Am 27. August 2014 fand in Nieder-Eschbach am Rande von Frankfurt am Main die ordentliche Hauptversammlung der Bavaria Venture Capital & Trade AG statt. Drei Aktionäre und Gäste, unter ihnen Werner Friedmann als Berichterstatter für GSC Research, waren in den Darmstädter Hof gekommen, um sich über die Entwicklung in den Geschäftsjahre 2011 bis 2013 informieren zu lassen.
Als Versammlungsleiter eröffnete der stellvertretender Aufsichtsratsvorsitzende Frank Klar pünktlich um 17 Uhr die Hauptversammlung und entschuldigte den Aufsichtsratsvorsitzenden Jan Köhler wegen einer Terminkollision. Herr Klar wies auf die ausliegenden Jahresabschlüsse für die Jahre 2011 bis 2013 hin, führte ansonsten zügig durch die Formalien und übergab dann das Wort an den Alleinvorstand Franz-Josef Lhomme.
Bericht des VorstandsDie Bavaria Venture Capital & Trade AG (BVC) konnte sich in den letzten Jahren nicht nach seinen den Vorstellungen entwickeln, gab Herr Lhomme gleich zu Anfang seiner Ausführungen zu. Die Suche nach einem neuen Zweck der Gesellschaft ist bis dato nicht gelungen. Angesichts der Umstände bezeichnete er die Entwicklung von 2011 bis 2013 als recht zufriedenstellend. Sie entsprach seiner Ansicht aber eher einem „auf der Stelle treten“, sofern man als Ausgangspunkt das Jahr 2010 wählt. Die Verluste der Jahre 2011 und 2013 von minus 64.000 Euro bzw. minus 15.000 Euro wurden durch den Gewinn von 83.000 Euro in 2011 fast genau ausgeglichen. Deshalb ergab sich Ende 2013 ein im Vergleich zu 2010 fast unverändertes Eigenkapital von 458.000 Euro.
Durchaus erfreut kündigte Herr Lhomme deshalb an, dass es ab September 2014 einen neuen Vorstand für die Gesellschaft geben wird. Es wird an einem neuen Aktionariat gearbeitet und in Kürze soll zu einer außerordentlichen Hauptversammlung geladen werden. Es steht seinen Worten nach zu erwarten, dass dort eine neue Satzung zur Verabschiedung anstehen wird, die auch einen neuen Geschäftszweck enthalten dürfte. Auch der derzeitige Aufsichtsrat wird in diesem Zuge freundschaftlich im besten Einvernehmen seine Ämter abgeben.
Der Analyse des Vorstands zufolge machte es mit dem geringen Kapital der (unverschuldeten) Gesellschaft keinen Sinn, das Geschäft wie z.B. in der GBS Asset Management AG zu betreiben. (
Anm. d. Verf.: Bei dieser Gesellschaft ist er ebenfalls zum Vorstand bestellt.) So hätte etwa die Durchführung von Blockgeschäften ein Klumpenrisiko bedeutet, welches nicht zu verantworten gewesen wäre. Deshalb war die Bavaria Venture Capital & Trade AG im Wesentlichen lediglich eine Mantelgesellschaft, die recht wenige Aktivitäten entfalten konnte.
Aufgrund der neuen Struktur erwartete er, dass in Bälde eine Kapitalerhöhung stattfinden wird. Mit der Kapitalzufuhr und dem neuen Geschäftszweck werden natürlich auch die Kosten ansteigen (
Anm. d. Verf.: Der Personalaufwand der Gesellschaft wurde in den letzten Jahren jeweils mit 0 Euro ausgewiesen). Er zeigte sich aber zuversichtlich, da er die handelnden Personen kennt. „Das wird sehr gut funktionieren“, so formulierte er seine Erwartungen.
