürfte aber 2015 insgesamt unter dem Niveau des Vorjahres liegen, schränkte Herr Szymanski ein. Auch das Konzernergebnis, das sich dynamisch um 85 Prozent auf 3,5 Mio. Euro in die Höhe schraubte, kann nicht ohne Einschränkungen fortgeschrieben werden.

Die Planzahlen für 2015 gab der Vorstandssprecher mit 173 bis 177 Mio. Euro Umsatz bei einem EBIT von 24 bis 25 Mio. Euro an. Er kündigte nicht nur einen signifikant positiven Cashflow, sondern auch eine attraktive Dividende an.

Der Konzern stellte seinen Aktionären die Strategie ‚FP2020’ vor. In verändernden Märkten muss sich FP fragen, welches der relevante Markt ist: Frankiersysteme, postnahe Dienstleistungen oder Software/IT-Markt. Gleichzeitig ist zu prüfen, in welchen Arbeitswelten man sich bewegt, wie sich diese Arbeitswelten verändern und welche Chancen und Risiken sich daraus ergeben.  

Das Thema Industrie 4.0 bei digitalen Produkten, Anwendungen und Prozessen wird bei FP als Wandel einer Vielzahl technologischer Trends gesehen. Die Speicherung und Verarbeitung digitaler Informationen schafft neue Möglichkeiten. „Wir verstehen Veränderung nicht als Revolution, sondern als Evolution“, sagte Herr Szymanski. Die Erweiterung der Kommunikation durch neue Komponenten, die immer vielfältiger und komplexer werden, fördert Bedürfnisse nach höherer Sicherheit. Für Kunden wird FP daher Ansprechpartner für die digitale Poststelle und damit auch für Software und Kryptologie sein. Unter Effizienzgesichtspunkten sieht sich FP verpflichtet, nicht nur beim Angebot an seine Kunden, sondern auch bei den eigenen Prozessen ständig nach weiteren Optimierungsmöglichkeiten zu suchen.

Das Ziel für 2020 heißt bei FP Wachstum, Transformation und Dividende. Der Umsatz im Jahre 2020 soll dann auf 225 bis 250 Mio. Euro bei einer EBIT-Marge von 15 Prozent gewachsen sein. Dazu sollen die beiden neuen Geschäftsfelder mindestens 50 Prozent beitragen. Zudem strebt FP eine Ausschüttungsquote von 35 bis 50 Prozent des bereinigten Konzernergebnisses an.

Vertriebsvorstand Thomas Grethe will das Kerngeschäft Frankieren sichern und ausbauen. Die Marktführerschaft in Deutschland und Österreich soll gesichert werden und weitere Marktanteile in den USA, Großbritannien und Italien gewonnen werden. Mit dem Ausbau des Frankiermaschinengeschäfts in Frankreich, der Schweiz, Japan und Irland kann FP weiter organisches Wachstum generieren.  

Das Briefwachstum ist rückläufig, dennoch konnte FP kontinuierlich den Marktanteil von 9,9 Prozent (2009) auf 10,5 Prozent (2014) steigern. Zertifizierungen, Patente, Kryptografie und langfristige Kundenverträge sind hohe Markteintrittsbarrieren und sichern FP regelmäßig wiederkehrende Umsätze. Mit dem PostBase-System hat FP eine Familie entwickelt, die Ihresgleichen sucht, schwärmte Herr Grethe und verwies auf die ausgestellten Produkte im Foyer. Insbesondere die PostBase mini für Einsteiger legte er den Aktionären sogar für den eigenen Gebrauch an Herz.

In Frankreich werden pro Kopf 234 Briefe im Jahr versandt. PTT LaPoste SA hält noch immer eine Monopolstellung und fördert jede maschinell frankierte Sendung mit einem Rabatt von 4 Prozent. Durch die Zulassung des PostBase-Systems und den Neueintritt in den französischen Markt will FP Marktanteile gewinnen.

Über Händler ist FP auch in Irland mit einem Briefvolumen von 185 Sendungen pro Kopf und Jahr und in der Schweiz  mit 275 Sendungen pro Jahr und Kopf vertreten. In der Schweiz verfügt die Schweizerische Post AG bei Sendungen bis 50 Gramm weiterhin über ein Monopol. Der Anteil von FP an diesem jährlich zwischen null und zwei Prozent wachsenden Kernmarkt soll in beiden Ländern bis 2020 auf über 12 Prozent und in Frankreich auf über 10 Prozent bei den Frankiermaschinen ausgebaut werden.

Der erst am 19. November 2014 in den Vorstand berufene Sven Meise verantwortet die Digitalkunden. Er nutzte die Gelegenheit, sich den Aktionären als 44jähriger Familienvater einer vierjährigen Tochter vorzustellen. Nach dem BWL-Studium in Mannheim führten ihn berufliche Stationen zu IBM Deutschland GmbH und zu TA TriumphAdler GmbH (Kyocera Corp.). Als Chief Digital Officer freute er sich, seine Erfahrungen in die Transformationsstrategie ‚FP2020’ für das gesamte Lösungsproduktportfolio einzubringen.

