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HV-Bericht Francotyp-Postalia Holding AG - Neuer Aufsichtsrat vergrößert Kompetenz für das internationale Geschäft – Jahresgewinn soll bis 2015 von heute 4 auf dann 8 Mio. Euro steigen
Am 27. Juni 2013 hatte die Francotyp Postalia AG (FP) zu ihrer diesjährigen ordentlichen Hauptversammlung eingeladen. Im 90. Jahr ihrer Unternehmensgeschichte hat die Gesellschaft nach einer längeren Durststrecke wieder einen Gewinn verbuchen können. Womöglich aufgrund dieser erfreulichen Entwicklung fanden sich mit rund 50 Aktionären und Gästen mehr Besucher als im Vorjahr in der Berliner Eventpassage am Zoo ein, um sich über die weitere Entwicklung der Gesellschaft zu informieren. Für GSC Research war Burgula Olschewski vor Ort.

Der Aufsichtsratsvorsitzende und Versammlungsleiter Klaus Röhrig eröffnete die Versammlung pünktlich um 10 Uhr und stellte fest, dass die Verwaltung vollzählig vertreten war. Das notarielle Protokoll führte Christian Steinke aus Berlin. Nach einigen einführenden formalen Hinweisen übergab Herr Röhrig das Wort an den Vorstandsvorsitzenden Hans Szymanski.


Bericht des Vorstands

Herr Szymanski begann seinen Bericht, indem er seine Freude darüber ausdrückte, dass die Aktionäre so zahlreich erschienen sind, um mit Aufsichtsrat und Management in großer Runde einen Dialog über die weitere Entwicklung der Gesellschaft zu führen. Anschließend bedankte er sich bei den jetzigen sowie bei den früheren Aufsichtsräten für die geglückte Zusammenarbeit. In diesen Dank bezog er ausdrücklich auch den seit dem 3. Juni freigestellten früheren Vertriebsvorstand Andreas Drechsler mit ein, mit dem er viereinhalb Jahre erfolgreich im Vorstand zusammengearbeitet hat. Zudem hieß er Thomas Grethe herzlich willkommen, der Mitte Juni das Vorstandsressort Vertrieb übernommen hat.

Die FP hat sich seit 2009, wie er weiter ausführte, zum Ziel gesetzt, sich zum richtungsweisenden globalen Experten für die physische und elektronische Briefkommunikation zu entwickeln. Auf diesem Weg hat die Gesellschaft im vergangenen Jahr einige entscheidende Hürden erfolgreich bewältigt. Die Geschäftsergebnisse des Jahres 2012 bezeichnetet Herr Szymanski als gut und verkündete, dass der Vorstand plant, für das Geschäftsjahr 2013 wieder eine Dividende auszuschütten und sich überdies bis zum Jahr 2015 feste Ziele gesetzt hat.

Näher auf die Ergebnisse eingehend erläuterte der Vorstandschef, dass Umsatz und Ergebnis sich in 2012 nachdrücklich verbessert haben. So wuchsen die Erlöse von 159,4 auf 165,6 Mio. Euro, das EBITDA verbesserte sich um 45 Prozent von 13,1 auf 19,0 Mio. Euro und das EBIT schaffte mit plus 9,0 (Vj. minus 1,3) Mio. Euro die Kehrtwende in die schwarzen Zahlen. Unter dem Strich belief sich der Konzernjahresüberschuss auf plus 4,0 Mio. Euro, wobei im Vorjahr noch minus 4,6 Mio. Euro verbucht werden mussten. Für die einzelne Aktie verbesserte sich das Ergebnis auf plus 0,27 (minus 0,27) Euro. Damit ist es der Verwaltung seit Langem wieder möglich, den Punkt „Verwendung des Bilanzgewinns “ auf die Tagesordnung der heutigen Versammlung zu setzen. Damit wurde das auf der letzten Hauptversammlung gegebene Verspechen erfüllt (vgl. den entsprechenden HV-Bericht von GSC Research aus dem Vorjahr).

