Am 15. Juni 2015 fand in Hamburg die ordentliche Hauptversammlung der Hawesko Holding AG statt. Das abgelaufene Geschäftsjahr stand vor allem im Zeichen des Übernahmeangebots durch die Tocos Beteiligung GmbH und die daraus resultierende personelle Veränderung. Rund 600 Aktionäre und Gäste, unter ihnen auch Thorsten Renner für GSC Research, hatten sich im Operettenhaus eingefunden, um sich über die weiteren Zukunftsperspektiven zu informieren.
Der Aufsichtsratsvorsitzende Detlev Meyer begrüßte die anwesenden Aktionäre und übergab die Versammlungsleitung an das Aufsichtsratsmitglied Prof. Dr. Reitzle. Nach der Eröffnung durch Prof. Reitzle gab er den beiden neuen Vorstandsmitgliedern Alexander Borwitzky und Nikolas von Haugwitz die Gelegenheit, sich den Aktionären vorzustellen. Im Anschluss an das Verlesen der sonstigen Formalien übergab Prof. Reitzle das Wort an den Finanzvorstand Ulrich Zimmermann.
Bericht des Vorstands
Auch im vergangenen Jahr wuchs Hawesko schneller als der deutsche Weinmarkt und konnte so Marktanteile hinzugewinnen, führte Herr Zimmermann aus. Der Umsatz erhöhte sich um 2,9 Prozent, während der Weinmarkt wertmäßig um 1 Prozent nachgab. Mit dem Umsatzzuwachs auf insgesamt 473 Mio. Euro erzielte die Gesellschaft einen neuen Höchstwert. Dies fand Herr Zimmermann durchaus beachtenswert, da das letzte Jahr ausreichend Gegenwind bereithielt.
Allein aus der geringeren Nachfrage nach Bordeauxweinen resultierten 8 Mio. Euro weniger Erlöse. Zudem machte sich der Wegfall von Château Classic mit 4 Mio. Euro bemerkbar. Bereinigt um diese beiden Effekte erzielte der Weinspezialist ein Umsatzplus von 4,4 Prozent. Positive Impulse gab es jedoch durch die Firmenjubiläen bei Jacques und beim Hanseatischen Wein- und Sekt-Kontor. Außerdem konnte auch im abgelaufenen Jahr das Onlinegeschäft ausgebaut werden.
Bei Jacques verzeichnete das Unternehmen einen Umsatzanstieg von 4,7 Prozent auf 137,8 Mio. Euro. Laut Herrn Zimmermann belief sich das flächenbereinigte Wachstum auf 3,9 Prozent. Auch im Rahmen der Jubiläumsaktionen konnten neue Kunden hinzugewonnen werden. So erhöhte sich die Zahl der aktiven Kunden um 4 Prozent auf 777.000. Allein im vergangenen Jahr kamen 111.000 neue Kunden hinzu. Als Folge davon legte das EBIT überproportional um 8,9 Prozent auf 15,2 Mio. Euro zu.
Dagegen sank der Umsatz im Großhandel um 3,5 Prozent auf 177,7 Mio. Euro. Auch hier schlugen sich nach Aussage von Herrn Zimmermann die geringere Nachfrage nach Bordeaux und Château Classic in den Zahlen nieder. Bereinigt um diese Mindereinnahmen von 9,5 Mio. Euro hätte das Wachstum bei 1,8 Prozent gelegen. Durch den Wegfall der Belastungen im Zusammenhang mit Château Classic konnte das EBIT aber auf 5,1 Mio. Euro verdoppelt werden.
Im Bereich Distanzhandel stieg der Umsatz um 5,3 Prozent auf 157,3 Mio. Euro. Wie Herr Zimmermann weiter ausführte, lag das um die Bordeaux-Effekte bereinigte Umsatzwachstum bei 6,9 Prozent. Im Jubiläumsjahr des hanseatischen Wein- und Sekt-Kontors konnten 195.000 neue Kunden akquiriert werden. Der Onlineumsatz erhöhte sich erneut um 9 Prozent und machte bereits knapp die Hälfte des Umsatzvolumens aus. Der geringere Bordeaux-Verkauf hatte auch Auswirkungen auf das EBIT, das von 11,1 auf 9,0 Mio. Euro nachgab.
