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HV-Bericht Hawesko Holding AG - Operatives Ergebnis soll überproportional wachsen
Am 17. Juni 2013 fand in Hamburg die ordentliche Hauptversammlung der Hawesko Holding AG statt. Im abgelaufenen Geschäftsjahr erzielte die Gesellschaft in Verbindung mit einem Sondereffekt im Finanzergebnis eine deutliche Ergebnisverbesserung. Rund 650 Aktionäre und Gäste, unter ihnen auch Thorsten Renner für GSC Research, hatten sich im Operettenhaus eingefunden, um sich über die weiteren Perspektiven des Unternehmens zu informieren. Der Aufsichtsratsvorsitzende Prof. Dr. Franz Jürgen Säcker eröffnete die Hauptversammlung und entschuldigte seine Aufsichtsratskollegin Frau Kamper. Nach dem Verlesen der sonstigen Formalien übergab Prof. Säcker das Wort an den Vorstandsvorsitzenden Alexander Margaritoff.


Bericht des Vorstands

Herr Margaritoff hob zu Beginn die wichtigsten Entwicklungen hervor. Der Weinmarkt legte auch in 2012 zu und Hawesko gelang es erneut Marktanteile hinzuzugewinnen. Die deutsche Wirtschaft wuchs beim Bruttoinlandsprodukt um 0,7 Prozent und damit langsamer als im Vorjahr. Damit zeigte sich die deutsche Wirtschaft aber weitgehend krisenresistent. Auch die privaten Konsumausgaben stiegen im vergangenen Jahr um 0,8 Prozent und blieben somit hinter dem Vorjahreswachstum von 1,7 Prozent zurück. Der Weinkonsum in Deutschland erhöhte sich wertmäßig um 1,2 Prozent, während die Menge um 2,8 Prozent nachgab. Laut Herrn Margaritoff setzte sich aber der Trend in Richtung Qualität weiter fort, wovon auch Hawesko profitierte.

Entsprechend verbesserte sich der Inlandsumsatz um 13 Prozent, Hawesko entwickelte sich also ausgesprochen erfolgreich, betonte Herr Margaritoff. Insgesamt verzeichnete der Konzern einen Umsatzzuwachs von 9 Prozent auf 449 Mio. Euro und erreichte damit einen neuen Höchststand. Mit Ausnahme von Château Classic konnten alle Bereiche zu diesem Wachstum beitragen. Allerdings blieb das EBIT mit 26,1 Mio. Euro leicht hinter dem Rekordwert des Vorjahres von 26,8 Mio. Euro zurück. Belastungen resultierten aus dem untypischen Geschäftsverlauf im Weihnachtsgeschäft und dem schwachen Geschäft bei Château Classic. Durch positive Einmaleffekte im Finanzergebnis stieg jedoch der Jahresüberschuss nach Anteilen nicht beherrschender Gesellschafter um 26 Prozent auf 22,5 Mio. Euro. Dies entsprach einem Gewinn je Aktie von 2,51 Euro.

Wie Herr Margaritoff weiter ausführte, beruht die Wachstumsstrategie auf drei Säulen. Dazu zählt die Weiterentwicklung der traditionellen und etablierten Vertriebswege verbunden mit der Suche nach neuen Wegen, um Menschen auf das Angebot des Unternehmens aufmerksam zu machen. Durch den zunehmenden Onlinehandel nimmt jedoch die Loyalität der Kunden ab, sie sind immer weniger auf einen bestimmten Vertriebskanal festgelegt. Deshalb forciert Hawesko das Zusammenwachsen von klassischem Versand, stationärem Geschäft und Onlinehandel im Rahmen der konsequenten Multichannel-Strategie. Daneben hält Hawesko immer Ausschau nach strategisch passenden Akquisitionen, wie zuletzt in der Schweiz im französisch sprechenden Raum. Gemessen am Umsatz hat sich Hawesko mittlerweile weltweit als Nummer 1 im Online-Weinhandel etabliert und durch zusätzliche Investitionen soll diese Position weiter ausgebaut werden, betonte Herr Margaritoff.

