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HV-Bericht CEWE Stiftung & Co. KGaA - Dividende steigt auf 1,55 Euro - Produktstart von CEWE-MYPHOTOS.COM
Zu ihrer diesjährigen Hauptversammlung hat die CEWE Stiftung & Co. KGaA ihre Anteilseigner am 3. Juni 2015 wie bereits im Vorjahr in die EWE Arena am Sitz des Unternehmens in Oldenburg (Oldenburg) eingeladen. Der Aufsichtsratsvorsitzende Otto Korte begrüßte die über 500 Aktionäre, Gäste und Vertreter der Presse, darunter Alexander Langhorst von GSC Research. Nach den üblichen einleitenden Hinweisen und Formalien erläuterte Herr Korte die Änderungen durch die Rechtsform, und Vorstandschef Dr. Rolf Hollander stellte die anderen Mitglieder des Vorstands vor. Anschließend übergab der Aufsichtsratsvorsitzende dem Vorstand das Wort zur Vorlage des Zahlenwerks 2014.


Bericht des Vorstands

Nach Begrüßung der Teilnehmer gab zunächst Unternehmenschef Dr. Hollander einen kurzen Überblick über die Unternehmensentwicklung im abgelaufenen Geschäftsjahr. CEWE ist unverändert in den drei Geschäftsfeldern Fotofinishing (CEWE Fotobuch, CEWE Wandbilder, CEWE Kalender und CEWE Cards), Einzelhandel (Japan Photo, FOTOJOKER und FOTOLAB) und dem kommerziellen Online-Druck (SAXOPRINT, viaprinto) aktiv.

Im Bereich Fotofinishing ist das CEWE FOTOBUCH weiterhin die Lokomotive und entwickelt sich nach wie vor ausgesprochen erfreulich. 2014 konnten weitere neue Varianten auf den Markt gebracht werden. Neben der Möglichkeit der Auswahl einer Geschenkverpackung wurde auch der Express-Service ausgebaut und neue Gestaltungselemente ermöglicht. Neu gestartet am Markt sind CEWE CARDS, CEWE KALENDER und CEWE WANDBILDER als weitere Premiummarken dieses Segments.

In allen Bereichen wurden die Möglichkeiten zur mobilen Nutzung und Bestellung ausgeweitet und verbessert. Die Vermarktung erfolgt dabei in hochwertigen Umfeldern wie z.B. über entsprechende TV-Präsenz mit Werbespots direkt vor der Tagesschau oder in anderen wertigen Umfeldern wie z.B. der Sportberichterstattung (Werbung für kommerziellen Onlinedruck). Ebenfalls besteht eine Reihe von Kooperationen mit Premium-Partnern in Zielgruppen-relevanten Umfeldern.

Die Zahl der Fotos im Segment Fotofinishing entwickelte sich wie erwartet um 3,2 Prozent auf 2,29 (Vorjahr: 2,36) Mrd. Stück rückläufig, dieser Rückgang ist auf den Wechsel von Masse hin zu Klasse zurückzuführen, also höherwertigen Produkten wie Fotobüchern, Wandbildern usw. Dementsprechend hat sich die Zahl der Fotobücher um 2,8 Prozent auf 5,92 (5,76) Mio. Stück erhöht. Zu beachten ist laut Dr. Hollander, dass das Volumenwachstum höher als das Mengenwachstum ausfällt. Insgesamt kletterte der Umsatz des Segments Fotofinishing um 2,8 Prozent auf 386,0 (375,4) Mio. Euro und konnte die Erwartungen voll erfüllen. Das EBIT legte überproportional auf 38,4 (35,8) Mio. Euro, die EBIT-Marge liegt inzwischen bei 10 Prozent.

Im Geschäftsfeld Einzelhandel ist CEWE in verschiedenen skandinavischen und mittelosteuropäischen Märkten mit insgesamt 154 stationären Einzelhandelsgeschäften aktiv. Infolge der Neuausrichtung der Einzelhandelsaktivitäten in Polen und dem bewussten Verzicht auf das dort in der Vergangenheit betriebene Großhandelsgeschäft war im Berichtsjahr ein Umsatzrückgang auf 67,3 (101,0) Mio. Euro zu verzeichnen. Das EBIT lag bei minus 2,1 (plus 0,1) Mio. Euro.