Auf Konzernebene belief sich das EBIT auf 20,1 Mio. Euro nach 22,6 Mio. Euro im Vorjahr. Dies entsprach nach Angabe von Herrn Zimmermann einer Marge von 4,2 Prozent. Allerdings fielen diese Rückgänge nicht im Kerngeschäft an. Hawesko hatte jedoch 4,8 Mio. Euro Beraterkosten im Rahmen des Übernahmeprozesses und einer möglichen Erweiterung des Konzerns zu tragen. Bei den Posten Personal, Werbung und Versand erreichte die Gesellschaft weitgehend Stabilität. So resultierte eine Personalaufwandsquote von 11,1 Prozent.
Die Ausgaben für Werbung stiegen von 39,7 auf 41,5 Mio. Euro, was angesichts der Jubiläen auch geplant war. Bei den Versandkosten kam es zu einem Anstieg um 1,2 Mio. Euro auf 21,4 Mio. Euro, so dass sich auch die Versandkostenquote von 4,3 auf 4,5 Prozent erhöhte. Laut Herrn Zimmermann basierte der Anstieg vor allem auf ungünstigen Auftragsstrukturen und der Abwicklung der Aufträge in der Schweiz über eine neues Logistikzentrum.
Das Finanzergebnis lag bei 1,3 Mio. Euro nach 2,7 Mio. Euro vor Jahresfrist. Beim Ergebnis vor Steuern wies Hawesko einen Wert von 21,4 Mio. Euro aus. Wie Herr Zimmermann weiter ausführte, verringerte sich die Steuerquote von 35,4 auf 30,6 Prozent, was schließlich einen Jahresüberschuss von 14,8 Mio. Euro entsprechend einem Ergebnis je Aktie von 1,65 Euro zur Folge hatte. Darüber hinaus besitzt die Gesellschaft mit einer Eigenkapitalquote von 42 Prozent eine solide finanzielle Basis. Diese soll nach Aussage von Herrn Zimmermann ausgebaut und weiter gestärkt werden.
Der Cashflow aus laufender Geschäftstätigkeit gab von 31,1 auf 19,3 Mio. Euro nach. Dies begründete der Finanzvorstand mit einer Normalisierung im Working Capital. Auch der Free Cashflow verringerte sich auf 13,1 Mio. Euro gleichbedeutend mit 1,46 Euro je Aktie. Hawesko soll auch in Zukunft ein solider Dividendenwert bleiben, betonte Herr Zimmermann. Mit den kommenden Gewinnsteigerungen soll die Ausschüttungsquote aber auf ein niedrigeres Niveau geführt werden. Für das abgelaufene Jahr schlägt die Verwaltung eine Dividende von 1,30 Euro vor, wodurch sich die Ausschüttungsquote von 92 auf 79 Prozent verringert.
In Zukunft soll nach den Worten von Herrn Zimmermann die Profitabilität verbessert werden. Auf der Umsatzseite rechnete er im laufenden Jahr mit einem Wachstum von rund 1 Prozent. Während Jacques 2 Prozent zulegen dürfte, ging er im Groß- und Distanzhandel von einem Umsatz auf Vorjahresniveau aus. Das bereinigte EBIT erwartete Herr Zimmermann in der Größenordnung von 26 bis 27 Mio. Euro nach 24,6 Mio. Euro im Vorjahr. Die Bereinigung beläuft sich auf etwa 7 Mio. Euro und wurde bereits im ersten Quartal 2015 erfasst. In diesem Rahmen schätzte der Finanzvorstand den Jahresüberschuss auf 12 bis 13 Mio. Euro.
