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Analystenkonferenz Hawesko Holding AG - Onlinehandel und Auslandsgeschäft sollen für weiteres Wachstum sorgen

Am 15. Mai 2014 hielt die Hawesko Holding AG in Frankfurt ihre Analystenkonferenz für das Geschäftsjahr 2013 und gleichzeitig das erste Quartal 2014 ab. Das abgelaufene Jahr stand im Zeichen der Aufräumarbeiten bei Château Classic. Knapp 30 Analysten, unter ihnen auch Thorsten Renner für GSC Research, hatten sich im Jumeirah Hotel eingefunden, um sich über die weiteren Zukunftsperspektiven des Unternehmens zu informieren.


Präsentation des Vorstands

Nach einer kurzen Begrüßung durch den Vorstandsvorsitzenden Alexander Margaritoff hob er zu Beginn hervor, dass es Hawesko auch im abgelaufenen Jahr gelang, schneller als der deutsche Markt zu wachsen. So hat die Gesellschaft im Inland einmal mehr Marktanteile gewonnen. Im vergangenen Jahr entfielen so rund 88 Prozent des Umsatzes auf den deutschen Heimatmarkt. Während der Weinmarkt in Deutschland um 1,4 Prozent schrumpfte, verzeichnete Hawesko in Deutschland ein Umsatzplus von 2,4 Prozent. Auf Konzernebene stieg der Umsatz um 4,2 Prozent auf 465 Mio. Euro. Als Wachstumstreiber machte Herr Margaritoff eine noch engere Bindung der Bestandskunden, den Ausbau des Onlinegeschäfts, eine starke Neukundengewinnung und die erfolgreiche Entwicklung der Märkte Schweiz und Schweden aus.

Der Filialeinzelhandel mit Jacques‘ Wein-Depot erzielte ein Umsatzwachstum von 3,7 Prozent auf 131,6 Mio. Euro. Laut Herrn Margaritoff konnten 109.000 Neukunden, viele davon über den Onlineshop, gewonnen werden. Dadurch erhöhte sich im letzten Jahr die Zahl der aktiven Kunden auf 750.000. Da viele Depots nach dem neuen Markenbild modernisiert wurden, sank das EBIT leicht von 14,4 auf 14,0 Mio. Euro.

Im Großhandel erreichte Hawesko einen Umsatzanstieg von 5,8 Prozent auf 184,2 Mio. Euro. Getrieben wurde das Wachstum von der Erstkonsolidierung von Vogel Vins in der Schweiz. In Deutschland kam es laut Herrn Margaritoff zu einem leichten Wachstum. Insgesamt habe sich die Stärkung des Vertriebsaußendiensts bezahlt gemacht. Allerdings enthält dieser Bereich auch das „Problemkind“ Château Classic.

Der Umsatz bei Château Classic schrumpfte auch im letzten Jahr, womit sich die Hoffnung auf eine Besserung nicht erfüllte. Deshalb hat sich das Management dazu entschieden, Château Classic nicht weiter fortzuführen, berichtete der Vorstandsvorsitzende. Wegen der Einmalaufwendungen im Zusammenhang mit Château Classic lag das EBIT mit 2,5 Mio. Euro deutlich unter dem Vorjahresniveau. Aber auch Zukunftsinvestitionen bei Vogel Vins und Globalwine führten zu Ergebnisbelastungen.

Das Segment Versandhandel steuerte ein Umsatzplus von 2,8 Prozent auf 149,3 Mio. Euro bei. Mit 13 bzw. 14 Prozent wuchsen Wein & Vinos sowie The Wine Company in Schweden überdurchschnittlich. Wie Herr Margaritoff weiter ausführte, gewinnt der Onlinehandel immer stärker an Bedeutung. Im vergangenen Jahr stieg dessen Umsatzanteil von 39 auf 44 Prozent. Die Neukundenakquise gestaltete sich ebenfalls erfolgreich und führte zu 200.000 neuen Kunden. Das EBIT verbesserte sich deutlich um 26 Prozent auf 11,1 Mio. Euro.

