Nach einer "Pause" von annähernd dreieinhalb Jahren seit der letzten Hauptversammlung im November 2010 (
siehe hierzu auch den HV Bericht von GSC Research) hat das Remscheider Traditionsunternehmen seine Aktionäre am 18. Juni 2014 zu einer außerordentlichen Hauptversammlung in das Schützenhaus in Remscheid eingeladen. Gegenstand der Tagesordnung waren unter anderem die Geschäftsjahre und Jahresabschlüsse für die Jahre 2010 bis 2012. Der Aufsichtsratsvorsitzende Franz-Bernd Daum begrüßte die rund 50 Aktionäre, Gäste und Vertreter, darunter Alexander Langhorst von GSC Research, und erläuterte zunächst die personellen Änderungen in Vorstand und Aufsichtsrat seit der letzten Hauptversammlung in 2010.
Ferner berichtete er über die Gründe für die verspätete Vorlage der Jahresabschlüsse für die Geschäftsjahre 2010 bis 2012. Grund hierfür war im Wesentlichen die Schwierigkeit eine positive Fortführungsprognose seitens des Abschlussprüfers zu erhalten, die vorläufigen und ungeprüften Zahlen sind jeweils zeitnah nach Feststellung veröffentlicht worden.
Nach Abhandlung der weiteren üblichen Formalien und der Mitteilung, dass die Entlastungsbeschlüsse in Folge noch aufgetretener Sachverhalte zurückgestellt werden sollen, bis eine unabhängige Prüfung diese zweifelsfrei geklärt hat, erteilte der Versammlungsleiter dem Alleinvorstand Alfons Schmidt das Wort.
Bericht des VorstandsNach Begrüßung der Teilnehmer nutzte Herr Schmidt zunächst die Gelegenheit sich den Anteilseignern der Alexanderwerk AG vorzustellen. Herr Schmidt, Jahrgang 1947, ist Dipl.-Ing. und war zuletzt seit 1997 technischer Leiter bei der Firma Lödige in Paderborn und bis zu seinem Ausscheiden dort im Jahre 2011 auch Geschäftsführer. Die Firma Lödige ist im Bereich der Misch- und Reduktionstechnik aktiv und beliefert damit unter anderem auch die Pharmabranche. Das Unternehmen kommt auf jährliche Umsatzerlöse in Größenordnung von zwischen 40 und 50 Mio. Euro. Bei der Alexanderwerk AG werden bereits seit 15 Jahren verschiedene Komponenten von Lödige in die Maschinen eingebaut. Seit 2012 ist Herr Schmidt als technischer Berater bei der Gesellschaft tätig und seit Oktober 2013 als Vorstand.
Im weiteren Verlauf erläuterte der Alexanderwerk-Chef die Veränderungen in der Unternehmensstruktur seit der letzten Hauptversammlung im Jahre 2010. Wesentliche Veränderungen sind neben dem Verkauf der Foodtech-Sparte in 2011 die Ausgliederung der Teileproduktion in die Alexanderwerk Produktion GmbH gewesen, an der man noch mit einem Minderheitsanteil von 25 Prozent beteiligt ist. Neben den Veränderungen in der Unternehmensstruktur ist es nach Vorstandsangabe auch im Aktionariat der Gesellschaft seit der letzten Hauptversammlung zu sehr vielen Veränderungen gekommen, wie man den entsprechenden Stimmrechtsmeldungen entnehmen konnte. Vergleichsweise unverändert ist der Anteil des Streubesitzes von 47 Prozent.
Die Veränderungen der vergangenen Jahre spiegeln sich nach Angabe von Herrn Schmidt auch in der Entwicklung der Mitarbeiterzahl wieder. Von 154 im Jahre 2009 sank diese bis 2012 auf 118 und legte in 2013 wieder leicht auf 124 zu. In den genannten Zahlen sind auch Teilzeitkräfte zahlenmäßig berücksichtigt.