Zwar mussten die Erwartungen Mitte des Jahres nach unten korrigiert werden, doch viele wichtige Projekte wurden abgeschlossen, fuhr der Vorstandschef fort. So wurde die neue POSTBASE, die jüngste Frankiermaschine des Unternehmens, fertiggestellt und in Deutschland, Österreich und den USA eingeführt. Zudem konnte sich FP als DE-Mail-Anbieter positionieren und seit dem zweiten Halbjahr läuft auch die Produktion problemlos, die von Birkenwerder nach Wittenberge umgesiedelt wurde.

Auch im ersten Quartal des laufenden Geschäftsjahres wurden gegenüber dem entsprechenden Vorjahreszeitraum deutliche Verbesserungen erzielt. So wuchs der Umsatz um 4,1 Prozent auf 43,5 Mio. Euro. Das EBITDA legte um 50 Prozent auf 6,2 Mio. Euro zu, das EBIT sogar um 90 Prozent auf 3,4 Mio. Euro. Unter dem Strich verbuchte der Konzern für die ersten drei Monate dieses Jahres einen Periodengewinn von 2,2 Mio. Euro, was einer Verdreifachung gegenüber dem Vorjahreswert von 0,7 Mio. Euro entspricht. Ursache dieser erfreulichen Entwicklung war laut Vorstand ein höherer Produktverkauf vor allem in Deutschland durch POSTBASE. Auch der Free Cashflow verbessert sich kräftig und stieg von 0,3 auf 1,2 Mio. Euro.

Als weiteres Highlight der ersten drei Monate nannte Herr Szymanski den vorzeitigen Abschluss der Refinanzierung des Unternehmens in einem Gesamtvolumen von 45 Mio. Euro. Dabei konnten die Konditionen teilweise verbessert und Tilgungsraten gesenkt werden. Bei einer Nettoverschuldung von 32 Mio. Euro per 31.3.2013 und mit der abgeschlossenen Refinanzierung sieht der Vorstand das Unternehmen auf einem guten Weg und gute Chancen, um das geplante Wachstum in den beiden Hauptmärkten Deutschland und USA umzusetzen. Die Anstrengungen in 2012 haben sich gelohnt, resümierte der Vorstandschef und bedankte sich ausdrücklich bei den Mitarbeitern und Kunden des Unternehmens, die geholfen haben, die Hindernisse zu bewältigen. Für das Gesamtergebnis des laufenden Geschäftsjahres zeigte sich der Vorstand zuversichtlich. Er erwartet mindestens einen Umsatz von 168 Mio. Euro und ein operatives Ergebnis von 9 Mio. Euro.

Anschließend wandte sich Herr Szymanski der Zukunft zu und erklärte, dass FP schlank, schnell und nah am Kunden agieren will. Die 2009 entwickelte Wachstumsstrategie der Gesellschaft gründet nach seinen Worten auf den folgenden vier Säulen: Erstens das traditionelle Frankier- und Kuvertiergeschäft, zweitens die Expansion in die BRIC-Länder, drittens der Ausbau des Outsourcing-Bereichs und viertens die vollelektronische Briefkommunikation.

Im traditionellen Frankier- und Kuvertiergeschäft hat FP mit der neuen POSTBASE, die in insgesamt drei Jahren entwickelt wurde, einen wichtigen Meilenstein erreicht. Im Austausch der oft veralteten Produktbasis bei den Kunden sieht der Vorstand weiteres Potenzial. Zudem hat man die Grundlage für die Vermarktung in den wichtigen Wachstumsmärkten Russland und Indien geschaffen, in Indien hat FP bereits die Zulassung erhalten.

Im Heimatmarkt Deutschland setzt das Unternehmen auf eine Multi-Channel-Strategie, wobei FP sich im Bereich der digitalen Kommunikation durch Sicherheit und Vertraulichkeit auszeichnet, für die eine eigene Software entwickelt wurde. Das jährliche Gesamtvolumen an DEFP sich 10 Prozent, also 54 Mio. mittelfristig sichern. Dies entspricht einem Umsatzbeitrag aus dem DE-Mail-Geschäft von 15 bis 20 Mio. Euro.

