Die Hauptversammlung der Sino AG fand am 19. März 2015 im Haus der Düsseldorfer Börse in Düsseldorf statt. Wie im Vorjahr hatten sich dort etwa 100 Aktionäre und Gäste eingefunden, um sich über den auf aktive Trader spezialisierten Broker zu informieren. Für GSC Research war Matthias Wahler vor Ort.
Der Aufsichtsratsvorsitzende Dr. Robert Manger eröffnete die Sitzung um 11 Uhr und teilte mit, dass es seit dem Vorjahr keine personellen Veränderungen gegeben hat. Den Vorstand stellen nach wie vor die Herren Ingo Hillen und Matthias Hocke, die das Unternehmen einst gegründet haben.
Ferner informierte der Vorsitzende, dass die Vorstandsverträge vor Kurzem bis Ende 2017 bzw. Ende 2018 verlängert wurden. Dabei wurde das Grundgehalt deutlich verringert, dafür der variable Anteil maßvoll erhöht. Damit wird den seit Jahren durchgeführten Kostensparmaßnahmen Rechnung getragen und gleichzeitig sichergestellt, dass die Herren einen Anreiz haben, das Geschäft weiter voran zu entwickeln.
Nach Abhandlung der Formalien übergab Dr. Manger das Wort an den Vorstand.
Bericht des VorstandsHerr Hocke bewertete das Geschäftsjahr 2013/14 (bis 30. September) als wechselvoll, aber insgesamt positiv. Die Kosten wurden weiter reduziert. In den letzten drei Jahren waren es in Summe über 30 Prozent. Der Jahresüberschuss konnte verdoppelt werden und als Resultat daraus wird der Hauptversammlung eine Dividende von 0,22 Euro vorgeschlagen.
Die Wechselhaftigkeit zeigt sich beim Blick auf die Entwicklung der einzelnen Quartale. Der Start verlief sehr positiv. In den ersten drei Monaten wickelte Sino fast 190.000 Trades ab, ein Plus von 8 Prozent gegenüber der Vorperiode, und das EBT erreichte 59 TEUR. Zusätzlich konnte die Dividende aus der Beteiligung an der tick Trading Software AG (tick-TS) in Höhe von 480 TEUR vereinnahmt werden.
Das zweite Quartal verlief mit einem EBT von 238 TEUR noch besser und das erste Halbjahr wurde mit einem EBT von 777 TEUR abgeschlossen. In der zweiten Jahreshälfte verlief das Geschäft hingegen schwächer, so dass das Gesamtjahr mit einem Konzernergebnis von 512 (Vorjahr: 260) TEUR abgeschlossen wurde. Der Gewinn je Aktie verdoppelte sich auf 0,22 (0,11) Euro und dieser Betrag soll wie angekündigt voll ausgeschüttet werden.
Die Zahl der ausgeführten Orders reduzierte sich im Gesamtjahr um 2,6 Prozent auf 728.000. Dies war laut Herrn Hocke aber nur der Schwäche im weniger ergebnisrelevanten Futures-Bereich geschuldet, während die Zahl der Wertpapierorders zulegte. Inaktive Depots, die nur Kosten verursachen, wurden weiter konsequent gekündigt. Die Zahl der Depots reduzierte sich auf 443 (545), womit aber nur Erlöse in vernachlässigbarer Größe verloren gingen.
Nachdem das Ergebnis im dritten Jahr in Folge verbessert werden konnte, sieht Herr Hocke den Turnaround als gelungen an. Und es sieht, wie sein Kollege später an einigen Zahlen aufzeigte, ganz danach aus, als ob sich der positive Trend im laufenden Jahr fortsetzen würde. Unverändert ist es das Ziel, nachhaltig profitabel zu wirtschaften und den Kunden möglichst hochqualitative Dienstleistungen zu bieten.
Die Kostensenkungsmaßnahmen sind Herrn Hocke zufolge weitestgehend abgeschlossen. In den letzten drei Jahren wurden sie um ein Drittel ganz erheblich reduziert und es sind nur noch einige nachlaufende Effekte zu erwarten. Weitere Einsparungen wären kaum mehr möglich, wenn die Qualität der Dienstleistungen gehalten werden soll. Im derzeitigen Marktumfeld ist Sino mit der jetzigen Aufstellung strukturell mindestens profitabel.