Das erste Quartal 2015 brachte einen erwarteten Umsatzrückgang von 2,0 Prozent. Allerdings erhöhte sich die operative Marge ohne Sonderbelastungen von 3,5 auf 3,9 Prozent. Nach fünf Monaten des laufenden Jahres sah Herr Zimmermann Hawesko auf einem guten Weg, die Jahresziele zu erreichen. Neben dem organischen Wachstum stellen auch strategische Akquisitionen eine Option dar, erklärte Herr Zimmermann. Als Ziel nannte er eine schlagkräftige Holding mit Integrationskraft. Nach einem aufregenden Jahr 2014 steht nun wieder ein spannendes Jahr vor der Gesellschaft. Positiv wertete Herr Zimmermann die nun klare Aktionärsstruktur und die nachhaltige Unterstützung des Vorstands durch den Aufsichtsrat. Deshalb war er zum Ende seiner Ausführungen überzeugt, die Marktführerschaft von Hawesko weiter ausbauen zu können.
Nach Aussage von Prof. Reitzle schied Herr Margaritoff zum 30. April 2015 aus dem Unternehmen aus, dem er seit 1981 angehört hatte. Sein Name habe einen ausgesprochen guten Klang in der Weinwelt und so dankte Prof Reitzle dem ausgeschiedenen Vorstandsvorsitzenden für die vergangenen 34 Jahre. Des Weiteren kündigte er an, dass bereits die Suche nach einem Nachfolger begonnen hat.
Allgemeine Diskussion
Dr. Steffen Kraus als Vertreter der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) zeigte sich etwas enttäuscht über die Präsentation der Verwaltung. Er hätte sich mehr Informationen zum Thema Wechsel in der Aktionärsstruktur gewünscht. Die gesunkene Ausschüttungsquote hielt er in diesem Jahr für akzeptabel. Ihn interessierte aber ebenso wie nachfolgende Redner, wo die Reise hingehen soll. Die aktuelle Eigenkapitalquote von 42 Prozent hielt Herr Zimmermann für eine gute Basis. Die zukünftig einbehaltenen Mittel sollen in profitables Wachstum investiert werden, um die Aktionäre dann an steigenden Gewinnen beteiligen zu können. Auf Sicht von zwei bis drei Jahren konnte sich Herr Zimmermann eine sukzessive Absenkung der Ausschüttungsquote auf 45 bis 55 Prozent vorstellen.
Kritisch sah Dr. Kraus die angefallenen Beraterkosten von rund 4 Mio. Euro, die nach seiner Ansicht eigentlich bei Herrn Margaritoff und Tocos hätten anfallen müssen. In diesem Rahmen bat er um Angabe, welche Belastungen 2015 noch zu erwarten sind. Für das Übernahmeangebot fielen 2014 etwas über 3 Mio. Euro an. Laut Herrn Zimmermann sind im laufenden Jahr noch Belastungen von rund 0,3 Mio. Euro zu erwarten. Angesichts der komplexen Thematik sah sich der Aufsichtsrat veranlasst, andere Berater als der Vorstand zu mandatieren. Bei dieser Frage war der Aufsichtsrat gefordert, dies eigenständig zu prüfen, zumal der Bieter auch noch im Aufsichtsrat vertreten war und somit Interessenkonflikte bestanden.
Nicht verständlich war dem DSW-Sprecher die fünfjährige Vertragsverlängerung von Herrn Margaritoff im letzten Jahr. Da er diese Personalpolitik nicht nachvollziehen konnte, kündigte er bereits an, den Aufsichtsrat nicht zu entlasten. In diesem Zusammenhang sprach er auch einen möglichen Haftungsfall beim Aufsichtsrat an. Die Vertragsverlängerung mit Herrn Margaritoff ist als unglücklich zu betrachten, erklärte Prof. Reitzle. Es lagen aber sechs Monate zwischen der Verlängerung und dem Übernahmeangebot von Tocos. Wenn das Thema Übernahme schon absehbar gewesen wäre, hätte Herr Meyer auch sicherlich nicht so einer teuren Verlängerung zugestimmt.
