Die diesjährige ordentliche Hauptversammlung der Vectron Systems AG fand vor rund 30 Teilnehmern am 12. Juni 2015 im Frankfurter Hilton Hotel statt. Für GSC berichtet Hans-Hermann Mindermann aus der Veranstaltung.
Eröffnet wurde die Hauptversammlung um 10:00 Uhr durch den Aufsichtsratsvorsitzenden Christian Ehlers, der zugleich die Versammlungsleitung übernahm. Neben den üblichen Formalien ging er auch auf den Aufsichtsratsbericht ein, ehe er das Wort an Thomas Stümmler für den Bericht des Vorstands übergab.
Bericht des VorstandsAuf die Zahlen zum abgelaufenen Geschäftsjahr mochte Herr Stümmler nur kurz eingehen, da diese ohnehin aufgrund des veröffentlichten Jahresabschlusses bekannt sind. So hob er nur ausgewählte Eckdaten hervor, darunter den von 21,4 Mio. um 4,7 Prozent auf 22,4 Mio. gestiegenen Umsatz, das EBITDA von 1,56 Mio. Euro und das um 39,3 Prozent auf 0,35 Euro je Aktie gestiegene Ergebnis. Letzteres, so der Redner, erlaubt daher auch die Zahlung der vorgeschlagenen Dividende aus einem erwirtschafteten Ergebnis und geht nicht zu Lasten der Substanz.
Wichtig an der Entwicklung des Vorjahres ist allerdings, dass die Rohmarge trotz der Ausweitung der Umsätze von 56 Prozent auf 57 Prozent ausgebaut werden konnte. Dieser Erfolg wurde dank eines höherwertigen Produktmixes sogar gegen den Branchentrend erzielt.
In den vergangenen Geschäftsjahren, so der Redner, sind mehrere wichtige Wettbewerber aus dem Markt ausgeschieden oder aktuell im Begriff dies zu tun. Beispielsweise gab es 2009 noch vier große Marktteilnehmer, von denen inzwischen nur noch Vectron erfolgreich und profitabel aktiv ist. Als Ursache für diesen Erfolg hatte der Vorstand die anhaltend hohen Investitionen in die Produkte von Vectron ausgemacht und versicherte den Teilnehmern, dass die Gesellschaft diese Politik auch weiter durchhalten wird, um die Position als Marktführer für Kassensysteme in den Branchen Bäckerei und Gastronomie sowohl in den deutschsprachigen Ländern als auch in weiten Teilen des übrigen Europas weiter auszubauen.
Im Folgenden stellte Herr Stümmler Beispiele für anstehende Produktneuerungen vor, die gerade erst in den Markt eingeführt wurden oder im Laufe des Jahres den Kunden vorgestellt wurden. Die damit verfolgte Strategie ist das Angebot von leistungsfähigeren und aus Sicht der Kunden höherwertigeren Produkten, mit denen Vectron die hohen Margen halten kann und Innovation als Unterstützung für das Preismodell nutzt.
Von der erwarteten Einführung manipulationssicherer Kassen erwartet Vectron einen zusätzlichen Schub. Diskutiert wird ein solches Erfordernis in Deutschland und aktuell auch in Österreich, um auf diese Weise Manipulationen zu Lasten des Fiskus abzustellen. In Österreich befindet sich das Vorhaben bereits auf der Ebene der Gesetzgebung und sollte in den kommenden Monaten umgesetzt werden. Der dortige Markt entspricht zwar nur rund einem Zehntel des inländischen Marktes, aber bereits hier kann sich ein beachtliches Volumen ergeben. Dabei geht es zum einen um die Aufrüstung bestehender Systeme, was bei den meisten von Vectron installierten Kassen geht. Zusätzliches Geschäft wird aber auch für den Ersatz von nicht mehr nutzbaren alten Systemen erwartet, und zwar insbesondere für von Wettbewerbern installierte Kassen. Gleichwohl ist die Gesellschaft vorsichtig, denn vor Jahren gab es bereits eine ähnliche Initiative, die dann unmittelbar vor der erwarteten Einführung abgebrochen wurde. In die Unternehmensplanung wurden daher keine entsprechenden Zusatzumsätze eingestellt.
Mit Duratec wurde eine Zweitmarke aufgebaut, die das Marktsegment unterhalb der hochwertigen Vectron-Systeme abdeckt. Potenziell ist dies größer als der bisherige Kernmarkt, führte Herr Stümmler dazu aus. Die Software für die Produkte ist eine Weiterentwicklung der bestehenden Systeme und kann modular als „Baukastensystem“ ausgebaut werden. Um Überschneidungen mit der Kernmarke zu vermeiden und die neue Marke zügig im Markt zu etablieren, wurde ein separates Vertriebsteam aus vier Personen ab September 2014 aufgebaut, dessen Einsatz seit diesem Frühjahr zu einem Sprung der Vertriebsergebnisse geführt hat. Der Erfolg der neuen Marke mit einfach zu bedienenden und robusten Systemen zeigt sich auch in der Erwartung eines Umsatzes im einstelligen Millionenbereich im laufenden Jahr. Zudem konnte mit einem führenden türkischen Anbieter von Kassensystemen in einer Ausschreibung ein Vertrag für OEM-Geschäft gewonnen werden. Daher ist auch die Ausweitung über die deutschen Grenzen hinaus in Vorbereitung.