Mit der Strategie BUILD will er die digitalen Lösungen stärken, denn FP hat mit dem ursprünglichen Kerngeschäft der Mentana Claimsoft GmbH (seit 2012 bei FP) mit OfficeKryptor und Signaturportal.de mehr als nur DeMail zu bieten. Digitale Signaturen können Beweiswert erhaltend gespeichert und verwaltet werden. Daten aus Fachverfahren der Kunden können an das Druckzentrum in Adlershof versandt und vorklassifiziert werden. Eingehende Post kann digitalisiert und ebenfalls zur Weiterverarbeitung vorklassifiziert werden. Zudem können ein Postfach- und ein Frankierservice angeboten werden.

Im Ausbau der Leistungskompetenz zeigen sich die Erweiterungspotenziale. Als entscheidend erachtet Herr Meise eine sinnvolle Verknüpfung von standardisierten Dienstleistungen, denn individualisierte Lösungen lehnt er mangels Profitabilität ab. Aufgebaut und eingesetzt wird daher auch ein integrierter Lösungsvertrieb. In diesem Markt möchte er jährlich mit 7 bis 10 Prozent wachsen und einen Umsatz von 15 bis 20 Mio. Euro bei überdurchschnittlicher Marge erreichen.

Mit der Strategie GROW soll FP als integrierter Lösungsanbieter internationalisiert werden. Neben Deutschland verfügt der FP-Konzern über zehn Auslandsorganisationen als Basis für die Internationalisierung. Akquisitionen aus der Kommunikations- und Informationslogistik mit etablierten und profitablen Produkten und Lösungen können FP beim Transformationsprozess ebenfalls voranbringen.  

Nochmals wandte sich Herr Szymanski an die Aktionäre und stellte rückblickend seit dem Börsengang im Jahre 2006 eine konsequente Umsetzung der Ziele fest. „Wenn wir in den nächsten fünf Jahren das schaffen, was wir bisher geschafft haben, dann haben wir gute Chancen unsere Ziele zu erreichen“, meinte Herr Szymanski in Bezug auf den weiterhin anstehenden Transformationsprozess.

Die heutige Hauptversammlung bezeichnete er als Startpunkt für die Strategie ‚FP2020’ und versprach, hart für deren Umsetzung zu arbeiten. Die Aktionäre bat er um Zustimmung zu den Tagesordnungspunkten, denn damit kann das mehr als 90 Jahre alte Unternehmen auf eine neue Entwicklungsstufe gehoben werden und als digitale Poststelle seiner Kunden gestärkt in die Zukunft blicken.

Der Aufsichtsratsvorsitzenden Klaus Röhrig dankte dem Vorstand und bat, diesen Dank an die Mitarbeiter weiterzuleiten. Da es keine Änderungen beim Vergütungssystem gab, war darüber nichts zu berichten. Auch Interessenkonflikte hatte es nicht gegeben, beleuchtete er die Arbeit des Kontrollgremiums. Alle Aufsichtsratsmitglieder hatten an mehr als der Hälfte der Sitzungen teilgenommen.

Für die Abstimmung über den Gewinnverwendungsbeschluss (TOP 2) kündigte er eine geringere Rückstellung an, da sich die dividendenberechtigte Aktienzahl leicht erhöht hatte.

Die Erstpräsenz für das Grundkapital von 16.160.000 Aktien gab Herr Röhrig mit 6.281.916 Aktien und einer Teilnahmequote von 38,87 Prozent an. Er wollte um 11:08 Uhr die Generaldebatte eröffnen, doch bis zu diesem Zeitpunkt lagen noch keine Wortmeldungen vor.


Allgemeine Aussprache


Die fehlende Wortmeldung reichte Michael Kunert, Sprecher der Schutzvereinigung für Kapitalanleger (SdK) jetzt nach. Auch er stellte fest, dass sich der FP-Konzern positiv entwickelt hatte. Mit einer Einschränkung: der Börsengang 2006 war mitnichten ein Erfolg. Die FP-Aktie war am 30.11.2006 zu 19 Euro emittiert worden. „Das war für Aktionäre keine Freude, wie ich aus eigener Erfahrung berichten kann“, sagte er, ließ die aktuell Verantwortlichen aber bei seiner Kritik außen vor. Sie agieren schließlich erst seit 2013 in diesem Unternehmen.

Der Aktionärsschützer begrüßte den Plan, die Ausschüttungsquote mit 35 bis 50 Prozent anzusetzen. Dennoch war er über die Verdopplung der Dividende überrascht, weil der Konzern eigentlich erst noch an der Eigenkapitalquote von lediglich 21,1 (18,3) Prozent arbeiten muss. Er wollte wissen, ob eine weitere Dividendensteigerung ansteht und was sich der Konzern für den Schuldenabbau einfallen lässt. Herr Szymanski sieht FP mit den 0,16 Euro Dividende „gut aufgestellt“. Seine Überlegungen waren, die Interessen aller zu treffen. Beides, Eigenkapital und Dividende, soll weiter ausgebaut werden.