Beim Konzern-EBIT kam es zu einem Rückgang von 25,6 auf 22,6 Mio. Euro. Der Rückgang war nach Aussage des Vorstandsvorsitzenden jedoch ausschließlich auf Sondereffekte zurückzuführen. Entsprechend verringerte sich auch der Jahresüberschuss vor Minderheiten von 22,7 auf 16,3 Mio. Euro. Trotz des geringeren Überschusses erhöhte sich die Eigenkapitalquote leicht auf 39 Prozent. Trotz Château Classic verzeichnete Hawesko eine zufriedenstellende Entwicklung, denn es wurden Investitionen in neue Kunden und Vertriebskanäle getätigt.

Nach Aussage von Herrn Margaritoff hat sich Hawesko bereits zum größten Online-Weinhändler der Welt entwickelt und baut die Position weiter aus. Für die Veränderungen durch die neuen Medien sah der Vorstandsvorsitzende Hawesko gut aufgestellt. Immerhin tummeln sich jetzt schon rund 150 Online-Weinhändler am Markt, denen aber meist eine langfristige Geschäftspolitik und Logistikfähigkeiten fehlen, meinte Herr Margaritoff. Dagegen verfügt Hawesko über Erfahrung im Wein- und Distanzhandel. Zunehmende Bedeutung gewinnt dabei auch die Verzahnung zwischen On- und Offlinekonzepten. Deshalb sind Vorstand und Aufsichtsrat zuversichtlich gestimmt, was den langfristigen Erfolg von Hawesko betrifft. Da Kontinuität auch bei Hawesko im Vordergrund steht, schlägt die Verwaltung eine unveränderte Dividende von 1,65 Euro je Aktie vor, so Herr Margaritoff.

Finanzvorstand Ulrich Zimmermann ging dann noch einmal detaillierter auf die Zahlen des vergangenen Geschäftsjahres ein. Demnach erhöhte sich der Umsatz um 4,2 Prozent auf 465,2 Mio. Euro. Als Wachstumstreiber nannte der Finanzvorstand die Kundenbindung, die Gewinnung neuer Kunden, den Ausbau des Onlinegeschäfts sowie die Marktauftritte in Schweden und der Schweiz. Das EBIT war stark durch die Entscheidung, sich von Château Classic zu trennen, beeinflusst. Laut Herrn Zimmermann belief sich der Effekt auf 4,4 Mio. Euro. So resultierte dann ein Rückgang beim EBIT auf 22,6 Mio. Euro.

Château Classic verbuchte eine wechselhafte Entwicklung. Ende 2013 hat man sich dann entschieden, das Geschäft abzuwickeln oder zu verkaufen. Durch Projekte im Bereich E-Commerce und verstärkte Auslandsaktivitäten stieg der Personalaufwand von 45,8 auf 51,9 Mio. Euro. Als Folge erhöhte sich auch die Personalkostenquote auf 11,1 Prozent. Herr Zimmermann bezifferte den Werbeaufwand auf 39,7 Mio. Euro. Bedingt durch weitere Optimierungen sank die Quote von 8,9 auf 8,5 Prozent.

Die Versandkosten stiegen zwar auf 20,2 Mio. Euro, die Versandkostenquote blieb jedoch konstant bei 4,3 Prozent. Mit 2,7 Mio. Euro fiel das Finanzergebnis weniger positiv als im Vorjahr aus. Dies resultierte aus der Neubewertung von Verbindlichkeiten nach IAS 39, erklärte der Finanzvorstand. Bei der Steuerquote kam es zu einem deutlichen Anstieg von 24,3 auf 35,4 Prozent, da die Verluste bei Château Classic steuerlich nicht nutzbar waren. Daraus resultierend verringerte sich der Jahresüberschuss nach Minderheiten auf 16,2 Mio. Euro entsprechend 1,80 Euro je Aktie.

