Am 12. Juni 2015 fand in München die ordentliche Hauptversammlung der EQS Group AG statt. Das vergangene Geschäftsjahr stand vor allem im Zeichen der Asienexpansion. Knapp 40 Aktionäre und Gäste, unter ihnen auch Thorsten Renner für GSC Research, hatten sich in den neuen Geschäftsräumen der Gesellschaft eingefunden, um sich über die weiteren Zukunftsperspektiven zu informieren. Der Aufsichtsratsvorsitzende Rony Vogel eröffnete die Hauptversammlung und begrüßte auch die Onlineteilnehmer. Zudem erteilte er Christian Pfleger das Wort, der sich nach der Berufung zum 1. Januar 2015 den Anwesenden als neuer Vorstand vorstellte. Nach dem Verlesen der ausführlichen Formalien übergab Herr Vogel das Wort an den Vorstandsvorsitzenden Achim Weick.
Bericht des Vorstands
Herr Weick begrüßte die Aktionäre zunächst in den neuen Geschäftsräumen. Durch den Umzug konnten wieder sämtliche Mitarbeiter am Standort München in einem Gebäude vereint werden. Positiv hob er auch die Tatsache hervor, dass der Preis je Quadratmeter des neuen Standorts sogar günstiger ausfällt. Bevor er in die Präsentation einstieg, betonte der Vorstandsvorsitzende, dass die Asienexpansion weiterhin das wichtigste Thema darstellt.
Im vergangenen Jahr sind einige Standorte neu hinzugekommen, berichtete Herr Weick. Das 2000 gegründete Unternehmen beschäftigt sich mit der Digital Corporate Communications und hat bereits über 7.000 Kunden. Die Mitarbeiterzahl erhöhte sich weiter auf nun 170 Beschäftigte. Durch die Akquisition von TodayIR kamen zu den bekannten Standorten noch Präsenzen in Shenzhen, Taipeh und Singapur hinzu. Daneben verfügt EQS noch über den Technologiestandort Kochi in Indien.
Neben ihm selbst mit 26 Prozent hält die Investmentaktiengesellschaft für langfristige Investoren TGV mit 20 Prozent den größten Teil der Aktien, so Herr Weick. Weitere Anteile zwischen 2 und 4 Prozent liegen bei den Organmitgliedern Rony Vogel, Peter Conzatti und Christian Pfleger. Auch Robert Wirth als ehemaliger Vorstand hält noch 2 Prozent der Aktien. Den ein Prozent ausmachenden eigenen Aktien stehen dann noch 42 Prozent der Aktien im Streubesitz gegenüber.
Seit dem Börsengang im Jahr 2006 verzeichnete die Aktie eine Performance von 137 Prozent. Allerdings blieb die Entwicklung zuletzt hinter dem TecDAX zurück, räumte Herr Weick ein. Die aktuelle Marktkapitalisierung bezifferte er auf rund 38 Mio. Euro. Laut Herrn Weick verfügt EQS über eine einzigartig integrierte Produktpalette. Die Gesellschaft trifft dabei auf zwei Arten von Wettbewerbern. Einerseits die Nachrichten-Verbreiter, in diesem Bereich ist EQS über die DGAP Marktführer in Deutschland. Im Bereich Reports & Services ist die Gesellschaft aktiv auf den Seiten der Kunden. Wie Herr Weick betonte, gibt es bei den Wettbewerbern kein Unternehmen, das beide Bereiche so integriert anbietet wie EQS.
Im Rahmen des Geschäftsmodells erzielt das Unternehmen Umsatzerlöse über jede verbreitete News. Des Weiteren generiert EQS Erlöse aus der Einreichung von Finanzberichten beim Bundesanzeiger, die Entwicklung und Betreuung von Websites, die Erstellung von Onlinereports sowie die Planung und Durchführung von Mediakampagnen. Nach Aussage von Herrn Weick hängt die Marktgröße jedoch stark von der Anzahl der gelisteten Unternehmen, dem regulatorischen Umfeld und den Budgets der Firmen ab. Der Markt wird dabei vor allem von angelsächsischen Unternehmen bestimmt. Er rechnete sich aber gute Chancen aus, gegen diese Unternehmen zu bestehen, vor allem auch durch die intensive Betreuung der Kunden.