Den Rückkauf eigener Aktien (TOP 8) lehnte die SdK ab, weil im Beschluss die Möglichkeit eines Aktieneinzugs enthalten ist. Herr Kunert verstand den Sinn nicht, Liquidität zu vernichten, bzw. einen solchen Beschluss zu formulieren, wenn man gar nicht vorhat, Aktien einzuziehen. Auch den enthaltenen Bezugsrechteausschluss bis zu einer Quote von 50 Prozent sah er nicht ein. „Das kann eine Gesellschaft komplett verändern!“, warnte er und forderte, dass Aktionäre solch große Veränderungen selbst zu bestimmen haben. Liquidität soll nicht vernichtet werden, versicherte der Vorstandssprecher. Mit dem Vorratsbeschluss des Aktienrückkaufs soll der FP-Konzern bei Mitarbeiterprogrammen und Unternehmensbeteiligungen flexibler werden. An Mitarbeiter-Optionen sei aber nicht gedacht, da gibt es „andere Incentivierungsmöglichkeiten“.

Ob das Ziel der Strategie ’FP2020’ mit 225 bis 250 Mio. Umsatz organisch oder durch Zukäufe erreicht werden soll, wollte der SdK-Sprecher wissen und wie ausreichend die Finanzierungsmittel sind. Der Kreditrahmen reicht für die ausgegebenen Ziele aus, antwortete Herr Szymanski. Die Annahme für 2020 enthält eine Akquisition, doch dafür sind weitere Mittel erforderlich.

Michael Kunert vermutete, dass durch den Umzug von Birkenwerder (Land Brandenburg) nach Berlin Subventionen zurückgezahlt werden müssen und es Verstimmungen gab. Ihn interessierte, ob es in Berlin neue Subventionen geben wird. Einen Zuwendungsbescheid des Landes Berlin hat FP bereits erhalten, verkündete Herr Szymanski, Zahlungen sind aber noch nicht erfolgt. Die in Brandenburg zugesagten Fördermittel gehen verloren, Rückzahlungen stehen jedoch nicht an. „Dies wurde für eine größere Summe auch so bestätigt“, beruhigte der Vorstandssprecher. „Wir nehmen keine Verstimmungen wahr“, sagte er und ging davon aus, dass das auch so bleibt. Der Standort Wittenberge wird von diesem Umzug nicht in Frage gestellt.

Der neue Konsortialdarlehensvertrag zeigt die Wertschätzung durch die Banken, stellte Herr Kunert fest. „Das war vor einigen Jahren noch nicht absehbar“. Ihn interessierte die Zinsrange, die Auswirkungen der neuen Konditionen und welcher Spielraum beim Finanzierungsrahmen neu entstanden ist. „Welche Meldepflichten an die Banken gibt es?“ Die Zinsrange hatte sich um 80 Basispunkte verbessert, hängt aber von der Inanspruchnahme des Darlehens mit einem Finanzierungsrahmen von 5 bis 50 Millionen Euro ab, erklärte Herr Szymanski. Aus den Veränderungen ergeben sich Ersparnisse von 250.000 Euro.

Weil sich die Reglementierung in Frankreich erleichterte, wurde als Ziel ein Marktanteil von 10 Prozent ausgegeben. Herr Kunert fragte, wie hoch der aktuelle Marktanteil ist und bis wann das Ziel erreicht sein soll. Momentan sind in Frankreich 1.000 Geräte im Einsatz, antwortete Vertriebsvorstand Grethe, was einem Marktanteil von 0,4 Prozent entspricht. Das Ziel soll 2020 erreicht sein. Bisher war man in Frankreich nur mit dem Produkt MyMail aktiv, doch mit der Zulassung des PostBase-Systems ist FP im Nachbarland nun besser aufgestellt. Die aufgebaute Vertriebsorganisation bringt derzeit monatlich 70 Geräte in den Markt und der Postvertrag ermöglicht sowohl die Vermietung als auch den Verkauf der Maschinen an Händler. Den neuen Frankreich-Geschäftsführer bezeichnete Herr Grethe als „Stärkung“.

Herr Kuhnert vermisste in der Tabelle auf Seite 51 des Geschäftsberichts zur Entwicklung der Nettoverschuldung in der Fußnote zum angepassten Wert die Angabe der Ursache der Veränderungen.