Die Gesellschaft verfügt bei einer Eigenkapitalquote von 39 Prozent über eine sehr solide finanzielle Basis, berichtete Herr Zimmermann. Dies ermöglicht auch die Dividende auf Vorjahreshöhe zu halten, zumal sich der Cashflow aus operativer Tätigkeit sehr erfreulich auf 31,1 Mio. Euro entwickelte. Begründen konnte dies Herr Zimmermann mit der Reduzierung des Working Capitals. Der Cashflow aus Investitionen gab dagegen deutlich von 25,4 auf 7,5 Mio. Euro nach.

Anschließend gab Herr Zimmermann einen kurzen Ausblick auf das laufende Geschäftsjahr, das zwei negative Effekte mit sich bringt. Bei den Bordeaux-Subskriptionsauslieferungen rechnete er mit einem Umsatzminus von etwa 8 Mio. Euro und die Trennung von Château Classic wird rund 5 Mio. Euro weniger Umsatz mit sich bringen. Trotzdem erwartete Herr Zimmermann im Gesamtjahr ein Umsatzwachstum von ein bis zwei Prozent.

Durch die Investitionen in neue Kunden ging er von einer EBIT-Marge zwischen 5,7 und 6,0 Prozent entsprechend einem EBIT von 27 bis 28 Mio. Euro aus. Den Jahresüberschuss erwartete er bei etwa 17 Mio. Euro und den Free Cashflow in einer Bandbreite von 17 bis 22 Mio. Euro. Im ersten Quartal des laufenden Jahres stieg der Umsatz um knapp 5 Prozent und das operative Ergebnis um gut 12 Prozent. Nachdem die Entwicklung im Rahmen der Erwartungen lag, bekräftigte Herr Zimmermann die Jahresziele für 2014.

Laut Herrn Margaritoff ändert sich nichts an der langfristigen Strategie des Unternehmens. Diese setzt auf die Weiterentwicklung der traditionellen Vertriebswege, die konsequente Umsetzung der Cross- und Multichannel-Strategie und auch strategisch passende Akquisitionen. Somit sah der Vorstandsvorsitzende Hawesko sehr gut positioniert für die Zukunft. Gute Chancen machte er durch den weltweit wachsenden Weinmarkt und den Trend zu höherwertigen Weinen aus. Hierbei versprach sich Herr Margaritoff vor allem außerhalb Deutschlands gute Wachstumschancen.


Allgemeine Fragerunde

Herr Schlienkamp sprach die große Bandbreite bei der Prognose des Free Cashflows und etwaige Übernahmeaktivitäten. Der Free Cashflow hängt stark davon ab, wie man mit dem Bestandsabbau vorankommt, erklärte Herr Zimmermann. In guten Bordeaux-Jahrgängen hatte die Gesellschaft Bestände aufgebaut. Auch das weitere Vorgehen bei Château Classic spielt eine Rolle, hier muss man abwarten, wann die dortigen Bestände verkauft werden können. Deshalb wurde die Bandbreite für den Free Cashflow etwas breiter gefasst.

Wie Herr Margaritoff berichtete, schaut man sich immer nach möglichen Akquisitionen um. Einige Unternehmen nimmt man dabei genauer unter die Lupe und so wäre es nicht verwunderlich, wenn man die nächsten zwölf Monate etwas an Land zieht, so der Vorstandsvorsitzende. Interessante Kandidaten gab es in China und den USA, hier war aber die Preisvorstellung viel zu hoch. In Europa hielt Herr Margaritoff vor allem die Regionen Nord- und Westeuropas sowie die Märkte in der Schweiz und Österreich für besonders interessant.

Nähere Informationen erbat ein Analyst zur Earn-out-Komponente bei Wein & Vinos sowie zur etwas geringeren EBIT-Marge. Nach Aussage von Herrn Zimmermann handelt es sich um keine Earn-out-Komponente. Die Unternehmensgründer besitzen eine Put-Option, die einem Zeitwerttest zu unterziehen ist. Derzeit schätzt man den Businessplan nicht mehr so ein wie zu Beginn erwartet. Anstatt Wachstumsraten von 18 bis 20 Prozent ist jetzt ein Anstieg von 10 bis 15 Prozent geplant.