Das dritte Geschäftsfeld kommerzieller Online-Druck richtet sich mit den Marken CEWE-PRINT.DE, SAXOPRINT und VIAPRINTO mit seinen Angeboten im Bereich der Geschäfts- und Werbedrucksachen vor allem an Firmenkunden. Die Umsatzerlöse kletterten um 17,8 Prozent auf 70,5 (59,8) Mio. Euro und konnten damit die angepeilte Zielmarke von 70 Mio. Euro beim Umsatz erreichen. Das operative EBIT verbesserte sich auf minus 2,9 Mio. Euro nach minus 4,3 Mio. Euro. im Vorjahr.

Bezogen auf das Gesamtunternehmen gingen die Umsatzerlöse bei CEWE leicht um 2,3 Prozent auf 523,8 (536,2) Mio. Euro zurück. Dieser Rückgang ist laut Dr. Hollander jedoch allein auf die Umstrukturierung im Einzelhandel zurückzuführen. Erfreulicherweise konnte das EBIT dennoch um 12,8 Prozent auf 38,4 (35,8) Mio. Euro verbessert werden, der Jahresüberschuss lag bei 21,4 nach zuvor 19,0 Mio. Euro, sofern man die im Vorjahr einmalig enthaltenen Effekte aus dem Rechtsformwechsel in Höhe von 3,3 Mio. Euro nicht berücksichtigt.

Im zweiten Teil der Vorstandsausführungen erläuterte Finanzvorstand Dr. Holzkämper die wesentlichen finanziellen Eckdaten des Konzerns. Mit einer Eigenkapitalquote von 51,1 (42,8) Prozent ist das Unternehmen sehr solide finanziert. Der ROCE (Return-on-Capital-Employed) verbesserte sich im Berichtsjahr auf 16,9 nach zuvor 15,0 Prozent, der Free-Cashflow verdoppelte sich auf 28,1 nach zuvor 13,1 Mio. Euro.

Die gute operative Entwicklung des Jahres 2015 hat sich in den ersten Monaten des Jahres 2015 fortgesetzt. So bewegen sich die Zahlen für das erste Quartal mit einem Umsatzanstieg um 3,7 Prozent auf 106,8 (103,0) Mio. Euro nach Aussage des Finanzchefs im Rahmen der Erwartungen. Das EBIT verbesserte sich auf minus 3,5 nach zuvor minus 4,2 Mio. Euro. Hierbei muss man berücksichtigen, dass das erste Quartal klassischerweise immer eher schwach beim Ergebnis ausfällt. Immer entscheidender für Umsatz und Ergebnis ist das vierte Quartal mit dem Weihnachts- und Jahresendgeschäft.

Sehr zufrieden zeigte sich Dr. Holzkämper auch mit der erfreulichen Performance der CEWE-Aktie. Diese konnte in 2014 ein Plus von 20,5 Prozent verzeichnen und hat damit sowohl den SDAX mit plus 5,8 Prozent als auch den DAX mit einem Plus von 2,7 Prozent deutlich outperformt. In den ersten Monaten 2015 lag der Zuwachs mit weiteren 11,7 Prozent allerdings etwas unter dem Gesamtmarkt. Neben der positiven operativen Entwicklung erachtet die Verwaltung auch die sehr stabile Aktionärsstruktur mit der Erbengemeinschaft des Unternehmensgründers, die mit 27,4 Prozent an der Gesellschaft beteiligt ist, für ein wichtiges Asset und einen langfristig orientierten Ankeraktionär.

Das Ergebnis je Aktie kletterte auf 3,07 Euro nach einem um die Sondereffekte aus dem Rechtsformwechsel bereinigten Vorjahreswert von 2,89 Euro. Die Anteilseigner sollen an der neuerlichen Ergebnisverbesserung in Form einer um 0,05 Euro auf 1,55 Euro steigenden Dividende beteiligt werden. Seit dem erfolgreichen Abschluss der Analog-/Digitaltransformation stellt dies die nunmehr sechste Dividendensteigerung in Folge dar.