Der Finanzvorstand Ulrich Zimmermann ging dann näher auf die Zahlen des vergangenen Jahres ein. Demnach stieg der Umsatz um 9,0 Prozent auf 449 Mio. Euro, was hauptsächlich auf die Erstkonsolidierung von Wein & Vinos zurückzuführen war. Bereinigt um diesen Effekt lag das Umsatzwachstum bei etwa einem Prozent. Unter zusätzlicher Herausrechnung von Château Classic belief sich das Umsatzwachstum aber auf gut 5 Prozent. Profitieren konnte die Gesellschaft von der Auslieferung des Bordeaux-Jahrgangs 2009, dem Marktauftritt in Schweden und der Schweiz sowie dem Ausbau des Online-Geschäfts.

Nicht zufrieden war Herr Zimmermann dagegen mit der Entwicklung bei Château Classic. Nach dem Boom der Vorjahre kam die Nachfrage aus dem Fernen Osten fast zum Erliegen, so dass sich der Umsatz von 26,6 auf 11,6 Mio. Euro verringerte. Späte Bestelleingänge und eine Softwareumstellung im Versandhandel wirkten sich im vierten Quartal belastend aus, was zum EBIT-Rückgang von 26,8 auf 26,1 Mio. Euro führte.

Dagegen gelang es Hawesko die Rohertragsmarge von 39,6  auf 40,7 Prozent zu steigern. Im Zuge des Ausbaus der E-Commerce-Aktivitäten und der erstmaligen Einbeziehung von Wein & Vinos stieg der Personalaufwand von 40,2 auf 45,9 Mio. Euro. Entsprechend erhöhte sich auch die Personalaufwandsquote von 9,8 auf 10,2 Prozent. Bei der Werbung verzeichnete die Gesellschaft einen Anstieg um 5,7 Mio. Euro auf 39,7 Mio. Euro. Der Anstieg um 8,9 Prozent resultierte aus der Neukundenakquise. Immerhin konnten dadurch im letzten Jahr rund 320.000 Neukunden gewonnen werden. Umsatzbedingt stiegen auch die Versandkosten um 3,9 auf 19,1 Mio. Euro.

Laut Herrn Zimmermann legte der Umsatz im Segment stationärer Weinfacheinzelhandel um 3,8 Prozent auf 126,8 Mio. Euro zu. Flächenbereinigt belief sich das Wachstum auf 2,4 Prozent. Darüber hinaus konnte die Zahl der aktiven Kunden erneut gesteigert werden. Bedingt durch eine schwächere Handelsmarge und höhere Partneraufwendungen sank das EBIT um 2,4 Prozent auf 14,4 Mio. Euro. Der Umsatz im Segment Großhandel gab um 2,6 Prozent auf 176,4 Mio. Euro nach, wobei das Minus ausschließlich  auf die schwache Geschäftsentwicklung bei Château Classic zurückzuführen war. Bereinigt um diesen Effekt erzielte der Bereich jedoch ein erneutes Umsatzplus. Die schwache Entwicklung bei Château Classic rief auch den Rückgang beim EBIT von 9,2 auf 8,2 Mio. Euro hervor.

Mit einem Umsatzplus von 34,4 Prozent auf 145,3 Mio. Euro entwickelte sich der Versandhandel insgesamt positiv. Die Erstkonsolidierung von Wein & Vinos trug im abgelaufenen Jahr 32,5 Mio. Euro zum Umsatz bei. Bereinigt um Wein & Vinos lag der Umsatzzuwachs bei 4,3 Prozent. Erfreulich mit einem Zuwachs von knapp 70 Prozent entwickelte sich nach den Worten des Finanzvorstands der Versandhandel nach Schweden. Eine immer wichtigere Rolle nimmt der Onlinehandel ein. So stieg der Umsatzanteil binnen Jahresfrist von 25 auf 39 Prozent. Das EBIT verbesserte sich im abgelaufenen Jahr von 7,7 auf 8,7 Mio. Euro, blieb damit aber hinter der ursprünglichen Erwartung zurück. Auslöser waren die Softwareumstellung und der späte Auftragseingang, so dass einige Aufträge nicht rechtzeitig abgewickelt werden konnten, teilte Herr Zimmermann mit.