Mit BonVito werden Internetdienstleistungen in den Bereichen Kundenbindung, Kundenkarten, E-Payment, Reservierung und Reporting angeboten. Die Zahl der angebundenen Kundenfilialen erhöhte sich von 778 per Ende 2013 über 1510 Ende 2014 auf bereits 2026 zum Zeitpunkt der Hauptversammlung. Im laufenden Jahr beträgt der Zuwachs damit im Monatsdurchschnitt bereits rund 100 Filialen, wobei dies ausschließlich von mittelgroßen und kleinen Betrieben stammt. Zudem konnte Vectron bislang rund 2,3 Millionen BonVito-Kundenkarten verkaufen.
2014 wurde mit BonVito ein Umsatz von 1,3 Mio. Euro generiert. Dabei fiel ein Anlaufverlust von rund 80.000 Euro an. Bei einer konservativen Planung wird dieser Betrag im laufenden Geschäftsjahr gut aufgeholt werden. Allerdings räumte der Vorstand ein, dass man im vergangenen Geschäftsjahr wohl doch zu konservative Annahmen hatte und daher auch zu vorsichtig im Vertrieb agierte. Dabei kann man das System auch mit wesentlich mehr Kunden betreiben, denn selbst bei den aktuellen Transaktionszahlen liegt die Reaktionszeit bei deutlich weniger als einer Sekunde pro Vorgang.
Nachdem im Vorjahr noch kein eigenständiger BonVito-Vertrieb unterhalten wurde, wurden ab dem zweiten Halbjahr 2014 verschiedene Vertriebsmodelle getestet. Als besonders erfolgreich erwies sich dabei der Einsatz eines Key-Accounters, so dass die Gesellschaft künftig vor allem auf diesem Wege den Vertrieb forcieren will. Dies wird auch erforderlich sein, um das Wachstum zu beschleunigen. Immerhin muss man in Teilmärkten mit Wettbewerbern mithalten, die teilweise mit sehr hohen Beträgen als Start-ups ausgestattet wurden, um rasch Marktpositionen zu besetzen. Vectron sieht Herr Stümmler allerdings weiterhin in einer guten Position, denn bislang hat man beispielweise erst ein Prozent der eigenen Kundenbasis für BonVito gewinnen können. Die Beschleunigung im Vertrieb ist allerdings erforderlich, damit nicht in letzter Sekunde Kundenkontakte noch von hochfinanzierten Start-ups weggenommen werden.
Allgemeine DiskussionNachdem sich zunächst kein Aktionär zu Wort meldete, stellte der Verfasser dieses Beitrags Fragen an den Vorstand. Nach einem erfolgreichen Geschäftsjahr und zwei vielversprechenden neuen Feldern sitzt die Gesellschaft nunmehr ein wenig wie die Maus zwischen Käse und Speck, so die Ausführungen des Berichterstatters. Es gibt den angestammten Bereich, in den weiter investiert werden soll, und zudem die Anforderungen aus den wachsenden neuen Aktivitäten. Daher stellt sich mit Blick auf die Ressourcenbindung die Frage, welche Rolle Kooperationen für die Unterlegung des künftigen Wachstums haben werden. Zudem erkundigte sich der Verfasser nach den Gründen für den kräftigen Cashflow-Anstieg im Vorjahr und einem Ausblick auf die entsprechende Kennzahl für das laufende Geschäftsjahr.
Herr Stümmler griff die Frage gern auf und verwies zunächst auf die aktuelle Kooperation mit PayPal, die als Beispiel für künftige Vereinbarungen dienen kann. Grundsätzlich sind für Vectron Partner interessant, die zum Ausbau des Geschäfts beitragen können, beispielsweise im Marketing. Vectron ist hier ein interessanter Partner dank der umfangreichen Installationsbasis bei Zielkunden, zu denen andere Unternehmen Zugang erhalten möchten, während umgekehrt die Angebote dieser Partner die Verbreitung von Vectron fördern sollen. Dabei, so Herr Stümmler, sind 1 Prozent an McDonalds immer noch besser als 100 Prozent einer Pommesbude, verdeutlichte er den von der Gesellschaft verfolgten Ansatz und fügte selbstkritisch hinzu, dass man im vergangenen Geschäftsjahr im Vertrieb bei den neuen Projekten zu konservativ vorgegangen sei.