Vor Erläuterung der Geschäftszahlen berichtete der Alleinvorstand von den in den vergangenen Jahren zu bewältigenden Herausforderungen auf der operativen Ebene. Hauptfaktor für die sich ergebenden Schwierigkeiten war im gesamten zu berichtenden Zeitraum nach seiner Angabe natürlich die ausgesprochen knappe Liquiditätslage der Gesellschaft. Hinzu kam die erforderliche Neugewinnung einer Vertriebsleitung, der Gewinnung neuer Mitarbeiter im Marketing, nachdem die vorherigen Kräfte dort gekündigt hatten, sowie nicht zuletzt die Motivation der gesamten Belegschaft in den sehr schwierigen Zeiten. Fortschritte konnten dabei auch auf dem Gebiet der Konstruktion und dem früher nur teilweise vorhandenen 3D CAD-System erzielt werden. Eine weitere Herausforderung hat sich aus der Kündigung fast der gesamten Service-Mannschaft ergeben, die sich selbstständig gemacht hat und für die nicht nur geeignete neue Kräfte gefunden werden mussten, sondern nunmehr auch zusätzlicher Wettbewerb durch die früheren Mitarbeiter besteht.
Auf der Produktseite sieht Herr Schmidt die Alexanderwerk AG insbesondere mit den beiden Hauptprodukten WP 120 und WP 200 im Markt sehr gut positioniert. Insbesondere die Nachfrage beim Modell WP 120 ist ausgesprochen gut. Um die Lieferzeiten zu beschleunigen und auch noch weitere Verbesserungen der Marge zu erreichen, wurden die Produktionsabläufe so angepasst, dass nunmehr bis zu fünf Maschinen parallel gefertigt werden können. Durch erste Maßnahmen in der Konstruktion sowie der F+E konnte das Produktionssystem auf Baugruppen umgestellt werden, vergleichbar mit der Automobilproduktion. Für die Zukunft sieht Herr Schmidt aber noch erhebliche weitere Potenziale, nicht zuletzt aus einer deutlichen Intensivierung der zuletzt doch vergleichsweise brach liegenden Forschungs- und Entwicklungsaktivitäten.
Neben den beiden Hauptprodukten, für welche man auch in der Fachpresse ausgezeichnet worden ist, wurden die sogenannten Kleinmaschinen wieder reaktiviert und zur Ergänzung und Abrundung wieder mit in das Angebotsportfolio aufgenommen. Diese Kleinmaschinen werden nach Vorstandsangabe beispielsweise gerne in Laboren eingesetzt. Neben den Standardmaschinen gibt es auch eine Reihe von Sonderanfertigungen, die für Kunden geliefert werden, z.B. solche mit Isolator. Für die hohe Qualität der gelieferten Maschinen spricht nach Vorstandsangabe die Auszeichnung der Fachzeitschrift PROCESS!, in dem die WP120 den zweiten Platz beim "Best of 2013" belegte. Ebenso hat man die Auszeichnung "The Best of German Engineering" erhalten.
In den vergangenen Jahren konnte insbesondere der Anteil des USA-Geschäfts weiter ausgeweitet werden, dieser erhöhte sich von 22 Prozent in 2010 auf aktuell 34,9 Prozent. Während der Anteil in Asien mit 27,1 (Vorjahr: 27,0) Prozent stabil geblieben ist und der Anteil des Europageschäfts leicht auf 24,8 (22,0) Prozent zugelegt hat, vor allem getrieben durch das Wachstum in Osteuropa, sank der Inlandsanteil auf 8,5 Prozent. Der deutliche Rückgang gegenüber den 28 Prozent in 2010 resultierte dabei aus der schwierigen Situation des Unternehmens und der zwischenzeitlichen Umstellung des Vertriebs auf ein indirektes System. Neben dem Deutschlandgeschäft ist auch der Umsatz in den Niederlanden und Belgien deutlich zurückgegangen. In der Zukunft will der Vorstand insbesondere das internationale Geschäft weiter ausweiten. Interessante Wachstumschancen sieht Herr Schmidt dabei insbesondere in China, Indien und Südamerika. Um die entsprechende internationale Präsenz weiter auszubauen, sucht man weiterhin nach einem geeigneten Kooperationspartner, um etwaige Synergien zu heben und den Vertrieb zu stärken. Zielsetzung ist es, die Alexanderwerk AG am Markt als Systemanbieter zu etablieren und aufzustellen, welcher die gesamten Anwendungsbereiche vom Labor bis hin zur Produktion abdeckt.