Im Anschluss ging Vorstandsmitglied Ingo Hillen näher auf die tick-TS AG ein, wie dies im Vorjahr von verschiedenen Aktionären gewünscht worden war. Die tick-TS wurde nach seiner Aussage im Jahr 2002 von Oliver Wagner und den jetzigen Sino-Vorständen gegründet und die Sino AG später beteiligt. Aktuell halten die Sino AG rund 43 Prozent, die HSBC rund 18 Prozent, Herr Wagner 12 Prozent und Herr Hillen und Herr Hocke jeweils 13 Prozent der Anteile.
Die tick-TS hat eine Vielzahl von Dienstleistungen rund um Börsen- und Handelssysteme im Angebot und ist damit quasi ein Versorger für institutionelle Börsenteilnehmer. Unter anderem hat sie auch die von Sino genutzte Handelsplattform sino MX-PRO entwickelt.
Wie er an einigen Zahlen aufzeigte, entwickelt sich tick-TS seit Jahren erfolgreich. Der Umsatz konnte seit 2009 von 2,6 Mio. Euro auf 4,4 Mio. Euro ausgeweitet werden, der Jahresüberschuss wuchs von 790 TEUR auf 1,16 Mio. Euro und die Dividende erhöhte sich seither von 780 TEUR auf 1,16 Mio. Euro, wovon Sino in 2009 noch 340 TEUR und zuletzt 501 TEUR erhalten hat. Im laufenden Jahr wird bei tick-TS eine weitere Gewinnsteigerung auf 1,25 Mio. Euro erwartet.
Das erste Quartal 2014/15 wurde Herrn Hillen zufolge mit einem EBT von 78 TEUR ebenfalls erfolgreich abgeschlossen. Zusätzlich konnte besagte Dividende von 501 TEUR von tick-TS vereinnahmt werden. Im zweiten Quartal, das Ende März abgeschlossen wird, läuft es noch besser. Das EBT dürfte rund 150 TEUR betragen. Sino profitiert von der zunehmenden Hinwendung der Anleger in Richtung Aktie.
Auch für das Gesamtjahr hält der Vorstand Zuversicht für angebracht. Der Gewinn dürfte nach dem erfolgreichen Verlauf der ersten sechs Monate weiter zulegen und der Jahresüberschuss soll soweit möglich und sinnvoll auch künftig komplett ausgeschüttet werden. Insofern ist im kommenden Jahr aus heutiger Sicht eine Dividende von mehr als 0,22 Euro zu erwarten.
Dem bewährten Geschäftsmodell will der Vorstand treu bleiben. Die hart erkämpfte Position von Sino als der(!) Online-Broker für Heavy-Trader soll weiter untermauert werden. Die regelmäßigen Auszeichnungen bestätigen die gute Stellung im Markt. Mit Blick auf die derzeit zu beobachtende Konsolidierung in der Branche sollen in nächster Zeit eventuell auch Chancen genutzt werden, sofern sich solche ergeben.
Allgemeine AusspracheDie Aussprache eröffnete wie im Vorjahr Dietmar Erlebach von der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW). Er konnte der Aussage des Vorstands, dass im vergangenen Jahr eine wechselvolle Entwicklung zu verzeichnen war, insgesamt aber ein ordentliches Ergebnis erwirtschaftet werden konnte, nur zustimmen.
Wichtig war dem Aktionärsschützer die Anmerkung, dass der größte Teil des Konzernergebnisses wie in den Vorjahren aus der tick-TS-Dividende stammt. Er fragte nach der Kundenstruktur dieser Gesellschaft, um abschätzen zu können, wie es bei dieser wichtigen Beteiligung weitergeht. Nach Meinung von Aktionär Ehresmann, der nachfolgend sprach, könnte es sinnvoll sein, die komplette Integration von tick-TS anzustreben.
„Natürlich war die Dividende von tick-TS der wesentliche Ergebnistreiber“, bestätigte Herr Hillen. Dies ist aber, wie er in Erinnerung rief, erst seit einigen Jahren so. Es hat schon Zeiten gegeben, in denen diese Ausschüttung für den Erfolg keine Rolle gespielt hat. Dies hat sich geändert, nachdem sich das operative Geschäft zunehmend schleppend entwickelt hat.