In einem zweiten Themenkomplex ging der Verfasser auf die Aktie und die Transparenz des Unternehmens ein. Mit einer Segmentberichterstattung für die neuen Bereiche könne man das Geschehen dort und vor allem die Perspektiven am Kapitalmarkt transparenter machen und damit den Aktionären den Wert besser verdeutlichen. Zudem kann die Aussagekraft der Informationen mit Kennzahlen zum Vertrieb und dessen Leistungen gesteigert werden. Der Cashflow aus laufender Geschäftstätigkeit fiel im abgelaufenen Geschäftsjahr ungewöhnlich hoch aus, was vor allem auf Stichtagseffekte in den Lagerbeständen und bei den Rückstellungen zurückgeht. Ein „normalisierter“ Cashflow dürfte etwa in der Mitte der entsprechenden Kennzahlen für die Geschäftsjahr 2013 und 2014 liegen, mithin also bei rund einer Million Euro.
Derzeit sind die Datendichte und das Volumen der neuen Bereiche noch nicht hinreichend, um eine Segmentberichterstattung zu rechtfertigen, führte der Vorstand aus. Dies dürfte allerdings schon bald soweit sein, ergänzte Herr Stümmler, so dass vermutlich bereits für das Geschäftsjahr 2016 eine Segmentberichterstattung erfolgen wird. Aktuell gibt es keine Pläne zu Veränderungen in der Aktionärsstruktur oder Kapitalmaßnahmen. Insbesondere aus Sicht der beiden Vorstände, die zwei Drittel der Aktien halten, ist der Aktienkurs für derartige Maßnahmen entschieden zu niedrig. Eingeräumt wurde dabei, dass dies vielleicht auch auf das für ein Engagement institutioneller Investoren unzureichende Handelsvolumen an den Börsen zurückgeht.
Im Anschluss an diese Ausführungen meldete sich ein Privatanleger zu Wort und bat um eine generelle Einschätzung der Bedeutung der diskutierten Abschaffung von Bargeld für Vectron. Dabei äußerte der Redner die Vermutung, dass der anhaltende Rückzug von Wettbewerbern aus dem Kassenmarkt mit diesem Thema zu tun hat. Herr Stümmler konnte den Redner mit Hinweis darauf beruhigen, dass der Trend fort vom Bargeld und hin zu neuen Zahlungsformen Vectron sogar entgegenkommt. Beispielsweise sind in das bonVito-Angebot zahlreiche Dienstleistungen eingebunden, die gerade in diesem Umfeld an Attraktivität gewinnen.
AbstimmungenIm Anschluss an diese Ausführungen gab der Versammlungsleiter die Präsenz mit 1.035.048 Aktien entsprechend rund 69 Prozent des Grundkapitals von 1.500.000 Aktien bekannt und leitete zu den Abstimmungen über. Diese erfolgten im Subtraktionsverfahren und erbrachten für die Vorschläge der Verwaltung eine 100-prozentige Zustimmung ohne Enthaltungen.
Die Tagesordnung umfasste als Beschlussvorlagen die Zahlung einer Dividende von 0,30 je Aktie (TOP 2), die Entlastung der Mitglieder von Vorstand (TOP 3) und Aufsichtsrat (TOP 4) für das Geschäftsjahr 2014, die Wahl der KJP TreuConsult GmbH, Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Steuerberatungsgesellschaft, Gütersloh zum Abschlussprüfers für das Geschäftsjahr 2015 (TOP 5), und die Ermächtigung zum Erwerb eigener Aktien (TOP 6).
Die Veranstaltung endete gegen 11:45 Uhr.
Fazit und eigene MeinungEin Wachstumsunternehmen mit einem gesunden und nachhaltig ertragskräftigen Kerngeschäft, klaren Perspektiven für die den ersten Kinderschuhen entwachsenen neuen Bereiche und einer gut gefüllten Kriegskasse ist eher selten und sollte ein Premium verdienen. Gemessen daran liegt der Aktienkurs im Argen. Das kann man auch auf die für ein Unternehmen dieser Größenklasse nicht untypischen begrenzten Investor-Relations-Anstrengungen und den überschaubaren Streubesitz zurückführen.
Wer auf dem derzeitigen Niveau Stücke erhalten kann und Geduld mitbringt, macht mit diesem Dividendentitel vermutlich ein gutes Geschäft.
KontaktadresseVectron Systems AG
Willy-Brandt-Weg 41
D-48155 Münster
Tel.: +49 (0)2 51 / 28 56-0
Fax: +49 (0)2 51 / 28 56-560
Internet: www.vectron.de
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Ansprechpartner Investor RelationsThomas Stümmler
Tel.: +49 (0)2 51 / 28 56-0
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Veröffentlichungsdatum:
15.06.2015
-
08:58
Redakteur:
hmi