Allgemeine AusspracheAktionär Thomas Mariotti folgte als Erster der Aufforderung, Fragen zu stellen. Er wunderte sich über die stark schwankend ausgewiesenen Beteiligungserträge. Herr Lhomme verwies darauf, dass unter dieser Position insbesondere ausgereichte Darlehen und Beratungsprovisionen ausgewiesen werden. Abschreibungen auf Darlehen, die 2013 prophylaktisch vorgenommen wurden, konnten in 2014 teilweise wieder aufgeholt werden. Aktienpositionen gab es in der Vergangenheit mit gemischter, eher unterdurchschnittlicher, aber insgesamt immerhin positiver Performance. Zum jetzigen Zeitpunkt sind diese allerdings alle abgebaut worden. Dies gilt nicht für eine Aktienposition im Squeeze-out der Ferd. Rückforth Nachfolger AG, da hier ein Verkauf im Moment schädlich wäre. Ansonsten hält die AG derzeit lediglich Kasse.
Der Berichterstatter steuerte noch die Frage nach eventuell vorhandenen steuerlichen Verlustvorträgen und deren vermutetem Schicksal im Zuge der Veränderung der Aktionärsstruktur bei. Vorstand und Aufsichtsrat konnten mitteilen, dass Verlustvorträge lediglich in einem Umfang von 30.000 bis 50.000 Euro vorhanden sind. Nach einigem Hin und Her wollten sich die Gremienmitglieder nicht festlegen, in welchem prozentualen Ausmaß sich die Zusammensetzung der Aktionärsstruktur verändern wird. Werden hier 25 Prozent nicht erreicht, so ist wohl nicht mit einem (teilweisen) Untergang der Verlustvorträge zu rechnen.
Da keine weiteren Fragen gestellt wurden, ging der Versammlungsleiter zur Abstimmung über.
AbstimmungenVom Grundkapital der Gesellschaft in Höhe von 300.000 Euro waren 35.003 Euro, entsprechend einer Präsenz von 11,67 Prozent vertreten. Im Einzelnen wurde abgestimmt über die Verwendung des Bilanzgewinns der Jahre 2011 bis 2013 (TOP 3, 6 und 9), die Entlastung des Vorstands für die Geschäftsjahre 2011-2013 (TOP 4, 7 und 10), die Entlastung des Aufsichtsrats für die Geschäftsjahre 2011 bis 2013 (TOP 5, 8 und 11) sowie die Vergütung des Aufsichtsrate für die Geschäftsjahre 2011 bis 2014 (TOP 12 bis 15).
Die Beschlüsse wurden alle einstimmig im Sinne der Verwaltung gefasst. Der Versammlungsleiter beendete die Veranstaltung bereits gegen 17:30 Uhr.
Fazit und eigene MeinungAlles wird anders, aber man weiß nicht wie. Einfach aufgrund der Tatsache, dass Herr Lhomme die neuen Akteure kennt, könnte man vermuten, dass der neue Geschäftszweck wieder einen Bezug zum Finanzmarkt haben wird. Aber mehr auch nicht. Insofern stellt die Aktie im Moment eine Wundertüte dar.
In den letzten drei Monaten hat sich die ansonsten nur wenig gehandelte Aktie unter enorm hohen Umsätzen von einem Tief bei etwa 2 Euro deutlich nach oben bewegt. Offensichtlich sind wesentliche Pakete gehandelt worden. Die in Hamburg derzeit gestellte Spanne von 5,5 bis 6,0 Euro je Aktie beinhaltet nun eine außerordentlich hohe Prämie auf den Buchwert des Eigenkapitals. Dieser errechnet sich mit lediglich gut 1,5 Euro je Aktie. Dafür erhält man das Recht, an einer eventuell anstehenden großen Kapitalerhöhung mit Bezugsrecht teilnehmen zu können. Ohne weitere Kenntnisse des geplanten Geschäftsmodells und dessen Umsetzung kann die Aktie derzeit nur für Investoren mit ausgeprägt positiver Risikoneigung in Frage kommen. Für alle anderen Anlegertypen dürfte das Warten auf die Öffnung der Wundertüte angezeigt sein.
KontaktadresseBavaria Venture Capital & Trade AG
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Veröffentlichungsdatum:
29.08.2014
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11:45
Redakteur:
beo