Trotz schwieriger Marktbedingungen erzielte die Gesellschaft im Kerngeschäft ein robustes Ergebnis. Denn in Deutschland sinkt die Anzahl der börsennotierten Unternehmen vor allem durch die Möglichkeit zum Delisting. Nach Angabe von Herrn Weick hatte die Gesellschaft in den letzten Jahren nebenbei noch das Mediageschäft mit Mittelstandsanleihen entwickelt. Auf dem Weg der Asienexpansion erreichte EQS mit der Akquisition der TodayIR-Gruppe einen Meilenstein. Darüber hinaus erfolgte die erfolgreiche Gründung des Technologiestandorts Kochi. Beim Geschäft in Russland war die Gesellschaft nicht direkt von den Sanktionen betroffen, berichtete der Vorstandsvorsitzende. Mit etwa 80 Großkunden ist EQS dort sehr gut positioniert und verzeichnete im vergangenen Jahr wieder ein profitables Wachstum.
Im abgelaufenen Jahr erhöhte sich der Umsatz um 4 Prozent auf 16,4 Mio. Euro. Vor dem Hintergrund hoher Investitionen gab das EBIT auf 2,82 Mio. Euro nach. Auch der Jahresüberschuss verringerte sich auf 1,84 Mio. Euro. Eine deutliche Verbesserung gelang laut Herrn Weick jedoch beim operativen Cashflow. Dagegen belastete die Asienexpansion das Ergebnis im vergangenen Jahr mit rund 0,8 Mio. Euro. Bei neuen Standorten benötigt das Unternehmen im Normalfall drei bis fünf Jahre um die Gewinnzone zu erreichen.
Im ersten Quartal des laufenden Jahres konnte Herr Weick von einer deutlichen Verbesserung berichten. Der Umsatz kletterte um 27 Prozent auf 4,21 Mio. Euro und das EBIT verdoppelte sich auf knapp 0,4 Mio. Euro. Insgesamt sah er EQS nach diesem Start auf einem sehr guten Weg.
Im Segment Regulatory Information & News wies die Gesellschaft 2014 einen Anstieg von 6 Prozent auf knapp 6 Mio. Euro aus. Das EBIT entwickelte sich auf 1,65 Mio. Euro leicht rückläufig. Trotz weniger Unternehmen lag das Meldevolumen mit 19.654 auf einem neuen Rekordniveau. Herr Weick verdeutlichte noch einmal, dass sich die Zahl der Emittenten im regulierten Markt seit 2009 von 840 auf jetzt nur noch 470 reduziert hat.
Im Segment Products & Services stieg der Umsatz leicht auf 10,42 Mio. Euro. Nach Angabe von Herrn Weick verliefen die Geschäfte in den Bereichen Reports & Webcasts sowie Websites & Platforms sehr erfolgreich. Dagegen verringerte sich der Umsatz im Bereich Distribution & Media durch das schwache Geschäft bei Mittelstandsanleihen deutlich. Nach einem positiven ersten Quartal flachte die Entwicklung jetzt jedoch wieder ab, teilte der Vorstandsvorsitzende mit.
Für das Gesamtjahr erwartete der Vorstandsvorsitzende einen Umsatz zwischen 18,0 und 18,8 Mio. Euro und ein EBIT zwischen 3,0 und 3,15 Mio. Euro. Nach der Öffnung des Marktes in China wird die Gesellschaft 2015 noch einmal Aufwendungen für die Asienexpansion von rund 1,0 Mio. Euro haben. Ab 2016 sollen dann wieder neue Bestmarken bei Umsatz und Ergebnis erreicht werden. Anschließend ging Herr Weick kurz auf die Tagesordnung ein.
Hier schlägt die Verwaltung die Ausschüttung einer unveränderten Dividende von 0,75 Euro vor. Daneben soll Robert Wirth nach seinem Ausscheiden aus dem Vorstand zum Jahresende 2014 in den Aufsichtsrat gewählt werden. Unter TOP 8 soll die Zulassung von Sachausschüttungen beschlossen werden, wobei sich Herr Weick allenfalls eigene Aktien vorstellen konnte. Pläne für solche Maßnahmen bestehen aber nicht. Des Weiteren steht die Schaffung eines neuen genehmigten Kapitals auf der Agenda, teilte der Vorstandsvorsitzende mit.