Eine weitere wichtige Aufgabe der kommenden Monate und Jahre abseits des operativen Geschäfts wird der Ende 2016 auslaufende Mietvertrag sein, so Herr Schmidt weiter. Nach Überzeugung des Vorstands ist es wichtig, bereits im laufenden Jahr die nötigen Überlegungen anzustellen und die Entscheidungen vorzubereiten, um die künftige Aufstellung festzulegen.
Im weiteren Verlauf seiner Ausführungen berichtete Herr Schmidt dann noch zusammenfassend über das Zahlenwerk der Jahre 2010 bis 2012 sowie die wenige Tage vor der Hauptversammlung veröffentlichten und noch ungeprüften Zahlen 2013. Hinsichtlich der jeweiligen Detailangaben für die Geschäftsjahre 2010 bis 2012 verwies Herr Schmidt auf die ausliegenden Geschäftsberichte und beschränkte sich auf die Darstellung der wichtigsten Kennzahlen. Die Umsatzerlöse legten von 13,5 Mio. Euro in 2010 über 15,9 Mio. Euro auf 19,6 Mio. Euro im Geschäftsjahr 2012 zu. Auf Basis der vorläufigen 2013er Zahlen betrug der Wert 21,9 Mio. Euro. Auf der Ergebnisseite lag das Jahresergebnis in 2010 bei minus 4,3 Mio. Euro, in 2011 bei minus 2,14 Mio. Euro und in 2012 bei plus 0,79 Mio. Euro. Auf Basis der vorläufigen Zahlen für 2013 konnte ein Jahresergebnis von rund 2,0 Mio. Euro erzielt werden. Dies entspricht einem Ergebnis je Aktie für 2013 von gut 0,90 Euro nach 0,32 Euro in 2012.
Für das aktuell laufende Geschäftsjahr 2014 zeigte sich Herr Schmidt zuversichtlich, die positive Dynamik der vergangenen Jahre fortsetzen zu können, und erwartet beim Umsatz einen Zuwachs um rund 8 Prozent. Nach den ersten sechs Monaten sieht Herr Schmidt das Unternehmen für 2014 auf dem richtigen Weg, auch die Erwartungen des weiteren Wachstums sind nach Vorstandsangabe weitgehend durch konkrete Projekte hinterlegt. Beim Ergebnis 2014 rechnet Herr Schmidt jedoch mit einem niedrigeren Niveau als in 2013. Als Gründe hierfür nannte er anstehende und notwendige Investitionen, die zum Teil in den vergangenen Jahren nicht getätigt werden konnten infolge der schwierigen Finanzlage. Zu den anstehenden Investitionen zählen u.a. ein neues ERP-System, Messmittel, neue Werkzeuge für die Produktion usw.
Abschließend dankte Herr Schmidt den Aktionären für ihre Geduld und das dreijährige Warten auf die Hauptversammlung. Positiv bewertete der Vorstand, dass sich inzwischen auch die Liquiditätslage des Unternehmens stabilisiert und entspannt, nachdem auch die Banken wieder Vertrauen in das Unternehmen gefasst haben.
Allgemeine AusspracheAls erster Redner meldete sich Rechtsanwalt Stefan ten Doornkaat als Vertreter der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) zu Wort und interessierte sich für die aktuellen Überlegungen der Verwaltung hinsichtlich des künftigen Unternehmensstandortes, nachdem der Mietvertrag wie vom Vorstand dargelegt in 2016 ausläuft. Hierzu erläuterte Herr Daum, dass der jetzige Standort noch auf die frühere Unternehmensgröße von 2.000 Mitarbeitern und mehr ausgelegt gewesen ist. Mit dem Vermieter ist eine ratierliche Miete vereinbart, d.h. die Alexanderwerk AG bezahlt abhängig von der genutzten Fläche. Die bisherige Immobilie ist aus heutiger Sicht ausgesprochen unökonomisch. Es besteht laut Herrn Daum jedoch erfreulicherweise die Option, am jetzigen Standort neu zu bauen und das nach den Bedürfnissen der Alexanderwerk AG errichtete Objekt dann zu mieten. Eine Verlagerung des Unternehmens an einen anderen Standort ist nach Einschätzung des Aufsichtsratschefs wenig sinnvoll. Auch ist die Suche nach einem alternativen Standort in Remscheid schwierig, da das Angebot an ausreichend großen und ebenerdigen Gewerbegrundstücken überschaubar ist.