Vorstandsmitglied Carsten Heitkamp berichtete aus dem von ihm verantworteten Bereich des kommerziellen Online-Drucks. Mit den drei Marken SAXOPRINT, CEWE-PRINT.DE und VIAPRINTO ist man in insgesamt neun Ländern über zwölf Webseiten präsent. Die Zahl der Digitaldruckstandorte bezifferte Herr Heitkamp auf neun, hinzu kommt ein Offsetdruck-Standort. Im laufenden Jahr geht er von einer Umsatzverteilung von gut 59 Prozent in Deutschland und 41 Prozent in den internationalen Märkten aus. In den Jahren 2012 bis 2014 konnte das Geschäftsfeld um jeweils 28 Prozent zulegen und stellt damit ein strategisch wichtiges Geschäftsfeld für CEWE dar. Für 2015 rechnet der Vorstand mit einem weiteren Zuwachs beim Umsatz auf etwa rund 80 Mio. Euro bei einem zwar verbesserten, aber nach wie vor noch negativen Segment-Ergebnis.

Zur Markenentwicklung berichtete Produktionsvorstand Thomas Mehls. So wird das CEWE Fotobuch noch in diesem Jahr seinen zehnten Geburtstag feiern. Das 2005 gestartete neue Produkt hat sich im Markt durchgesetzt, der mengenmäßige Marktanteil der Oldenburger liegt bei 40 Prozent aller verkauften Fotobücher. Dass CEWE vor allem im höherpreisigen Segment unterwegs ist, zeigt sich daran, dass der Anteil an den im Gesamtmarkt erzielten Umsätzen mit Fotobüchern bei über 50 Prozent liegt. Für den Erfolg des Produktes spricht nicht nur die seit Jahren steigende Markenbekanntheit, sondern auch der stetig steigenden Absatz.

Besonders stolz zeigte sich die Unternehmensleitung, dass CEWE nicht nur bei den Kunden gut ankommt, wie die tagtägliche Abstimmung mit dem Kassenbon zeigt, sondern dass man auch die Jury des Superbrand Awards überzeugen konnte. Diese hat CEWE mit 51 anderen als eine der Top-Marken in Deutschland ausgezeichnet, dabei ist CEWE unter den Preisträgern die jüngste Marke.

Vorstandsmitglied Dr. Reiner Fageth stellte verschiedene Produktinnovationen vor und präsentierte auch das am Tag der Hauptversammlung neu gestartete Produkt CEWE MYPHOTOS. Hierbei handelt es sich um einen Service zur Sicherung und Organisation von Fotos, der über alle möglichen Endgeräte und dort verwendete Plattformen zur Verfügung steht. Daneben kann CEWE MYPHOTOS auch per Desktop Software, Browser und App genutzt werden. Die Bilder werden in Europa bzw. Deutschland gespeichert und damit den strengen Anforderungen an den Datenschutz und den diesbezüglichen anspruchsvollen Erwartungen der Kunden gerecht.

Der besondere Vorteil und Nutzen für den Anwender besteht in der Auslegung als plattformübergreifender Lösung. Wer kennt nicht das Problem, wenn man Bilder von einem Apple-Gerät auf ein Samsung-Smartphone oder ein Microsoft-Gerät übertragen will. Mit CEWE MYPHOTOS können auch Bilder an zuvor definierte Empfänger freigegeben werden, bei der Freigabe lässt sich der Zeitraum der Freigabe individuell festlegen, auch ist die zusätzliche Vergabe eines Passwortschutzes möglich. Die Nutzungsmöglichkeiten wurden mit einem kleinen Produktfilm wie auch einer Live-Vorführung vorgestellt.

Bevor Dr. Hollander zum Abschluss der Vorstandserläuterungen noch einen Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr 2015 gab, berichtete Vorstandsmitglied Andreas F.L. Heydemann über die Themen Nachhaltigkeit und soziales Engagement von CEWE und stellte dabei unter anderem die umfangreiche Kooperation mit den S.O.S. Kinderdörfern vor.