Die in Großbritannien frei gewordenen Teleporto-Gelder sind kein Eigenkapital geworden, weil sie komplett in die Schuldentilgung investiert wurden, so der SdK-Sprecher weiter. „Wie viele Zinsen haben Sie dabei eingespart?“, fragte er und wollte zudem wissen, was sich mit dem neuen Herstellervertrag geändert hat. Hatte es sich um einen Zufall nach „sorgfältiger Prüfung“ gehandelt oder war es geplant, die Teleporto-Gelder frei zu bekommen, war Herr Kunerts Frage. Bleiben die bestehenden Restriktionen bei diesen Geldern in Kanada und Österreich bestehen, wollte er noch wissen. „Wie hoch ist das Risiko?“, sorgte sich der Aktionärsschützer für den Fall, dass die Gelder wieder zurückgezahlt werden müssen, falls sie angefordert werden oder der Vertrag ausläuft. „Das hat für mich etwas von Schneeballsystem, wenn der Markt zusammenbricht und alle ihr Geld zurück haben wollen.“ Herr Grethe versicherte, dass es sich bei der erfolgten Neubewertung der Teleporto-Gelder weder um einen Zufall noch um ein Ziel handelte. Ausschlaggebend für die Neubewertung der Teleporto-Gelder war allein der neu geschlossene Vertrag mit Royal Mail. Es gibt keinen Herstellervertrag. In Kanada und in Österreich sind ähnliche Entwicklungen durch bestehende Verträge dagegen nicht absehbar. Die Nettoverschuldung hatte sich zunächst erhöht, antwortete Herr Szymanski, aber durch die Neubewertung des "restricted cash" in Großbritannien wurden Darlehen zurückgeführt. Zur Zinsersparnis gab der Vorstandssprecher nur „angenommene Werte“ an. Bei einer möglichen Tilgung von 10 Mio. Euro und einem angenommenen Zinssatz von 2 Prozent ergibt sich ein angenommener Zinsvorteil von 200.000 Euro.

Herr Kunert stellte fest, dass die ursprünglichen Prognosen nicht ganz eingehalten wurden - und das nicht zum ersten Mal. Seine Einschätzung, dass die Entwicklung des FP-Konzerns positiv läuft, bleibt aber bestehen. „Wenn das erste Quartal das beste Quartal war, was ist dann mit dem Weihnachtsgeschäft?“, fragte er. Von einem Weihnachtsgeschäft profitiert FP „überhaupt nicht“, stellte Herr Grethe klar. Das starke erste Quartal resultiert aus dem Verkauf neuer Portopreise für die Frankiersysteme.

Der Aufsichtsratsvorsitzende dankte für die „detaillierten und wohldurchdachten Fragen“, ehe Dr. Malte Diesselhorst von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) den „detaillierten und informativen Geschäftsbericht“ lobte. „Wir erleben ein Unternehmen mit solider Entwicklung“, meinte er, doch der Aktienkurs entwickelte sich nicht entsprechend. Deshalb interessierte ihn, wie das die Vorstände und institutionelle Investoren sehen. Herr Szymanski stellte klar, dass der Vorstand den Kurs nur über die Entwicklung des Unternehmens beeinflussen kann. „Das tun wir auch!“ Es wurde nicht alles erreicht und darauf reagiert der Markt. Dennoch hat sich auch der Aktienkurs positiv entwickelt. Der Vorstandssprecher ist sich sicher, dass sich FP auf eine stabile Aktionärsstruktur verlassen kann.

Die auslaufende Dezertifizierung im US-Markt betrachtete der DSW-Sprecher sowohl als Schub, aber auch als Risiko. „Worin liegen die Gefahren, wenn die Kunden neue Geräte und neue Verträge bekommen?“ Für Herrn Grethe besteht die Gefahr von Kundenverlusten bei gleichzeitig sinkendem Briefvolumen. Dieser Effekt konnte jedoch vermieden werden, da bereits 60 Prozent der Geräte vor Auslauf der Dezertifizierung ersetzt wurden. Dabei wurden auch Kunden von Wettbewerbern gewonnen. Die Situation im US-Markt erfordert zunächst zwar hohe Investitionen in die Zukunft, führt aber zu Umsätzen und einem After-Sales-Geschäft, beleuchtete der Vertriebsvorstand die Situation. Erweiterte Funktionalitäten münden in Verträge mit Laufzeiten zwischen 36 und 60 Monaten und führen meist zu einer längeren Kundenbindung.

Änderungen des Portotarifes wurden im Geschäftsbericht (S. 68) als Risiko genannt. „Ist das Risiko eingetreten oder wie kann es sich auswirken?“, interessierte Dr. Diesselhorst. Tarifänderungen für Porti sind für FP ein gutes Geschäft, weil sie an Kunden verkauft werden, antwortete Herr Grethe. Eine längere Stabilität der Porti kann daher zu Umsatzausfällen führen. In den USA hatte sich die geplante Erhöhung der Portopreise vom Jahresanfang auf den Mai verschoben. Dieses Risiko wird minimiert, indem der Kunde im Voraus eine Pauschale sozusagen als Flatrate auf Portoänderungen entrichtet.

