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Interview mit Alexander Margaritoff (Vorstandsvorsitzender Hawesko Holding AG) - "Das Angebot von 40 Euro je Aktie spiegelt den wahren Wert und das große Potential von Hawesko nicht annähernd wider"

Kurz nach Veröffentlichung der Zahlen zum Q3/2014 (siehe hierzu auch das aktuelle

Research von GSC Research) kündigte am 07. November 2014 die Tocos Beteiligung GmbH, Hamburg, über die Herr Detlev Meyer zum damaligen Zeitpunkt bereits mit knapp unter 30 Prozent am Unternehmen beteiligt gewesen ist, ein öffentliches Übernahmeangebot für die Aktien der Hawesko Holding AG zum Preis von 40,00 Euro je Aktie an.

Im Nachgang zu der am 04. Dezember 2014 veröffentlichten Stellungnahme des Vorstandes sprach Alexander Langhorst von GSC Research mit dem Vorstandsvorsitzenden Alexander Margaritoff über dessen aktuelle Einschätzung zum Übernahmeangebot sowie die weiteren Aussichten der Hawesko Holding AG.

Margaritoff: "Das Angebot von 40 Euro je Aktie spiegelt den wahren Wert und das große Potential von Hawesko nicht annähernd wider"

GSC Research: Aktuell bestimmt ja das doch aus Sicht des Marktes überraschende Übernahmeangebot von Tocos zum Preis von 40 Euro je Hawesko Holding AG - Aktie die Diskussion um Ihr Unternehmen. Mit aktuellen Kursen um die 42 Euro wird die Aktie an der Börse oberhalb des Angebotspreises gehandelt. Was halten Sie als Vorstand von der Kaufofferte?

Margaritoff: Um meine Interessenlagen als Vorstand und Aktionär sauber zu trennen, darf ich Ihnen Fragen zum Angebot von Herrn Meyer entweder als Aktionär beantworten, oder ich werde mich auf die Stellungnahmen von Vorstand und Aufsichtsrat der Hawesko beziehen, soweit es die Sicht des Unternehmens betrifft. Das Angebot von 40 Euro je Aktie spiegelt den wahren Wert und das große Potential von Hawesko nicht annähernd wider. Der Vorstand hat dieses Angebot daher in seiner schriftlichen Stellungnahme als unangemessen abgelehnt. Dieses Urteil bestätigen dem Vorstand vorliegende  Experteneinschätzungen des Bankhauses Berenberg und der Wirtschaftsprüfer von KPMG, das reflektiert sich im aktuellen Kurs und das unterstützen viele Marktbeobachter und Investoren. Im Übrigen ist auch der Aufsichtsrat zum Ergebnis gelangt, dass der Preis unangemessen ist.

GSC Research: Die Konstellation ist ja doch vergleichsweise ungewöhnlich, dass das Mitglied eines Organs einer Gesellschaft (des Aufsichtsrats) eine solche Offerte unterbreitet. Wie bewertet dies der Vorstand und gibt es besondere Punkte zu beachten?

Margaritoff: Der Umstand, dass Herr Meyer sein Aufsichtsratsmandat während der Angebotsfrist nicht ruhen lässt, ist nicht nur ungewöhnlich, sondern unter Corporate-Governance-Gesichtspunkten zumindest bedenklich. Zudem wurde die Annahmefrist für das Angebot – und damit die Zeit, in der sich die Aktionäre eine Meinung bilden können – auf die kurzmöglichste Frist von vier Wochen begrenzt. Dies alles findet überdies mitten im Weihnachtsgeschäft statt, der für den Weinhandel wichtigsten Saison des Jahres, und bindet so zusätzliche Kapazitäten und verunsichert die Mitarbeiter. Wie der Aufsichtsrat in seiner Stellungnahme zutreffend feststellt, hätte man eine Abstimmung oder doch zumindest eine vorherige Information des Vorstands erwartet. Der Vorstand von Hawesko sieht sich jedenfalls durch den Aufsichtsrat bestätigt, der in seiner unabhängigen Erklärung das Angebot als nicht angemessen zurückgewiesen hat.

GSC Research: Aus Sicht der freien Aktionäre stimmt natürlich die Ankündigung von Tocos bedenklich, die bisher stets sehr aktionärsfreundliche Ausschüttungspolitik einzuschränken und künftig einen größeren Teil im Unternehmen zu belassen, um damit das weitere Wachstum zu finanzieren. Müssen sich die Anteilseigner hier künftig auf Veränderungen einstellen, egal wie die laufende Offerte ausgeht?

Margaritoff: Wenn es nach dem aktuellen Vorstand geht, dann ist die Antwort ganz klar: Nein, die Aktionäre müssen sich nicht auf Veränderungen einstellen. Wenn Herr Meyer eine Kontrollmehrheit erreichen sollte – was ich nicht erwarte -, besteht die Gefahr, dass das Unternehmen seine sehr erfolgreiche Strategie wechselt. In diesem Fall muss nach seinen Ankündigungen davon ausgegangen werden, dass die Ausschüttungsquote um bis zu 60% gekürzt wird.

GSC Research: Wo sehen Sie als Vorstand den fairen Wert der Aktie - Analysten sehen ja Kursziele von bis zu 46,20 Euro - und damit deutlich mehr Potential als die gebotenen 40,00 Euro je Aktie ?