Kritisch bewertete der SdK-Sprecher die doch sehr späte Vorlage der Jahresabschlüsse für die Jahre 2010 bis 2012 und wollte die Hintergründe und die Höhe etwaiger angefallener Bußgelder wissen. Hierzu antwortete Herr Daum, dass entsprechende Bußgelder angefallen sind und der Aufsichtsrat auch prüft, inwieweit hier etwaige Regressmöglichkeiten gegenüber den damals handelnden Vorstandsmitgliedern bestehen. Als Gründe für die eingetretenen Verzögerungen erinnerte Herr Daum an die Entwicklung seit der letzten Hauptversammlung im Jahre 2010. So drohte in 2011 bei der Foodtech und der Alexanderwerk Solia GmbH die Insolvenz, die Alexanderwerk Solia konnte per Ende 2011 veräußert werden. Durch die Veräußerung ist es gelungen, die auf dem Unternehmen lastenden Schulden und Verbindlichkeiten ebenfalls zu veräußern und drei hierfür gegebene Sicherheiten freigegeben zu bekommen.
Insgesamt war die finanzielle Situation in 2011 ausgesprochen angespannt und der Vorstand angesichts der sehr schwierigen Situation auch mit einer Vielzahl anderer Dinge als der Erstellung des Jahresabschlusses beschäftigt. Zudem gab es nach Erstellung der Jahresabschlüsse, die wegen der erforderlichen Bilanzierung nach IFRS auch einen nicht unerheblichen Komplexitätsgrad besitzen, noch erhebliche Schwierigkeiten mit dem Wirtschaftsprüfer. Laut Aussage von Herrn Daum wurde von diesem immer wieder die Thematik einer positiven Fortführungsprognose hinterfragt, zudem gab es Unstimmigkeiten bei der Begleichung der angefallenen Rechnungen durch den Wirtschaftsprüfer infolge der angespannten finanziellen Lage der Alexanderwerk AG im genannten Zeitraum. Die Höhe der angefallenen und bezahlten Bußgelder bezifferte Herr Daum auf 59 TEUR.
Breiten Raum in der Diskussion und bei den Fragen sowohl des Aktionärsschützers wie weiterer Redner nahm die Zusammensetzung der sonstigen Aufwendungen und Beratungskosten in den Jahren 2010 bis 2012 ein, die aus Sicht der Anteilseigner sehr hoch ausgefallen sind. Die Kosten wurden vom Aufsichtsratsvorsitzenden detailliert aufgeschlüsselt und ausgeführt. In diesen Positionen sind auch angefallene Aufwendungen für die Befassung seiner Person mit bestimmten Vorgängen enthalten. Herr Daum betonte in seiner Antwort, dass dabei sehr genau zwischen den auf seine Aufsichtsratstätigkeit entfallenen Vorgängen und anderen Beratungsleistungen unterschieden worden ist und dies jeweils genau abgegrenzt wurde. U.a. sind durch Herrn Daum Beratungen im Zusammenhang mit der Finanzierung des Unternehmens, der Anbahnung und Prüfung von Kooperationen usw. erfolgt und in Rechnung gestellt worden. Beispielhaft ist zu nennen, dass in 2011 rund 90 TEUR in Rechnung gestellt wurden, der zeitliche Aufwand im Rahmen des AR-Mandats ist hierin nicht enthalten. Die im weiteren Debattenverlauf aufgekommenen Vermutungen, dass bei der Alexanderwerk noch Einsparpotenzial bei den Reisekosten besteht, ist nach Vorstandsangabe nicht zutreffend. Herr Schmidt verwies in seiner Antwort darauf, dass entsprechende Reisekostenrichtlinien existieren und z.B. bei Flügen stets die günstigste Variante gewählt wird. Hier „fliegt niemand erster Klasse und nicht mal Economy, sondern Touristenklasse“, so Herr Schmidt weiter.