In den etablierten Märkten stellte auch der DSW-Sprecher rückläufige Briefzahlen fest. Deshalb interessierte ihn, inwieweit Umsätze mit DeMail generiert werden und ob das System profitabel ist: „Wie sieht die konkrete Entwicklung für die Zukunft aus?“ Digitalvorstand Sven Meise erklärte, dass sich der Umsatz aus Installationen, Miete, Porto- und Transaktionskosten ergibt. DeMail wird bei Kunden als Einstieg zur Beratung in das Geschäft der Digitalisierung genutzt, weil es nicht nur sicher, sondern auch rechtssicher ist.  

Weltweit ist der FP-Konzern die Nummer drei im Frankiermaschinenmarkt, in Deutschland Marktführer. „Wie stellen sich die Wettbewerber auf und wo sehen Sie sich dagegen?“, fragte Dr. Diesselhorst. Herr Grethe erklärte Pitney Bowes Inc. zur weltweiten Nummer eins und die französische Neopost S.A. zur Nummer zwei. Selbstverständlich hatte man sich bei der Erarbeitung der Strategie ’FP2020’ die Wettbewerber angesehen. Der Vorstand sieht FP gut aufgestellt, auch wenn andere Unternehmen ihre Strategie ebenfalls auf Transformation ausgerichtet haben. Neben dem geplanten organischen Wachstum von null bis zwei Prozent jährlich ist sich Herr Grethe sicher, dass FP auch durch seine integrierten Produkte bei den gleichen Kunden die Transformation schneller als der Wettbewerb erreicht.

Die deutliche Erhöhung der Abschreibungen und die durch die niedrigen Zinsen erforderlich gewordene Aufstockung der Pensionsrückstellungen um 3 Mio. Euro veranlasste Dr. Diesselhorst zur Frage, ob es das jetzt war. Für eine Sammelklage in den USA wurden dagegen keine Rückstellungen getroffen. Insbesondere wollte er wissen, wie die langfristige Planung der Abschreibungen aussieht und ob sie sich verringern werden. Das verneinte Herr Szymanski, denn die Abschreibungen werden sich auf Grund der Investitionen durch den Geräteaustausch in den USA eher noch erhöhen. Weitere Rückstellungen wird es aber nicht mehr geben. Die Wahrscheinlichkeit, bei der Sammelklage gegen Werbefaxe zu unterliegen, liegt nach Aussage der US-Anwälte des FP-Konzerns unter 50 Prozent. Daher muss nach IARS 31 keine Rückstellung gebildet werden.

Da der Cashflow nun wieder positiv sein wird, fragte der DSW-Sprecher, ob damit dieses Jahr schon das Ziel ’FP2020’ in diesem Punkt erreicht ist, oder ob mit einem weiteren Anstieg in den Folgejahren zu rechnen ist. Herr Szymanski bescheinigte FP in seiner Antwort, auf einem „guten Weg“ zu sein und bestätigte die Guidance, warnte aber davor, das erste Quartal linear hochzurechnen.

Dr. Diesselhorst fragte den Vorstand auch nach den Covenants (deutsch: Finanzierungsbedingungen) der Konsortialbanken und wie gut der FP-Konzern da gerade liegt. Ihn interessierte, welche Werte besonders beobachtet werden und ob die Einhaltung der Covenants Auswirkungen auf die Zinsen hat. Bei der Einhaltung der Finanzierungsbedingungen sind die bereinigten Eigenmittel, die bereinigte Eigenkapitalquote, der Kapitaldienstdeckungsgrad und die Nettoverschuldung maßgebend, entgegnete Herr Szymanski. Zum 31.12.2014 wurden alle Werte eingehalten und es gab keine Auswirkungen auf die Zinsen.

Der DSW-Vertreter lobte die „begrüßenswerte Dividende“. Um deren Basis einschätzen zu können, fragte er, was das bereinigte Konzernergebnis ist und welche Schritte unternommen werden, bevor die Dividende berechnet wird. Die Dividendenfähigkeit wird durch mehrere Bereinigungsschritte errechnet. Auch die Aktivierung latenter Steuern spielt dabei eine Rolle. Herr Szymanski behält sich aber eine Adjustierung im Falle von einmaligen Vorfällen vor.

Langfristig handelt es sich um einen schwer einzuschätzenden Markt, gestand Dr. Diesselhorst der Gesellschaft zu. Die kann jedoch ihren Kunden einen guten Weg anbieten. Er begrüßte, dass keine unkalkulierbaren Risiken eingegangen werden und freute sich, wenn der Vorstand die nachhaltige Unternehmenspolitik beibehält.

Für verwunderte Blicke sorgte zunächst der Aktionär Tom Hiss, Lübeck, der mit einem Rollkoffer das Rednerpult betrat und von einem seiner ersten Hauptversammlungsbesuche vor etwa 20 Jahren berichtete. Dort war er im bayrischen Haus der Wirtschaft beim stark wachsenden Unternehmen Macrotron AG. Die planten, die Aktionäre auszuhungern. Durch die Umwandlung in eine Kommanditgesellschaft sollten Aktien zum Buchwert statt zum Marktwert verkauft werden. Mit eigener Verpflegung erlebte er, wie um 20 Uhr die Polizei einen Redner abziehen sollte, der nicht aufhörte zu fragen, doch zu diesem Zeitpunkt war der Versammlungsleiter bereits abgewählt.