Im Finanzergebnis wies Hawesko einen Nettoertrag von 4,2 Mio. Euro aufgrund hoher Bewertungsanpassungen von langfristigen Finanzverbindlichkeiten im Zusammenhang mit der Akquisition von Wein & Vinos aus. So kletterte das Ergebnis vor Steuern von 26,3 auf 30,3 Mio. Euro und der Jahresüberschuss legte auf 22,5 Mio. Euro zu. Bereinigt um den außerordentlichen Ertrag im Finanzergebnis belief sich der Jahresüberschuss auf 17,9 Mio. Euro und lag damit unverändert gegenüber dem Vorjahreswert.

Zufrieden zeigte sich der Finanzvorstand mit der soliden finanziellen Basis und der Eigenkapitalquote von 38 Prozent. Mit dieser Basis kann die Gesellschaft den Fokus auf das weitere Wachstum richten, erklärte Herr Zimmermann. Beim Cashflow aus der laufenden Geschäftstätigkeit verzeichnete Hawesko ein leichtes Plus von 16,9 auf 17,9 Mio. Euro. Der Cashflow aus Investitionstätigkeit belief sich im vergangenen Jahr auf 25,4 Mio. Euro.

Im laufenden Jahr rechnete Herr Zimmermann mit einem Wachstum von etwa 6 Prozent. Innerhalb des Segments Versandhandel ging er bei Wein & Vinos als auch bei The Wine Company von einem überproportionalen Zuwachs zwischen 10 und 20 Prozent aus. Die Übernahme von Vogel Vins soll im Großhandel zu einem Umsatzschub im mittleren einstelligen Millionenbereich führen. Laut Herrn Zimmermann liegt die Erwartung für das EBIT bei 28 Mio. Euro. Aufgrund der Normalisierung beim Finanzergebnis auf etwa minus 1,5 Mio. Euro und einer Steuerquote von etwa 30 Prozent dürfte der Jahresüberschuss unter dem Vorjahreswert liegen, prognostizierte der Finanzvorstand. Bereinigt um die Sondereffekte ging er von einem unveränderten Jahresüberschuss aus.

Herr Margaritoff ging dann noch einmal auf die Strategie für das laufende Geschäftsjahr und die nähere Zukunft ein. Im abgelaufenen Jahr gelang es im Facheinzelhandel 103.000 Neukunden zu gewinnen. Dieser positive Trend soll auch im laufenden Jahr fortgesetzt werden. Darüber hinaus soll im Facheinzelhandel das Internet stärker in den Verkaufsprozess einbezogen werden. Laut Herrn Margaritoff zeigt die Erfahrung, dass On- und Offline-Kunden einen höheren Umsatz tätigen. Mit dem Relaunch des Onlineshops soll der Onlineumsatz bei Jacques‘ im laufenden Jahr auf über 3 Mio. Euro verdoppelt werden. Daneben steht auch die weitere Modernisierung der Depots auf der Agenda.

Im Bereich Großhandel vollzog die Gesellschaft erfolgreich die Umstellung auf das neue SAP-System. Laut Herrn Margaritoff wurde auch das Vertriebsteam weiter ausgebaut. Große Fortschritte erzielte Hawesko bei der Expansion in der Schweiz. Bei einer mittelfristigen Verdopplung der Umsätze möchte Hawesko zu einem der führenden Player in der Schweiz aufsteigen. Nach den jüngsten Erfahrungen wurde das Angebot bei Château Classic auf eine breitere Basis gestellt, um vom nächsten Aufschwung in den ausländischen Märkten profitieren zu können, teilte Herr Margaritoff mit.