Für das Jahr 2015 bekräftigte Unternehmenschef Dr. Hollander die anlässlich der Bilanzpressekonferenz im Frühjahr vorgestellte Guidance. So soll der Umsatz innerhalb einer Bandbreite von 515 bis 535 Mio. Euro liegen. Bei einem EBIT zwischen 32,0 und 38,0 Mio. Euro wird ein Konzernergebnis zwischen 20 und 24 Mio. Euro bzw. 2,87 bis 3,45 Euro je Aktie erwartet.


Allgemeine Aussprache


Als erster Redner meldete sich Dr. Peer Koch, Sprecher der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW) zu Wort, zeigte sich mit dem vorliegenden Zahlenwerk und Ergebnis durchaus zufrieden und bewertete die vorgeschlagene Anhebung der Dividende als erfreulich. Mit Blick auf den vorhandenen Wettbewerb insbesondere im unteren Preissegment wollte der Redner wissen, wie sich CEWE hier im Wettbewerb positioniert und ob dort nicht möglicherweise auch noch attraktives Geschäft zu finden ist.

Dr. Hollander antwortete, dass man Wertschöpfung betreiben will und sich daher ganz bewusst aus diesem sehr umkämpften niedrigpreisigen Segment heraushält. Sicherlich könnte man dort noch zusätzlichen Umsatz generieren, dieser ist aber von der Marge her nicht sehr attraktiv und droht zudem auch die Strukturen zu zerstören. Der CEWE-Chef zeigte sich froh darüber, dass man den Wandel vom Commodity-Anbieter (früheres reines Fotofinishing) hin zu einem Markenunternehmen geschafft hat. Er erinnerte an den nach der Jahrtausendwende existenzvernichtenden Preiswettbewerb im Fotofinishing, der dazu führte, dass all jene Anbieter, die rein auf die Preisschiene gesetzt haben ,letztlich vom Markt verschwunden sind. Aus diesem Grund will man sich auch jetzt aus diesem Markt heraushalten. So gehören die bekannten Discounter ALDI und LIDL nicht zu den Kunden von CEWE, so Dr. Hollander weiter.

Im weiteren Debattenverlauf kam auch die Frage nach dem Mitbewerber infowerk auf, der zu einer Verschärfung des Wettbewerbs bei Fotobüchern beigetragen hat. Auch hier hat sich in der Auseinandersetzung die von CEWE verfolgte Strategie von "Klasse statt Masse" durchgesetzt. Nach anfänglichen Volumenerfolgen ist der Wettbewerber inzwischen mangels betriebswirtschaftlichen Erfolgs aus dem Markt ausgeschieden.

Des Weiteren wollte Dr. Koch wissen, wie viel wiederkehrender Umsatz mit den bestehenden Kunden generiert wird. Vorstandsmitglied Mehls erklärte hierzu, dass man bewusst an den Beziehungen zu den bestehenden Kunden arbeitet und deren Verhalten sehr genau beobachtet. Diese werden je nach bestehendem Kontaktweg auch gezielt über Werbemaßnahmen angesprochen. Mit einer Wiederkehrquote von über 50 Prozent liegt man nach Vorstandsangabe höher als viele andere Marktteilnehmer.

Rückblickend auf die vor zwei Jahren beschlossene Umwandlung der Rechtsform in die Stiftung & Co. KGaA interessierte sich der DSW-Vertreter für die Höhe der daraus realisierten Vorteile für das Unternehmen. Hierzu antworte Finanzvorstand Dr. Holzkämper, dass man die seinerzeit in Aussicht gestellten 10 Mio. Euro an positiven Effekten auch realisieren konnte. Unmittelbar ergaben sich positive Effekte auf der Steuerseite von 3,3 Mio. Euro in den ersten beiden Jahren, der Barwert der dauerhaften Vorteile beträgt weitere 6,7 Mio. Euro. In Summe ergeben sich daraus die in Aussicht gestellten 10 Mio. Euro. Den einmaligen Aufwand für diese Maßnahme bezifferte der CEWE-Finanzchef auf gut 800 TEUR, eine Investition, die sich nach seiner Einschätzung in jedem Fall gelohnt und auch amortisiert hat.