„Heute sind auch kritische Beschlüsse fällig“, stellte Herr Hiss vielsagend fest und zeigte auf seinen Koffer. „Hier sind auch Esssachen drin, …aber vegetarische Süßigkeiten aus Lübeck, weil es bei FP keinen Grund gibt, sich zu beschweren.“ Mit Niederegger-Präsentpackungen bedankte er sich bei jedem von der Verwaltung, dass sie das Unternehmen so gut führen. Der  Aufsichtsratsvorsitzende bat Herrn Hiss, der Notarin zwei seiner Marzipantorten zu überreichen, weil sie eine zu Protokoll nehmen muss. Eigentlich hatte der Aktionär am Buffet dabei auch an die Miteigentümer gedacht, doch diese Präsentpackungen waren nur wenig später in den Taschen einer Person verschwunden.

Herr Hiss sieht bei FP eine hochinteressante Entwicklung mit Zukunftsperspektiven. Ihm gefällt das „lebendige Team“ bei FP, das „zielorientiert“ arbeitet und er forderte den Vorstand auf, das auch den Mitarbeitern zu übermitteln.

Er unterstützt das Aktienoptionsprogramm für Führungskräfte und findet selbst eine Einziehung von Aktien gut, um den einzelnen Anteil als Alternative zur Dividende ein „kleines bisschen größer“ zu machen. Da die Verwaltung zu zwei Dritteln aus Aktionären besteht, ist die Unternehmensführung „sozusagen aus unserer Mitte besetzt“. Herr Hiss vertraute daher darauf, dass für die Aktionäre gearbeitet wird. Die Gefahr, dass durch Sachkapitalerhöhungen wertlose Gesellschaften eingebracht werden, sah er daher nicht. Er lobte die IR-Arbeit, die nahe am Aktionär ist, und hatte deshalb gar keine Fragen.

Versammlungsleiter Röhrig fragte nochmals nach Wortmeldungen und meinte, „Sie müssen nicht, können diese aber durch Torten unterstützen“.

Aktionär Johannes Schwarz kritisierte die Beantwortung der Fragen und das Backoffice. „Wenn Herr Kunert nach konkreten Zahlen fragt, dann müssen die auch kommen“, forderte er und empfahl, sie lieber gleich zu nennen. Insbesondere wollte er wissen, ob in der Strategie ’FP2020’ das Jahr 2014 als Basis für einen positiven und steigenden Cashflow dient oder doch das Jahr 2015 mit einem erstmals wieder positiven Cashflow. Herr Meise betonte nochmals, dass der digitale Umsatz bis zum Jahr 2020 dann 50 Prozent ausmachen soll. In den beiden neuen Geschäftsfeldern Mail Services und Software lag der Umsatz aktuell bei 44,1 (42,1) Mio. Euro und deren Anteil bei 13,4 (12,9) Prozent. Herr Szymanski ergänzte, dass bis 2020 ein positiver Free Cashflow erwartet wird. In Folge der Ertragssteigerung erwartet der Vorstand auch eine Stärkung des Free Cashflows.

Generell wurden nur wenige Meilensteine genannte, kritisierte Herr Schwarz weiter. Er erinnerte sich an eine Grafik in der Vorstandspräsentation, in der ein Pfeil stark ansteigt und wieder sinkt. Das sprach seiner Ansicht gegen einen linearen Anstieg. „Wie erreichen Sie ihr Ziel?“ Als Meilensteine nannte Herr Szymanski eine „kontinuierliche Verbesserung des Cashflow“, der im ersten Quartal 2015 wegen der Abrechnungen einen starken Anstieg erlebte. Es wird aber keine kontinuierliche Entwicklung erwartet werden können, was sowohl für den Umsatz als auch für das EBITDA und den Cashflow gilt.

Weitere Fragen hatte auch SdK-Sprecher Kunert, dem die Zahlen zum Investitionszuschuss fehlten. Herr Szymanski bestätigte den Förderbescheid des Landes Berlin, der für eine Laufzeit von zwei Jahren einen Personalkostenzuschuss bis zu 3,5 Mio. Euro vorsieht. Dafür müssen eine gewisse Lohnsumme, Mitarbeiterzahlen und Investitionen von 3,1 Mio. Euro eingehalten werden. Ein erster Zahlungsabruf kann zum 30. September 2015 erfolgen.