Abschließend benannte Herr Szymanski die wichtigsten mittelfristigen Ziele bis 2015. Demnach soll der Umsatz auf 178 Mio. Euro zulegen, das Ergebnis vor Steuern, Zinsen und Abschreibungen (EBITDA) soll sich auf rund 30 Mio. Euro belaufen und das EBIT 14 Mio. Euro erreichen. Unter dem Strich wird ein Nettojahresergebnis von 8 Mio. Euro angestrebt – das entspricht einer Verdopplung gegenüber 2012. Gleichzeitig soll der operative Cashflow von heute 7,3 auf 25 Mio. Euro verbessert werden und der Free Cashflow von heute minus 7 auf dann plus 7 Mio. Euro verbessert werden.

Um diese Ziele zu erreichen, werden folgende Maßnahmen ergriffen. Erstens sollen die Vertriebsaktivitäten durch den Aufbau von Consultants und der Erweiterung des Vertriebs auf Fachhändler ausgeweitet werden, Zweitens soll der Servicebereich straffer strukturiert, zumal die neue POSTBASE zentral gewartet werden kann.  Drittens hat sich der Vorstand mehr Effizienz im Bereich Forschung & Entwicklung verschrieben. Bei nur drei Frankiermaschinenherstellern weltweit sieht der FP-Vorstand im eigenen Haus ein erhebliches Entwicklungsniveau werden. Um die „werterhaltende Kernkompetenz“ der Gesellschaft zu erhalten und auszubauen, sollen mehr strategische Partnerschaften eingegangen werden als bisher. Und schließlich gilt es viertens, weitere Kostenpotenziale zu heben. So können etwa allein durch den 2014 auslaufenden Mietvertrag für das nicht mehr benutzte Betriebsgelände in Birkenwerder jährlich bis zu 1,0 Mio. Euro eingespart werden.

Zum Ende seines Berichts nannte Herr Szymanski noch einmal das Ziel der FP, sich zum richtungsweisenden globalen Experten in der physischen und elektronischen Briefkommunikation zu entwickeln.


Bericht des Aufsichtsrats

Der Versammlungsleiter bedankte sich beim Vorstand für dessen Bericht und bat den neuen Vertriebsvorstand, Herrn Grethe, sich den Aktionären kurz vorzustellen. Nach eigenen Angaben verfügt Herr Grethe über ein gutes Jahrzehnt Erfahrung in Marketing und Vertrieb für Drucker und Kopierer.

Hinsichtlich des Aufsichtsratsberichts verwies Herr Röhrig auf den Abdruck im Geschäftsbericht (S.12 bis 17), sprach einige Worte zur Vorstandsvergütung und erläuterte die Veränderungen in den Organen seit der letzten Hauptversammlung. Demnach wurde der bisherige Vertriebsvorstand Drechsler per 3. Juni 2013 abberufen. Seine Bezüge laufen bis zum Vertragsende weiter. Herr Röhrig bedankte sich für die Zusammenarbeit.

Anschließend verkündete er die Erstpräsenz. Demnach waren vom Grundkapital der Gesellschaft in Höhe von 16.160.000 Euro, eingeteilt in ebenso viele Aktien, 8.622.376 Aktien entsprechend 53,36 Prozent vertreten.

Nachdem die drei neuen Aufsichtsratsmitglieder Feldmeier, Dr. Gerckens und  Röhrig sich dem Aktionariat kurz vorgestellt hatten, wurde die Generaldebatte zu allen Punkten der Tagesordnung eröffnet.


Allgemeine Aussprache - Fragen

An der Generaldebatte beteiligten sich die Aktionäre Rudolf Heil, Botho Oppermann und Tom Hiss sowie Michael Kunert als Sprecher der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger (SdK) und Dr. Malte Diesselhorst als Vertreter der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz (DSW).

Herr Heil – nach eigenen Angaben schon lange Aktionär der Gesellschaft - begrüßte die Neubesetzung des Aufsichtsrats, bemängelte aber gleichzeitig, dass das Kontrollgremium mit nur drei Mitgliedern zu klein sei. Er schlug daher vor, Herrn Botho Oppermann zusätzlich in den Aufsichtsrat zu wählen.