Abschließend ging Herr Weick auf den Themenschwerpunkt Asienexpansion ein. Im ersten Quartal 2015 erfolgten in China fast 100 Börsengänge, während es in Deutschland gerade einmal ein IPO gab. „Wir sind mit sehr guter Technologie im falschen Land“, stellte Herr Weick fest. Börsengänge spielen für die Gesellschaft eine große Rolle, da beim Börsengang dem Unternehmen die gesamte Produktpalette angeboten werden kann.
Sehr zufrieden war der Vorstandsvorsitzende auch mit dem Erwerb von TodayIR Hongkong mit über 400 Kunden. „Alles was wir gekauft haben, war auch da“, betonte Herr Weick. Seit dem Start von Shanghai-Hongkong Stock Connect können auch ausländische Investoren erstmals Aktien in China kaufen. Somit entsteht ein Markt für internationale Investor Relations, den Herr Weick als äußerst attraktiv erachtete. Nach dem Ausbau des Standorts Shanghai sollen in 2016 weitere asiatische Wachstumsmärkte erschlossen werden. Laut Herrn Weick ist bis 2018 das Ziel die Marktführerschaft von EQS TodayIR in Asia-Pacific. In einem weiteren Schritt sollen anschließend auch Marktpositionen in Großbritannien und den USA aufgebaut werden. Angesichts dieser Aussichten hielt es Herr Weick mehr denn je für sinnvoll, in die Equity Story der Gesellschaft zu investieren.
Allgemeine Diskussion
Im Rahmen einer Onlinefrage interessierte sich Herr Hock für die Wachstumschancen in Europa. Nach Aussage von Herrn Weick spielt die Anzahl der Börsengänge eine große Rolle. Diese ist in Asien hoch, in Europa dagegen sehr unterschiedlich. Der Kapitalmarkt in London funktioniert recht gut, ist aber angelsächsisch geprägt und somit sind die großen Wettbewerber dort auch schon präsent. In anderen Ländern ist es häufig schwierig Fuß zu fassen, da die Meldungen in vielen Fällen über die Börse laufen und somit gar kein freier Markt besteht. In London machte Herr Weick trotzdem Chancen für EQS aus, da auch russische Kunden ihre Nachrichten über London verbreiten. In Frankreich ist der Markt ebenfalls verteilt. In Summe ist Europa für die Nachrichtenverbreitung kein einfacher Markt, stellte Herr Weick klar. Aufgrund der zahlreichen Sprachen gilt dies aber auch für das Agenturgeschäft.
Herr Ruoff sprach ebenfalls online das Thema Cockpit für Aktionäre an. Der Vorstandsvorsitzende verstand die Frage dahingehend, ob man den Unternehmen eine Plattform beispielsweise für eine Online-Hauptversammlung bieten könne, was er auch bejahte. Allerdings entscheiden sich nur sehr wenige Gesellschaften für diesen Weg, da die Präsenzhauptversammlung trotzdem durchgeführt werden muss und somit keine Einsparungen entstehen. Ergänzend merkte Herr Weick aber noch an, dass beispielsweise das Thema Online-Hauptversammlung in der Schweiz verpflichtend ins Gesetz aufgenommen wurde.
Nicht glücklich war Herr Ruoff mit der Möglichkeit einer Sachausschüttung. Die einzige Möglichkeit wären eigene Aktien, erklärte der Vorstandsvorsitzende. Allerdings ist dies derzeit nicht angedacht, stattdessen wurden die eigenen Aktien für Mitarbeiterprogramme erworben. Die Mitarbeiter können monatlich für bis zu 200 Euro EQS-Aktien erwerben und bekommen dann für den gleichen Betrag Aktien von der Gesellschaft hinzu. Dies wertete Herr Weick äußerst positiv, denn damit sind immerhin 70 Prozent der Mitarbeiter auch Aktionäre.