Die erstmalige Konsolidierung von Wein & Vinos brachte auch neue Konzepte mit sich, gab der Vorstandsvorsitzende bekannt. Zufrieden war der Vorstandsvorsitzende auch mit dem Start neuer Konzepte wie Ninetyninebottles.de und Weinlet.de, da hierüber neue Kundengruppen erschlossen werden konnten.  Das Geschäft in Schweden entwickelte sich erfreulich weiter und Herr Margaritoff war zuversichtlich, mit dem aufgebauten Kundenstamm in diesem Jahr den Break-even zu erreichen.

Neben dem Kursplus von 14 Prozent im Jahr 2012 durften sich die Aktionäre auch wieder über eine attraktive Dividende freuen, stellte Herr Margaritoff fest. Für das abgelaufene Geschäftsjahr schlägt die Verwaltung nun eine erneute Dividendenanhebung von 1,60 auf 1,65 Euro je Aktie vor. Dies ist dann bereits das zehnte Jahr in Folge mit einer steigenden regulären Dividende, so der Vorstandsvorsitzende. Bei einem weiterhin profitablen Wachstum soll der Umsatz im laufenden Jahr um  6 Prozent wachsen und das EBIT überproportional auf 28 Mio. Euro zulegen. Auch  2014 sollen Umsatz und Ergebnis weiter wachsen und der Umsatz nach Möglichkeit die Marke von 500 Mio. Euro überspringen.

Herr Margaritoff machte gute Voraussetzungen aus, um die Wachstumsziele zu erreichen. Der Trend weg von Bier hin zu Wein hält weltweit an, ebenso wie der Trend zu höherwertigem Wein. Hohes Wachstumspotenzial sah er auch in den nicht traditionellen Weinländern wie Deutschland. Zum 31. März 2013 kam es zu Verzögerungen bei der Auslieferung von Bordeaux  hervorgerufen durch die kalte Witterung. Bis Ende Mai konnte dieser Rückstand ausgeglichen werden und Hawesko befindet sich aktuell wieder im Rahmen der Planung.

Nachdem Hawesko zum führenden Weinhändler in Deutschland aufgestiegen ist, liegt der strategische Fokus für die kommenden 10 Jahre auf der weiteren Internationalisierung des Unternehmens, betonte Herr Margaritoff. Es liegen zwar zahlreiche Beteiligungsmöglichkeiten vor, diese müssen aber sowohl von der Strategie als auch von der Ergebnisseite her zu Hawesko passen. In Summe blickte der Vorstandsvorsitzende auf eine aussichtsreiche  Entwicklung. Dieser nachhaltige Erfolg ist jedoch nur mit motivierten Mitarbeitern möglich, denen Herr Margaritoff in diesem Zusammenhang zum Ende seiner Ausführungen herzlich dankte.


Allgemeine Diskussion

Auch wenn das Rekord-EBIT des Vorjahres nicht ganz erreicht wurde, war Herr Freiherr von Kap-herr als Sprecher der Schutzgemeinschaft der Kapitalanleger e. V. (SdK) mit der vorgeschlagenen Dividendenanhebung zufrieden. Nicht verständlich war für ihn jedoch, weshalb die Softwareumstellung ausgerechnet im wichtigen vierten Quartal vorgenommen wurde. Nach Aussage von Herrn Margaritoff entwickelt sich Wein & Vinos sehr schnell und so stieg der Umsatz im vergangenen Jahr um 26 Prozent. Angesichts des starken Wachstums war schon länger die IT-Umstellung geplant. Diese war für den August vorgesehen, nach diversen Schwierigkeiten musste aber sogar die Softwarefirma gewechselt werden. So verzögerte sich die Umstellung dann bis November und auch dort lief nicht alles problemlos. Wie Herr Margaritoff weiter ausführte, konnten einige Lieferungen nicht wie geplant ausgeführt werden, aktuell sind die Schwierigkeiten jedoch behoben.