Herr Oppermann bedankte sich für den Wahlvorschlag und stellte sich als international erfahrener Manager vor, der früher bei den Lübecker Drägerwerken insbesondere für Osteuropa und Asien zuständig war, und bedankte sich für das ihm entgegengebrachte Vertrauen.

Sdk-Sprecher Kunert begrüßte, dass das „Tal der Tränen“ nunmehr durchschritten sei und die jüngsten Ergebnisse der Gesellschaft Anlass zu Hoffnung geben. Allerdings vermisste er im Geschäftsbericht eine Aussage zur Dividende, zumal auch der dafür ausschlaggebende HGB-Abschluss im Geschäftsbericht nicht zu finden ist. Dabei fragte sich Herr Kunert auch, ob es wirklich sinnvoll ist, bereits für 2013 eine Gewinnausschüttung vorzunehmen, wie es der Vorstand angekündigt hat, zumal die Eigenkapitalquote der FP „nicht gerade berauschend“ ist. „Welches HGB-Ergebnis wird für 2013 erwartet?“; wollte der Aktionärsvertreter wissen, und ob es eine Zielmarke für die Eigenkapitalquote gibt.

Die neue Konzernfinanzierung wertete Herr Kunert als positives Zeichen und erfragte deren Konditionen und Flexibilität. Ferner interessierte er sich für die Höhe der Investitionen in den Vertrieb und F&E im laufenden und kommenden Geschäftsjahr.

Nicht ganz klar war Herr Kunert die Mietbelastung durch zwei Standorte geworden. Daher erkundigte er sich nach Untermietverträgen am früheren Standort Birkenwerder und danach, wo die Konzernzentrale künftig angesiedelt sein wird. Zudem wollte er wissen, was der Umzug gekostet hat und in welcher Höhe durch den Umzug künftig Kosten eingespart werden können.

Außerdem ist im Risikobericht der Gesellschaft von eventuell zurückzuzahlenden Fördergeldern die Rede, zu denen sich Herr Kunert genauere Angaben erbat. Schließlich hinterfragte er noch den Anstieg des Prüferhonorars sowie den Anteil der POSTBASE am Gesamtumsatz von FP und  den Anteil der von FP abgewickelten DE-Mails am geschätzten Gesamtmarktvolumen in Deutschland von 540 Mio. DE-Mails pro Jahr. Abschließend erkundigte er sich nach den Hintergründen und Kosten der Amtsniederlegung von Herrn Drechsler und beantragte die Einzelentlastung des Aufsichtsrats.

DSW-Vertreter Dr. Diesselhorst freute sich wie sein Vorredner über das aus Sicht der Aktionäre erfolgreich abgeschlossene Geschäftsjahr 2012, kritisierte jedoch die Segmentberichtserstattung als unzulänglich. Die Aufteilung in die drei operativen Segmente Produktion mit 5,0 Mio. Euro Umsatz in 2012, Deutschland mit 75,0 Mio. Euro und International mit 85,0 Mio. Euro Umsatz erschien ihm zu wenig aussagekräftig. Daher mahnte er eine bessere Darstellung des Geschäfts an. Daran anknüpfend erkundigte er sich nach den Zahlen, nach denen das Geschäft intern gesteuert wird.

Außerdem wollte Dr. Diesselhorst mehr über die Wettbewerber und deren Entwicklung erfahren und fragte zudem danach, wie man mit der DE-Mail genau Geld verdient, wie die Logistik des Unternehmens funktioniert und welchen Sinn das Ersatzteillager in Bremen macht.

Die Ankündigung einer Dividende für das Geschäftsjahr 2013 begrüßte der DSW-Vertreter. Hinsichtlich der Kandidatur von Herrn Oppermann für den Aufsichtsrat erkundigte sich Dr. Diesselhorst, inwieweit dieser Vorschlag mit der Verwaltung im Vorfeld abgestimmt worden sei. Schließlich fragte er noch, aus welchen Gründen Dr. Gerckens zurückgetreten ist und dankte abschließend der Verwaltung und den Mitarbeitern für die geleistete Arbeit.