Befragt nach den größten Risiken, denen sich die CEWE Stiftung & Co. KGaA ausgesetzt sieht, antwortete Herr Heydemann, dass das größte Risiko aus Unternehmenssicht das Preisrisiko ist. Als Gegenmaßnahme setzt man gezielt auf die Weiterentwicklung der Marke und verschiedene Maßnahmen zur Markenbildung. Ein weiterer relevanter Bereich sind die sog. "Onlinerisiken". Um hier insbesondere die Funktionsfähigkeit des wichtigen Onlineshops zu gewährleisten, wurde ein Back-up-Rechenzentrum an einem anderen Standort eingerichtet, um diese Risiken so weit wie möglich zu reduzieren. Ebenfalls besteht nach Angabe von Herrn Heydemann auch das Risiko des Wegfalls eines wichtigen Großkunden. Dieses Risiko hält er jedoch angesichts der Erfahrungen aus der Vergangenheit, in der man mit Schlecker den größten Kunden verloren hat, für durchaus handhabbar. Den Wegfall von Schlecker habe man gut überstanden, so Herr Heydemann weiter.

Mit Blick auf die anhaltende Niedrigzinsphase interessierte sich Dr. Koch für die im Berichtsjahr entstandenen Belastungen bei den Pensionsrückstellungen und die möglicherweise 2015 hinzukommenden Belastungen. Nach Angabe von Dr. Holzkämper bewegen sich die Pensionsrückstellungen und die daraus resultierenden möglichen Risiken bei CEWE insgesamt auf einem moderaten Niveau. In Folge des per Jahresultimo 2014 auf 2,1 Prozent gesunkenen Rechnungszinses mussten die Rückstellungen um 2,9 Mio. Euro erhöht werden. Dieser Effekt findet sich jedoch nach Vorstandsangabe nicht in der GuV, da diese Rückstellungserhöhung direkt gegen die Eigenkapitalposition gebucht wird. Angesichts der im Jahr 2015 weiter gesunkenen Zinsen, aktuell liegt der relevante Rechnungszins bei 1,66 Prozent, wäre 2015 eine weitere Erhöhung der Rückstellungen um 1,8 Mio. Euro erforderlich. Angesichts des insgesamt bereits sehr geringen Zinsniveaus ist das verbleibende Restrisiko hier laut Finanzvorstand überschaubar. Falls die Zinsen künftig wieder steigen, könnten sich aus dieser Position auch einmal positive Effekte ergeben, gab Dr. Holzkämper zu bedenken.

Grundsätzlich positiv bewertete der DSW-Vertreter, wie auch sein SdK-Kollege, den Wechsel der WP-Gesellschaft hin zu BDO. Kritisch bewertete er indes die von BDO neben der Prüfung noch berechneten zusätzlichen Sonderleistungen. Hierbei handelte es sich laut Dr. Holzkämper um insgesamt 133 TEUR, wovon 71 Prozent auf rechtliche Beratung und 29 Prozent auf sonstige betriebswirtschaftliche Beratung entfallen sind. Die sonstigen Leistungen wurden überwiegend durch die BDO Legal erbracht, die rechtlich klar von der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft getrennt ist. Die hinterfragten Sonderleistungen wurden von BDO auch schon zu Zeiten erbracht, als diese noch nicht als Abschlussprüfer fungierte.

Als zweiter Redner meldete sich Herr Retkowski von der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) zu Wort und bewertete 2014 ebenfalls als ein sehr gutes Geschäftsjahr, dessen Entwicklung sich im laufenden Jahr fortzusetzen scheint. Nähere Details erfragte der SdK-Vertreter zu den Umsätzen und Ergebnisbeiträgen der eigenen Retailaktivitäten. Herr Berkhouwer bat um Verständnis dafür, dass man hier nicht weiter ins Detail gehen kann, um nicht Wettbewerbern irgendwelche Rückschlüsse zu ermöglichen. Er bestätigte jedoch die Annahme des Aktionärsvertreters, dass nur in Polen ein negativer Ergebnisbeitrag erzielt wurde und dieser dort aus der bekannten Großhandelsthematik stammte. Die nur in Polen betriebenen Großhandelsaktivitäten wurden inzwischen komplett eingestellt.