Des Weiteren interessierte sich Herr ten Doornkaat für die aktuelle Refinanzierungssituation des Unternehmens bei den Banken. Derzeit belaufen sich die zur Verfügung stehenden Kontokorrentlinien auf 2 Mio. Euro bei insgesamt vier verschiedenen Instituten. Diese Linien sind umfassend mit den Vermögenswerten und Forderungen der Gesellschaft sowie darüber hinaus durch eine Bürgschaft des Aufsichtsratsvorsitzenden abgesichert. Zusätzlich existiert eine Kreditlinie in Höhe von 400 TEUR bei der Sparkasse in Remscheid sowie eine Avalkreditlinie in Höhe von 1,1 Mio. Euro bei der R+V Versicherung. Ferner existiert noch eine Leasingfinanzierung in Größenordnung von rund 180 TEUR, für die ebenfalls eine Bürgschaft des Aufsichtsratsvorsitzenden vorliegt. Insgesamt konnte die Refinanzierungssituation in den vergangenen Jahren verbessert, erstmals steht seit 2014 mit den genannten 2 Mio. Euro wieder eine Kontokorrentlinie zur Verfügung, welche eine gewisse Flexibilität ermöglicht.
Auf die Frage, wann mit der Vorlage des 2013er Jahresabschlusses gerechnet werden kann, antwortete der Vorstand, dass man mit der Erstellung des 2013er Abschlusses erst nach Vorlage aller testierten Abschlüsse für den Zeitraum von 2010 bis 2012 begonnen hat. Aktuell befindet sich dieser in Erstellung, nach derzeitigem Planungsstand ist mit einer Vorlage in 2014 zu rechnen, der Termin der Hauptversammlung dürfte im Oktober bzw. November 2014 sein.
Aktionär Hartwig Jäger, nach eigenen Angaben seit etwa 25 Jahren Anteilseigner der Gesellschaft, meinte in Bezug auf die Worte der Verwaltung, dass es nach den schwierigen Zeiten nunmehr gilt den Blick nach vorne zu richten, dass „ alle jene, die sich nicht mit der Vergangenheit beschäftigen, keine Zukunft besitzen“. Auf die Frage nach den Gründen für das in den vergangenen Jahren insbesondere im Inland rückläufige Geschäft verwies Herr Schmidt auf die bestehenden Schwierigkeiten beim Unternehmen in Folge der ausgesprochen angespannten Liquiditätslage. Der Vertrieb ist vor einigen Jahren auf einen indirekten Vertrieb über Vertriebspartner umgestellt worden, denen in den schwierigen Zeiten die zustehenden Provisionen zum Teil nur sehr zeitverzögert gezahlt werden konnten. Seit Beginn seiner Tätigkeit bei der Alexanderwerk habe man auf der Vertriebsseite neue Impulse gesetzt und die eigenen Vertriebs- und Kundenaktivitäten weiter ausgeweitet. Dieser Schritt ist bei den Kunden positiv aufgenommen worden, wenngleich sich dabei herausgestellt hat, dass diese zum Teil seit Jahren keinen Besuch oder keine Ansprache mehr erhalten hatten. Ein ähnliches Bild ergibt sich auch mit Blick auf die Märkte in den Niederlanden und Belgien.
Befragt nach der Wettbewerbssituation antwortete Herr Schmidt, dass es diesen Wettbewerb im von Alexanderwerk adressierten Markt gibt. Bei der Firma Lödige, für welche er in der Vergangenheit tätig gewesen ist, handelt es sich laut Vorstand nicht um einen Wettbewerber. Da beide Unternehmen jedoch in ähnlichen Bereichen tätig sind, kann die Alexanderwerk AG auf diesem Gebiet von seinen vorhandenen Kontakten und Erfahrungen profitieren. In Bezug auf Wettbewerber in Ausland berichtete Herr Schmidt von einem Anbieter in China, dem man inzwischen über einen chinesischen Mitarbeiter in Diensten von Alexanderwerk nachweisen konnte, dass dort Maschinen eins zu eins nachgebaut werden. Entsprechende Schritte wurden eingeleitet.
