Die in Nassau ansässige Leifheit AG - bekannt für die breite Palette an Erzeugnissen für Reinigen, Wäschepflege, Küche und Wellbeing - blickt auf ereignisreiche Monate zurück. Der zu Beginn des Jahres gestartete Verkaufsprozess für die von den Großaktionären gehaltenen Anteile wurde im Mai 2013 gestoppt und der bisherige Vorstandsvorsitzende Herr Thaller hat das Unternehmen verlassen. Über die aktuellen Geschäftsentwicklung, die strategische Ausrichtung und die weitere operative Entwicklung sprach Alexander Langhorst von GSC Research vom derzeit als Alleinvorstand fungierenden Dr. Claus-Otto Zacharias.
GSC Research: Zu Beginn des Jahres war die Berichterstattung über Leifheit geprägt von den Verkaufsabsichten der Großaktionäre. Ist das Thema nach der Absage der Transaktion im Mai und dem Ausscheiden von CEO Thaller nunmehr endgültig vom Tisch?
Dr. Zacharias: Der Großaktionär HOME Beteiligungen GmbH hat dem Vorstand am 23. Mai 2013 mitgeteilt, dass er und die MKV Verwaltungs GmbH den im letzten Jahr eingeleiteten Veräußerungsprozess gestoppt haben. Ob dies endgültig ist, kann ich Ihnen nicht sagen. Das müssten Sie die Eigentümer selbst fragen. Im Sommer hat die HOME Beteiligungen GmbH ihre Beteiligung an Leifheit weiter aufgestockt und somit die 50-Prozent-Schwelle überschritten.
GSC Research: Beim Blick auf den diesjährigen Geschäftsverlauf fällt das ungewöhnlich schwache erste Quartal auf. Was waren die Gründe hierfür und konnten Sie den Umsatzausfall inzwischen wieder kompensieren?
Dr. Zacharias: Die ungewöhnlich lange Frostperiode zu Beginn des Jahres führte in vielen Ländern Europas zu einer deutlich geringeren Frequenz in den Geschäften, speziell in den Baumärkten. Dies mündete in einer Kaufzurückhaltung der Konsumenten bei Wäscheschirmen – da diese im Freien verwendet werden. Gleichfalls waren unsere Reinigungsgeräte betroffen: Der Frühjahrsputz wurde vielerorts ins zweite Quartal verschoben. Der Leifheit-Konzern hat die durch die kalte Witterung bedingten Umsatzeinbußen in den ersten drei Monaten durch ein deutliches Umsatzwachstum in Höhe von 8,2 Prozent im zweiten Quartal 2013 mehr als kompensiert. Dank Nachholeffekten und erfolgreich eingeführter Neuheiten verzeichneten wir am Ende des ersten Halbjahres ein leichtes Plus gegenüber dem Vorjahr.
GSC Research: Für Aufmerksamkeit sorgte ebenfalls die Ankündigung von Leifheit sich aus dem Lizenzvertrag mit Dr. Oetker im Backgerätebereich zurückzuziehen. Wie passt der Rückzug aus diesem Geschäft strategisch zum angestrebten Wachstumskurs, da ja zunächst ein gewisser Umsatz- und Ergebnisbeitrag entfällt?
Dr. Zacharias: Wir haben uns im November vergangenen Jahres mit der Dr. August Oetker Nahrungsmittel KG auf die Auflösung des langjährigen Lizenzvertrages über die Produktion und den Vertrieb der Dr. Oetker Backgeräte geeinigt. Der Vertrag lief zum Jahresende aus. Mit diesem Entschluss hat Leifheit einen strategischen Schritt zur stärkeren Fokussierung auf sein Kerngeschäft mit den beiden eigenen Marken Leifheit und Soehnle gemacht. Wir wollten uns verstärkt auf die Umsetzung der Dachmarkenstrategie für die Marken Leifheit und Soehnle konzentrieren, die attraktive Wachstumschancen bieten.
GSC Research: In welchen Segmenten und Märkten sehen Sie für Leifheit in den kommenden Jahren noch Wachstumspotenziale?
Dr. Zacharias: Die Antwort auf diese Frage gibt unsere Unternehmensstrategie „Leifheit GO!“: Wir konzentrieren uns auf definierte Fokusmärkte – vornehmlich in Europa. Mit dem Ausbau unseres Vertriebsnetzes sowie länderspezifischen Strategien werden wir diese künftig noch konsequenter umsetzen als bisher. Wir sehen hier noch weiteres Potenzial für organisches Wachstum. Erfolge stellen sich in zunehmendem Maße in den Wachstumsmärkten Osteuropas ein: Ab 2014 steht dann die Türkei auf dem Plan. Leifheit plant auch in den saturierten Märkten seinen Marktanteil weiter zu steigern. Hierbei helfen uns Maßnahmen wie die Optimierung des Leifheit-Markenauftritts am Point of Sale unter dem Begriff POS-Excellence sowie der weitere Ausbau unserer E-Commerce-Aktivitäten. Natürlich wollen wir auch durch Innovationen wachsen – besonderen Fokus setzen wir hier auf die Kategorien Reinigen und Wäschepflege. Darüber hinaus bleibt anorganisches Wachstum nach wie vor eine Option für uns.