Auf die Frage nach einer möglicherweise geplanten Ausweitung der Einzelhandelsaktivitäten auf den Balkan oder in andere Regionen antwortete Herr Berkhouwer, dass derartige Pläne seitens CEWE nicht bestehen. Befragt nach dem Anteil der Retailumsätze mit CEWE-Produkten wie dem Fotobuch betonte Herr Berkhouwer, dass der eigene Retail dort eine wichtige Rolle spielt und ein wichtiger Absatzkanal ist. In diesen Ländern setzt man neben einem starken Internetgeschäft in den eigenen Retailgeschäften stark auf die CEWE Fotoprodukte und bietet dazu ergänzend eine Auswahl an Kameras und Zubehör an.

Des Weiteren interessierte sich der SdK-Sprecher für die Planungen auf der Akquisitionsseite. Laut Dr. Hollander ist es weiterhin erklärte Strategie des Unternehmens, sowohl organisch als auch anorganisch zu wachsen. Bei etwaigen Zukäufen muss jedoch eine Reihe von Kriterien stimmen. So ist es wichtig, dass die zu übernehmende Marke zu CEWE passt, und auch der Preis muss letztlich stimmen. Dr. Hollander stellte in seiner Antwort sehr klar, dass man nicht bereit ist einen strategischen Preis zu bezahlen, sondern dass sich der Deal in jedem Fall betriebswirtschaftlich rechnen muss. Auch wenn man den Markt ständig beobachtet und wohl jedes mögliche Target kennt, ist aktuell kein Thema "wirklich heiß" stellte Dr. Hollander in Bezug auf mögliche Übernahmen klar. Ungeachtet dessen werde man auch weiterhin an der Devise festhalten, "erst die Eier zu legen und dann zu gackern".

Mit Blick auf die zuletzt sehr volatile Entwicklung an den Devisenmärkten interessierte sich Herr Retkowski für den Anteil der nicht auf Euro lautenden Umsatzerlöse im Konzern. Laut Angabe von Herrn Pirwitz sind hiervon im Berichtsjahr insgesamt Umsatzerlöse von 143,9 Mio. Euro oder gut 27,5 Prozent des Konzernumsatzes betroffen gewesen. Hierbei handelt es sich vor allem um die Umsätze in Mittel- und Osteuropa sowie Skandinavien.

Eher schwach stellt sich nach dem Geschmack von Herrn Retkowski die Präsenz von CEWE in den Märkten UK und Spanien dar. Hier wollte der Redner noch etwas mehr Details zu der in diesen Regionen verfolgten Strategie erfahren. Nach Vorstandsangabe ist man in Großbritannien mit einem eigenen Betrieb und auch einer Vertriebsniederlassung vertreten und fühlt sich dort gut aufgestellt. Der spanische Markt wird aus Frankreich heraus mit bearbeitet, in Spanien ist man mit einem entsprechend spanischsprachigen Webshop auch im Internet aktiv.

Auf die Frage, wann im Bereich des kommerziellen Onlinedrucks der Break-even erreicht wird, antwortete Dr. Hollander, dass man dort auch in den ersten drei Monaten 2015 um 9,5 Prozent zulegen konnte. Diese Entwicklung soll sich im Gesamtjahr weiter fortsetzen. Wenn man sich das Segmentergebnis in 2014 ansieht, resultiert ein großer Teil des Segmentfehlbetrags aus den planmäßigen Abschreibungen von 2,4 Mio. Euro auf den Erwerb von Saxoprint und des dortigen Kundenstamms. Operativ lag man dort fast schon im Bereich einer schwarzen Null. Würde man die Marketingaufwendungen etwas zurückschrauben, könnte das Segment heute schon ein positives Ergebnis beisteuern, derzeit erscheint es aber attraktiver, die sich bietenden Wachstumschancen weiter konsequent zu nutzen.

Als dritter Redner meldete sich Herr Harting in seiner Eigenschaft als Testamentsvollstrecker von Herrn Senator Neumüller zu Wort. Dieser bat den Vorstand um eine qualitative Einschätzung zur Bedeutung der eigenen Retailaktivitäten für das Gesamtunternehmen. Nach Angabe von Herrn Berkhouwer üben die eigenen Retailgeschäfte eine wichtige Portalfunktion aus und sorgen für einen nicht unerheblichen Absatzanteil von CEWE-Produkten in den Geschäften. Gemäß der Segmenteinteilung wird dieses Geschäft aber nicht im Einzelhandelsbereich, sondern direkt bei CEWE erfasst, so dass man durchaus sagen kann, dass der Umsatz- und Ergebnisbeitrag aus dem Retail eigentlich höher liegt, als dies dem Zahlenwerk auf den ersten Blick entnommen werden kann.