Als weiterer Redner meldete sich im Rahmen der Generaldebatte Herr Ahrens als Vertreter der Rothenberger Vermögensverwaltung zu Wort und bewertete den Verkauf der Foodtec-Sparte als sehr erklärungsbedürftig. Die Veräußerung war nach Einschätzung von Herrn Daum angesichts der bestehenden Rahmenbedingungen die gebotene Verfahrens- und Vorgehensweise. Insbesondere vor dem Hintergrund der ebenfalls erheblichen Sanierungsnotwendigkeiten bei der Alexanderwerk AG selbst hätte eine zeitgleiche Sanierung der Foodtec-Sparte die finanziellen und sonstigen Möglichkeiten überfordert, so dass der Verkauf richtig gewesen ist. Der Umstand, dass die Foodtech bis 2012 ebenfalls deutliche Verluste geschrieben hat, bestätigt die Richtigkeit dieses Schrittes, so Herr Daum weiter. Auch nach dem Verkauf besteht mit der Solia auf dem Gebiet von lebensmitteltechnischen Anwendungen eine Kooperation.
Ebenfalls kritisch hinterfragt wurde die Auslagerung und weitgehende Veräußerung der Teileproduktion an Partner. Hierzu antwortete der Vorstand, dass man froh ist, für diese Aktivitäten einen Interessenten gefunden zu haben. Die Aktivitäten wurden von ehemaligen Arbeitnehmern der Alexanderwerk AG übernommen und fortgeführt. Durch diese Struktur ist man heute verglichen mit der Vergangenheit deutlich flexibler aufgestellt, an den dortigen Geschäftschancen ist man durch die Beteiligung von 25 Prozent nach wie vor zumindest in quotaler Weise beteiligt.
Einen breiteren Raum im Rahmen der weiteren Generaldebatte nahm auch die wirtschaftliche Situation in den Jahren 2010 bis 2012 ein. Hier interessierte sich der SdK-Sprecher unter anderem dafür, wie der Aufsichtsratsvorsitzende den Vorstand von der Stellung eines Insolvenzantrags abgehalten hat. Hierzu antwortete Herr Daum, dass sich der Vorstand bei der Prüfung einer möglichen Insolvenzantragspflicht an das Gesetz zu halten und die rechtlichen Rahmenbedingungen zu beachten hat. Entscheidend bei der Beurteilung war dabei laut Herrn Daum, dass das Unternehmen mit überwiegender Wahrscheinlichkeit überlebensfähig ist. Entsprechende rechtliche Beratung ist erfolgt. Letztlich haben zu keinem Zeitpunkt objektive Gründe für die Stellung eines Insolvenzantrags vorgelegen. Auch die Entwicklung in 2012 und insbesondere des Jahres 2013 belegen nach Aussage des Aufsichtsratschefs, dass die Verwaltung mit dieser Sichtweise und Einschätzung offensichtlich richtig gelegen hat.
Nicht ganz nachvollziehen konnte Herr ten Doornkaat, der sich im Rahmen der Generaldebatte mehrfach zu Wort gemeldet hat, dass man über längere Zeiträume mit potenziellen Partnern über eine Kooperation verhandelt und diese dann am Ende doch nicht umgesetzt wird. Diese Fragestellung schien ihm insbesondere deshalb eine Antwort wert, da für diese Verhandlungen auch ein erheblicher Zeitaufwand durch den Aufsichtsratsvorsitzenden angefallen ist, der sich entsprechend im Rechenwerk der Gesellschaft niederschlägt. Hierzu erklärte Herr Daum, dass man Ende 2010 Verhandlungen mit einem mittelständischen Unternehmen aufgenommen habe. Hintergrund war dabei nicht zuletzt die damals sehr angespannte Lage der Gesellschaft. Hierbei war geplant, dass der mögliche Partner sich mit 51 Prozent beteiligt und auch die unternehmerische Führung des Unternehmens bzw. je nach Strukturierung bei den operativen Aktivitäten übernimmt.
Im Falle einer Einigung, die jedoch trotz der schwierigen Situation "nicht auf Teufel komm raus" erzielt werden sollte, wäre hiermit auch die Hauptversammlung der Alexanderwerk AG befasst worden und die entsprechende Zustimmung der Anteilseigner erbeten worden. Die Verhandlungen mit diesem Partner haben auch im Jahr 2011 angedauert. Entgegen der ursprünglichen Überlegung wollte dieser dann doch den Standort in Remscheid schließen, obwohl zu Beginn der Gespräche die Fortführung des hiesigen Standortes zugesagt worden war. Ausgehend von den sich im weiteren Verhandlungsverlauf abzeichnenden Schwierigkeiten und nicht zuletzt angesichts der sich verbessernden wirtschaftlichen Situation der Gesellschaft hat man diese Option dann nicht weiter verfolgt.