Bevor der Vorstand mit den Antworten begann, erklärte sich der Versammlungsleiter mit dem von Herrn Kunert gestellten Antrag auf Einzelentlastung des Aufsichtsrats einverstanden.


Antworten

Wie Herr Szymanski zunächst erläuterte, lässt sich das DE-Mail-Geschäft derzeit noch nicht in konkreten Zahlen fassen, da der Markt gerade erst entsteht. Vom geschätzten Jahresvolumen von rund 540 Mio. DE-Mails strebt die FP einen Anteil von 10 Prozent an.

Die POSTBASE ist laut Vorstand zwar das umsatzstärkste Produkt, wird aber erst in 2014 vollumfänglich wirksam werden. Die Ersparnisse durch den Umzug bezifferte der Vorstandssprecher auf etwa 3,0 Mio. Euro jährlich, die Einmalbelastungen durch den Umzug auf etwa 1,5 Mio. Euro.

Miete zahlt FP nur in Birkenwerder, klärte Herr Szymanski weiter auf, das Firmengelände in Wittenberge befindet sich im Besitz der Gesellschaft. Leider hat man keinen Zwischen- oder Nachmieter für das Gelände in Birkenwerder gefunden. In Anbetracht der Tatsache, dass der Mietvertrag Ende 2014 ausläuft, sei auch nicht mehr damit zur rechnen, bedauerte Herr Szymanski, dass hier vor dem Auslaufen des Vertrags noch eine Zwischennutzung durch einen Dritten erfolgt.

Die auf 276 Tsd. Euro gestiegenen Kosten für den Abschlussprüfer erklärte der Vorstand mit der gewachsenen Zahl der Tochtergesellschaften, für die ebenfalls Abschlüsse erstellt werden müssen. Hinsichtlich des fehlenden  HGB-Abschlusses nahm der Vorstand die Anregung von SdK-Sprecher Kunert auf und versprach, diesen in den nächsten Geschäftsbericht aufzunehmen.

Bezüglich der neuen Konzernfinanzierung informierte Herr Szymanski, dass man auf ein größeres Volumen bei weniger Tilgung zurückgreifen könne und die Kosten in etwa gleich geblieben seien. Daraus ergibt sich insgesamt mehr Flexibilität. Eine konkrete Leitlinie für die Dividende sei nicht sinnvoll, erklärte Herr Szymanski, die Eigenkapitalquote soll grundsätzlich steigen, eine Zielmarke nannte er nicht.

Die Kosten des Abschlussprüfers sind in 2012 laut Vorstand so hoch ausgefallen, weil neue IFRS-Bestimmungen berücksichtigt werden mussten, zudem habe in 2012 eine Prüfung durch die DPR (Deutsche Prüfstelle für Rechnungslegung e. V.) stattgefunden. Zu einer etwaigen Verlegung des Konzernsitzes merkte der Vorstand an, dass die Zentrale zunächst in Birkenwerder bleiben solle, nach einer Alternative hält man jedoch bereits Ausschau.

An Dr. Diesselhorst gewandt widmete sich Herr Szymanski dessen Frage nach der Logistik. Wie der Vorstand ausführte, ist eine Zusammenlegung der Standorte derzeit nicht angedacht. Das Ersatzteillager in Bremen sei sinnvoll, Probleme erwachsen aus den verschiedenen Standorten nicht, im Gegenteil: führte man sie zusammen, entstünden Probleme. Daher soll alles bleiben, wie es ist.

Hinsichtlich der Segmentierung erklärte Herr Szymanski, dass in dieser Hinsicht keine Umstellung geplant sei und man diese daher gemäß IFRS 8 beibehalten wolle. Zudem verwies er auf die S. 119 des Geschäftsberichts, wo die Erlöse in 2012 nach Produktgruppen aufgeschlüsselt sind. Demnach entfielen 11,4 Mio. Euro auf Software, 39,1 Mio. Euro auf DE-Mail und 115,1 Mio. Euro auf das klassische traditionelle Geschäft.