Im Hinblick auf die Suche nach einem neuen Vorstandsvorsitzenden bat Dr. Kraus um zusätzliche Informationen. Nach Aussage von Prof. Reitzle wird die Suche professionell gehandhabt und so befinden sich noch mehrere Personen im Rennen. Allerdings wurden auch schon einige Kandidaten aussortiert, so dass sich die Auswahl nun auf einen kleinen Kreis beschränkt. Bei der Neubesetzung wird der Kandidat nur einen Dreijahresvertrag erhalten, kündigte Prof. Reitzle an. Angesprochen auf die Profitabilitätsziele nannte Herr Zimmermann langfristig eine EBIT-Marge von 7 Prozent. Im laufenden Jahr erwartete er ohne außerordentliche Kosten über 5 Prozent, 2016 schon mehr als 6 Prozent.
Tilo Freiherr von Kap-herr als Vertreter der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) bemängelte die außerordentlichen Belastungen, die nun schon im dritten Jahr hintereinander anfielen. Er hätte sich gewünscht, dass sich beide Parteien freundschaftlich geeinigt hätten, auch um Kosten zu sparen. Nach Meinung des Aktionärssprechers muss sich die Verwaltung künftig an den jetzigen Zielen messen lassen.
Angesichts des Rückgangs beim EBIT im Bereich des Distanzhandels befürchtete der Aktionärsschützer eine mögliche Marktsättigung. Auch in der Vergangenheit hat die Gesellschaft gezeigt, dass trotz des Marktanteils ein moderates Wachstum erzielt werden kann. Den Rückgang beim EBIT führte Herr von Haugwitz auf die deutlich geringere Auslieferung bei Bordeauxweinen zurück.
Bei Wein & Vinos machte Herr von Kap-herr eine unbefriedigende Entwicklung aus. In diesem Zusammenhang bat er um Aufklärung zu den personellen Veränderungen. Wie Herr von Haugwitz bekanntgab, war der Generationenwechsel bereits beim Kauf des Unternehmens vorgesehen. Er hatte auch weiterhin hohe Erwartungen an Wein & Vinos, die sich jedoch nicht so schnell erfüllten wie gedacht. Das Unternehmen wächst aber ordentlich und ist profitabel, entsprechend hielt er auch den damals gezahlten Kaufpreis für angemessen.
Zufrieden war der SdK-Vertreter dagegen mit der Entwicklung bei Jacques. Einer der strategischen Schwerpunkte bei Jacques ist die Verzahnung mit dem Onlinegeschäft, so Herr Borwitzky. Neben diesem Ausbau testet man aber auch mit kleineren Flächen. Nicht nachvollziehen konnte Herr von Kap-herr, dass die Gesellschaft in Österreich noch zwei Filialen aufrechterhält. Wie der Vorstand berichtete, wurden die beiden letzten Depots in Österreich bereits im Februar geschlossen.
Weitere Fragen von Herrn von Kap-herr beschäftigten sich mit der Auslandsexpansion und dem schwächeren Ergebnis in der Schweiz. Das Geschäft in der Schweiz wurde erst vor ein paar Jahren mit einem geringen Volumen aus der Taufe gehoben, berichtete Herr Siebdrat. In diesem Jahr wird dagegen schon die Umsatzmarke von 25 Mio. Euro angestrebt. Allerdings müssen dazu im Gleichklang auch Strukturinvestitionen getätigt werden, die das Ergebnis belasten. Des Weiteren leidet das Geschäft in der Schweiz auch ein wenig unter der Währungsentwicklung beim CHF. Für Herrn Zimmermann kommen im Rahmen der Auslandsexpansion generell alle angrenzenden Länder in Betracht. Zunächst einmal wolle man sich aber auf die Steigerung der Profitabilität fokussieren.