Befragt nach dem aktuellen Bürgschaftsvolumen seitens des Aufsichtsratsvorsitzenden nannte Herr Daum einen Betrag von 500 TEUR zur Absicherung von gewährten Bankkrediten sowie weiteren 116 TEUR, die im Rahmen einer Leasingfinanzierung abgegeben worden sind. Das aktuelle Gesamtvolumen von ihm zu Gunsten der Gesellschaft gewährten Bürgschaften beläuft sich somit auf 616 TEUR.
Aktionär Dr. Schmitt aus Hammelburg, der rund 109.000 Aktien der Gesellschaft vertrat, stellte sich als Privatbankier vor, der seit etwa fünf Jahren in der Alexanderwerk AG investiert ist und dem Unternehmen über die Dr. Schmitt Leasing GmbH der Alexanderwerk AG auch auf der Finanzierungsseite zur Verfügung steht, appellierte an die Anteilseigner nach vorn zu sehen und erinnerte an die Verdienste des Aufsichtsratsvorsitzenden, ohne den es das Unternehmen heute wohl nicht mehr geben würde. Er selbst erachtete die Alexanderwerk-Aktie für unterbewertet und kündigte an, bei Beibehaltung des jetzigen Leitungsteams weitere Aktien hinzukaufen zu wollen. Hierbei konnte sich Dr. Schmitt auch deutlich höhere Kurse für die Aktie in der Zukunft vorstellen. Abhängig von den handelnden Personen kann sich der Redner auch einen Anteil von 50 Prozent plus zwei Stimmen an der Alexanderwerk AG vorstellen.
Eine längere Diskussion entspann sich zwischen dem SdK-Vertreter, der Verwaltung und dem früheren Vorstandsmitglied Teichelkamp über die Hintergründe der überraschend zu Beginn der Hauptversammlung von der Tagesordnung genommenen Beschlüsse zu den Entlastungen (Tagesordnungspunkte 2 bis 9). Hierzu erklärte Herr Daum, dass sich in den vergangenen Wochen und nach Veröffentlichung der Tagesordnung verschiedene Fragestellungen ergeben haben, die im Zusammenhang mit dem Rückkauf von Anteilen an der Service GmbH stehen. Aktuell befinden sich diese Fragestellungen in der Klärungsphase, ebenfalls geprüft wird, inwieweit diese Fragestellungen Auswirkungen auf die Jahresabschlüsse der Gesellschaft haben. Mit der Prüfung wurde ein neutraler Wirtschaftsprüfer beauftragt. Bis diese Prüfung abgeschlossen ist, halten es Aufsichtsrat und Vorstand daher für geboten, die Entlastungsbeschlüsse zurückzustellen.
Zu diesem Themenfeld meldete sich auch Herr Teichelkamp zu Wort, der bereits zu Beginn der allgemeinen Aussprache alternativ die Herren Thomas Mariotti und Jürgen Kullmann zur Wahl in den Aufsichtsrat vorgeschlagen hatte. Laut seiner Aussage ist er als Verkäufer der Service GmbH erst zwei Wochen vor der Hauptversammlung darüber informiert worden, dass es noch offene Fragen gibt. Zur Klärung derselben hat er zugesagt etwaige Unterlagen und Informationen zur Verfügung zu stellen. Herr Teichelkamp stellte jedoch klar, dass er die aus seiner Sicht unterschwelligen Vorwürfe und Anschuldigungen gegen seine Person aus diesem Sachverhalt ganz weit von sich weist. Er erinnerte daran, dass in der Vergangenheit nicht nur der Aufsichtsratsvorsitzende, sondern auch er zu seiner Zeit als Mitglied des Vorstands Bürgschaften zu Gunsten der Alexanderwerk AG erklärt hat, ohne die es das Unternehmen heute in der jetzigen Form wohl nicht mehr geben würde.