Bei der weiteren Nachfrage von Herrn Kunert („Ich gehe davon aus, dass Sie als Vorstand das direkt beantworten können und keine Juristen im Hintergrund brauchen!“), ob die Umsatzplanung im Strategieziel ’FP2020’ auch Zukäufe enthält, wiederholte Herr Szymanski das Umsatzziel von 225 bis 250 Mio. Euro, fügte aber an, dass diese Planzahlen bereits die Akquisition eines erfolgreichen Unternehmens enthalten. Im Kerngeschäft der Frankiermaschinen wird ein jährliches Wachstum von 2 Prozent erwartet und bei den digitalen Lösungen sieht der Vorstand in beiden Geschäftsfeldern einen jährlichen Anstieg von 7 bis 10 Prozent. Gemeinsam mit dem Umsatzbeitrag einer noch nicht bekannten Akquisition ergibt sich das Umsatzziel.

Zur Dividendenpolitik wollte der SdK-Sprecher wissen, ob FP davon ausgeht, dass die Dividende in gleicher Höhe gezahlt werden kann und wie sicher sich der Vorstand ist, dass sie gleich bleibt. „Von einer Steigerung wollen wir erst einmal gar nicht reden“, sagte Herr Kunert, aber es wäre unsinnig, wenn die Dividende nach dieser Anhebung wieder sinkt. Laut Prognose soll die Dividende stabil bleiben, doch Herr Szymanski schränkte ein, dass dies von der Liquiditätsplanung und der Finanzierung abhängigen wird. Er geht davon aus, dass eine „vergleichbare Höhe“ angestrebt wird, doch „ganz genau werden wir es erst in einem Jahr wissen“.

Da mit weiteren frei werdenden Teleporto-Geldern aus Österreich und Kanada zur Reduzierung der Nettoverbindlichkeiten derzeit nicht gerechnet werden kann, wollte Herr Kunert wissen, ob die Verträge mit den Postgesellschaften zeitlich begrenzt sind und danach eine Veränderung vorgenommen werden kann. „Ist das ein Ziel?“, fragte er die Vorstände und bat um Angabe der Größenordnungen. Allerdings sieht er im frei gewordenen „restricted cash“ ein Risiko und erkundigte sich nach der Höhe der Summen. Wenn der Markt zusammenbricht, muss zurückgezahlt werden, denn „wenn ich das System richtig verstanden habe, ist das wie eine Mietkaution“.  Die Veränderungen der Nettoverbindlichkeiten durch die neu bewerteten und damit frei gewordenen Teleporto-Gelder hatten Einfluss auf die Kreditlinien, ohne diese aufzugeben, sagte der Vorstandssprecher. Er betonte, dass Banken FP inzwischen als sog. Investment grade  einstufen. Das Risiko bei einem Zusammenbruch relativierte er, weil es sich „um Fremdkapital wie bei einer Portovorauszahlung“ handelt, die sich über das Jahr durch die Abbuchungen wieder ausgleicht. „Wir nutzen die Kreditlinien der Kunden“, sagte Herr Szymanski, ohne auf die Kreditlinien der Banken zu verzichten, auf die FP nach wie vor zurückgreifen kann. Die Beendigung von Verträgen in Österreich oder Kanada ist dagegen nicht abzusehen, ergänzte Vertriebsvorstand Grethe, auch die Größenordnung einer Neubewertung der dort vorhandenen Teleporto-Gelder kann aus heutiger Sicht nicht abgeschätzt werden.

Auch Herr Kunert begrüßte es als „wichtig und richtig“, dass Aufsichtsrat und Vorstand unternehmerisch beteiligt sind. Er bemängelte aber, dass es bei den Aktienoptionen keine Haltefristen, sondern nur Wartefristen gibt. Er wunderte sich auch darüber, dass zur Ausübung nur Bezug auf das EBITDA („das ist richtig“) und nicht auf den Aktienkurs genommen wurde und hätte viel lieber eine Kombination beider Optionsschwellen gesehen. Die Optionspläne haben den Sinn, hochqualifizierte Mitarbeiter zu binden und zu fördern, erklärte Herr Szymanski. Die Erfolgsgrößen sind Umsatz und EBITDA, weil „wir den Aktienkurs definitiv nicht beeinflussen“ können. Da der Vorstand Umsatz und Ergebnis direkt beeinflussen kann, versprach er, hart zu arbeiten und am Ziel zu bleiben. Über die Bewertung des Marktes wird sich der Aktienkurs entwickeln. Herr Szymanski bestätigte aktuell nochmals die ausgegebene Guidance.

Herr Hiss hatte noch eine Frage zu der in den Planzahlen enthaltenen Akquisition. Er forderte, für den Kapitalmarkt nicht schwammig, sondern klar zu kommunizieren, welcher Umfang organisch und welcher auf die Akquisition zurückzuführen ist. „Die Akquisition ist kein Muss, sondern eine Möglichkeit“, antwortete Herr Szymanski direkt. Ein Erwerb wird im Bereich Dokumentenein- und -ausgang angestrebt, sofern es wirtschaftlich und strategisch passt. Die Zahlen enthalten eine Akquisition und die Geschäftsbereiche wachsen, aber „wir kennen das Ziel nicht“. Deshalb wies er die anwesenden Aktionäre darauf hin, auf die Bandbreite des Umsatzziels in der Guidance zu achten. Er versicherte den Aktionären, dass sie sich auf ihr Management verlassen können, das sich nicht treiben lässt und eine mögliche Akquisition genau prüfen wird.