Hinterfragt wurde von den Aktionären der recht niedrig geschätzte Umsatzzuwachs im laufenden Jahr. Aufgrund der Firmenjubiläen bei Jacques und Hanseatischem Wein- und Sekt-Kontor arbeitet man gegen hohe Vergleichswerte. Laut Herrn Zimmermann ist zudem der jetzige Bordeaux-Jahrgang noch einmal schwächer nachgefragt als der vorherige. Des Weiteren empfanden die Aktionäre die Aufwendungen im Zusammenhang mit der nicht erfolgten Akquisition als hoch. Wie Herr Zimmermann informierte, handelte es sich um eine Akquisitionsmöglichkeit im Ausland. Aufgrund der Größe des Objekts hatte die Gesellschaft auf eine umfangreiche aber auch kostenintensive Due Diligence Wert gelegt.
Herrn Schwarzlos interessierte, ob Herr Margaritoff auch Aktien zur Hauptversammlung angemeldet hat und wie viele Aktien von Tocos gehalten werden. Nach Aussage von Prof. Reitzle hatte Herr Margaritoff keine Aktien zur Hauptversammlung angemeldet. Die von Tocos gehaltenen Aktien bezifferte er auf 6.682.376 Stück. Auch die Frage, seit wann PricewaterhouseCoopers als Abschlussprüfer fungiert, nannte der Finanzvorstand das Jahr 2009.
Den Tagesordnungspunkt 7.6 über die Leitung der Hauptversammlung durch einen externen Dritten hielt Herr Schwarzlos für überflüssig. Prof. Reitzle schloss sich später dieser Ansicht an und teilte bereits mit, dass über diesen Punkt nicht abgestimmt wird. In einer weiteren Fragen beschäftigte sich Herr Schwarzlos mit den Kosten für den Bereich IR. Inklusive Personal, Hauptversammlung, Geschäftsberichten und sonstigen Aufwendungen nannte der Finanzvorstand Kosten von rund 1 Mio. Euro.
Nähere Auskünfte verlangte der Aktionär auch zum Büro in Hamburg und etwaigen Spenden im vergangenen Jahr. Das kleine Büro in Hamburg wird nicht durchgehend genutzt, verursacht aber auch nur monatliche Kosten von 1.300 Euro, teilte Herr Zimmermann mit. Bei den Spenden konnte Herr Zimmermann nichts Nennenswertes berichten, lediglich an die Freiwillige Feuerwehr Tornesch sei ein kleiner Betrag von 50 Euro geflossen. Angesprochen auf die Anzahl der Aktionäre ging Herr Zimmermann von etwa 6.000 aus.
Der nachfolgende Redner wollte wissen, ob Hawesko auch über den Erwerb von Weingütern nachdenkt. Nach Aussage von Herrn Siebdrat gehört dies nicht zur Strategie des Unternehmens, er verstand Hawesko als Handelsgesellschaft. Herrn Hamatschek war mit den Dividenden der letzten Jahre immer zufrieden. In diesem Zusammenhang bat er um Information, ob die Dividenden weiter steuerfrei gezahlt werden. Die steuerfreie Ausschüttung der Dividende ist nicht mehr möglich, bedauerte Herr Zimmermann.
Aktionär Manfred Klein bedankte sich zunächst einmal für den aktionärsfreundlichen Beginn der Hauptversammlung um 12 Uhr. Hauptthema bei Herrn Klein war dann auch noch einmal die Vertragsverlängerung und das Ausscheiden von Herrn Margaritoff. Laut Prof. Reitzle gab es in einer extrem wichtigen strategischen Ausrichtung unterschiedliche Auffassungen. Wenn zwei große Aktionäre so unterschiedliche Auffassungen vertreten, sei es klug, wenn einer nicht mehr involviert ist. Denn dies hätte das Unternehmen in Zukunft belastet. Deshalb sah es Prof. Reitzle positiv, dass ein Aktionär nun die Mehrheit hat, auch wenn eine sehr hohe Abfindung fällig wurde. Die unterschiedlichen Auffassungen traten erst nach der Vertragsverlängerung zutage. Herr Margaritoff habe das Unternehmen aber 34 Jahre geprägt und dafür gebühre ihm großer Dank, betonte Prof. Reitzle.