Ebenfalls zu diesem Sachverhalt stellte Vorstandsmitglied Schmidt fest, dass die Gesellschaft sowohl Herrn Daum als auch Herrn Teichelkamp für die in schwierigsten Zeiten gewährte Unterstützung dankbar ist. Richtig ist auch, dass es ohne die Bürgschaften der beiden Herren das Unternehmen heute nicht mehr geben würde. Um die aufgekommenen Fragestellungen ganz neutral zu prüfen, wurde nach Angabe von Herrn Schmidt eine der Big Four Wirtschaftsprüfungsgesellschaften damit beauftragt. Aus jetziger Sicht gibt es Anlass zu der Vermutung dass bei der Alexanderwerk AG bzw. der zurückerworbenen Gesellschaft nicht alle Unterlagen vorliegen bzw. diese nicht vollständig sind. Die Anteilseigner sollen darüber informiert werden, sobald ein entsprechendes Prüfungsergebnis vorliegt.
Abschließend erklärte Herr Daum noch, dass mit der jetzt eingeleiteten Prüfung keinerlei Verdächtigungen gegen irgendjemanden verbunden sind und auch nicht dieser Eindruck erweckt werden sollte. Eine neutrale Prüfung ist durch Mandatierung einer der Big Four Wirtschaftsprüfungsgesellschaften gewährleistet, so der Aufsichtsratschef weiter.
AbstimmungenNach Beendigung der allgemeinen Aussprache um 14:25 Uhr wurde die Präsenz mit 1.285.106 Aktien oder 71,39 Prozent des stimmberechtigten Grundkapitals festgestellt. Die Beschlussvorlagen der Verwaltung wurden nur in den Punkten 12 Abschlussprüfer und Satzungsänderung 14 angenommen.
Die vorgeschlagene Wahl der Herren Franz-Bernd Daum und Klaus Möllerfriedrich erhielt bei jeweils 59,1 bzw. 50,7 Prozent Gegenstimmen nicht die nötige Mehrheit (TOP 10), ebenfalls abgelehnt wurde die unter Tagesordnungspunkt 11 vorgeschlagene Sondervergütung von Aufsichtsratsmitgliedern sowie die Schaffung eines neuen genehmigten Kapitals (TOP 13). Die von Herrn Teichelkamp vorgeschlagenen Aufsichtsratskandidaten Thomas Mariotti und Jürgen Kullmann wurden mit jeweils rund 59,8 Prozent Jastimmen zu neuen Aufsichtsratsmitgliedern der Alexanderwerk AG gewählt.
Seitens der Aktionäre Franz-Bernd Daum und Dr. Schmitt wurde für die von ihnen vertretenen Aktien Widerspruch zu Protokoll erklärt.
FazitDie Abstimmungsergebnisse der diesjährigen Hauptversammlung mit der abweichenden Wahl von Aufsichtsratsmitgliedern und der Abwahl des langjährigen Aufsichtsratsvorsitzenden Franz-Bernd Daum sind für den Beobachter doch vergleichsweise überraschend ausgefallen. Es bleibt zu hoffen, dass diese Entwicklung nicht zu Nachteilen für das Unternehmen führen wird, da Herr Daum für Teile der in Anspruch genommenen Finanzierung entsprechende Bürgschaften übernommen hat.
Angesichts der kurz vor der Hauptversammlung vorgelegten noch ungeprüften Zahlen für das Geschäftsjahr 2013, welche einen sehr guten Eindruck hinterlassen und einem Ergebnis je Aktie von 0,90 Euro entsprechen, bleibt zu hoffen, dass sich alle Aktionärsgruppen der Alexanderwerk AG nun an einen Tisch setzen und alles erforderliche dafür unternehmen, dass das operative Geschäft auf dem jetzt eingeschlagenen Weg vorangebracht werden kann, sich der in 2013 vollzogene Turnaround auch verfestigt und der für den außenstehenden Beobachter nach wie vor fragile Zustand des Unternehmens nicht unnötigen Belastungen ausgesetzt wird.
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[email protected]Hinweis: Der Verfasser ist Vorstand der beschriebenen Gesellschaft.
Veröffentlichungsdatum:
10.07.2014
-
10:55
Redakteur:
beo