Nun fragte auch Herr Kunert nochmals nach, da ihm diese Angaben nicht konkret genug waren. Er wollte wissen, in welchem der beiden Geschäftsfelder eine Akquisition sinnvoller ist. Auch hier antwortet Herr Szymanski wieder direkt und erklärte, dass eine Akquisition entlang des postalischen Prozesses bei der Datenbearbeitung im Postein- und -ausgang in beiden Geschäftsfeldern erfolgen kann. Zwei Drittel des Umsatzes entfallen aktuell auf Frankieren und Kuvertieren. Es liegt seiner Meinung daher nahe, sich im anderen Geschäftsfeld umzusehen. Nochmals betonte er aber, dass der Vorstand aktuell kein konkretes Ziel vor Augen hat.


Abstimmungen

Der Aufsichtsratsvorsitzende schloss um 12:47 Uhr die Generaldebatte und stellte fest, dass die Hautversammlung von den Vorträgen und Berichten Kenntnis genommen hat. Er erläuterte die Abstimmungen und wies auf die Sicherstellung der gesetzlichen Stimmrechtsausschlüsse hin. Die Tagesordnung hatte sich nur in einem Punkt (TOP 2) geändert, weil der Bilanzgewinn sich anders verteilte. Als Begründung für die Anpassung nannte Herr Röhrig auf Nachfrage, dass sich die dividendenberechtigte Aktienzahl durch Ausübungen aus dem alten Aktienoptionsplan 2010 leicht erhöht hatte, so dass 2.559.048,96 (2.556.488,96) Euro vom erreichten Bilanzgewinn auszuschütten waren.

Als Nachtragspräsenz nannte er mit einer Anwesenheitsquote von 38,85 Prozent 6.278.906 von 16.160.000 Aktien, in die das Grundkapital der Gesellschaft in Höhe von 16,16 Mio. Euro eingeteilt ist.

Das Abstimmungsergebnis zeigte nur wenige Auffälligkeiten. Den Beschlussvorlagen der Verwaltung wurde mit meist über 99 Prozent zugestimmt. Dazu gehörte die Ausschüttung einer Dividende (TOP 2), die Entlastung des Vorstands (TOP 3) und des Aufsichtsrats (TOP 4) und die Zustimmung zur Änderung des Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrages mit der Francotyp-Postalia GmbH (TOP 5), die Sitzverlegung und Satzungsänderung (TOP 6), die Bestellung des Abschlussprüfers und Konzernabschlussprüfers (TOP 7) und die Anpassung des bedingten Kapitals 2010 (TOP 11).

Es waren auch Abweichungen mit 14,76 Prozent Neinstimmen (TOP 8, Ermächtigung zum Erwerb und zur Verwendung eigener Aktien) bzw. 1.099.139 Neinstimmen (TOP 9, Schaffung des genehmigten Kapitals 2015,) und 1.099.140 Neinstimmen (TOP 10, Ausgabe von Options- oder Wandelschuldverschreibungen, Genussrechten oder Gewinnschuldverschreibungen) festzustellen.

Die Versammlung wurde um 13:26 Uhr beendet.


Fazit

Schade, dass bei der Beantwortung einiger Fragen die inhaltliche Aussagekraft durch den „Backoffice-Filter“ teilweise doch zu leicht geraten war. Das hatten das Unternehmen und auch die Verantwortlichen, die zuvor auch auf einer Investorenkonferenz hinter ihren Produkten zu stehen schienen, nicht nötig gehabt.  

Mit der Entwicklung des online gestützten PostBase-Systems und dessen internationalem Marktausbau sichert sich der Konzern nach den Investitionskosten eine planbare Umsatzbasis. Mit der Deutschen Rentenversicherung und der Bundesanstalt für Arbeit hat FP bereits den Fuß bei den beiden größten Versendern Deutschlands in der Tür. Die sichere Kommunikation DeMail als Einstieg für das weitere digitale Geschäft beim Postein- und -ausgang, der Weiterverarbeitung und der (Langzeit-)Archivierung von Daten zu nutzen, scheint in unseren Augen der richtige Weg für das angestrebte Ziel der Transformation des Unternehmens zu sein.

Beim Umbau zur digitalen Poststelle agiert der Vorstand nicht überhastet, sondern wohlüberlegt. Wer diesen Weg begleiten möchte, hat dazu noch Gelegenheit, denn der Aktienkurs von derzeit etwa 4,50 Euro zeigte sich seit eineinhalb Jahren recht stabil.


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Veröffentlichungsdatum: 25.06.2015 - 21:45
Redakteur: hsa
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