GSC Research: Im vergangenen Jahr haben Sie Investitionen in eine Ausweitung der eigenen Produktionskapazitäten getätigt um das erwartete Wachstum zu begleiten. Bis zu welchem Umsatzvolumen sehen Sie sich hier jetzt gut aufgestellt und ab wann müssen sich die Aktionäre hier ggbfs. auf weitere Investitionen einstellen?
Dr. Zacharias: Wir haben in den vergangen Jahren gezielt in den Ausbau unserer Produktion im tschechischen Blatná sowie in unser Distributionszentrum Zuzenhausen investiert. Im Zentrum standen Prozessoptimierungen, die Senkung der Kosten und der Kapazitätsausbau. Wir sind heute sehr gut aufgestellt für weiteres Wachstum – gerade in den Märkten Osteuropas. Dieses gilt es nun zu heben.
GSC Research: Seit Jahren gewinnt der Absatzkanal E-Commerce/Internet immer mehr Bedeutung und führt in bestimmten Sortimentsgruppen (z.B. Bücher/Bekleidung) zu einem immer stärkeren Druck auf den stationären Handel. Wie wirkt sich das geänderte Käuferverhalten in den Produktgruppen von Leifheit aus und wie stellen Sie sich auf dieses Thema ein?
Dr. Zacharias: In den entwickelten Märkten bleibt auch in Zukunft der stationäre Handel eine wichtige Anlaufstelle für die Verbraucher. Darüber hinaus entwickelt sich der Onlinehandel positiv. Die steigenden Umsätze im Vertriebskanal E-Commerce trugen im Geschäftsjahr 2012 mit einem Plus von 25 Prozent auf rund 14 Millionen Euro zu der positiven Umsatzentwicklung bei. Deshalb treiben wir den Ausbau des Bereichs E-Commerce weiter voran. Im Rahmen eines breit angelegten E-Commerce-Projekts haben wir organisatorische Maßnahmen und Prozessoptimierungen realisiert um den Cross- und Mulitchannel-Handel optimal zu unterstützen. Wir erwarten uns aus dem Onlinegeschäft für die Zukunft jährlich weiterhin zweistellige Wachstumsraten.
GSC Research: Kommen wir zur Prognose für das laufende Jahr. Worauf dürfen sich Ihre Investoren einstellen?
Dr. Zacharias: Trotz der weiterhin angespannten Marktsituation vor allem in Südeuropa und den Niederlanden blicken wir angesichts der deutlichen Umsatzsteigerungen im zweiten Quartal zuversichtlich auf die kommenden Monate und bestätigen unsere Prognose. Demnach rechnen wir für das Gesamtjahr 2013 auf Konzernebene weiterhin mit einem Umsatzwachstum innerhalb der prognostizierten Spanne von zwei bis vier Prozent. Wir gehen zwar davon aus, dass die Umsatzsteigerung am unteren Ende des Korridors liegen wird. Dennoch rechnen wir mit einem EBIT auf dem bereinigten Vorjahresniveau. Auf Basis aktueller Analystenschätzungen gehen wir zum Jahresende von einem Dollarkurs unter dem Niveau von Ende Juni 2013 aus, so dass positive Effekte aus der Bewertung von Devisentermingeschäften die Einmalaufwendungen für Abfindungen auf Jahressicht kompensieren werden.
GSC Research: An der Börse wird ja bekanntlich die Zukunft gehandelt, daher interessiert unsere Leser natürlich genau so sehr die mittelfristige Wachstumsperspektive von Leifheit. Wo sehen Sie das Unternehmen auf Sicht von fünf Jahren bei Umsatz- und Ergebnis?
Dr. Zacharias: Wir planen in unserer aktuellen Mittelfristplanung die kommenden drei Jahre, weil längere Zeiträume aus unserer Sicht zu große Unsicherheiten aufweisen. Mittelfristig strebt Leifheit auf Konzernebene ein Umsatzwachstum von drei bis fünf Prozent sowie eine überproportionale Ergebnissteigerung an. Ziel ist es, bis 2016 eine EBIT-Marge von acht Prozent zu erreichen. Dazu wird maßgeblich die weitere konsequente Umsetzung unserer Unternehmensstrategie „Leifheit GO!“ beitragen.
GSC Research: Auch wenn es derzeit noch etwas früh ist, können Sie den Anlegern schon einen Tipp mit Blick auf die Dividende für die nächste HV geben?
Dr. Zacharias: Da wollen wir der Hauptversammlung nicht vorgreifen, diese wird über die Dividende entscheiden. Lassen Sie mich nur so viel sagen: Leifheit war in der Vergangenheit ein attraktiver Dividendentitel und soll es auch mit ertragsorientierten Ausschüttungen in der Zukunft bleiben.
GSC Research: Herr Dr. Zacharias, vielen Dank für das Gespräch und weiterhin viel Erfolg.