Das Geschäftsfeld DE-Mail erläuternd verwies Herr Szymanski darauf, dass es sich um einen „gesetzlich geregelten Briefersatz“ handelt, der sich zu einer eigenständigen Umsatzsäule des Konzerns entwickeln soll. Dazu werden nicht nur das Produkt selbst, sondern auch der dazugehörige Service und eine entsprechende Beratung ihren Teil beitragen.

Als Wettbewerber führte der Vorstand das US-amerikanische Unternehmen Pitney Bowes mit 2,3 Mio. installierten Systemen sowie die deutlich kleinere FAMA an. Mit einem Weltmarktanteil von 10,4 Prozent sieht sich FP auf Platz drei der Rangliste positioniert. In Deutschland und Österreich hält der Konzern einen Marktanteil von über 40 Prozent. Wie der Vorstandssprecher betonte, sieht sich FP gut aufgestellt, um gegen größere Konkurrenten bestehen zu können. So beläuft sich der Marktanteil von FP im US-Markt auf 5,6 Prozent. Während der Markt insgesamt schrumpft, vergrößert die FP ihren Marktanteil.

Wie der Aufsichtsratsvorsitzende anschließend erläuterte, lief der Vertrag von Herrn Drechsler bis zum 22. Februar 2015. Aus diesem Vertrag steht ihm ein Gesamthonorar von 529 Tsd. Euro zu, daher wurden 514 Tsd. Euro zurückgestellt, was in etwa der Höhe der Abfindung entspricht. Zudem informierte Herr Röhrig, dass der Rücktritt von Dr. Gerckens als Aufsichtsratsmitglied erst Mitte Mai 2013 erfolgtes. Damit sollte der Weg für eine komplette Neubesetzung des Aufsichtsrats frei gemacht werden. Zudem erklärte er, dass die Kandidatur von Herrn Oppermann ohne vorherige Kenntnis des Aufsichtsrats vorgeschlagen wurde. Herr Oppermann hatte zwar im Nachgang zur letztjährigen Hauptversammlung sein Interesse bekundet, sich dann aber „nicht mehr gerührt“. Die Befristung der Aufsichtsratsmandate bis 2015 ist laut Herr Röhrig darauf zurückzuführen, dass es sich nicht um Neuwahlen, sondern um Nachwahlen handelt.


Weitere Fragen und Antworten

In einer zweiten Diskussionsrunde interessierte sich SdK-Sprecher Kunert dafür, was der Vorstand unter „kurzfristig hohen Zukunftsinvestitionen“ versteht und erfragte die derzeitigen Zinsen der Konzernfinanzierung. Ferner sorgte er sich um eine mögliche Hochwassergefahr in Wittenberger und wollte schließlich wissen, ob die an Herrn Drechslerl gezahlte Abfindung auch Boni enthält.

Aktionär Tom Hiss dankte Herrn Drechsler für dessen Arbeit und dem Aufsichtsrat, insbesondere Herrn Röhrig für dessen Tätigkeit. Wie er weiter ausführte, erfordere ein neuer Markt oft eben auch neue Führungskräfte. Da der Aufsichtsrat nunmehr unternehmerisch denkt, hat die FP gute Voraussetzungen, um sich künftig gedeihlich zu entwickeln. Herr Hiss verabschiedete sich mit einem: „Frohes Gelingen!“

Vorstandssprecher Szymanski bedankte sich für das Lob des Aktionärs und betonte, dass es wichtig sei, die Grenzen des eigenen Know-hows zu kennen. Zu den letzten Fragen von Herrn Kunert erklärte er, dass der Zinssatz bei 350 Basispunkten plus Euribor liegt. Die „kurzfristig hohen Investments“ erläuterte er dahingehend, dass im laufenden Jahr etwa 2 bis 4 Mio. Euro mehr als im Vorjahr investiert werden sollen, was durch den notwendigen Austausch der installierten Basis erforderlich sein wird. In den kommenden drei Jahren müssen bis zu 35.000 Maschinen ausgetauscht werden.