Margaritoff: Die Investmentbanken, die Vorstand und Aufsichtsrat eingeschaltet haben, sehen die 40 Euro nicht als angemessen an. Die Wirtschaftsprüfer von KPMG arbeiten noch an ihrer Bewertung. Aber schon die Vorabindikation, die der Vorstand in seine Stellungnahme integriert hat, deutet auf einen deutlich höheren angemessenen Kurspreis hin. Genaue Zahlen kann ich Ihnen heute nicht nennen.

GSC Research: Haben Sie als ebenfalls sehr großer Aktionär des Unternehmens eine Empfehlung wie sich die freien Anteilseigner bis zum Ende der Angebotsfrist am 22. Dezember 2014 verhalten sollen?

Margaritoff: Als Aktionär halte ich mir grundsätzlich alle Optionen offen und gehe davon aus, dass alle Aktionäre gut beraten sind, wenn sie mit ihrer Entscheidung ebenfalls mindestens bis zum Ende der Annahmefrist warten.

GSC Research: Neben dem Übernahmethema hat in den vergangenen Wochen auch die Ankündigung des Discounters LIDL für Aufsehen gesorgt, in das Geschäft mit hochwertigen Weinen einzusteigen. Wie bewerten Sie diesen zusätzlichen Wettbewerber?

Margaritoff: Wir sehen das als Versuch von Lidl, das gesamte Sortiment durch Aktionsangebote und einige hochwertige Weine aufzuwerten. Solche Versuche hat es in der Vergangenheit immer wieder mal gegeben. Wir sehen das durchaus positiv, denn die Discounter lenken so die Aufmerksamkeit einer sehr breiten Käuferschicht auf hochwertige Weine. Die Erfahrung zeigt: Diese Kunden werden schnell anspruchsvoller. Als Spezialist mit langjähriger Kompetenz und Erfahrung sowie einer abgestimmten Sortimentspolitik können wir davon nur profitieren.

GSC Research: Besteht nicht die Gefahr, dass ein Teil der Kunden zu Angeboten von LIDL oder anderen Discounter abwandern, weil dort gefühlsmäßig die günstigeren Preise von der Kundschaft vermutet werden?

Margaritoff: Die wenigsten Kunden decken ihren Bedarf über einen einzigen Anbieter. Wir haben kein Problem damit, uns diesem Vergleich zu stellen, denn die Kunden werden schnell feststellen, dass Hawesko und Jacques’ nicht nur wettbewerbsfähige Preise haben, sondern hinsichtlich Auswahl, Beratung, Lieferfähigkeit, fachgerechter Lagerung und Logistik den Discountern einfach klar überlegen sind. Dazu kommt, dass gerade die Erzeuger anspruchsvoller Gewächse größten Wert darauf legen, dass ihre Produkte fachgerecht vertrieben werden. Dank langjähriger vertrauensvoller Kontakte zu Top-Winzern überall auf der Welt haben wir hier einen Vorsprung. Generell wird mir in der Diskussion aber viel zu viel über Preise und viel zu wenig über Wein gesprochen.

GSC Research: Haben Sie dies seit Ankündigung in den Jacques Weindepots zu spüren bekommen auf der Umsatz- und Ergebnisseite?

Margaritoff: Wir sind da ganz entspannt, denn weder bei Jacques’ noch in unserem Versandhandel können wir eine Beeinträchtigung feststellen.

GSC Research: Seit Jahren gewinnt ja das Weihnachtsgeschäft - nicht zuletzt auch im Versand- und Onlinehandel - immer mehr an Bedeutung, wie zufrieden sind Sie zu Beginn des Monats Dezember mit dem bisherigen Verlauf?

Margaritoff: Das Weihnachtsgeschäft ist in allen unseren Vertriebskanälen gut angelaufen und wir können mit dem aktuellen Verlauf zufrieden sein.

GSC Research: Kommen wir zurück auf die eingangs besprochene Übernahmethematik, sehen Sie Risiken oder Belastungen aus dem aktuell laufenden Procedere auf den Erfolg des Weihnachtsgeschäfts bei Hawesko?

Margaritoff: Dass wir uns nicht in dem Maß auf das Weihnachtsgeschäft kümmern können, wie es eigentlich erforderlich wäre, das ist zutiefst ärgerlich. Gleichwohl setzen wir alles daran, dass das Weihnachtsgeschäft ein voller Erfolg wird. Bislang läuft es glücklicherweise normal. Einen spürbaren Umsatzeinbruch wegen des Übernahmeversuchs verspüren wir nicht.  Allerdings spüren wir Verunsicherung bei unseren Mitarbeitern. Und das ist nicht gut.

GSC Research: Wann können sich die Investoren auf Neuigkeiten vom laufenden Übernahmeangebot und zum Geschäftsverlauf in 2014 und dort insbesondere im wichtigen Weihnachtsgeschäft einstellen?

Margaritoff: Das Übernahmeangebot hängt von unterschiedlichen rechtlichen Fristen ab, auf die Hawesko nur zum Teil Einfluss hat. Daher kann ich allen Aktionären nur empfehlen, weiterhin die aktuellen Meldungen sowohl auf unserer Unternehmensseite als auch in der Presse zu verfolgen. Was den Geschäftsverlauf 2014 angeht, werden wir zur üblichen Zeit Anfang Februar 2015 berichten.

GSC Research: Herr Margaritoff, wir danken Ihnen für das Gespräch und wünschen Ihnen weiterhin viel Erfolg bei der Führung von Hawesko.
 



Veröffentlichungsdatum: 09.12.2014 - 09:30
Redakteur: ala
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