Nach dem erfolgreichen Verlauf des ersten Halbjahres 2014/15 zeigte sich Herr Hillen zuversichtlich, dass dies nun wieder dreht. Schon im laufenden Jahr könnte sich das Verhältnis von operativem Ergebnis und der tick-TS-Dividende wieder einem Verhältnis von 50 zu 50 annähern.
Insgesamt verfügt tick-TS nach seiner Aussage über 123 direkte Kundenbeziehungen. Die Kunden von Sino sind hier natürlich nicht enthalten. Als interessant erachtet er, dass ein neuer Großkunde gewonnen werden konnte, der das Potenzial hat, bis zu 10 Prozent der gesamten Umsätze der vergangenen Jahre zu erreichen. Insofern ist der Vorstand optimistisch für diese Gesellschaft.
Die Bedenken des DSW-Vertreters, dass sich eine Konkurrenzsituation zwischen Sino und tick-TS ergeben könnte, teilte Herr Hillen nicht. Die Dienstleistungen von Sino sind deutlich vielschichtiger und die Kunden werden durch hocherfahrene Händler betreut. Es ist nicht so, dass Sino nur die von tick-TS entwickelte Plattform zur Verfügung stellt.
Gewisse Bedenken hatte der Aktionärsschützer betreffend die Zukunft des Geschäftsmodells, nachdem die Zahl der Depots sukzessive sinkt. Die Begründung des Vorstands, dass inaktive Depots bewusst geschlossen werden, hatte er durchaus vernommen. Irgendwann müsste seiner Meinung nach aber die Schmerzgrenze erreicht sein. Von der angestrebten Forcierung des Neugeschäfts konnte er nicht viel erkennen.
Herr Hillen versicherte, dass mit den Depotschließungen nur ein unbedeutender Anteil des Geschäfts verloren gegangen ist. Der Vorstand hält es nach wie vor für sinnvoll, Kundenbeziehungen, die nichts einbringen, zu beenden.
Die Kundenneugewinnung läuft nach seiner Aussage am erfolgreichsten über Empfehlungen. Das klassische Marketing ist für Sino nicht so interessant. In Anbetracht der eng definierten Zielgruppe ist der Streuverlust sehr hoch. Immerhin konnten im vergangenen Jahr 28 neue Kunden gewonnen werden, das bedeutet einen Zuwachs von fast 7 Prozent.
Auf Nachfrage erläuterte Herr Hillen, dass er die Untergrenze für einen Heavy Trader bei 10 Orders pro Monat definiert. Durchschnittlich handeln die Kunden von Sino natürlich viel mehr, manche mehr als tausendmal pro Monat. Interessant wird es ab 100 bis 200 Orders im Monat. Es war aber gewünscht, das Spektrum etwas nach unten zu öffnen.
Die anknüpfende Frage von Aktionär Dieter Erwin Strobel, wie hoch der Vorstand bei dieser Definition das theoretische Kundenpotenzial einschätzt, konnte Herr Hillen nicht beantworten. Es gibt dies betreffend keine aussagekräftigen Statistiken.
Des Weiteren erkundigte sich Herr Erlebach nach dem aktuellen Stand betreffend die Klage gegen die Entschädigungseinrichtung für Wertpapierhandelsunternehmen (EdW). Hier wurde Herrn Hillen zufolge mittlerweile Verfassungsbeschwerde gegen die Jahresbeiträge eingelegt und bei den Sonderbeiträgen ist dies ebenfalls geplant. Dafür werden noch einmal Kosten im fünfstelligen Bereich anfallen.
Herr Ehresmann zeigte sich skeptisch ob der Erfolgsaussichten dieser Klage, was Herr Hillen durchaus nachvollziehen konnte. Er bat aber zu bedenken, dass Sino im Erfolgsfall rund 950 TEUR zurückgezahlt werden, während ansonsten die Kosten nur überschaubare Auswirkungen auf die Gewinn- und Verlustrechnung haben. Insofern hält er das gewählte Vorgehen für konsequent.