Etwas enttäuschend fand der Aktionärssprecher die Entwicklung bei Wein & Vinos, was Herr Margaritoff so aber nicht stehen lassen wollte. Sicherlich blieb das Ergebnis etwas hinter den Erwartungen zurück, die Gesellschaft wächst aber sehr schnell und liegt in den ersten 5 Monaten bereits wieder 20 Prozent über Vorjahresniveau. Zudem spricht das Unternehmen neue Kundengruppen an und brachte neue Ideen ein. Auch das EBIT läuft jetzt in die geplante Richtung, fügte der Vorstandsvorsitzende ergänzend hinzu.

Sowohl Dr. Kraus als auch Herr Freiherr von Kap-herr erbaten nähere Informationen zur Put-Option und dem Earn-out bei der Übernahme von Wein & Vinos. Vor allem bei jungen Unternehmen ist es üblich, im Rahmen der Übernahme mit einer Earn-out-Komponente zu arbeiten, erklärte Herr Zimmermann. Im vergangenen Jahr hatte man sich bei Wein & Vinos ein höheres Ergebnis erwartet. Das Verfehlen der Planung hatte zur Folge, dass der Earn-out von 1,4 Mio. Euro auf nur noch 57.000 Euro reduziert wurde. Auch die Put-Option stand im Zusammenhang mit Wein & Vinos. Zu Beginn des Jahres 2012 musste eine Einschätzung der Ertragslage erfolgen. Dieser Zeitwert wurde im vergangenen Jahr ebenfalls reduziert. Solange die Option besteht, wird man auch diese Bewertungsänderungen sehen, prognostizierte der Finanzvorstand.

Weitere Fragen des SdK-Vertreters beschäftigten sich mit dem Verkauf einer 5-prozentigen Beteiligung an Globalwine sowie den gestiegenen Aufwandsquoten und Prüfungskosten. Durch das überdurchschnittliche Wachstum im Versandhandel legten auch die Kostenquoten zu, informierte Herr Zimmermann. Bei der Personalkostenquote erwartete er auch im laufenden Jahr noch einen leichten Anstieg, während die sonstigen Aufwandsquoten konstant bleiben sollen. Den Anstieg der Prüfungskosten erklärte Herr Zimmermann mit der Einbeziehung von Wein & Vinos und somit einer weiteren zu prüfenden Gesellschaft. Laut Herrn Siebdrat erhielt der Vertriebsleiter der Globalwine bei Einstellung eine Option auf 5 Prozent, die nun gezogen wurde.

Im Zusammenhang mit der gesunkenen Marge im Facheinzelhandel erbat Herr Freiherr von Kap-herr nähere Informationen zu den Partneraufwendungen. Das letzte Jahr war durch Sonderprogramme für Partner und Mitarbeiterschulungen geprägt. Zudem wurden nach Aussage von Herrn Hoolmans die Werbeaufwendungen forciert, was zu einem Rückgang der Marge vom Rekordwert 12,1 Prozent auf 11,3 Prozent führte. Der Vorstand ging allerdings davon aus, dass sich die Maßnahmen im laufenden Jahr bereits positiv auswirken.

Thema war bei den Aktionärsvertretern auch die Entwicklung in Schweden und der Verlust bei Carl Tesdorpf. Im letzten Jahr erzielte Hawesko in Schweden bei einem Umsatz von 8 Mio. Euro einen planmäßigen Verlust von einer Mio. Euro. Wie Herr Margaritoff mitteilte, hat die Gesellschaft auch im vergangenen Jahr stark auf Neukundengewinnung gesetzt. Mit den jetzt vorhandenen Kunden können voraussichtlich im laufenden Jahr schwarze Zahlen geschrieben werden. Carl Tesdorpf wurde auf das Ultrapremiumsegment umgestellt und dabei erfolgte auch ein Personalaufbau. Die Umstellung ist bisher noch nicht abgeschlossen, der Vorstandsvorsitzende ging hier davon aus, erst 2014 wieder in die schwarzen Zahlen zu kommen.