Des Weiteren interessierte er sich für den bisher betriebenen Aufwand bei der Entwicklung von CEWE-MYPHOTOS.COM und wie man mit diesem Modell Geld verdienen will. Den Entwicklungsaufwand bis zum aktuell erfolgte Produktstart bezifferte Dr. Fageth auf gut 1 Mio. Euro, etwa acht bis zehn Mitarbeiter arbeiten bereits seit geraumer Zeit an diesem Thema. Für die Nutzung des Speicherplatzes wird laut Vorstand eine jährliche Gebühr fällig, diese ist gestaffelt nach der jeweils gebuchten Speicherplatzmenge. Der Einstiegspreis liegt bei 5,99 Euro pro Jahr für 10 Gigabyte Speicherplatz. Dieser Speicherplatz ist ausreichend für rund 3.300 Bilder.

Auf die Frage nach etwaigen Überlegungen im Bereich des 3D-Drucks antwortete Dr. Fageth, dass es sich dabei um eine innovative und hochspannende Technologie handelt. Die Entwicklung auf diesem Gebiet beobachtet man durchaus genau, aktuell sind die Chancen daraus für CEWE aber noch nicht so spannend, dass man sich damit intensiver beschäftigen müsste.


Abstimmungen

Nach Ende der allgemeinen Aussprache um 13:08 Uhr wurde die Präsenz mit 4.482.290 Aktien oder 60,571 Prozent des stimmberechtigten Grundkapitals festgestellt. Sämtliche Beschlussvorlagen der Verwaltung wurden mit sehr großer Mehrheit bei zumeist nur wenigen zehntausend Gegenstimmen und/oder Enthaltungen verabschiedet.

Im Einzelnen beschlossen wurde die Ausschüttung einer Dividende von 1,55 Euro je Aktie (TOP 2), die Entlastung der persönlich haftenden Gesellschafterin (TOP 3) und des Aufsichtsrats (TOP 4) sowie die Wahl der BDO AG, Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Hamburg zum Abschlussprüfer für das Geschäftsjahr 2015 (TOP 5). Der Versammlungsleiter konnte die Hauptversammlung nach einer Auszählungspause und der Verkündung der Abstimmungsergebnisse nach einer Dauer von knapp vier Stunden schließen.


Fazit

Weiterhin alles "im Plan" könnte man auch die Geschäftsentwicklung im Jahr 2014 zusammenfassend klassifizieren. Dieser Trend setzt sich mit den zuletzt vorgelegten Zahlen für das erste Quartal und die anlässlich der Hauptversammlung nochmals bestätigte Guidance fort. Bei der Beurteilung der unterjährigen Berichterstattung ist jedoch die signifikante Saisonalität des Geschäfts zu berücksichtigen. Wie schon in den vorangegangenen Geschäftsjahren ist für die Zielerreichung der Unternehmensprognose vor allem die Entwicklung im Schlussquartal entscheidend. Wir sehen jedoch derzeit keinen Grund, weshalb nicht auch in diesem Jahr die Saisonspitze mit dem wichtigen Weihnachtsgeschäft mindestens auf dem Vorjahresniveau liegen sollte.

Wir behalten die in unserem letzten Research vom 18. Mai 2015 ausgeführten Gewinnschätzungen unverändert bei und bestätigen unser Kursziel für die CEWE-Aktie mit 60 Euro sowie unsere Einschätzung mit „Halten“. Dabei dürfte die im aktuellen Kapitalmarktumfeld attraktive Dividendenrendite von 2,7 Prozent das Rückschlagpotenzial des Papiers trotz doch schon recht ambitionierten Bewertung mit einem 2015er KGV von knapp 18 begrenzen, zumal das Management aktuell bestätigte, die Ausschüttung in den kommenden Jahren kontinuierlich erhöhen zu wollen.


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Veröffentlichungsdatum: 15.06.2015 - 12:52
Redakteur: ala
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