Zum Thema Finanztransaktionssteuer konnte Herr Hillen nichts Neues berichten. Es ist nach wie vor ungewiss, ob diese Abgabe tatsächlich kommt und in welcher Ausgestaltung. Der Vorstand verfolgt die Diskussion sehr genau. Je nach Ausgestaltung könnte sich dies natürlich erheblich auf die Ertragslage auswirken.
Ferner erkundigte sich Herr Ehresmann mit Blick auf die Präsenz von nur knapp über 30 Prozent nach der aktuellen Aktionärsstruktur. Diese Frage konnte ihm Herr Hillen nicht beantworten. Der Präsenzliste war zu entnehmen, dass die HSBC mit 27 Prozent vertreten ist. Mehr ist auch dem Vorstand nicht bekannt und er wollte nicht spekulieren. Der Freefloat ist aber vermutlich recht breit und es gibt eine relativ große Zahl von Aktionären.
Bei der Entscheidung der beiden Vorstandsmitglieder, ihre Aktien zu veräußern, spielten Herrn Hillen zufolge verschiedene Gründe eine Rolle. Unter anderem ging es um die persönliche Vermögensdisposition und dies ist nicht Angelegenheit der Gesellschaft.
Betreffend die Entwicklung des Aktienkurses gingen die Meinungen auseinander. Einige Redner äußerten sich zufrieden mit der Performance der letzten Jahre, andere verwiesen auf frühere Kurse, die höher gewesen waren. Dies betreffend bat Herr Hillen zu berücksichtigen, dass in den letzten Jahren auch hohe Dividenden gezahlt worden sind. In Summe waren es seit 2006 rund 5 Euro.
Ferner wollte Herr Erlebach wissen, ob konkrete Pläne bestehen, das genehmigte Kapital auszunutzen. Dies betreffend erklärte Herr Hillen, dass es in der Branche zurzeit viel Bewegung gibt und der Vorstand sich umschaut, ob sich Chancen auftun. Ist dies der Fall, könnte es vielleicht sinnvoll sein, diese zu nutzen. In der Vergangenheit hat es dies nicht gegeben.
AbstimmungenDer Vorsitzende verkündete die Präsenz mit 718.866 Aktien. Bezogen auf das gesamte Grundkapital von 2.337.500 Euro, eingeteilt in ebenso viele Aktien, entsprach dies einer Quote von 30,75 Prozent. Dies war nochmals deutlich weniger als im vergangenen Jahr.
Alle Beschlüsse wurden mit Mehrheiten über 97 Prozent gefasst. Im Einzelnen waren dies die Dividende von 0,22 Euro (TOP 2), die Entlastung von Vorstand (TOP 3) und Aufsichtsrat (TOP 4), die Bestellung der DHPG Audit GmbH zum Abschlussprüfer (TOP 5), die Änderung der Satzung betreffend die elektronische Kommunikation (TOP 6) und die Schaffung eines neuen genehmigten Kapitals (TOP 7).
Um 13:20 Uhr schloss Dr. Manger die Versammlung.
FazitDie Sino AG hat das Geschäftsjahr 2013/14 erfolgreich abgeschlossen. Die gute Börsenstimmung wird endlich von höheren Umsätzen begleitet und dies ist für den Online-Broker die relevante Größe für ein gutes Geschäft. Das Konzernergebnis konnte nahezu verdoppelt werden und da im Unternehmen keine zusätzlichen Mittel benötigt werden, wurde wie angekündigt der komplette Gewinn ausgeschüttet. Bei einer Dividende von 0,22 Euro errechnet sich für die Aktie eine attraktive Rendite von mehr als 5 Prozent.
Das erste Halbjahr 2014/15 ist ebenfalls positiv verlaufen. Und die Beteiligung an der tick-TS AG ist nicht mehr der einzig relevante Ergebnistreiber, auch operativ geht es mit großen Schritten voran. Setzt sich der Trend fort, ist im nächsten Jahr eine Ausschüttung von 0,30 Euro denkbar, was eine Verzinsung von über 6 Prozent bedeuten würde. Nachdem der Aktienkurs mit dem Dividendenabschlag etwas zurückgekommen ist, bietet sich eine interessante Einstiegsgelegenheit.
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Veröffentlichungsdatum:
25.03.2015
-
12:23
Redakteur:
mwa