Auch die mögliche Ausgabe von Vorzugsaktien lehnte Herr Ruoff ab. Grundsätzlich sollen laut Herrn Weick auch gar keine Vorzugsaktien ausgegeben werden. Sollte sich aber einmal die Chance zu einer großen Akquisition bieten, könnten auch Vorzugsaktien zur Finanzierung ausgegeben werden, um die jetzigen Aktionäre nicht zu stark in ihrem Anteil zu verwässern. Mit dem Vorschlag wolle sich die Verwaltung zumindest die Möglichkeit der Ausgabe von Vorzugsaktien offenhalten, so der Vorstandsvorsitzende.
Im Zusammenhang mit dem Meldevolumen in Deutschland hatte Herr Müller von einer verschärften Regelung für den Freiverkehr gehört, so dass er sich hierzu nähere Informationen vom Vorstand erhoffte. Die Marktmissbrauchsrichtlinien sind in Deutschland noch nicht umgesetzt, erklärte Herr Weick. Er ging aber davon aus, dass die Unternehmen im Freiverkehr dann aber zumindest ad-hoc-pflichtig sind. Auf der anderen Seite bestehen auch Bestrebungen, einige Regularien zu lockern wie bspw. bei den Quartalsberichten. Dies könnte dann auch negative Auswirkungen auf die Anzahl der Meldungen haben.
Des Weiteren sah Herr Müller die breite Akzeptanz für Vorzugsaktien am Markt nicht gegeben. Die Ausgabe von Vorzugsaktien wäre nur für den bereits genannten Fall eine Option, wiederholte der Vorstandsvorsitzende noch einmal. Allerdings gibt es beispielsweise auch in den USA eine Entwicklung bei jungen aufstrebenden Unternehmen, Aktien ohne Stimmrechte auszugeben, um die Kontrolle beim Management zu belassen. Anschließend meldete sich noch Herr Nienrober als Vertreter der Investmentaktiengesellschaft für langfristige Investoren TGV zu Wort und dankte allen Mitarbeitern für ein schönes Jahr 2014. Zudem brachte er seine Zufriedenheit über die Beteiligung zum Ausdruck und er freute sich über die weitere Strategie des Unternehmens.
Abstimmungen
Nach dem Ende der Aussprache leitete Herr Vogel zu den Abstimmungen über. Vom Grundkapital der Gesellschaft in Höhe von 1.189.980 Euro waren 744.937 Euro entsprechend 62,6 Prozent vertreten. Die Beschlüsse wurden entweder einstimmig oder bei wenigen Gegenstimmen im Sinne der Verwaltung gefasst. Dies waren die Ausschüttung einer Dividende von 0,75 Euro (TOP 2), die Entlastung von Vorstand (TOP 3) und Aufsichtsrat (TOP 4), die Wahl der Geiser Friedlein Jourdan GmbH zum Abschlussprüfer (TOP 5), die Vergütung des Aufsichtsrats (TOP 6), die Wahl der Herren Vogel, Conzatti und Wirth in den Aufsichtsrat (TOP 7), die Zulassung von Sachausschüttungen (TOP 8) und die Schaffung eines neuen genehmigten Kapitals (TOP 9).
Fazit und eigene Meinung
Die EQS Group AG erzielte auch im abgelaufenen Geschäftsjahr ein Umsatzwachstum auf 16,4 Mio. Euro. Allerdings blieb das Ergebnis vor allem aufgrund der vorangetriebenen Asienexpansion hinter dem Vorjahresniveau zurück. Immerhin wirkte sich dies auf der Ergebnisseite mit rund 0,8 Mio. Euro aus. Allerdings zeigen die Erfolge in Russland, dass die Strategie der ausländischen Expansion den richtigen Weg darstellt, zumal speziell der deutsche Markt durch stark sinkende Zahlen der gelisteten Unternehmen geprägt ist.
Das erste Quartal des laufenden Geschäftsjahres konnte positiv überraschen und unterstreicht die Einschätzung, dass sich EQS auf dem richtigen Weg befindet. Die Expansion in Asien wird aber auch 2015 noch einmal mit Aufwendungen von rund 1 Mio. Euro zu Buche schlagen. Spätestens 2016 sollten sich diese Maßnahmen aber wieder in stärker steigenden Umsatz- und Ergebniskennzahlen niederschlagen. Angesichts der intakten Wachstumsstory bleiben die Aktien der EQS Group auf dem aktuellen Kursniveau eine solide Halteposition.
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