Eine Hochwassergefahr besteht am Standort Wittenberge nicht, beruhigte Herr Szymanski. Auch beim Erreichen von Höchstpegelständen, ja selbst bei einem Deichdurchbruch besteht keine Überschwemmungsgefahr. In Anbetracht der aktuellen Überschwemmungslage hat man jedoch bei einem minimalen Aufwand von unter 10.000 Euro für den unwahrscheinlichen Fall eines Wassereinbruchs entsprechend Vorsorge getroffen.

Hinsichtlich der an Herrn Drechsler gezahlten Abfindung informierte der Aufsichtsratsvorsitzende, dass diese sich insgesamt auf 528 Tsd. Euro belief und nach der Abberufung keinerlei Bonuszahlungen mehr enthielt.


Abstimmungen

Vom Grundkapital der Gesellschaft in Höhe von 16.160.000 Euro, eingeteilt in ebenso viele Aktien, waren 8.674.826 Aktien entsprechend 53,68 Prozent präsent.

Über den anfangs von Herrn Heil gestellten Antrag, Herrn Oppermann in den Aufsichtsrat zu wählen, sollte laut Versammlungsleiter erst entschieden werden, wenn der Vorschlag der Verwaltung zu TOP 5 nicht die erforderliche Mehrheit findet. Dieses war für den Kandidaten Dr. Claus Gerckens der Fall, der nur von 13,68 Prozent des anwesenden Grundkapitals gewählt wurde. Damit stand der Vorschlag von Herrn Heil zur Abstimmung, die anschließend folgte. Herr Oppermann wurde bei einer Zustimmungsquote von 99,99 Prozent als drittes Mitglied in den Aufsichtsrat gewählt. Alle anderen Beschlussvorlagen wurden bei Zustimmungsquoten von mindestens 99 Prozent angenommen

Im Einzelnen beschlossen wurden der Vortrag des Bilanzgewinns auf neue Rechnung (TOP 2), die Entlastung von Vorstand (TOP 3) und der Mitglieder des Aufsichtsrat Dr. Gerckens (Zustimmungsquote: 82,55 Prozent), Dr. Hoffmann (93,08 Prozent), Holzer (99,99 Prozent), Feldmeier (99,99 Prozent), Christoph Weise (93,05 Prozent) (TOP 4), die Nachwahl der Herren Robert Feldmeier (99,9) , Klaus Röhrig (97,14) und Botho Oppermann zum Aufsichtsrat (TOP 5) sowie die Bestellung der KPMG AG Wirtschaftsprüfungsgesellschaft, Berlin, zum Abschlussprüfer (TOP 6).

Nach gut vier Stunden schloss Herr Röhrig die Hauptversammlung um 14:10 Uhr.


Fazit

Auf dem Papier hat die Francotyp Postalia AG wieder in die Erfolgsspur zurückgefunden. Die Ergebnisse des Jahres 2012 und auch des ersten Quartals lassen bei den Aktionären wieder die Hoffnung aufkeimen, dass – wie SDK-Sprecher Kunert es ausdrückte – „ das Tal der Tränen durchschritten ist.“ Für das Geschäftsjahr 2013 wurde sogar die Wiederaufnahme der Gewinnbeteiligung der Aktionäre angekündigt und bis 2015 hat man sich dem ambitionierten Ziel verschrieben, den Nettojahresgewinn von heute 4,0 auf dann 8,0 Mio. Euro zu verdoppeln.

Gesetzt wird dabei auf die neue POSTBASE, das Geschäfts mit den DE-Mails und vor allem eine verstärkte Erschließung des internationalen Geschäfts. In dem Maße, in dem diese Vorhaben gelingen, wächst die Chance darauf, dass der Preis der Aktie nach oben geht.

Mit der nunmehr kompletten Neubesetzung des Aufsichtsrats ist zudem mehr internationale Kompetenz in das  Kontrollorgan eingezogen, die dem Erfolg der Strategie zugutekommen sollte.  


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Veröffentlichungsdatum: 30.06.2013 - 19:00
Redakteur: beo
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