Im Zusammenhang mit der Internationalisierungsstrategie wollten die Sprecher mehr zu den Plänen des Unternehmens erfahren. Der Vorstand schaut sich kontinuierlich um, eine konkrete Marschroute konnte Herr Margaritoff jedoch nicht nennen. Interessant fand er die Märkte in der Schweiz und Österreich sowie Großbritannien und außerhalb Europas die Märkte in den USA und China. Daran anknüpfend erkundigte sich Dr. Kraus nach möglichen Auswirkungen auf die angekündigten Strafzölle für Wein in China. Derzeit erwirtschaftet Hawesko rund 2 Prozent des Konzernumsatzes in China. Sollten dort größere Belastungen kommen, wäre dies auch kein Desaster, meinte Herr Margaritoff. Er ging aber davon aus, dass die Strafzölle bei einer etwaigen Einführung nicht sonderlich hoch ausfallen.

Nicht gern gesehen waren von Herrn Freiherr von Kap-herr die vom Aufsichtsratsvorsitzenden erbrachten Beratungsdienstleistungen. Die Tätigkeit wurde vom Aufsichtsrat gebilligt und die Tätigkeiten fallen keineswegs in den normalen Aufgabenbereich des Aufsichtsrats. Wie Prof. Säcker weiter mitteilte, verfügt Hawesko zudem nicht über eine eigene Rechtsabteilung. Abschließend kündigte der SdK-Sprecher seine Ablehnung gegenüber dem genehmigten Kapital an, da der mögliche Bezugsrechtsausschluss im Rahmen einer Sacheinlage mit 50 Prozent zu hoch sei. Deshalb stellte er den Antrag, den Ausschluss bei einer Sachkapitalerhöhung auf 20 Prozent zu begrenzen. Derzeit bestehen keinerlei Pläne, dieses Instrument auch einzusetzen, stellte Herr Zimmermann zunächst klar. Außerdem ist der Vorschlag lediglich eine Fortschreibung des bisherigen genehmigten Kapitals.

Nach Meinung von Dr. Steffen Kraus als Vertreter der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz e. V. (DSW) präsentierte das Unternehmen wieder tolle Zahlen und gute Aussichten. Den leichten Rückgang beim EBIT empfand er lediglich als „kleinen Schönheitsfehler“. In Summe sah er Hawesko deshalb auf einem sehr guten Weg. Auch den Dividendenvorschlag begrüßte Dr. Kraus. In diesem Rahmen interessierte ihn aber die zukünftige Dividendenpolitik. Die Dividende richtet sich laut Herrn Margaritoff stark nach Ertrag und Cashflow der Gesellschaft. Daneben soll aber auch eine gewisse Kontinuität gewahrt werden. Für die Zukunft ging der Vorstandsvorsitzende davon aus, die Kontinuität der steigenden Dividenden einhalten zu können.

Mit etwas Sorge betrachtete Dr. Kraus die negative Entwicklung bei Château Classic. Auch durch den Regierungswechsel in China kam es zu einer geringeren Nachfrage, da viele Weine auch als Präsent überreicht werden, erklärte Herr Siebdrat. Zudem war es zuvor auch zu einer preislichen Überhitzung im Super-Premiumbereich gekommen. Auf die geringere Nachfrage wurden Strukturmaßnahmen eingeleitet, die ab Herbst greifen werden. Die Entwicklung bei Château Classic wurde zur Chefsache erklärt, betonte der Vorstand und er ging davon aus, den Verlust im laufenden Jahr zu halbieren. Ab 2014 soll dann wieder der Break-even-Bereich angesteuert werden.

Informationsbedarf meldete Dr. Kraus hinsichtlich des Kaufpreises bei Vogel Vins und den Konditionen der Bankenfinanzierung an. Der Kaufpreis für den 70-prozentigen Anteil an Vogel Vins belief sich auf gut 4 Mio. CHF, informierte der Finanzvorstand. Bei der Kaufpreisermittlung wurde der Substanzwert des Unternehmens zu Grunde gelegt. Die Bankverbindlichkeiten, die aus dem Erwerb von Wein & Vinos resultierten, weisen eine Laufzeit von 4 bis 5 Jahren und eine Verzinsung zwischen 3,0 und 3,5 Prozent auf.