In einer zweiten Wortmeldung erkundigte sich Herr Schwarzlos nach dem Fuhrpark der Gesellschaft und möglichen Auswirkungen auf die Verlustvorträge durch den Kontrollwechsel. Hawesko unterhält keinen Fuhrpark zur Auslieferung. In der Holding gibt es lediglich zwei Leasingfahrzeuge, so Herr Zimmermann. Zwei Drittel der Verlustvorträge bleiben bestehen. Wie Herr Zimmermann weiter informierte, werden etwa 3 Mio. Euro Verlustvorträge durch den Kontrollwechsel entfallen. Herr Klein begrüßte dann die Entscheidung von Prof. Reitzle, auf Wunsch eines Aktionärs auf den Tagesordnungspunkt 7.6 zu verzichten. In § 21 der Satzung meinte Herr Klein einen Fehler ausgemacht zu haben. Dabei könnte es sich um ein Verschulden des Notars handeln. Sollte es zu einer Neuregelung der Satzung kommen, dann müsse der Notar Dr. Rawert auch haftbar gemacht werden, forderte Herr Klein.
Abstimmungen
Nach dem Ende der Aussprache leitete Prof. Reitzle zu den Abstimmungen über. Vom Grundkapital der Gesellschaft in Höhe von 13.708.934,14 Euro, eingeteilt in 8.983.403 Aktien, waren 7.698.001 Aktien entsprechend 85,59 Prozent vertreten. Die Beschlüsse wurden bis auf die Entlastung des Aufsichtsrats alle mit mindestens 98 Prozent Zustimmung im Sinne der Verwaltung gefasst. Bei der Entlastung gab es 11 Prozent Neinstimmen, allerdings waren dort aufgrund der Stimmverbote lediglich rund 1 Mio. Stimmen vertreten.
Beschlossen wurden die Ausschüttung einer Dividende von 1,30 Euro (TOP 2), die Entlastung von Vorstand (TOP 3) und Aufsichtsrat (TOP 4), die Wahl von PricewaterhouseCoopers zum Abschlussprüfer (TOP 5), die Wahl der Herren Prof. Reitzle und Prof. Säcker in den Aufsichtsrat (TOP 6) und diverse Satzungsänderungen (TOP 7.1-7.5). Gegen 16 Uhr beendete Prof. Reitzle die Hauptversammlung.
Fazit und eigene Meinung
Das vergangene Geschäftsjahr stand vor allem im Zeichen des Übernahmeangebots durch die Tocos Beteiligung GmbH. In der Folge schied dann der langjährige Vorstandsvorsitzende Alexander Margaritoff aus dem Unternehmen aus, was im laufenden Jahr zu Belastungen bei den Personalkosten führt. Auch 2014 fielen schon Aufwendungen im Zusammenhang mit dem Übernahmeangebot an. So durften sich die Aktionäre über eine auf 1,30 Euro abgesenkte Dividende freuen.
Im laufenden Jahr wird Hawesko operativ zwar bereits Fortschritte erzielen, die jedoch noch einmal von den Sonderfaktoren überlagert werden. Ab 2016 sollte die Gesellschaft jedoch dieses Thema hinter sich gelassen haben und dann wieder Ergebnisse auf normalisierter Basis ausweisen. Bei dann wieder steigenden Ergebnissen soll sich der Rückgang der Ausschüttungsquote auf mittelfristig 45 bis 55 Prozent nicht zu stark auswirken. Angesichts der verbesserten Zukunftsaussichten bleibt die Hawesko-Aktie eine Halteposition.
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