Die Investitionen und der Einstieg in der Schweiz samt Umstrukturierung lasteten auf der EBIT-Marge. Daneben erfolgten der Ausbau des Vertriebs und der Einstieg in Schweden. Die Investitionen in die Kundengewinnung gehen dabei direkt in das EBIT und führten ebenfalls zu einem Rückgang. Unter Herausrechnung der Investitionen hätte die EBIT-Marge weiter in der Bandbreite von 6,5 bis 7,0 Prozent gelegen, so der Finanzvorstand.

Einen Fragesteller interessierte, wann im Versandhandel die Marke von 50 Prozent Onlineumsatz erreicht wird. Nachdem im vergangenen Jahr schon 44 Prozent auf online entfielen und Herr Margaritoff weiter starkes Wachstum erwartete, sah er die Umsatzmarke von 50 Prozent vielleicht schon in diesem Jahr, spätestens aber 2015 fallen. In Deutschland ist Hawesko schon sehr stark im Onlinegeschäft, aber auch in Schweden läuft ein großer Teil über den Onlinekanal.

Nicht ganz nachvollziehbar war für einen Analysten das erwartete Umsatzwachstum zwischen ein und zwei Prozent, nachdem im ersten Quartal immerhin ein Plus von 5 Prozent erwirtschaftet wurde. Nach Auffassung von Herrn Margaritoff ist das erste Quartal nicht ganz repräsentativ. In den Folgequartalen werden sich die Effekte aus der Subskription weiter erhöhen. Außerdem werde der Umsatz bei Château Classic in den kommenden Quartalen sinken, so dass insgesamt ein niedrigeres Wachstum als in den ersten 3 Monaten erwartet wird.

Angesprochen auf das Geschäft in der Schweiz hielt es Her Margaritoff für bedeutsam, dort zwei Gesellschaften zu haben, da enorme regionale Unterschiede bestehen. Bei der Logistik arbeiten beide Gesellschaften jedoch zusammen. Ausgehend von einem Umsatz von 25 Mio. Euro im vergangenen Jahr konnte sich der Vorstandsvorsitzende in den nächsten vier bis fünf  Jahren zumindest eine Verdopplung vorstellen. Pläne für eigene Shops in der Schweiz bestehen dagegen nicht. Ein Analyst befürchtete eine Margenbelastung durch die diversen Jubiläumsaktionen. Da die Lieferanten von Beginn an, auch im Hinblick auf die Konditionen, einbezogen wurden, befürchteten die Vorstände unisono keine Margenbelastungen.


Fazit und eigene Meinung

Auf den ersten Blick können die Zahlen der Hawesko Holding AG für das abgelaufene Geschäftsjahr nicht zufriedenstellen. Allerdings basiert der Ergebnisrückgang bei genauerem Hinsehen lediglich auf einem Sondereffekt. Nach einer wechselvollen Geschichte gibt Hawesko das Geschäft mit hochwertigen Weinen bei der Tochtergesellschaft Château Classic auf. Auch wenn die Gesellschaft dort vor einigen Jahren auch schon sehr schöne Gewinne einfahren konnte, ist das Geschäft doch extrem volatil.

Stattdessen fokussiert sich Hawesko auf die bisherigen Stärken in Kombination mit dem zunehmend an Bedeutung gewinnenden Onlinegeschäft. Hier gelingt dem Unternehmen eine immer bessere Verzahnung zwischen den beiden Welten. Weiterhin auf der Agenda steht die Stärkung des Auslandsgeschäfts. Da sich Hawesko mit diversen Kandidaten eingehender beschäftigt, sollten weitere Zukäufe nicht überraschen.

Für das laufende Jahr plant Hawesko wieder eine deutliche Verbesserung beim operativen Ergebnis. Nachdem Château Classic dann abgearbeitet ist und auch sonst diverse Maßnahmen zur Markenstärkung abgeschlossen sind, sollte Hawesko ab 2015 eine weitere Margensteigerung bei wachsenden Umsätzen gelingen. Vor diesem Hintergrund und angesichts der attraktiven Dividendenrendite bleibt die Aktie des Hamburger Weinspezialisten eine solide Halteposition.


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Veröffentlichungsdatum: 19.05.2014 - 11:30
Redakteur: tre
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