Nicht ganz verständlich war für den DSW-Sprecher der erneute Verlust bei der IWL Internationale Wein Logistik GmbH. Bei der IWL handelt es sich lediglich um einen internen Dienstleister, der nicht am Markt aktiv ist. Die geringen Verlusten entstammen dabei den Overheadkosten, die nicht den Vertriebsgesellschaften angelastet werden, klärte Herr Zimmermann auf. Überrascht war Dr. Kraus, dass lediglich Herr Heinemann und nicht auch Frau Kamper zur Wahl in den Aufsichtsrat vorgeschlagen wurde, da sie im letzten Jahr lediglich gerichtlich bestellt wurde. Der Aufsichtsratsvorsitzende Prof. Säcker bestätigte, dass Frau Kamper lediglich bis zur Hauptversammlung bestellt worden war. Der Aufsichtsrat hat sich auch bereits im Vorfeld um einen geeigneten Nachfolger bemüht, was jedoch noch nicht vollständig gelungen ist.

Angesichts hoher Rückgabequoten in anderen Branchen erkundigte sich Herr Konstanzer nach der Rückgabequote bei Hawesko im Versandhandel. Im gesamten Versandhandel ist die Quote jedoch verschwindend gering, beruhigte Herr Zimmermann. Im vergangenen Jahr lag sie bei rund 1,3 Prozent und auch in Schweden ist die Rückgabequote sehr gering.


Abstimmungen

Nach dem Ende der Aussprache leitete Prof. Säcker zu den Abstimmungen über. Vom Grundkapital der Gesellschaft in Höhe von 13.708.934,14 Euro, eingeteilt in 8.983.403 Aktien, waren 6.983.395 Aktien entsprechend 77,74 Prozent vertreten. Die Beschlüsse wurden alle mit mehr als 95 Prozent Zustimmungsquote im Sinne der Verwaltung gefasst. Dies waren die Ausschüttung einer Dividende von 1,65 Euro (TOP 2), die Entlastung von Vorstand (TOP 3) und Aufsichtsrat (TOP 4), die Wahl von Herrn Heinemann in den Aufsichtsrat (TOP 5), die Schaffung eines genehmigten Kapitals (TOP 6), eine Anpassung der Satzung im Hinblick auf den Bundesanzeiger (TOP 7) und die Wahl von PwC zum Abschlussprüfer (TOP 8).


Fazit und eigene Meinung


Bis auf die Sonderbelastungen im vierten Quartal, resultierend aus der Softwareumstellung und dem untypischen Bestelleingang im Weihnachtsgeschäft, kann die Hawesko Holding wieder auf ein erfolgreiches Geschäftsjahr zurückblicken. So blieb das EBIT leicht hinter dem hohen Vorjahreswert zurück. Durch einen positiven Sondereffekt im Finanzergebnis fiel der Jahresüberschuss dann aber deutlich höher aus.

Angesichts der Gewinnsteigerung durften sich die Aktionäre wieder über eine Dividendenanhebung auf 1,65 Euro je Aktie freuen. Der Jahresauftakt fiel zwar etwas verhalten aus, die Folgemonate kompensierten jedoch wieder die fehlenden Umsätze, so dass Hawesko wieder im Plan liegt. Im Gesamtjahr erwartet der Vorstand einen Umsatzzuwachs von 6 Prozent und einen überproportionalen EBIT-Anstieg auf 28 Mio. Euro. Auch die langfristigen Wachstumsaussichten sind voll intakt, Hawesko wird neben der Internationalisierung auch vom Trend zu höherwertigen Weinen profitieren. Damit stellt die Hawesko-Aktie nach den Kurssteigerungen weiter eine gute Halteposition dar.


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Veröffentlichungsdatum: 20.06.2013 - 12:48
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